Die Ökonomie des Profiboxens. Intertemporale Anreize und ihren nicht-selbsterfüllenden Wirkungen


Seminararbeit, 2017

28 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzung
1.3. Methode
1.4. Aufbau
1.5. Definitionen

2. Theoretische Grundlagen zum Modellaufbau
2.1. Die Gestaltung von Verträgen im Profiboxen
2.1.1. Der Wert „Reputation“ der Profiboxer
2.1.2. Der Marktwert eines Kampfes
2.1.3. Die Börse des Boxers
2.2. Der Performance-Index der Boxer
2.3. Die Nutzenfunktion des Boxers

3. Strategische Entscheidungen im Spiel
3.1. Der Spielablauf
3.2. Die Prinzipal-Agenten-Beziehung im Profiboxen
3.3. Das Problem des Boxers
3.4 Die optimale Entscheidung des Boxers
3.4.1. Opportunistisches Verhalten im Profiboxen
3.4.2. Negative Vermögenseffekte im professionellen Boxen
3.4.3. Das Ende des Spiels
3.5. Die Entscheidung der Fans
3.5.1. Die Kaufbereitschaft
3.5.2. Das strategische Verhalten der Fans
3.5.3. Der Einfluss der Medien

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 - Amateurboxen

Abb. 2 - Profiboxen

Abb. 3 - Der Leistungsindex der Boxer

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 - Gewichtsklassen des Profiboxens

Tab. 2 - Leistungsindizes der Profiboxer

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Lateinische Symbole

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Griechische Symbole

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mathematische Symbole

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abstract

Die vorliegende Seminararbeit untersucht die Bedingungen und Auswirkungen der geltenden Vertragsstrukturen im Profiboxen. Dabei werden zuerst die Grundlagen des Modells erläutert, aus denen folgt, dass die Boxer durch intertemporale Anreize zur Leistung ermutigt werden. Mit Bezug auf die theoretische Kosten-Nutzwert-Analyse wird gezeigt, dass Profiboxer nur solange für Kämpfe trainieren werden, bis ihr Vermögen durch Auszahlungen und Ersparnisse groß genug ist, den erwarteten Konsum der Zukunft zu decken. Empirische Daten verdeutlichen, dass es in den oberen Gewichtsklassen durchaus üblich ist, längere Pausen der Vermögensvermehrung durch Anstrengung vorzuziehen. Das fehlende strategische Verhalten der Fans unterstützt dieses wirtschaftliche Ungleichgewicht.

1. Einleitung

1.1. Problemstellung

"Let's get ready to rumble!" - mit diesem Spruch läutet Ringsprecher Michael Buffer seit 1984 die größten Profiboxkämpfe der Welt ein. So auch am 29. April 2017 im ausverkauften Londoner Wembley Stadion beim Duell der beiden Schwergewichte Anthony Joshua und Wladimir Klitschko. Vor allem finanziell lohnte sich der Kampf für die beiden Boxer: So verdienten die beiden Athleten unabhängig vom Kampfergebnis jeweils 11,9 Millionen Euro bereits vor Antritt. Diese Summe war ihnen vertraglich garantiert. Durch die Pay-per-View-Anteile beider Boxer wurde diese Summe noch einmal auf ca. 20 Millionen Euro erhöht, was für Wladimir Klitschko die höchste Gage seiner Karriere bedeutete.[1]

Im Gegensatz zu anderen Individual-Sportarten, bei denen Anreize zur Leistung durch Sieg- oder Ranglistenbelohnungen gegeben werden, hat das Profiboxen ein bislang einzigartiges Belohnungsschema: Die Höhe seiner Auszahlung, die auch als Börse der Boxer bezeichnet wird, ist für einen angesetzten Kampf vorab garantiert, egal ob der Kämpfer gewinnt oder verliert.

Welche Anreize hat ein Profiboxer also sich bei einem Kampf noch anzustrengen, nachdem er bereits den Großteil seiner Bezahlung garantiert erhalten hat?

