Die Verteidigung von Rhodos nach Guillaume Caoursins "Descriptio Obsidionis Rhodie"


Hausarbeit, 2017

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Geschichtlicher Umriss
A. Der Johanniter Orden
B. Die Bedeutung von Rhodos
C. Mehmed II.

III. Descriptio Obsidionis Rhodie
A. Beginn der Invasion
B. Sturmangriff auf St. Nikolaus
C. Niederlage der Osmanen
D. Nachwirkungen der Belagerung

IV. Fazit

V. Literaturverzeichnis

VI. Quellenverzeichnis

I. Einleitung

Im Frühling und Sommer des Jahres 1480 belagerte eine osmanische Flotte den Hauptsitz des Johanniterordens auf Rhodos. Die Johanniter unter dem Kommando ihres Großmeisters Pierre d'Aubusson widerstanden der Belagerung bis zum Eintreffen der sizilianischen Flotte, die die Türken zum Rückzug zwang. Der Vizekanzler des Ordens, Guillaume Caoursin, schrieb einen Augenzeugenbericht über die Belagerung in Latein mit dem Titel „ Descriptio Obsidionis Rhodie “. Noch im selben Jahr veröffentlichte der Verleger Ernst Ratdolt Caoursins Bericht. Dieser löste ein großes Interesse des westlichen Europas an der Belagerung aus. Das Buch wurde ein Bestseller.

Sieben zusätzliche lateinische Ausgaben wurden vor 1500 veröffentlicht und es wurde ins Englische, Italienische, Dänische und Deutsche übersetzt.1 Die vorliegende Quelle dieser Hausarbeit ist die übersetzte Fassung ins Deutsche (1513) von Johannes Adelphus: „ Wie ritterlich sie sich gehalte[n] mit dem Tyrannischen keiser Machomet v ß T ü rckye[n] lustig vn[d] lieplich zu lesen “.2 Aufgrund der besseren Verständlichkeit werde ich vermehrt auf die Originalübersetzung aus der Ulmer Ausgabe von 1496 durch W.G. Rödel zurückgreifen, die Adam Wienand in seinem Sammelwerk ausführlich wiedergibt.

Die Frage, auf die die Quelle untersucht wird, ist, wie die Johanniter dem Angriff eines scheinbar übermächtigen Heers standhalten konnten und inwiefern die Ausführungen Caoursins kritisch zu betrachten sind. Die Geschichte des Johanniterordens, sowie des osmanischen Herrschers Mehmed

II. ist weitgehend erforscht worden, sodass zu Beginn einige

Informationen in Form eines geschichtlichen Umrisses vorgestellt werden. Dabei werden grundlegende Informationen zum Orden, die Bedeutung des Standortes Rhodos, als auch die Person Mehmed II. aufgezeigt. Dabei greife ich unter anderem auf die Forschungsergebnisse Jürgen Sarnowskys zurück, der sich intensiv über mehrere Jahre mit der Geschichte des Johanniterordens beschäftigte. Im Anschluss werden einige Passagen der Quelle auf die Fragestellung hin untersucht, um abschließend eine Antwort zu formulieren.

II. Geschichtlicher Umriss

An dieser Stelle möchte ich die beiden Kriegsparteien in ihren Grundzügen vorstellen. Beginnend mit den Johanniter und ihrer Stellung auf Rhodos und folgend eine kurze Beschreibung Mehmed II..

II.A. Der Johanniter Orden

Der Johanniterorden war eine militärische religiöse Organisation, die als Pilger-Hospiz in der Stadt Jerusalem nach der Ankunft des Ersten Kreuzzugs im Jahre 1099 gegründet wurde. Der Orden erhielt im Jahre 1113 eine päpstliche Anerkennung und übernahm im zwölften Jahrhundert die militärischen Zuständigkeiten für die christlichen Staaten im lateinischen Osten. Darunter fiel der Schutz von Pilgern und christlichem Eigentum im Heiligen Land. Desweiteren unterhielten die Johanniter eine Herberge für Kranke und Pilger in ihrem zentralen Kloster und setzten einen Großteil ihrer Einnahmen für dessen Instandhaltung ein. Nachdem Akkon, der letzte christliche Außenposten im Osten, 1291 verloren war verlegten die Johanniter ihr zentrales Kloster zunächst nach Zypern und führten von dort aus die Eroberung der Insel Rhodos durch, die sie bis 1310 eroberten. Die Eroberung von Rhodos, sowie die Entscheidung es zum neuen Hauptsitz zu machen, war ein wichtiger Faktor für das Überleben des Johanniterordens.3 Die früheren Aufgaben, wie die Betreuung der Pilgern und Kranken im Heiligen Land, sowie der Schutz und die Verteidigung der heiligen Stätten, fielen nun aus. Zum Ende des 13. und angehenden 14. Jahrhunderts wurde der Orden intern umstrukturiert und konzentrierte sich an seinem neuen Standort nun vermehrt auf den Ausbau der eigenen Flotte. Zum Einen sollte die Expansion der muslimischen Herrscher unterbunden werden und zum Anderen die Möglichkeit eines weiteren Kreuzzuges bestehen bleiben. Adam Wienand betont in seiner Ausführung, dass die Kreuzzugsbegeisterung in der westlichen Christenheit zu dieser Zeit bereits erloschen gewesen sei. Die Ordensritter seien von dieser Idee jedoch weiterhin überzeugt gewesen.4

