Das Bild der Neuen Welt im 16. und 17. Jahrhundert. Der Drang nach Reichtum und Macht im Kontext geografischer Erschließung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

33 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1.Theoretische Annäherung an den Begriff Kartografie

2.Expeditionen im 16. Jahrhundert- Absichten, Teilnehmer, Ergebnisse
2.1 Das Bild der Karibik- Kolumbus` Reisen
2.2 Balboa- Expedition und die Entdeckung des Pazifik
2.3 Coronado durchstreift den Südwesten
2.4 Hernando de Soto im Südosten
2.5 Der Amazonas und Orellana
2.6 Ein Mythos hält sich weiter- El Dorado

3. Goldrausch in Brasilien - Die Erschließung des Hinterlandes im 17. Jahrhundert
3.1 Einzelbetrachtung ausgewählter Karten des 17. Jahrhunderts
3.2 Mexiko
3.3 Kolumbien
3.4 Guyana und Venezuela

4. Zusammenhänge von Eroberung und Kartografie
4.1 Wissenschaft unter Verschluss
4.2 Kartografie im Kontext kolonialer Expansion

5. Schlussbetrachtung

Anhang

Quellenverzeichnis

Literatur

Einleitung

Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahre 1492 sollte die Geschichte ganzer Völker in der Alten und besonders in der Neuen Welt radikal verändern. Abenteurer, Schatzsucher, Kriminelle und politisch Verfolgte sahen eine Chance, in der Neuen Welt ihr Glück zu finden. Die großen Kolonialmächte dagegen versuchten, neben dem Streben nach Macht und Reichtum, auch die europäisch-christliche Kultur auf dem neuentdeckten Kontinent zu etablieren. Mit der Wiederentdeckung begann eine sofortige Expeditionsbewegung, welche eine kartografische Erschließung des Doppelkontinents innerhalb von etwa 150 Jahren[1] bewirkte. Schon mit den ersten Reisen des Kolumbus, versuchten die Europäer, soviel wie möglich über die Neue Welt herauszufinden. Begünstigt wurde der Drang nach Erschließung, Erkundung und der daraus resultierenden kartografischen Erfassung Amerikas durch zahlreiche Gerüchte, wie zum Beispiel von El Dorado, Jungbrunnen, Legenden von goldenen Städten u. a. die Sieben Städte von Cibola und reichen Völkern. Kein Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts verging ohne große Entdeckungsfahrten und Erfolge. In rascher Weise wurde der Doppelkontinent durchquert und kartografiert. In Anbetracht dieser Tatsachen scheint es äußerst paradox zu klingen, dass das Bild der Neuen Welt im 16. Jahrhundert nur schemenhaft war. Es entstand in jener Zeit eine Vielzahl von (Gebrauchs-) Land- und Seekarten. Trotz zahlreicher Entdeckungsfahrten verschwanden diese neuen Kartenmaterialen in Geheimarchiven oder kamen anderweitig unter Verschluss.

In meiner Seminararbeit „ Das Bild der Neuen Welt im 16. und 17. Jahrhundert. Der Drang nach Reichtum und Macht im Kontext geografischer Erschließung “ möchte ich mich mit der Frage auseinandersetzen, warum es zu einer so schnellen Erkundung der Neuen Welt kam und wie die Erkundung organisatorisch erfolgte. Darüber hinaus versuche ich, den Zusammenhang von Expansion und Kartografie zu untersuchen. Hatten die Expeditionen nur das Ziel, Gold und Reichtum zu finden oder standen auch wissenschaftlich- geografische Absichten im Zentrum der kolonialen Unternehmungen? Wer nahm an solchen (Eroberungs-) Reisen teil und welche Absichten hatten die Begleiter?

Die Arbeitshypothese, dass die kartografische Darstellung der Neuen Welt nur ein positives Nebenprodukt der kolonialen Expansion war, da das Hauptaugenmerk der Spanier und Portugiesen nicht der Wissenschaft, sondern der Eroberung und Kolonisation galt, wird im Laufe der Darstellung aufgegriffen und der Versuch unternommen diese weiter zu untermauern.

