Entwicklungstendenzen bei der Prüfungstheorie im deutschsprachigen Raum


Seminararbeit, 1997

12 Seiten, Note: Sehr Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. VORWORT

2. PROBLEMSTELLUNG

3. TENDENZEN
3.1. ANSÄTZE ZUR ERKLÄRUNG VON URTEILSBILDUNGSPROZESSEN
3.2. ANSÄTZE ZUR ERFASSUNG DER (RAND-)BEDINGUNGEN VON PRÜFUNGSPROZESSEN
3.2.1. Spieltheoretische und systemanalytische Ansätze
3.2.2. Einbeziehung der Prüfungsorgane in die Prüfungslehre
3.2.3. Die Einbeziehung von Berufsgrundsätzen in die Prüfungslehre
3.3. ANSÄTZE ZUR LÖSUNG VON OPTIMIERUNGSPROBLEMEN IM RAHMEN DER PRÜFUNGSPLANUNG

4. SCHLUßBETRACHTUNG

5. LITERATURVERZEICHNIS

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Vorwort

Diese Arbeit wurde im Rahmen der Übung „Prüfungstheorie“ aus der Besonderen Betriebswirtschaftslehre „Revision und Steuerlehre“ unter der Leitung von Herrn Lektor Maukner erarbeitet.

Wesentlich bei dieser Arbeit war, einen Überblick über vorhandene Tendenzen in der Prüfungstheorie zu erarbeiten, womit eine intensive Literatursuche verbunden war.

2. Problemstellung

Das Thema „Entwicklungstendenzen bei der Prüfungstheorie im deutschsprachigen Raum“ wurde gewählt, da gerade bei der jungen betriebswirtschaftlichen Disziplin „Prüfungstheorie“ weder die Methodik noch der Inhalt eindeutig wissenschaftlich definiert sind. So sind die wesentlichen Ansätze zur Entwicklung von (Teil-)Theorien der betriebswirtschaftlichen Prüfung mangels empirischer Untermauerung und wegen der Nichtanwendung der Methode des kritischen Rationalismus ohne praktische Bedeutung, wobei die Verfasser die wesentlichen Schwerpunkte der wissenschaftlichen Bemühungen um eine Prüfungslehre darstellen.

Hinzu kommt die Problematik der zunehmenden internationalen Verflechtung der Geschäftsbeziehungen, die ihre Auswirkungen auch auf die Prüfungstheorie hat. Zum einen, weil internationale Prüfungsgesellschaften weltweit tätig sind, zum anderen, weil internationale Unternehmen internationalen Standards entsprechen wollen/müssen (zB Daimler Benz Zulassung zur NYSE oder OMV).

3. Tendenzen

Laut v. Wysocki1 liegt der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Bemühungen um eine Prüfungslehre während des letzten Jahrzehnts in folgenden Punkten:

- Ansätze zur Erklärung betriebswirtschaftlicher Prüfungen (insbesondere der Buchprüfung) und der Verfahren der Urteilsbildung durch die Prüfer,
- Ansätze zur Erfassung der (Rand-) Bedingungen von Prüfungsprozessen und Beurteilungsprozesse und
- Ansätze zur Lösung von Optimierungsproblemen im Rahmen der Prüfungsplanung.

Außerdem ist die Frage nach den möglichen Inhalten und nach der Methodik einer „Theorie der Prüfung“ im deutschsprachigen Raum eingehend diskutiert, aber noch nicht entsprechend gelöst worden. Derzeit werden in der Literatur Besonderheiten bzw Einzelprobleme aufgearbeitet. Eine einheitliche Theorie der betriebswirtschaftlichen Prüfungstheorie unter Berücksichtigung einer empirischen Untermauerung und An- wendung der Methode des kritischen Rationalismus wurde noch nicht veröffentlicht.2

3.1. Ansätze zur Erklärung von Urteilsbildungsprozessen

In der deutschsprachigen Prüfungsliteratur3 besteht weitgehend Einigkeit darüber, daß die Feststellung der Fehlerhaftigkeit/Fehlerfreiheit von Prüfungsobjekten durch Vergleichs- handlungen möglich ist. Dafür wird im einfachsten Fall, bei sog einfachen Prüfungen, eine bestimmte Merkmalsausprägung des Prüfungsgegenstandes (Ist-Objekt) mit einer Soll- Merkmalsausprägung des Prüfungsgegenstandes (Soll-Objekt) verglichen. Liegt als Ergebnis des Vergleichs eine Abweichung vor, muß der Prüfer die Fehlerhaftigkeit des Ist- Objekts beurteilen.

Dieser Vergleichsprozeß kann als Meßvorgang interpretiert werden (meßtheoretischer Ansatz der Prüfungslehre4 ): Sind die Merkmalsausprägungen des Ist- und des Soll- Objekts auf ein- und derselben Skala abbildungsfähig, so kann auch die Abweichung unter Beobachtung der Meßvorschriften für Nominalskalen, Rangskalen und Abstandskalen oder Kardinalskalen bestimmt werden. Der meßtheoretische Ansatz der Prüfungslehre kommt Bestrebungen zur (Teil-)Automatisierung von Prüfungshandlungen, insbesondere auch im Rahmen von rechnergestützten Prüfprogrammen, insoweit entgegen, als die einzelnen Vergleichsprozesse aufgrund ihrer überschaubaren logischen Struktur ihrerseits programmierbar sind.

