Tiefgreifende Entwicklungsstörungen - Autistische Syndrome


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Der Begriff Autismus
2. Frühkindlicher Autismus (nach Kanner)
2.1 Epidemiologie
2.2 Definition und Klassifikation
2.3 Symptomatik
2.4 Diagnose und Differenzialdiagnostik
2.5 Ätiologie und Genese
2.6 Behandlung und Therapie
3. Asperger Autismus
3.1 Epidemiologie
3.2 Definition und Klassifikation
3.3 Symptomatik
3.4 Diagnose und Differenzialdiagnostik
3.5 Ätiologie und Genese
3.6 Behandlung und Therapie

III. Schlussgedanken

IV. Literatur- und Quellenverzeichnis

I. Einleitung

"Wenn die Nächte hell und klar sind, dann kommen die Elfen auf die Erde und schauen sich die Kinder der Menschen an. In das schönste dieser Nacht verlieben sie sich so sehr, dass sie es mitnehmen in ihre Welt, in die leere Wiege legen sie ein Kind von sich, ein Elfenkind. Hier endet die Legende. Die Fortsetzung hat die Wissenschaft geschrieben. Es ist die Geschichte der rätselhaften Krankheit Autismus." (Monika Held) (www.autismus-web.de „Frühkindlicher Autismus und dessen wissenschaftl. Aspekte)

Der Begriff Autos bedeutet abgeleitet aus dem Griechischen „Selbst“. So assoziieren die meisten Menschen mit dem Störungsbild des Autismus auch eine extreme Selbstbezogenheit der Betroffenen und eine Abschottung von der umgebenden Welt. Gerade auch aufgrund der Beschäftigung der Medien mit dem Störungsbild Autismus (z.B. durch diverse Kinofilme) ist diese Krankheit vielleicht mehr im allgemeinen Bewusstsein der Bevölkerung als es andere Störungen sind. Dennoch beschränkt sich das Wissen um Symptomatik und Ursprung dieser tiefgreifenden Entwicklungsstörung häufig nur auf eine rudimentäre Basis. Auch auf wissenschaftlicher Ebene kann der Forschungsprozess auf dem Gebiet der autistischen Syndrome, trotz verstärkter Beschäftigung seit einigen Jahren, noch lange nicht als abgeschlossen gelten. Gerade deshalb erscheint eine genaue Betrachtung des Autismus als tiefgreifende Entwicklungsstörung unter den Gesichtspunkten der klinischen Psychologie als sehr interessant und fruchtbar. Diese Arbeit möchte dabei einen fundierten Überblick über die Aspekte der Epidemiologie, der Klassifikation, Symptomatik, Diagnose, einschließlich Differenzialdiagnose, Ätiologie und Genese, sowie Therapie geben. Natürlich können im Rahmen dieser Arbeit teilweise Aspekte, Entwicklungen und Forschungen nicht in ihrer ganzen Bandbreite und Fülle behandelt werden. Vielmehr besteht dadurch aber der Reiz und die Aufforderung zu einer weiteren nachhaltigen Beschäftigung des Lesers mit der tiefgreifenden Entwicklungsstörung Autismus.

II. Hauptteil

1. Der Begriff Autismus

Vor einer detaillierten Ansicht und Beschreibung der autistischen Syndrome hat eine genau Klärung des Begriffs „Autismus“ zu erfolgen.

Der schweizer Psychiater Eugen Bleuler trug maßgeblich zur Einführung des Begriffs Autismus bei, indem er damit ein Grundsymptom der Schizophrenie beschrieb. Bei diesem Grundsymptom handelt es sich um das Verhalten sich in eine gedankliche Binnenwelt zurückzuziehen und zunehmend weniger Kontakt zu seinen Mitmenschen aufrechtzuerhalten. Bleuler wählte die Bezeichnung „autistisch“ also für diejenigen schizophrenen Patienten, die sich insbesondere durch starke Selbstbezogenheit und sozialen Rückzug auszeichneten (Medicine-worldwide, http://www.mww.de/krankheiten/

erbkrankheiten/autismus.html). Fast zeitgleich nahm auch der austroamerikanische Kinderpsychiater Leo Kanner im Jahre 1943 und der österreichische Pädiater Hans Asperger ein Jahr später den Begriff von Bleuler auf, um damit autistische Störungsbilder bei Kindern zu beschreiben. Damit grenzten sie den Autismus als eigenständiges Syndrom gegenüber der kindlichen Schizophrenie ab. Obwohl sich die ursprüngliche Definition Bleulers nicht mit den Beschreibungen Kanners und Aspergers decken sprach man sich für die Beibehaltung des Begriffes „Autismus aus. (Remschmidt in Esser, 2002, S.153)

2. Frühkindlicher Autismus ( nach Kanner)

2.1 Epidemiologie

Zur Abhandlung der Epidemiologie werden vor allem Stichprobenuntersuchungen herangezogen. Hiernach findet man ca. 4-5 autistische Kinder auf insgesamt 10000 Kinder und Jugendliche. In den letzten Jahren konnte ein Anstieg der Prävalenzraten beobachtet werden. Gillberg (1989) geht dabei von bis zu 10 Kindern auf 10000 Kinder und Jugendliche aus. Jungen tauchen hierbei mit einer Geschlechterrelation von 3,3 zu 1 (Gillberg 1984) auf (Weber in Kisker, 1988, S.66). Die Symptome des frühkindlichen Autismus sind bei Mädchen jedoch ausgeprägter als bei Jungen. Deshalb ist der Anteil autistischer Jungen unter den Kindern mit schwerer Behinderung auch am geringsten. Während viele frühere Untersuchungen zu autistischen Syndromen die These stützten, dass betroffene Kinder vor allem aus höheren und intellektuellen Schichten der Bevölkerung stammen, konnte diese Annahme nicht aufrechterhalten werden (Weber in Kisker 1988, S.66). Frühe Befunde, die diese Annahme zuließen waren häufig nicht selektionsunabhängig. Vielmehr ist der frühkindliche Autismus weltweit in allen sozialen Schichten der Bevölkerung zu finden. (Remschmidt in Esser, 2002, S.153).

2.2 Definition und Klassifikation

Das Syndrom frühkindlicher Autismus nach Kanner wird nach den beiden Diagnoseschüsseln ICD-10 (International Classifcation of Diseases und DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen zugeordnet. Für die weitere Klassifikation des Syndroms soll hier der Diagnoseschlüssel ICD-10 gelten. Dabei definiert der ICD-10 nach Kategorie F84.0 „tiefgreifende Entwicklungsstörungen“ als eine Gruppe von Störungen, die durch mehrere Symptome gekennzeichnet ist. Erstens findet man eine qualitative Beeinträchtigung in den wechselseitigen sozialen Interaktionen und Kommunikationsmustern der betroffenen Personen. Des weiteren ist ein eingeschränktes, stereotypisch sich wiederholendes Repertoire an Interessen und Aktivitäten offensichtlich und nachweisbar. Neben dem frühkindlichen Autismus nach Kanner F84.0 findet man in der gleichen Kategorie auch noch den sog. atypischen Autismus F84.5. In Abgrenzung zum frühkindlichen Autismus nach Kanner und dem Asperger-Syndrom zeichnet sich diese Form des Autismus durch ein abweichendes Alter beim Auftreten der ersten Symptome aus. Außerdem können hier nicht alle diagnostischen Kriterien als erfüllt gelten. (Remschmidt in Esser, 2002, S.153)

2.3 Symptomatik

Durch eine genaue Klassifikation des frühkindlichen Autismus nach ICD-10 kann nun eine eingehende Abhandlung der auftretenden Symptomatik erfolgen. Vorab muss gesagt werden, dass alle in diesem Punkt aufzuführenden Symptome grundsätzlichen Wahrscheinlichkeitscharakter haben. Dies soll heißen, dass ein zwingendes Auftreten einzelner Symptome bzw. Verhaltensweisen bei einer Diagnose nicht vorausgesetzt werden kann. Viele Kinder zeigen nicht alle charakteristischen Symptome oder nur Kernsymptome zu einem späteren Entwicklungsalter (atypischer Autismus) (Remschmidt in Esser, 2002, S.154). Eine nicht zu vernachlässigende Variation und Breite der Symptomatik ist also zu beachten.

