August Hermann Francke - sein Leben und Wirken als pietistischer Pädagoge


Hausarbeit, 2001

21 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Franckes Lebensdaten

III. Der Pietismus
III. I Begriffserklärung und Hintergrund
III. II Francke und der Pietismus

IV. Aufbau der Franckeschen Anstalten
IV. I Erste Schulgründungen
IV. II Das Waisenhaus und weitere Institutionen

V. Franckes Erziehungsverständnis
V. I Pädagogisch-pietistische Erziehungsgrundsätze
V. II Schul- und Unterrichtsmodell

VI. Franckes Bedeutung für die Pädagogik

VII. Schluss

VIII. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit hat den Pietist und Pädagogen August Hermann Francke zum Thema. Da ich einige Jahre eine Schule besuchte, deren Namensträger Francke ist, sah ich mich zu diesem Thema veranlasst. Obwohl mir sein Name vertraut ist, habe ich doch nur wenige Kenntnisse von Franckes Leben und Wirken. Darüber hinaus ist die vage Vorstellung, die ich von ihm habe, nicht unbedingt positiv geprägt. Auf Grund dessen, dass ich durch eine pädagogische Einrichtung mit Francke konfrontiert wurde, möchte ich auch den Themenschwerpunkt dieser Arbeit auf sein Wirken und Leben als Pädagoge legen und einen Eindruck von seiner erzieherischen Praxis vermitteln. Es wäre sicher auch interessant, näher auf seine Tätigkeit als Prediger und Professor einzugehen. Dies würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen, da jedes einzelne Betätigungsfeld Franckes genug Material für eine eigene Abhandlung liefert. Um einen ersten Eindruck von August Hermann Francke zu vermitteln, möchte ich zunächst kurz sein Leben vorstellen. Dabei sollen nur die für diese Arbeit wichtigsten und nennenswertesten Ereignisse dargestellt werden. Im Anschluss an Franckes Lebenslauf möchte ich näher auf den Pietismus eingehen und so eine Grundlage für das Verständnis von Franckes pädagogischer Tätigkeit geben. Hierbei möchte ich eine Unterteilung vornehmen zwischen der allgemeinen Bedeutung und Entstehung des Pietismus und der Bedeutung des Pietismus für Francke im Speziellen. Auch hierbei werde ich die Thematik auf die für diese Arbeit wesentlichsten Punkte einschränken, da alleine der Pietismus eine Vielzahl Themen, wie z.B. das Verhältnis von Pietismus und der zeitgleichen Aufklärung zueinander, liefern würde. Weiterführend wird sich diese Arbeit näher auf die Entstehung und Entwicklung der pädagogischen Einrichtungen Franckes beziehen. Im Anschluss daran möchte ich wieder auf den Pietismus zurückkommen und erläutern, in wie weit sich dieser auf Franckes pädagogische Grundsätze und seine Praxis als Erzieher auswirkte. Abschließend soll die Arbeit im Ansatz positive wie negative Beurteilungen aus verschiedenen Quellen über das pädagogische Wirken Franckes darstellen und gegenüberstellen.

II. Franckes Lebensdaten

Am 22. März 1663 wird August Hermann Francke als Sohn des Rechts-gelehrten Johannes Francke in Lübeck geboren. Drei Jahre später tritt der Vater als Staatsrat in den Dienst bei Herzog Ernst von Sachsen-Gotha ein.1 Schon früh zeigt sich während seiner Ausbildung am Gothaer Gymnasium August Hermann Franckes Sprachbegabung. Im Alter von 16 Jahren beginnt er mit dem Theologiestudium in Erfurt. Er wechselt aber bald nach Kiel und wenig später nach Hamburg. Francke zieht philosophische sowie historische Studien der Theologie immer mehr vor. 1684 verlegt er seine Studien nach Leipzig, wo er 1685 im Alter von 22 Jahren die Prüfung als Magister besteht und die Erlaubnis erhält, selbst Vorlesungen über biblische Texte zu halten. Dort gründet er das collegium philobiblicum, welches zum Ziel hat, die Heilige Schrift gründlich zu studieren und auszulegen.