Durch die Tatsache, dass seine zukünftige Bezahlung von seiner gegenwärtigen Leistung abhängt: Die Quelle seiner Börse ist der Marktwert des Kampfes und dieser ist weitestgehend von seiner Reputation, also seinem Ansehen, abhängig. Daher ist der Boxer mit einem Tausch zwischen dem negativen Nutzen des verausgabenden Trainings zum gegenwärtigen Zeitpunkt und dem positiven Effekt, den dieser Aufwand auf seine zukünftige Bezahlung, das Einkommen und seinen Konsum hat, konfrontiert. So funktionieren vertragliche Abmachungen im Boxen durch intertemporale Anreize.

Doch immer wieder wird beobachtet, dass hohe Auszahlungen dazu führen, dass die Boxer diese opportunistisch nutzen und sich trotz einer hohen Börse nicht ausreichend vorbereiten und die Fans mit einer schlechten Leistung enttäuschen. Dennoch funktioniert dieses wirtschaftliche Ungleichgewicht, da die Fans nicht strategisch handeln, vor allem aufgrund des wachsenden Einflusses der Medien.

1.2. Zielsetzung

Das Ziel dieser Seminararbeit ist es, aufzuzeigen, wie Anreizsysteme im Profiboxen funktionieren, wenn die Bezahlung bereits im Vorfeld garantiert ist. Inbegriffen in dieser Analyse sind die allgemeinen Modellstrukturen der Ökonomie des Profiboxens und ihre Effekte auf die jeweilige Wahl des Leistungausmaßes, sowie die Art des Fan-Verhaltens, was mit diesen vorliegenden Strukturen einhergeht.

Die zentralen Fragen, die im Rahmen dieser Arbeit diskutiert werden, lauten:

- Wie gestaltet sich die vertragliche Beziehung zwischen dem Boxer, dem Promoter und den Fans?
- Wonach entscheidet ein Boxer, ob er sich ausreichend auf einen Kampf vorbereitet oder nicht?
- Wie verhalten sich die Fans bei ihrer Entscheidung?

1.3. Methode

In dieser Arbeit werden sowohl das Modell der vertraglichen Strukturen im Profiboxen, als auch die optimalen Entscheidungen des Prinzipals und des Agenten theoretisch erörtert. Die Analyse empirischer Daten hierbei hilft, zu zeigen, dass es im Profiboxen durchaus Voraussetzungen gibt, unter denen das Anhäufen von weiterem Vermögen nicht mehr die beste Wahl des Boxers ist. Anhand eines aktuellen Beispiels wird gezeigt, inwieweit Medien heutzutage Einfluss auf das Entscheidungsverhalten der Fans nehmen können.

1.4. Aufbau

Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Im zweiten Kapitel wird zunächst die grundlegende vertragliche Struktur des Profiboxens erörtert. Ebenso werden spezifische Zusammenhänge der Ökonomie aufgezeigt. Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Komplex der jeweils optimalen Entscheidungen. Die Determinanten, von denen Individuen eine Entscheidung abhängig machen, werden dargestellt und die damit verbundenen Problematiken aufgezeigt. Abschließend kommt es in der Schlussbetrachtung zu einer Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse.

1.5. Definitionen

Profiboxen

Das Profiboxen kann synonym auch für das Berufsboxen verwendet werden.

Durch Manager und Veranstalter werden strukturelle Voraussetzungen geschaffen, um das Boxen als Beruf auszuüben, mit Fokus auf den geschäftlichen Profit für alle Parteien.[2] Es grenzt sich durch seine organisatorischen Strukturen, seine Regeln und den erlaubten Kampfsportmitteln vom Amateurboxen ab. Das auffälligste Merkmal ist, dass Profiboxer auf Schutzkleidung, sowie auf Trikots im Ring verzichten, sodass man neben den Gesichtszügen auch das Muskelspiel verfolgen kann.[3] (Abb. 1 2 - s. Anhang) Für einen Kampf muss der Profiboxer (ggf. durch seinen Manager) mit einem lizensierten Veranstalter einen Kampfvertrag abschließen. Dieser beinhaltet den Namen des Gegners, die Rundenzahl, die Gewichtsklasse, die Gage, den Kampfort und das Kampfdatum.[4] Generell werden 17 Gewichtsklassen unterschieden.[5] (Tab. 1 - s. Anhang)

Promoter

Der Promoter ist der Veranstalter der Profiboxkämpfe und verpflichtet hierfür jeweils zwei Kontrahenten. Er zahlt ihnen die Börse und finanziert und organisiert die Show rund um den Kampf, um daraus einen möglichst hohen Gewinn zu erwirtschaften. Die Abwicklung des geschäftlichen Teils läuft unter seinem Risiko.[6]

Börsen

Die Börsen sind die Auszahlungen, die ein Boxer bei einem Kampf verdient.

