Kunst in Unternehmen - Mit dem Rücken zur Kunst


Presentation (Elaboration), 2002

13 Pages, Grade: sehr gut


Excerpt


Inhalt

Einleitung und Fragestellung

Machtgesten
Kunst als Statussymbol und Einschüchterungsfaktor

Markenkunst
Kunst als Marke und Marken als Kunst

Kunstkommunikation
Kunst als Mittel der internen Kommunikation

Fazit

Verwendete Literatur

Einleitung und Fragestellung

Wolfgang Ullrich sucht in seinem Buch „Mit dem Rücken zur Kunst“ Antworten auf die Frage: Warum präsentieren sich Manager und Politiker verstärkt in Verbindung mit vor allem moderner Kunst?[1]

Er konzentriert sich dabei sehr stark auf die Außenrepräsentation und Außenwahrnehmung der Firmen und ihrer Führungspersönlichkeiten. Ich möchte die Fragestellung durch die Überlegung: Was bewirkt Kunst im Unternehmen? erweitern.

Wie korrespondieren interne Kommunikation und öffentliches Bild, wie wirkt sich Kunst im Unternehmen auf die Unternehmenskultur aus und wie kann darüber wiederum eine Wirkung nach Außen erzielt werden?

Damit konzentriere ich mich auf die Punkte Einschüchterung, Motivation und Machtgesten und Marke Kunst, Marke Künstler meines Referats, erweitere diese aber durch Bezugnahme auf den Kongress „Karrieren zwischen Kunst und Kultur, Kommunikation und Wirtschaft“ der am 13.2.2002 im Mediapark Köln stattfand.[2]

Es werden also drei Probleme behandelt:

erstens: Kunst als Machtgeste / Statussymbol,

zweitens: Kunst als Marke und Marken als Kunst,

drittens: Kunst als Mittel der internen Kommunikation.

Die Vielfalt dieser Themen erzwingt, dass einige Punkte nur kurz behandelt werden können, da andernfalls der allgemeine Charakter der Arbeit, die einen kompakten Überblick und einige kurze Einblicke zu geben versucht, verloren ginge.Machtgesten

Kunst als Statussymbol und Einschüchterungsfaktor

Kunst ist ein Statussymbol geworden, ein Symbol das die erhabene Stellung des Eigners unterstreichen soll, und tritt damit in die Nachfolge traditioneller Statussymbole.[3] Doch was zeichnet ein Statussymbol aus? Welche Eigenschaften besitzt es, dass es sein Charisma auf den Eigentümer übertragen kann oder zumindest dessen Nimbus zu unterstreichen vermag? Wer sich mit zeitgenössischer Kunst umgibt und in Szene setzt, [...] darf [...] ebenfalls als Vertreter einer heldenhaft-tapferen Avantgarde erscheinen.[4]

Herausragende Merkmale sind die assoziative Verknüpfung des Symbols mit der herrschenden Schicht, seine geringe Verfügbarkeit und der daraus hervorgehende hohe materielle und ideelle Wert.

All diese Erkennungszeichen sind stark Kontext abhängig, daher konnte sich das Telefon[5] ebenso wenig seinen Rang als Statussymbol erhalten wie Reichsapfel und Szepter. Das Telefon ist zum Massenartikel geworden, einzig das Mobiltelefon aus Gold mit Diamantbesatz hat in arabischen Ländern noch eine Statusfunktion, Reichsapfel und Szepter sind hingegen mit monarchischer Herrschaft verbunden, in einer modernen Gesellschaft haben sie nur noch historischen Wert.[6]

Kunstwerke haben zu allen Zeiten Seltenheitswert, sind stets teuer und je nach Stilrichtung eng mit den Idealen der Herrschaft und den Insignien der Macht verbunden. Ältere Werke zeugen von Traditionsbewusstsein und einem Erbe der Macht, moderne oder zeitgenössische Kunst signalisiert Fortschrittsgeist und intellektuelle Überlegenheit.[7] Letzteres ist in einer Zeit, in der die Regierenden Manager und die Manager politisch vorrausehend sein müssen zur entscheidenden Eigenschaft geworden. Der hohe Wert der (scheinbaren) geistigen Überlegenheit liegt in ihrer Unerreichbarkeit, ein Aufsteiger kann Macht und Geld sammeln, dieses symbolische Kapital, aber nur schwer erlangen. Anstatt der abgebildeten Person direkt seine Reverenz erweisen zu müssen, unterwirft sich der Betrachter dem Kunstwerk, das damit einmal mehr als Stellvertreter fungiert.[8]

Das Statussymbol moderne Kunst unterstreicht also die Herrschaftsstellung nicht nur, sondern belegt und rechtfertigt sie als angemessene Position einer Person mit besonderem denkerischem Potential.

