Mit Learning Networks zu mehr Effizienz am Arbeitsplatz: Grundlagen und Kritik aus lerntheoretischer Perspektive


Seminararbeit, 2004

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die konstruktivistische Lerntheorie.
2.1 Die Vorläufer des Konstruktivismus
2.2 Konstruktivistische Grundgedanken
2.3 Der Aspekt des selbstgesteuerten Lernens
2.4 Implikationen für die Gestaltung von konstruktivistischen Lernumgebungen
2.5 Kritik am Konstruktivismus

3. Learning Networks und die Varianten des E-Learnings
3.1 Eigenschaften von Learning Networks
3.2 Formen des E-Learnings
3.2.1 Computer-Based-Training (CBT) zur Vermittlung von Hardskills
3.2.2 CBTs zur Vermittlung von Softskills
3.2.3 Web-Based-Training (WBT) – selbstgesteuertes Online-Lernen
3.2.4 Virtuelle Seminare (VS) – synchrones Online-Lernen
3.2.5 Lernplattformen – komplexe Lernumgebungen.im Internet oder Intranet
3.2.6 E-Learning aus konstruktivistischer Sicht

4. Learning Networks und die Effizienz am Arbeitsplatz.

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Blickt man auf die letzten 20 Jahre zurück, so lassen sich zahlreiche gewichtige Entwicklungen in der Wirtschaftswelt feststellen, die einen tiefgreifenden Wandel im Arbeitsalltag eines Arbeitnehmers nach sich ziehen und ihn mit neuen Anforderungen konfrontieren. So zwingen etwa die fortschreitende Globalisierung und der damit einhergehende Rationalisierungsdruck für Unternehmen deren Mitarbeiter zu immer mehr Innovativität und Effizienz in der Leistungserstellung. Die postindustrielle Gesellschaft ist eine Wissensgesellschaft. Besonders in rohstoffarmen Ländern wird modernes Wissen zum wichtigsten Produktionsfaktor. Auch Wissen selbst wird produziert und muß aufgrund seiner beobachtbar zunehmenden Obsoleszenz schnell und effektiv umgesetzt werden, um ökonomisch verwertbar zu sein. Im Rahmen eines Wissensmanagements ist ein möglichst reibungsloser Wissenstransfer an die Mitarbeiter erforderlich, um Wettbewerbsvorteile für das Unternehmen zu schaffen[1]. Generell ersetzt das lebenslange Lernen das Lernen auf Vorrat. Heutzutage hat ein Mitarbeiter nur noch 15 – 20% des für seinen Beruf benötigten Wissens im Kopf. Da seine Arbeitsanforderungen aber nicht konstant bleiben, ersetzt er sein Wissen im Laufe seiner Erwerbsbiographie durchschnittlich 2 – 3 mal[2]. Folglich ist die betriebliche Weiterbildung auf dem Vormarsch und der Trend, dem die Mitarbeiter ausgesetzt sind, heißt „learning networks.

Diese Arbeit versucht nun, die mit dem Begriff learning networks umrissenen Formen von E-Learning überblicksartig darzustellen und sie aus lerntheoretischer Perspektive zu bewerten. Da die große Fülle von Lerntheorien hier jedoch sinnvoller Weise nicht einbezogen werden kann, soll eine Konzentration auf eine Bewertung der E-Learning-Konzepte aus konstruktivistischem Blickwinkel erfolgen. In einem ersten Teil werden grundsätzliche Gedanken und Merkmale des Konstruktivismus aufgeführt. Ein zweiter Teil gibt einen Überblick über das E-Learning und zeigt Stärken und Schwächen aus konstruktivistischer Sicht auf. Der dritte Teil beschäftigt sich mit Aspekten der Effizienz am Arbeitsplatz, die sich aus den ersten beiden Teilen ergeben. Im letzten Teil soll ein abschließendes Fazit gezogen werden.

2. Die konstruktivistische Lerntheorie

2.1. Die Vorläufer des Konstruktivismus

Neuere Veröffentlichungen der Instruktionspsychologie diskutieren verstärkt konstruktivistische Ansätze des Lernens. Lernen bezeichnet dabei eine relativ überdauernde Veränderung von Fähigkeiten und Fertigkeiten durch Konfrontation mit Erfahrung[3]. Ansatzpunkt für die Entwicklung des Konstruktivismus war die Erkenntnis, daß ältere Lerntheorien die Prozesse des Lernens nur unvollständig oder falsch widergeben. Die Entwicklung von Lerntheorien nimmt ihren Anfang mit den Versuchen Pawlows zur Konditionierung und Skinners zum Lernen durch Versuch und Irrtum zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die einschlägige Literatur unterscheidet heute zwischen drei großen Richtungen von Lerntheorien, dem Behaviourismus, dem Kognitivismus und dem Konstruktivismus.

Der Behaviourismus versteht – sehr verkürzt dargestellt – das Lernen als Verknüpfung von Reiz und Reaktion[4]. Die gewünschte Reaktion, sprich der Lerneffekt, soll durch geeignete Belohnung bzw. Bestrafung erreicht werden. Das Lernen erfolgt in drei Schritten. Zuerst wird der Lehrinhalt präsentiert, dann durch eine entsprechende Aufgabe eingeübt bevor schließlich durch einen Test eine Erfolgskontrolle stattfindet. Der Lernende wird als black box aufgefaßt und die internen Prozesse, die zum Lernen führen, völlig ausgeblendet. Der Lehrer legt Lehrinhalte vorweg fest und konditioniert den Lerner, d.h., er löst bedingte Reaktionen aus[5]. Diesem Ansatz des rezeptiven Lernens immanent ist eine Position, nach der Wissen extern und unabhängig vom Lernenden existiert. Wissen und somit die Realität ist also immer wahr und objektiv und für jeden gleich. Kritisiert wird der Behaviourismus aufgrund seiner Reduzierung des Lernens auf das Prinzip der Konditionierung und das Ausblenden interner individueller Vorgänge beim Lernen. Geprüft wird lediglich die Wiedergabe von Informationen. Problemlösungsfähigkeit kann so nicht getestet werden. Typische Ergebnisse dieser Form von Didaktik sind träges Wissen und mangelnder Transfer. Das Wissen ist zusammenhangslos, kann nicht angewendet werden und komplexe Probleme deshalb

nicht gelöst werden. Trotzdem ist das Konditionieren einer der Faktoren beim Lernen und der Behaviourismus deshalb geeignet für einfache Aufgabenstellungen wie das Memorieren von Fakten[6].

Der anschließend auftretende Kognitivismus grenzt sich vom Behaviourismus insofern ab, daß er den Prozeß des Denkens ins Zentrum rückt. Denken wird hier nicht als das Abrufen eines Reiz-Reaktions-Schemas verstanden, sondern bildet die Grundlage für Erkenntnisprozesse, die einen kreativen Problemlösevorgang ermöglichen[7]. Der Lernende wird als ein Individuum begriffen, das äußere Reize aktiv und selbstständig anhand von Schemata verarbeitet und nicht einfach durch äußere Reize steuerbar ist. In der Praxis bedeutet dies eine Verschiebung des Schwerpunktes von der Erfolgskontrolle auf die Informationspräsentation. Die Darstellung der Lerninhalte soll in einem für den Lerner erkennbaren Zusammenhang erfolgen. Kritisiert wird hier vor allem das ebenfalls objektivistische Verständnis von Wissen. Positiv beurteilt wird dagegen, daß mit dem Kognitivismus das entdeckende Lernen einhergeht. Da der Lerner seine Problemlösungsfähigkeiten schulen soll, werden ihm relevante Informationen nicht mehr fertig strukturiert präsentiert, sondern er muß sie finden, priorisieren und neu ordnen. Gerade im Hinblick auf computergestütztes Lernen ermöglicht dies reichere Lernumgebungen[8]

