Frauen- und Kinderarbeit in der Zeit der Industrialisierung


Seminararbeit, 2005

14 Seiten, Note: Sehr Gut


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Kinderarbeit in der Zeit der Industrialisierung
2.1. Zum Begriff Kinderarbeit
2.2. „Arbeiten ist gut“
2.3. Staat und Kinderarbeit
2.4. Die Arbeitsverhältnisse der Kinder
2.5. Kinder als beliebte Arbeitskräfte
2.5.1. Das Kind in der Landwirtschaft
2.5.2. Das Kind in der Fabrik
2.5.3. Das Kind im Waisenhaus
2.5.4. Das Kind als Bettler
2.6. Schutzbestimmungen für Kinder

3. Frauenarbeit zur Zeit der Industrialisierung
3.1. Entwicklung der Frauenarbeit
3.2. Heimarbeit
3.3. Arbeit in der Manufaktur
3.4. Im Dienst
3.5. Frauen in Gewerbe und Industrie

4. Zusammenfassung

5. Verwendete Literatur

1. Einleitung

Frauen- und Kinderarbeit zur Zeit der Industrialisierung ist sowohl ein geschichtliches Thema, als auch ein aktuelles. Wirft man zum Beispiel einen Blick nach Asien, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich Geschichte tatsächlich zu wiederholen scheint. Durch die Summe des sozialen Engagements einzelner können Situationen verbessert werden, wie die folgenden Ausführen zeigen werden. Vor allem aber macht dieses Thema wieder einmal bewusst in welch glücklicher Lage wir uns heute befinden.

2. Kinderarbeit in der Zeit der Industrialisierung

2.1. Zum Begriff Kinderarbeit

In Anlehnung an S. Quandt versteht man unter Kinderarbeit „die zumindest periodisch regelmäßige un- und angelernte Erwerbstätigkeit Untervierzehnjähriger bzw. Volksschulpflichtiger, die außerhalb eines ordnungsgemäßen Lehrverhältnisses stattfindet“ Von dieser Definition ausgehend erkennt man, dass es Kinderarbeit schon längst vor dem 19. Jahrhundert gegeben hat. So definiert E. Beermanns: „Kinderarbeit ist jede gewerbliche Arbeit, sowie jede sonstige Betätigung, die aus Erwerbsgründen jeglicher Art durch Personen unter 14 Jahren (Kinder) ausgeführt wird. …“[1]

2.2. „Arbeiten ist gut“

Das sozialpädagogische Konzept der Arbeitserziehung wurde gepriesen und begrüßt und verbreitete sich rasch über die europäischen Länder. Politiker und Philosophen, aber auch große Pädagogen dieser Zeit, wie Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), setzten voraus, dass sich Kinder ihren Lebensunterhalt teilweise, oder gänzlich selbst zu verdienen haben.

Das kindliche Bedürfnis, die Menschen in seiner Umgebung nachzuahmen wurde gezielt genutzt, um schon Kleinkinder für die Arbeit zu interessieren.[2]

Kinderarbeit war seit Jahrhunderten in der Landwirtschaft und im Handwerk üblich. Es entsprach der gängigen Vorstellung, dass Kinder mit 4-5 Jahren an die Arbeit zu gewöhnen seien. Durch die wachsende Bevölkerung reichten die althergebrachten Tätigkeiten nicht mehr aus, um das Volk zu ernähren. So wurden im 18. Jahrhundert. Gründer von Manufakturen als Wohltäter und Menschenfreunde gepriesen, die Gewerbe, in denen Kinder ihr Brot verdienen konnten als vorzüglich gelobt.[3]

2.3. Staat und Kinderarbeit

Die Arbeit von Kindern war vom Staat nicht nur erwünscht, sie wurde auch gefördert. Verwaltungsbeamte, Pfarrherren und Pädagogen waren sich einig, dass, „ je früher der Mensch zum Arbeiten angehalten wird, er desto weniger in Gefahr gerät, sich dem Müßiggang hinzugeben und seien Mitmenschen zu Last zu fallen. “ Wenn Unternehmer für die Konzession ihres Betriebes ansuchten, betonten sie daher oftmals, dass sie gute Verdienstmöglichkeiten für Frauen und Kinder schaffen würden. Es entsprach dem Merkantilismus, dass der Staat des 18. Jahrhunderts Freund und Förderer der Kinderarbeit war. Diese Einstellung zog sich bis weit ins 19. Jahrhundert, was auch erahnen lässt, warum sich der Staat bei der Umsetzung von Schutzbestimmungen für Kinder so schwer tat.[4]

