Der Klimawandel: Ursachen, Folgen und anthropogene Anpassung unter besonderer Berücksichtigung des Mittelmeer-Raums


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

30 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Das derzeitige Klimawandel-Phänomen
II.1 Temperaturanstieg
II.2 Meeresspiegelanstieg
II.3 Historische Klimawandlungen und neue Erklärungsansätze

III. Modelle und Szenarien

IV. Anpassung an den Klimawandel
IV.1 Zum Begriff der „Anpassung“
IV.2 Evolution und internationale Implementierung des Anpassungsgedankens

V. Physisch-geographische Einordnung des Mittelmeerraums
V.1 Klimaklassifikation
V.2 Vegetation und Landwirtschaft

VI. Klimawandel im Mittelmeerraum
VI.1 Rezente Entwicklungen
VI.2 Prognosen

VII. Auswirkungen des Klimawandels im Mittelmeerraum
VII.1 Klimawandel und mediterrane Küsten
VII.2 Folgen für den Tourismussektor
VII.3 Klimawandel und Landwirtschaft
VII.4 Problem der Wasserressourcen: Das Beispiel Mittlerer Osten

VIII. Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Es ist in der wissenschaftlichen Gemeinde weitgehend Konsens erreicht über einen in naher Zukunft eintretenden akuten globalen Klimawandel mit bereits heute spürbaren Auswirkungen. Anthropogen verursacht oder natürlichen Ursprungs, so wird dieser aller Voraussicht nach tief greifende Auswirkungen haben auf die verschiedensten Bereiche der menschlichen Umwelt, ein Umstand, welcher schon heute durch vermehrte Warnungen vor sich in Zukunft häufenden Katastrophenereignissen und strukturellen Beeinträchtigungen der Mensch-Umwelt-Beziehung zum Ausdruck kommt.

In der vorliegenden Arbeit wird besonders der Mittelmeerraum hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels im Blickpunkt stehen. Aufgrund seines alternierenden Klimaregimes und der hohen Variabilität verschiedener Klimafaktoren ist das Gebiet besonders fragil und anfällig für bereits geringe Wandel im Prozessgeschehen (vgl. JACOBEIT 2000, 22). Aus diesem Grund dürften sich denn auch Klimawandlungen gerade hier signifikant auswirken, wodurch die spezielle Untersuchung dieses Raumes von besonderem Interesse ist.

Um hierbei zu einer aussagekräftigen Darstellung zu kommen, werden zunächst Ursachen und mögliche primäre Auswirkungen des Klimawandels in allgemeiner Form behandelt werden. Nach einer kurzen physisch-geographischen Einordnung des Mittelmeergebietes wird sich dann eine Beschreibung und Einschätzung diverser sekundärer Folgen auf verschiedene Teilbereiche der der physischen und anthropogenen Umwelt sowie möglicher Anpassungsmaßnahmen hieran anschließen, wobei der Blickpunkt besonders auf die Mediterraneis gerichtet sein wird.

II. Das derzeitige Klimawandel - Phänomen

II.1 Temperaturanstieg

Betrachtet man die jährlichen Temperatur-Mittelwerte des 20. Jahrhunderts, so fällt dem Betrachter ein eindeutiger Trend auf, welcher bei dem Hauptteil der klimabezogenen Diskussionen der letzten Jahre im Mittelpunkt stand: die bodennahe Temperatur steigt. Hatte zunächst das Jahr 1990 noch den Rekord für die höchste globale Durchschnittstemperatur seit Beginn der Messungen (ca. 1860) gehalten, wurde es nur kurze Zeit später vom Jahr 1995 abgelöst, dieses von 1997, und dieses letzte schließlich vom Jahr 1998 (vgl. CUBASCH 2000, 8). Im Jahr 2003 schließlich wurden erneut Rekordwerte gemeldet: in einer nie dagewesenen Hitzewelle in Mitteleuropa erreichten die Temperaturen im Juni so z.B. in Südfrankreich Werte, welche 5-7°C über dem langjährigen Mittel lagen. Selbiger Juni 2003 wurde denn auch in der benachbarten Schweiz als der heißeste Monat seit mindestens 250 Jahren gemeldet (Pressemitteilung der WMO vom 2.7.2003). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in den vergangenen 100 Jahren die globale Durchschnittstemperatur um rund 0,6° C zugenommen hat, was in Abbildung 1 graphisch veranschaut wird. Gut erkennen lassen sich hier zwei große Erwärmungs-Schübe: eine erste Periode deutlichen Temperaturanstiegs lässt sich für den Zeitraum 1910 bis 1945 festmachen, eine zweite von 1976 bis zum Ende des Jahrhunderts.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Veränderung der globalen Durchschnittstemperatur 1860-2000 (aus: CUBASCH 2000, 8)

