Was bedeuteten die Herrschaftswechsel der Jahre nach 1803 bis 1809 für die Salzburger Gesellschaft?


Hausarbeit, 2017

17 Seiten, Note: 1,00


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsstand

3. Die Auswirkungen der kurfürstlichen Ära für die Salzburger

4. Die Veränderungen in Salzburg unter österreichischer Herrschaft

5. Ende der österreichischen Herrschaft

6. Beginn der französischen Militäradministration

7. Conclusio

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Nach dem Ende des Fürsterzbistums Salzburg im Jahre 1803 wechselte sich die Führung im ehemals souveränen Land von Frankreich zu Österreich bis hin zu Bayern. Insgesamt waren es fünf „Besitzergreifungen“ wenn man zu den oben erwähnten Mächten noch die kurfürstliche Ära des Habsburgers FerdinandIII. (* 6. Mai 1769 in Florenz † 18. Juni 1824 ebenda) und die Wiederangliederung an Österreich im Jahr 1816 denkt.[1] [2] In dieser Arbeit wird der Forschungsfrage nachgegangen, welche Auswirkungen diese Herrschaftswechsel für die Salzburger Gesellschaft gehabt haben. Ferner wurden die Veränderungen untersucht, welche diese „Besitzerwechsel“ nach sich zogen und damit das Land sowie seine Bewohner dauerhaft beeinflussten. Hierbei wurde die Forschungsfrage auf den Zeitraum der Jahre 1803-1809 eingegrenzt. In diesem Zeitraum fallen aus staatsrechtlicher Sicht die Ära des Kurfürstentums vom Februar 1803 bis März 1806, die Phase des Herzogtums vom März 1806 bis April 1809 und die ab Mai 1809 bis September 1810 dauernde französisch-bayrische Besatzungszeit Salzburgs. Letzteres musste wegen der Eingrenzung des Zeitraumes bis 1809, sowie wegen des begrenzt zur Verfügung stehenden Seitenumfanges, einige Aspekte der restlichen 9 Monate der französischen Besatzungszeit leider vereinfacht und gekürzt dargestellt werden.

Die Herrschaftswechsel Salzburgs in dieser Zeitspanne liefen allesamt friedlich ab, wenn man die Besatzungszeit, die Plünderungen, sonstige Requirierungen und die Scharmützel napoleonischer Truppen beiseitelässt. Die Bevölkerung erhoffte sich vom jeweils neuen Regenten eine Besserung ihrer Situation. Dafür ist es notwendig die Geschichte dieses Landes vor 1803 etwas näher zu beleuchten.

Die Periode Salzburgs vor dem Untergang des Erzbistums war geprägt durch die ökonomische und aufklärerische Ära des Erzbischofs Hieronymus von Colloredo (* 31. Mai 1732 in Wien † 20. Mai 1812 ebenda). Für seinen von der Vernunft geprägten und sparsamen Charakter bekannt, waren dies Eigenschaften, welche bei den Massen nicht sonderlich beliebt waren.[3] Ähnlich wie der österreichische Kaiser JosephII. (* 13. März 1741 in Wien † 20. Februar 1790 ebenda) war Colloredo vom Geist der Vernunft und Aufklärung beseelt worden. Beide wendeten ihre Reformen zu rasch und zu radikal an. Die Bevölkerung des Erzbistums wurde dabei zu wenig einbezogen, sodass dies in weiterer Folge zu Ablehnung in der breiten Einwohnerschaft führte. Besonders Colloredos rücksichtsloses Vorgehen, bei der Bekämpfung der sogenannten „Volksfrömmigkeit“ wie z.B. das Untersagen von Wetterleuten, Wetterschießen und die Reduzierung der Feiertage waren ein nie gekanntes Novum für die lokale Bevölkerung.[4]

Auch seine „Reformtätigkeit“ bezüglich der Liturgie brachten dem Fürsterzbischof keinerlei Sympathien. Bei strenggläubigen Katholiken dürften das Verbot der Verwendung von Instrumentalmusik und der Zwang nur deutsche Kirchenlieder im Gottesdienst zu singen, für sehr viel Aufruhr gesorgt haben.[5]

