Das Erfolgsphänomen von Tolkiens 'Der Herr der Ringe' - Versuch einer Erklärung seiner eminenten Präsenz


Hausarbeit, 2004

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Tolkiens Leben und Schaffen
2.1 Eine kurze Biografie
2.2 Der Weg zum Herr der Ringe
2.3 Tolkiens Standpunkte und Intentionen

3. Wirkungsweise des Werkes und mögliche Hintergründe
3.1. Die Wirkung auf den Leser
3.2. Religiosität und Heiligkeit
3.3. Erfolg durch Kritik und Medien – der „Lawineneffekt“
3.4. Einwirken des Zeitraumes und anderer Umstände

4. Zusammenfassung
4.1. Kann Erfolg ewig währen?
4.2. Eine Zusammenfassung

5. Bibliographie

1. Einleitung

Vermutlich spätestens seit dem Erscheinen des Films hat wohl schon jeder einmal von Der Herr der Ringe, von Mittelerde oder einfach nur von dessen Schöpfer und „Erbauer“ J.R.R. Tolkien gehört. Praktisch in jedem Medium, sei es Fernsehen, Zeitung, Radio oder auch in unzähligen Büchern wurde bereits über das Thema Mittelerde, dessen Faszination und, übergeordnet, das Phänomen Fantasy berichtet und spekuliert. Ja, es scheint geradezu das eine Thema unserer Zeit zu sein, welches stets fernab von allen anderen Unterhaltungs-Sparten in den vorderen Reihen der Bestseller- Listen vertreten ist und dabei Verkaufszahlen erreicht und bereits erreicht hat, wovon Autoren anderer Gattungen nur träumen können.

In dieser Arbeit will ich mich nun der dabei auftretenden Frage widmen, wie und warum es zu solch einem Erfolg speziell von Der Herr der Ringe kommen konnte und warum seine Popularität seit nun rund 50 Jahren ungebrochen ist. Über 90 Millionen verkaufte Exemplare weltweit und die Übersetzung in über 40 Sprachen sprechen wohl für sich. Dabei werde ich sowohl versuchen, einen interessanten Effekt bezüglich des Kaufverhaltens anzubringen, der nicht unrelevant im Bezug auf dessen Erfolg zu sein scheint und möglicherweise sogar grundlegend zu diesem beiträgt. Außerdem soll geprüft werden, inwieweit Zeit der Veröffentlichung und äußere Umstände eine Rolle spielen, weswegen ich mich auch dieser Frage annehmen werde. Stützen werde ich mich auf verschiedene Quellen der Sekundärliteratur, die einerseits Tolkiens Leben und Schaffen in einem biographischen und analogischen Kontext betrachtet und die zum anderen Essays, Zitate und eigene Thesen vorbringt, die sich direkt oder indirekt mit dessen sukzessiver Wirkung befassen. Zum anderen werde ich einen vorsichtigen Versuch unternehmen, die mentale Wirkung beim Lesen von Tolkiens Geschichte in die Betrachtung mit einbeziehen. Neben äußeren Einflüssen werde ich mich ebenso auch inhärenten Ursachen für solch eine Sympathie zu Tolkiens Werk bzw. der von ihm geschaffenen Welt zuwenden, da ein so lange währender und sich im Moment sogar noch steigernder Erfolg nicht allein durch äußere Einflüsse festzumachen sein kann. Es wird zu belegen sein, warum das Leben so vieler Menschen nachhaltig durch die Bücher geprägt wurde oder warum diese zumindest für die Dauer des Buches ein Gefühl des „Eintauchens“ oder auch Miterlebens verspürten.

Leider kann ich aufgrund der festgesetzten Begrenztheit dieser Hausarbeit nicht alle Aspekte von Erfolg aufgreifen. Daher werden Punkte wie die Merchandising- Maschinerie, Film, Videospiele, Internet oder auch im Erfolg vergleichbare Werke wie Rowlings Harry Potter außen vor bleiben müssen und können höchstens am Rande Erwähnung finden.

2. Tolkiens Leben und Schaffen

2.1 Eine kurze Biographie

John Ronald Reuel Tolkien wurde am 3. Januar des Jahres 1892 in Bloemfontain, Südafrika als Sohn eines Bankangestellten geboren. Seine Eltern, Arthur und Mabel Tolkien, kamen ursprünglich aus Birmingham und nachdem Ronald drei Jahre alt geworden war, gingen er, seine Mutter und sein jüngerer Bruder Hilary nach England zurück. Sein Vater blieb noch für einige Zeit und wollte später nachkommen, verstarb aber überraschend am 15. Februar 1896 an rheumatischem Fieber[1]. Die Familie zog nach seinem Tod in einen kleinen, ländlichen Ort in der Nähe von Birmingham, wo er durch die idyllische Natur und das typisch englische Flair noch stark für seine späteren Werke geprägt werden sollte.

