Gründe für das Scheitern der DDR - Wirtschaft


Zwischenprüfungsarbeit, 2003

19 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Wesen der Zentralverwaltungswirtschaft
2.1 Die Property-Rights-Struktur in der zentral verwalteten Wirtschaft
2.2 Nachteile der zentralen Produktionsplanung

3. Probleme der wirtschaftlichen Rechnungsführung in der DDR
3.1 Das Principal-Agent-Problem
3.2 Auswirkungen der systembedingten Schwächen auf die wirtschaftliche Rechnungsführung
3.3 Die wesentlichen Mängel des Preisbildungssystems der DDR und deren Einfluss auf die WRF

4. Die Innovationspolitik in der DDR-Wirtschaft
4.1 Systembedingte Schwächen des Innovationsverhaltens
4.2 Probleme des Innovationsimports und der Produktimitation

5. Die entscheidenden Schwächen im Investitionsverhalten

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Ihm Rahmen des Gruppenreferats „Das Ende der DDR“ habe ich mich mit dem Bereich der DDR-Wirtschaft auseinandergesetzt. Der Wirtschaftssektor nimmt meiner Meinung nach im Zusammenhang mit dem Scheitern des DDR-Staates einen sehr großen und mitentscheidenden Teil ein, da Erfolg und Misserfolg von Politik immer auch mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammenhängen. Da die Wirtschaft in der DDR nie die angestrebten Ziele erreichte, war sie zusammen mit politischen und gesellschaftlichen Faktoren eine Hauptursache für den Niedergang der DDR.

In dieser Arbeit möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, welche Gründe entscheidend zum Scheitern der DDR-Wirtschaft beigetragen haben. Da die Ausführung aller Gründe den Umfang dieser Arbeit sprengen würde, habe ich aus den Elementen des Systems der Zentralverwaltungswirtschaft, die maßgeblich am Niedergang beteiligt waren, die mir am wichtigsten erscheinenden zur näheren Betrachtung ausgewählt.

Meine Informationen beziehe ich vor allem aus Christian Heimann „Systembedingte Ursachen des Niedergangs der DDR-Wirtschaft“, Hans-Hermann Hertle „Vom Ende der DDR Wirtschaft zum Neubeginn in den ostdeutschen Bundesländern“ und „Das Wirtschaftssystem der DDR“ von Herwig E. Haase.

2. Das Wesen der Zentralverwaltungswirtschaft

Das Wirtschaftssystem der DDR war durch das SED – Parteiprogramm und die Verfassung als sozialistische Planwirtschaft festgelegt. Das zentralverwaltete Staatseigentum, das von der SED als “Volkseigentum “ bezeichnet wurde, sollte der Überwindung kapitalistischer Wirtschaftsstrukturen dienen. Nach kommunistischem Verständnis sollte die Vergesellschaftung der Produktionsmittel und somit die Enteignung der Privatindustrie zu einer höheren Form des gesellschaftlichen Miteinanders führen.

Die wirtschaftliche Entwicklung und die Bedürfnisse der Bevölkerung wurden auf der Grundlage der Ideologie des Marxismus – Leninismus von der SED bestimmt.

Daraus ergab sich das so genannte “Primat der Politik“ gegenüber der Ökonomie, welches mit den Prinzipien der Gewaltenkonzentration die Grundlage für ein zentralisiertes Leitungssystem der Wirtschaftsverwaltung bildete.

Realisiert wurden diese Prinzipien durch die führende Rolle der Partei, sprich der SED, die in Gesetzen und Statuten festgelegt war. Darüber hinaus wurden Schlüsselpositionen in der Wirtschaftsverwaltung mit SED – Mitgliedern besetzt, die zur Durchsetzung von Parteibeschlüssen verpflichtet waren und selbst durch die Parteiführung permanent kontrolliert wurden. So sollte die Weitergabe von Informationen an die zentrale Parteiführung sichergestellt und ein stabiles ökonomisches Wachstum gewährleistet werden. (vgl. Haase 1990, S. 36)

2.1 Die Property-Rights-Struktur in der zentral verwalteten Wirtschaft

Die weitgehende Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln war Voraussetzung für die zentrale Wirtschaftsplanung. Die Geld- und Kreditversorgung erfolgte durch den Staat. Auch der Außenhandel war durch staatliche Organisationen zentral gelenkt. Die Preise für Güter und Dienstleistungen sowie für Arbeit und Kapital wurden zentral festgelegt.

Dies spiegelt das grundlegendste Problem der Zentralverwaltungswirtschaft wider, das Problem der Property-Rights-Struktur in der DDR-Wirtschaft.

„Property-Rights sind dabei definiert als Organisationsrechte, Verfügungsrechte bzw. Nutzungsrechte und Übertragungsrechte, als durch Gesetz, Verordnung oder Verfassung festgelegte oder durch den Einfluss von Tradition, Religion, Macht, Charisma, Charme etc. akzeptierte und erlaubte Möglichkeiten eines bestimmten Umgangs mit materiellen und immateriellen Gütern.“ (zit. n. Schüller, in Heimann 1997, S.13)

Hierbei wurde die vertikal-hierarchische Struktur der Staats- und Parteiorganisation auf die Wirtschaftsorganisation übertragen, was dazu führte, dass der Staat faktisch Alleineigentümer der Volkswirtschaft war.