Vom Verhalten her ist der frühkindliche Autismus ein psychopathologisches Syndrom. Ausschlaggebend bei der Betrachtung sind hierbei Funktionsbeeinträchtigungen in drei zentralen Bereichen. Diese betreffen die wechselseitige soziale Interaktion, die qualitative Beeinträchtigung der Kommunikation, sowie eingeschränkte Interessen und ein stereotypisches, repetetives Verhaltensmuster.

Das erste Interesse soll der veränderten Interaktion autistischer Kinder gelten. So findet fast nie, selbst mit den engsten Bezugspersonen wie z.B. den Eltern, eine Form der sinnvollen Interaktion statt. Die Kinder reagieren auf Kontaktversuche der Eltern weder mit Lächeln noch mit dem Ausstrecken der Arme. Auf Zärtlichkeiten antworten sie entweder mit Gleichgültigkeit oder Abwehrreaktionen. Außerdem vermissen diese Kinder ihre Eltern nicht bei deren Abwesenheit und zeigen auch keine Reaktion beim Wiedersehen. Diese Unfähigkeit zur Interaktion setzt sich darin fort, dass die Kinder keine Beziehungen zu Gleichaltrigen aufnehmen. Überhaupt finden diese Kinder besseren Kontakt zu Erwachsenen, als zu Kindern. Dies wohl auch aufgrund ihrer symbiotischen Verhaltensweisen, die sie speziell beim Umgang mit Erwachsenen zeigen. Dies kann sich z.B. dadurch äußern, dass sie nur essen, wenn sie gefüttert werden. Aus ihrer offensichtlichen Beeinträchtigung der wechselseitigen sozialen Interaktion entstammt auch die Tatsache, dass sie oftmals deviante Reaktionen auf die Emotionen anderer zeigen. (Remschmidt in Esser, 2002, S.154)

Als weiterer gestörter Bereich ist die Kommunikation zu nennen. Kinder mit frühkindlichem Autismus zeichnen sich im nachhinein durch häufiges ununterbrochenes Schreien im Säuglingsalter aus, wobei dieses Schreien aber keinen Signalcharakter hat. Auch kann eine signifikante Verzögerung bei der Sprachentwicklung diagnostiziert werden. Danach schließt sich ein stark verlängertes echolalisches Stadium und eine häufig zu beobachtende pronominale Umkehr an. 50% der Kinder mit frühkindlichem Autismus entwickeln aber auch gar keine Sprache (wobei dieser Teil der Patienten auch die deutlichsten Defizite im intellektuellen Bereich aufweisen). Aber auch bei den sprechenden Kindern weicht die Sprache durch eine auffällige Sprechstimme und Sprachmelodie von der normalen Sprachentwicklung ab. Häufig sind von den betroffenen Kindern nur Ein-Wort-Äußerungen zu hören und eine Verständigung findet hingegen oft durch Ziehen und Reißen an den Kommunikationspartnern statt. Global gesehen kann also kein kommunikatives Sprechen beobachtet werden. Vielmehr aber zeichnen sich diese Kinder dadurch aus, dass sie zu Selbstgesprächen neigen und gerne Wortspiele und Verdrehungen anwenden. Auffallend ist auch die nichtvorhandene Mimik und Gestik beim Sprechen. (Remschmidt in Esser, 2002, S.154-155)

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Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen - Autistische Syndrome
Hochschule
Universität Augsburg
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V39688
ISBN (eBook)
9783638384025
ISBN (Buch)
9783656450061
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tiefgreifende, Entwicklungsstörungen, Autistische, Syndrome, Hauptseminar
Arbeit zitieren
German Hondl (Autor:in), 2003, Tiefgreifende Entwicklungsstörungen - Autistische Syndrome, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39688

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