Deutlich wird dies am Gerhard-Schröder-Porträt von 1998[9]: Der damalige Kanzlerkandidat steht vor einem rot-schwarzen Gemälde von Lienhard von Monkiewitsch, eine Zigarre in der Hand, ein kleines Bücherregal im Hintergrund unter dem Bild. Schröders kämpferischer Blick wird durch die Farbdynamik noch unterstrichen, passend das Rot im Bild im Kontrast zum Schwarz, Analogie zur politischen Farbsprache?

Doch wem gegenüber wirkt das Kunstwerk im Rücken der Manager?

Die Werke wirken auf die Manager selbst, ebenso wie auf die Mitarbeiter, sie sind nicht simple „Motivationsbilder“ wie sie Unternehmen noch bis in die 60er Jahre einsetzten.[10]... [Das Werk] trägt somit auch dazu bei, sich der eigenen Macht zu vergewissern und sie zu behaupten.[11] Die Bilder sind Ausdruck und (Bestand)-Teil eines neuen Bewusstseins, des Bewusstseins, dass Kultur und damit Kunst ein essentielles Element der Gesellschaft ist. Gerade im globalisierten Kapitalismus kann nur noch die Kultur den Unterschied zwischen den durchrationalisierten Betrieben oder den immergleichen angepasst-mittigen Politikern schaffen, der ihnen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringt.[12]

Kunst in Unternehmen wird von allen, die das Unternehmen ausmachen, betrachtet und schafft - wenn es sich um wirkliche Kunst handelt - eine Auseinandersetzung, die eine Unternehmenskultur zu prägen vermag.

Der Unterschied zwischen Sony und Grundig war kein technischer, aber nur Sony besaß die Kultur, die ein Produkt wie den Walkman produzieren und verkaufen konnte.[13]

Lässt sich ein Manager mit einem Kunstwerk ablichten, so muss dieses die Kultur seines Unternehmens auf ihn zurückspiegeln, geschieht dies nicht, so ist die Kunst nur eitles Beiwerk, Statussymbol der Person. Erfolgreich eingebundene Kunst aber muss ein Symbol für den Status des Unternehmens sein.

Gerhard Schröder steht für eine bestimmte Generation in der SPD, nicht nur seine persönlichen Vorzüge und Vorlieben unterstreicht das Werk im Hintergrund, sondern es zeigt, dass dieser Kandidat[14] Stellvertreter der sogenannten Toscana-Fraktion ist, die sich als Manager zwischen Montblanc und Bioladen begreift, die liberale Wirtschaftspolitik und Gewerkschaftspolitik in Einklang zu bringen sucht.

[...]


[1] Ullrich, Wolfgang (2000): Mit dem Rücken zur Kunst. Die neuen Statussymbole der Macht. Berlin: Wagenbach

[2] Die schriftliche Dokumentation zum Kongress ist noch nicht erhältlich, ich stütze mich auf meine Notizen, als Teilnehmer, das Programm der Veranstaltung ist den Literaturangaben angefügt. Verweise auf den Kongress kennzeichne ich durch den Namen des Referenten / der Referentin in einer Fußnote.

[3] Vgl. W. Ullrich, S. 12

[4] W. Ullrich, S. 19

[5] W. Ullrich, Abb. 11 und 12 S. 55

[6] Vgl. W. Ullrich, S.58f

[7] Vgl. W. Ullrich, S.36f.

[8] W. Ullrich, S. 48

[9] W. Ullrich, Abb. I

[10] Vgl. W. Ullrich, S. 66

[11] W. Ullrich, S. 40

[12] Andreas Grosz

[13] Andreas Grosz

[14] Das Bild erschien 1998 im Spiegel

Excerpt out of 13 pages

Details

Title
Kunst in Unternehmen - Mit dem Rücken zur Kunst
College
University of Lüneburg
Course
Einführung in die Kunstsoziologie
Grade
sehr gut
Author
Year
2002
Pages
13
Catalog Number
V39228
ISBN (eBook)
9783638380591
ISBN (Book)
9783638933490
File size
542 KB
Language
German
Notes
Kunst in Unternehmen
Keywords
Kunst, Unternehmen, Rücken, Kunst, Einführung, Kunstsoziologie
Quote paper
Jens-Florian Groß (Author), 2002, Kunst in Unternehmen - Mit dem Rücken zur Kunst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39228

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Title: Kunst in Unternehmen - Mit dem Rücken zur Kunst



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