Poesie und Wissenschaft in Goethes "Die Wahlverwandtschaften"


Examensarbeit, 2003

91 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Goethe und die Naturwissenschaft um 1800
2.1 Goethes Beitrag zur Wissenschaft aus wirkungsgeschichtlicher Sicht
2.2 Poesie und Wissenschaft bei Goethe
2.3 Goethes Zugang zur Chemie über die Alchemie

3. Das Experiment und die Literatur
3.1 Das Experiment in den Naturwissenschaften
3.1.1 Versuch einer Begriffsbestimmung
3.1.2 Das Experiment um 1800
3.1.3 Das Experiment bei Kant
3.1.4 Newton und das Experiment
3.1.5 Goethe und Newtons Experimentation
3.1.6 Theorie und Methode von Goethes Experimenten
3.2 Experimentelle Dichtung und Experimentalroman
3.3 Das literarische Experiment

4. Das literarische Experiment der Wahlverwandtschaften
4.1 Innerliterarische Auseinandersetzung
4.1.1 Die chemische Gleichnisrede im Roman
4.1.2 Die chemische Theorie: Bergman und Berthollet
4.1.3 Aspekte poetischer Einbindung der chemischen Gleichnisrede in den Erzählzusammenhang
4.1.4 Das Pendelexperiment
4.1.5 Galvanismus und animalischer Magnetismus
4.2 Die Symbolik der Wahlverwandtschaften
4.3 Die Ironie in den Wahlverwandtschaften
4.4 Die Spiegelung in den Wahlverwandtschaften
4.5 Haltung des Erzählers und seine Sprache
4.5.1 Der Erzähler als Chemiker
4.5.2 Der erzählte Raum und die erzählte Zeit
4.5.3 Die Sprache der Wahlverwandtschaften
4.6 Die Idee des Romans
4.7 Der Gegenstand des literarischen Experiments: Liebe und Ehe
4.8 Autobiografische Spuren

5. Schlussbemerkung und Ausblick

6. Literatur

1. Einleitung

Kunst und Wissenschaft sind in ihrer Wechselbeziehung in den letzten Jahren verstärkt ins Interesse der Forschung gerückt.[1] Bezeichnenderweise bezieht man sich dabei hauptsächlich auf die Zeit um 1800. Kunst und Wissenschaft profilieren sich in dieser Zeit aneinander und schließlich gegeneinander, was in der Forschung gemeinhin als Ausdifferenzierung bezeichnet wird.[2] Die beiden Systeme der Kunst und der Wissenschaft trennen sich voneinander, was dann in der berühmten These von den ‚zwei Kulturen‘ bei Charles Snow seinen Niederschlag findet.[3] Selbst innerhalb der modernen Naturwissenschaft ist die Differenzierung und Spezialisierung so weit fortgeschritten, dass es heute unmöglich scheint, sowohl auf der Höhe naturwissenschaftlicher Forschung, als auch Dichter zu sein. Im 18. Jahrhundert war diese moderne Trennung noch nicht so weit ausgeprägt. Bei Goethe liest sich das so: „[...] nirgends wollte man zugeben, daß Wissenschaft und Poesie vereinbar seien.“[4]

Die vorliegende Arbeit setzt es sich zum Ziel, die Verbindung und gegenseitige Durchdringung von Poesie und Wissenschaft in Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“ von 1809 zu untersuchen. Da Poesie und Wissenschaften ein weites Feld darstellen, ist es angebracht, die Untersuchung auf einen Bereich zu fokussieren. Das Experiment ist ein, wenn nicht das zentrale Erkenntnisinstrument neuzeitlicher Wissenschaft. Gleichzeitig findet sich immer wieder eine Einbindung experimenteller Techniken in die Literatur, etwa im „roman expérimental“ des Émile Zola oder der experimentellen Dichtung im Dadaismus. Es ist nicht zuletzt Goethe, der die Aufgabe des tragischen Dichters darin sah, „ein psychisch-sittliches Phänomen, in einem faßlichen Experiment dargestellt, in der Vergangenheit nachzuweisen.“[5]

In der Forschung werden die „Wahlverwandtschaften“ auch als ein solches Experiment begriffen. Die Betonung des experimentellen Charakters des Romans gehört mittlerweile zu den Topoi der Wahlverwandtschaften-Forschung. Dementsprechend geht Theo Elm davon aus, dass die „Wahlverwandtschaften“ ein „ chemisches Experiment auf dem Papier[6] präsentieren. Was Elm unter Experiment versteht und was es für die Wahlverwandtschaften bedeutet, als ein eben solches aufgefasst zu werden, läßt er unbestimmt. In dieselbe Richtung geht auch Jeremy Adler: „Die Wahlverwandtschaften sind vielleicht das erste tragische Werk, das als ‚Experiment‘ aufgefaßt werden will.“[7] Obwohl Adler den Einfluss der Chemie auf den Roman minutiös nachzeichnet und mit reichlichen Verweisen untermauert, kommt er auf den Roman als Experiment nicht wieder zurück. Stefan Blessin findet zumindest in der Eröffnung des Romans eine Analogie zum Experiment:

Die Eröffnung des Romans [...] gleicht einem wissenschaftlichen Experiment, das um exakter Voraussagen willen seine Ausgangslage streng definiert. Buchstäblich als ein solches in kontrollierten Bahnen verlaufendes naturwissenschaftliches Experiment beginnen sich die Wahlverwandtschaften zu entwickeln.[8]

Blessin referiert zumindest auf die Ebene des naturwissenschaftlichen Experiments, ohne jedoch zu explizieren, was er darunter versteht, noch auszuführen, was denn die „ exakten Voraussagen “ der Wahlverwandtschaften sein sollen. Die Forschung geht sehr fahrlässig mit dem Begriff des Experiments um.

Uwe Pörksen bringt den experimentellen Anteil der „Wahlverwandtschaften“ ganz und gar gegen die literaturhistorische Entwicklung mit dem Experimentalroman des Naturalismus in Übereinstimmung: „Dieser in einem genauen Sinn des Wortes experimentelle Roman empfängt seine Impulse aus den Naturwissenschaften [...]“[9] Der Begriff des experimentellen Romans wird in der Literaturwissenschaft gemeinhin mit Zola und dem Naturalismus assoziiert. Außer den, im übrigen unbestimmten, Impulsen aus den Naturwissenschaften, erklärt Pörksen weder, was im „genauen Sinn des Wortes“ der experimentelle Roman ist, noch inwiefern die „Wahlverwandtschaften“ diesem Konzept einer späteren Zeit entsprechen. Einen Ausweg aus der Verlegenheit bietet der Begriff ‚literarisches Experiment‘.

Der Begriff des literarischen Experiments wurde meines Wissens zuerst von Tim Mehigan in die Diskussion eingebracht. Für ihn steht es fest, „daß Goethe mit den 1809 veröffentlichten ‚Wahlverwandtschaften‘ eine Art literarisches Experiment unternimmt.“[10] Bezeichnenderweise spricht er von „einer Art“ literarischem Experiment und relativiert den Begriff damit, obschon er ihn selbst im Titel seines Aufsatzes verwendet.