Obwohl die koloniale Expansion der Neuen Welt in der Forschung ausgiebig betrachtet ist, so ist jedoch festzustellen, dass zumeist nur Ergebnisse der Expeditionen behandelt werden. Übersichten zur genauen Personenzusammensetzung sind eher selten und müssen durch zeitgenössische Berichte rekonstruiert werden. Weiterhin wird in der historischen Geografie der Entstehungskontext einzelner Kartenwerke nur sehr selten betrachtet. Die Quellenlage zu diesem Themenkomplex ist indes als verhältnismäßig gut einzuschätzen. So gibt es seit 1500 für etwa jedes Jahrzehnt neues Kartenmaterial, welches die Entwicklung und den Fortschritt, aber auch markante Fehler der Kartografie festhalten.

In meiner Darstellung konzentriere ich mich vor allem auf das 16. Jahrhundert und die großen aber auch auf weniger[2] bekannte Entdeckungsfahrten. Parallel dazu betrachte ich den Widerspruch zwischen Entdeckung und Geheimhaltung, was auf der einen Seite förderlich, auf der anderen Seite sehr hinderlich für die frühneuzeitlichen Kartografen war.

Die Hauptquelle der Darstellung bildet das umfangreiche Kartenwerk Joan Blaeus[3] aus dem Jahre 1662. An seiner Erarbeitung lassen sich viele Betrachtungen und Thesen meiner Abhandlung exemplifizieren. Daneben betrachte ich jedoch auch zeitgenössische Berichte einzelner Expeditionsteilnehmer. Blaeu, ein Kartograf des 17. Jahrhunderts, benutzte viele Vorlagen seiner Karten aus 1590er Jahren. Daher sind die Grundzüge seiner Erarbeitungen vorwiegend auf das 16. Jahrhundert konzentriert.

Das 17. Jahrhundert und seine kartografische Entwicklung werde ich nur ansatzweise darstellen. Nach einer kurzen (theoretischen) Annäherung an den Begriff Kartografie und der Vorstellung einiger Expeditionen spanischer und portugiesischer Eroberer befasse ich mich mit dem Verhältnis von Eroberung und geografischer Wissenschaft. Am Ende meiner Betrachtungen fasse ich meine Ergebnisse noch einmal zusammen und versuche, sie in Hinblick auf die geografische Wissenschaft hin zu deuten.

1. Theoretische Annäherung an den Begriff Kartografie

Kartenwerke gehören für den Historiker zum Handwerk genauso wie schriftliche Quellen und Sachgegenstände aus vergangenen Epochen. Die Historische Geografie gehört wohl zu den selbstständigsten Hilfswissenschaften und steht überdies der Geschichtswissenschaft sehr nah. Trotzdem dürfen kartografische Darstellungen nicht einfach hingenommen werden - auch sie müssen einer kritischen Prüfung unterzogen werden, stellen sie sowohl die Einwirkungen des Menschen auf die Umwelt, als auch die Einflüsse der geografischen Gegebenheiten auf ihn dar.[4] Besonders gilt dies natürlich für historisches Kartenmaterial; es dient gleichzeitig als Quelle und gibt neben erdkundlichen Informationen (Entfernungen, Landschaftsstrukturen und Flüssen) auch Hinweise auf Kulturen und Lebensweisen der indigenen Bevölkerung.[5] Daraus ist natürlich sofort zu erschließen, dass die Verfasser einer Karte auch gesellschaftliche und kulturelle Impressionen mit in ihr Werk eingearbeitet haben. Es muss daher zum einen kritisch überprüft werden, wer was unter welchen Umständen erfasste und zweitens, ob politische Absichten eine Rolle spielten.

Die sich im Laufe der Zeit entwickelte Dreiteiligkeit der Historischen Geografie, welche auf Bernhardus Varenius (1650) zurückzuführen ist, konzentrierte sich auf folgende Hauptbereiche: Die Dimension der Erde; Klima und Gezeiten; Die vergleichende Untersuchung der Erdteile.[6] Somit sind allgemeine und die spezielle Geografie keine gegensätzlichen Gebiete mehr, welche sich durch Mathematik und Beobachtung unterscheiden. Vielmehr stehen beide Bereiche in einer Interdependenz. In der Praxis wandelte sich das Bild der Karten erneut. Fortan wurden nicht nur „die räumlichen Lagerelationen auf der Erde“ erfasst, sondern auch Objekte beliebiger Größen in die Kartenwerke miteinbezogen.[7] Es beinhaltete Ursachenforschungen, Beobachtungen von Naturphänomenen, Klimaverhältnissen und auch Bewaldung bestimmter Gebiete.

