Hat sich die politische Kultur verändert? Eine Längsschnitt-Untersuchung am Beispiel der USA und der BRD


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitu.

II. Hauptte.

1. Zum Konzept der politischen Kultur nach Almond und Verba
1.1. Begriff und Definition der politischen Kultur
1.2. Dimensionen politischer Kultur
1.2.1. Input-Dimension
1.2.2. System-Dimension
1.2.3. Output-Dimension
1.3. Typen politischer Kultur
1.3.1. Parochiale Kultur
1.3.2. Untertanenkultur
1.3.3. Partizipative Kultur
1.3.4. „Civic Cultur.

2. Ergebnisse der „Civic Culture"-Studie
2.1. Bundesrepublik Deutschland
2.2. Vereinigte Staaten von Ameri.

3. Ergebnisse der „Civic Culture Revisited"-Studie
3.1. Bundesrepublik Deutschland
3.2. Vereinigte Staaten von Ameri.

4. Bedeutung der politischen Kultur für die Vergleichen.

Politikwissenscha.

III. Zusammenfassu.

IV. Literaturverzeichn.

I. Einleitung

Etablierte Demokratien wie die der USA oder der Bundesrepublik stehen immer wieder vor Herausforderungen für ihre jeweiligen politischen Systeme sowie die politischen Einstellungen und Orientierungen ihrer Bürgerschaft. Innere Wandlungsprozesse, äußere Konfliktfälle und Anforderungen aus der Umwelt stellen das demokratische System oft vor eine Zerreißprobe.1

So erlebte etwa das Amerika der 1960er und 1970er während den Auseinandersetzungen um den Vietnam-Krieg und die Bürgerrechtsbewegung bürgerkriegsähnliche Zustände; die noch junge Demokratie Westdeutschlands sah sich im „Deutschen Herbst" mit dem Terror der RAF konfrontier.

Es drängt sich dabei die Frage auf, ob sich im Laufe der Zeit die politischen Orientierungen der Bevölkerung verändert haben - auch und insbesondere durch Ereignisse wie die oben genannten. Haben sich bestimmte Ereignisse also in die Köpfe und Herzen der Bürgerinnen und Bürger verwurzelt? Kurzum: Hat sich die politische Kultur veränder.

In dieser Arbeit soll eben dieser Frage nachgegangen werden, wie sich die politischen Kulturen zweier demokratischer Staaten entwickelt habe.

Als Beispielländer wurden zu diesem Zweck die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika auserwählt; Deutschland als der Staat, der nach dem Zweiten Weltkrieg den dramatischsten Systemwechsel erlebte, und die USA schließlich als etablierte gefestigte Demokratie, die während des Kalten Krieges den Führungsanspruch der westlichen Welt für sich reklamiert.

Als Ausgangspunkt dieser Längsschnitt-Untersuchung soll für beide Länder im zweiten Kapitel Gabriel A. Almond und Sidney Verbas Studie „The Civic Culture" dienen. Die Studie, bei der rund 5 000 Menschen aus fünf Ländern befragt wurden2, wurde im Jahre 1963 veröffentlicht und gilt bis heute bahnbrechend auf dem Gebiet der politischen Kulturforschung, da erstmals die Bürger und ihre Einstellungen anstatt den Institutionen in den Interessensfokus rückten. Anhand von Almond und Verbas Wiederholung der Studie -„The Civic Culture Revisited" - im Jahre 1980 wird die Autorin dann im dritten Kapitel darstellen, ob sich tatsächlich die politische Kultur der USA oder der Bundesrepublik im dazwischenliegenden Zeitraum gewandelt hat. Doch zunächst soll im ersten Kapitel das Konzept der politischen Kultur nach Almond und Verba vorgestellt werden. Insbesondere ist es hier das Ziel, den Bedeutungsinhalt des Begriffes „politische Kultur" zu definieren, wie er dieser Darstellung zugrunde liegt. Im vierten Kapitel wird auf die Bedeutung der politischen Kultur für die Vergleichende Politikwissenschaft eingegangen, ehe eine Zusammenfassung die Arbeit beschließ.

