Etablierung der Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen nach 1945


Hausarbeit, 2017

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Erste Schritte zur neuen Industrie
A. Die Rolle der Frauen
B. Flüchtlinge und Flüchtlingsindustrien

III. Friedrich Wendenburg
A. Stadtrat und Wegbereiter
B. Die AGBI Messe

IV. Fazit

V. Literaturverzeichnis

VI. Quell enverzeichnis

I. Einleitung

Nach der bedingungslosen Kapitulation war Deutschland völlig zerstört. Es wurde militärisch und moralisch besiegt. Infrastruktur und Wirtschaft waren kaum noch vorhanden. Es gab keine staatliche Autorität, die Städte waren ruiniert und voller Flüchtlinge. Der Alltag des Volkes wurde durch Hoffnungslosigkeit, Resignation, Existenzängsten und die verzweifelte Suche nach Familienmitglieder geprägt.

Aber es war auch der Anfang, des vermutlich berühmtesten Versuchs eine Nation wieder aufzubauen. In Anlehnung an mein Referat ״Flüchtlingsindustrien im Ruhrgebiet, am Standort Gelsenkirchen“, thematisiert diese Arbeit wie die Etablierung der Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen möglich wurde. Einhergehend mit der Fragestellung, werden die ersten Erfolge und Probleme untersucht. Folgend die Rolle der Erwerbssuchenden Frauen, sowie der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in der Entwicklung des neuen Bekleidungsstandortes Gelsenkirchens. Außerdem wird die Funktion des ehemaligen Stadtrats und späteren

Sonderbeauftragten des Wiederaufbaus von Gelsenkirchen, Dr. Friedrich Wendenburg, als Schlüsselfigur des Erfolgs untersucht. Zur Beantwortung der Forschungsfrage, kommen viele Quellen aus dem Stadtarchiv der Stadt Gelsenkirchen zum Einsatz. Darunter der Schriftverkehr zwischen Dr. Wendenburg und den Vertretern der Bekleidungsindustrie, als auch gesetzgebende Maßnahmen der Landesregierung und weiterführender Literatur der neueren Geschichtsforschung. Die Fragestellung und viele weitere Dinge wird in der folgenden Ausarbeitung zum Referat zu beantworten sein. Der Zeitraum wird dabei zwischen 1945 und ca. 1950 betrachtet, da in dieser Zeit nicht nur die Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen neu entsteht, sondern die gesamte Westzone einen Wiederaufbau erlebt. An dieser Stelle möchte ich noch auf die Ausstellung ״Aufbau West“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe hinweisen und auf die Monographien der Autoren Dagmar Kift, Brigit Beese und Brigitte Schneider. Welche in Hinsicht der deutschen Geschichte von Flüchtlingen, Vertriebenen und des Wiederaufbaus der westlichen Besatzungszonen eine umfangreiche Einführung bieten.

II. Erste Schritte zur neuen Industrie

Die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen der Nachkriegszeit - die Aufteilung Deutschlands in die vier Besatzungszonen - hatte zur Folge, dass die ehemaligen Produktionsstandorte der Bekleidungsindustrie nun in der Sowjetischen Besatzungszone und in Polen lagen. Dadurch folgte eine Verlagerung der Produktionsstandorte in die westlichen Besatzungszonen, um den Wegfall der rund 50% Produktionskapazität der ehemaligen Bekleidungszentren Stettin und Breslau aufzufangen (Beese, Schneider s. 15, 2001).

Die Entstehung neuer Betriebe fanden im Umkreis bereits bekannter Standorte des Bekleidungsgewerbes und der Textilindustrie statt. Vor allem das Überangebot von Erwerbssuchenden Frauen und Frauen mit Erfahrungen im Textilbereich förderten diese Entwicklung. Allgemein im Ruhrgebiet, aber besonders an den Standorten Essen und Gelsenkirchen wurden neue Firmenstandorte mit Hilfe der Kommunen gegründet (Beese, Schneider s. 15 - 16, 2001).