Mit dem Ende des einst stabilen Ständestaates des Katholizismus im Jahre 1803 beginnt das eigentliche Thema des Forschungsgegenstandes. Zuallererst widmete ich mich daher den gesellschaftlichen Veränderungen im aufgeklärten Kurfürstentum, welches unter der Ägide des ehemaligen Großherzogs der Toskana FerdinandIII. stand. Dessen kurzweilige Regierungszeit trat für Salzburg notwendige Reformbewegungen los. Welche jedoch aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen jener Zeit nicht zur Vollendung kamen. Denn im März 1806 wurde Salzburg als Entschädigung für Gebietsverluste Österreichs, an die Habsburger-Monarchie vergeben. Damit verlor Salzburg endgültig seinen Sonderstatus als eigenständiges Territorium zwischen dem Königreich Bayern und dem Kaiserreich Österreich.[6]

Dieser Angliederung folgte allerdings ein rangmäßiger wie wirtschaftlicher Abstieg. Salzburg wurde in den rechtlichen Rang eines Herzogtums versetzt und stellte von da an nicht mehr das politische und religiöse Zentrum dar, sondern war viel mehr zu einer Außenprovinz Österreichs degradiert worden. Erstmals war das Land Salzburg damit in das österreichische Habsburgerreich integriert, diese „unglückliche Liaison“ endete dann Anfang Mai 1809.

Wieder einmal wurde Salzburg von den Wirren des Krieges überrannt und musste von einer eingesetzten Statthalterregierung administriert werden, weil der jeweils regierende Herrscher Hals über Kopf aus dem Lande geflohen war.

2. Forschungsstand

Zum Forschungsstand sei gesagt, dass es zwar zahlreiche Werke über Salzburg in der napoleonischen Zeit gibt, diese aber die Makrogeschichte, also das Handeln und Nichthandeln der großen Staatsmänner beschreiben. Für die hier gestellte Forschungsfrage ist der Mangel an einer mikrohistorischen Perspektive in der Sekundärliteratur äußerst unglücklich.

In den Werken wird sehr selten auf das vielfältige Leid der Bevölkerung eingegangen. Die Veränderungen welche die erwähnten Führungswechsel mit sich brachten, werden dabei wenig bis gar nicht beschrieben ­­– meistens nur in ein paar Zeilen. So kann mittels der Literatur die mögliche Forschungsfrage: „ Warum der/die SalzburgerInnen die aufgeklärten Reformen der Regierungszeit Fürsterzbischofs Hieronymus von Colloredo ablehnten, aber dem ebenso aufgeklärten Kurfürsten Ferdinand zujubelten als er erstmals nach Salzburg kam “ nicht zur Gänze erklärt werden. Viele Fragen in diesem Zusammenhang bleiben ohne jegliche Quellenarbeit leider offen.

Es verblieb nur der Griff zur Sekundärliteratur. In dieser Arbeit wurde unter anderem auf die Dissertation von Mag. Ingeborg Pirker zurückgegriffen. Ihre Publikation geht detailliert auf die kriegerischen Auseinandersetzungen während der napoleonischen Kriege im Pongau und Pinzgau ein. Obwohl sie darin einen anderen Schwerpunkt gelegt hat, war es für Nachforschungen bezüglich der Entbehrungen und Reformen jener Zeit trotzdem von großer Bedeutung. Weiteres wurden zahlreiche wissenschaftliche Werke, des ehemaligen Salzburger Univ.-Profs. Dr. Heinz Dopsch (* 1. November 1942 in Wien † 31. Juli 2014 in Salzburg) und stellvertretenden Leiters des Fachbereichs Geschichte an der Universität Salzburg, zu Gemüte geführt und fanden in dieser Arbeit Verwendung.

Die umfassende Wiedergabe der Salzburger Landesgeschichte in seinen Schriften wurde zu einem zentralen Punkt meiner Recherchetätigkeiten für diese Arbeit.

3. Die Auswirkungen der kurfürstlichen Ära für die Salzburger

Im Februar 1803 endete mit der Unterzeichnung des Abdankungspatents durch Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredos die tausendjährige Selbstständigkeit des Landes Salzburg.[7] Nicht „nur“ die Eigenstaatlichkeit, auch die einstige Einheit des Landes unter ein weltliches und geistliches Oberhaupt wurde damit endgültig durchtrennt. Damit war Colloredo der letzte „ archiepiscopus et princeps“ Salzburgs. Alle nachfolgenden Erzbischöfe waren fortan auf ihre geistlichen Aufgaben im Bistum Salzburg „beschränkt“. In den letzten Jahren der Regentschaft war sein Auftreten gegenüber dem Volk unsicher. Er erregte unter anderem deren Unmut, weil er aufgrund der äußerlichen Bedrohung des Landes so viele Wertgegenstände wie möglich zur Seite schaffen ließ.[8] Die Bevölkerung Salzburgs war damals zwiegespalten was die Zukunft des Landes betraf. Es gab Befürworter für eine Angliederung an das Kaiserreich Österreich und auch für einen Beitritt zum Königreich Bayern.[9]