Fans

Ein Fan ist ein begeisterter Anhänger oder Liebhaber von etwas oder jemandem.[7]

Viewing Fee

Die Viewing Fee ist in der Beschreibung unseres Modells eine Größe für die Kosten zum Ansehen des Kampfes. Die Fans können Boxkämpfe heutzutage meistens über Streaming-Dienste, private Fernsehsender oder andere „On Demand“- Anbieter käuflich erwerben. Um das Model zu vereinfachen, gehen wir daher von der universellen Gebührengröße zum Zeitpunkt aus. [8]

Fight Buyers

Dies sind die Zuschauer des Kampfes, die die Viewing Fee zahlen.[9] Die Gruppe besteht zum Hauptanteil aus Fans, daher werden wir diesen Begriff synonym verwenden.

Performance

Die Performance ist das Maß für die Erfüllung einer vorgegebenen Leistung.[10]

Manager

Der Manager vertritt die Interessen des Boxers und verhandelt in seinem Sinne mit den Veranstaltern. Er bekommt einen prozentualen Anteil der ausgezahlten Börse.[11]

2. Theoretische Grundlagen zum Modellaufbau

2.1. Die Gestaltung von Verträgen im Profiboxen

Für die folgende Modellerörterung gehen wir davon aus, dass die beiden Boxer und zum Zeitpunkt in einem angesetzten Kampf gegeneinander antreten werden. Hierfür wird der Boxer die garantierte Börse vom Wert erhalten, der Boxer wird die Börse erhalten. Diese Beträge sind öffentlich bekannt. Als vertragliche Gegenleistung für diese Auszahlungen werden die beiden Boxer ihre Performance im Kampf liefern. Wir stellen diese Leistungsindizes für Boxer als und für Boxer als dar. Die Höhe der Börsen wird auf der Grundlage des Marktwertes bestimmt. Dieser wiederrum ist eine Funktion der Reputationen der Boxer.

2.1.1. Der Wert „Reputation“ der Profiboxer

Eine „gute Reputation“ zu haben steht synonym für einen „guten Ruf“. Laut des Gabler Wirtschaftslexikons ist es „das auf Erfahrungen gestützte Ansehen und ggf. auch Vertrauen, das ein Individuum (…) bei anderen Akteuren hat“.[12] Den Ruf des Boxers zum Zeitpunkt werden wir folgend als bezeichnen. Dieser ist abhängig von den gezeigten Performances zu den früheren Zeitpunkten und kann daher als Funktion abgebildet werden. Folglich lässt sich die Reputation des Boxers als Funktion darstellen.[13]

2.1.2. Der Marktwert eines Kampfes

Der Marktwert von etwas, ist laut Duden, „der augenblickliche Wert, den eine Ware auf dem Markt hat“.[14] Übertragen auf den Markt des Profiboxens ist der Marktwert eines Kampfes zum Zeitpunkt damit der Umsatz, den der Veranstalter sich vom Event erwartet.

Für unser Modell nehmen wir nun an, dass eine einheitliche Viewing Fee die einzige Einnahmenquelle des Veranstalters ist und den Umsatz bestimmt. Dadurch, dass diese Viewing Fee vorab von TV-Sendern oder Streaming Diensten mit dem Veranstalter ausgehandelt wird, kann vorab geschätzt werden, wie viele Käufer bereit sein werden die Höhe dieser Gebühr zu zahlen.[15] Wir gehen folglich davon aus, dass es eine Anzahl Fans gibt, die abhängig von der Höhe der Viewing Fee den Kampf kaufen. Dann ist der Marktwert des Kampfes eine Schätzung des Produktes aus der Anzahl der Käufer und der gezahlten Gebühr: .[16]

Wie wir später im Kapitel 3.5.1. sehen werden, ist die Bereitschaft des einzelnen Fans, die Viewing Fee zu zahlen von seinem Informationsset abhängig, das aus den Daten und besteht. Der Faktor steht für jede Art an “News“ zum Kampf, soll aber hier außenvorgelassen werden. Diese Relationen können wir nun auf die Marktwertfunktion beziehen und den Marktwert in eine zufällige Komponente und in eine vorhersagbare Komponente zerlegen, die in Abhängigkeit der Reputationen und der Börsen steht: .[17]

2.1.3. Die Börse des Boxers

Für die Festsetzung der Börsen schätzt der Promoter nun den vorhersagbaren Marktwert mit Bezug auf die aktuellen Reputationen der Boxer und trifft auf dieser Grundlage die Entscheidung über die Höhe der einzelnen Auszahlungen. Je höher die Reputationswerte der Boxer, desto höher wird der Marktwert geschätzt und desto höher wird ihre Börse indiziert.

Legen wir den Fokus der Betrachtungen nun auf den Boxer , dann ist dessen Börse damit abhängig von Marktwert und damit folglich auch von seinem Reputationswert , dem Reputationswertes des Boxers , sowie der Höhe dessen Börse , die wiederum abhängig ist von dessen Reputation Die Gleichung seiner garantierten Zahlung kann also formuliert werden als .[18]

Betrachtet man diese Gleichungen nun in Bezug auf die vorher erläuterten Zusammenhänge, so wird klar, dass der Boxer die Faktorenund nicht selbst beeinflussen kann. Zum Zeitpunkt kann er nur durch seinen eigenen vorab aufgebauten Reputationswert Einfluss auf die Höhe seiner Börse nehmen.

Die gerade genannten Konditionierungsargumente werden daher ab nun ausgelassen und wir verstehen, dass nur der gute Ruf des Boxers (= Reputationswert ) seine Börse zum Zeitpunkt , mit gegebenen Werten und beeinflusst.

So können wir unter der Verwendung der Reputationsdefinition aus 2.1.1. die Gleichung wie folgt umschreiben und damit für uns vereinfachen: .[19] Die Auszahlung des Boxers hängt also von seinen vorherigen Performances ab. Je besser diese waren, desto höher wird seine Börse angesetzt. Oder: je besser er heute abliefert, desto höher wird seine Auszahlung in der Zukunft sein. Er wird durch intertemporale Anreize zu einer guten Leistung ermutigt.

2.2. Der Performance-Index der Boxer

Der Performance Index bzw. und damit die Leistung des Boxers zum Zeitpunkt hängt zum einen von seinem investierten Trainingsaufwand ab. Den Aufwand kann man als Anzahl der Stunden interpretieren, die der Boxer jeweils pro Tag für die Vorbereitung aufwendet. Zusätzlich fließen für den Boxer unkontrollierbare Faktoren, wie z.B. Talent, die Tagesform oder Verletzungen ein, die die beobachtete Leistung des Boxers beeinflussen oder auch als Messfehler interpretiert werden können. Diese Faktoren lassen sich als Variable zusammenfassen. Mathematisch können wir diese Zusammenhänge daher wie folgt ausdrücken:. [20] [21]

Der Index steigt kontinuierlich mit einem höheren Aufwand . Je mehr der Boxer trainiert und sich vorbereitet, desto besser wird seine erwartete Performance bewertet (Abb. 3 - s. Anhang).

