Die Merkmale des Naturalismus aufgezeigt am Werk "Die Weber" von Gerhart Hauptmann


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort

2 Die Biografie von Gerhart Hauptmann
2.1 Gerhart Hauptmann und der Naturalismus

3 Definition und kurzer geschichtlicher Abriss des Naturalismus in Deutschland

4 Das Drama – Die Weber
4.1 Kurzer Abriss des Inhaltes
4.2 Skizze der Beziehungskonstellation
4.3 Entstehungshintergründe des Dramas
4.4 Die Merkmale des Naturalismus im Werk Die Weber
4.4.1 Auswahl des Themas
4.4.2 Formschema
4.4.3 Forderung der Wirklichkeitsnähe
4.4.4 Analytisches Drama

5 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1 Vorwort

„Hier im Ort ist ein Gericht,

noch schlimmer als die Vehmen,

wo man nicht erst ein Urteil spricht,

das Leben schnell zu nehmen.

Hier wird der Mensch langsam gequält,

hier ist die Folterkammer,

hier werden Seufzer viel gezählt

als Zeugen von dem Jammer.“

So lauten die ersten Strophen des Blutgerichtes und lassen bereits die wirtschaftlichen Verhältnisse und das bedrückende System der Unfreiheit und Ausbeutung, denen das Webervolk 1844 unterlag, anklingen.

In dem Werk Die Weber von Gerhart Hauptmann bildet das Blutgericht einen „roten Faden“, der sich durch mehrere Akte zieht. Die historischen Vorgänge, die er seiner Dichtung zugrunde legt, spielten sich im Juni 1844 in den schlesischen Orten Kaschenbach, Langenbielau und Peterswaldau ab. Die Aufstände, mit denen die Weber ihre menschenunwürdigen Lebensverhältnisse zu ändern suchten, wurden in Hauptmanns Familie überliefert.

In dieser Hausarbeit sollen die Merkmale des Naturalismus an dem Drama Die Weber aufgezeigt werden. Um sich mit der Thematik zu beschäftigen, ist es zunächst einmal wichtig, sich mit der Geschichte der Epoche auseinanderzusetzen, die Entstehungshintergründe des Dramas zu durchleuchten und sich mit der Biografie Hauptmanns zu beschäftigen.

Erst unter diesen Voraussetzungen ist es möglich sich mit den naturalistischen Merkmalen des Dramas zu befassen sowie der Frage nachzugehen, inwiefern das Stück repräsentativ für die Epoche ist und sich der Intention und der Aussage des Stückes zu nähern.

„Und das muß anderscher wern, sprech ich, jetzt uf der Stelle.

Mir leiden´s nimehr! Mir leiden´s nimehr, mag kommen, was will.“

Mit diesen Worten beendet der alte Weber Ansorge den zweiten Akt und artikuliert damit den Wunsch nach Verbesserung der Lage.

2 Die Biografie von Gerhart Hauptmann

Gerhart Hauptmann ist am 15. November 1862 als jüngster von vier Geschwistern in Ober-Salzbrunn in Schlesien als Sohn des Gastwirtes „Zur Preußischen Krone“, Robert Hauptmann, geboren. Die wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechterten sich infolge des ausbleibenden Reisepublikums, welches zunehmend den Süden bevorzugte, so sehr, dass Gerhart Hauptmann – ursprünglich aus bescheidenen Verhältnissen stammend und mit unzureichender Bildung versehen – nicht in die Gastwirtschaft seines Vaters einstieg, sondern den Beruf des Landwirtes anstrebte. Trotz seiner Liebe zur Natur und zu naturnaher Tätigkeit fühlte er sich jedoch der schweren körperlichen Arbeit nicht gewachsen. Hinzu kam eine Lungenkrankheit, die ihm noch lange Zeit später zu schaffen machte. So kam es, dass er sich der Bildhauerei zuwendete. Er besuchte zeitweise die Kunsthochschule, studierte aber auch nebenbei als Gasthörer an den Universitäten Jena und Berlin Geschichte.[1]