II. Hauptteil

1. Zum Konzept der politischen Kultur nach Almond und Verba

1.1. Begriff und Definition der politischen Kultur

Doch was bedeutet der Begriff der „politischen Kultur“ nun überhaupt? In der Politikwissenschaft versteht man unter diesem Begriff zutiefst gegensätzliche Sachverhalte. So zeigt etwa Dias die ganze Fülle der Verwendung des politischen Kulturbegriffs auf, wenn er aufzählt, dass das Konzept mitunter „Ideologie, Werte, politische Prädispositionen, Wertorientierung, normative innere Ordnung, modale nationale Persönlichkeit, politische Identität, politisches Erwartungssystem, fundamentale Übereinstimmung über Art und Stil politischer Handlung, fundamentale politische Orientierungen, politische Handlungen, Meinungen, Normen, Symbole, politisches Verhalten, politische Persönlichkeit usw.“3

bezeichnen kan.

Denn: „Political Culture is one of the most popular and seductive concepts in political science; it is also one of the most controversial and confused.“4

In der Tat läuft die politische Kultur damit Gefahr, zu einem alles und nichts besagenden Begriff zu verkommen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihr wird zum Versuch, einen „Pudding an die Wand zu nageln“.5

Daher liegt es im Rahmen der Beschäftigung mit der politischen Kulturforschung nahe, sich lediglich auf „die“ Begründer dieser Disziplin in Person von Gabriel A. Almond und Sidney Verba zu konzentrieren und ihrer Definition von politischer Kultur zu folge.

Almond und Verba definieren in der Einleitung zu ihrer länderübergreifenden Studie „The Civic Culture“ politische Kultur als „the particular distribution of patterns of orientation toward political objects among the members of the nation“. 6

„It [die politische Kultur, Anm. der Autorin] includes (1) 'cognitive orientation', that is knowledge of and belief about the political system, its roles and the incumbents of these roles, its inputs, and its outputs; (2) 'affective orientation', or feelings about the political system, its roles, personnel, and performance, and (3) 'evaluational orientation', the judgements and opinions about political objects that typically involve the combination of value standards and criteria with information and feelings.”7

Und Lucian W. Pye schreibt daz.

„Political culture is the set of attitudes, beliefs, and sentiments which give order and meaning to a political process and which provide the underlying assumptions and rules that govern behavior in the political system.(...)Political culture is thus the manifestation in aggregate form of the psychological and subjective dimension of politics.”8

D.h., dass der Begriff „politische Kultur“ ausschließlich nicht beobachtbare Dinge wie Orientierungen, Einstellungen, Haltungen, Glaubens- und Wertvorstellungen von Individuen umfasst - wobei ein politischer Bezug vorliegen muss (beispielsweise Einstellungen zu politischen Institutionen oder zur Sozial- und Zuwanderungspolitik). Dagegen fallen tatsächliches Handeln und Verhalten als Manifestation einer Einstellung (damit üben Einstellungen gleichwohl Einfluss auf das politische System aus) nicht unter das Konzept der politischen Kultur. Handlungs- und Verhaltensweisen sind vielmehr Gegenstand der politischen Partizipationsforschung, zu der z.B. auch die Wahlforschung gehört. Die Summe aller individuellen Einstellungen und Orientierungen bezüglich politischer Objekte, vor allem Einstellungen zur generellen Ordnung und Organisation des politischen Systems, macht letztlich die politische Kultur eines Landes aus. Einstellungen sind demnach Eigenschaften von Einzelpersonen, die politische Kultur dahingegen ein Merkmal von Kollektiven, insbesondere von Staaten und Natione.

1.2. Dimensionen politischer Kultur

Almond und Verba ordnen in „The Civic Culture“, in Anlehnung an Eastons Systemtheorie, kollektive politische Orientierungen der Bürger drei Objektbereichen zu: nämlich den Inputs, dem System im Allgemeinen und den Outputs. Politische Einstellungen beziehen sich allesamt auf diese drei Bereiche. Neben diesen Objektorientierungen berücksichtigen die beiden Forscher zugleich die Art d.