Im Januar 1947 konnte die Stadtverwaltung Gelsenkirchens nach langwierigen Bemühungen erstmals einige Firmen der Bekleidungsindustrie mit rund 1000 Beschäftigten ansiedeln. Zu den anfänglichen Schwierigkeiten der Produktion gehörten unter anderem, die zerstörten ProduktionsStätten, Lager, als auch die Wohnungen der damaligen Heimarbeiterinnen. Das größte Hindernis stellte bis zum Jahreswechsel 1948/49 die Rohstoffbeschaffung dar. Des weiteren musste der Maschinenpark der Textilindustrie erneuert und erweitert werden (Neudörfer, s. 34 -35, 1998). Das Problem von geeigneten Räumlichkeiten, wurde durch Provisorien wie leerstehenden Etagen großer Kaufhäuser oder Sälen von Gaststätten gelöst. Von der Neuansiedlung von Firmen der Bekleidungsindustrie versprach man sich, das bisher einseitig auf Kohle, Eisen, Glas und Chemie aufgebaute Gelsenkirchener Wirtschaftsleben krisenfester und vielseitiger zu gestalten. Die Stadt erschloss sich eine neue Steuerquelle und sorgte dafür, dass viele der unbeschäftigten Frauen und Mädchen einer Tätigkeit nachgehen konnten (Stadtchronik Gelsenkirchen, s. 229, 1947).

II. A. Die Rolle der Frauen

An dieser Stelle möchte ich die Bedeutung der weiblichen Arbeitskraft für die Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen hervorheben. Nach Kriegsende waren viele der Männer tot, in Kriegsgefangenschaft oder verschwunden, so dass 1946 auf 1000 Männer rund 1263 Frauen kamen (Ruhl, s. 25, 1988). Die Folgen waren zum einen die alleinige Verantwortung für die Familienmitglieder, aber auch die Notwendigkeit die Arbeitskraft der Frauen bei den Aufräumarbeiten der Städte, als auch in den industriellen Sektoren einzusetzen. Zu Beginn gab es nur eine geringe Bereitschaft zu arbeiten. Die Prioritäten lagen anders. Es wurde nach verschollenen Angehörigen gesucht, eine Unterkunft, etwas zu Essen für die Kinder. Außerdem mussten die Erlebnisse des Krieges verarbeitet werden. Nach Ruhl standen diese Dinge erst einmal im Vordergrund. Damit die Versorgung der Bevölkerung nachhaltig gewährleistet werden konnte, mussten die Städte schnellstmöglich handeln (Ruhl, S.39, 1988).

Im Sommer 1945 wurde die rechtliche Grundlage für die Einziehung der arbeitsfähigen Bevölkerung geschafft. In einer Verordnung über die Leistung von Pflichtarbeit vom 31. Juli 1945 wurde daher folgendes beschlossen: ״Die Sicherstellung unserer Ernährung, die Wiederinstandsetzung unserer Wohnungen und die Neuordnung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens unseres Volkes erfordern die Heranziehung jeder für den Wiederaufbau einsatzfähigen Arbeitskraft.“ (Ruhl, s. 42, 1988). Schrittweise wurden diese Maßnahmen durchgesetzt und zudem wurde es für viele Frauen auch notwendig nach einer Beschäftigung zu suchen, um ihr Überleben zu sichern. Da die klassischen Frauenberufe im Dienstleistungssektor und der Textilindustrie besonders beliebt waren, liegt es also nahe, dass ebendiese Kräfte besonders zum Einsatz kamen. Quellen die die hohe Anzahl an Frauen in den Bekleidungsindustrien in Gelsenkirchen aufzeigen, sind unter anderem zwei Personallisten der Firmen Norenberg & Krause, sowie Witschel & Markmann. Im Juli 1947 beschäftigten beide Firmen jeweils 46 Personen. Das besondere der Firma Witschel & Markmann ist, dass alle 46 Beschäftigte Frauen waren. In der Auflistung von Norenberg & Krause lässt sich nur si eher stell en, dass mindestens zwölf der 46 Beschäftigten Frauen waren, da die folgenden Bezeichnungen nicht auf das Geschlecht hinweisen: 17״ waren ohne Stellung, 3 Hilfskräfte, 1 Hilfskraft, 12 Jugendliche“. Es ist aber davon auszugehen, dass unter den Hilfskräften und Jugendlichen ebenfalls Frauen und Mädchen waren (Stadtarchiv Gelsenkirchen, Sign. Ge 1/10, 1947).

II. B. Flüchtlinge und Flüchtlingsindustrien

Neben den Frauen spielten die vielen Vertriebenen und Flüchtlinge ebenfalls eine wichtige Rolle. Neueren Schätzungen zufolge, verloren fast 17 Millionen Deutsche nach dem zweiten Weltkrieg ihre Heimat. Dabei lag die Zahl der in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Vertriebenen bei ungefähr acht Millionen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Etablierung der Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen nach 1945
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V418491
ISBN (eBook)
9783668676824
ISBN (Buch)
9783668676831
Dateigröße
1046 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nachkriegszeit, Flüchtlingsindustrie, Industrieregionen im 19. Jahrhundert, Ruhrgebiet
Arbeit zitieren
Alexander Schröer (Autor:in), 2017, Etablierung der Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen nach 1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418491

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Etablierung der Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen nach 1945



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden