Geldpolitik und Wechselkurspolitik: Die Rolle des Euros im Weltwährungsgefüge


Seminararbeit, 2002

22 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Währungssysteme
2.1 Feste Wechselkurse
2.2 Feste, aber anpassungsfähige Wechselkurse
2.3 Flexible Wechselkurse

3. „Wechselkurspolitik“ der EZB
3.1 Entscheidung für den freien Wechselkurs
3.2 Wechselkurspolitik gegenüber Drittwährungen
3.3 Wechselkurspolitik gegenüber „Pre-Ins“

4. Funktionen des Euro als internationale Währung
4.1 Voraussetzungen einer internationalen Währung
4.2 Die privaten Verwendungsfunktionen einer internationalen Währung
4.3 Die öffentlichen Verwendungsfunktionen einer internationalen Währung

5. Der EURO als neue Weltleitwährung?.

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Währungssysteme

Abbildung 2 Devisenmarkt bei festen Wechselkursen mit Bandbreiten

Abbildung 3 Das „magische“ Dreieck der nationalen Geldpolitik

Abbildung 4 Wechselkursverlauf der Dänischen Krone

Abbildung 5 Funktionen internationaler Währungen

Abbildung 6 Finanzmärkte im internationalen Vergleich

Abbildung 7 Zusammensetzung internationaler Währungsreserven

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

„Der Euro ist eine der stärksten Währungen der Welt. Wir haben jetzt mehr Chancen und mehr Hoffnung.“[1]

Dieses Einschätzung des Euro stammt von Kostas Simitis, dem griechischen Minister-präsidenten. Ist der Euro jedoch wirklich eine der stärksten Währungen oder spielt er nur eine Nebenrolle im Konzert der großen Währungen dieser Welt? Die Rolle des Euro im Weltwährungsgefüge ist der Betrachtungsgegenstand dieser Hausarbeit.

Was muß Europa tun, damit der Euro eine entscheidende Rolle im Weltwährungsgefüge spielt? Um für die Beantwortung dieser Frage die Grundlagen zu schaffen werde ich zunächst auf die verschiedenen Wechselkurssysteme eingehen, die im Laufe der Zeit entstanden sind. Neben der theoretischen Betrachtung werden die Vor- und Nachteile des jeweiligen Systems im Vordergrund der Betrachtung stehen.

Im dritten Punkt wird der europäische Währungsraum in den Mittelpunkt gerückt. Warum hat sich die EZB für einen freien Wechselkurs entschieden? Näher betrachten möchte ich in diesem Zusammenhang dann auch die tatsächlich betriebene Wechselkurspolitik der EZB gegenüber Drittwährungen und den sogenannten „Pre-Ins“.

Im vierten Punkt werden die Voraussetzungen geklärt, außerdem welche Funktionen eine internationale Währung erfüllen muß, um damit im abschließenden Teil der Arbeit die Rolle des Euro insbesondere gegenüber der dominanten Stellung des US-Dollars zu klären.

1. Währungssysteme

Grundsätzlich kann man sagen, dass die internationale Währungsordnung eine Rahmen-bedingung für die nationale Geldpolitik darstellt. So galten für die Epoche der Gold-währung die „Spielregeln des Goldautomatismus“[2], hinter der die Verfolgung der binnen-wirtschaftlichen Ziele der Geldpolitik zurückstehen mussten.[3] Nach dem zweiten Welt-krieg wurde mit dem Bretton Woods - Abkommen ein neues Weltwährungssystem geschaffen, welches auf einem System fester Wechselkurse basierte. Jeder Währung der teilnehmenden Länder wurde eine Parität in einem bestimmten Goldgewicht oder in US-Dollar zugeordnet; gleichzeitig wurde eine Bandbreite in Höhe von +-1% um die Parität fixiert, innerhalb derer der Wechselkurs des jeweiligen Landes schwanken durfte. Diese Bandbreite wurde Ende 1971 auf +-2,25% erweitert.

Die Notenbanken der beteiligten Länder waren verpflichtet, auf dem Devisenmarkt zu intervenieren, sobald der Wechsel-kurs ihrer Währung diese Bandbreite verließ.[4] Im März 1973 brach das Bretton Woods System jedoch mit dem Übergang der wichtigsten Währungen zum Floating zusammen. „Eine Abänderung des entsprechenden Artikels IV in den Statuten des Internationalen Währungsfonds trägt der neuen Lage Rechnung: Mittlerweile ist es jedem Land freige-stellt, die ihm geeignet erscheinenden Wechselkursregelungen zu wählen. So ist es nicht verwunderlich, dass die gegenwärtige Situation vielerlei Spielarten der Wechselkurspolitik aufweist...“[5] Einen Überblick über die verschiedenen möglichen Währungssysteme, die ich im folgenden näher vorstellen werde, bietet Abbildung 1[6].

1.1 Feste Wechselkurse

Unter festen Wechselkursen versteht man einen fixierten Wechselkurs, der von der Zentralbank des Landes oder der Regierung festgesetzt wird[7]. Diese Paritätsfestsetzung kann für eine Einzelwährung oder einen Währungskorb von verschiedenen anderen Währungen erfolgen. Die feste Parität zu einer als wertstabil anerkannten ausländischen Währung, auch als „Ankerwährung“ bezeichnet, dient hierbei als Zwischenziel der Geld-politik zur Erreichung der Preisniveaustabilität. Wie ich in Punkt drei erläutern werde verzichtet die Zentralbank des Landes mit dem Wechselkursziel eventuell[8] auf ihre geld-/ währungspolitische Autonomie.

Durch die festen Wechselkurse hat das Land mit dem Zwischenziel Wechselkurs[9] die gleiche Inflation wie das Land mit der Ankerwährung[10]. „Dieser Übertragungsprozess beruht auf zwei Transmissionsprozessen: einem güterwirtschaftlichen Übertragungsmechanismus (...) und einem Wirkungszusammenhang, der auf der Inflationserwartung der Privaten beruht und nur indirekt über die realwirtschaftlichen Größen wirkt.“[11] Das heißt, dass die Voraussetzung für das Zwischenziel die Existenz einer Außenwährung ist, welche einerseits ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit besitzt und andererseits ein großer Teil des Außenhandels des Landes W mit Land A (oder Ländern, die die gleiche Ankerwährung benutzen) stattfindet, damit der Einfluss ausländischer (von Land A abweichender) Preisentwicklung zurückgedrängt wird. Gesteuert wird das Zwischenziel des Wechselkurses im Land W durch den Geld-marktzins. Beispiel: Durch einen gestiegenen Inlandszins steigt der Kapitalimport, es kommt zu einem Devisenüberschuss in der Leistungsbilanz. Diesen muß die inländische Zentralbank ankaufen, um den Wechselkurs auf dem fixierten Niveau zu halten. Damit steigt die inländische Geldmenge, obwohl der Zins gestiegen ist.

Ein Nachteil ist jedoch, dass bei einem Anstieg der Inflation im Land A auch die Inflation im Land W ansteigt, obwohl unter Umständen binnenwirtschaftlich kein Grund für einen Anstieg der Inflationsrate gegeben ist. Außerdem muss die Notenbank des Landes W den währungspolitischen Entscheidungen der Notenbank des Landes A folgen, unabhängig davon, ob dies für die Gesamtwirtschaft des Landes W sinnvoll ist oder nicht, um die Wechselkursstabilität nicht zu gefährden[12], d.h. die Zentralbank mit Wechselkursziel gibt ihre geld-/währungspolitische Autonomie zugunsten des festen Wechselkurses auf.

Ein spezielles System der festen Wechselkurse ist das Currency Board System. Hierbei werden nur nationale Noten und Münzen in Umlauf gebracht, die durch Währungsreserven der Ankerwährung gedeckt sind. „Das Board garantiert die volle Konvertibilität des nationalen Noten- und Münzgeldes gegenüber der Reservewährung zum festgelegten Kurs.“[13] Dieses System wird vor allem von Ländern genutzt, deren Geldpolitik wenig Vertrauen genießt, da der Vorteil dieses Systems in der Herstellung von Vertrauen bei gleichzeitiger Preisstabilität auf Kosten der geld-/währungspolitischen Autonomie ist. Da die Währungsreserven, die auch in der Reservewährung determinierten Wertpapieren gehalten werden können, begrenzt ist, kommt es zu einer Einschränkung der „lender-of-last-ressort“-Funktion der Zentralbank[14].

2.2 Feste, aber anpassungsfähige Wechselkurse

Grundsätzlich ist hier, wie in Abbildung 1 ersichtlich, eine Bindung an eine Einzel-währung, oder die Bindung durch gegenseitige Vereinbarung möglich, wie es im System der EWS praktiziert wurde.

Das Bretton Woods- System als Beispiel für ein System fester, aber anpassungsfähiger Wechselkurse war ein Mischsystem aus fest vorgegebenen Paritäten der einzelnen Wechselkurse untereinander, während sie gleichzeitig zwischen einer vorgegebenen Unter- und Obergrenze frei schwanken konnten. Diese Unter- und Obergrenze fungierten dabei als Interventionspunkte und wurden „politisch-administrativ“[15] festgesetzt.

Beispiel: In Abbildung 2[16] ist die Dollarparität bei 2 WE[17] fixiert, bei einer erlaubten Schwankungsbreite von 1%. Wenn die Dollarnachfrage von NN nach N1N1 steigt, so muß die Zentralbank intervenieren, „um eine Aufwertung des Dollars über den oberen Interventionspunkt hinaus zu verhindern. Sie muß den Nachfrageüberschuss NÜ aus ihren Devisenbeständen befriedigen.“[18] Beim Absinken der Nachfrage auf N2N2 muß der Angebotsüberschuss an Dollars von der Zentralbank aufgekauft werden.[19] „Bei festem Wechselkurs (und freier Konvertibilität) kann die Notenbank also die Geldmenge nicht kontrollieren, die Geldbasis ist eine endogene Größe, die sich jeweils an die Erfordernisse des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts anpasst.“[20] Dies gilt – mit der Einschränkung, dass dieser Effekt nur eintritt, wenn sich der Wechselkurs nicht mehr zwischen den Inter-ventionspunkten bewegt – auch für flexible, aber anpassungsfähige Wechselkurse. Durch den An- und Verkauf der Devisen ändert sich die inländische Geldmenge, so dass eine Steuerung des Preisniveaus nicht mehr verlässlich durch die Geldbasis erfolgen kann.

Daneben existieren noch Systeme fester Wechselkurse (mit und ohne Bandbreite), bei denen die Parität aufgrund geänderter Marktbedingungen in zumeist kleinen Schritten verändert werden können. In diesen Systemen versucht man die Vorteile zeitlich fixierter Wechselkurse mit den Vorteilen flexibler Wechselkurse zu kombinieren, ohne die Nach-teile flexibler Wechselkurse in Kauf nehmen zu müssen. Zu den Vorteilen eines solchen hybriden Systems „...zählen eine Reduktion des Wechselkursrisikos im Vergleich zu einem System perfekt flexibler Wechselkurse, Abfederung realer Schocks durch begrenzte nominelle Wechselkursvariabilität bei gleichzeitiger Reduktion von Geldmarktungleich-gewichten und eine Erhöhung des Grades der monetären Unabhängigkeit relativ zu einem Fixsystem. Zudem entstehen in glaubwürdigen hybriden Systemen stabilisierende Effekte auf den Wechselkurs durch die Erwartungen betreffend zukünftiger Zentralbank-interventionen.“[21]

2.3 Flexible Wechselkurse

Die Mehrheit der IMF Mitgliedsländer praktizieren ein System flexibler Wechselkurse, bei dem der Wechselkurs alleine durch Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt entsteht; Interventionen der Zentralbank sind nur sporadisch zur Stabilisierung von Wechselkursschwankungen.[22]

Als Argument für einen flexiblen Wechselkurs wird in der Literatur die Bestimmung des Wechselkurses durch wirtschaftliche Fundamentaldaten - und nicht durch politische Vorgaben – gesehen. Daneben die Verringerung protektionistischer Tendenzen, da der flexible Wechselkurs besser gegen internationale Störungen abschottet und die Verhinderung des Inflationsimports.

Die Erfahrungen mit dem System der freien Wechselkurse hat gezeigt, dass es zu einer hohen kurzfristigen Wechselkursvariabilität kommen kann, durch Spekulanten und falsch eingeschätzte Informationen. Außerdem kam es nicht zu dem erhofften Abbau von protektionistischen Hemmnissen.[23]

Des weiteren haben flexible Wechselkurse einen positiven Effekt auf die Geldpolitik: „Die Wirksamkeit der Geldpolitik wird durch die außenwirtschaftlichen Beziehungen [...] nicht eingeschränkt, sondern im Gegenteil sogar verstärkt! [...] Reagieren die Inlandsinvestoren nicht auf eine Zinssenkung, so bleibt die expansive Geldpolitik [...] dennoch nicht ohne Wirkung, da die Abwertung der heimischen Währung den Außenbeitrag und damit Volks-einkommen und Beschäftigung erhöht.“[24]

Nachteilig wirkt sich beim frei gegebenen Wechselkurs aus, dass die internationale Wett-bewerbsfähigkeit des Landes mit freiem Wechselkurs den Launen der Finanzmärkte aus-geliefert ist. Wenn ein Land bei den Märkten „hoch im Kurs" steht, kann euphorie-getriebener Kapitalzustrom die Landeswährung unter unwillkommenen Aufwertungsdruck setzen[25]. Als Folge dieser Aufwertung werden die Produkte eines in die USA exportierenden Unternehmens dort teurer, was den Absatz negativ beeinflusst. Durch den freien Wechselkurs entsteht für einen Exporteur ein Wechselkursrisiko, gegen dass er sich durch Devisentermingeschäfte absichern kann. Dadurch entstehen für ihn jedoch wiederum zusätzliche Kosten.

[...]


[1] Homepage des Bundestages, Online im Internet, Stand 05.07.2002

[2] Issing, 1992, S. 214

[3] Vgl. Issing, 1992, S. 214

[4] Vgl. Schaal, 1989, S. 66 ff

[5] Issing, 1992, S. 215

[6] Siehe Anhang

[7] Vgl. o.V.: Gabler Wirtschaftslexikon, 1997, Stichwort: fester Wechselkurs

[8] Dies trifft nur zu, wenn ebenfalls das Ziel der offenen Finanzmärkte verfolgt wird, siehe Abbildung 3.

[9] im folgenden Land W genannt

[10] im folgenden Land A genannt

[11] Bofinger, 1996, S. 306

[12] Vgl. Bofinger, 1996, S. 306ff

[13] Willms, 1995, S. 163

[14] Vgl. Willms, 1995, S. 163ff

[15] Schäfer, 1981, S. 57

[16] Siehe Anhang

[17] Währungseinheiten: theoretische Währung eines Landes für das Beispiel

[18] Schäfer, S. 58

[19] Vgl. Schäfer, S. 57f

[20] Issing, 1992, S. 220

[21] o.V.: Gabler-Wirtschaftslexikon, 1997, Stichwort: Wechselkurspolitik

[22] Vgl. Willms, 1995, S. 152

[23] Vgl. Willms, 1995, S.167ff

[24] Issing, 1992, S. 226

[25] Vgl. Friedrich-Ebert-Stiftung, Online im Internet, Stand 15.07.2002

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Geldpolitik und Wechselkurspolitik: Die Rolle des Euros im Weltwährungsgefüge
Hochschule
Universität Trier
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
22
Katalognummer
V40901
ISBN (eBook)
9783638392990
ISBN (Buch)
9783656245070
Dateigröße
1224 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geldpolitik, Wechselkurspolitik, Rolle, Euros, Weltwährungsgefüge
Arbeit zitieren
Diplom-Kaufmann Alexander Schmidt (Autor:in), 2002, Geldpolitik und Wechselkurspolitik: Die Rolle des Euros im Weltwährungsgefüge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40901

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