Bei den meisten in der Realität vorzufindenden Prüfungen (insbesondere die Buchprüfung) handelt es sich um komplexe Prüfungen: Es wird ein Gesamturteil (zB der handelsrechtliche Bestätigungsvermerk) über eine Vielzahl von Einzeltatbeständen verlangt. Die interessante Frage, auf welche Weise solche Gesamturteile über ganze Prüfungskomplexe gebildet werden können oder müssen, ist von der Literatur bisher keineswegs erschöpfend behandelt worden.

Es wird versucht, mittels Analyse von Einzelurteilen über einzelne Komponenten des Prüfungskomplexes ein Gesamturteil abzuleiten. Beispiele sind die Verfahren der progressiven und retrograden Bildung von Gesamturteilen über Prüfungsketten, die Bildung von Gesamturteilen über eindimensionale Prüfungskomplexe aufgrund von festgestellten Fehleranteilen oder durchschnittlichen Abweichungen und die Bildung von Gesamturteilen auf der Grundlage von Fehlergewichtungssystemen bei mehrdimensionalen Prüfungskomplexen.

In der jüngeren Zeit gewinnen sog indirekte Prüfverfahren zunehmende wissenschaftliche Beachtung. Gemeinsames Kennzeichen dieser indirekten Urteils- bildungsverfahren ist, daß der Prüfer aus der Untersuchung lediglich von Teilbereichen des Prüfungskomplexes Schlüsse auf die Struktur auch der nicht direkt untersuchten Teile des Prüfungskomplexes zieht und aufgrund dieser Schlüsse Gesamturteile fällt. Beispiele für solche indirekten Prüfungen sind im Bereich der Abschlußprüfung die Prüfung mit Hilfe des IKS sowie die sog Programmprüfung im Rahmen der Prüfung von EDV- Buchführungen. Das Konzept der indirekten Prüfung im so verstandenen Sinne ist aber weitreichender und für die heutigen Prüfungen ein wesentlicher Bestandteil.5

Im Sinne des meßtheoretischen Ansatzes der Prüfungslehre handelt es sich bei diesen Verfahren um die (mit Hilfe von Ersatztatbeständen) indirekte Messung von Soll-Ist- Abweichungen. Hagest6 (in einer Disseration in München 1975 veröffentlicht) ist der logischen (und psychologischen) Struktur prüferischer Überzeugungsbildung bei solchen indirekten Prüfungen nachgegangen. Er führt die indirekte Urteilsbildung des Prüfers auf allgemeine Grundsätze zurück, die sich in der „Schlußlehre“ der Logik finden.

Danach besteht ein logischer Schluß darin, daß eine Feststellung, ein Schlußsatz (die Konklusion), aus den Vordersätzen (Prämissen) abgeleitet wird. Egner7 ergänzt diesen Ansatz durch eine allgemeine Hypothese über die prüferische Urteilsbildung. Nach ihm formuliert der Prüfer zunächst eine Urteilshypothese, dh er formuliert ein „Vor-Urteil“ über das Prüfungsobjekt. In einem zweiten Schritt sammelt er Informationen zur Stützung oder zur Widerlegung der Urteilshypothese. Die Informationssuche wird dann abgebrochen, wenn der Überzeugungsgrad des Prüfers einen bestimmten Schwellenwert erreicht hat. Die Urteilshypothese wird dann als Urteil übernommen.

[...]


1 v. Wysocki (1988) S 8ff; v. Wysocki (Vorlesung SS 1996).

2 vgl v. Wysocki (1980); Loitlsberger (1966); v. Wysocki (1988), v. Wysocki (1967); v. Wysocki (Sommersemester 1996); ua.

3 vgl v. Wysocki (1980); Loitlsberger (1966); v. Wysocki (1988), v. Wysocki (1967); ua

4 vgl IdW, FAMA 1/1987.

5 vgl v. Wysocki (persönliches Gespräch); v. Wysocki (Vorlesungsskriptum); Loitlsberger (persönliches Gespräch).

6 vgl v. Wysocki (persönliches Gespräch); v. Wysocki (Vorlesungsskriptum).

7 Egner (1980) S 35ff.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Entwicklungstendenzen bei der Prüfungstheorie im deutschsprachigen Raum
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Betriebswirtschaft)
Veranstaltung
Seminar Prüfungstheorie
Note
Sehr Gut
Autoren
Jahr
1997
Seiten
12
Katalognummer
V4011
ISBN (eBook)
9783638124959
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Prüfungstheorie, Theorien, Tendenzen
Arbeit zitieren
MMag. Philipp Kaufmann (Autor:in)Susanne Meyer (Autor:in), 1997, Entwicklungstendenzen bei der Prüfungstheorie im deutschsprachigen Raum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4011

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