Folgende Unstimmigkeiten in der Verbindung der „Wahlverwandtschaften“ mit dem Begriff des Experiments fallen auf:

1. Keiner der erwähnten Beiträge legt offen, was unter dem Begriff des Experiments verstanden wird. Schon wenn man das Experiment als Beweis für die Richtigkeit einer Theorie versteht, gerät man in die Schwierigkeit aufzuweisen, welche Theorie denn in den „Wahlverwandtschaften“ bewiesen wird.
2. Man begnügt sich mit der Bestimmung des „experimentellen Charakters“[11] des Romans, ohne die Konsequenzen aus der Einbeziehung experimenteller Verfahrensweisen in die Sphäre der Literatur zu analysieren und in den

Zusammenhang von Poesie und Wissenschaft im Roman zu stellen. Auch wenn die Forschung etwas fahrlässig mit der Charakterisierung des Romans als experimentell umgegangen ist, hat sie doch wichtige Erkenntnisse für die Bedeutung der Wissenschaft innerhalb des Romans gebracht.

Diese Arbeit nimmt den Begriff des literarischen Experiments von Mehigan auf. Er eignet sich wie kein anderer, um die Verflechtung der Ebenen von Wissenschaft und Poesie zu bezeichnen. Die „Wahlverwandtschaften“ sind ein literarisches Experiment. Um diese These zu erhärten, muss das Verständnis des Experiments geklärt werden. Da sich das Experiment als Verfahren in der Naturwissenschaft entwickelt hat, lohnt sich ein Blick auf die praktischen und theoretischen Bestimmungen des Experiments um 1800. Es ist des Weiteren darzulegen, ob und in welcher Art Goethe selbst Experimente durchgeführt hat.

Erst wenn auf der Theorieebene Goethes Konzepte sichtbar gemacht werden können, die Komponenten des wissenschaftlichen Experiments auf die Dichtung zu übertragen suchen, macht es Sinn von literarischer Experimentation zu sprechen.

Zur Bedeutung des Experiments bei Goethe findet sich keine umfassende Darstellung, wohl aber einzelne Abhandlungen. In den wissenschaftshistorischen Aufsätzen wird Goethes Experimentierweise entweder als unwissenschaftlich im modernen Sinne abqualifiziert[12] oder seine Methoden werden künstlich rehabilitiert und an die moderne Naturwissenschaft rückgekoppelt.[13] Eine Untersuchung zu Experiment und Literatur im großen Rahmen liegt für Goethe nicht vor. Es wird also nicht ausbleiben, auf Goethes Weg zur Praxis des Experiments einzugehen, als auch seine methodischen Reflexionen im Detail zu analysieren.

Um den Begriff des literarischen Experiments für die literaturwissenschaftliche Arbeit fruchtbar zu machen, muss er von den in der Literaturgeschichte bereits verwendeten Begriffen der ‚experimentellen Dichtung‘ und des ‚Experimentalromans‘ auch inhaltlich abgegrenzt werden.

Zuletzt werden die Verflechtungen der „Wahlverwandtschaften“ als literarisches Experiment analysiert und dargestellt. Dabei werden sich über die experimentellen Verschränkungen hinaus weitere Beziehungen zwischen Poesie und Wissenschaft – wie etwa die Ironie – zu erkennen geben.

Bevor es um das Experiment in der Literatur geht, wird zunächst die Stellung Goethes in der Wissenschaft seiner Zeit dargestellt.

2. Goethe und die Naturwissenschaft um 1800

In groben Zügen soll hier die Situation der Naturwissenschaften um 1800 nachvollzogen werden. Eine solche Skizze trägt selbstverständlich den Makel der Unvollkommenheit und Vereinfachung, ist aber nötig, um den größeren Rahmen aufzuzeigen, in dem sich Goethe mit seinen naturwissenschaftlichen Studien bewegt hat.

Die Wissenschaftsgeschichte unterscheidet für die Periode von 1780 bis 1830 gemeinhin zwei extreme Positionen: auf der einen Seite steht die romantische Naturforschung und auf der anderen die exakte Naturforschung.[14] Die empirisch-analytische Naturwissenschaft geht zurück auf die Arbeiten von Galilei, Descartes, Bacon und Newton und gilt als Vorläufer des Positivismus im 19. Jahrhundert.[15] Ihren Erkenntnissen liegt die mathematische Berechenbarkeit und Beweisbarkeit ihrer Annahmen zugrunde. Die Welt und das Universum werden – besonders im Mechanismus oder Materialismus französischer Prägung – verstanden „als eine riesige mechanische Einrichtung und alle Dinge darin als kleinere mechanische Anlagen.“[16] Was als Wissen gelten wollte, hatte den ‚ regulae ‘ der Vernunft zu gehorchen und diese waren Mathematik und Experiment. In der Zeit um 1800 findet sich diese Richtung der Naturforschung hauptsächlich in England und Frankreich vertreten.

In Deutschland entwickelte sich gleichzeitig eine andere Auffassung von Wissenschaft.

Die romantische Naturforschung stand in Deutschland vor allem unter dem Einfluss des Naturphilosophen Schelling. Zu ihren Vorläufern zählten etwa Paracelsus, Boehme und Spinoza. Zu ihren Vertretern in Deutschland gehörten u. a. Baader, Ritter, Schubert Steffens, Oken und Carus.[17]

Die romantische Naturforschung ist geprägt von der Vorstellung eines einheitlichen Zusammenhangs aller Naturerscheinungen. Glaube, Wissen und Handeln werden in eine Einheit gebracht. Die romantischen Naturforscher gingen davon aus, dass der Mensch in der Natur und die Natur durchdrungen von einer Lebenskraft sei. Theorie, Mathematik und Experiment lehnten die romantischen Naturforscher zwar nicht rundheraus ab, aber zur Erfassung der Natur sollte ihnen zufolge auch Fantasie, Gefühl und Traum durch das Schließen von Analogien dienen.[18]

Wo stand Goethe mit seiner Naturforschung? Goethe nimmt einen besonderen Platz im Spektrum dieser unterschiedlichen Positionen ein. Seine Naturforschung befindet sich in der Nähe zur romantischen Naturforschung, ist sie doch beeinflusst von Spinoza und dem Gedanken von der Einheit der Natur. Die Unterscheidung in ‚res cogitans‘ und ‚res extensa‘ nach Descartes findet sich bei Goethe nicht. Dennoch hat sich Goethe von der rein spekulativen Naturphilosophie distanziert und sich für Realismus und seine „zarte Empirie“[19] stark gemacht. Beobachtung, Versuch und Resultat sind ihm die Eckpfeiler seiner Naturbetrachtung:

„Darzutun wäre, welches der wahre Weg der Naturforschung sei: wie derselbe auf dem einfachsten Fortgange der Beobachtung beruhe, die Beobachtung zum Versuch zu steigern sei und wie dieser endlich zum Resultat führe.“[20]

Die Positionierung Goethes im wissenschaftlichen Kontext seiner Zeit hängt eng mit der Bewertung seiner naturwissenschaftlichen Leistung zusammen. Die Bewertung wiederum ist stark durchdrungen von den Intentionen der Rezipienten. Betrachtet man Goethes Arbeiten durch die Brille des Positivismus und der modernen empirisch-analytischen Naturwissenschaft, so ist man geneigt, Goethe der romantischen Naturforschung zuzuordnen. Dabei stolpert man aber über die Züge seiner Naturforschung, die sich deutlich von der romantischen Naturforschung abheben. Ebensowenig kann man Goethe in eine Reihe mit Galilei, Newton oder Lavoisier stellen und der exakten Naturwissenschaft zugesellen. Goethes Arbeiten sträuben sich gegen eine eindeutige Zuordnung.

