Die Internationalisierung eines Verlages am Besipiel des Prestel Verlages


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

20 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Verlagsgeschichte

3. Internationalisierung des Prestel-Verlages
3.1. Ausgangssituation und Kooperationsstrategien
3.2. Diversifikation
3.2.1. Das Buchprogramm
3.2.2. Das Internet
3.3. Ausbreitung des Vertriebssystems

4. Entwicklungstendenzen und Risiken

5. Zusammenfassung

6. Bibliografie

1. Einleitung

Verlagsunternehmen in der heutigen Zeit sehen sich verstaerkt mit einem Internationalisierungsprozess konfrontiert, auf den sie auf unterschiedlich Weise reagieren. Aufrgund der oekonomischen Situation ist eine Ausweitung eines Verlages auf eine breitere internationale Ebene fast unumgaenglich, wenn es sich um ein einflussreiches Unternehmen handelt.

Das Kunstbuchverlagswesen ist ein traditionelles, auf eine lange Gruendungsgeschichte zurueckblickendes Segment innerhalb des Verlagsmarktes. Obwohl dessen Anteil und Einfluss im Vergleich zu grossen Verlagsunternehmen mit einem breiten Veroeffentlichungsspektrum als relativ gering einzuschaetzen ist, kann es jedoch durchaus auf die Tendenz der Internationaliserung genauso so ueberzeugend reagieren. Anhand des Prestelkunstbuchverlages soll in dieser Hausarbeit naeher auf die Umsetzung einer solchen Internationaliserung eingegangen werden. Den ueberzeugenden Erfolgen dessen sollen darueber hinaus aber auch Entwicklungstendenzen und Risiken gegenuebergestellt werden.

2.Verlagsgeschichte

Der Name des etablierten Prestel-Kunstbuchverlages geht auf den im 18.Jahrhundert schaffenden Kupferstecher Johann Gottlieb Prestel (1739-1808) zurück. Dessen Arbeiten führen 1774 zur Gründung der in Frankfurt ansässigen Prestel-Kunsthandlung, die ab 1912 auch Publikationen im Kunstbereich anboten. Dabei wurde vor allem der Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Faksimiles Alter Meister gelegt. Als schließlich 1924 dieser Bestand der Kunsthandlung F.A.C.Prestel zum Verkauf stand, wurde er von Dr.Herrmann Loeb übernommen, einem Kunsthistoriker aus Trier, der den Eintrag der Prestel-Verlags GmbH ins Frankfurter Handelsregister als dessen Geschäftsführer am 18.7.1924 veranlasste. Die Tradition des Verlages mit dem Schwerpunkt Alte Meister wurde weitergeführt und schon im Gründungsjahr der GmbH wird ein aufwendiges Mappenwerk mit Zeichnungen Alter Niederländer aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle veröffentlicht. In den darauf folgenden Jahren setzte sich diese Veröffentlichungsreihe mit weiteren Faksimile Editionen von Handzeichnungen in Zusammenarbeit mit großen Museen fort. Neben dieser Tradition wurde darüber hinaus versucht das Angebot des Verlages zu erweitern, um eine größere Kundenschaft zu erreichen. So begann der Verlag 1929 eine Reihe wissenschaftlicher Gesamtkataloge bedeutender Zeichnungssammlungen, woran sich die Übernahme der Veröffentlichung des Wallraf-Richartz-Jahrbuchs und des Städel-Jahrbuchs 1930 anschlossen. Großen Erfolg erzielte der Prestel-Verlag schließlich 1933 wodurch sich die bis dahin wirtschaftlich eher schwierige Lage trotz der großen Anerkennung in In-und Ausland verbesserte. Mit dem ersten wirklich populären Zeichnungsbuch wurde ein neuer Kunsttypus geschaffen, der bis in die 50er Jahre erfolgreich auf dem Markt erschien. Mit der ersten Ausgabe „Altdeutsche Meisterzeichnungen“ von Edmund Schilling wurde ein einfaches und klares Konzept präsentiert, das überaus überzeugend erschien.

Jedoch wurde die erfolgreiche Entwicklung des Verlages durch die historischen Ereignisse unterbrochen. Die nationalsozialistische Diktatur setzte den Geschäftsführer Loeb unter einen solchen Druck, der ihn schließlich dazu veranlasste das Land zu verlassen und in die Schweiz zu emigieren. Die GmbH-Anteile des Verlages wurden 1933 an den langjährigen Mitarbeiter König übertragen, wobei Loeb weiterhin für das Auslandsgeschäft zuständig war und sich gleichzeitig das Recht vorbehielt, einen Verlag außerhalb Deutschlands zu gründen. Noch im selben Jahr wurde dies letztlich in der Gründung des Holbein-Verlages in Basel realisiert. Dadurch wurde eine grenzüberschreitende Koedition etabliert, mit Publikationen des Holbein-Verlages in Deutschland unter dem Prestel-Impressum. Während Loeb sich weiter in der Schweiz aufhielt, verschärfte sich die Situation des Prestel-Verlages in Deutschland. Der als Geschäftsführer eingesetzte König wurde als ehemaliger Offizier reaktiviert und die Verlagsanteile wurden auf die geschiedene Ehefrau Loebs übertragen, eine Kunsthistorikerin, Autorin und Herausgeberin, die jedoch ebenfalls das Land 1939 verlassen musste nach einer Warnung des Freundes Suhrkamp. Das Unternehmen erwarb schließlich der Aachener Jurist Dr. Pual Capellmann und wandelte es 1940 in eine Kommanditgesellschaft um, wobei die Zusammenarbeit mit dem Holbein-Verlag fortgesetzt wurde. In den darauffolgenden Kriegsjahren wurden nur wenige Titel veröffentlicht und durch die zahlreiche Bombenangriffe wurde 1944 sowohl das Münchner Büro des Verlages als auch die in Leipzig ausgelagerten Buchbestände zerstört. Nach Kriegsende übernahm schließlich Verlagsleiter Gustav Stresow das Unternehmen als Capellmann 1947 verstarb.

Mit der Zielsetzung der Wiederaufbaus des Prestel-Verlages war zugleich offensichtlich, dass ein Schwerpunkt auf qualitativ hochwertige Veröffentlichungen von Handzeichnungenl speziell Alter Meister nun nicht mehr wirtschaftlich tragfähig sein konnte. Um ein breiteres Leserpublikum, das nicht nur aus Kunstliebhabern und Spezialisten besteht, musste ein breiteres Betätigungsfeld erschlossen werden. So erschien 1949 Max Buchartzs programmatisches Werk „Gleichnis der Harmonie – Gesetz und Gestaltung der bildenden Künste“. Parallel wurde mit dem Titel „Leibhaftiges Bayern“ der Prototyp für die spätere, „Landschaftsbücher“ genannte Reihe veröffentlicht – eine Reihe, in der bis heute mehr als 150 Titel erschienen sind. Mit dem anwachsenden Verlagsprogramm wurden auch die Schwerpunkte der Verlagsveröffentlichungen allmählich mehr und mehr verändert. In den darauffolgenden Jahren waren vor allem die Bereiche Monografien zu moderner Kunst, wissenschaftliche Kunstwerkkataloge und internationale Koeditionen von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus wurden mit der Umschlag- und Einbandgestaltung buchkünstlerische und typografische Maßstäbe für Jahrzehnte gesetzt, was durch Auszeichnungen im Wettbewerb der schönsten Bücher deutlich wurde. Reiseliteratur, Kunstwissenschaft und bildende Kunst wurde stärker in das Verlagsprogramm miteinbezogen.

Im Jahr 1977 kam es erneut zu einer Veränderung in der Verlagsleitung. Jürgen Tesch, der bereits Praxiserfahrung in anderen Verlagen - speziell Springer- und Piper Verlag - nachweisen konnte, wurde Verlagsleiter und persönlich haftender Gesellschafter des Prestel-Verlages. Dieser sieht sich Ende der 70er Jahre mit einer sprunghaft ansteigenden Ausstellungsaktivität konfrontiert und es entstehen über 100 Publikationen in Zusammenarbeit mit Museen weltweit. Um auch für die veröffentlichten Kataloge eine Preisbindung zu sichern, wurde 1979 ein neues Konzept entwickelt, dass die Publikation zweier Ausstattungen beinhaltet. Zum einen wird eine broschierte, preistwertere Ausgabe für die Ausstellungsbesucher ansgeboten, und zum anderen gelangen ausschließlich gebundene, preisintensivere Ausgaben in den Buchhandel. Darüber hinaus entstehen durch die enge Zusammenarbeit mit großen internationalen Museen in aller Welt deutsche Ausgaben zu wichtigen Katalogbüchern aus dem Ausland.