Auffallend ist, dass sich die beschriebene Erwärmung der Atmosphäre nicht räumlich gleichmäßig verteilt, sondern vertikal wie auch horizontal differiert: Während die bodennahe Schicht sich - wie bereits ausgeführt - kontinuierlich erwärmt, kann in der unteren Stratosphäre ein gegenläufiger Trend festgestellt werden. Messungen ergaben in einer Höhe von 17-22 km seit den 70er Jahren eine Abnahme der Temperatur um durchschnittlich 0,35° C pro Jahrzehnt (vgl. CUBASCH 2000, 10). Temperaturminima wurden hier insbesondere während der letzten Jahre erzielt.

In einer horizontalen Differenzierung ist des Weiteren die räumliche Verteilung der bodennahen Temperaturänderungen in Bezug auf Breitenlage und kontinentaler/maritimer Verortung zu beachten. Hier ist insbesondere über den großen Landmassen eine weitaus höhere Erwärmung festzustellen als über den Ozeanen, wo zum Teil die Temperaturen sogar rückläufig sind. Der höchste Temperaturanstieg kann zwischen 40° und 70° nördlicher Breite verzeichnet werden, und hier speziell über Sibirien und Kanada (vgl. CUBASCH 2000, 12).

Doch nicht nur anhand von Temperaturdaten lässt sich der spürbare Klimawandel festmachen. Viele Beobachtungen bezüglich der verschiedensten Naturereignisse werden immer häufiger hierauf bezogen, obwohl sicherlich aufgrund der großen Komplexität der verschiedenen Wechselbeziehungen die genauen Ursachen nicht immer eindeutig bestimmbar sind. So wurde beispielsweise in den USA noch nie innerhalb eines Monats eine solch große Anzahl von Tornados registriert wie im Mai 2003 (562 - gefolgt von 399 im Juni 1992; Pressemitteilung der WMO 2.7.03). Noch wichtiger jedoch als die Zunahme verschiedener Katastrophenereignisse ist der Anstieg des Meeresspiegels, welcher im Folgenden besprochen wird.

II.2 Meeresspiegelanstieg

Seit Ende der letzten Eiszeit ist ein etwa linear verlaufender, kontinuierlicher Meeresspiegelanstieg zu verzeichnen, welcher im letzten Jahrhundert ca. 10-25 cm betrug und natürlichen Ursprungs ist (vgl. GORNITZ et al. 1982, 1612). Zu diesem natürlich bedingten und linearen Anstieg kommt jedoch nach Meinung einer Majorität der Forscher in naher Zukunft ein eher exponentiell sich darstellender, durch die Erwärmung der Atmosphäre verursachter beschleunigter Meeresspiegelanstieg hinzu. Die Ursachen des Meeresspiegelanstiegs - als globaler Durchschnittswert betrachtet - sind vor allem die thermische Expansion des Wassers (mit einem prognostizierten Potential von 28 cm bis 2100), weiter das Abschmelzen grönlandischer Inlandseisdecken (Potential von 6 cm), sowie das Schmelzen von Gletschern und Eiskappen mit einem Potential von 16 cm (vgl. BEHNEN 2000, 21ff). Eine wahrscheinliche zunehmende Eisakkumulation in der Antarktis - ausgelöst durch erhöhte Niederschläge - bremst den Prozess wohl ein wenig (vgl. ebd., 22). Bei sämtlichen derartigen Prognosen muss beachtet werden, dass die Entwicklungen auf regionaler Ebene sehr verschieden verlaufen können und von einer Vielzahl weiterer Faktoren abhängen.

