Die Religionskritik der frühchristlichen Apologeten

Argumente Tertullians gegen die griechisch-römische Religion


Seminararbeit, 2003

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

I. Was ist Apologetik?
1. Was ist eine Apologie?
2. Wer waren die Apologeten?
3. In welchem historischen Kontext bewegten sich die Apologeten?

II. Kritik der Apologeten an der griechisch-römischen Kultur
1. Götter aus irdischem Material
2. Huldigung der Götter
a. Götterwelt
3. Kannibalismus, Inzest und Kindesmord
4. Die logische Widerlegung des Polytheismus
5. Der Altersbeweis

III. Fazit

IV. Literaturverzeichnis

I. Was ist Apologetik?

In dieser Hausarbeit möchte ich die Hauptargumentationsstränge der frühchristlichen Apologeten verfolgen, die im Hinblick auf die Verteidigung des Christentums eine vielfältige Religionskritik entwickelten. Besonderes Augenmerk lege ich dabei auf den Apologeten Tertullian, der sich (im Gegensatz zu anderen, die sich hauptsächlich eher auf die positive Darlegung des Christentums beschränken) sehr auf die aktive Kritik an der griechisch-römischen Religion und Gesellschaft verlegt hat.

1. Was ist eine Apologie?

Der Begriff der Apologie ist zum ersten Mal in den Schriften des Rhetoriklehrers Antiphon von Rhamnus (480 – 411 v.Chr.) belegt, welcher Gerichtsreden für Angeklagte verfasste.[1] Die apologetischen Schriften der frühchristlichen Apologeten sollten die Gläubigen jedoch nicht im gerichtlichen Sinne verteidigen (lange Plädoyers waren in den Prozessen im Rahmen der Christenverfolgung verboten). Die christlichen Apologien sollten vermutlich als Ausgleich dafür dienen und wurden – betitelt meist als Brief, Eingabe etc. – an den Kaiser gesandt und im Kreis der Gemeinde verbreitet. Nach dem Vorbild der Apologie des Sokrates enthielten diese Schriften nicht nur eine Entkräftung der Vorwürfe, sondern nutzten die Gelegenheit, den christlichen Glauben gleichzeitig als plausibel und erstrebenswert darzulegen.

„Ich will dabei nicht nur die Vorwürfe widerlegen, die gegen uns erhoben werden, sondern sie zugleich auf eben diejenigen, die sie erheben, zurückschleudern, damit auch hieraus die Menschen erkennen, dass sich bei den Christen nicht findet, was sich bei ihnen, ohne dass sie es kennen, findet, und damit sie sich zugleich schämen, dass sie, ich sagen nicht: als die Gemeinsten die Edelsten, aber doch schon, wenn sie es so wollen, ihresgleichen anklagen.“[2]

In späterer Zeit (4. und 5. Jahrhundert n.Chr.) wandelte sich der Begriff der Apologie in der christlichen Gesellschaft als Bezeichnung für die literarischen Auseinandersetzungen um Kontroversen um einzelne Theologen.[3]

2. Wer waren die Apologeten?

Von den Apologeten als einer Gruppe von Autoren spricht man erst seit der frühen Neuzeit, als man den Begriff für eine Gruppe früher griechisch-christlicher Verfasser verwendete (namentlich zunächst für Quadratus, Aristides, Justin, Tatian, Miltiades, Appolinaris von Hierapolis, Athenagoras, Theophilus, Melito von Sardes, Hermias und den Verfasser des Diognet-Briefes).

Die Blütezeit der christlichen Apologetik setzte in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts ein, als sich das Christentum zunehmend ausbreitete und die öffentliche Meinung zu beunruhigen begann. Als Apologeten bezeichnet man heute neben den oben genannten Schriftstellern, die ihre Apologien im zweiten Jahrhundert n.Chr. niederschrieben, die Autoren Clemens von Alexandria, Pseudo-Justin[4], Hermias, Tertullian, Minucius Felix, Cyprian, Commodian und Origines, die im dritten Jahrhundert ihre Tätigkeit aufnahmen und sich hauptsächlich der lateinischen Sprache bedienten.

In der überwiegenden Mehrheit waren die Apologeten Würdenträger der neuen Religion (Appolinaris, Athenagoras und Melito beispielsweise waren mit Sicherheit Bischöfe, auch bei anderen liegt die Vermutung nahe). In der Regel waren die Schriftsteller im griechisch-römischen Götterglauben aufgewachsen und hatten persönliche Bekehrungserlebnisse hinter sich.

3. In welchem historischen Kontext bewegten sich die Apologeten?

In der Zeit um die zweite Jahrhundertwende herum hatte das Christentum so sehr an Bedeutung zugenommen, dass es von der Gesellschaft nur noch schwer ignoriert werden konnte. Die neue Glaubensrichtung war nicht mehr nur eine Variation der (weitgehend tolerierten) jüdischen Religion, sondern begann nun ein eigenes Profil herauszubilden.

Generell sahen sich die Christen in der Anfangsphase immer wieder zahlreichen Vorwürfen und Verfolgungen ausgesetzt, die mitunter bis zum Märtyrertod führten. Da die Christen sich weigerten, den römischen Göttern zu opfern und die Kaiser anzubeten, erregten sie das Misstrauen der Gesellschaft und wurden häufig für Unwetter, Krankheiten und andere Katastrophen verantwortlich gemacht.

Von den christlichen Ritualen hatten die Griechen und Römer zum Teil sehr genaue Vorstellungen. So wurde den Christen nachgesagt, dass sie Eselköpfe am Kreuz anbeteten, unschuldige Kinder opferten, deren Blut auffingen um es mit Brot zu essen und anschließend ausgiebige Orgien feierten, wobei es regelmäßig zum Inzest käme. (siehe Punkt II. 3.)

Unter diesen Voraussetzungen griffen die Apologeten die alte Technik der Apologie wieder auf, die zuvor schon von griechisch-römischen Philosophen und auch jüdischen Schreibern praktiziert worden war.

In der Wende vom zweiten zum dritten Jahrhundert n.Chr. bildete sich eine formenreiche apologetische Literatur heraus, die sich um die geistliche Auseinandersetzung mit dem Heidentum bemühte. Oft richteten sich die Schriften nicht mehr an den Kaiser – offenbar glaubte man kaum mehr, auf diese Weise etwas bewirken zu können –, sondern eher an einzelne Amtsträger, Privatpersonen oder generell die griechisch-römische Gesellschaft.

[...]


[1] vgl. Michael Fiedrowicz: Apologie im frühen Christentum. Die Kontroverse um den christlichen Wahrheitsanspruch in den ersten Jahrhunderten. 2., korrigierte und erweiterte Auflage, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001. S. 18

[2] Tertullian: Carl Becker (Hrsg.): Tertullian. Apologeticum. Verteidigung des Christentums. Lateinisch und Deutsch. Erste Auflage. München 1952. S. 71

[3] vgl. Fidrowicz S. 21

[4] Die Werke dieses Autoren wurden zunächst fälschlicherweise Justin zugeschrieben. Sein tatsächlicher Name ist unbekannt.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Religionskritik der frühchristlichen Apologeten
Untertitel
Argumente Tertullians gegen die griechisch-römische Religion
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Seminar für Religionswissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar: Religionskritik I
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
15
Katalognummer
V39300
ISBN (eBook)
9783638381079
ISBN (Buch)
9783638843119
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Religionskritik, Apologeten, Proseminar, Religionskritik
Arbeit zitieren
Lena Marie Hahn (Autor:in), 2003, Die Religionskritik der frühchristlichen Apologeten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39300

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