Wertrationales Handeln in J.C. Chandor’s "A Most Violent Year" (2014)


Hausarbeit, 2015

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Wertrationales Handeln in der Theorie
2.1. Die Typen der Handlung bei Max Weber
2.2. Hartmut Esser’s “Theorie der Frame-Selektion”

3. Filmanalyse “A Most Violent Year”
3.1. Analyse des Filmtitels
3.2. Termin mit dem Ermittler (00:14:11 – 00:17:06)
3.3. Gespräch mit dem Geschäftspartner (00:40:30 – 00:42:04)
3.4. Gespräch mit dem Ermittler am Tatort (01:56:46 – 01:59:42)
3.5. Zusammenfassende Interpretation

4. Kritik und Neuformulierung

5. Fazit

6. Literatur

1. Einleitung

Der Spielfilm „A Most Violent Year“ wurde vom National Board of Review zum besten Film des Jahres 2014 gewählt. In dem zweistündigen Thriller erzählt Regisseur J.C. Chandor die Geschichte eines jungen Unternehmers mit Migrationshintergund, der versucht sich im hart umkämpften Heizölgeschäft eines New York der frühen Achtzigerjahre einen Namen zu machen. Bald merkt Abel Morales, dass der Erfolg in seiner Branche nicht nur von ehrlicher, harter Arbeit abhängt, wie es der amerikanische Traum verspricht. In einem Netz aus Korruption, Gewalt und Intrigen hat er es schwer, sich und seine Firma zum Erfolg zu bringen ohne selbst ein Teil davon zu werden.

Obwohl „A Most Violent Year“ für einen „Gangster-Film“ mit erstaunlich wenigen Gewaltszenen aufwartet, übt der Film große Faszination auf ein internationales Millionenpublikum aus. Mit der Hauptperson Abel Morales als „weißem Ritter“ berührt er grundsätzliche Fragen der Ethik, die die Menschen seit der Antike beschäftigen: „Was ist gutes, was schlechtes Verhalten?“ „Unter welchen Umständen sollte ich mich nach diesen Vorstellungen richten?“ – Eindeutige Antworten bekommt der Zuschauer in „A Most Violent Year“ allerdings nicht geliefert. Doch nicht nur die Philosophie, auch die vergleichsweise junge Wissenschaft der Soziologie hat sich zur Aufgabe gemacht, die Beweggründe des „Sich-Verhaltens“ zu erforschen. Der erste Theoretiker, der den Versuch unternahm, menschliches Handeln in voneinander abgrenzbare Kategorien einzuteilen, war Max Weber. Für ihn galt es, den „subjektiv gemeinten“ Sinn einer Handlung herauszustellen, über den der Handelnde mit seiner Umwelt in Verbindung tritt. Neben dem berechnenden, stets auf das Erreichen bestimmter Ziele ausgerichteten „zweckrationalen“ Typus interessierte ihn auch, wie Wertvorstellungen handlungsleitend werden können. Aus derartigen Motiven scheint eine enorme Kraft hervorzugehen, die im Extremfall dem Handeln des Idealisten oder gar des Märtyrers „Sinn“ verleiht, weitab vom egoistischen Nutzenkalkül. In seinen „Gesammelten Aufsätzen zur Wissenschaftslehre“ umschrieb Weber diese sinnstiftende Logik mit dem Begriff der „Wertrationalität“ (vgl. Weber 1922: 502ff.).

Anders als bei der Zweckrationalität ist bis heute unklar, welchen Gesetzten diese Logik folgt. In Spielfilm „A Most Violent Year“ scheint sie zumindest in irgendeiner Form eine Rolle zu spielen. Um aus dem vielschichtigen Werk einen fruchtbaren Erklärungsansatz abzuleiten, sollen im Folgenden einzelne Szenen daraus der objektiv-hermeneutischen Analyse unterzogen werden. Diese Methode, die in den Sozialwissenschaften eigentlich zur Untersuchung von Textmaterial eingeführt worden ist, hat zum Ziel, die objektivierbare Bedeutung des Dargestellten aufzuzeigen, indem zunächst alle enthaltenen Informationen gesammelt und dann im Zusammenhang interpretiert werden. Als Kunstform steht auch der Spielfilm einer solchen Ausdeutung implizit offen. Das objektiv-hermeneutische Analyseverfahren kann deshalb einen gewissen Anspruch auf Unvoreingenommenheit erheben, weil tatsächlich nur der Inhalt des jeweiligen Mediums interpretiert wird und keine Zusatzannahmen getroffen werden. Hierbei geht es weniger darum, welche eindeutige Aussage das Kunstwerk tatsächlich hat oder welche offensichtlichen Absichten der Künstler verfolgt, als vielmehr darum, wie eine theoretisch fundierte Interpretation aussehen kann.