Da hinein spielt ein weiterer Problemkreis. Goethe wird zumeist als Dichter verstanden, der sich höchstens nebenher mit Naturforschung beschäftigt hat. Die beiden Sphären der Kunst und Wissenschaft sind im modernen Bewusstsein so stark auseinander getreten, dass man entweder Dichter oder Wissenschaftler sein kann. Die Rezeption der wissenschaftlichen Arbeiten von Goethe ist über weite Strecken von dieser Dichotomie geprägt.

2.1 Goethes Beitrag zur Wissenschaft aus wirkungsgeschichtlicher Sicht

Goethe war sich seiner persönlichen Stellung zwischen den beiden Bereichen der Naturwissenschaft und der Poesie sehr wohl bewusst. In der Geschichte seiner botanischen Studien bringt er das zum Ausdruck:

Seit länger als einem halben Jahrhundert kennt man mich, im Vaterlande und auch wohl auswärts, als Dichter und läßt mich allenfalls für einen solchen gelten; daß ich aber mit großer Aufmerksamkeit mich um die Natur in ihren allgemeinen physischen und ihren organischen Phänomenen emsig bemüht und ernstlich angestellte Betrachtungen stetig und leidenschaftlich im stillen verfolgt, dieses ist nicht so allgemein bekannt, noch weniger mit Aufmerksamkeit bedacht worden.[21]

Es hat Goethe sehr belastet, dass seine wissenschaftlichen Arbeiten von der Fachwelt kaum wahrgenommen wurden. Durch seinen frühen Ruhm nach der Veröffentlichung des „Werther“ 1774 in der Phase des Sturm und Drang und durch seine herausragende Stellung im Geistesleben der Weimarer Klassik[22], wollte man Goethe schon zu Lebzeiten als den deutschen Dichter schlechthin ansehen und hob ihn bisweilen auf ein Podest der Anbetung. Von seinen naturwissenschaftlichen Studien nahm man weder in der Öffentlichkeit, noch in der Fachwelt ernsthaft Kenntnis. Goethe wehrte sich dagegen, in eine etikettierte Schublade gesteckt zu werden, in der bekannten Äußerung gegenüber Eckermann:

Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, [...] bilde ich mir gar nichts ein. Es haben treffliche Dichter mit mir gelebt, es lebten noch trefflichere vor mir, und es werden ihrer nach mir sein. Daß ich aber in meinem Jahrhundert in der schwierigsten Wissenschaft der Farbenlehre der einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zugute, und ich habe daher ein Bewußtsein der Superiorität über viele.[23]

Ob Goethes Einschätzung seiner literarischen Produkte ein bewusstes „Understatement“ darstellt, auf das er sich wirklich nichts eingebildet hat, sei dahingestellt. Auch seine Aussage zur „Superiorität über viele“ in der Frage der Farbenlehre mutet beinahe grotesk an, wenn man mit Leo Kreutzer feststellt, dass Goethe „als Naturwissenschaftler zu den Verlieren gehört.“[24]

Sowohl Naturwissenschaftler als auch Literaturwissenschaftler haben sich schwer getan, Goethes Leistungen zu bewerten. Ausgangspunkt der Kritik ist zumeist die Prämisse, dass Poesie und Wissenschaft zwei grundlegend verschiedene Sphären seien, mit je eigenem Gegenstand, unterschiedlicher Zielsetzung und Methode. Dass Goethe ein Dichter gewesen ist, gilt als unstrittig. Zugleich hat er aber mit großem persönlichen Eifer und über einen langen Zeitraum naturwissenschaftliche Studien betrieben, deren Kenntnisse zum einen nicht modernen Standards entsprechen und keinen Eingang in die Wissenschaft gefunden haben, es sei denn als historische Randbemerkung, zum anderen Teil hebt man einige seiner Entdeckungen, wie etwa die Entdeckung des Zwischenkieferknochens, künstlich hervor als Beleg für seine wissenschaftlichen Leistungen..

Michael Böhler hat den Weg der Rezeption von Goethes naturwissenschaftlicher Würdigung untersucht. Er hat drei Argumentationsschemata herausgearbeitet.[25]

Das ‚Diletanttismusargument‘ wird von denjenigen vorgebracht, die zwar in Goethe den großen Dichter anerkennen, seine naturwissenschaftliche Erkenntnis aber für überholt und nicht wissenschaftlich erachten. Der Physiologe Du Bois-Reymond nannte Goethes „Farbenlehre“ in seiner Antrittsrede als Rektor der Universität Berlin 1882 „eine todtgeborene Spielerei eines autodidaktischen Dilettanten [...] dem der Begriff der mechanischen Causalität gänzlich abging.“[26]

Du Bois-Reymond meint weiterhin, dass Goethe der Wissenschaft nur geschadet habe und plädiert dafür, Goethes naturwissenschaftliche Arbeiten vollkommen zu ignorieren und nur den Dichter gelten zu lassen.[27] Goethe wird auf diese Weise vollkommen aus dem wissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossen. Du Bois-Reymond läßt so nur das an Goethe gelten, was ihm gefällt: den Dichter.

Die ‚Vorläufertheorie‘ hingegen bescheinigt Goethe richtige und wichtige Erkenntnisse in der Naturwissenschaft. Man rekurriert dann zumeist auf seine Entdeckung des Zwischenkieferknochens beim Menschen und seine Arbeiten zur Morphologie. Der Mediziner Rudolf Virchow nennt ihn als „selbstständige(n) Mitbegründer jener Methode, die man die genetische genannt hat“[28] und der Vertreter des Darwinismus in Deutschland, Ernst Haeckel, spricht von „ dem Riesenschritt, mit dem er seiner Zeit vorauseilte, - so vorauseilte, daß eben die meisten Naturforscher der damaligen Zeit ihm nicht nachkommen konnten.“[29] Auf diese Weise wird Goethe rückblickend rehabilitiert und als wichtiger Vorläufer anerkannt.

Das letzte Argumentationsschema nennt Böhler die „Hagiographentheorie“ und meint damit das kritiklose Hinnehmen aller Äußerungen und Arbeiten Goethes aufgrund seiner alles überragenden Persönlichkeit, so dass alle Kritik sich als Herummäkeln am Einzelnen nicht zieme.

Mit in diese Auffassung spielt hinein, dass Goethe als der letzte große Universalgelehrte gilt, dem der Brückenschlag zwischen Kunst und Wissenschaft noch gelungen sei. Diese Position findet sich oft in der Literaturwissenschaft, wenn sie Stellung zu Goethes naturwissenschaftlichen Arbeiten bezieht.[30]

Zusammenfassend kann man also sagen, dass Goethe – einmal mehr – die Rezipienten in zwei Lager spaltet. Von rigoroser Ablehnung über Rehabilitation bis zur kritiklosen Verehrung reicht das Panorama wirkungsgeschichtlicher Positionen. Die Sieger schreiben die Geschichte auch in der Wissenschaft.[31] Die positivistische Naturwissenschaft hat sich größtenteils bis in die heutige Zeit durchgesetzt. Der Siegeszug der positivistischen Methode zeigt sich beispielsweise auch darin, dass im Physikunterricht die Prismenversuche Newtons gelehrt werden und die „Farbenlehre“ Goethes keine Erwähnung findet.