2.4. Die Arbeitsverhältnisse der Kinder

Über Kinder wurde wie über Waren verfügt. Ein Kinderleben, vor allem das eines armen Kindes galt nicht viel und so wurde ihre Arbeitskraft bis aufs Äußerste ausgenutzt. In Manufakturen, Zucht- und Waisenhäusern aber auf Gutshöfen waren sie schutzlos der Willkür der Unternehmer oder Gutsherrn und ihrer Arbeitsaufseher preisgegeben. Die Arbeitszeit dauerte meistens 13 bis 14 Stunden am Tag, von 5.00/6.00 in der Frühe an.[5] Kinder galten als „unzünftige“ Hilfsarbeiter und waren deshalb von allen Schutzbestimmungen ausgeschlossen, die die Zunft- und Handwerksordnungen ihren Mitgliedern gewährte. Zu den starken physischen Beanspruchungen durch die Arbeit kamen schlechte Licht- und Luftverhältnisse hinzu.

Nach einem Besuch in der Seidenflorfabrik bei Traiskirchen meinte Kaiser Josef II. 1782: „daselbst unendliche Gebrechen in der Reinlichkeit der Kinder, welche voll Krätze waren, und welches auch auf ihren Gesundheitsstand die nachtheiligsten Folgen nach sich gezogen hat, dergestalt, dass ein epidemisches Faulfieber eingerissen hat, und mehrerer Menschen Tod erfolgt ist.“

Besonders schlecht war auch die Bezahlung der Kinder. Mit dem Vorwand, „sie seinen keine vollwertigen Arbeiter“ zahlte man ihnen einen weit geringeren Lohn, als den Männern, oft nur ein Siebtel des Betrages, den die Erwachsenen bekamen.[6]

2.5. Kinder als beliebte Arbeitskräfte

2.5.1. Das Kind in der Landwirtschaft

Am weitesten verbreitet und am längsten geduldet war Kinderarbeit in der Landwirtschaft, dort wurden Kinder zur Feld- und Stallarbeit herangezogen.[7] Alle Untertanen der Gutsherren hatten ihre Kinder als Gesinde zur Verfügung zu stellen. Nachdem die Kinder zu Hause in der Familienwirtschaft gearbeitet hatten, traten sie meist im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren in den Gesindedienst. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft Mitte des 19.Jahrhunderts entfiel auch der Gesindezwangsdienst[8], was aber die Kinderarbeit in der Landwirtschaft keineswegs minderte.

So heißt es in einer Erhebung über die Kinderarbeit in Österreich von 1908: „Bei fast allen Familienfremden beschäftigte Kinder werden nach den Berichten fast stets entlohnt, da sie infolge der „Leutenot“ wertvolle und billigere Arbeitskräfte darstellen.“ Die Kinder verdienten sich als landwirtschaftliche Tagelöhner, als Wanderarbeiter, Saisonarbeiter und Dienstboten. Die Entlohnung erfolgte nicht selten durch Naturalien: Lebensmittel, Heizmaterial, abgetragene Kleidung, …usw.[9] Die 35.362 befragten Kinder wiesen folgende Altersstruktur auf:

[...]


[1] Karl Reinhold Mühlbauer, Zur Lage des Arbeiterkindes im 19. Jahrhundert, Köln/Wien 1991. S. 24

[2] Erna M. Johansen, Betrogene Kinder, Frankfurt am Main 1986. S. 77 f

[3] Erna M. Johansen, Betrogene Kinder, Frankfurt am Main 1986. S. 83

[4] Karl R. Mühlbauer, Zur Lage des Arbeiterkindes im 19. Jahrhundert, Köln/Wien 1991. S 202 f

[5] Erna M. Johansen, Betrogene Kinder, Frankfurt am Main 1986. S. 81 f

[6] Karl R. Mühlbauer, Zur Lage des Arbeiterkindes im 19. Jahrhundert, Köln/Wien 1991. S. 195 f

[7] Karl R. Mühlbauer, Zur Lage des Arbeiterkindes im 19. Jahrhundert, Köln/Wien 1991. S. 25

[8] Jürgen Kuczynski, Geschichte der Kinderarbeit in Deutschland 1750-1939, Berlin 1958. S. 58 ff

[9] K.K. Arbeitsstatistisches Amt im Handelsministerium, Erhebung über die Kinderarbeit in Österreich im Jahre 1908, Wien 1913. S. 252 ff

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Frauen- und Kinderarbeit in der Zeit der Industrialisierung
Hochschule
Johannes Kepler Universität Linz  (Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte)
Veranstaltung
Sozialgeschichte
Note
Sehr Gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V40937
ISBN (eBook)
9783638393232
ISBN (Buch)
9783638772549
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauen-, Kinderarbeit, Zeit, Industrialisierung, Sozialgeschichte
Arbeit zitieren
Mag. Viktoria Lehner (Autor:in), 2005, Frauen- und Kinderarbeit in der Zeit der Industrialisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40937

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