Depressionen im Kindes - und Jugendalter


Hausarbeit, 2004

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Motivation zur Themenwahl
1.2. Fragestellungen
1.3. Eingrenzung der Thematik

2. Definition der Depression

3. Klassifikation des klinischen Störungsbildes „Depression“
3.1. Epidemiologie

4. Symptomatik
4.1. Symptomatik der Depression im Kindes- und Jugendalter
4.1.1. Das Säuglingsalter
4.1.2. Das Kleinkind- und Vorschulalter
4.1.3. Jüngeres Schulalter
4.1.4. Ältere Schulkinder und Jugendliche
4.2. Die Komorbidität

5. Erklärungsansätze depressiver Störungen
5.1. Risikofaktoren
5.2. Biologische Erklärungsansätze zur Entstehung von Depression
5.2.1. Genetik
5.2.2. Biochemische Theorien
5.3. Psychologische Erklärungsansätze zur Entstehung von Depressionen
5.3.1. Behaviorale Theorie
5.3.2. Kognitive Theorien
5.3.3. Psychoanalytische Theorie

6. Behandlungsmöglichkeiten depressiver Störungen
6.1. Pharmakotherapie
6.2. Psychotherapie
6.3. Spieltherapie

7. Persönliche Schlussbetrachtung

1. Einleitung

1. 1. Motivation zur Themenwahl

Zum ersten Mal begegnete ich der Thematik der Kinder - und Jugenddepression, als ich im Jahre 2001, mein Anerkennungsjahr zur staatlich anerkannten Erzieherin in einer Rehabilitationsklinik mit krebskranken Kindern und Jugendlichen absolvierte. In meiner Arbeit habe ich einige Kinder und Jugendliche kennen gelernt , die aufgrund ihrer Krebserkrankung und eines meist sehr langen Krankenaufenthaltes, an einer mehr oder weniger starken Depression erkrankt waren.

Das intensive Arbeiten mit diesem Klientel sowie der Erfahrungsaustausch mit den damaligen Arbeitskollegen, hat mir die Möglichkeit gegeben, mich mit dem Thema der Depressionen im Kindes - sowie Jugendalter vertrauter werden zu lassen.

Da ich im Laufe meines Studiums und meiner beruflichen Laufbahn immer wieder auf Kinder und Jugendliche treffen werde, welche aufgrund verschiedenster Erlebnisse und Erfahrungen in einer Lebenskrise sind und somit die Gefahr an Depressionen zu erkranken erhöht ist, habe ich großes Interesse, mich intensiv mit diesem Thema auseinander zusetzen , um die Symptomatik, Ätiologie und die Therapiemöglichkeiten der Depressionen genauer zu verstehen und adäquat darauf eingehen zu können.

1. 2. Fragestellungen

Meine Hausarbeit beschäftigt sich eingehend mit dem Thema der Kindheit und Jugenddepressionen. In den nächsten Kapiteln lege ich einen besonderen Augenmerk auf die Beantwortung und Bearbeitung folgendender Fragen:

- Was wird im Allgemeinen unter dem Begriff „ Depression“ verstanden? (Definition)
- Wie und wodurch äußern sich Depressionen bei Kindern und Jugendlichen? (Symptomatik)
- Wie entstehen Depressionen und welche Risikofaktoren sind damit verbunden? (Ätiologie)
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es im Zusammenhang mit der Kinder - und Jugenddepression? (Therapie)

1. 3. Eingrenzung der Thematik

Depressionen im Kindes - und Jugendalter können aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und analysiert werden. Obwohl alle Sichtweisen sehr spannend und interessant sind, habe ich mich bei der Bearbeitung des Themas eingegrenzt, um die Seitenzahlvorgabe nicht zu überschreiten. Somit geht es in meiner schriftlichen Arbeit hauptsächlich darum, einen Überblick zu schaffen, über die wichtigsten Informationen im Kontext der Depressionen in der Kindheit und Jugendphase.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die folgende Arbeit überwiegend mit der Frage nach der Symptomatik und Ätiologie der Depressionen bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt und erklärt, welche verschiedenen Therapieformen es unter der Einbeziehung aktueller Forschungsarbeiten gibt. Des Weiteren werde ich in meiner Schlussbetrachtung die einzelnen Therapiemöglichkeiten kritisch reflektieren. Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik, ist für mein weiteres sozialarbeiterische Handeln von wesentlicher Bedeutung und gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlich sehr förderlich.