Um nicht vorschnell die Werke Goethes zu kategorisieren, ist es angebracht auf Goethes Äußerungen zu Poesie und Wissenschaft einzugehen

2.2 Poesie und Wissenschaft bei Goethe

Die oben genannten Prämissen gingen davon aus, dass zum einen die beiden Sphären der Literatur und der Wissenschaft strikt getrennt seien und zum anderen Goethe als Dichter unzweifelhaft zum Bereich der Literatur zu zählen sei. Es stellt sich aber die Frage, ob diese Prämissen vielleicht nicht richtig sind, oder zumindest überdacht werden müssen, wenn man Goethes Leistungen gerecht werden will. Wie oben bereits zitiert hat sich Goethe keineswegs nur als Dichter verstanden. Im Hinblick auf die Einschätzung seiner Naturforschung erscheint die zweite Prämisse also bereits als eine Kategorisierung späterer Zeit, die für Goethe in seinem Selbstbild so nicht bestanden hat.

Über die zweite Prämisse, der Trennung von Wissenschaft und Poesie, schreibt Goethe:

[...] nirgends wollte man zugeben, daß Wissenschaft und Poesie vereinbar seien. Man vergaß, daß Wissenschaft sich aus Poesie entwickelt habe, man bedachte nicht, daß, nach einem Umschwung von Zeiten, beide sich wieder freundlich, zu beiderseitigem Vorteil, auf höherer Stelle, gar wohl wieder begegnen könnten.[32]

Goethe evoziert hier ein dreistufiges Modell. In einer vergangenen Epoche waren Dichtung und Wissenschaft eins, dann haben sie sich auseinander entwickelt, können sich aber in zukünftigen Zeiten auf einer höheren Stufe wieder verbinden. Goethe teilt die grundsätzliche Verschiedenheit von Poesie und Wissenschaft nicht. Zwar konstatiert Goethe für seine Zeit eine Trennung, er geht aber nicht von einer prinzipiellen, sondern einer historischen Trennung beider Sphären aus. Die gegenwärtige Situation der Trennung ist durch einen Mangel gekennzeichnet, der in einer künftigen Verbindung zu „ beiderseitigem Vorteil[33] führen soll. Worin besteht der Mangel in Goethes Augen und wie läßt er sich überwinden? Goethe hat hier den methodischen Zugang zur Natur im Sinn. Im Vorwort der Farbenlehre führt er aus:

Jedes Ansehen geht über in ein Betrachten, jedes Betrachten in ein Sinnen, jedes Sinnen in ein Verknüpfen, und so kann man sagen, daß wir schon bei jedem aufmerksamen Blick theoretisieren. Dieses aber mit Bewußtsein, mit Selbstkenntnis, mit Freiheit und, um uns eines gewagten Wortes zu bedienen, mit Ironie zu tun und vorzunehmen, eine solche Gewandtheit nötig, wenn die Abstraktion, vor der wir uns fürchten, unschädlich und das Erfahrungsresultat, das wir hoffen, recht lebendig und nützlich werden soll.[34]

Die Reihenfolge „Ansehen, Betrachten, Sinnen, Verknüpfen“ beschreibt hier den wissenschaftsmethodischen Prozess vom Erfassen des Objekts bis zur Theoriebildung und hat bis heute nichts an Aktualität verloren. An diese Aufzählung schließt Goethe aber die Reihe „Bewußtsein, Selbsterkenntnis, Freiheit, Ironie“ an. Während der erste Prozess die Erkenntnis der Objekte mit Richtung auf diese benennt, beschreibt der zweite Prozess die beteiligten Vorgänge im Subjekt.[35] Man beachte die betont vorsichtige Erwähnung der Ironie. Ironie hat seinen Platz gemeinhin in der Literatur. Was hat sie bei Goethe in der Wissenschaft zu suchen? Böhler fragt zurecht „wo kämen wir hin, wenn die Formel für das Gravitationsgesetz ironisch wäre?“[36]

Goethe meint aber mit der Ironie eine Bewusstseinshaltung des Forschers, die ihn zum einen vor der überschnellen Abstraktion schützt und ihn zum anderen vor dem Setzen des Positiven als unverrückbarer Gewissheit bewahrt. Denn die „ Ironie in und mit uns selbst “ gibt uns die Freiheit „daß wir unsere Fehler und Irrtümer wie ungezogene Kinder spielend behandeln“[37].

Für den Gang der Wissenschaft hat die Ironie bei Goethe eine übergeordnete Funktion, denn sie erhält das Problembewusstsein:

Der Mensch gesteht überall Probleme zu und kann doch keines ruhen und liegen lassen; und dies ist auch ganz recht; denn sonst würde die Forschung aufhören; aber mit dem Positiven muß man es nicht so ernsthaft nehmen, sondern sich durch Ironie darüber erheben und ihm dadurch die Eigenschaft des Problems erhalten; denn sonst wird man bei jedem geschichtlichen Rückblick konfus und ärgerlich über sich selbst. Jahrzehnte haben wir uns mit Berthollet in den Wahlverwandtschaften abgemüdet, die man jetzt so wenig als meinen Roman will gelten lassen.[38]

Alle Erkenntnisse der Wissenschaft sind ein Setzen des Positiven. Sobald eine Antwort gefunden ist, verliert die Frage allerdings an Bedeutung. Das positiv Erkannte schränkt die Denkfreiheit des Forschers ein, unabhängig davon, ob die Aussage richtig oder falsch ist. Fragen und Probleme sind der fruchtbare Ausgangspunkt der Forschung und Goethe möchte sich diese ‚Fruchtbarkeit‘ durch die Ironie behalten. Ironische Aussagen sind zwar auch Setzungen, aber nicht in absoluter Form. Für die Sphäre der Poesie bedeutet das: wenn alles Reden in Form von Aussagen als ein Setzen des Positiven verstanden werden kann, dieses Setzen aber die Denkfreiheit des Lesers einschränkt, der Dichter jedoch die Absicht verfolgt, eben gerade das Problematische am Menschsein darzustellen, dann muss er eine Ausdrucksform suchen, die zwar eine Setzung ist, aber gleichzeitig die Setzung als nicht endgültig erkennen läßt und den Leser zum Mitdenken einlädt. In den „Wahlverwandtschaften“ findet sich diese Art der Ironie wie in keinem anderen Werk von Goethe verwirklicht.

2.3 Goethes Zugang zur Chemie über die Alchemie

Goethes Beschäftigung mit der Natur ist in zwei bedeutenden Etappen erfolgt. In seiner Jugendzeit beschäftigte er sich mit hermetischen und alchemistischen Traditionen. Auch Anfänge seiner experimentellen Beschäftigung mit Gegenständen der Natur liegen in Goethes frühester Jugend. Seine anfänglichen Experimente waren weder an Physik noch an Biologie, sondern an der Chemie, bzw. der Alchemie orientiert.[39]

Goethe tritt als Geheimer Legationsrat 1776 in die Dienste des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach ein. In seinen Aufgabenbereich als Minister fielen u. a. Land- und Forstwirtschaft, Wege- und Bergbau. Goethe verschaffte sich Kenntnisse über Mineralogie und Geologie, um den technischen und wirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden zu können. Biografische Motivation seiner Beschäftigung war zuerst sein persönlicher Leidensweg bzw. die Genesung von der Krankheit und in seiner Zeit in Weimar nicht zuletzt die praktische Anwendbarkeit von Naturkenntnissen.