Durch das gewachsene Verlagsprogramm von Prestel wurde 1979 ein neue Auslieferungs- und Vertriebsstruktur entwickelt. Eine moderne, EDV-unterstützte Buch-Auslieferung wurde wie auch eine hauptamtlich besetzte Werbe-und Presseabteilung realisiert, neue Vertretungsgebiete mit acht Mitarbeitern kamen ebenfalls noch dazu. Jedoch sah sich der Verlag nach dieser Modernisierung mit einer veränderten Situation konfrontiert. War bis zu diesem Zeitpunkt das Unternehmen durch langjährige Stammkunden und den Absatz in Bibliotheken gut kalkulierbar, so viel diese ökonomische Sicherheit mehr und mehr weg. Ursache dafür war zum einen ein schwindender Bibliothekenmarkt aufgrund des zunehmenden Kopierwesens und der verkleinerten Erwerbsetats. Zum anderen musste ein dramatischer Abfall der Exportzahlen beobachtet werden, verursacht zum größeren Teil durch eine fehlende Bereitschaft oder Fähigkeit im Ausland deutschsprachige Bücher zu lesen. Aufgrund des großen Zuspruchs von englischsprachigen Publikationen entschloss sich der Prestel-Verlag 1984 ein eigenes englischsprachiges Buchprogramm zu entwickeln, um in der Lage zu sein, Prestel-Bücher über den deutschen Markt hinaus vertreiben zu können und somit eine stabilere wirtschaftliche Situation zu erreichen. !985 und 1986 folgten Vertriebsvereinbarungen mit dem Verlag Hendrik te Neues in New York als auch mit dem Verlag Lund Humphries in London. Später wird die Zusammenarbeit in London zugunsten der Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft aufgegeben. In den ersten funf Jahren wurden in der englischsprachigen Buchreihe 50 Titel veröffentlicht. Diese Zahl stieg allmählich bis auf heute über 300 Titel an, was nicht zuletzt auf die ständige Ausweitung des Programmangebotes zurückzuführen.

In den 90er Jahren wächst auch das deutschsprachige Programm an, wobei einige neue Reihen parallel in Deutschland als auch in England geplant werden. Im Verlag wird jedoch darüber hinaus versucht, die Tradition des Verlages, nämlich Museumsbestände und Sammlungen einem großen Publikum zugänglich zu machen, aufrecht zu erhalten. Neue Reihen im Prestel-Verlag wären zum Beispiel die 1993 beginnende Reihe Postcards Books, die 1994 ins Leben gerufene Pegasus-Bibliothek oder die Kinderbuchreihe Abenteuer Kunst, dessen erster Band für den deutschen Jugendbuchpreis nominiert wurde. Eine Neuheit auf dem Kunstbuchmarkt erschien 1998 in Form des Prestel-Kunstspiels, des ersten Kunstspiels überhaupt, das nach zweijähriger Entwicklungsphase erfolgreich auf den Markt gebracht wurde.

1998 werden schließlich erneut Veränderungen in der Gesellschafterstruktur des Prestel-Verlages vorgenommen. So übernimmt die F.A.Z. Buch-und Zeitschriftenverlag GmbH&Co.KG die Verlagsbeteiligungen der beiden Enkeltöchters Capellmanns zusammen mit Anteilen von Jürgen Tesch und wird somit Mehrheitsgesellschafter mit 60 Prozent. Seit 1999 ist Unternehmen, das heute über 40 Mitarbeiter zählt, unter dem Namen Prestel Verlag GmbH&Co.KG im Handelsregister eingetragen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Internationalisierung eines Verlages am Besipiel des Prestel Verlages
Hochschule
Universität Leipzig
Note
2.0
Autor
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V39221
ISBN (eBook)
9783638380539
Dateigröße
546 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internationalisierung, Verlages, Besipiel, Prestel, Verlages
Arbeit zitieren
Ulrike Häßler (Autor:in), 2003, Die Internationalisierung eines Verlages am Besipiel des Prestel Verlages, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39221

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