Der Heilige Hubertus. Die Legende und der Kult heute


Hausarbeit, 2016

15 Seiten, Note: 2,0

Elizabeth Glenn (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Überblick über die Legende
2.1 Geschichtliche Hintergründe
2.2 Legendentypus und Attribute
2.2.1 Funktion der Legende
2.2.2 Zusammenfassung: Welche moralischen Fragen beantwortet die Legende?

3. Kult
3.1 Schützenfeste

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis
5.1 Primärliteratur
5.2 Sekundärliteratur

6. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Der Heilige Hubertus, um den es in dieser Hausarbeit geht, ist vielen Menschen nicht unbekannt. Er ist Schutzpatron der Jäger und sein Name taucht in vielen Schützenbruderschaften auf. Auch Kapellen, Ordensbruderschaften oder Pfadfinderstämme sind nach ihm benannt.[1] Sein Name kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie „der durch seinen Verstand Glänzende“.[2] Über Hubertus sind generell nur sehr wenige historische Fakten bekannt. Geboren wurde er vermutlich um das Jahr 655 als Sohn eines Edelmannes und war Schüler des heiligen Lambertus. Er war mit dem Hausmeier des fränkischen Ostreiches, Pippin, verwandt. Seine Jugend verbrachte Hubertus am Hof Theoderichs III in Paris und bekleidete dort das Amt des Pfalzgrafen. Dadurch zog er die Feindschaft Ebroins, dem Hausmeier von Neustrien, auf sich, was meistens tödlich endete. Deshalb floh Hubertus aus Paris nach Metz zu Pippin und wurde dort Oberhofmeister. Er vermählte sich mit Floribana, der Tochter des Grafen von Löwen und bekam mit ihr einen Sohn, Floribert. Als Floribana und Hubertus‘ Vater starben, zog er für 7 Jahre als Büßer in den Ardenner Wald.[3]

Nach der Ermordung des heiligen Lambertus 705 folgte Hubertus ihm in das Amt des Bischofs von Tongern und Maastricht. Später ließ er den Bischofssitz nach Lüttich verlegen.[4] Gestorben ist er am 30.05.727.[5] Sein Sohn Floribert wurde dann sein Nachfolger im Bischofsamt von Lüttich.[6] Hubertus wird besonders in Belgien, in den Niederlanden und im Rheinland verehrt, da sein Wirken dort besonders viele Spuren hinterlassen hat. Seit dem Jahr 743 ist der 3. November der allgemeine Festtag des heiligen Hubertus.[7] Er verfolgte außerdem mit besonderem Nachdruck die Reste des Heidentums in den Ardennen.[8] Seine Gebeine sind seit den Hugenotteneinfällen 1568 vermisst.[9]

Erst im 10. Jahrhundert breitete sich die Verehrung des Heiligen aus. Im 15. Jahrhundert dann wurde die Legende des Eustachius, dem auf der Jagd ein Hirsch erschien, zwischen dessen Geweih ein Kreuz zu sehen war, das mit der Stimme Jesu Christi zu Eustachius sprach und ihn bekehrte, auf Hubertus übertragen. „Diese Legende kam von Belgien nach Holland und Frankreich und von dort nach Deutschland[…].“[10]

In meiner Hausarbeit werde ich zu Beginn erst einmal einen Überblick über die Legende und deren Lebenslauf geben. Ich werde außerdem auf die Funktion der Legende eingehen und auf die moralischen Fragen, die sie beantworten soll. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Kult. Wird Hubertus auch heute noch verehrt oder ist er nicht mehr aktuell? Und warum ist er so ein häufiger Namensgeber zahlreicher Schützenvereine? Diese Fragen werde ich unter Anderem in Kapitel 3 beantworten. In meinem Fazit werde ich dann abschließend meine Ergebnisse zusammenfassen.

2. Überblick über die Legende

Um auf die Hubertus-Legende eingehen zu können, muss man zuerst einmal den Zusammenhang zwischen Hubertus und dem 500 Jahre vorher lebenden Eustachius klären.

„Die dem Hubertus zugeschriebene Hirschvision ist geschichtlich […] nicht nachweisbar. Sie ist vom Eustachius auf diesen übertragen worden.“[11] Dazu gibt es einige Hinweise und Fakten aus der Geschichte. Einige stehen in einem zeitlichen Zusammenhang, andere wiederum hängen mit den Lebensläufen der beiden Heiligen zusammen. Im Mittelpunkt steht die Apotaxis, was griechisch ist und so viel bedeutet wie „sich abkehren, verzichten“.[12]

In Kapitel 2.1 werde ich genauer auf diese Zusammenhänge eingehen und den geschichtlichen Lebenslauf der Legende schildern, in den darauffolgenden Kapiteln werde ich die Frage nach dem Legendentypus beantworten und den Sinn der Legende ergründen.

2.1 Geschichtliche Hintergründe

„Das uns aus der Dichtung und der bildenden Kunst bekannte Ereignis, ein Heiliger sei durch einen kreuztragenden Hirschen bekehrt worden, wird vornehmlich von zwei Heiligen berichtet und dargestellt: von Eustachius und Hubertus.“[13]

Eustachius, der zuvor Placidus hieß, war ein römischer Kriegsoberster. Eines Tages ging er zur Jagd, wo er einem Hirsch begegnete. Er wollte diesen erlegen, doch gerade, als er mit dem Gedanken spielte, erschien in der Mitte des Geweihs das Kreuz Jesu Christi. Und dieser sprach zu Eustachius und bekehrte ihn zum Christentum.[14]

Wie schon in dem vorhergegangenen kurzen Überblick erwähnt wurde die Legende des Eustachius im 15. Jahrhundert auf Hubertus übertragen. Es spricht viel dafür, dass Hubertus nicht selbst im Wald auf den Hirsch getroffen ist, sondern dass Eustachius stattdessen den Hirsch traf. Besonders, da man weiß, dass Hubertus mit etwa 50 Jahren Bischof in Tongern und Maastricht wurde. Vorher war er schon Schüler des heiligen Lambertus. Er war also schon sehr lange Christ und musste nicht erst noch zum Christentum bekehrt werden, so wie Eustachius. Zudem wurde er in Aquitanien in Frankreich geboren und entstammte „dem fränkischen Adel“.[15] Eustachius hingegen war Römer und wurde im heidnischen Glauben erzogen, außerdem genoss er eine militärische Ausbildung und diente als Offizier im römischen Heer. Er lebte schon um das Jahr 100, während Hubertus viel später lebte.[16] Ein weiteres Indiz ist, dass die Legendensammlung „Legenda aurea“ des Dominikaners Jacobus de Voragine, die circa um 1230-1298 entstanden ist, die Hubertuslegende nicht führtdafür aber die Legende des heiligen Eustachius.[17]

Wie wurde Hubertus denn nun Patron der Jäger?

Erst eine Chronik aus dem 12. Jahrhundert spricht von Hubertus als leidenschaftlicher Jäger. Seine Ernennung zu dem genannten Patronat könnte auf den französischen König Karl VIII, der von 1483-1498 König war, zurückgehen. Dieser war ebenfalls von der Jagd begeistert.[18] Eine andere Möglichkeit ist diese: Hubertus hat im Laufe seines Lebens in den Ardennen missioniert. Diese waren sehr reich an Wild und Wald, weshalb man dort vorher die römische Göttin Diana (in der griechischen Mythologie heißt sie Artemis), die Göttin der Jagd, verehrte. Die geschossene Beute wurde ihr geweiht, aber Hubertus verbot dies, um das Heidentum zu verbannen.[19] An ihre Stelle wurde Petrus gesetzt, aber Hubertus wurde der Patron der Jagd, ohne es zu wollen.[20] Außerdem ist er der Patron gegen die tödlich verlaufende Tollwut, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Fieber und Krämpfe.[21]

[...]


[1] vgl. Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 7.

[2] vgl. Schäfer, Joachim, Hubertus von Lüttich, https://www.heiligenlexikon.de/BiographienH/Hubertus_von_Luettich.html, 18.10.2016, 20:43.

[3] vgl. Trautmann, Markus (Hrsg.), Hubertus. Glaubenszeugen in Kevelaer, by Markus Trautmann, Kevelaer 2006,S. 5

[4] vgl. Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 7.

[5] vgl. Freckmann, Klaus (Hrsg.), Kühn, Norbert (Hrsg.), Die Verehrung des heiligen Hubertus im Rheinland. Le culte de saint Hubert en Rhénanie, RVDL-Verlag, Köln 1994, S. 9.

[6] vgl. Trautmann, Markus (Hrsg.), Hubertus. Glaubenszeugen in Kevelaer, by Markus Trautmann, Kevelaer 2006,S. 5

[7] vgl. Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 8.

[8] vgl. Bautier, Robert-Henri (Hrsg.), Lexikon des Mittelalters, Band 5: Hiera-Mittel bis Lukanien, Artemis-Verlag, München/Zürich 1991, S. 149f.

[9] vgl. Hofmann, Dr. Konrad, Buchberger, Dr. Michael (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche, Band 5: Hexapla bis Kirchweihe, Herder und Co. GmbH Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1933, S. 165f .

[10] Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 8.

[11] Paffrath, Arno, Die Legende vom Heiligen Hubertus. Ihre Entstehung und Bedeutung für die heutige Zeit und für die Hubertusfeiern, Verlag Paul Parey, Hamburg/Berlin 1961, S. 18.

[12] Röcke, Werner, Das Alte im Neuen. Paradoxe Entwürfe von Konversion und Askese in Legende und Roma des Mittelalters (Eustachius-Typus), in: Weitbrecht, Julia (Hrsg.) und Röcke, Werner (Hrsg.), Askese und Identität in Spätantike, Mittelalter und Früher Neuzeit, Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York 2010, S. 157, S. 161

[13] Paffrath, Arno, Die Legende vom Heiligen Hubertus. Ihre Entstehung und Bedeutung für die heutige Zeit und für die Hubertusfeiern, Verlag Paul Parey, Hamburg/Berlin 1961, S. 7.

[14] vgl.Paffrath, Arno, Die Legende vom Heiligen Hubertus. Ihre Entstehung und Bedeutung für die heutige Zeit und für die Hubertusfeiern, Verlag Paul Parey, Hamburg/Berlin 1961, S. 7-9.

[15] Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 11.

[16] vgl. Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 30.

[17] vgl. Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 31.

[18] vgl. Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 51.

[19] vgl. Trautmann, Markus (Hrsg.), Hubertus. Glaubenszeugen in Kevelaer, by Markus Trautmann, Kevelaer 2006, S. 5

[20] vgl. Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 53.

[21] vgl. Abeln, Reinhard, Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung, Verlagsgemeinschaft topos plus: Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, S. 54.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Heilige Hubertus. Die Legende und der Kult heute
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Germanistik)
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
15
Katalognummer
V419715
ISBN (eBook)
9783668683501
ISBN (Buch)
9783668683518
Dateigröße
863 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hubertus, Eustachius, Legende, Verehrung, Heilige, Kult
Arbeit zitieren
Elizabeth Glenn (Autor:in), 2016, Der Heilige Hubertus. Die Legende und der Kult heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419715

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