Am 28. August 1768 verläßt der 19jährige Goethe mit einem Geschwulst am Halse Leipzig und kehrt in sein Elternhaus nach Frankfurt zurück.[40] Susanna Katharina von Klettenberg (1732-1774), eine Freundin der Familie empfiehlt ihm den Arzt Dr. Johann Friedrich Metz (1721-1782), der ihm in einer lebensbedrohlichen Phase nicht nur eine Geheimtinktur verabreicht, die ihn auch wirklich wieder Genesung bringt, sondern rät ihm auch zur Lektüre alchemistischer Werke. Goethe selbst schreibt rückblickend über diese Zeit:

Um den Glauben an die Möglichkeit eines solchen Universalmittels zu erregen und zu stärken, hatte der Arzt seinen Patienten [...] gewisse mystische chemisch-alchemische Bücher empfohlen und zu verstehen gegeben, daß man durch eigenes Studium derselben gar wohl dahin gelangen könne, jenes Kleinod sich selbst zu erwerben.[41]

Zusammen mit Fräulein von Klettenberg studiert Goethe die alchemistischen Werke.

Er nennt selbst in seiner autobiografischen Schrift „Dichtung und Wahrheit“ die Werke von Welling, Paracelsus, Basilius Valentinus, Helmont und Starkey.[42] Durch Joseph Kirchwegers Werk „Aurea Catena Homeri“ wurde er vertraut mit chemischen Beispielen, die den Zusammenhang aller kosmischen Phänomene demonstrieren sollten. Dabei geht es meist um ein „ Agens “ und ein „ Patiens universale “ in kreuzweise gegenübergestellten Polaritäten, wie z. B. das Paar ‚Säure und Alkali‘ und ‚Vater und Mutter‘.[43] Die Idee der Polarität, die in seinem Weltbild eine so große Rolle spielt, liegt hier begründet.

Nach seiner vollkommenen Genesung fängt er schließlich selbst an Experimente durchzuführen, um hinter das Geheimnis der Schriften zu kommen:

Kaum war ich einigermaßen wiederhergestellt und konnte mich, durch eine bessere Jahrszeit begünstigt, wieder in meinem alten Giebelzimmer aufhalten; so fing auch ich an, mir einen kleinen Apparat zuzulegen; ein Windöfchen mit einem Sandbade war zubereitet, ich lernte sehr geschwind mit einer brennenden Lunte die Glaskolben in Schalen verwandeln, in welchen die verschiedenen Mischungen abgeraucht werden sollten. Nun wurden sonderbare Ingredienzen des Makrokosmos und Mikrokosmos auf eine geheimnisvolle wunderliche Weise behandelt, und vor allem suchte man Mittelsalze auf eine unerhörte Art hervorzubringen. Was mich aber eine ganze Weile am meisten beschäftigte, war der sogenannte Liquor Silicium (Kieselsaft), welcher entsteht, wenn man reine Quarzkiesel mit einem gehörigen Anteil Alkali schmilzt, woraus ein durchsichtiges Glas entspringt, welches an der Luft zerschmilzt und eine schöne klare Flüssigkeit darstellt. [...] An Fleiß ließ ich es nicht fehlen: nur ermüdete ich doch zuletzt, indem ich bemerken mußte, daß das Kieselhafte keineswegs mit dem Salze so innig vereint sei, wie ich philosophischerweise geglaubt hatte [...][44]

Auch wenn diese ersten Versuche durch den Rückblick des älteren Goethe verklärt sein mögen, so kann man zwei Beobachtungen festhalten. Erstens erfolgte der Zugang zur experimentellen Beschäftigung mit der Objektwelt durch die Vermittlung alchemistischer Werke des Arztes Metz, der ihn von einer lebensbedrohlichen Krankheit kuriert hatte. Die persönliche Bedeutung der Überwindung einer solchen Krise darf nicht unterschätzt werden.

Zweitens schritt Goethe von der Lektüre der Werke weiter zur Durchführung vermittelter Experimente und beobachtete dabei bereits, dass die Versuche nicht so abliefen, wie er „ philosophischerweise geglaubt hatte[45]. Er bemerkte schon recht früh, dass die Ergebnisse eines Versuches nicht mit den theoretischen Voraussagen in Übereinstimmung stehen müssen. Ihm muss sich bereits an diesem Punkt die Frage gestellt haben: wenn die Durchführung des Experiments andere Ergebnisse zeitigt, als angenommen, ist dann die Durchführung fehlerhaft oder die philosophische Annahme? Darauf baut sich ein Axiom seiner Methode zum Versuch auf, das weiter unten im Zusammenhang mit Goethes Auseinandersetzung mit Newton und seiner eigenen methodischen Darlegung zum Experiment besprochen wird. Goethe war nicht so naiv, hermetische und alchemistische Naturkonzepte einfach zu übernehmen. Dass sie seinen Ausgangspunkt dargestellt haben und er sie verarbeitet hat, sollte nicht den Blick darauf verstellen, dass er sie kritisch reflektiert und modifiziert hat.

Goethe erwarb sich einige, wenn auch rudimentäre, Fähigkeiten, obwohl ihm bewusst war, dass „man in der neuern Zeit die chemischen Gegenstände methodischer aufgeführt [...]“[46] hat. Er wurde angezogen vom chemischen Kompendium des Boerhave und zwar „ gewaltig[47]. In seiner anschließenden Straßburger Studienzeit beschäftigt ihn sein Interesse an der Chemie weiter. Er hörte dort Vorlesungen über Chemie bei Jakob Reinhold Spielmann (1722-1783).[48]

In Weimar förderte er den Chemiker Johann Friedrich August Göttling (1755-1809) bis zur Professur in Jena. Dieser hatte 1790 ein Lehrbuch herausgegeben mit dem Titel „Vollständiges chemisches Probir-Cabinet zum Handgebrauche für Scheidekünstler, Aerzte, Mineralogen, Metallurgen, Technologen, Fabrikanten, Oekonomen und Naturliebhaber“, an das ein Experimentierkasten angeschlossen war, um die beschriebenen Experimente selbst durchführen zu können. Der Experimentierkasten spielt im vierten Kapitel des ersten Teils in den „Wahlverwandtschaften“ eine wichtige Rolle, denn der Hauptmann erwartet dessen Ankunft, um die theoretische Diskussion durch den Versuch zu veranschaulichen.