Im Jahre 1900 wurde Ronald an der King Edwards School angenommen, wo er später auch ein Stipendium erhielt - sein Interesse galt vor allem der Literatur und der Sprache. Am 14. November 1904 starb Tolkiens Mutter im Alter von 34 Jahren, woraufhin die Kinder unter die Obhut von Pater Francis Morgan, einem Priester in einer Birminghamer Kapelle, gegeben wurden. Nach der Schule studierte Tolkien am Exeter College in Oxford Klassik, Angel-sächsisch und Mittelenglisch und lernte mit Hilfe seines großen Talents noch weitere Sprachen. Etwa zur selben Zeit begann er auch, eigene Sprachen wie das Elbische zu entwickeln und machte erste Notizen zu deren Schrift und Phonologie. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus und nachdem Tolkien im folgenden Jahr seine Abschlussprüfung mit sehr guten Noten bestanden hatte, wurde auch er in die Armee eingezogen. Im Jahr 1916 wurde er an die französische Front gebracht, wo er zwei seiner engsten Freunde verlor und Erfahrungen gewann, die sein Denken und seine Schriften nachhaltig beeinflussen sollten. Noch im selben Jahr erkrankte er und wurde nach England zurücktransportiert. Ein Jahr später wurde sein erster Sohn John geboren, nachdem er Edith Bratt, seine Jugendliebe, 1916 geheiratet hatte. Schon während des Krieges hatte Tolkien begonnen, erste Legenden und Mythen aufzuschreiben, die die Grundlagen des späteren Silmarillions und auch zu Der Herrn der Ringe bildeten. Ab 1921 lehrt er an der Universität in Leeds, wo er drei Jahre später eine Professur für Englische Sprache erhielt. Recht schnell machte er sich einen Namen mit seinen sprachwissenschaftlichen Arbeiten und so wurde er 1925 an die Universität Oxford berufen, wo er bis zu sein Pensionierung im Jahr 1959 Angelsächsisch, Englische Sprache und Literatur lehrte.

Im Jahre 1936 konnte Tolkien eines seiner ersten nichtwissenschaftlichen Werke The Hobbit or There and back again (deutscher Titel: Der Hobbit) fertig stellen, welches sich schnell als sehr erfolgreich erwies und woraufhin ihn eine stetig wachsende Fangemeinde und sein Verlag Allen & Unwin alsbald zu einer Fortsetzung drängten. Er begann den Herrn der Ringe zu schreiben, konnte diesen aber aufgrund vieler Verzögerungen und Schwierigkeiten erst im Jahre 1949 zu Ende bringen. Noch einmal fünf Jahre später, im Jahre 1954, erschienen die ersten beiden Bände von The Lord of the Rings und im folgenden Jahr war das komplette Buch - aufgeteilt in drei Bände - im Handel erhältlich. 1959 wurde Tolkien pensioniert, woraufhin er endlich genug Zeit hatte, das Silmarillion und noch andere Geschichten fertig zu stellen. Im November des Jahres 1971 starb Edith Tolkien. Er kehrte nach Oxford zurück, bekam dort von der Königin einen Orden und von der Universität Oxford ein Ehrendoktorrat der Literaturwissenschaften verliehen und fuhr bald wieder nach Bournemouth, um Freunde zu besuchen. Er erkrankte jedoch und verstarb am Sonntag, den 2. September des Jahres 1973 in den frühen Morgenstunden in einer Klinik in Bournemouth im Alter von 81 Jahren.

2.2 Der Weg zum Herr der Ringe

Betrachten wir das Leben Tolkiens, können wir nicht viel Auffälliges oder Außergewöhnliches finden. Auf den ersten Blick war er ein ganz normaler Professor an einer Universität, der das einfache Leben schätzte und auch sonst nichts Aufsehen erregendes tat, hätte er nicht zwei Werke hinterlassen, die auf der ganzen Welt zu Bestsellern wurden und die auf eine Weise die Phantasie und die Gemüter der Leser beschäftigt haben, wie es nicht viele Werke zuvor getan hatten.

Wann genau er begonnen hatte, die Geschichte Der Hobbit zu schreiben, ist nicht ganz belegbar und auch Tolkien selber vermochte es später nicht mehr klar zu sagen. Auf jeden Fall musste es zwischen den Jahren 1930 und 1935 gewesen sein. Eines Nachts, beim Korrigieren von Klausuren seiner Studenten, schrieb er auf ein leeres Blatt „In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit“. Dies war der Augenblick, in dem die Vorgeschichte zum Herr der Ringe begonnen war. Natürlich wusste das Tolkien in diesem Moment noch nicht. Er wusste noch nicht einmal, wovon Sie handeln sollte und eigentlich sollte sie ja nur zur eigenen Belustigung und zu der seiner Kinder beitragen. Es dauerte auch noch einige Jahre, nämlich bis 1939, bis Der Hobbit veröffentlicht wurde denn Tolkiens weithin bekannter Hang zur Perfektion verlangte es, dass erst sein Sohn und dann auch Rayner Unwin, ein Sohn seines Verlegers von Allen & Unwin, das Buch lesen sollten, bevor es in Druck gehen durfte. Schon da zeigte sich, dass Tolkien tatsächlich eine ausgezeichnete Geschichte geschrieben hatte, die auch bald Tausende von begeisterten Lesern finden sollte.