Diese Kombination von Naturwissenschaft und Geografie verbesserte die Darstellung von Gebieten enorm. Künstlerische Fähigkeiten und Phantasiegebilde wichen zunächst theoretischen Betrachtungen und strengerer Orientierung an den tatsächlichen Gegebenheiten. Die Aussagekraft von Karten konnte meiner Meinung nach weiter verstärkt werden. Varenius` Neuansätze wurden aber erst im 18. Jahrhundert in die Praxis umgesetzt. Vereinzelt gab es bereits um 1689 geografische Darstellungen, die in Ansätzen seine Kombination von Naturwissenschaft und Mathematik umsetzten,[8] jedoch waren diese eher eine Ausnahme.

Ahasver von Brandt erweitert diese Dreiteiligkeit und passt sie den aktuellen Bezeichnungen bzw. Anforderungen an. Er unterscheidet zwischen historischer Landschaftskunde, historischer Siedlungskunde und historisch – politischer Geografie.[9] Im Grunde ist diese Bezeichnung nur eine Fortführung der Idee Varenius`. Wie die Bezeichnung einzelner Bereiche auch sein mag, so wird doch eines deutlich: Kartografie ist nicht nur abstraktes Darstellen von Regionen, Ländern und Kontinenten. Große kartografische Werke gingen stets einher mit Beobachtungen und Analysen der Bevölkerung, der Pflanzenwelt und natürlich geografischen Besonderheiten.[10]

2. Expeditionen im 16. Jahrhundert - Absichten, Teilnehmer, Ergebnisse

In den folgenden Abschnitten stelle ich ausgewählte Expeditionen des 16. Jahrhunderts in der Neuen Welt dar. Ich lege den Schwerpunkt auf den karibisch - lateinamerikanischen Raum, da hier der Beginn der Erkundung lag, wobei auch Teile Nord- und Südamerikas berücksichtigt werden.

Hierbei gebe ich einen Überblick zum Ablauf der Expeditionen, den Zielen der Leiter, die Teilnehmerzusammensetzung (sofern dies konstruierbar ist), eventuelle kartografische Ergebnisse der Exploration und wie diese das Bild der Neuen Welt darstellten oder prägten. Im 16. Jahrhundert setzten sich die Karten meist aus zwei Komponenten zusammen: Zum einen mehreren Reiseberichten, welche vom Leiter oder einem königlichen Schreiber während der Expedition niedergeschrieben wurden. Zum zweiten lagen einer Karte Skizzen, welche mehr oder weniger genaue Information zu geografischen Besonderheiten, Küstenlinien, Gebirgen, Flüssen etc. beinhalteten, zu Grunde.[11] Schließlich gelangten sowohl Reiseberichte und Kartenskizzen nach Europa an den königlichen Hof. Dort erstellten die königlichen Kartografen die Karten nach diesen Vorgaben. Die Folge war häufig, dass es zu enormen Verfälschungen der Karten kam, da die Kartografen verschiedenste Informationen und Vorgaben kombinierten. Nicht zuletzt arbeiteten sie auch eigene Vorstellungen und Mutmaßungen in die Karten ein. Somit finden sich für das 16. Jahrhundert kartografische Werke, die von Spekulationen, mystischen Darstellungen und Fehlannahmen geprägt sind.

Nachdem Kolumbus die Neue Welt entdeckt hatte, reisten auch zahlreiche Kartografen auf den neuen Kontinent und nahmen an Expeditionen teil. Somit erhielten sie einen praktischen Einblick in die Kunst, eine Karte zu erstellen, was sich auch letztlich in präziseren Darstellungen niederschlug.

Die Kartografie des 16. Jahrhunderts war jedoch zunächst von einer Mischung mittelalterlicher und neuzeitlicher Elemente geprägt. Erst ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verschwanden sowohl portulane und mittelalterliche Darstellungen. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die Mercator- Projektion als auch durch frühmoderne Sichtweisen/ humanistische Züge in den Karten. Parallel dazu tauchten in regelmäßigen Abständen, einem Trend ähnlich, immer wieder große Welt- und Repräsentationskarten auf. Gelegentlich wurden darin auch noch mittelalterliche Elemente verarbeitet.

2.1 Das Bild der Karibik - Kolumbus` Reisen

Die Reisen des Kolumbus waren von zwei Besonderheiten geprägt. Zum einen wollte Kolumbus unbedingt beweisen, dass er in Asien gelandet sei. Zum anderen durfte er seine Geldgeber nicht enttäuschen und war faktisch gezwungen, Gold und andere Schätze zu finden. Gerade die fieberhafte Suche nach Edelmetallen macht schon deutlich, dass die vielfach positive Darstellung Kolumbus` übertrieben ist.[12] Das Goldmotiv durchzieht Kolumbus` Reisen aber auch spätere Erkundungszüge wie ein roter Faden. Die gemachten Beschreibungen (geografischer Art) zeigen, dass primär wirtschaftliche Interessen im Vordergrund standen[13] – die Kartografie bzw. Landeskunde diente aus meiner Sicht nur als Mittel zum Zweck. Ziel war es, dass eventuelle Goldvorkommen schnell lokalisiert und schriftlich (in Form von Karten) festgehalten wurden, um sie wiederzufinden und ausplündern zu können.

Prägender für die Kartografie des 16. Jahrhunderts war jedoch vielmehr der Irrtum, an dem Kolumbus sein gesamtes Leben festhielt. Bis zu seinem Tod glaubte er, in Asien gelandet zu sein. Obwohl die Erkundung des karibischen Raumes sehr detailreich war[14], sind die kartografischen Darstellungen bis etwa 1530 noch in dem Glauben geschrieben, man befände sich in Asien und nicht auf einem neuen Kontinent. Besonders die Bezeichnungen des Kolumbus sind teilweise recht befremdlich. Oftmals wurde der Versuch unternommen, entdeckte Gebiete in den asiatischen Kontext zu bringen. Dreyer- Eimbcke vermerkt in seiner Darstellung ebenfalls den Drang, die Landmasse (falsch) zu interpretieren. So habe Kolumbus auf seiner dritten Reise den Fluss Orinoco als einen gewaltigen Strom beschrieben, welcher aus einer großen Höhe entsprungen sei, so dass es sich dabei nur um das Paradies als Ursprungs- ort handelte.[15] Bestätigung fand der Entdecker in mittelalterlichen Karten, diese sahen das Paradies im Osten Asiens. Kolumbus nutzte das vermeidliche Wissen, um seine Fehlinterpretation zu beweisen. Andere Irrtümer in der Bezeichnung, waren unter anderem Cipangu, Antilia/ Westindien, Yucatan und Kariba. Die Eroberer versuchten mit aller Macht zu beweisen, dass man sich in Asien befände. Die angegeben Beispiele Dreyer- Eimbckes haben zwar keinen Beleg durch schriftliche Quellen, jedoch beschreiben sie recht eindeutig die verzweifelte Suche der Eroberer nach sprachlichen Belegen und Bezeichnungen.[16] Im Schiffstagebuch Kolumbus` finden sich allerdings Hinweise auf Bezeichnungen, die Kolumbus selbst erfand oder von den Ureinwohnern übernahm. Zu großen Teilen haben sich diese asiatisch konnotierten Bezeichnungen in den Karten des 16. Jahrhunderts niedergeschlagen und sind eigentlich bis in die Gegenwart gültig. Im Schiffstagebuch[17] wird angeführt, wie die Ureinwohner ihre Insel (Civao)[18] bezeichnen. In diesen Ausdruck interpretierten die Eroberer wahrscheinlich den Namen Cipangu, mit dem sich die Hoffnungen auf ein (reiches) Asien verbanden, wie bei Dreyer- Eimbcke beschrieben, jedoch ohne Quellenbeleg.

Auch Pieper bemerkt in ihrer Abhandlung[19], dass Kolumbus seine These beweisen wollte, in Asien zu sein. Dementsprechend suchte er nach allen Hinweisen, welche auf bekannte asiatische Hochkulturen hinwiesen.[20] Die Folge dieser Fehlinterpretation war aus meiner Sicht bis in die 1530er Jahre in den Kartendarstellungen zu spüren. Immer wieder wurden asiatische Bezeichnungen auf amerikanischen Karten verwandt.[21] Trotz dieser Irrtümer revolutionierte Kolumbus die Kartendarstellung. Seine Reisen machten deutlich, dass die Anforderungen an eine Karte weit höher waren als die bisherigen Großdarstellungen und Repräsentationskarten. Die Karten verlangten Genauigkeit und eine Vielzahl von präzisen Navigationsangaben. Weiterhin mussten sie kleine bzw. regionale Räume und ihre Besonderheiten erfassen - die Gebrauchskarte war geboren. Somit gab Kolumbus nicht zuletzt Impulse, die Kartografie zu verbessern, sondern vor allem gebrauchsfähig zu machen.