Im Fall von „A Most Violent Year“ bietet Webers „Wertrationalität“ in Abgrenzung zu anderen handlungsmotivierenden Logiken diese theoretische Grundlage, die in Kapitel 2 dieses Aufsatzes diskutiert werden soll. Darauf aufbauend wurden aus dem Film drei wichtige Szenen ausgewählt, in denen sich Bezüge zu den Konzepten „Rationalität“ und „Wertgeltung“ verorten lassen. Die Analyse in Kapitel 3 gibt dann Aufschluss darüber, wie Wertrationales Handeln thematisiert wird und welche Einsichten dies für den Zuschauer bereithält. Obwohl im Rahmen der objektiven Hermeneutik der Fokus auf dem gesprochenen Wort liegt, wird zusätzlich auf nonverbale Kommunikation geachtet. Auch der Filmtitel, der a priori den Handlungsrahmen eröffnet, soll in die Analyse miteingehen. Schlussendlich werden die Ergebnisse zu einem Gesamtbild verknüpft und der Erklärungsgehalt dieser Interpretationsweise überprüft (Kapitel 4 und 5).

2. Wertrationales Handeln

2.1. Die Typen der Handlung bei Max Weber

Die Unterscheidung in rationale- und irrationale Formen der Handlung ist bei Weber programmatisch. Ausgehend vom Idealtypus des „zweckrationalen“ Handelns (1), bei dem die Handlung als bloßes Mittel den zu erreichenden Zielen untergeordnet wird, entwickelt er drei weitere Typen des sozialen Handelns, die sich nach ihrem Schwerpunkt auf Mittel oder Zweck der Handlung, sowie ihres Reflexionsgehaltes unterscheiden lassen. Für das weitere Vorgehen sollen sie hier kurz skizziert werden.

Traditionelles Handeln (2) geschieht unreflektiert aus der Gewohnheit heraus. Die Zwecke, mit denen eine Tradition einmal verbunden war, sind oftmals schon lange in Vergessenheit geraten. Das Handlungsschema ist derart gefestigt, dass es keinerlei Evaluation bedarf oder zulässt. Die Handlung ist dann ein reines „in der Richtung der einmal eingelebten Einstellung ablaufendes Reagieren auf gewohnte Reize“. Affektuelles Handeln (3) ist meist emotional aufgeladen, spontan und reaktiv. Einem akut auftretenden Bedürfnis wird nachgegeben und die Konsequenzen rücken in den Hintergrund. Wertrationales Handeln (4) kennt in seiner Reinform nur den „Eigenwert eines bestimmten Sichverhaltens“ und lässt die Folgen außer Acht (vgl. Weber 1988: 565f.). Untenstehende Tabelle soll einen Überblick über die soeben vorgenommene Einordnung verschaffen.

Tabelle 1 - Die weberschen Handlungstypen (eigene Einteilung).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Weber selbst bemerkt nun, dass sich die beiden deontologischen Formen „wertrational“ und „affektuell“ nur durch die „konsequente planvollen Orientierung“ an den „letzten Richtpunkten des Handelns“ beim ersteren Typus unterscheiden, welche bei letzterem wegfällt (Weber 1988: 566). Ist ein solch strategisches Vorgehen aber nicht genau das, was eigentlich die Zweckrationalität umschreibt? Empirisch scheint es einerlei, ob nun das Handeln auf bestimmte Zwecke oder auf jene „Richtpunkte“ abzielt, wenn doch in beiden Fällen die Mittel dementsprechend gewählt werden. Auch für den „traditionellen“ Typus kann argumentiert werden, dass hier unbewusst dem Erhalt gesellschaftlicher Strukturen gedient wird und beim „Affekt“ ist die Entladung einer Gefühlsregung in gewisser Hinsicht Mittel und Zweck zugleich. Alle Handlungstypen würden sich somit dem zweckrationalen Modell subsummieren lassen.