2. Definition der Depression

Der Begriff Depression kommt aus dem lateinischen und bedeutet Niedergeschlagenheit oder Bedrücktheit. Ebenso wird unter Depression eine passive Lebenseinstellung verstanden, die von einer langandauernden traurigen Grundstimmung geprägt ist ( vgl. U. Petermann; Kinder und Jugendliche besser verstehen; 1986 S. 81). Es herrscht allerdings einige Verwirrung um den Begriff, weil er in der Alltagssprache von Laien für momentane Stimmungstiefs verwendet wird. Außerdem existiert keine allgemeingültige Definition für die Diagnose, sondern nur Definitionsversuche. Das Problem ist, dass die Depression keine zu definierende Krankheit ist, sondern ein Krankheitsbild, dass sich aus einer Gruppe von Symptomen – dem depressiven Syndrom – zusammensetzt. Daher werde ich unter dem Punkt der Symptomatik auf einige der mannigfaltigen Merkmale eingehen, die bei einer Depression gehäuft auftreten.

Allgemein lässt sich sagen, dass Depressionen keine neue Erscheinung sind. Seit es schriftliche Zeugnisse gibt, finden sich Hinweise, dass Menschen an Depressionen erkrankt waren. So berichtet die Bibel von der Schwermut des ersten Königs der Juden, Saul, der sich schließlich ins Schwert stürzte.

Auch in neuerer Zeit litten zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in unterschiedlicher Ausprägung an Depressionen, wie etwa Goethe oder Abraham Lincoln.

Lincoln, der an depressiven Episoden litt, schrieb 1841 an einen Freund: „Ich bin jetzt der unglücklichste Mensch, der lebt. Wenn das, was ich empfinde, in der gesamten menschlichen Familie gleich verteilt wäre, gäbe es nicht ein fröhliches Gesicht auf Erden.“ ( Ronald J. Comer in: Hobmair; Psychologie; 1995, S.468) .

Heute gibt es ebenso sehr viele Menschen, welche depressive Episoden haben. Diese können eine leichte, mittelgradige oder schwere Ausprägung haben.

Gerade zur kalten Jahreszeit schlagen die dunklen Tage mit trübem Wetter vielen Menschen auf die Stimmung und verursachen ebenso trübe Gedanken. Bei einigen erhöht sich saisonal die Vulnerabilität für depressive Erkrankungen. Nicht jede veränderte Stimmung ist gleich eine echte Depression, wenn auch die Aussage „gerade depressiv zu sein“ sich als Ausdruck für die Phase eines Stimmungstiefs etabliert hat. Wie zuvor beschreiben, gibt es über die Depression im Erwachsenenalter zahlreiche Literatur und geschichtliche Beispiele.

Wie lässt sich jedoch die Depression im Kindes – und Jugendalter definieren?

Es ist auffallend, wie wenig Beachtung vor allen Dingen den kindlichen Depressionen in der alten kinderpsychiatrischen Literatur geschenkt wurde. So fand zum Beispiel der Berliner Psychiater Destunis (1962) unter 4000 (!) verhaltensgestörten Kindern nur elf Kinder mit einer Depression. Die Untersuchung von Nissen ( 1971) ergab unter 5800 kranken Kindern 1,8 Prozent depressive Verstimmungszustände ( vgl. Nissen 1971, S. 27f). Neuerdings setzt allerdings die Forschung deutliche Akzente zugunsten der kindlichen Depression. So war etwa die Festschrift für Nissen (vgl. Friese und Trott 1988) dem Thema „Depression in Kindheit und Jugend“ gewidmet. Die Unterbewertung der kindlichen Depression ist heutzutage vorbei.

Allgemein lässt sich sagen, dass Erleben und Verhalten im Pubertät - und Jugendalter, wie auch beim Kind, weitgehend durch Affekte und Emotionen bestimmt sind.

Bei Jugendlichen hat der Begriff „Depri - Phase“, für ein momentanes emotionales Tief, bereits Fuß gefasst. Grundsätzlich gilt, dass Gefühle wie Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit und Pessimismus zu unserer emotionalen Grundausstattung gehören und ebenso Bestandteil des Lebens, wie Freude oder Zufriedenheit, sind. Besonders in der Pubertät gehören Stimmungsschwankungen zur normalen Entwicklung. Diese Erscheinungen gilt es von der Depression im klinischen Sinne abzugrenzen. Dabei rückt aber auch die Tatsache, dass sowohl Kinder als auch Jugendliche an einer depressiven Störung leiden können, langsam in den Blickpunkte der Kinder - und Jugendpsychiatrie.

Die Kindheitsdepression ist nicht immer leicht als solche zu erkennen. Insbesondere drücken Kinder ihr persönliches Leid in jeder Altersstufe verschieden aus. Dies äußert sich häufig in somatischen Beschwerden. Außerdem sind die typischen Symptome einer depressiven Störung – auf welche ich später noch genauer eingehen werde – nicht so offensichtlich, wie im Erwachsenenalter. Aufgrund der Abweichungen zur Erwachsenendepression, galt die kindliche Affektstörung lange Zeit als entwicklungsspezifische Störung und wurde erst in den letzten Jahren als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt.

3. Klassifikation des klinischen Störungsbildes „Depression“

Depressionen werden formal diagnostisch, wie alle psychiatrischen Krankheitsbilder, entweder nach ICD - 10 der WHO oder nach DSM – IV der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung klassifiziert.

ICD – 10: Internationales Klassifikationssystem psychischer Störungen in 10. Revision.

DSM – IV: Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen in 4. Revision.

Nach der DSM – IV Klassifikation werden die depressiven Störungen, die auch als unipolare Störungen bezeichnet werden, von den bipolaren Störungen (manisch – depressiv) unterschieden. Zu den depressiven Störungen zählen die Major Depression (Depressive Episode), das gravierende Zustandsbild, und die Dysthymie (Depressive Persönlichkeit), die in ihrer Ausprägung weniger intensiv und von kürzerer Dauer ist. Analog dazu klassifiziert der ICD – 10 leichte, mittelschwere und schwere Störungen.

Beide Klassifikationssysteme setzen das Vorhandensein von fünf Symptomen zur Diagnostizierung einer depressiven Störung über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen voraus. Die Depression kann mehr als ein halbes Jahr andauern. Leidet der Betroffene drei Jahre oder länger an dem Syndrom, wird von einer depressiven Entwicklung gesprochen. Die Länge des Zyklus zwischen depressiven und depressionsfreien Phasen liegt bei 4 ½ bis 5 Jahren. Je älter der Patient , desto kürzer werden die beschwerdefreien Phasen.

Normalerweise wird , wie oben erläutert, die Unterscheidung in unipolare und bipolare Störungen gemacht. Aber es ist durchaus möglich, dass nach mehreren depressiven Episoden, manische Episoden auftreten können. Die Wahrscheinlichkeit, dass nach drei unipolar verlaufenden depressiven Episoden manische Phasen folgen, liegt zwischen 10% und 30 % (vgl. Hautzinger; Depression; 1998). Der Krankheitsverlauf von depressiven Syndromen ist immer personenabhängig und deshalb von Patient zu Patient unterschiedlich, was verschiedene Verlaufsstudien belegen. Dies ist bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und Menschen im Allgemeinen, welche an einer Depression erkrankt sind immer wieder zu berücksichtigen, um individuelle Hilfe anbieten zu können.

3. 1. Epidemiologie

Unter den psychischen Störungen ist die Depression ein sehr häufiges Störungsbild, dessen Häufigkeit in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist und von dem zunehmend jüngere Menschen betroffen sind. Die Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens an einer Depression zu erkranken, liegt für Männer bei 12% und für Frauen bei 26%. Das Morbiditätsrisiko (Erkrankungsrisiko) für Depressionen liegt bei insgesamt 17% ( vgl. Hautzinger, Depression, 1998).

Bei Kindern wird Depression wesentlich seltener diagnostiziert. Depression bei Kindern wird vorwiegend als Folge einer unverhofften Trennung von einer wichtigen Bezugsperson oder aufgrund eines anderen massiven Eingriffes (z.B. bei einem erlebten Verkehrsunfall) festgestellt. Im Jugendalter hingegen gleichen die Erscheinungsformen der Depression denen des Erwachsenen und sind auch ähnlich häufig. Hinsichtlich der Verbreitung leichter und mittelschwerer depressiver Störungen lässt sich sagen, dass 15 – 24-jährige ein besonders hohes Depressionsrisiko haben; die Erkrankung tritt 1,7 mal öfter auf, als beispielsweise bei über 30 Jährigen. Außerdem ist festzustellen, dass die betroffene Altersklasse immer jünger wird. Laut einer Studie, sind Jungen im Kindesalter häufiger von einer depressiven Störung betroffen, in der Jugend sind allerdings die Mädchen doppelt so häufig von einer depressiven Störung betroffen (vgl. W.Ihle und G. Esser; Epidemiologie psychischer Störungen im Kindes und Jugendalter in: Psychologische Rundschau; 53 (4) 2002; S. 159).

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Depressionen im Kindes - und Jugendalter
Hochschule
Hochschule Ravensburg-Weingarten
Veranstaltung
Psychologie II
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
24
Katalognummer
V39196
ISBN (eBook)
9783638380423
Dateigröße
568 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Depressionen, Kindes, Jugendalter, Psychologie
Arbeit zitieren
Sarikaya Arzu (Autor:in), 2004, Depressionen im Kindes - und Jugendalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39196

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