Goethe besaß weiterhin den „Grundriß der Experimentalchemie“ von Karl Gottfried Hagen (1749-1829) in seiner Bibliothek und schreibt rückblickend über seinen naturwissenschaftlichen Entwicklungsgang : „Ich hatte mich zu Hagens Chemie gehalten.“[49] Im Zuge der Arbeit an der „Farbenlehre“ unternahm Goethe auch physikalische Versuche, von denen er auch nach der Veröffentlichung nicht ließ. Noch 1823 erwähnt Eckermann: „Nach Tisch zeigte Goethe mir einige Experimente in bezug auf die Farbenlehre.“[50] Georg Schwedt hat insgesamt 36 chemische Versuche, die Goethe durchgeführt hat, rekonstruiert und ausführlich dargestellt.[51]

Zusammenfassend läßt sich also festhalten: Goethe kam durch die Vermittlung eines Arztes in einer für ihn lebensbedrohlichen Krankheitsphase zunächst zur literarischen Beschäftigung mit Werken alchemistischen Inhalts. Schließlich führte er selbst Experimente in Nachahmung durch und blieb zeitlebens mit der Entwicklung der Chemie in Kontakt. Er hat selbst Experimente durchgeführt, von denen einige den heutigen Kategorien des Experiments entsprechen, andere nicht.

3. Das Experiment und die Literatur

Eine 1:1 Übertragung experimenteller Verfahrensweisen aus der Naturwissenschaft in die Sphäre der Literatur ist nicht zu leisten, dagegen spricht schon der unterschiedliche Gegenstandsbereich: in der Naturwissenschaft der Rückgriff auf eine prinzipiell jedem zugängliche Objektwelt und in der Dichtung die Produktion der Fantasie und ihre sprachliche Umsetzung als Gegenstand. Literarische Experimente sind nicht in der Sprache der Mathematik verfasst und dem Autor liegt auch nichts an der Wiederholbarkeit seiner Darstellung.

Schon Georg Jäger hat im Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft darauf hingewiesen:

Bei der Rede vom Experiment im Kunstzusammenhang ist zu beachten, auf welchen Entwicklungsstand in den Naturwissenschaften sie sich jeweils bezieht. Zumeist bleibt der Begriffsgebrauch metaphorisch, da wesentliche Definitionsmerkmale fehlen: der theoretische Rahmen, das methodische Vorgehen und folglich die Möglichkeit der Überprüfung durch Wiederholung.[52]

Jäger bezieht sich explizit auf Verfahrensweisen des naturwissenschaftlichen Experiments, die in der literarischen Sphäre nicht verwendbar sind, es sei denn metaphorisch. Das bedeutet meines Erachtens aber nicht, dass man deshalb das Reden vom „Experiment im Kunstzusammenhang“ gänzlich aufgeben muss. In der Tat hat die Literaturwissenschaft mehrfach versucht den Begriff vom Experiment in die literarischen Sphäre einzubinden, etwa in der experimentellen Dichtung oder dem Experimentalroman.

3.1 Das Experiment in den Naturwissenschaften

3.1.1 Versuch einer Begriffsbestimmung

Der Begriff „Experiment“ wird seit dem 16. Jahrhundert entlehnt aus dem lateinischen „ experimentum “, einer Ableitung von lat. „ experiri “ (versuchen).[53] Im 16. Jahrhundert wird der Begriff zunächst als medizinischer Terminus verwendet, bis er unter dem Einfluss von Francis Bacon im 17. Jahrhundert in die Wissenschaftstheorie Eingang findet.

Die Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie definiert Experiment im naturwissenschaftlichen Kontext als

methodisch-planmäßige Herbeiführung von meist variablen Umständen zum Zwecke wiss. Beobachtung; wichtigstes Hilfsmittel aller Erfahrungswissenschaften (v. a. Physik, Chemie und Psychologie), bei denen sich Experimentier-bedingungen künstlich herbeiführen und reproduzieren lassen.[54]

Ein zu untersuchendes Objekt kommt in der Natur zumeist in Verbindung mit anderen Objekten vor. Diese Objekte können vom Menschen wahrgenommen werden. Von der reinen Beobachtung unterscheidet sich das Experiment aber dadurch, dass es das Objekt isoliert und die einflussnehmenden Parameter dadurch kontrolliert. Erst dann lassen sich experimentell gewonnene Erkenntnisse verallgemeinern und reproduzieren. Das Experiment dient zur Erforschung der Natur, indem es Neues durch gezieltes Probieren herausfindet.

Für die Ebene der wissenschaftlichen Experimentation gelten die Forderungen der Intersubjektivität, der Überprüfbarkeit und der Wiederholbarkeit des experimentellen Aufbaus. Mit Hilfe dieser Kategorien gelingt es dem Naturforscher neue Erkenntnisse herauszufinden. Der Suchprozess im Experiment ist geleitet von Hypothesenbildung. Der Forscher stellt Vermutungen über das zu erwartende Ergebnis des Experiments an und unterscheidet sich damit vom ‚kopflosen‘ Herumprobieren oder zweckfreier Beobachtung. Weizsäcker bringt das auf den Punkt, wenn er dem Experiment bescheinigt: „Ein Experiment liegt nur dort vor, wo Erkenntnis erstrebt wird. [...] Erst die Dreiheit Denken, Handeln und Wahrnehmen macht das Experiment möglich.“[55]

Da aber alle Erkenntnis immer vorläufigen Charakter hat, muss sich jede Theorie über die Natur in einer empirischen Prüfung bewähren. Das Experiment ist dann in einem weiteren Schritt die Prüfungsinstanz. Entweder wird eine Aussage bestätigt oder muss verworfen werden.

Neben der naturwissenschaftlichen Ebene nennt der Brockhaus auch eine allgemeine Bedeutungsebene. Darin wird unter Experiment im alltäglichen Sprachgebrauch „ Versuch; Wagnis, unsicheres, gewagtes Unternehmen[56] verstanden. In der umgangssprachlichen Verwendung des Begriffs wird eine Handlung bezeichnet, in der Neues versucht wird, deren Ausgang nicht vorausgesehen wird und deren Ergebnisse ungewiss sind. Der Begriff ist hier unscharf und kann auf viele Situationen Anwendung finden.[57]

Im Rahmen der Naturwissenschaft ist das Experiment einerseits Erkenntnisinstrument zum Finden von Aussagen und andererseits Kontrollinstrument zur Verifikation oder Falsifikation der Aussagen.

Die moderne Naturwissenschaft stellt drei methodisch wesentliche Forderungen an das Experiment:

1. Das Experiment ist eine kontrollierte, künstlich herbeigeführte Erfahrung. Es wird durch den Experimentator ein geplanter Eingriff in die Objektwelt vollzogen
2. Im Experiment muss intersubjektive Wiederholbarkeit durch die Mathematisierbarkeit der Messergebnisse und sichere Beweisführung gewährleistet sein
3. Das Experiment ist das entscheidende Instrument zur Überprüfung von Theorien[58]. Da alle Erkenntnis der Phänomene stets vorläufigen Charakter hat, muss sich jede neue Theorie einer empirischen Prüfung durch das Experiment unterziehen.

3.1.2 Das Experiment um 1800

Die theoretischen Grundlagen zum Experimentieren am Ende des 18. Jahrhunderts finden sich bei Kant und die Praxis geht auf Newton zurück. Bereits in Zedlers Universallexikon von 1734 wird der Begriff des Experiments erwähnt:

Experimentum, Versuch, heisset die Erfahrung, so man von einer Sache bekommt, indem solche durch unsern Fleiß hervorgebracht wird. Es ist der Observation entgegen gesetzet, die eine Erfahrung ist, welche uns die Natur freywillig an die Hand giebet.[59]

Vom Experiment als probierendes Suchen in einem allgemeineren Kontext ist hier noch keine Rede. Der Begriff gehört noch ganz zum Bereich der Naturlehre. Es wird unterschieden zwischen einfacher Erfahrung (Observation) und absichtsvoll herbeigeführtem Experiment. Eine solche Auffassung kommt von Newton her und findet dann bei Kant die metaphysische Begründung.

