Sklavenhandel Zeitarbeit? Vor- und Nachteile eines stetig wachsenden Beschäftigungsmodells


Hausarbeit, 2017

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Abbildungsverzeichnis:

Abkürzungsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Überblick und Entwicklung
2.1. Synonyme zum Begriff „ Zeitarbeit “
2.2. Entwicklung der Branche innerhalb der letzten 20 Jahre
2.2.1. Zeitarbeitsunternehmen
2.2.2. Zeitarbeitnehmer
2.3. Segmentierung der Branche
2.3.1. Helfer
2.3.2. Fachkräfte
2.3.3. Spezialisten (Akademiker und Ingenieure)
2.4. Rechtliche Bedingungen

3. Der Zeitarbeitnehmer
3.1. Motive
3.2. Vorteile
3.3. Nachteile

4. Der Betrieb
4.1. Motive
4.2. Vorteile
4.3. Nachteile

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: Fähigkeiten, die durch Zeitarbeit vermittelt werden konnten

Abbildung 2: Transaktionsksoten in Arbeitsverträgen

Abbildung 3: Vergleich der kumulierten Gesamtkosten bei der Beschäftigung von Zeitarbeitskräften und befristet Beschäftigten

Abkürzungsverzeichnis:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Die Arbeitswelt verändert sich kontinuierlich. Neue Trends kommen, altbewährte Strukturen

Die Arbeitswelt verändert sich kontinuierlich. Neue Trends kommen, altbewährte Strukturen und Arbeitsweisen verschwinden vom einen auf den anderen Tag. Die Entwicklung macht auch vor den Mitarbeitern und deren Anstellungsverhältnissen nicht halt. Unternehmen wünschen sich heute, aus verschiedensten Gründen, zunehmend mehr Flexibilität und mehr Handlungsspielraum. Zeitarbeit ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich neue Trends und Veränderungen am Markt auf Unternehmen und deren Strukturen auswirken. Seit Jahren steht das Thema zur Diskussion. Es fallen Begriffe wie Ausbeutung, Ungerechtigkeit, man spricht sogar von modernem Sklavenhandel. Da diese Form der Beschäftigung oft diskutiert wird, habe mich dazu entschieden, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen.

Doch was steckt dahinter? Was versteht man überhaupt unter dem Wort Zeitarbeit? Wie hat sich die Branche entwickelt und was sind die Trends für die Zukunft? Diese Fragen sollen in der hier vorliegenden Hausarbeit bearbeitet und auch beantwortet werden. Zudem sollen die Vor- und Nachteile für Unternehmen und Arbeitnehmer beleuchtet werden, die in der Zeitarbeitsbranche tätig sind oder Mitarbeiter ausleihen.

Nach der Einleitung erfolgt zunächst ein allgemeiner Überblick über die Branche und deren Entwicklung sowie die rechtlichen Bedingungen zur Arbeitnehmerüberlassung. Anschließend werden die beiden großen beteiligten Parteien, die Arbeitnehmer sowie die Betriebe, die Zeitarbeiter einstellen, näher betrachtet. Hierbei wird der Fokus darauf gelegt, was die Motive für Zeitarbeit sind. Hieran folgt eine Benennung der Vor- und Nachteile für die jeweilige Partei.

Im abschließenden Fazit wird noch eine kurze Zukunftsperspektive geboten um zu zeigen, wie sich aktuelle Trends in Zukunft weiterentwickeln können.

2. Überblick und Entwicklung

Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über die Zeitarbeitsbranche, deren Entwicklung und die rechtlichen Rahmenbedingungen gegeben.

2.1. Synonyme zum Begriff „Zeitarbeit“

Es gibt viele Wörter, die synonym zum Begriff „Zeitarbeit“ benutzt werden. Diese sind beispielsweise Leiharbeit, „moderner Sklavenhandel“1, Personalleasing oder Arbeitnehmerüberlassung. Hierbei wird deutlich, wie unterschiedlich die verschiedenen Bezeichnungen sind. Ebenfalls fällt auf, dass der Begriff oft sehr negativ konnotiert ist.2

2.2. Entwicklung der Zeitarbeitsbranche innerhalb der letzten 20 Jahre

Um die Entwicklung der Branche und brancheninterne Trends aufzuzeigen, kann auf Statistiken zurückgegriffen werden. Hierbei liegt der Fokus auf den Entwicklungen der vergangenen 20 Jahren.