Erst Mitte der 80er Jahre fand Gerhart Hauptmann Anschluss an die Berliner Literaturkreise wie beispielsweise bei dem Verein „Durch“. In dieser Zeit des Sozialismus heiratete er 1885 die Schwester der Frau seines älteren Bruders Georg, Maria. Mit ihr zog er nach Berlin Die „reiche“ Heirat sicherte ihm eine freie Schriftstellerexistenz sowie ein fast großbürgerliches Leben und er stieg zu einem der erfolgreichsten Theaterdichter Deutschlands auf. Die Einnahmen erlaubten ihm ein aufwendiges Leben mit ständig wechselndem Wohnsitz in Berlin, Agnetendorf/Schlesien und Hiddensee auf Rügen.

Nachdem seine Frau ihn mit seinen drei Kindern verlassen hatte und nach Amerika gegangen war, folgte Gerhart Hauptmann ihr sogar bis dahin nach, trennte sich dann aber dennoch, obwohl beide zusammen zurück nach Deutschland gekehrt waren, von ihr. Im Jahre 1904 heiratete er in zweiter Ehe die Schauspielerin Margarethe Marschalk. Seitdem war sein Haus „Wiesenstein“ in Agnetendorf/Schlesien sein ständiger Wohnsitz.

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges und der Tod seiner ersten Frau im gleichen Jahre, erschütterten Gerhart Hauptmann sehr. Trotzdem ging sein Schaffen weiter.

Gerhart Hauptmann wurde als „eminent politischer und zugleich auch unpolitischer Dichter angesehen“.[2] Er selbst verstand sich über den Naturalismus hinaus als Vertreter einer „allgemeineren deutschen Dichtung“.[3]

Neben einigen Literaturpreisen erhielt Gerhart Hauptmann 1912 sogar den Nobelpreis. Er entfernte sich zunehmend von politischen, sozialen und zeitkritischen Themen und wendete sich mehr den nationalen bzw. mythologischen Stoffen zu.

Überschattet von der deutschen Katastrophe, die seine schlesische Heimat als verheerendes Verhängnis traf, starb Gerhart Hauptmann am 6. Juni 1946 im Alter von 83 Jahren in seinem Haus „Wiesenstein“ in Agnetendorf in Schlesien.

2.1 Gerhart Hauptmann und der Naturalismus

Während Gerhart Hauptmann sich selber als Vertreter einer „allgemeineren deutschen Dichtung“[4] ansah, wurde er doch im Allgemeinen als Hauptvertreter des Naturalismus in Deutschland bezeichnet. Vor allem seine frühen Werke zeigen nicht nur politische Wirkung, sondern sind auch geprägt durch seine naturalistische Phase. Zu nennen sind dabei vor allem die Theaterstücke Vor Sonnenaufgang (1889), Die Weber (1892) und Der Biberpelz (1893). Das Stück Vor Sonnenaufgang schockierte vor allem das bürgerliche Publikum mit freimütigen Darstellungen von Sexualität und Trunksucht. Die Weber begeisterten überwiegend das Proletarierpublikum, „das unter Absingen der Arbeiter-Marseillaise das Theater verließ“.[5] Der Biberpelz wurde als politische Satire auf den preußischen Obrigkeitsstaat verstanden.

Eingelagert waren die Werke Gerhart Hauptmanns um die Jahrhundertwende in einer breiteren literarischen Strömung symbolistischer und neuromantischer Werke. Dennoch gelang ich eine breite Resonanzmit der Annäherung seiner Werke an das bürgerliche Publikum durch nicht mehr proletarisch und klassenkämpferische Themen, sondern durch volkstümlich-mythologische Inhalte.

3 Definition und kurzer geschichtlicher Abriss des Naturalismus in Deutschland

Der Naturalismus fiel ungefähr in dem Zeitraum von 1870 bis 1900. Im Metzler-Literatur-Lexikon ist ebenfalls diese Zeitspanne angegeben. Allerdings wird hier die allgemeine europäische literarische Entwicklung betrachtet,[6] während bei Wolfgang Beutin der Zeitraum des Naturalismus auf zehn Jahre (1890-1900) begrenzt wird, dieser jedoch keine räumliche Festlegung beinhaltet.[7] Kurt Rothmann sieht für den Naturalismus eine Zeitspanne von 20 Jahren vor (1880-1900), bezieht sich jedoch nur auf die deutsche Literaturepoche.[8] Fakt ist also, dass sich der Naturalismus in den Ländern Europas ganz unterschiedlich entwickelte und eine klare zeitliche Einordnung nicht abgrenzbar ist.

Zu verstehen ist unter dem Naturalismus im allgemeinen Sinn „jede künstlerische Richtung, die sich um die unmittelbare Naturnachahmung bemüht und bestimmte Ausschnitte der natürlichen oder gesellschaftlichen Wirklichkeit mit den je eigenen literarischen, bildnerischen oder musikalischen Mitteln »naturgetreu« wieder geben will.“[9]

Im Metzler-Literatur-Lexikon wird die Definition sogar noch kürzer gefasst. Der Naturalismus ist eine europäische literarische Richtung, „in der die genaue Beschreibung der »Natur«, d.h. die sinnlich erfahrbaren Erscheinungen, zum ästhetischen Prinzip erhoben ist.“[10]

Der Dichter Arno Holz verkündete im Zusammenhang mit dem Aspekt der Natur: „Die Kunst hat die Tendenz, wie die Natur zu sein.“[11] Somit ist für ihn der Naturalismus die Nachahmung der Natur.

Eingebettet ist die Epoche des Naturalismus in das Zeitalter des Wilhelminismus und wurzelte im Realismus, mit dessen kritischen Beschreibungen existentieller Möglichkeiten. Ausgehend von der Aufhebung der Kleinstaaterei im Zweiten Deutschen Kaiserreich nach 1871 setzte ein rasch steigerndes Kapitalwachstum ein, was wiederum auch die Proletarisierung großer Bevölkerungsteile und somit im negativen Sinn einige soziale Probleme hervorrief (u.a. die Wanderungsbewegung der Bevölkerung in die Städte).

[...]


[1] vgl. Lutz, Metzler-Autoren-Lexikon, S.318ff; Nommensen u. Neis, Erläuterungen zu Gerhart Hauptmann, S.7f. und Schreiner, Deutsch, S. 229.

[2] Lutz, Metzler-Autoren-Lexikon, S.318.

[3] ebd. S.319.

[4] ebd. S.319.

[5] ebd. S.319.

[6] vgl. Schweikle, Metzler-Literatur-Lexikon, S.320.

[7] vgl. Beutin, Deutsche Literaturgeschichte, S.309.

[8] vgl. Rothmann, Kleine Geschichte der deutschen Literatur, S.202.

[9] Beutin, Deutsche Literaturgeschichte, S.309.

[10] Schweikle, Metzler-Autoren-Lexikon, S.320.

[11] Rothmann, Kleine Geschichte der deutschen Literatur, S.202.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Merkmale des Naturalismus aufgezeigt am Werk "Die Weber" von Gerhart Hauptmann
Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig  (Deutsche Literatur und ihre Didaktik)
Veranstaltung
Europäische Dramen im Naturalismus
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V41944
ISBN (eBook)
9783638400985
Dateigröße
555 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Geschichtlicher Abriss des Naturalismus in Deutschland, Entstehungshintergründe des Dramas, Biografie von Gerhart Hauptmann, inwiefern ist das Stück repräsentativ für die Epoche? (Schwerpunkt)
Schlagworte
Merkmale, Naturalismus, Werk, Weber, Gerhart, Hauptmann, Europäische, Dramen, Naturalismus
Arbeit zitieren
Angela Oetzmann (Autor:in), 2003, Die Merkmale des Naturalismus aufgezeigt am Werk "Die Weber" von Gerhart Hauptmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41944

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