Der Output spiegelt jedoch nicht den Sieg oder die Niederlage wieder, sondern die Qualität der Performance des Kämpfers. Weil der Aufwand des Boxers nicht vollständig beobachtbar ist, kann die Börse von nicht direkt von Aufwand abhängen, sondern nur von , das als Signal für den betriebenen Aufwand wirkt. [22] [23]

2.3. Die Nutzenfunktion des Boxers

Betrachten wir nun den Nutzen des Boxers für die Länge einer Periode , so nehmen wir an, dass dieser eine Funktion des Aufwands und seines Konsums in dieser Periode ist: . [24]

Aus der allgemeinen Wirtschaftstheorie können wir hierfür das Kosten-Nutzen-Schema übernehmen: Der Trainingsaufwand sind die „Kosten“, die der Boxer zahlen muss. Sein „Erlös“ ist der Konsum . Die Differenz dieser beiden Werte ergibt den „Gewinn“ des Boxers, seinen Gesamtnutzen: .[25]

3. Strategische Entscheidungen im Spiel

3.1. Der Spielablauf

In jeder beliebigen Periode ist der ökonomische Spielablauf des Marktes im Profiboxen gleich: Der Veranstalter bestimmt die Viewing Fee des Kampfes und bewertet, wie in Kapitel 2 beschrieben, den Marktwert und die Börsen der Boxer.

Jeder Kampfkäufer wägt nun mit seinem individuellen Informationsstand ab, ob es sich für ihn lohnt, die Viewing Fee für den Kampf zu zahlen.[26] Jeder Boxer wählt nun sein jeweiliges Aufwands- und Konsumlevel und in Bezug auf die aktuelle garantierte Auszahlung und seine angesparten Vermögenswerte. Wenn der Kampf stattfindet, erhält jeder Fan seinen Output in Form der Differenz zwischen dem Nutzen, den er aus dem Schauen des Kampfes hat und der gezahlten Viewing Fee . Hieraus wird deutlich, dass der Veranstalter in diesem Modell nur das „Spielfeld“ zur Verfügung stellt und das eigentliche „Spiel“ zwischen den Fans und den Boxern stattfindet.[27]

3.2. Die Prinzipal-Agenten-Beziehung im Profiboxen

Die übliche Prinzipal-Agenten-Theorie ermittelt durch ein formal-analytisches Vorgehen die ökonomische Gestaltung des Beauftragungsvertrages aus der Sicht des Prinzipals, um den Agenten zu einem Handeln in seinem Sinne zu beeinflussen.[28] Ein klassisches Beispiel ist das Verhältnis eines Arbeitgebers und seiner Angestellten.[29]

In unserem Modell wird die Rolle des Agenten von den Boxern übernommen. Da ihre Zahlungen garantiert sind und nur sie Informationen über den tatsächlich betriebenen Aufwand haben, kann hieraus das "Moral Hazard"-Problem entstehen. Hierbei hat der Tauschpartner durch die asymmetrische Informationsverteilung sowohl die Möglichkeit als auch den Anreiz, "Kosten auf den anderen Tauschpartner überzuwälzen".[30]

Der Prinzipal ist eine große dezentralisierte Gruppe von Kampfkäufern, die ihre Handlungen nicht koordinieren. Da jede einzelne Entscheidung in der Masse unbedeutend wird, sind die meisten ihrer Entscheidungen nicht strategisch. Ein Anzeichen hierfür kann z.B. das beobachtete Kurzzeitgedächtnis der Fans sein: Eine gute Performance kann sehr leicht eine Reihe an schlechten Performances ausgleichen und andersrum. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die zwischen den Kämpfen verstrichene Zeit relativ lang ist, so dass zum Zeitpunkt nur ’s Leistung vom Zeitpunkt in den Erinnerungen der Fans bleibt.[31] So basieren ihre Erwartungen über die aktuelle Performance auf dem Wert von . Daraus können wir schlussfolgern, dass auch die Börse vorrangig nur von der vorherigen Leistung abhängt. Kumulieren wir alle Auszahlungen des Boxers , so kommen wir zu seiner Gesamtauszahlungsfunktion .[32]

3.3. Das Problem des Boxers

Das Problem des Boxers ähnelt in der Struktur eines Verkäufers, dessen Ansehen und Verkäufe von seiner bisherigen Wahl der Produktqualität abhängen.[33] Der Boxer hat den Anreiz hart zu trainieren, da seine zukünftigen Zahlungen davon abhängen. Die Fans wissen, dass das harte Training im besten Interesse des Boxers ist und kaufen nach diesen Erwartungen den Kampf. Wenn es offensichtlich wäre, dass der Boxer sich nicht vorbereitet hätte, würden die Fans ihn durch Nicht-Kauf bestrafen, bis er seinen guten Ruf wieder aufgebaut und das Vertrauen der Fans wieder gewonnen hat. Das Gleichgewicht würde sich erst wieder einstellen, wenn die Erwartungen der Kampfkäufer wieder erfüllt werden.

Allerdings sind Ergebnisse mit nicht-selbsterfüllenden Erwartungen im Profiboxen eher üblich, denn selbsterfüllende Multiperioden-Marktmechanismen ändern sich, wenn es Kreditmärkte gibt, das heißt, wenn Kredite aufgenommen werden können oder Vermögen gespart werden kann.[34] Hierdurch verliert der Prinzipal die Möglichkeit den Boxer durch Anreize zur Leistung zu motivieren. Da das Ansparen eine Art Versicherung für die Zukunft ist, wird der Boxer, einen Teil seines aktuellen Einkommens zurücklegen und die Möglichkeit der Leistungsunterdrückung mit schlechten Absichten nutzen.[35]

[...]


[1] Internetquelle: www.gnp1.de/boxen/allgemein/news/wladimir-klitschko-vs-anthony-joshua-die-gehaelter www.sueddeutsche.de/sport/boxen-wembley-erwartet-den-millionen-euro-kampf-1.3484540-2

[2] vgl. Denz 1997, 20

[3] vgl. Denz 1997, 21

[4] vgl. Denz 1997, 101

[5] Internetquelle: http://box-experte.de/gewichtsklassen-im-boxen/

[6] vgl. Denz 1997, 102 -103

[7] Internetquelle: www.wissen.de

[8] vgl. Tenorio 2000, 366

[9] vgl. Tenorio 2000, 366

[10] Internetquelle: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/5110/performance-v14.html

[11] vgl. Denz 1997, 102 - 103

[12] Internetquelle: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/9313/reputation-v6.html

[13] vgl. Tenorio 2000, 366

[14] Internetquelle: https://www.duden.de/suchen/dudenonline/marktwert

[15] Andere Umsätze, wie Pay-per-View Gebühren können auch bereits geschätzt werden, werden jedoch erst konkret nach dem Kampf bekannt sein und daher erst einmal von uns außen vor gelassen.

[16] vgl. Stocker 2002, 108

[17] Der Faktor ist dabei der Erwartungswert der Zufallsvariable, wobei gilt.

[18] vgl. Tenorio 2000, 367

[19] vgl. Tenorio 2000, 367

[20] vgl. Tenorio 2000, 367

[21] wobei gilt: und ist im Zeitverlauf unabhängig, identisch mit der Varianz verteilt.

[22] Die Genauigkeit von als Signal hängt von der Varianz ab.

[23] vgl. Tenorio 2000, 368

[24] vgl. Tenorio 2000, 368

[25] vgl. Stocker 2002, 31

[26] Diese Kaufentscheidung bestimmt später den ex-post-Marktwert und damit die Auszahlung des Veranstalters.

[27] vgl. Tenorio 2000, 368

[28] vgl. Scherm 2016, 78

[29] vgl. Jost 2001, 13

[30] vgl. Stocker 2002, 333 f.

[31] vgl. Tenorio 2000, 365

[32] vgl. Tenorio 2000, 370

[33] vgl. Klein Leffler 1981, 615-641 Shapiro 1982, 20-35

[34] vgl. Allen 1985, 27-31; Fudenberg, Holmström, Milgrom 1985, 1-31; Rogerson 1985, 69-76

[35] vgl. Rogerson 1985, 69-76

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Ökonomie des Profiboxens. Intertemporale Anreize und ihren nicht-selbsterfüllenden Wirkungen
Hochschule
FernUniversität Hagen  (WIrtschaftspolitik)
Note
1,7
Jahr
2017
Seiten
28
Katalognummer
V421679
ISBN (eBook)
9783668690745
ISBN (Buch)
9783668690752
Dateigröße
718 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ökonomie, profiboxens, intertemporale, anreizen, wirkungen
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Die Ökonomie des Profiboxens. Intertemporale Anreize und ihren nicht-selbsterfüllenden Wirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/421679

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