2.2.1. Zeitarbeitsunternehmen

Die Anzahl der Unternehmen, die Zeitarbeitsdienstleistungen anbieten, hat in den letzten Jahren immer weiter zugenommen und sich fast verdoppelt. Im Jahr 2003 waren es knapp 7.000 Unternehmen, 2015 schon über 11.000.3

Dies zeigt, dass die Nachfrage an Leiharbeitern im letzten Jahrzehnt angestiegen ist. Noch deutlicher wird diese Entwicklung, wenn man die Umsatzzahlen dieser Unternehmen betrachtet. Diese haben sich seit 2002 mehr als verdreifacht, Prognose steigend.4,5 2015 machte der Anteil der Beschäftigten in der Zeitarbeit etwa 2,5% aller Beschäftigten aus.6

2.2.2. Zeitarbeitnehmer

Auch die Anzahl der Zeitarbeitnehmer hat sich stark verändert. 2002 waren fast 320.000 Menschen in einem Zeitarbeitsverhältnis, 2015 waren weit über 900.000 Arbeitnehmer bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt.7 Wirft man einen Blick auf die Demographie innerhalb der Branche, fällt auf, dass deutlich mehr Männer angestellt sind als Frauen. Ebenfalls auffällig ist, dass, obwohl die Zahl der Gesamtbeschäftigten stark angestiegen ist, das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern fast gleich geblieben ist.8

Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass die Zeitarbeitsbranche ein sehr großes Spektrum an Tätigkeiten anbietet. Daher gibt es durchaus Tätigkeitsfelder innerhalb der Branche, die von Frauen dominiert werden. Insbesondere bei Unternehmensorganisatorischen Dienstleistungen, als auch im Bereich der Kaufmännischen Dienstleistungen und dem Tourismus überwiegt die Zahl der weiblichen Angestellten. In anderen Branchen, wie beispielsweise in der Metall- und Elektroindustrie sind deutlich mehr männliche Arbeitnehmer angestellt.9

Bei näherer Betrachtung der Löhne ist zu erkennen, dass Arbeitnehmer in der Zeitarbeitsbranche fast die Hälfte von dem verdienen, was Festangestellte im Durchschnitt aller Branchen an Lohn erhalten.10

2.3. Segmentierung der Branche

Die Zeitarbeitsbranche kann in verschiede Segmente eingeteilt werden. Diese richten sich danach, welche Art von Arbeiten der Arbeitnehmer verrichtet und über welche Qualifikationen er verfügt.

2.3.1. Helfer

Die Helfer sind diejenigen Arbeitnehmer, welche Tätigkeiten ausführen, die keine oder nur eine kurze Einarbeitung erfordern. Weiterführende Qualifikationen oder bestimmte Abschlüsse sind in der Regel nicht erforderlich.11 Die Helfer werden häufig dann eingestellt, wenn ein Unternehmen auf Nachfrage- oder Kapazitätsschwankungen reagieren muss oder besonders viel Personal ausfällt (z.B. bei einer Krankheitswelle).12 Helfer machen 38% der Zeitarbeitsbeschäftigten aus.13,14

2.3.2. Fachkräfte

Die Fachkräfte dagegen sind deutlich höher qualifiziert, haben jedoch kein abgeschlossenes Studium. Bei ihnen gilt eine erfolgreich beendete Berufsausbildung als Voraussetzung, oft haben sie auch Zusatzqualifikationen, wie beispielsweise einen Meisterbrief.15 Je nach Nachfrage auf dem Markt verändert sich auch die Bereitschaft zur Qualifizierung von Arbeitnehmern. Besteht eine hohe Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften, bieten die Zeitarbeitsfirmen mehr Weiterbildungsangebote an, um sich gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen. Fachkräfte machen ungefähr 55% der Zeitarbeitnehmer aus.16