2.2. Hartmut Essers „Theorie der Frame-Selektion“

Aufgrund solcher Überlegungen wendete sich die soziologische Handlungstheorie in den folgenden Jahrzehnten dem vermeintlich einzig greifbaren Modell der Handlungs-orientierungen zu. Die sogenannte „Rational Choice (RC) Theory“ (z.B. Coleman 1986) stiftete im späten zwanzigsten Jahrhundert viele Vertreter der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften dazu an, menschliches Handeln ausgehend von einer Zweck-Mittel-Beziehung zu deuten. Zu dieser Zeit entstand das Menschenbild des „homo oeconomicus“. Mathematisch verfeinert und operationalisiert wurde der Ansatz vor allem bei Hartmut Esser (1999), wodurch er noch weiter an Attraktivität gewann. Andere Faktoren wie unzureichende Informationen und persönliche Vorlieben bei der Handlungswahl wurden hier, etwa bei Savage (1954), höchstens als die Rationalität hemmenden Begleiterscheinungen der conditio humana hinzugerechnet (vgl. Diekmann & Voss 2004).

Esser (2003) war es auch, der als erster die Aufarbeitung von Webers Grundlagen versuchte. Seine „Theorie der Frame-Selektion“ beansprucht alle vier weberschen Typen in einem zweistufigen RC-Modell aufschlüsseln zu können, in dem der eigentlichen Handlungsselektion eine bedingt rationale Definition der Situation anhand gedanklich gespeicherter Modelle, den sogenannten „Frames“, vorausgeht. Je nach Übereinstimmung („Match“) des Frames mit der tatsächlich vorgefunden Situation werden dann bestimmte Handlungsmuster („Skripte“) aktiviert (vgl. Esser 2003: 158 f.). Nun ging es darum, Webers Typen als Spezialfälle einer bestimmten Kombination des „Matches“ mit den verankerten „Frames“ nachzubilden. Schnell waren affektuelles und traditionelles Handeln als die bevorzugten Skripte bei einem perfekten Match identifiziert. Ohne weitere Reflexion werden sie aktiviert, wenn der Akteur in der konkreten Situation alle gewohnten Merkmale für das entsprechende Deutungsmuster vorfindet. Erst wenn Unstimmigkeiten auftreten, muss über verschiedene Handlungsmöglichkeiten und –Folgen nachgedacht werden. Der (zweck-) rationale „Modus der Informationsverarbeitung“ ist dann erreicht. Schwierigkeiten machten bisweilen nur jene Fälle, „in denen die Akteure an gewissen Vorstellungen und „Identitäten“ unbeirrt auch gegen den situationalen Augenschein und gegen gewisse „Versuchungen“ festhalten“ (Esser 2003: 155; Hervorh. im Orig.).

Beim Wertrationalen Handeln herrschen beim Akteur gewisse Vorstellungen darüber, wie der Zustand der Welt sein sollte. Für Esser bedeutet dies, dass eine Situation unbedingt nach den Maßstäben eines moralischen Wertes gedeutet wird, sodass alle anderen Frames wegfallen. Der Match des gedanklichen Konstruktes einer Situation, welche eine Definition nach Wertmaßstäben erfordert, mit der tatsächlich vorgefundenen Situation sei hier perfekt, nicht weil wie beim affektuellen und traditionellen Modell alle äußerlichen Merkmale vorhanden sind, sondern weil die individuell verinnerlichten Werte mutwillig auf ein Szenario projiziert werden. Da aber die Letztbegründung nie geleistet werden kann, seien Wertgeltungen immer willkürlich festgelegt und eine objektive Bestimmung nicht möglich. Die Stärke dieser Geltungsansprüche geht für Esser stattdessen aus einer Konditionierung im Zuge der Sozialisation hervor. „Die Prägung erfolgt nach erlebten Konsequenzen, Belohnungen und Bestrafungen unter typischen Bedingungen, und diese Erfahrungen werden gespeichert und generalisiert“ (Esser 2003: 169; Hervorh. im Orig.). Hierin liege dann der einer bestimmten Handlungsoption zugeschriebene, höhere Wert begründet, der bei der Kosten-Nutzen-Rechnung gleichwohl eine Rolle spielen könne. Indem die Wirkung internalisierter Sanktionsinstanzen, wie etwa dem (guten oder schlechten) Gewissen, vorausgeahnt wird, richte sich das Handeln automatisch nach dem wertbehafteten Frame aus. Damit verbunden sei aber stets der Wunsch nach sozialer Anerkennung, der letztendlich ein persönliches Bedürfnis des Akteurs entspringe, so die Argumentation Essers. Ob nun der Nutzenwert der verschiedenen Handlungsoptionen durch bewusste Zielsetzung oder durch die Antizipation einer Reaktion im sozialen Umfeld zustande komme, wäre damit für das Prinzip des „Rational Choice“ unerheblich (vgl. Esser 2003: 165 ff.)

Wertrationales Handeln wäre in dieser Hinsicht nur eine erweiterte Form des traditionellen Typus, die ihren moralischen Impetus über den Trick der Internalisierung ursprünglich äußerlicher und sozialer Zwänge erlangt. Für eine Figur, die den wertrationalen Typus des Handelns verkörpert, würde dies bedeuten, dass sie insgeheim nur ein naiver Gehilfe einer einmal eingelebten sozialen Ordnung wäre. Die Bestrafungs- und Belohnungsmechanismen, die sie bislang dazu bewegt haben, sich wertkonform zu verhalten, sind in einem sich verändernden Umfeld unter Umständen nicht mehr intakt. Was sie nun daran hindert, ihre Ziele zu verfolgen, ist die im Unterbewusstsein verankerte Instanz des schlechten Gewissens, das inzwischen aber keinen Bezugspunkt außerhalb des Individuums mehr hat. Ihr Handeln wäre irrational, wenn sie einem überholten System der Sanktionierung von „gutem“ und „schlechten“ Verhalten verhaftet bleibt, dass nicht mehr in ihrer aktuellen Lebenswelt gültig ist. Der zweckrationale Akteur wäre hier klar im Vorteil, weil er die Nutzenwerte in jeder Situation neu kalkuliert, anstatt überkommene Wertzuweisungen einfach zu übernehmen. Er verhält sich progressiv, denn seine Entscheidungen würden eher den tatsächlich existierenden Umständen gerecht als die des konservativen Wertrationalen. Die nun folgende Analyse soll zeigen, wie sich das Verhältnis dieser beiden Typen zueinander im Spielfilm „A Most Violent Year“ darstellt.

3. Filmanalyse „A Most Violent Year“

3.1. Analyse des Filmtitels

Allgemein wird im Titel suggeriert, dass sich die Handlung im Film innerhalb eines Jahres abspielt, welches retrospektiv als „most violent“, also als „überaus gewalttätig“ bezeichnet werden kann. Anhand diesem Hinweis muss dann davon ausgegangen werden, dass der Film das Geschehen darstellt, welches das betroffene Jahr derart geprägt hat. Als Rahmen für ein enormes Ausmaß an physischer und psychischer Gewalt kämen zum Beispiel prägende Ereignisse im Verlauf eines Krieges infrage. Eine derart historisch-vergleichende Perspektive ist eher dem Dokumentar- als dem Spielfilmgenre zuzuschreiben. Ein Dokumentarfilm könnte dann etwa den Titel tragen „The Most Violent Year of the Cold War“. Da in „A Most Violent Year“ der unbestimmte Artikel verwendet wird fehlt jedoch der Bezug zu einem größeren Handlungszusammenhang. Es bleibt offen, womit sich das betreffende Jahr messen muss, um als „überaus gewaltsam“ zu gelten. Das englische „violent“ kann darüber hinaus neben „gewaltätig“ auch zur Beschreibung von besonders intensiven, heftigen Erfahrungen sowohl positiver als auch negativer Natur benutzt werden. Solche Wahrnehmungen sind naturgemäß höchst subjektiv und können stark variieren. „A Most Violent Year“ könnte ebenso ein als besonders ereignisreich und intensiv wahrgenommenes Jahr im Leben eines Individuums wie ein besonders gewaltreiches Jahr im Verlauf eines Krieges beschreiben.