Orientierungen. Dabei unterscheiden Almond und Verba kognitive, affektive und evaluative Orientierungen. Die kognitive Orientierung bezieht sich auf das grundlegende Verständnis über das jeweilige politische Regime und dessen Aufbau sowie die affektive auf die gefühlsmäßige Orientierung zum politischen System und dessen Rollenträgern. Die evaluative schließlich nimmt Bezug auf die Bewertung des politischen Systems und dessen Repräsentanten anhand normativer Kriterien. Aus der Art der Orientierung und den Objekten der Orientierung werden die Dimensionen politischer Kultur gewonnen.9

1.2.1. Input-Dimension

Die Input-Strukturen entsprechen bei Almond und Verba den Unterstützungen und Forderungen seitens der Bürger gegenüber dem politischen System bzw. den Objekten der Politik (,,supports" und ,,demands") und haben die Funktion der Interessenartikulation (,,interest articulation"), Interessensammlung (,,interest aggregation") und Rekrutierung politischer Führungskräfte (,,political recruitment"). Daher fassen die beiden unter die Input-Dimension die Institutionen, mittels derer die Bevölkerung Forderungen an die Politik herantragen kann, wie beispielsweise Parteien, Behörden und Interessengruppen. Input-Einstellungen stellen dementsprechend politische Einstellungen und Verhaltensweisen negativer und positiver Natur zu diesen Institutionen der Input-Seite dar.10

1.2.2. System-Dimension

Die System-Dimension umfasst die politischen Einstellungen der Bevölkerung zum politischen Regime und zur politischen Gemeinschaft. Mit dem Begriff „politisches Regime“ werden die grundlegenden Merkmale der institutionellen Ordnung wie die Grundrechte, die Volkssouveränität, die Gewaltenteilung und das Rechtsstaatprinzip bezeichnet. Das politische Regime bildet folglich die maßgebenden Werte, Normen und Autoritätsstrukturen für das politische Zusammenleben, die wiederum die Identität eines politischen Systems als Demokratie ausmachen und es von autoritären und totalitären Regimen abgrenzen. Eine politische Gemeinschaft ist diejenige Einheit, der sich die Individuen zugehörig fühlen und der sie ihre Loyalität entgegenbringen. In modernen Gesellschaften und ethnisch homogenen Staaten wie etwa der Bundesrepublik übernimmt in der Regel die Nation diese Rolle, möglicherweise aber auch eine enger definierte Gruppe, die durch Ethnie oder Territorialgebiet näher bestimmt wird, wie z.B. die Bevölkerung des Baskenlandes die sich eher als Basken begreift, denn als Spanier oder Franzosen.11

1.2.3. Output-Dimension

Der Output- Bereich erfüllt die legislativen, exekutiven und judikativen Funktionen des politischen Systems (,,rule making", ,,rule adjudication" und ,,rule application"). Unter diese Dimension fallen daher politische Einstellungen zu den Aktivitäten und Handlungen der Politik. Ferner zu den mit der Herstellung und Durchsetzung verbindlicher politischer Entscheidungen befassten Institutionen und Akteure. Diese Funktion wird in den westlichen Demokratien insbesondere durch die Regierung, die Verwaltung, die Gerichte und das Militär wahrgenommen.12

1.3. Typen politischer Kultur

Anhand der oben skizzierten Dimensionen kann eine Klassifikation politischer Systeme nach ihren jeweiligen politischen Kulturen vorgenommen werde.

Dazu differenzieren Almond und Verba zudem drei Reinformen der politischen Kultur, die in Staaten eventuell anzutreffen sind, und sich zugleich in ihrem Entwicklungsniveau unterscheiden13: die parochiale Kultur, die Untertanenkultur und die partizipative Kultu.