2.3.3. Spezialisten (Akademiker und Ingenieure)

Ein Großteil der Gruppe der Akademiker und Ingenieure hat zunächst einen Beruf erlernt oder eine Ausbildung abgeschlossen und danach das Studium begonnen.17 Das Studium ist Voraussetzung für die Einordnung in diese Gruppe.18 Spezialisten machen circa 9% der Zeitarbeiter aus.19

2.4. Rechtliche Bedingungen

Bis die Zeitarbeit am 7. August 1972 erstmals durch das Arbeitnehmerüberlassungsgestz20 (AÜG) gesetzlich geregelt wurde, war die Vermittlung eigener Arbeitskräfte an andere Unternehmen gegen Bezahlung illegal. Das Gesetz hat die besondere Zielsetzung den Zeitarbeitnehmer auf arbeitsrechtlicher sowie sozialversicherungsrechtlicher Ebene zu schützen.

Hierbei ist zu beachten, dass sich das Gesetz wirklich nur auf die spezifischen Besonderheiten der Zeitarbeit und den damit verbundenen Umständen befasst. Es wirkt also nur ergänzend zu dem schon bestehenden Arbeitsrecht.21

Bei der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts wurde jedoch besonders klar betont, dass Zeitarbeit nicht mit einer Arbeitsvermittlung gleichzustellen ist., da ein Arbeitsvermittler eher beratend wirkt, während eine Zeitarbeitsfirma den Mitarbeiter auch dann noch beschäftigt, wenn er eigentlich woanders arbeitet.

Zunächst war Zeitarbeit nur als Mittel dazu gedacht, kurzfristige Personalengpässe zu überwinden. Daher war die gesetzliche Maximaldauer einer Mitarbeiterausleihe auf 3 Monate beschränkt. Nach Ablauf der Frist musste der Zeitarbeitnehmer eine neue Beschäftigung eingehen.22 Erst mit der Zeit wurde die Maximaldauer immer weiter angehoben, bis sie 2004 komplett abgeschafft wurde.23

Eine weitere, wichtige Regelung sind die Statistischen Meldungen. Die Leiharbeitsfirmen müssen halbjährlich sehr präzise statistische Informationen herausgeben. Diese sind unter anderem die Zahl der Überlassungen, demographische Daten zu Beschäftigten sowie Informationen zu den Tätigkeiten der Angestellten.24

Die Überwachung des AÜG und der gewonnen Daten übernimmt die Bundesagentur für Arbeit (BA). Die Hauptaufgaben liegen hierbei darin, die Verleiherlaubnis, die jeder Mitarbeiterüberlassung zugrunde liegt, zu verwalten und die Zeitarbeitsfirmen regelmäßig zu kontrollieren. Zudem ist die BA auch dafür verantwortlich, Ordnungswidrigkeiten zu ahnden.25

Ordnungswidrigkeiten innerhalb der Branche sind beispielsweise die Überlassung eines Arbeitnehmers ohne Genehmigung, die Beschäftigung von Ausländern ohne Arbeitsgenehmigung in Deutschland oder eine Verletzung der bestehenden Meldepflicht. Die Strafen für diese Vergehen können Geldstrafen in Höhe von bis zu 500.000€ sein. In besonders schweren Fällen sind Freiheitsstrafen von bis zu 5 Jahren möglich.26

3. Der Zeitarbeitnehmer

Das folgende Kapitel befasst sich mit dem Zeitarbeitnehmer und den Auswirkungen, Motiven und Folgen, die eine Beschäftigung in einer Personalleasingagentur für den Arbeitnehmer hat.