3.1.3 Das Experiment bei Kant

Kant hat versucht zu ermitteln, was der Mensch selbst zur Erscheinung der äußeren Gegenstände beiträgt, da die Gegenstände dem Menschen nur durch die Kategorien des Erkenntnisvermögens erscheinen. Für das Experiment in den Naturwissenschaften hat das weitreichende Konsequenzen. Kant schreibt in der Vorrede zur zweiten Auflage der „Kritik der reinen Vernunft“:

Als Galilei seine Kugeln die schiefe Fläche mit einer von ihm selbst gewählten Schwere herabrollen, oder Torricelli die Luft ein Gewicht, was er sich zum voraus dem einer ihm bekannten Wassersäule gleich gedacht hatte, tragen ließ, oder in noch späterer Zeit Stahl Metalle in Kalk und diesen wiederum in Metall verwandelte, indem er ihnen etwas entzog und wiedergab; so ging allen Naturforschern ein Licht auf. Sie begriffen, daß die Vernunft nur das einsieht, was sie selbst nach ihrem Entwurfe hervorbringt, daß sie mit Prinzipien ihrer Urteile nach beständigen Gesetzen vorangehen und die Natur nötigen müsse, auf ihre Fragen zu antworten, nicht aber sich von ihr allein gleichsam am Leitbande gängeln lassen müsse; denn sonst hängen zufällige, nach keinem vorher entworfenen Plane gemachte Beobachtungen gar nicht in einem nothwendigen Gesetze zusammen, welches doch die Vernunft sucht und bedarf. Die Vernunft muß mit ihren Prinzipien, nach denen allein übereinkommende Erscheinungen für Gesetze gelten können, in einer Hand, und mit dem Experiment, das sie nach jenen ausdachte, in der anderen, an die Natur gehen, zwar um von ihr belehrt zu werden, aber nicht in der Qualität eines Schülers, der sich alles vorsagen läßt, was der Lehrer will, sondern eines bestallten Richters, der die Zeugen nötigt, auf die Fragen zu antworten, die er ihnen vorlegt[60]

[...]


[1] Für das zunehmende Interesse spricht u. a. die Gründung eines Jahrbuchs für die Geschichte von Literatur und Wissenschaft durch Lutz Danneberg, vgl., Danneberg, Lutz (Hrsg.), Sciencia Poetica. Jahrbuch für die Geschichte der Literatur und der Wissenschaften, Bd. 1 (1997). Desweiteren die Publikationen von: Lange, Thomas u. Harald Neumeyer (Hrsg.), Kunst und Wissenschaft um 1800, Würzburg 2000 (=Stiftung für Romantikforschung XIII) und Richter, Klaus, Schönert, Jörg und Michael Titzmann (Hrsg.), Die Literatur und die Wissenschaften 1770-1930, Stuttgart 1997.

[2] Vgl., Fulda, Daniel und Thomas Prüfer, Das Wissen der Moderne. Stichworte zum Verhältnis von wissenschaftlicher und literarischer Weltdeutung und –darstellung seit dem späten 18. Jahrhundert. In: Dies. (Hrsg.), Faktenglaube und fiktionales Wissen. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Kunst in der Moderne, Frankfurt/Main und Bern 1996, S. 1-22.

[3] Vgl., Snow, Charles P., The Two Cultures, London 1959. Vgl. zur Diskussion um Snows Konzept, Kreutzer, Helmut (Hrsg.), Die ‚zwei Kulturen‘. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. C.P. Snows These in der Diskussion, München 1987.

[4] Dieser Arbeit liegt die Hamburger Ausgabe von Goethes Werken zu Grunde: Goethe, Johann Wolfgang von, Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden (1948-1964), textkritisch durchgesehen und kommentiert von Erich Trunz, 16. durchgesehene Aufl., München 1996. Künftig zitiert als HA, Bandzahl, Seitenangabe. Für obiges Zitat also: HA, XIII, S. 107. In einigen Fällen wurde auch die Weimarer Ausgabe (WA), die Leopoldina Ausgabe (LA) und die Berliner Ausgabe (BA) herangezogen, vgl. dazu die ausführliche Angabe im Literaturverzeichnis am Schluss der Arbeit.

[5] HA XII, S. 495.

[6] Elm, Theo, Johann Wolfgang von Goethe. Die Wahlverwandtschaften, Frankfurt/Main 1991 (=Grundlagen zum Verständnis erzählender Literatur), S. 13.

[7] Adler, Jeremy, „Eine fast magische Anziehungskraft“. Goethes „Wahlverwandtschaften“ und die Chemie seiner Zeit, München 1987, S. 213.

[8] Blessin, Stefan, Goethes Romane. Aufbruch in die Moderne, Paderborn u.a. 1996, S. 210.

[9] Pörksen, Uwe, Goethes Kritik naturwissenschaftlicher Metaphorik und der Roman „Die Wahlverwandtschaften“. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 25 (1981), S. 285-315, hier S. 307.

[10] Mehigan, Tim, Zur Frage der Selbstorganisation des Lebendigen in Goethes literarischem Experiment der „Wahlverwandtschaften“. In: Mehigan, Tim und Gerhard Sauder (Hrsg.), Roman und Ästhetik im 19. Jahrhundert. Festschrift für Christian Grawe zum 65. Geburtstag, Sankt Ingbert 2001 (=Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft 69), S. 14f.

[11] Vogl, Joseph, Mittler und Lenker. Goethes Wahlverwandtschaften. In: Ders. (Hrsg.), Poetologien des Wissens um 1800, München 1999, S. 147.

[12] Vgl., Laan, James M. van der, Of Goethe, Essays and Experiments. In: DVjs 64 (1990), S. 45-53.

[13] So geschehen bei Steinle, Friedrich, „Das Nächste ans Nächste reihen“. Goethe, Newton und das Experiment. In: Philosophia Naturalis 39 (2002), Heft 1, S. 141-172. Für Steinle repräsentiert Goethe den „explorativen“ Experimentator dem er Newton als „theoriegeleiteten“ Experimentator gegenüberstellt. Beide befinden sich aber, laut Steinle, damit im Bereich selbst moderner Wissenschaft, vgl., Steinle 2001, S. 141f und S. 162.

[14] Vgl., Engelhardt, Dietrich von, Hegel und die Chemie. Studie zur Philosophie und Wissenschaft der Natur um 1800, Wiesbaden 1976, S. 5-30. Es ist müßig darauf hinzuweisen, dass eine solche Klassifizierung Konstruktcharakter hat. Sie sieht Polaritäten und schafft scheinbar klare Abgrenzungen, wo die Realität eher durch ineinander übergehende Abstufungen geprägt ist.

[15] Vgl., Daiber, Jürgen, Experimentalphysik des Geistes. Novalis und das romantische Experiment, Göttingen 2001, S. 275-292.