Recht bald wurden von Seiten des Verlags und auch einer stetig wachsenden Leser- Gemeinde Rufe nach einer Fortsetzung laut, da man mehr von Hobbits und deren Abenteuern lesen wollte. Stanley Unwin sagte zu ihm: „Ein großes Publikum wird nächstes Jahr danach schreien, von Ihnen mehr über die Hobbits zu erfahren.“. Natürlich war Tolkien geschmeichelt, da er nicht mit einer solchen Resonanz gerechnet hatte, aber es stellte ihn auch vor eine viel größere Schwierigkeit denn Der Hobbit war eigentlich nicht für eine Fortsetzung konzipiert. Nun schien sich die Gelegenheit zu bieten, das Silmarillion fertig zu stellen, da es mehr als alles andere Tolkiens persönliche Liebe zu Mythologien und zur nordischen Sprache verkörperte. Jedoch erkannte er und auch sein Verlag, dass dieses Werk eigentlich gar nicht von Hobbits und dem Auenland handelte und dass es vielleicht nur als ergänzende Literatur dienen könnte. Es musste also eine neue Geschichte ersonnen werden und Tolkien machte sich bald daran, das erste Kapitel, „Ein langerwartetes Fest“, zu schreiben. Diese Fortsetzung jedoch sollte weitaus schwieriger zu verfassen sein, als irgendjemand ahnen konnte. Tolkiens bekannter Hang zur Perfektion und sein Wunsch, auch dem Silmarillion gerecht zu werden, welches er tief im inneren weitaus lieber in den Buchläden hätte stehen sehen, ließen die Arbeiten daran unerwartet lang ausfallen. Auch die Schaffung und Ausarbeitung der Elbensprache und des feanorischen Alphabets ließ er mit einfließen, was bereits erste Kriterien für eine besonders glaubhafte Mythologie waren, welche sich als maßgebend für das gesamte Werk erweisen sollte. Auch hatte er bei zahlreichen früheren Geschichten und Gedichten (z.B. The marvellous land of snergs (1927) oder Farmer Giles of Ham (1938), die er ursprünglich für seine Kinder geschrieben hatte) schon einige Fingerfertigkeit und ein Gespür für die Wünsche seiner Leser entwickelt, die ihm sicherlich von Nutzen waren. Ebenso konnte er damit seine Schreibtechniken beispielsweise in Sachen Fersmaß schulen, die er konsequent in Der Herr der Ringe anwendete. Je weiter das Werk fortzuschreiten begann, desto mehr bediente sich Tolkien einer „höheren“ Prosaform, die er als notwendig für solch heroischen Stoff betrachtete. Es stellte sich als eine Gratwanderung zwischen großer Mythologie und dem Anschluss an Der Hobbit heraus, der ja eigentlich ein Kinderbuch hätte sein sollen. All dies zeigt sicher schon deutlich genug, mit welchen Schwierigkeiten sich Tolkien konfrontiert sah. Das Ergebnis dessen war also, dass bis zur Fertigstellung von Der Herr der Ringe noch mehr als 15 Jahre vergingen, und aufgrund weiterer Verzögerungen wegen des Krieges und verschiedener Diskrepanzen mit dem Verleger konnte der erste und der zweit Teil Die Gefährten und Die zwei Türme erst 1954 und der dritte Teil Die Rückkehr des Königs erst 1955 erscheinen.

[...]


[1] komplett aus Carpenter, Humphrey: J.R.R. Tolkien – eine Biographie. Stuttgard: Hobbit-Presse Klett-Cotta (1979)

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Das Erfolgsphänomen von Tolkiens 'Der Herr der Ringe' - Versuch einer Erklärung seiner eminenten Präsenz
Hochschule
Universität Siegen
Veranstaltung
'The Lord of the Rings' und 'Harry Potter' - Moderne Mythen und ihre Medialisierungen
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
22
Katalognummer
V40564
ISBN (eBook)
9783638390552
ISBN (Buch)
9783640877591
Dateigröße
621 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit führt den Leser über eine kurze biographische Einleutung zum Autor, über sein Schaffen von "Der Herr der Ringe" und wesentliche Intentionen hin zu einer Argumentationslinie, die sich mit den Gründen für einen solch immensen Erfolg des Werkes befasst. Dabei habe ich versucht, spezifische Merkmale der Geschichte nach ihren möglichen Wirkungen auf den Leser herauszuarbeiten, um nicht zuletzt Zeitkontext und Massenwirkung einzubeziehen. Mein Prof. jedenfalls fand es wirklich gut.
Schlagworte
Erfolgsphänomen, Tolkiens, Herr, Ringe, Versuch, Erklärung, Präsenz, Lord, Rings”, Potter“, Moderne, Mythen, Medialisierungen
Arbeit zitieren
Mario Schneider (Autor:in), 2004, Das Erfolgsphänomen von Tolkiens 'Der Herr der Ringe' - Versuch einer Erklärung seiner eminenten Präsenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40564

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