Kant und die Beantwortung der Frage " Was ist Aufklärung?"


Hausarbeit, 2004

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Epoche der Aufklärung

3. Die deutsche Aufklärung

4. Kant und die Aufklärung
4.1. Die Idee des Selbstdenkens oder die Frage nach der selbstverschuldeten Unmündigkeit
4.2. Aufklärung als Prozeß
4.3. Die öffentliche Person vs. der Privatperson
4.4. Kants Abhandlung als politische Schrift

5. „Aufklärung der Aufklärung“

6. Resümee

7. Literaturverzeichnis

Kant und die „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“

1. Einleitung

„Was ist Aufklärung?“ Diese Frage beschäftigte die Aufklärer noch, als der Begriff schon längst zum Schlagwort der eigenen Epoche geworden war.[1]

„Indem die Aufklärer sowohl von der Bildungsfähigkeit des Menschen überzeugt waren, als auch ihr eigenes Zeitalter als aufgeklärter beurteilten denn die Zeit ihrer Väter und Vorväter, gingen sie von der Möglichkeit des Fortschrittes in der Geschichte aus.“[2] Dabei waren sich die zeitgenössischen Autoren keineswegs einig über die Beurteilung ihrer eigenen Zeit und der genauen Definition der Begrifflichkeit „Aufklärung“. Ein Zustand der Aufgeklärtheit wurde erst durch die von Kant geforderte „Reform der Denkungsart“ realisiert, die zum Selbstdenken führen sollte. Erst das Vorhandensein eines solchen Zustandes ermöglichte es, diesen mit Inhalten zu füllen und darüber zu definieren. „Solange das nicht geschah, blieb bei Kant und anderen Autoren der Begriff Aufklärung tatsächlich auf eine oft irritierende Weise mehrdeutig.“[3]

In der hier vorliegenden Arbeit möchte ich einen historischen Überblick über die Epoche der Aufklärung geben und vor allem auf Kants Definition der Aufklärung eingehen. Dabei werde ich besonders auf seine 1784 in der „Berlinischen Monatsschrift“ veröffentlichte Abhandlung „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ Bezug nehmen.

Dazu werde ich zuerst einen allgemeinen Überblick über die Entwicklung der Aufklärung geben und dann speziell den Verlauf der deutschen Aufklärung skizzieren. Weiterhin werde ich auf Kant und sein Werk eingehen, das zeitlich und kontextuell in die Phase der Spätaufklärung fällt, um dann aufzuzeigen, warum gerade dieser Aufsatz für die Entwicklung und das Selbstverständnis der Aufklärung ausschlaggebend war. Im letzten Teil meiner Arbeit werde ich dann klären, warum Aufklärung ohne Aufklärung über die Aufklärung nicht möglich ist, und wie Kant zu diesem Problem stand.

2. Die Epoche der Aufklärung

„Als literarische und philosophische Bewegung, die vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis zum Ausbruch der französischen Revolution reicht, ist die Aufklärung keine einheitliche Bewegung“[4]. Vielmehr lässt sie sich als Prozess oder Entwicklung einer Epoche verstehen, die ein breites Spektrum von möglichen Antworten auf die Frage, was denn Aufklärung wirklich sei, zulässt. Es lassen sich jedoch einige einheitliche Strukturen in den verschiedenen Aufklärungsprogrammen sichtbar machen. Im allgemeinen ist Aufklärung „Aufhellung eines unklaren und so Aufdeckung eines verborgenen, verdeckten oder versteckten Sachverhalts“[5]. Als Denkprogramm erstrebt sie geistige Erhellung, Klärung von Fakten, „Enthüllung der Wirklichkeit und so Aufhebung des falschen Bewusstseins“[6]. Daher gehört zur Aufklärung die Information, vor allem aber Kritik und Kampf - z.B. in Form von Selbstbefreiung aus aller Bevormundung.[7] Diese Selbstbefreiung verlangt aber nach Mündigkeit, die nur durch die „systematische Anwendung der Vernunft auf alle Lebens- und Wirklichkeitsbereiche“ erlangt werden kann. Die Selbstbezeichnung des 18. Jahrhunderts als „Jahrhundert der Vernunft“ ist daher auch ein unübersehbares Indiz ihrer Selbstauffassung.[8]

Die Epoche der Aufklärung betraf länderübergreifend ganz Europa, wobei sie sich aber in den einzelnen Ländern recht unterschiedlich entwickelte.

Das entscheidende historisches Ereignis für die englische Aufklärung bildete „der mit der Glorious Revolution (1688) vollzogene Übergang zur konstitutionellen Monarchie“[9], wobei für sie zwei große Ideenkomplexe bezeichnend waren: Der Deismus auf der einen und der Liberalismus auf der anderen Seite.[10] Der Deismus war geprägt von dem Glauben an die Existenz eines Gottes, der zwar die Weltmaschine erschaffen hatte, danach aber nicht wieder in selbige eingriff. Dies führte dazu, „daß Gott nicht mehr frei war für das Außerordentliche, das Übernatürliche, wie es Wunder und Offenbarung zu sein beanspruchen“[11]. Das Natürliche wurde zum Maßstab, nur was ihm an Wissen zugänglich war, wurde geglaubt.