Etwa zur gleichen Zeit kommt er unter den Einfluss Speners und dessen pietistische Lehren. Im selben Jahr ziehen ihn seine Studien nach Lüneburg.2 Dort hat Francke sein Bekehrungserlebnis, welches sein weiteres Leben maßgebend prägen sollte. Es folgt ein kürzerer Aufenthalt in Hamburg, wo er erste pädagogische Erfahrungen in einer Armenschule und im Katechismusunterricht sammelt. Im Anschluss daran reist er nach Dresden, wo Francke seine Beziehung zu Spener vertieft. Nach zweimonatigem Aufenthalt kehrt Francke nach Leipzig zurück und setzt seine Vorlesungen mit vermehrt religiösem Inhalt fort. So lehrt er, dass die bloße Aneignung biblischer Kenntnisse ohne praktische Auswirkung im persönlichen Leben nicht genüge. Die Inhalte dieser Vorlesungen stoßen auf Wiederstand bei den Professoren und den orthodoxen Stadtgeistlichen.

Die collegia philobiblica werden verboten und Francke verlässt Leipzig.3

In Erfurt erhält er eine Pfarrstelle in der Augustinerkirche, wird aber wegen erneuten Auseinandersetzungen vom Amt suspendiert und verlässt die Stadt.

1692 wird August Hermann Francke durch Vermittlung Speners die Pfarrstelle der St. Georgenkirche in Glaucha bei Halle zuteil. Gleichzeitig erhält er die Professur für Griechisch und orientalische Sprachen an der philosophischen Fakultät der Universität Halle.4

Zwei Jahre später ehelicht Francke Anne Magdalena von Wurm, mit der er zuvor im seelsorgerlichen Briefwechsel stand. Mit ihr sollte er später zwei Söhne und eine Tochter haben. Ein Jahr später beginnt Francke mit der Einrichtung seiner ersten Schule.5 In den folgenden Jahren kommen weitere pädagogische Einrichtungen und im Jahr 1698 die Grundsteinlegung des Franckeschen Stiftungsgeländes hinzu.6 Ab 1715 ist Francke in St. Ulrich als Pfarrer tätig und im Jahr darauf kommt ihm für zwei Jahre der Direktorposten der Universität Halle zu. Am 8. Juni 1727 stirbt August Hermann Francke im Alter von 64 Jahren und hinterlässt ein umfassendes Lebenswerk.7

III. Der Pietismus

Dieses Kapitel soll zunächst im ersten Unterpunkt einen kurzen Überblick über die Entstehung und Bedeutung des Pietismus geben. Hierbei sollen die Grundgedanken beleuchtet- und die für diese Arbeit wichtigen Pietisten vorgestellt werden. Der zweite Unterpunkt geht näher auf den pietistischen Pädagogen August Hermann Francke ein. Seine, in diesem Unterpunkt beschriebenen Grundsätze und Erfahrungen sollen, neben der allgemeinen Information, auch eine einleitende Funktion für die folgenden, tiefer gehenden Kapitel geben.

III.I Begriffserklärung und Hintergrund

Der Begriff “Pietismus“ wird von dem lateinischen Wort “Pietas“ abgeleitet und bedeutet “Frömmigkeit“.8 Heute kann man darunter die bedeutendste Reformbewegung des Protestantismus seit der Reformation verstehen, die Ende des 17. Jh. und Anfang des 18. Jh. zeitgleich mit der Aufklärung ihre Blütezeit hatte.9 Der Pietismus war zunächst eine reine Frömmigkeitsbewegung,10 deren Grundstein von dem evangelischen Theologen Philipp Jakob Spener gelegt wurde. Ihren Ausgang nahm diese Bewegung u.a. an der Kritik gegenüber dem damaligen Zustand der Kirche. Nach außen hin hatte die Kirche strukturellen Bestand, aber auf geistiger Ebene fehlte es wohl an Wirkung. So war die Einhaltung der kirchlichen Ordnungen oftmals vorrangig gegenüber dem praxisnahen Gebrauch der biblischen Lehre.11 Daran anknüpfend verfasste Spener 1675 unter dem Titel “Pia Desidera“ das Vorwort für ein Andachtsbuch. Diese Schrift, welche mit “Fromme Wünsche“ zu übersetzen ist, entwickelte sich zu einem Reformprogramm, das im ganzen Land gelesen, diskutiert und in die Tat umgesetzt wurde und heute in der Literatur als pietistisches Gründungsdokument bezeichnet wird.12

Zu den zentralen Forderungen, die Spener in seiner Schrift formulierte, gehörte, dass Gottes Wort eine zentrale Rolle im Gemeindeleben spielen soll. Ebenso gehörten zu seinen Forderungen ein Priestertum aller Christen und eine praxisnahe Ausbildung der Pastoren. Außerdem regte er zu Bibelgesprächen in Hausversammlungen, die wir heute unter dem Begriff “Hauskreis“ kennen, an.13 Ihren Ausgang nahmen die Grundsätze des Pietismus bei der Rechtfertigungslehre Luthers. Diese besagt, dass „die Sündhaftigkeit des Menschen [..] nicht durch gute Werke, sondern allein durch den Glauben

[..]überwindbar“ sei.14 Die Kirche sollte zu diesem Ursprung zurückgeführt werden und eine innere Erneuerung erfahren.15

Wie Blankertz es darstellt, wird der Pietismus heute oft als konservativ angesehen.16 Wahrscheinlich geht diese Einschätzung u.a. auf die pietistische Forderung nach einer absoluten christlichen Moral zurück. Konkret verstand man darunter ein asketisches Leben, das sich gegen das kindliche Spiel, Tanz, Theater, weltliche Musik und elegante Kleidung wendete.17 Obwohl sich der Pietismus verbal an die Glaubenssätze der Lutherischen Kirche band, sei der Pietismus auf Grund von seiner Gleichgültigkeit gegenüber kirchlichen Symbolen, Riten und Sakramenten auf konfessioneller Ebene indifferent gewesen.18

[...]


1 A: vgl. Bunke, August Hermann Francke : 19

2 A: vgl. Bunke, August Hermann Francke : 22 - 25

3 A: vgl. Bunke, August Hermann Francke : 32 - 36

4 A: vgl. Bunke, August Hermann Francke : 39 - 47

5 A: vgl. Bunke, August Hermann Francke : 57

6 A: vgl. Bunke, August Hermann Francke : 60

7 A: vgl. Bunke, August Hermann Francke : 105, 106

8 C: vgl. Bertelsmann, Lexikon 2000

9 D: vgl. http://www.verwaltung.uni-halle.de/dez5/fob;96/FB011/FO11a.htm

10 D: vgl. http://www.verwaltung.uni-halle.de/dez5/fob;96/FB011/FO11a.htm

11 A: vgl. Bunke, August Hermann Francke : 14

12 A: vgl. Blankertz, Geschichte der Pädagogik : 49

13 D: vgl. http://evangelisch.ainet.at/christentum_2000_17_f.htm

14 A: Blankertz, Geschichte der Pädagogik : 49

15 A: vgl. Bunke, August Hermann Francke : 14

16 A: vgl. Blankertz, Geschichte der Pädagogik : 49

17 A: vgl. Blankertz, Geschichte der Pädagogik : 52

18 A: vgl. Blankertz, Geschichte der Pädagogik : 49

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
August Hermann Francke - sein Leben und Wirken als pietistischer Pädagoge
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
21
Katalognummer
V40688
ISBN (eBook)
9783638391436
ISBN (Buch)
9783638782173
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
August, Hermann, Francke, Leben, Wirken, Pädagoge
Arbeit zitieren
Susanne Potthast (Autor:in), 2001, August Hermann Francke - sein Leben und Wirken als pietistischer Pädagoge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40688

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