3.2. Termin mit dem Ermittler (00:14:11 – 00:17:06)

Als Überleitung in die Szene ist ein Telefonklingeln zu hören. Es ist ein einzelnes, mechanisches Schrillen eines Telefonapparates, der aber im daraufhin gezeigten Bildausschnitt nicht zu sehen ist. Solche akustischen Überlappungen sind im Film häufiger zu finden. Als cineastisches Stilmittel lassen sie die Schnitte weniger hart wirken. In diesem Fall schafft das neutrale Klingeln des Telefons in Kombination mit den nun im Bild sichtbaren Aktenschränken und Bücherregalen die Atmosphäre eines Büros in einer betriebsamen Abteilung. Größe und Einrichtung des Raumes lassen auf den hohen Posten des dort ansässigen Mitarbeiters schließen.

Das Klingeln verhallt, als ein dunkelhäutiger Mann mit Krawatte durch die offenstehende Tür hereinkommt. Niemand scheint den Anruf beantwortet zu haben, weswegen er als zentraler Inhalt der Szene nicht mehr in Frage kommt. Der Mann betritt mit selbstbewussten Schritten den Raum. Sein Blick geht in die rechte Ecke des Büros, wo er jemanden adressiert:

„Andrew! Sorry to keep you waiting.“

Die mündliche Begrüßung wird begleitet von einem angedeuteten Winken. Auch sonst wirkt der Mann sehr routiniert in seinem Auftreten. Den angesprochenen Andrew scheint er bereits gut zu kennen, denn er spricht ihn mit Vornamen an und verzichtet auf eine förmliche Begrüßung. Auffällig ist, dass der Blick des Mannes bei dem zweiten Satz nach unten in die andere Ecke des Raumes geht, und er dem Angesprochenen offensichtlich nicht in die Augen sieht. Es scheint sich um eine Floskel zu handeln, die der Mann wie beiläufig ausspricht. Die fehlenden Zeichen des Respekts relativieren die Ernsthaftigkeit seiner Entschuldigung.

Andrew: „Mr. Lawrence.“

Andrews höflich-distanzierte Antwort erfolgt unverzüglich. Obwohl er nicht im Bild zu sehen ist, ist es gut möglich, dass er beim Sprechen aufrecht steht. Somit wäre er bereit gewesen, ein Handreichen zu erwidern, welches seitens Mr. Lawrence jedoch ausbleibt. Andrew nimmt hier eine passive Haltung ein. Er scheint in einer asymmetrischen Beziehung untergeordnet zu sein. Möglicherweise ist er ein Angestellter von Mr. Lawrence, der in dessen Büro gerufen wurde und nun demütig entgegennimmt, was ihn erwartet.

Eine förmlich gekleidete Frau, die dicht hinter Mr. Lawrence den Raum betreten hat, schließt die Tür hinter den beiden und wirft einen prüfenden Blick in die Richtung, in der Andrew verortet werden kann. In der Hand hält sie einige Unterlagen, die mit einer Büroklammer zusammengeheftet worden sind. Sie begrüßt ihrerseits niemanden und wird auch selbst nicht begrüßt. Ihre Anwesenheit scheint fast beiläufig für alle Beteiligten zu sein. Die Aufgabe, die Tür des Büros zu schließen fällt wie selbstverständlich ihr zu. Mr. Lawrence hingegen läuft unbeirrt weiter in die linke Ecke des Büros. Es könnte sich bei der Frau um Mr. Lawrence‘ Sekretärin handeln, die ihm die benötigten Unterlagen zu dem Termin mitbringt. Ungewöhnlich wäre in dieser Hinsicht nur, dass sie den Raum anschließend nicht wieder verlässt. Ihre Anwesenheit ist wohl weiterhin wichtig, wenn auch obligatorisch.

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Wertrationales Handeln in J.C. Chandor’s "A Most Violent Year" (2014)
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Lehrstuhl für Soziologie, insbes. Soziologische Theorie)
Veranstaltung
Seminar „Filmsoziologie“
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
25
Katalognummer
V415401
ISBN (eBook)
9783668652996
ISBN (Buch)
9783668653009
Dateigröße
639 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Filmsoziologie, Objektive Hermeneutik, Max Weber, Hartmut Esser, Soziales Handeln, J.C. Chandor, Filmanalyse, Oscar Isaac, Rational Choice, Frame Selection, Sequenzanalyse, Kino
Arbeit zitieren
B.A. Valentin Müller (Autor:in), 2015, Wertrationales Handeln in J.C. Chandor’s "A Most Violent Year" (2014), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/415401

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