„… ist heute bekannt und belegt, dass die Property-Rights-Struktur der DDR (…) dadurch gekennzeichnet war, dass die Verfügungs- und Nutzungsrechte über die Produktionsmittel in den Händen einer autokratischen Staats- und Parteibürokratie monopolisiert waren.“ (Heimann 1997, S. 14)

Das eigentliche Problem der Property-Rights-Struktur der DDR-Wirtschaft war ihre Starrheit und Unflexibilität, die Auswirkungen auf alle Wirtschaftsbereiche hatte und diese somit negativ beeinflusste. Kennzeichen Property-Rights-Struktur waren:

- Veränderungen an der Struktur konnten nur durch Beschlüsse der Partei- und Staatsgremien vorgenommen werden.
- Die Verantwortung für Entscheidungen konnte nur auf obersten Ebenen übernommen werden, wodurch eine Diskrepanz zwischen Verantwortung und Kompetenz entstand.
- Das Fehlen von privatwirtschaftlichen Property-Rights verhinderte das flexible Experimentieren mit Innovationen und der Struktur selbst, woraus sich eine Risikokonzentration auf die obersten Entscheidungsebenen ergab. Die Entscheidungsträger waren jedoch darauf bedacht jedes Risiko zu minimieren, indem sie Veränderungen nur zustimmten, wenn diese mit größter Sicherheit nicht gegen Richtlinien verstießen.
- Es wurde darauf geachtet, die Property-Rights-Struktur auf alle Industriezweige zu übertragen und zu vereinheitlichen. Problematisch hierbei war, dass die für den einen Industriezweig geeignete Struktur für einen anderen von Nachteil sein konnte.
- Ein weiterer wichtiger Punkt ist die zeitliche Unflexibilität der Property-Rights-Struktur. Die Änderung der Rahmenbedingungen, die zuerst in den Unternehmen spürbar wurde, musste von den Betrieben bzw. Kombinaten erst bei der Planungszentrale gemeldet werden, die dann über eine mögliche Anpassung an diese veränderten Bedingungen entschied. Die Verzögerung aus solchen Vorgängen potenzierte sich mit der schon erwähnten Diskrepanz von Verantwortung und Kompetenz zu einem grundlegenden Problem der Handlungsfähigkeit in der zentral verwalteten DDR-Wirtschaft.

Die genannten Punkte machen sowohl die Starrheit der Zentralverwaltungs-wirtschaft der DDR deutlich, als auch deren zwangsläufige negative Auswirkungen auf alle anderen Wirtschaftsbereiche und Wirtschaftsinstrumente der DDR.

2.2 Nachteile der zentralen Produktionsplanung

Die Produktionsplanung der DDR besaß ein strenges Reglement zur Aufstellung und Durchführung der staatlichen Wirtschaftspläne. Am Ende jeder Jahres- bzw. Fünfjahresplanung verabschiedete der Ministerrat die staatliche Planauflage (STAL), die sämtliche Produktionsfunktionen, Lieferbeziehungen und -konditionen der Kombinate und deren Betriebe enthielt. Die STAL hatte Gesetzeskraft und musste unbedingt erfüllt werden. Durch die Verzahnung der Produktionspläne kam es gerade in der Knappheitswirtschaft zu Problemen im Produktionsablauf. So wirkten sich Lieferausfälle auf alle nachfolgenden Produktionsstufen aus, da diese nicht kompensiert werden konnten. Auf andere Kapazitäten konnte nicht ausgewichen werden, da diese durch die STAL fest eingeplant waren. Dies führte zwangsweise zum Nichteinhalten der geplanten Gütermenge, also zu Planausfällen.

Die Verplanung aller Kapazitäten hatte auch zur Folge, dass bei einer unerwartet hohen Nachfrage nach einem Produkt keine zusätzlichen Kapazitäten freigesetzt werden konnten, um die Nachfrage zu decken. Dadurch waren die betroffenen Betriebe ausländischen Unternehmen gegenüber stark benachteiligt, da die importierten Produkte bei einer starken Nachfrage problemlos nachgeliefert werden konnten.

Diese Unflexibilität der miteinander verzahnten Produktionspläne hatte besonders für die Konsumgüterproduktion den Nachteil, dass auf aktuelle Entwicklungen und Einflüsse nur schwer reagiert werden konnte. Zudem mussten Betriebe bestimmter Industriezweige „blinde“ Bestellungen vornehmen, die über das Aussehen eines Konsumprodukts entschieden, ohne dass sie weder auf Messen noch auf dem Markt getestet wurden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Gründe für das Scheitern der DDR - Wirtschaft
Hochschule
Technische Universität Berlin
Note
1,5
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V39809
ISBN (eBook)
9783638384902
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gründe, Scheitern, Wirtschaft
Arbeit zitieren
Gavin Benedikt (Autor:in), 2003, Gründe für das Scheitern der DDR - Wirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39809

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