II.B. Die Bedeutung von Rhodos

Die Etablierung und Sicherung des Standortes Rhodos vollzog sich direkt im Anschluss an dessen Eroberung 1310. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts errichteten die Johanniter weitere Verteidigungen, sowie einen Großmeisterpalast. Aufgrund der geringen Bevölkerungszahl, ungefähr 10.000 Griechen, wurden verstärkt Militärsiedler angeworben, die sich mit ihren Familien auf Rhodos niederlassen sollten. Im Gegenzug für die Verpflichtung zum Militärdienst wurden erbliche Lehen

versprochen.5 Die Aufrufe fanden unter der christlichen Bevölkerung jedoch kaum Resonanz.6 Gleichzeitig wurden vermehrt Arbeiter und Schiffsführer angeworben, die eigene Schiffe und Mannschaften unterhielten. Die Pläne waren laut Sarnowsky zu ehrgeizig, weil man bis zum Ende der Ordensherrschaft auf die Anwerbung von örtlichen Söldnern angewiesen war. Daher bemühte sich der Orden darum ein gutes Verhältnis zu seinen Untertanen zu pflegen.7 Mit dem fortschreitenden 15. Jahrhundert begann die wachsende Bedrohung des Ordens durch die Großreiche der Mamelucken und der Osmanen. Die Zeit zwischen dem Angriff der Mamelucken auf Zypern (1426) und der später eintretenden Belagerung von Rhodos (1480) war gekennzeichnet von zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen. Der Einflussbereich der lateinischen Staaten wurde geschmälert. Dies zeigte sich besonders durch die Verluste westlicher Außenposten in der Ägäis, sowie die Eroberung des venezianischen Negroponte (1470) und der ehemaligen oströmischen Hauptstadt Konstantinopel (1453). Im Zuge dieser Entwicklung gewann die Insel Rhodos als eines der letzten Bollwerke gegen den muslimischen Expansionismus besonders an Bedeutung. Unter dem Großmeister Pierre d'Aubusson, über den in Caoursins Bericht ausführlich berichtet wird, wurden noch einmal die Mauern der Insel verstärkt und Verstärkung aus dem Westen angefordert. Zusätzlich gelang es 1478 einen Waffenstillstand mit den Mamelucken zu erwirken, was eine Versorgung der Insel mit Getreide aus Nordafrika ermöglichte.8

[...]


1 Theresa M. Vann; Donald J. Kagay: Hospitaller piety and crusader propaganda. Guillaume Caoursin's description of the Ottoman siege of Rhodes, 1480, London 2016, S. 1 (im Folgenden zitiert als: Vann/Kagay, Hospitaller);

2 Caoursin, Guillaume / Adelphus, Johannes: Historia Von Rhodis, Wie ritterlich sie sich gehalte[n] mit dem Tyrannischen keiser Machomet vß Türckye[n] lustig vn[d] lieplich zu lesen, Straßburg, 1513 [VD16 digital Digitalisierung, Nachweis, Bereitstellung im WWW und Langzeitarchivierung der im deutschen Sprachgebiet erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (1501-1600) der Bayerischen Staatsbibliothek, abgerufen unter: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00001935/image_1.]

3 Vann/Kagay, Hospitaller, S.8-9.

4 Adam Wienand (Hg.): Der Johanniter-Orden, der Malteser-Orden. Der ritterl. Orden des hl. Johannes vom Spital zu Jerusalem ; seine Aufgaben, seine Geschichte, 1. Aufl., Köln 1970, S. 144-149 (im Folgenden zitiert als: Wienand, Johanniter-Orden);

5 Jürgen Sarnowsky: Die Johanniter. Ein geistlicher Ritterorden in Mittelalter und Neuzeit (Beck'sche Reihe, v.2737), München 2011, S. 86-87 (im Folgenden zitiert als: Sarnowsky, 2011);

6 Jürgen Sarnowsky: Die Johanniter als Landes- und Stadtherren in der Ägäis, Hamburg, in: Czaja, Roman (Hg.): Die Ritterorden als Träger der Herrschaft. Territorien, Grundbesitz und Kirche (Ordines militares, XIV), Wyd. 1, Toruń 2007, S. 70.

7 Sarnowsky, 2011, S. 88.

8 Sarnowsky, 2011 S. 99 - 102.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Verteidigung von Rhodos nach Guillaume Caoursins "Descriptio Obsidionis Rhodie"
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V418493
ISBN (eBook)
9783668675490
ISBN (Buch)
9783668675506
Dateigröße
474 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rhodos, Guillaume Caoursin, Mittelmeer im 15. Jahrhundert, Fragmentierung und Verflechtung
Arbeit zitieren
Alexander Schröer (Autor:in), 2017, Die Verteidigung von Rhodos nach Guillaume Caoursins "Descriptio Obsidionis Rhodie", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418493

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