[16] Mason, Stephen F., Geschichte der Naturwissenschaft in der Entwicklung ihrer Denkweisen, Stuttgart 1974 (ND 1991), S. 416f.

[17] Vgl., Engelhardt, Dietrich von, Historisches Bewußtsein in der Naturwissenschaft. Von der Aufklärung bis zum Positivismus, München 1979 (=Orbis academicus: Problemgeschichten der Wissenschaft in Dokumenten und Darstellungen 4), S. 105.

[18] Vgl., Engelhardt, Dietrich von, Natur und Geist, Evolution und Geschichte. Goethe in seiner Beziehung zur romantischen Naturforschung und metaphysischen Naturphilosophie. In: Matussek, Peter (Hrsg.), Goethe und die Verzeitlichung der Natur, München 1998, S. 64.

[19] „Es gibt eine zarte Empirie, die sich mit dem Gegenstand innigst identisch macht und dadurch zur eigentlichen Theorie wird. Diese Steigerung des geistigen Vermögens aber gehört einer hochgebildeten Zeit an.“ HA VIII, S. 302.

[20] HA XII, S. 451.

[21] HA XIII, S. 167.

[22] Vgl., Conrady, Karl Otto, Goethe. Leben und Werk, Bd. 2, Frankfurt/Main 1996, S. 224.

[23] Gespräch mit Eckermann vom 19. Februar 1829. In: Eckermann, Johann Peter, Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens, hrsg. v. Fritz Bergmann, Baden-Baden 1981, S. 307.

[24] Kreutzer, Leo, Mein Gott Goethe. Essays, Reinbeck bei Hamburg 1980, S. 33.

[25] Die folgenden ‚Theorie‘-Begriffe wurden von Böhler übernommen Vgl., Böhler, Michael, Naturwissenschaft und Dichtung bei Goethe. In: Wittkowski, Wolfgang (Hrsg.), Goethe im Kontext. Kunst und Humanität, Naturwissenschaft und Politik von der Aufklärung bis zur Restauration, Tübingen 1984, S. 313-340.

[26] Du Bois-Reymond, Emil, Goethe und kein Ende. Rede. Leipzig 1883, S. 36.

[27] Vgl., Kloppe, Wolfgang, Du Bois-Reymond und Goethe, Berlin 1958, S. 13f.

[28] Virchow, Rudolf, Göthe als Naturforscher und in besonderer Beziehung auf Schiller. Eine Rede nebst Erläuterungen, Berlin 1861, S. 48.

[29] Haekel, Ernst, Natürliche Schöpfungsgeschichte. Gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Entwicklungslehre im Allgemeinen und diejenige von Darwin, Goethe und Lamarck im Besonderen, 4. verb. Aufl., Berlin 1873, S. 73.

[30] Vgl., Böhler 1984, S. 318-320.

[31] Kuczynski, Jürgen, Goethe über die Beziehungen von Kunst und Wissenschaft. In: Kuczynski, J. und W. Heise (Hrsg.), Bild und Begriff. Studien über die Beziehungen zwischen Kunst und Wissenschaft. Berlin und Weimar 1975, S. 32.

[32] HA XIII, S. 107.

[33] Ebd.

[34] HA XII, S. 11.

[35] Das Experiment wird hier für Goethe eine Vermittlungsposition zwischen Objekt und Subjekt einnehmen, auf die weiter unten ausführlich eingegangen wird.

[36] Böhler 1984, S. 329.

[37] WA 16, S. 578f.

[38] Brief an Graf Kaspar von Sternberg vom 26. September 1826.

[39] Gegen Ende des 18. Jhds. wurde noch nicht kategorisch zwischen Chemie und Alchemie unterschieden. Sowohl der Alchimist, als auch der Scheidekünstler benutzten die gleichen Öfen und Apparate für die Grundoperationen Filtrieren, Destillieren, Sublimieren usw. Vgl. zur Ausdifferenzierung von Chemie und Alchemie: Schütt, Hans-Werner, Auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Die Geschichte der Alchemie, München 2000, S. 526ff.

[40] Vgl., Schwedt, Georg: Goethe als Chemiker. Berlin u. a. 1998, S. 9.

[41] HA IX, S. 341.

[42] Vgl., HA IX, S. 341f.

[43] Vgl., Schütt 2000, S. 506.

[44] HA IX, S. 343f. Fräulein Klettenberg hatte sich schon früher mit alchemistischen Experimenten beschäftigt.

[45] Ebd., S. 344.

[46] Ebd.

[47] Ebd.

[48] Vgl., ebd., S. 362 und Krätz, Otto, Goethe und die Naturwissenschaften, München 1992,

S. 27

[49] LA I, 11, S. 219.

[50] Gespräch mit Eckermann vom 19. Oktober 1823.

[51] Vgl., Schwedt, Georg, Goethes chemische Experimente, Köln 1999.

[52] Jäger, Georg, Experiment. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. 1, hrsg. v. Klaus Weimar, Berlin 1997, S. 546f.

[53] Vgl., Kluge, Friedrich (Hrsg.), Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearb. v. Elmar Seebold, 23. erw. Aufl., Berlin 1999, S. 240.

[54] Janich Peter, Experiment. In: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, hrsg. v. Jürgen Mittelstraß, Bd. 1, Mannheim Wien Zürich 1980, S. 622.

[55] Weizsäcker, Carl Friedrich von, Zum Weltbild der Physik, 11. unveränd. Aufl., Stuttgart 1970, S. 170.

[56] Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden. 19., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 7, Mannheim 1988, S. 23.

[57] Eine negative Konnotation zum Experiment findet sich beispielsweise im Wahlkampfslogan von Konrad Adenauer, der den Wahlkampf 1957 unter dem Motto „Keine Experimente!“ geführt hat und damit Sicherheit und Kontinuität evozieren wollte im Gegensatz zur Unsicherheit eines Experiments. Man kann davon ausgehen, dass Adenauer nicht beabsichtigt hat, Experimente in den Naturwissenschaften abzuschaffen. Vgl., Kranzhoff, Jörg A., Experiment. Eine historische und vergleichende Wortuntersuchung, Diss., Bonn 1965, S. 148.

[58] Theorie verstanden als ein System von induktiven Hypothesen, die zusätzlich unter eines oder mehrere Naturgesetze subsumierbar sind, vgl., Daiber 2001, Anm. 27, S. 18.

[59] Zedler, Johann Heinrich, Grosses vollständiges Universal-Lexikon, Bd. 8, Halle und Leipzig 1734 (ND Graz 1980), Sp. 2344.

[60] Kant, Immanuel, Kritik der reinen Vernunft. Vorrede zur zweiten Auflage. In: Kant’s gesammelte Schriften, hrsg. v. der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 8, Berlin 1911, S. XIIf.

Ende der Leseprobe aus 91 Seiten

Details

Titel
Poesie und Wissenschaft in Goethes "Die Wahlverwandtschaften"
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Veranstaltung
Abschlussarbeit
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
91
Katalognummer
V41368
ISBN (eBook)
9783638396431
ISBN (Buch)
9783638706537
Dateigröße
940 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Poesie, Wissenschaft, Goethes, Wahlverwandtschaften, Abschlussarbeit
Arbeit zitieren
Benjamin Kristek (Autor:in), 2003, Poesie und Wissenschaft in Goethes "Die Wahlverwandtschaften", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41368

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