2.2. Konstruktivistische Grundgedanken

Der Konstruktivismus ist heute weit davon entfernt, einheitlich definiert zu sein. Als Ursache kann allein schon die Zahl der an der Diskussion beteiligten Forschungsrichtungen angesehen werden. Biologie, Psychologie, Philosophie, Soziologie oder die Gehirnforschung untersuchen unterschiedliche Aspekte und legen je nach Blickwinkel andere Schwerpunkte in ihrer Auslegung des Konstruktivismus. Deutschsprachige Literatur ist dabei häufig getragen vom Standpunkt des Radikalen Konstruktivismus. Besonderheit ist hier wiederum die ihm eigene Auffassung des Wissensbegriffes, welche sich z.B. auf die Hirnforschung Maturanas gründet. Während

die meisten Wissenschaftler davon ausgehen, daß Erkenntnis immer subjektabhängig ist und deswegen z.B. eine Hypothese nie endgültig bewiesen ist, geht der Radikale Konstruktivismus über diesen Falsifikationismus hinaus. Er unterstellt die vollkommene Trennung von interner Wirklichkeit und externer Realität, da das Gehirn als geschlossenes, selbstexplikatives und selbstreferentielles System definiert wird, welches neuronale Signale deutet, von deren Herkunft es nichts weiß. Dies hat dann zur Konsequenz, daß man über die externe Realität nichts sagen kann[9] Eine weitere Folge wäre, daß eine direkte Manipulation von lebendigen bzw. sozialen Systemen, somit auch das Lernen, aus rein biologischen Gründen nicht möglich wäre[10]. Der Radikale Konstruktivismus wird kritisiert, da er destruktiv ist und problematische Denkmuster enthält. Wenn der Mensch z.B. keinen Zugang zur Realität hat, dann kann er auch nicht wissen, daß er ihn nicht hat. Der Ansatz des Radikalen Konstruktivismus wird daher in dieser Arbeit auch nicht vertreten, vielmehr wird ein Gemäßigter Konstruktivismus zugrundegelegt, dessen Kernelemente im folgenden beschrieben werden.

Zentrale Aussage ist hierbei, daß Wissen keine Kopie der Wirklichkeit ist, sondern eine Konstruktion von Menschen. Damit ist es immer veränderlich, unabgeschlossen und fehlbar. Es läßt sich nicht gleichsam vom Lehrer auf den Lerner transformieren, sondern erfordert einen Aneignungs- und Konstruktionsprozeß des Lerners[11]. Trotz des individuellen Konstruktionsprozesses ist Wissen dennoch nicht beliebig, denn es beruht auf Wahrheiten, d.h. Zuschreibungsformen eines adäquaten Handelns und Beobachtung i.S.v. Vorverständigungen und gemeinschaftlich ausgebildeten Normierungen, Beobachtungen und Kontrollen hierüber. Auch wenn Konstruktivisten diese Wahrheiten relativieren, so behaupten sie doch einen Wahrheitsanspruch auf dieser relativen Grundlage[12]. Es lassen sich folgende weitere zentrale Aussagen zusammenfassen:

- Wissen wird nicht rezeptiv übernommen, sondern aktiv je nach Vorwissen, Einstellung und Motivation. Lernen erfolgt also nur durch aktive Beteiligung des Lerners.

[...]


[1] Vgl. Siebert, H. (2003), S. 102.

[2] Vgl. Neumann, R. / Nacke, R. / Ross, A. (2002), S. 5.

[3] Vgk. Wiegand, M (1996), S. 342, zitiert nach Becker, M. (2002), S. 40.

[4] Vgl. Dittler, U. (2003), S. 24.

[5] Vgl. Edelmann, W. (1996), S. 95.

[6] Vgl. Gruender (1996), S. 23.

[7] Vgl. Dittler, U. (2003), S. 24.

[8] Vgl. Edelmann, W. (1996), S. 214ff.

[9] Vgl. Kohler, B. (1998), S. 32ff.

[10] Vgl. Dittler, U. (2003), S. 101.

[11] Vgl. Schuler, H. (2001), S.246.

[12] Vgl. Reich, K. (2004), S. 8.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Mit Learning Networks zu mehr Effizienz am Arbeitsplatz: Grundlagen und Kritik aus lerntheoretischer Perspektive
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Veranstaltung
Seminar Spezielle BWL WS 04/05
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V39779
ISBN (eBook)
9783638384674
ISBN (Buch)
9783638749718
Dateigröße
423 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Learning, Networks, Effizienz, Arbeitsplatz, Grundlagen, Kritik, Perspektive, Seminar, Spezielle
Arbeit zitieren
Thomas Duda (Autor:in), 2004, Mit Learning Networks zu mehr Effizienz am Arbeitsplatz: Grundlagen und Kritik aus lerntheoretischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39779

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