1.3.1. Parochiale Kultur

In der parochialen Kultur stellt die Politik im Leben der Bevölkerung keinen eigenständigen Handlungsbereich dar; die Bürger haben keine Beziehung zum politischen System und demnach auch keine Erwartungen an eben jenes.14 Denn oftmals ist ihnen schlichtweg die Existenz eines solchen Systems unbekannt, weshalb sie die erlassenen Gesetze lediglich als Erweiterung religiöser Normen sehen.15 Dieser Kulturtypus entspricht in etwa dem eines vormodernen politischen System.

1.3.2. Untertanenkultur

In der Untertanenkultur bildet die Bevölkerung eine positive Beziehung zur Politik a.

[...]


1 Vgl. Westle, Bettina 2002: Politische Kultur. In: Lauth, Hans-Joachim (Hg.): Vergleichende Regierungslehre. Eine Einführung. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, S. 319-341. S. 31.

2 Vgl. Almond, Gabriel A./Verba, Sidney 1963: The Civic Culture. Political Attitudes and Democracy in Five Nations. Princeton, New Jersey: Princeton University Press. S. VIII.

3 Dias, Patrick V. 1971: Der Begriff Politische Kultur in der Politikwissenschaft. In: Oberndörfer, Dieter (Hg.) 1971: Systemtheorie, Systemanalyse und Entwicklungsländerforschung. Berlin: Duncker und Humblot, S. 409-448. S. 409 .

4 Elkins, David J./ Simeon, Richard E.B. 1979: A Cause in Search of its Effects, or What Does Political Culture Explain? In: Comparative Politics, 11. Jg. 1979, S. 127-145. S. 12.

5 Kaase, Max 1983: Sinn oder Unsinn des Konzepts „Politische Kultur” für die Vergleichende Politikforschung oder auch: Der Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. In: Kaase, Max/ Klingemann, Hans-Dieter (Hg.): Wahlen und politisches System. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1980. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 144-171. S. 150.

6 Almond, Gabriel A./Verba, Sidney 1963: S. 1.

7 Almond, Gabriel A./Verba, Sidney 1963: S. 1.

8 Pye, Lucian W. 1968: Political Culture. In: Sills, David L. (Hg.) 1968: International Encyclopedia of the Social Sciences, Bd. 11. New York: MacMillan, S. 218-224. S. 218.

9 Vgl. Almond, Gabriel A./Verba, Sidney 1963: S. 1.

10 Vgl. Westle, Bettina 2002: S. 321.

11 Vgl. Gabriel, Oscar W. 1994: Politische Einstellungen und politische Kultur. In: Ders., Brettschneider, Frank (Hg.): Die EU-Staaten im Vergleich. Strukturen, Prozesse, Politikinhalte. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 96-133. S. 9.

12 Vgl. Gabriel, Oscar W. 1994: S. 10.

13 Vgl. Gabriel, Oscar W. 1994: S. 10.

14 Vgl. Gabriel, Oscar W. 1994: S. 10.

15 Vgl. Almond, Gabriel A./Verba, Sidney 1963: S.18.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Hat sich die politische Kultur verändert? Eine Längsschnitt-Untersuchung am Beispiel der USA und der BRD
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Veranstaltung
Analyse und Vergleich politischer Systeme
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V41108
ISBN (eBook)
9783638394475
ISBN (Buch)
9783640718146
Dateigröße
406 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit stellt das Konzept von Almond und Verba dar, und vergleicht die BRD und die USA zum Zeitpunkt der Civic Culture- und Civic Culture-Revisited-Studie.
Schlagworte
Politik Politikwissenschaft Politische Theorie Politische Kultur, Sidney Verba, Gabriel Almond USA Deutschland BRD Politische Kultur Civic Culture Civic Culture Revisited Studie Nachkriegszeit Längsschnitt-Untersuchung Vergleich politischer Systeme Analyse, Innenpolitik
Arbeit zitieren
Claudia Wößner (Autor:in), 2005, Hat sich die politische Kultur verändert? Eine Längsschnitt-Untersuchung am Beispiel der USA und der BRD, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41108

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