Die Erwartungen und Jubelszenarien der Salzburger Bürger bei der Ankunft Erzherzogs Ferdinand von Toskana waren groß. Sein Ziel dürfte die Schaffung eines aufgeklärten Kurfürstentums gewesen sein, welches er behutsam säkularisierte, wofür er vom Papst seinen Dank erhielt. Durch seinen vorauseilenden guten Ruf, war die Salzburger Bevölkerung dem neuen Landesherrn durchaus wohlgesinnt. [10] [11] Vor allem die Unbeliebtheit Colloredos, bedingt durch seine von der Aufklärung geprägten Reformen, den Steuererhöhungen, seinen fahrlässigen Umgang mit den Steuergeldern (die „Fassaffäre“ sowie die Spekulationen an der Wiener Börse, welche zum Verlust von salzburgischen Steuergeldern führte) war kein unwichtiger Faktor dabei. Eben diese Unbeliebtheit bei den Salzburgern könnte dazu geführt haben, dass sie durchaus froh waren, einen neuen Landesfürsten zu bekommen.

Die Aufklärung selbst und die dadurch entstandenen Veränderungen in den nichtreligiösen und religiösen Bräuchen dürfte für die Salzburger aber nicht das eigentliche Problem gewesen sein. Galt doch die Herrschaft FerdinandIII. in dem Großherzogtum Toskana als das Vorbild eines aufgeklärt geführten Staates.[12] Die Erwartungen an den Kurfürsten sollten jedoch nicht enttäuscht werden. In der kurzen Regierungszeit wurden zahlreiche Neuerungen in Gang gesetzt, welche die Salzburger Gesellschaft auch nach dem Ende des Kurfürstentums prägen sollten.

[...]


[1] Vgl. Alfred Stefan Weiß, Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo, die Säkularisation Salzburgs und der Fortbestand des Erzbistums, in: Heinz Dopsch / Peter F. Kramml / Alfred Stefan Weiß, 1200 Jahre Erzbistum Salzburg. Die älteste Metropole im deutschen Sprachraum, Salzburg 1999, 283.

[2] Vgl. Heinz Dopsch / Robert Hoffmann, Hg., Salzburg. Die Geschichte einer Stadt, Salzburg / Wien 2008, 400.

[3] Vgl. Dopsch / Hoffmann, Salzburg, 395.

[4] Vgl. Heinz Dopsch, Kleine Geschichte Salzburgs Stadt und Land, Salzburg 2014, 155.

[5] Vgl. ebd., 155.

[6] Vgl. Peter Putzer, Staatlichkeit und Recht nach der Säkularisation, in: Heinz Dopsch / Hans Spatzenegger, Hg., Geschichte Salzburgs. Stadt und Land Bd. II/2 Neuzeit und Zeitgeschichte, Salzburg 1991, 642-643.

[7] Vgl. Weiß, Fürsterzbischof, 284.

[8] Vgl. Franz Ortner, Vom Kurfürstentum zum Wiener Kongress Salzburg 1703-1816, in: Heinz Dopsch / Hans Spatzenegger, Hg., Geschichte Salzburgs. Stadt und Land Bd. II/2 Neuzeit und Zeitgeschichte, Salzburg 1991, 587.

[9] Vgl. ebd., 588.

[10] Vgl. Ingeborg Pirker, Die Franzosenkriege im Pongau und Pinzgau, Dissertation, Universität Salzburg 1995, 77-78.

[11] Vgl. Dopsch / Hoffmann, Salzburg, 400.

[12] Vgl. Pirker, Franzosenkriege, 78.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Was bedeuteten die Herrschaftswechsel der Jahre nach 1803 bis 1809 für die Salzburger Gesellschaft?
Hochschule
Universität Salzburg
Veranstaltung
Österreich im Napoleonischen Europa: Kriegserfahrung, Gesellschaft und Politik
Note
1,00
Autor
Jahr
2017
Seiten
17
Katalognummer
V413331
ISBN (eBook)
9783668643093
ISBN (Buch)
9783668643109
Dateigröße
514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Salzburg, Fürsterzbistum, Colloredo, Napoleonische Kriege
Arbeit zitieren
Sebastian Engel (Autor:in), 2017, Was bedeuteten die Herrschaftswechsel der Jahre nach 1803 bis 1809 für die Salzburger Gesellschaft?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/413331

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