II.3 Historische Klimawandlungen und neue Erklärungsansätze

Das Phänomen eines sich wandelnden globalen Klimas ist kein neues, und muss daher differenziert betrachtet werden. Im Laufe der Erdgeschichte kam es häufig zu Eiszeiten und Zeiten wärmeren Klimas, mit sich abwechselten Glazialen/Interglazialen, Stadialen/Interstadialen sowie kurzzeitigen Staffeln. Nach der Abschmelzzeit des letzten Glazials (Würm-Weichsel-Kaltzeit) vor etwa 10.000 Jahren befinden wir uns in einem Interglazial, welches bis heute anhält. Auch in dieser auf der geologischen Zeitskala als Holozän bezeichneten Etappe kam es immer wieder zu Phasen relativ warmen oder kalten Klimas. So konnte zwischen 300 v. Chr. und 400 n. Chr. beispielsweise, während des „Klimaoptimums der Römerzeit“, bis in einige heute im Dauerfrost liegende Alpenregionen hinein Landwirtschaft betrieben werden (vgl. SCHÖNWIESE 1995, 91). Während der „Kleinen Eiszeit“ hingegen, einer kälteren Epoche zwischen ca. 1250-1850, herrschten um einige Grade tiefere Durchschnittstemperaturen (vgl. Abb. 2)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Entwicklung der weltweiten Durchschnittstemperatur während des Holozäns (aus: Schönwiese 1995, 92)

Bei Betrachtung der Graphik fällt das schwarz gehaltene äußerste Ende des Graphen auf, welches die Unsicherheit bezüglich des zukünftigen weiteren Verlaufs darstellt. Die sich gegenwärtig in der wissenschaftlichen Diskussion darstellenden konträren Ansichten zwischen Verfechtern verschiedener Theorien ist zum großen Teil hierauf zurückzuführen: Während viele Forscher davon ausgehen, die derzeitige Erwärmung der Atmosphäre sei Teil angesprochener periodischer und natürlicher Schwankungen, gehen wiederum viele ihrer Kollegen von einem außergewöhnlichen Phänomen aus. Ihnen zufolge würde der derzeitige Anstieg weit über frühere Warmphasen hinausgehen und in erster Linie anthropogen verursacht bzw. beeinflusst sein. Insbesondere der sich verstärkende Treibhauseffekt wird hierbei meist als Hauptursache angeführt, und als Ursache eine zunehmende Konzentration von Spurengasen genannt. Hier sind anzuführen das in erster Linie durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe herrührende Kohlendioxid, des weiteren Methan (durch Nassreisanbau, Massentierhaltung, Mülldeponien und Verbrennung von Biomasse), Distickoxide und Halokarbone (vgl. BEHNEN 2000, 12f). Das CO² besitzt dabei mit einem Wirkungsanteil am Treibhauseffekt mit 65% die derzeit größte Bedeutung, den größten Anstieg (246%) seit vorindustriellen Zeiten weist jedoch das Methan auf (vgl. ebd., 14). Neben dem so anthropogen verstärkten Treibhauseffekt kommen für eine Erwärmung zwar noch natürliche Ursachen wie Veränderungen der Erdparameter, Sonnenaktivitäten oder Vulkanausbrüche in Betracht, jedoch scheiden diese meist in Hinblick auf die untersuchte Zeitskala aus (vgl. CUBASCH 2000, 14f). Eine definitive und eindeutige Beantwortung der Frage, ob die beobachtete Temperaturzunahme nun anthropogener oder natürlicher Ursache ist, ist somit heute noch nicht möglich. In beiden Fällen jedoch muss in Hinblick auf die möglichen weitreichenden Folgen dieser Prozess genauestens verfolgt und analysiert werden, was auch möglichst genaue Vorhersagen des zukünftigen Verlaufs desselben beinhaltet. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich nun mit den Möglichkeiten und Grenzen solcher wissenschaftlicher Blicke in die Zukunft.

III. Modelle und Szenarien

Um das Klimageschehen in eine kurzfristige oder langfristige Zukunft hinein vorherzusagen, ist es notwendig, eine Unmenge der verschiedensten Faktoren und Wechselwirkungsprozesse zu beachten und zu integrieren. Verschiedene Arten der Modellbildung wurden hierzu entwickelt, von denen die general circulation models (GCM) derzeit die komplexeste und differenzierteste Herangehensweise darstellen (vgl. SCHÖNWIESE 1995, 154). In diesen Modellen der gekoppelten atmosphärischen und ozeanischen Zirkulation werden in einem Gitterpunktsystem einzelnen in gleichmäßigem Abstand über die Erde verteilten Punkten Eigenschaften zugewiesen. Dabei wird versucht, mit Hilfe komplizierter und langwieriger Rechenoperationen auf Grundlage allgemeiner Gesetzmäßigkeiten den Zustand zu einem zu definierendem zukünftigen Zeitpunkt zu berechnen. Probleme entstehen hierbei durch die extremen Rechenanforderungen und somit technische Beschränkungen, sowie durch die begrenzte räumliche Auflösung des Punktsystems. Weiterhin sind bis heute viele klimatische Prozesse nicht hinreichend untersucht und verstanden, weshalb diese in einer solchen Modellrechnung zu verfälschten Ergebnissen führen. So birgt insbesondere der hydrologische Zyklus mit den Elementen Luftfeuchte, Niederschlag und ozeanischer Tiefenzirkulation eine Schwachstelle derzeitiger Modelle (vgl. ebd., 155). Weiterhin sind auch Prozesse der Wolkenphysik, der Interaktion zwischen Atmosphäre und Meer, sowie der Effekte von Aerosolen noch nicht völlig verstanden (vgl. EL-FADEL et al. 2003, 53). Letztere können durch einen kühlenden Effekt großen Einfluss auf die Temperaturentwicklung haben, sind jedoch in ihrer Konzentration nur sehr bedingt vorhersagbar.

Allgemein lässt sich sagen, dass jedwede Modellvorstellung und Klimavorhersage als auf das höchste spekulativ angesehen werden muss. Dies gilt noch mehr für mögliche sozioökonomische Auswirkungen eines prognostizierten Klimawandels, da neben den Unsicherheiten des Klimamodells hier als zusätzliche Variablen noch Faktoren wie zukünftige Bevölkerungszahl, Wirtschaftsstruktur sowie diverse kulturelle und politische Aspekte hinzukommen: „The timeframe of global warming damages is too long, however, to predict such future developments with any measure of precision“ (TOL et al. 2003, 23). Noch komplizierter werden derartige Vorhersagen, wenn sie sich auf regionale Folgen beziehen, welche beispielsweise in einem Raum wie der Mediterraneis auftreten können. Die Ableitung von GCM-Ergebnissen auf die regionale Ebene stellt sich sehr schwierig dar, da schon für eine globale Vorhersage die Datenlage als unzureichend und zu grob anzusehen ist. Hinzu kommt, dass lokale Studien und Forschungsarbeiten verschiedener Länder einer Region oft von unterschiedlichen Annahmen ausgehen und nur begrenzt vergleich- und aggregierbar sind. Die sich in der Region darstellenden interstaatlichen kulturellen Unterschiede und zum Teil politischen Spannungen tragen sicherlich ebenfalls nicht zu einer Vereinfachung dieser Probleme bei. Aus all diesen Gründen müssen auch Vorhersagen für die zukünftige klimatische und sozio-ökonomische Entwicklung des Mittelmeerraumes mit gewisser Skepsis betrachtet werden.

Aufgrund genannter Unsicherheiten ist es in der wissenschaftlichen Praxis üblich, „Szenarios“ zu bilden, welche eine mögliche - anstelle der wahrscheinlichsten - Zukunftskonstellation untersuchen (vgl. ROSATO et al. 2003, 133). Weit verbreitet ist hierbei das 2xCO²-Szenario, welches als Annahme eine Verdoppelung der CO²-Konzentration (im Vergleich zu vorindustriellen Werten) in der Atmosphäre voraussetzt. Eine solche kann nach Ansicht der Mehrzahl der Wissenschaftler bereits im Laufe des 21. Jahrhunderts eintreten. Abbildung 3 vereinigt verschiedene Schätzungen hierzu, wobei die „äquivalente“ Konzentration auch weitere, in CO²-Konzentrationswerte umgerechnete Treibhausgase enthält. Parallel hierzu stellt Abbildung 4 einige auf diesen Werten aufbauende Temperaturschätzungen dar. Annahme ist hier eine Trendfortschreibung des atmosphärischen CO²-Anstiegs.

[...]

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Der Klimawandel: Ursachen, Folgen und anthropogene Anpassung unter besonderer Berücksichtigung des Mittelmeer-Raums
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Veranstaltung
Hauptseminar "Mittelmeerraum"
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
30
Katalognummer
V39188
ISBN (eBook)
9783638380362
Dateigröße
1337 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Klimawandel, Anpassung, Mittelmeerraum, Mittelmeer, Tourismus
Arbeit zitieren
Florian Dittmar (Autor:in), 2004, Der Klimawandel: Ursachen, Folgen und anthropogene Anpassung unter besonderer Berücksichtigung des Mittelmeer-Raums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39188

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