Länderneugründungen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg


Hausarbeit, 2002

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Gründung neuer Länder
2.1. Westliche Besatzungszonen
2.1.1. Amerikanische Besatzungszone
2.1.2. Französische Besatzungszone
2.1.3. Britische Besatzungszone
2.2. Sowjetische Besatzungszone
2.3 Berlin
2.4 Spätere Grenzkorrekturen

3. Ergebnis und Ausblick

4. Literatur (Auswahlbibliographie)

1. Einleitung

Nach dem für Deutschland verlorenen Weltkrieg und nachdem am 05.06.1945 die oberste Regierungsgewalt durch die Alliierten übernommen worden war[1] sahen es die Siegermächte als ihre Aufgabe an, entsprechend ihren Festlegungen auf der Potsdamer Konferenz vom 17.07. bis 02.08.1945 das Gebiet des Deutschen Reiches zu reorganisieren.[2] Den Vereinbarungen zufolge sollte jede Besatzungsmacht auf dem ihr unterstellten Territorium für die Durchsetzung des 4-D-Programms sorgen: Demilitarisierung, Denazifizierung, Deindustrialisierung und Dezentralisierung.[3] Das in Besatzungszonen aufgeteilte Deutschland bestand aus den Gebieten, die das Deutsche Reich 1937 vor den Annexionen der Kriegs- und unmittelbaren Vorkriegszeit, gebildet hatten, abzüglich der Gebiete östlich der Oder und Lausitzer Neiße. Diese wurden von Polen und im Falle von Nordostpreußen, von der UdSSR, verwaltet und durch Vertreibung der deutschen Bevölkerung und Ansiedlung von Polen beziehungsweise Russen, de facto einverleibt, eine staatsrechtliche Regelung stand aus.[4] Auf dem restlichen Gebiet entstanden vier Besatzungszonen, diese markierten nicht den Frontverlauf bei Kriegsende, sondern waren das Ergebnis von Verhandlungen. Berlin wurde, ebenfalls wie Wien, als Viersektorenstadt von den Besatzungsmächten gleichermaßen verwaltet. Jede Besatzungszone schuf nur auf dem ihr unterstellten Gebiet neue Länder, zonenübergreifende Räume kamen nicht zustande. Diese Veränderungen der politischen Gestalt Deutschlands in der ersten Nachkriegsjahren sowie ihre kurz nach Bildung beider deutscher Staaten erfolgte teilweise Umstrukturierung ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit.

2. Die Gründung neuer Länder

2.1. Westliche Besatzungszonen

2.1.1. Amerikanische Besatzungszone

Die amerikanische Besatzungszone umfasste Bayern ohne die Pfalz, die nördlichen Teile Badens und Württembergs, Teile Hessens und der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Ebenso wie die anderen Besatzungsmächte standen auch die USA vor dem Problem, das okkupierte Gebiet mit seinen knapp 17 Millionen Menschen, zu denen zirka 4,5 Millionen Flüchtlinge[5] aus den Ostgebieten, im Falle Bayerns besonders aus Sudeten, hinzukamen, zu verwalten. Eine dauerhafte Truppenpräsenz wurde mit Hinblick auf die entstehenden Kosten nicht angestrebt.[6] Auch sahen es die Amerikaner als nötig an, Deutschland nicht weiter aufzuteilen, Rheinland und Ruhr sollten entgegen französischen Vorstellungen[7] weiterhin dem deutschen Staatsverband angehören[8], der allerdings neu zu organisieren war. Verhältnismäßig schnell wurden daher von der Militärregierung in der Proklamation Nr.2 am 19.09.1945 „die Länder Bayern, Groß-Hessen, und Württemberg- Baden als oberste Verwaltungseinheiten eingerichtet“.[9] An die Stelle der zentralistischen Struktur, die in Deutschland seit der Machtübernahme Hitlers geherrscht hatte, sollte eine föderale treten. Als Vorbild diente den Amerikanern hierbei ihr eigener Staatsaufbau. Ein wichtiger Aspekt sollte die ökonomische Leistungsfähigkeit und Selbstständigkeit der Länder sein. Bayern wurde ohne Gebietsveränderungen, von der Pfalz und dem Kreis Lindau abgesehen, die französischer Verwaltung unterstanden, als Land übernommen.[10] Letzterer wurde 1955 wieder rückgegliedert.[11] Somit bestand Bayern mit seiner langen, selbstbewussten Staatstradition weiter, während an den meisten anderen deutschen Ländern Gebietsveränderungen vorgenommen wurden, die bis zu einer Neukonstituierung reichten. Als zweites Land der US- Zone entstand Württemberg-Baden mit Stuttgart als Hauptstadt. Gegen den Widerstand der deutschen Bevölkerung wurde das Land als Zusammenschluss zweier, ehemals selbstständiger Länder, errichtet; durchsetzen konnten sich die Befürworter anderer Lösungen gegenüber der Besatzungsmacht allerdings nicht.[12] Als drittes Land wurde Hessen geschaffen, gegründet aus dem Großteil der Gebiete Hessen-Darmstadts und Hessen-Nassaus. Dabei wurde auf schon in den Zwanzigern bestehende Bestrebungen eingegangen; ein Großhessen war 1928 am preußischen Widerstand gescheitert. Im Gegensatz zu Württemberg- Baden wurde Hessen von der Bevölkerung akzeptiert. Zur Kapitale wurde die Hauptstadt des ehemaligen Herzogtums Nassau, Wiesbaden, erklärt, in der die amerikanische Militärregierung nach der Übergabe der Saarpfalz und Rheinhessens an Frankreich ihren Sitz hatte. Teile des Kreises Worbis fielen durch die genaue Festlegung der Zonengrenzen an Hessen, im Gegenzug wurden Teile des Kreises Witzenhausen den Sowjets zugesprochen. Nach einer Volksabstimmung wird 1951 Bad Wimpfen an Württemberg-Baden angeschlossen.[13] Um der amerikanischen Zone einen Zugang zum Meer zu gewährleisten, wurde im Januar 1947 Bremen, bis dahin eine „amerikanische Militärenklave“[14] innerhalb der Britischen Zone, von dieser getrennt, um die Wesermündung erweitert[15] und erhielt Länderstatus innerhalb der amerikanischen.

2.1.2. Französische Besatzungszone

Die französische Besatzungszone umfasste die südliche Rheinprovinz, Teile der Provinz Hessen-Nassau, Rheinhessen (das linksrheinische Hessen-Darmstadt), Südwürttemberg, Hohenzollern-Sigmaringen, den südlichen Teil Badens, das Saarland und die zuvor bayerische Pfalz. Frankreich erhielt seine Rolle als Sieger- und Besatzungsmacht erst spät zugebilligt, zu den Verhandlungen in Jalta und Potsdam war das, die längste Zeit des Krieges von der Wehrmacht besetzte Land nicht zugelassen worden. General de Gaulle verlangte allerdings für Frankreich „an der Besetzung Deutschlands [...] teilzunehmen“, woraus sich die Forderung ableitete, „eine [eigene] Besatzungszone zu erhalten“.[16] Churchill unterstützte Frankreich in diesem Bestreben, weil er fürchtete, dass sich die USA bald aus Europa zurückziehen könnten, wodurch einzig Großbritannien als geschwächte Großmacht der Sowjetunion gegenüber gestanden hätte[17], auch wären die Besatzungslasten zu hoch gewesen. Roosevelt stimmte der Schaffung einer vierten Zone zu, Stalin auf der Jalta- Konferenz ebenso[18], so dass aus vormals den angelsächsischen Mächten zugeteilten Gebieten die französische Besatzungszone entstehen konnte. Insgesamt entstanden aus diesem, entlang der deutschen Westgrenze gelegenen Gebietsstreifen drei Länder, wobei dem vierten, dem Saarland, eine besondere Rolle zukam. Aus Württemberg und dem bis dahin zu Preußen gehörenden Kreis Hohenzollern-Sigmaringen wurde im Herbst 1946 das Land Württemberg-Hohenzollern mit der Hauptstadt Tübingen gegründet, Südbaden wurde mit der Hauptstadt Freiburg ebenfalls 1946 konstituiert, Rheinland-Pfalz wurde aus den restlichen Gebieten, mit Ausnahme des Saarlandes, dessen Grenzen mehrfach, zuletzt 1949, verschoben wurden[19], gebildet und erhielt Mainz zur Hauptstadt. Das Saarland wurde bereits 1945 aus der übrigen Zonenverwaltung ausgeklammert, da die Absicht bestand, „das Saarland aus der Zuständigkeit des Berliner Kontrollrates zu lösen“, um es somit, ohne an Absprachen mit den restlichen Alliierten gebunden zu sein, von Paris aus zu verwalten.[20] Wie schon nach dem Ersten Weltkrieg gab es von französischer Seite starke Bestrebungen, das Saargebiet, dabei besonders die dortigen Kohlegruben, und die westdeutschen, am Rhein gelegenen Gegenden, unter Kontrolle zu bringen, gegebenenfalls sogar zu annektieren.[21] Hierzu wurde das Saargebiet von 1948 bis 1956 wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen, wodurch „ungefähr de[r] Status eines Protektorats“[22] geschaffen wurde. Der erhebliche Unterschied zu den ebenfalls aus den Besatzungszonen ausgeklammerten deutschen Ostgebieten bestand darin, dass die Bevölkerung nicht vertrieben wurde.[23] Während alle alliierten Zonen deutsche Flüchtlinge und Vertriebene aufnahmen[24], verweigerten die Franzosen deren Aufnahme, um die eigenen Verwaltungsgebiete nicht zusätzlich zu belasten, was die Reparationen und Demontagen, durch die notwendige Versorgung der Flüchtlinge, behindert hätte.

[...]


[1] Wagner, Wolfgang: Bildung der Länder in den westlichen Besatzungszonen und Entstehung der Bundesrepublik Deutschland. In: Sante, Georg Wilhelm; A. G. Ploetz Verlag (Hrsg.): Geschichte der deutschen Länder. „Territorien-Ploetz“. 2.Band: Die deutschen Länder vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart.Würzburg 1971. S.656.

[2] Görtemaker, Manfred: Die Potsdamer Konferenz (17.7.-2.8.1945). In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Berlin 1999. S.214.

[3] Körner, Klaus: Deutschland nach dem Zusammenbruch: Von der „Stunde Null“ bis zum „Grundgesetz“. In: Pleticha, Heinrich(Hrsg.): Deutsche Geschichte. Band 12: Teilung und Wiedervereinigung. 1945 bis heute. Gütersloh 1993. S.22.

[4] Kinder, Hermann; Hilgemann, Werner: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart. Band 2: dtv- Atlas zur Weltgeschichte. Karten und chronologischer Abriß. 29.Auflage, München 1995.S.527.

[5] Grosser, Alfred: Geschichte Deutschlands seit 1945. Eine Bilanz. München 1974. S.78-79.

[6] Kleßmann, Christoph : Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 1945-1955. Bonn 1982. (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Band 193). S.19.

[7] Lehmann, Hans Georg: Deutschland-Chronik 1945 bis 1995. Bonn 1996. (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Band 332). S.21.

[8] Benz, Wolfgang: Von der Besatzungsherrschaft zur Bundesrepublik: Stationen einer Staatsgründung 1946-1949. Frankfurt a.M. 1989. S. 37.

[9] Wagner, Wolfgang: Bildung der Länder in den westlichen Besatzungszonen und Entstehung der Bundesrepublik Deutschland. In: Sante; A.G. Ploetz Verlag, S. 658.

[10] Ismayr, Wolfgang; Kral, Gerhard: Bayern. In: Esche, Falk; Hartmann, Jürgen (Hrsg.): Handbuch der deutschen Bundesländer. Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn. Bonn 1990. S. 93.

[11] Deuerlein, Ernst: Bayern. In: Sante; A.G. Ploetz Verlag, S.765.

[12] Schneider, Herbert: Baden-Württemberg. In: Esche; Hartmann, S.55.

[13] Demandt, Karl E.: Land Hessen seit 1945. In: Sante; A.G. Ploetz Verlag, S. 771-772.

[14] Erdmann, Karl- Dietrich: Das Ende des Reiches und die Neubildung deutscher Staaten. In: Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte. Band 22. Neunte, neu bearbeitete Auflage. München 1990. S.199 (laut Erdmann ab 01.01.1947 Länderstatus, im Ploetz (S.792) wird der 23.01.1947 als Datum genannt).

[15] Röhrbein, Waldemar R.: Niedersachsen 1945- 1970. In: Sante; A.G. Ploetz Verlag, S.779.

[16] Jäckel, Eberhard: Kondominium der Alliierten. Die Potsdamer Konferenz. In: Bracher, Karl Dietrich [u.a.] (Hrsg.): Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in fünf Bänden. Bd. 1: Eschenburg, Theodor: Jahre der Besatzung. 1945-1949. Stuttgart 1983. S.42-43.

[17] Jäckel, Eberhard: Kontrollrat und Besatzungszonen. In: Bracher [u.a.], S.25.

[18] Jäckel, Eberhard: Kondominium der Alliierten. Die Potsdamer Konferenz. In: Bracher [u.a.], S.43.

[19] Thilenius, Richard: Die Teilung Deutschlands. Eine zeitgeschichtliche Analyse. Reinbek bei Hamburg 1957. S.81.

[20] Erdmann, Karl- Dietrich: Das Ende des Reiches und die Neubildung deutscher Staaten. In: Gebhardt, S. 195.

[21] Thilenius, S.84.

[22] ebd., S.87.

[23] ebd., S.80.

[24] Benz 1989, S.32.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Länderneugründungen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
Hochschule
Universität Rostock
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V39491
ISBN (eBook)
9783638382427
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Länderneugründungen, Deutschland, Zweiten, Weltkrieg
Arbeit zitieren
M.A. Carl Christian Wahrmann (Autor:in), 2002, Länderneugründungen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39491

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