Wir schreiben Winterelfchen


Unterrichtsentwurf, 2004

17 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


A Zielsetzung

1 Zielformulierung

1.1 Grobziel

Die Schüler lernen die Gedichtform „Elfchen“ kennen und schreiben ein Elfchen zum Thema Winter.

1.2 Feinziele

Die Schüler sollen ...

- anhand des mitgebrachten Materials auf das Rahmenthema der Stunde (Winter) schließen und dazu Stichpunkte sammeln (kognitiv).
- weitere Begriffe zum Thema „Winter“pantomimisch darstellen (instrumental /kognitiv).
- am Beispiel eines Winterelfchens die Merkmale dieser Gedichtform bestimmen, indem sie die Anzahl der Wörter sowie ihre Anordnung nennen (kognitiv).
- den Aufbau verinnerlichen, indem sie ein zerschnittenes Elfchen in die richtige Form bringen (kognitiv).
- ein eigenes Winterelfchen nach den strukturellen Vorgaben schreiben (kognitiv).
- ihre Elfchen vortragen (instrumental).
- ihre Gedanken, Gefühle, Erfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen zum Thema „Winter“ mit Hilfe des Elfchen ausdrücken (affektiv).
- Freude am kreativen Umgang mit Gedichten und mit Sprache entwickeln (affektiv).

2. Begründung der Zielsetzung

2.1 – von den übergeordneten Zielen her

„Aufgabe des Deutschunterrichts in der Grundschule ist es, den Schülern eine grundlegende sprachliche Bildung zu vermitteln, damit sie gegenwärtige und künftige Lebenssituationen gut bewältigen können.“[1]

Sprachliche Bildung ist in vielerlei Hinsicht von Bedeutung:

Sie ist wesentlicher Bestandteil der Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit. Sprache ermöglicht die Teilnahme an kulturellen Prozessen, sie dient der Weitergabe von Informationen und der Verständigung. Des Weiteren steht die Entwicklung der Sprache in enger Verbindung mit der Entwicklung des Intellekts und es entstehen abstraktes Vorstellungsvermögen und die Fähigkeit, innere Bilder zu formen.[2]

Jedes Kind hat zum Schuleintritt schon einen prägenden Lebensabschnitt hinter sich gebracht. Dieser ist bei jedem Kind unterschiedlich verlaufen, in sprachlicher, sozialer und auch kultureller Sicht. An diesen unterschiedlichen Voraussetzungen und Erfahrungen muss der Unterricht anknüpfen, um die Sprachhandlungsfähigkeit und die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern.

Die Hinführung zur Sprachhandlungsfähigkeit ist also die zentrale Bildungsaufgabe, die auch die Ziele des Deutschunterrichts bestimmt. Leitgedanke des Deutschlehrplans ist die Zielsetzung, das Kind zum Sprecher, Schreiber, Leser und Denker zu erziehen. Aus dieser Zielsetzung ergeben sich die einzelnen Lernbereiche des Fachs Deutsch.

1. Die Schriftsprache erwerben
2. Sprechen und Gespräche führen
3. Für sich und andere Schreiben
4. Sprache untersuchen
5. Lesen und mit Literatur umgehen

Diese Unterrichtszeiteinheit ist sowohl dem Lernbereich Lesen und mit Literatur umgehen zuzuordnen (Kennen lernen und umgehen mit unterschiedlichen TextsortenàLyrik), als auch dem Lernbereich Für sich und andere Schreiben, der die drei Aspekte umfasst:

- Den sprachgestalterischen Aspekt: Texte verfassen
- Den rechtschriftlichen Aspekt: Richtig Schreiben
- Die Schreibtechnik und den ästhetischen Aspekt der Schrift: Schrift entwickeln

Der sprachgestalterische Aspekt steht wiederum in dieser Stunde im Mittelpunkt.

Laut dem Fachprofil des Deutschlehrplans sollen die Schüler ihre sprachliche Kreativität in allen Bereichen einbringen und weiterentwickeln. „Beim spielerischen Umgang mit Sprache wie auch beim Erproben verschiedener sprachlicher Darstellungsmöglichkeiten sollen sie Gespür bekommen für die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten.“[3]

Weiterhin heißt es, dass die Kinder in freien und geplanten Situationen reichhaltige Gelegenheiten bekommen sollen, um Erlebtes, Beobachtetes, Erfundenes, sowie Erfahrungen und Mitteilungen aufzuschreiben.

Das Schreiben eines Elfchens ist ebenfalls den textproduktiven Verfahren des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts zuzuordnen[4] und somit auch in den Lernbereich „Lesen und mit Literatur umgehen“ einzuordnen. Diese Form einer eigenen Gedichtsproduktion wird dem Bereich des kreativen Schreibens zugeordnet. Kreatives Schreiben ermöglicht arrangierte oder angeleitete Zugänge zum Schreiben, die kreative Prozesse auslösen. Das kreative Schreiben ist nicht von vornherein frei, sondern eröffnet Freiräume. Es greift oft auf die Grundmuster literarischen Schreibens (Gedichtform Elfchen) zurück, um sie dem eigenen Schreiben der Kinder zur Verfügung zu stellen und sie in ihrer Schreibentwicklung zu fördern.[5]

Das Elfchen ist nach strukturellen Regeln aufgebaut. Den Kindern wird durch das Kennenlernen dieser Regeln eine neue Schreibtechnik und neue Ausdrucksmöglichkeit zur Verfügung gestellt. Durch das Verfassen von Elfchen erleben sie Sprache im aktiven Tun als gestaltbares, veränderbares Material und als Ausdrucksmöglichkeit ihrer persönlichen Gefühle, Assoziationen und Kenntnisse. Der neue bayerische Lehrplan schenkt den lyrischen Texten/ Elfchen) besondere Beachtung. So können Gedichte dem Kind zeigen, dass mit wenigen Worten (11) viel gesagt werden kann.

Aus den Reaktionen anderer auf ihre Texte bekommen die Schüler Anregungen für ihre Weiterarbeit.

Durch die Veröffentlichung ihrer Texte sollen die Schüler zum Verfassen der Texte (Elfchen) motiviert werden und außerdem erfahren, dass es sich lohnt für sich und andere zu schreiben.

2.2 – von der Struktur des Unterrichtsgegenstandes her

Der bayerische Lehrplan 2000 räumt dem Schreiben einen höheren Stellenwert ein als bisher. Wesentliches Ziel ist es, die Schüler zu einer komplexen Textproduktion hinzuführen. Dabei werden alle mit dem Schreiben verbundenen Tätigkeiten als Prozess begriffen. Im Mittelpunkt steht also der Schreibprozess der Schüler, weniger der fertige Text. Erfahrungsgemäß ist das schriftliche Formulieren bzw. das eigene Produzieren von Texten für Grundschüler sehr komplex, da Gedachtes und sprachlich Entwickeltes mit der Schreibmotorik koordiniert werden müssen. Die Gedichtform Elfchen bietet sich an, da hier gewisse Strukturen vorgegeben werden.

Der Name „Elfchen“ enthält bereits eine wichtige Vorgabe. Das Gedicht besteht aus 11 Wörtern, die in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Möglicherweise stammt das Elfchen aus dem Holländischen. FRITZSCHE, WALDMANN, wie auch MOSLER/HERHOLZ verweisen auf JOS VAN HEST von der Autorenfachschule in Amsterdam „Het colofon“. Diesen Quellenangaben steht allerdings die Einschätzung LUTZ WERDERS gegenüber, der das Elfchen lyrischen Schreibspielen zuordnet (vgl. auch LP 2000).

JOS VAN HEST hat für die Gestaltung des Elfchens als erstes Wort eine Farbe vorgesehen. In der Literatur findet sich jedoch eine Erweiterung auf Eigenschaften, Gegenstände, Tiere, Personen, Gefühle oder Jahreszeiten. In der zweiten Zeile wird die Farbe oder Person (usw.) näher beschrieben. Die dritte Zeile gibt Auskunft darüber, wo sich der Gegenstand befindet oder lässt weitere Assoziationen zu. In der vierten Zeile nähern sich die Verfasser dem Gegenstand noch weiter an oder schreiben eine persönliche Empfindung dazu, um dann mit dem letzten Wort einen passenden Abschluss zu finden. Dies kann eine Pointe, ein Ausruf oder ein zusammenfassendes Wort sein.[6] Das letzte Wort fasst Assoziationen zusammen, oft in einem das Ganze überhöhenden Schlussgedanken. Bei sehr gelungen Beispielen wird es der prägnante Punkt, der aus der Wortsammlung etwas Poetisches macht.“[7]

[...]


[1] Bayerischer LP 2000, S.29

[2] vgl. Wechsler 2002, in Maras 2003, S.108 f

[3] Bayerischer LP 2000, S.29

[4] vgl. Haas/Menzel/Spinner 1994, S.24

[5] vgl. Böttcher 1999, S.16 f

[6] vgl. Mosler / Herholz 1992, S. 58; Stanik 1993, S. 26; Fritzsche 1989, S. 101.

[7] Schulz 1997, S. 77f.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Wir schreiben Winterelfchen
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V41610
ISBN (eBook)
9783638398398
Dateigröße
552 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Winterelfchen
Arbeit zitieren
Stephanie Zimmermann (Autor:in), 2004, Wir schreiben Winterelfchen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41610

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