Alles Übernatürliche der Religionen musste daher symbolisch verstanden werden - „[S]ie könnte in Wirklichkeit nichts anderes als Natürliches meinen. Die echte Religion läge eben in der Vernunft und in ihr allein.“[12]

Der Liberalismus als zweite charakteristische Idee der englischen Aufklärung ist stark von den Lockeschen Theorien über die Naturrechte des Individuums, seiner Forderung nach Teilung der Staatsgewalt und seinen pädagogischen Ideen von der freien Entwicklung der Persönlichkeit ohne Zwang und Schema geprägt.[13] Mit diesen Ideen Lockes wurde England „zum Lehrmeister der westlichen Welt in Sachen Freiheit“[14] und gilt bis in die heutige Zeit als Geburtsland und Ursprung der Aufklärung. Ausgehend von England verbreiteten sich die Ideale der Aufklärung auch in Frankreich.

Während der Regierung von Ludwig XIV. zeichnete sich das französische Geistesleben durch kulturelle Selbstgenügsamkeit aus, erst nach seinem Tod im Jahre 1715 trat ein lebhaftes Interesse an dem in England Hervorgebrachten zutage: „Man begann die englische Staats- und Gesellschaftsverfassung, englische Naturwissenschaft und Philosophie zu studieren.“[15] Doch während die englischen Denker trotz aller Kritik im gewissen Sinne traditionsverbunden blieben, „wurde der Bruch mit der Tradition [ in Frankreich] in viel schrofferer Form und bis zur letzten Konsequenz vollzogen“[16]. Dabei gibt es auch in Frankreich zwei verschiedene Strömungen, die die französische Aufklärung vorantreiben. „Die Vermittlung der englischen Ideen an den französischen Geist war vor allem das Werk zweier Männer: Montesquieu und Voltaire.“[17] Diese beiden erhoben die Vernunft zum höchsten (Gut) des Menschen und waren überzeugt, „daß es nur der richtigen Aufklärung bedürfe, um [...] ein besseres, von der Vernunft regiertes Zeitalter allgemeiner Glückseligkeit heraufzuführen“[18].

Rousseau auf der anderen Seite will ebenfalls den Fortschritt, die Freiheit und das Glück der Menschheit, aber er will es mit anderen Mitteln.[19] Er ist ein Mann des Gefühls, der „das unbestimmte Sehnen der ganzen Menschheit aussprach“[20] und so zum eigentlichen Herold der französischen Revolution und ihrer Verkündigung der Menschenrechte wurde.[21]

[...]


[1] Vgl. Möller, Horst : Vernunft und Kritik, Deutsche Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1986, S. 11

[2] Möller, H. Vernunft, S. 16

[3] Möller, H. Vernunft, S. 17

[4] Melzer, J.B. : Deutsche Literaturgeschichte, Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 6. Aufl., Stuttgart 2001, S. 180

[5] Schneiders, Werner : Die wahre Aufklärung, Zum Selbstverständnis der deutschen Aufklärung, München 1974, S. 8

[6] Schneiders, W. : Aufklärung, S. 8

[7] vgl. Schneiders, W. : Aufklärung, S. 9

[8] vgl. Schneiders, W. : Aufklärung, S. 12

[9] Sandkühler, Hans Jörg : Enzyklopädie Philosophie, Bd. 1 A-N, Hamburg 1999

[10] vgl. Hirschberger, Johannes : Geschichte der Philosophie, Neuzeit und Gegenwart, Bd. II. , 12. überarb. Aufl., Freiburg im Breisgau 1980, S.246

[11] Hirschberger, J.: Philosophie, S. 246

[12] Hirschberger, J.: Philosophie, S. 247

[13] vgl. Hirschberger, J.: Philosophie, S. 247

[14] Hirschberger, J.: Philosophie, S. 247

[15] Störig, Hans Joachim : Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Frankfurt am Main 1999, S. 412

[16] Störig, H.J. : Philosophie, S.413

[17] Störig, H.J. : Philosophie, S.413

[18] Störig, H.J. : Philosophie, S.425

[19] vgl. Hirschberger, J.: Philosophie, S. 252

[20] Hirschberger, J.: Philosophie, S. 252

[21] vgl. Hirschberger, J.: Philosophie, S. 252

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Kant und die Beantwortung der Frage " Was ist Aufklärung?"
Hochschule
Universität Münster  (Philosophisches Seminar)
Veranstaltung
Philosophieren lernen: Methodische Einführung
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V42017
ISBN (eBook)
9783638401517
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kant, Beantwortung, Frage, Aufklärung, Philosophieren, Methodische, Einführung
Arbeit zitieren
Aline Wisniewski (Autor:in), 2004, Kant und die Beantwortung der Frage " Was ist Aufklärung?", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42017

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