3.1. Motive

Die Motive dafür, bei einer Zeitarbeitsfirma zu arbeiten, sind vielzählig. Der Zeitarbeitnehmer kann sich seine Arbeitsintervalle und -zeiträume viel flexibler einteilen als andere Mitarbeiter. Dies führt dazu, dass nicht nur die Firmen, die Zeitarbeiter anstellen, sondern auch die Zeitarbeitnehmer selbst deutlich flexibler sind.27 Dennoch stehen meist andere Gründe im Vordergrund, die weniger freiwillig sind. Oftmals entscheiden sich Arbeitssuchende für eine Anstellung bei einer Zeitarbeitsfirma, weil eine Alternative fehlt.28 Demnach ist Zeitarbeit für viele oft die letzte Wahl, da sonst Arbeitslosigkeit drohen würde.

3.2. Vorteile

Auch, wenn es oft nicht direkt auffällt, bietet Zeitarbeit auch für den Arbeitnehmer viele Vorteile. Durch die häufigen Wechsel zwischen verschiedenen Unternehmen hat der Zeitarbeitnehmer den Nutzen, dass er oft Neues sieht und auch fremde Unternehmen und Tätigkeiten kennenlernt.29

Besonders bei der beruflichen Orientierung ist dies sehr hilfreich. Der Zeitarbeitnehmer lernt verschiedenste Berufsfelder praxisnah kennen. So ist es besonders für Berufsanfänger oder vormals Arbeitslose eine gute Chance, sich beruflich zu orientieren. Ganz nebenbei erhält der Arbeitnehmer neue, verschiedene Qualifikationen, die er bei einer Festanstellung in einer Firma nicht erhalten hätte, einfach deshalb, weil eine Firma doch immer gleiche oder ähnliche Verfahren nutzt. Verschiedene Firmen jedoch nutzen unterschiedlichste Techniken, dies sorgt für mehr Abwechslung und eine höhere Kenntnis.30,31

[...]


1 Neumann, 2001, S.1.

2 Vgl. Neumann, 2011, S.1.

3 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, 2016a.

4 Vgl. Statistisches Bundesamt, 2016.

5 Vgl. Statista, 2016.

6 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, 2016b.

7 Vgl. BAP, 2016.

8 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, 2016c.

9 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, 2015.

10 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, 2014.

11 Vgl. Sitte / Lehmann, 2013, S. 119.

12 Vgl. Heckmann, 2010, S. 40.

13 Vgl. Fischer / Bouncken, 2012, S.236.

14 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, 2016d, S.11.

15 Vgl. Sitte / Lehmann, 2013, S.119.

16 Vgl. Fischer / Bouncken, 2012, S.236f.

17 Vgl. Bloch, 2012, 164.

18 Vgl. Sitte / Lehmann, 2013, S.120.

19 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, 2016d, S.11.

20 Vgl. ArbeitnehmerüberlassungsG vom 7.8.1972 (BGBl. S.1393).

21 Vgl. Gutmann / Kilian, 2013, S. 48.

22 Vgl. Boemke, 2013, S. 154.

23 Vgl. ebd., S. 156.

24 Vgl. Boemke / Lemke, 2005, S. 272f.

25 Vgl. Gutmann / Kilian, 2013, S. 49.

26 Vgl. Schüren / Hamann, 2007, S. 8f.

27 Vgl. Gutmann / Kilian, 2013, S.121.

28 Vgl. Schwaab / Durian, 2009, 51.

29 Vgl. ebd., S.197.

30 Vgl. Gutmann / Kilian, 2013, S.121.

31 Vgl. Lemanski, 2012, S.80.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Sklavenhandel Zeitarbeit? Vor- und Nachteile eines stetig wachsenden Beschäftigungsmodells
Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
21
Katalognummer
V418319
ISBN (eBook)
9783668673991
ISBN (Buch)
9783668674004
Dateigröße
737 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zeitarbeiter, personal, leiharbeit, zeitarbeit, hausarbeit, organisation, mitarbeiter
Arbeit zitieren
Felix Payr (Autor:in), 2017, Sklavenhandel Zeitarbeit? Vor- und Nachteile eines stetig wachsenden Beschäftigungsmodells, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418319

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Sklavenhandel Zeitarbeit? Vor- und Nachteile eines stetig wachsenden Beschäftigungsmodells



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden