IFRS für kleinere und mittlere Unternehmen- Pro und Contra


Seminararbeit, 2004

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungs-, Abbildungs-, Tabellenverzeichnis.

1. Vormarsch der internationalen Rechnungslegung
1.1. International Financial Reporting Standards (IFRS)
1.2. Der deutsche Mittelstand

2 IFRS - Chance oder Risiko?
2.1. Vorteile durch IAS/IFRS
2.1.1. Informationswert
2.1.2. Verbesserte Kommunikation mit Ausland
2.1.3. Angleichung internes und externes Rechnungswesen
2.1.4. Rating und Basel II
2.2 Nachteile durch IFRS
2.2.1. Kosten
2.2.2. Verlust HGB- Prinzipien und Bilanzierungsfehler
2.2.3. Doppelte Rechnungslegung
2.2.4. Verlust der Bilanzpolitik

3. Zusammenfassung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Vorteile der Anwendung der IAS/IFRS im Mittelstand

Abb. 2 Bilanz nach HBG

Abb. 3 Bilanz nach IFRS

Abb. 4 Nachteile durch die Anwendung der IAS/IFRS im Mittelstand

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Bewertung wichtiger Bilanzpositionen

Tab. 2 KMU- Definition der EU

1. Vormarsch der internationalen Rechnungslegung

Die Internationalisierung und Verflechtung der Märkte wird ein immer größeres Thema für Unternehmen. Nahezu kein Unternehmer kann es sich mehr erlauben, sich nur auf den deutschen Markt zu konzentrieren. Das Ausland wird zunehmend wichtiger , um neue Lieferanten und Kunden zu gewinnen, ebenso um alternative Finanzierungsformen wie z.B. Private Equity und Asset Back Securities in Anspruch nehmen zu können.

Wie sich diese Internationalisierung und Globalisierung in Deutschland schon bemerkbar gemacht hat, sieht man an den seit 1998 verabschiedeten Gesetzen. Hierzu gehören das Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz KapAEG, das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich KonTraG, das Kapitalgesellschaften & Co. Richtliniengesetz KapCoRiLiG und das Transparenz- und Publizitätsgesetz TransPuG. Durch diese Gesetze wurden die Türen zum internationalen Markt erst richtig geöffnet.[1] Um den Trend der Internationalisierung weiter voran zu treiben, benötigt man eine einheitliche internationale Rechnungslegung mit international geltenden Standards, wie z.B. den existierenden IFRS, die ab 2005 für die Konzernabschlüsse der börsennotierten EU- Unternehmen verpflichtend sind.

Für den Mittelstand ist allerdings noch keine Verpflichtung vorgesehen. Es ist lediglich ein Wahlrecht eingeräumt worden. Nun müssen sich die Mitgliedsstaaten der EU Gedanken machen, ob sie das Wahlrecht in nationales Recht umsetzen.[2]

1.1. International Financial Reporting Standards (IFRS)

Die IFRS werden durch das International Accounting Standards Board, kurz IASB genannt, aufgestellt. Diese Organisation ist ein Nachfolger von dem International Accounting Standards Committee, kurz IASC, das 1973 in London von Berufsverbänden gegründet wurde.[3] Diese Vereinigung formulierte Standards zur gemeinsamen Rechnungslegung. Sie wurden kurz IAS genannt. Lange Zeit wurde dem IASC keine große Bedeutung geschenkt.

Nachdem aber die Europäische Union sich 2000 entschied, an den internationalen Rechnungslegungsvorschriften mitzuwirken und die Standards immer bedeutsamer wurden, folgte die Umstrukturierung und Umbenennung am 1.April 2001 in IASB.[4] Die nun erstellten Standards wurden IFRS genannt. Die alten IAS behielten aber weiterhin ihre Gültigkeit.

Die Bedeutsamkeit dieser Mitarbeit sieht man nun auch an der EU- Verordnung 1606/2002 vom 19. Juli 2002, wonach die IFRS ab dem 01.01.2005 von börsennotierten Konzernen verpflichtend anzuwenden sind.[5] „[Für] Unternehmen mit börsennotierten Fremdkapitalpapieren wird eine Übergangsfrist bis 2007 eingeräumt [und] nicht börsennotierte Unternehmen haben ab 2005 ein Wahlrecht, ihren Konzernabschluss ebenfalls nach IAS/IFRS zu erstellen.“[6]

Die nachfolgende Tabelle soll beispielhaft die Unterschiede zwischen HGB und IAS/IFRS darstellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Bewertung wichtiger Bilanzpositionen[7]

Die Tabelle stellt nur einen kleinen Auszug aus den Unterschieden dar. Aber schon aus diesem kleinen Auszug kann man erkennen, dass es zu erheblichen Bilanzierungsunterschieden kommen kann.

Die Unterschiede wurden in einer Feldstudie im Jahr 2002 durch den deutschen Standardisierungsrat ermittelt und ergaben u.a. eine Eigenkapitalzunahme von durchschnittlich 34%.[8]

Ebenso steht eine ganz andere Interessengruppe im Mittelpunkt. Steht bei der HGB- Bilanzierung der Gläubigerschutz im Vordergrund, so ist dies bei IFRS- Bilanzierung vor allem der Shareholder- Value- Gedanke, der den Wert für den Aktionär maximieren soll.[9]

1.2. Der deutsche Mittelstand

Es stellt sich aber nun die Frage, ob es sinnvoll ist, als Unternehmer im Mittelstand sein Wahlrecht ab 2005 auszunutzen und nach IFRS zu bilanzieren. Zunächst sollen die Rolle und die Definition der Klein- und Mittelunternehmen beleuchtet werden. „Der Mittelstand bildet den Kernbereich der europäischen wie auch der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft. Mehr als 99% aller Unternehmen ... sind kleine und mittlere Unternehmen ... bieten 66% aller Arbeitsplätze,[und] erwirtschaften 55% der gesamten Wertschöpfung ...“.[10]

Die EU definiert ab 01.01.2005 die KMU wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: KMU- Definition der EU[11]

Auch die Unternehmen des Mittelstandes geraten momentan durch Banken und Rating-Agenturen immer mehr unter Druck. Diese fordern bzw. begrüßen einen internationalen Abschluss, um entweder Kapital ohne große Zuschläge zur Verfügung zu stellen bzw. ein gutes Rating, das nach dem Basel II- Abkommen verlangt wird, abgeben zu können.

2 IFRS - Chance oder Risiko?

Es gibt bei Änderungen natürlich meist immer Vorteile, oft aber auch Nachteile. Es sollen in den weiteren Ausführungen die wesentlichen positiven und negativen Auswirkungen einer Umstellung auf die internationale Rechnungslegung, vor allem aus der Sicht des Mittelstandes, beleuchtet werden.

2.1. Vorteile durch IAS/IFRS

Nach einer Unternehmensbefragung vom Herbst 2002 von dem IHK- Verbund Mittelhessen und dem Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Gießen-Friedberg ergaben sich folgende Stimmen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Anlehnung an: Mandler U., IAS/IFRS für mittelständische Unternehmen

Abb. 1 Vorteile der Anwendung der IAS/IFRS im Mittelstand[12]

2.1.1. Informationswert

Es werden immer wieder Artikel verfasst in denen es heißt, IFRS- Abschlüsse spiegeln ein realistischeres Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wieder als der HGB- Abschluss.[13] Dies ist für deutsche Unternehmen von zunehmender Bedeutung, da die deutsche Rechnungslegung inzwischen einen zweifelhaften Ruf hat. Dies liegt an den „... zahlreichen Bewertungswahlrechten, unzureichende Offenlegung im Anhang, nur wenig detaillierten Regelungen im Einzelfall (Ermessungsspielräume) und fehlende Aufsichtsmechanismen ...“.[14] Diese vielen Möglichkeiten beinhaltet die HGB- Bilanzierung, die nach dem Vorsichtsprinzip vorgeht. Es soll vorsichtig bilanziert werden, um die Unternehmenssubstanz zu erhalten. Dies soll durch Bildung von stillen Reserven, auf die die kreditfinanzierte Unternehmen angewiesen sind[15], bewerkstelligt werden, denn „eine Krise wird dann oftmals erst erkannt, wenn keine stillen Reserven mehr da sind.“[16] Genau diese Reserven bilden aber die Haftungsmasse für die Gläubiger im Insolvenzfall.[17] „Das bislang alles überlagernde Vorsichtsprinzip hat [aber] durch spektakuläre Fälle wie Holzmann, Flowtex oder Balsam-Procedo einen wesentlichen Teil seines Glanzes eingebüßt.“[18]

Nach den internationalen Standards soll aber eine „Fair Presentation“ und ein „true and fair view“, also eine angemessene Darstellung und Einblick, ermöglicht werden.[19] Es steht also der Anlegerschutz im Vordergrund, der eine möglich rasche und hohe Ausschüttung fordert.

Beide Ansätze haben aber die gleiche Schwachstelle, nämlich dass sie vergangenheitsbezogene Vorgänge darstellen und man weder mit HGB- Abschlüssen noch mit IFRS Abschlüssen die Zukunft vorhersagen kann.

2.1.2. Verbesserte Kommunikation mit Ausland

IFRS- Abschlüsse sind besser vergleichbar mit ausländischen Unternehmen, da ja die gleichen Bewertungsvorschriften angewandt wurden. Bisher war bzw. ist es noch möglich, dass ein ausländisches Unternehmen in seinem Heimatland miserabel da steht, aber das gleiche Unternehmen, wäre es ein deutsches, nach der HGB-Bilanzierung solide wirken würde.

Diese Internationalisierung wird auf den zusammenwachsenden und immer weiter offeneren Märkten wichtiger, da die Beschaffung von Rohstoffen und Arbeitsplätzen bzw. das Outsourcing eine immer größere Rolle spielt. Lieferanten wollen wissen wie es um die Zahlungsfähigkeit ihrer Abnehmer aussieht. Davon kann z.B. die Einräumung eines Lieferantenkredits abhängen.

Durch die Anwendung von IFRS erhält der Mittelstand ebenfalls die Möglichkeit „ ... den internationalen Kapitalmarkt, internationale Fonds und internationale Anleihen stärker in Anspruch zu nehmen“[20] und dies sogar zu günstigeren Konditionen, da „internationale Investoren bestrebt sind, vermeintliche Informationsdefizite durch einen Risikozuschlag zu kompensieren.[21] Die Aufnahme von Fremdkapital spielt für den Mittelstand eine immer wichtigere Rolle, da aufgrund von immer kürzeren Produktlebenszyklen ständig neue Produkte entwickelt werden müssen und dieser steigende Posten für Entwicklung und Forschung gedeckt werden muss.[22]

Ebenso spielt die internationale Ausrichtung eine große Rolle bei Akquisition von internationalen Grossaufträgen, da hier die Auftragsgeber die Vorlage von internationalen Jahresabschlüssen der letzten Jahre verlangen.[23]

Auch zur eigenen Risikoabsicherung mit ausländischen Geschäftspartnern sollte sich der Unternehmer mit der internationalen Rechnungslegung vertraut machen.

[...]


[1] vgl. Dr. Röver & Partner KG (o.A.), S. 4

[2] vgl. Carstensen B.; Leibfried P. (2004), S. 864

[3] vgl. Meyer C. (2003) S. 306

[4] vgl. http://www.ifrs-portal.com/Grundlagen/Was_sind_IFRS_01.html, Stand 17.10.2004

[5] vgl. Verordnung Nr. 1606/2002 des Europäischen Parlaments

[6] vgl. Leibfried P.; Weber I. (2004) S. 50

[7] vgl. Meyer C. (2003) S. 325

[8] vgl. http://www.ifrs-portal.com/Grundlagen/Was_sind_IFRS_01.html, Stand 17.10.2004

[9] vgl. Leibfried P. (2002), o. S.

[10] vgl. Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (2003), o. S.

[11] vgl. http://europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/sme_definition/index_de.htm, Stand 05.12.2004

[12] vgl. Mandler U. (2003), o. S.

[13] vgl. Dr. Röver & Partner KG (o.A.), S. 3

[14] vgl. Carstensen B.; Leibfried P. (2004), S. 865

[15] vgl. Mandler U. (2003), o. S.

[16] vgl. Leibfried P. (2002), o. S.

[17] vgl. Buchholz R., (2003), S. 28

[18] vgl. Carstensen B.; Leibfried P. (2004) S. 865

[19] vgl. Buchholz R., (2003), S. 35

[20] vgl. http://www.pwc.com/extweb/indissue.nsf/docid/7D99D188FCD211C85256C28002D91DA, Stand 05.12.2004

[21] vgl. Hüsken C. (o. A.), S. 22

[22] vgl. Hüsken C. (o. A.), S. 22

[23] vgl . http://www.pwc.com/extweb/indissue.nsf/docid/7D99D188FCD211C85256C28002D91DA, Stand 05.12.2004

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
IFRS für kleinere und mittlere Unternehmen- Pro und Contra
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V39343
ISBN (eBook)
9783638381369
ISBN (Buch)
9783638955027
Dateigröße
617 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
IFRS, Unternehmen-, Contra
Arbeit zitieren
Norbert Schiller (Autor:in), 2004, IFRS für kleinere und mittlere Unternehmen- Pro und Contra, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39343

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