Erst durch Balboas Entdeckung und Vespuccis Reisen kam die Gelehrtenwelt zu der Erkenntnis, die entdeckte Landmasse sei ein völlig eigenständiger Kontinent. Ich denke, man darf Kolumbus aber keinen Vorwurf in seinen (fehlerhaften) Bezeichnungen machen, denn kartografisch an sich machte er keine Fehler. Im Gegenteil, seine Darstellungen waren äußerst präzise. Nachfolgende Karten bauten sich nicht zuletzt auf seine guten Beobachtungen und wenigen Skizzen auf. Vielmehr versuchte Kolumbus, seine Entdeckungen mit bereits bekanntem Wissen in Einklang zu bringen. Dass dazu ebenso die Bibel und (doktrinäre) mittelalterliche Portulankarten mit ihren signifikanten Merkmalen herangezogen wurden, war aus meiner Sicht legitim. Dies zeigt, dass sich die Kartografen ebenso wie die Entdecker unsicher waren und mit der neuen Landmasse zunächst wenig anzufangen wussten. Daher wurden bereits bekannte Elemente und Darstellungen (Heiligenbilder, Seeungeheuer, Kopflose, Hundköpfige etc.), aber auch Kartuschen, Maßstäbe oder legendäre Städte genutzt, um das Unwissen zu verbergen und mit der Karte, ein nicht völlig unbekanntes Bild darzustellen. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass Kolumbus nicht ausschließlich versuchte, den Beweis, man sei in Asien gelandet, nur erbrachte, um seine Geldgeber im fernen Spanien nicht zu enttäuschen. Vielmehr zeigen seine vorherigen Berechnungen zum Erdumfang etc., dass er sich vor Beginn seiner Reise auf die westliche Entdeckung Asiens/Indiens festlegte. Trotz dieser Tatsache gehörte Kolumbus ebenso zu den eroberungsstrebenden Entdeckern wie de Soto, Orellana, Balboa oder Cortes- vielleicht etwas weniger grausam und goldgierig.

2.2 Balboa - Expedition und die Entdeckung des Pazifik

Im August des Jahres1513 brach Vasco Nùnez de Balboa mit etwa 190 Gefolgsmännern und 600 Ureinwohnern auf, um die ungefähr 80 Kilometer breite Landenge (heutiges Panama) zwischen Nord- und Südamerika zu durchqueren. Möglich wurde dies vor allem durch die Erkenntnis, dass es sich bei der neu entdeckten Landmasse um einen eigenständigen Kontinent handelte. Fahrten anderer Eroberer an der südamerikanischen Küste entlang untermauerten bereits jene Vorstellungen der Existenz eines neuen Kontinents zwischen Europa und Asien.

[...]


[1] Afrika war um 1600 noch weitgehend unerforscht, lediglich die Küstenstreifen und einige Kilometer des Hinterlandes waren bekannt. Zentralafrika dagegen sollte erst im 19. Jahrhundert völlig erschlossen werden.

[2] Zu den weniger bekannten Unternehmen des 16. Jahrhunderts zähle ich zum Beispiel die Durchquerung Südamerikas durch Orellana oder die Reise Hernado de Sotos durch den Südosten Nordamerikas.

[3] Blaeu, Joan: Atlas Mayor, Amsterdam 1662, in: Blaeu`s The Grand Atlas of The 17-th Century ed. von John Gross und übers. von Joachim Peters, London, Wien 1990, S. 173, 177 und 181.

[4] A. von Brandt, Werkzeug des Historikers, S. 23 und 24.

[5] G. Baer, Wo die Invasion begann: die Antillen, in: Die Neue Welt 1492-1992. Indianer zwischen Unterdrückung und Widerstand, S. 9. So enthält beispielsweise eine Karte (nach d`Anville 1731) aus dem frühen 18. Jahrhundert (spärliche) Mitteilungen über Grabbeigaben bzw. von göttlichen Abbildern der auf Hispaniola lebenden Ureinwohner. Es ist deutlich zu erkennen, dass auf die Erfassung von Städten überhaupt kein Wert gelegt worden ist.

[6] R. Kastrop, Die Bedeutung des Varenius innerhalb der Entwicklung des geographischen Denkens in Deutschland, in: Zur Entwicklung der Geographie vom Mittelalter bis zu Carl, S. 85-86.

[7] Ders., S.89.

[8] Ich beziehe mich an dieser Stelle auf eine Karte von Jean Baptiste Nolin (L` Amerique merìdionale...) von 1689, welche in Paris entstanden ist, in: Oswald Dreyer – Eimbcke, Auf den Spuren der Entdecker am südlichsten Ende der Welt, S.218.

[9] A. von Brandt: Werkzeug des Historikers, S. 23.

[10] Diese anfänglich ethnologische Darstellungsweise entwickelte sich in Europa bereits in der Zeit des Humanismus im 15. Jahrhundert.

[11] Vgl. Skizzen zu Küstenverläufen von Kolumbus aus dem Jahr 1492, in: A. Weise: Landkarten, Entdecker, Konquistadoren, S. 95

[12] Nicht so die Abhandlungen in der Fachliteratur, sondern vielmehr in populärwissenschaftlichen Darstellungen oder historischen Dokumentationen über die Entdeckung der Neuen Welt. Kolumbus wird vielfach als der verständnisvolle Entdecker mit rein wissenschaftlichen Absichten dargestellt. Das war er mit Sicherheit nicht.

[13] Vgl. dazu R. Pieper, Die Vermittlung einer Neuen Welt, S.91 und S. 94- 95. An dieser Stelle verweist sie auf einen Bericht von Raccolta ( Raccolta III, 1, S.195), der die Goldgier der Spanier bereits 1496 beschrieb.

[14] Ich verweise an dieser Stelle auf eine Skizze von Bartolomeo Colòn (1503-1506), in Dreyer - Eimbcke, Kolumbus, S. 212. Wesentliche Inseln der Karibik und die Peripherie des südamerikanischen Festlandes sind verzeichnet. Allerdings wird das Festland als noch „Asia“ bezeichnet.

[15] Dreyer- Eimbcke, S. 176.

[16] Ebenda, S. 165.

[17] Kolumbus, Schiffstagebuch, übers. von Roland Erb, S. 115.

[18] Kolumbus, Schiffstagebuch, S. 115.

[19] Pieper, Renate: Die Vermittlung einer Neuen Welt, Mainz 2000.

[20] Pieper, S. 63.

[21] An dieser Stelle sei noch einmal auf den Erdglobus von Johannes Schöner von 1520, S. 116-117 und die Äquatorialgürtelkarte von 1503-1506/1516-1522 (Bartolomeo Colòn), S. 212, in: Dreyer Eimbcke, Kolumbus, hingewiesen. Hier werden noch asiatische Elemente und Bezeichnungen verarbeitet, u. a. die klassische Insel Cipangu und die Bezeichnung Asia für Amerika.

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Das Bild der Neuen Welt im 16. und 17. Jahrhundert. Der Drang nach Reichtum und Macht im Kontext geografischer Erschließung
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Geschichte der Kartografie
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
33
Katalognummer
V39488
ISBN (eBook)
9783638382397
ISBN (Buch)
9783656468226
Dateigröße
541 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hauptseminararbeit stellt den Wandel der Kartografie am Beispiel der Neuen Welt dar. Die Darstellung wurde nach der Benotung an einigen Stellen verbessert (Anmerkungen usw.). weiterhin eignet sie sich nicht nur für den Bereich der kolonialen Expansion, sondern auch für den Bereich Historische Hilfswissenschaften.
Schlagworte
Bild, Neuen, Welt, Jahrhundert, Drang, Reichtum, Macht, Kontext, Erschließung, Geschichte, Kartografie, Koloniale Expansion, Wissen, Geografie 16. Jahrhundert, Lateinamerika
Arbeit zitieren
Thomas Mrotzek (Autor:in), 2005, Das Bild der Neuen Welt im 16. und 17. Jahrhundert. Der Drang nach Reichtum und Macht im Kontext geografischer Erschließung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39488

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