Der moderne handlungsorientierte Englischunterricht


Seminararbeit, 2004

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Was ist handlungsorientierter Unterricht? Definitionen und Ziele

2. Handlungsorientierter Englischunterricht
2.1. Komponenten des handlungsorientierten Unterrichts allgemein
2.2. Handlungsorientiertheit im Fremdsprachenunterricht - Lernziel Sprachkompetenz

3. Praktische Unterrichtsbeispiele
3.1. Gitterrätsel einmal anders
3.2. Odd man out
3.3. Triangel
3.4. Activity Holiday
3.5. Schüler machen mobil - Präsentation im Internet

4. Kritische Betrachtung

5. Literatur

1. Was ist handlungsorientierter Unterricht? Definitionen und Ziele

Handlungsorientierter Unterricht fand schon in den „Industrieschulen des 18. Jahrhunderts“ (GUDJONS, S. 21) statt. So bemühte sich auch der schweizerische Sozialpädagoge J. H. Pestalozzi, die Einigkeit von Kopf, Herz und Hand zu lehren: „Das Auge will sehen, das Ohr will hören, der Fuss will gehen, und die Hand will greifen“ (GASSER, S. 189). In moderner Literatur finden sich zahllose, zum Teil auch inflationär verwendete Definitionen zu dem Begriff „handlungsorientiert“. Daher soll hier nur eine Auswahl der mir am wichtigsten erscheinenden Erklärungsansätze gegeben werden.

Nach KÖCK ist nicht der Besitz von Wissen und Können ausschlaggebend, sondern „wie die Schüler ihr Wissen und Können erwerben und verwenden“ (KÖCK, S. 283). Dabei sind folgende Grundsätze unbedingt zu beachten, um handlungsorientierten Unterricht praxisgerecht umsetzen zu können (verändert nach KÖCK, S. 283-284):

Handlungsorientierter Unterricht

- ist Unterrichtskonzept (diverse Methoden, deren Einsatz situationsabhängig sinnvoll sein soll), nicht bloß Unterrichtsprinzip,
- begünstigt ganzheitliches Lernen in realen Handlungszusammenhängen,
- wirkt der Wirklichkeitsentfremdung entgegen,
- zielt auf sinnvolle, einsichtige und selbstverantwortete Handlungs-ergebnisse,
- ist zielorientierter Unterricht,
- nimmt Anleihen für die Unterrichtsstrategie von den Handlungstheorien (Ziel des Handelns, Bedingungen, unter denen sich das Handeln vollzieht, Bewertung der angestrebten Ziele),
- in sozialen Situationen versteht sich als Übungsfeld für die Schüler,
- ist am leichtesten in Situationen zu verwirklichen, die das Handeln zwingend erfordern (Experiment, Projekt, Spiel etc.),
- lehrt: durch Selbsttätigkeit zur Selbständigkeit,
- erfordert die Freiheit der Planung und Mitgestaltung des Unterrichts durch die Schüler.

Einige Elemente aus dieser Aufstellung bedürfen weiterer Erklärung. Kerngedanke ist, dass Schüler nicht länger passive Wissensempfänger sind, sondern zum aktiven Agens werden. Ohne den in Kapitel 4 besprochenen Problemen vorweg greifen zu wollen, muss hier der Gedanke von der „Selbsttätigkeit zur Selbständigkeit“ aufgegriffen werden. Sind die meisten Schüler es bisher „gewohnt“, Frontalunterricht über sich ergehen zu lassen („75 bis 90 % des alltäglichen Unterrichts werden als Frontalunterricht erteilt.“ JANK/MEYER, S. 338), werden sie jetzt gefordert, durch eigentätiges Handeln ihre Mündigkeit zu erreichen. Selbständigkeit kann nicht durch Auswendiglernen von Techniken und Methoden erworben werden, sondern muss erlernt werden. Der Lernprozess muss also eingebunden werden in einen der Lebenssituation angepassten Unterrichtsstil. Wenn ich als Lehrer will, dass der Schüler situationsbezogen Englisch sprechen kann, muss ich ihm der Wirklichkeit entliehene Szenarien bieten. Auf die Frage „What was your weekend like?“ wird der Schüler kaum mit echten Erlebnissen aufwarten, sondern „ganz brav“ mit fiktiven Äußerungen wie „I did...and then...and then...“ den Wunsch des Lehrers nach einer Grammatik-Wiederholung erfüllen. Um aber der Idee der Handlungsorientierung nachzukommen, muss die Englischstunde nicht gleich in eine „Plapper-Stunde“ ausarten: ist das Konzept zwar relativ frei und flexibel, muss ein Ziel dennoch sowohl für den Lehrer als auch für den Schüler klar erkennbar bleiben. Nur eben das „Worüber“ sollte in sinnvolle, reale Situationen eingebunden werden:

Das Kriterium für „echte“, nicht didaktisch gesteuerte Kommunikation ist die Absicht der Beteiligten, sich über bestimmte Inhalte zu verständigen und bestimmte Wirkungen zu erzielen.

BACH/TIMM, S. 2f.

Als einfaches Beispiel für eine echte, nicht gesteuerte Frage ist die „Lehrerfrage Where is the duster “ (BACH/TIMM, S. 3). Dabei muss der Lappen natürlich wirklich vom Lehrer gesucht werden. Liegt er direkt vor ihm, ist es nur der Versuch, die Schüler zur Kommunikation in der Fremdsprache zu bewegen.

Bei JANK/MEYER (Definition 9.1, S. 354) findet sich weiter folgende Definition:

Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer/der Lehrerin und den SchülerInnen vereinbarten Handlungsprodukte die Gestaltung des Unterrichtsprozesses leiten, so daß Kopf- und Handarbeit der SchülerInnen in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht werden können.

Die zentralen Aspekte liegen auch in dieser Definition in der Reduzierung der Kopflastigkeit des Unterrichts zugunsten der Ganzheitlichkeit sowie in der Möglichkeit der Mitgestaltung am Unterricht. Die Handlungsprodukte, wie bereits erwähnt, werden gemeinsam ausgesucht und gestaltet.

In der Enzyklopädie Erziehungswissenschaft (Band 3, S. 600) wird handlungsorientierter Unterricht wie folgt definiert:

Mit dem Begriff 'handlungsorientierter Unterricht' wird ein Unterrichtskonzept bezeichnet, das den Schülern einen handelnden Umgang mit den Lerngegenständen und -inhalten des Unterrichts ermöglichen soll. Die materiellen Tätigkeiten der Schüler bilden dabei den Ausgangspunkt des Lernprozesses.

Wichtige Schwerpunkte in dieser Definition sind:

- Handlungsorientierter Unterricht ist Unterrichtskonzept, nicht bloß Prinzip
- Der Schüler begegnet Lerngegenständen durch Handeln. Der Lernprozess ist somit nicht eine passive Beschäftigungstherapie, sondern erfordert aktives Zutun durch den Schüler
- Materielle Tätigkeiten (=Handeln) sind Ausgangspunkt des Lernprozesses.

Zusammenfassend lässt sich folgendes festhalten: Schüler sollen lernen, durch eigenständiges Handeln Ziele zu erreichen, die es ihnen ermöglichen, sich sicher in der realen Welt zu bewegen. Schüler sollen unter Anleitung in der Schule den Lernstoff so vermittelt bekommen bzw. sich selbst aneignen, dass eine Anwendung des Produkts (Sprachfertigkeit, schriftliche Korrespondenz) im außerschulischen Leben vollzogen wird. Um ferner gute Leistungen zu erzielen, muss die bisherige Kopflastigkeit des Unterrichts handlungsorientierten Praktiken weichen, Kopf, Herz und Hand als gleichermaßen wichtig betrachtet werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der moderne handlungsorientierte Englischunterricht
Hochschule
Universität Regensburg
Veranstaltung
Methodische Ansätze der Fremdsprachendidaktik
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V39418
ISBN (eBook)
9783638381888
ISBN (Buch)
9783656058106
Dateigröße
1268 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Englischunterricht, Methodische, Ansätze, Fremdsprachendidaktik
Arbeit zitieren
Tobias Hermann (Autor:in), 2004, Der moderne handlungsorientierte Englischunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39418

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