Going Public - Eine kritische Beurteilung der Eigenkapitalbeschaffung österreichischer Unternehmen über die Börse


Seminararbeit, 2004

19 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zum Begriff des Going Public

3 Finanzierungsstruktur österreichischer Unternehmen

4 Gründe für ein Going Public
4.1 Wachstum
4.2 Stärkung der Eigenkapitalausstattung
4.3 Nachfolgeproblematik
4.4 Erhöhung des Bekanntheitsgrades
4.5 Privatisierung
4.6 Der volkswirtschaftliche Nutzen

5 Positive und negative Aspekte eines Börsegangs
5.1 Positive Aspekte
5.2 Bedenken gegen die Börseneinführung
5.2.1 Verlust an Einfluss
5.2.2 Publizität
5.2.3 Rechtsform
5.2.4 Kosten

6 Kosten und zeitlicher Aufwand

7 Wahl von Börseplatz und Marktsegment
7.1 Der Börseplatz
7.2 Das passende Marktsegment

8 Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen

9 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Wiener Börse stand in diesem Jahr mehr denn je im Rampenlicht der internationalen Börsewelt. Die Rückkehr der Bank Austria Creditanstalt an den österreichischen Finanzplatz im Juni diesen Jahres bescherte diesem den bedeutendsten Börsegang Europas seit langem und damit eine der wichtigsten Kapitalmarkttransaktionen des laufenden Jahres. Mit knapp einer Milliarde Euro an zusätzlichem Eigenkapital und internationaler Medienpräsenz profitierte die BA-CA und deren Mutter, die Hypo Vereinsbank (HVB), von der Neuemission ihrer Unternehmensanteile.

Grund genug sich diesem aktuellen Thema in der vorliegenden Seminararbeit zu widmen und sich die Frage zu stellen: Warum entschließen sich immer mehr Unternehmer zu einem Gang an die Börse? Worin unterscheidet sich diese Art der Finanzierung zu anderen möglichen Kapitalbeschaffungsmethoden? Was sollten zukünftige Emittenten bei der Wahl des Börseplatzes berücksichtigen und welche Kosten sind eigentlich damit verbunden?

All diese Fragen werden im Zuge dieser Arbeit beantwortet. Zu diesem Zweck wird im ersten Teil zunächst geklärt, was unter dem Begriff des Going Public zu verstehen ist. Im Anschluss wird zum besseren Verständnis ein Blick auf die aktuellen Finanzierungsgewohnheiten österreichischer Unternehmen geworfen. Des weiteren werden die wichtigsten Motive aufgezeigt, die Unternehmen dazu veranlassen Wertpapiere an einer Börse zu emittieren. Auf dabei zu berücksichtigende Risiken wird ebenso hingewiesen. Auch die bei einer Börseneinführung anfallenden zeitlichen und finanziellen Aufwendungen als auch die Wahl des geeigneten Börseplatzes und Marktsegmentes werden detailliert behandelt. Den Abschluss dieser Arbeit bildet ein Blick auf aktuelle Entwicklungen in Österreich.

2 Zum Begriff des Going Public

Going Public, im Anschluss auch Börsegang oder IPO[1] genannt, ist der Gang eines Unternehmens an die Börse. Einer großen Zahl zumeist anonymer Dritter wird durch den öffentlichen Verkauf von Unternehmensanteilen die Möglichkeit geboten, sich am Kapital des emittierenden Unternehmens zu beteiligen.[2]

Das Ziel eines Going Publics ist die Aufbringung finanzieller Mittel zur Realisierung unternehmensspezifischer Ziele. Unter Berücksichtigung der in der Literatur üblichen Unterscheidung in die verschiedenen Finanzierungsformen ist der Börsegang als Beteiligungsfinanzierung dem Bereich der Außenfinanzierung zuzuordnen. Liquidität fließt von außen zu. Des weiteren stellen diese zusätzlichen Mittel für das Unternehmen Eigenkapital dar. Das IPO ist also auch eine Art der Eigenfinanzierung.[3]

Eine besondere Bedeutung kommt im Zuge eines Börseganges die Rechtsform zu. Unter den in Österreich zur Auswahl stehenden Gesellschaftsformen kommt für das Going Public im Grunde nur eine Kapitalgesellschaft in Frage. Vor einem Gang an die Börse steht so in der Praxis häufig die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.[4]

Mit dem Entschluss zu einem Börsegang ergeben sich für das Unternehmen grundlegende, dauerhafte Veränderungen in Bezug auf deren Kapitalgeberstruktur. Es kommt zu einem Wechsel, weg vom Private Equity hin zum Public Equity. Die Börse übernimmt dabei eine wichtige Rolle als Vermittler zwischen Kapitalnehmer und –geber, indem sie den Handel der standardisierten Unternehmensanteile ermöglicht. Dadurch wird nunmehr auch kleinen Privatanlegern die Gelegenheit geboten als Kapitalgeber eines Unternehmens aufzutreten.[5]

Je nach Art des Börseganges kann man zwischen einem direkten und indirekten IPO unterscheiden. Der klassische direkte IPO zeichnet sich dadurch aus, dass ein Unternehmen im Zuge einer Kapitalerhöhung erstmals an der Börse notiert. Es fließt also neues Eigenkapital zu. Bei einem indirekten IPO im Gegensatz dazu kommt es zum Zeitpunkt der erstmaligen Notierung zu keiner Kapitalerhöhung und damit zu keiner zusätzlichen Liquidität für das Unternehmen.[6]

3 Finanzierungsstruktur österreichischer Unternehmen

In der Vergangenheit nahm die Kapitalaufnahme über Banken als Form der Unternehmensfinanzierung in Österreich einen äußerst hohen Stellenwert ein. Besonders im Bereich der Klein- und Mittelunternehmen war diese Art der Kapitalaufbringung weit verbreitet. Betrachtet man die Situation weltweit, fällt auf, dass sich amerikanische Unternehmen zum überwiegenden Teil über die Emission von Wertpapieren finanzieren, wogegen in der Eurozone nach wie vor die traditionellen Bankkredite dominieren. In Österreich nehmen diese im Vergleich zum europäischen Durchschnitt eine noch stärkere Stellung ein. Einer der Gründe für diese Entwicklung liegt zunächst in der nationalen Unternehmenslandschaft. Es existieren relativ wenig große Unternehmen, die den Schritt an die Börse wagen. Weiters bieten sich günstige Bedingungen zur Fremdkapitalaufnahme und darüber hinaus genießen österreichische Investoren den Ruf eines Börsenmuffels. Das Sparbuch ist nach wie vor die beliebteste Anlageform der Österreicher.[7]

Seit Mitte der Neunziger lässt sich jedoch eine Neuorientierung österreichischer Unternehmen hinsichtlich ihrer Finanzierungsstruktur beobachten. Nach wie vor dominiert die Kreditfinanzierung. Geänderte Rahmenbedingungen durch die Integration in den europäischen Binnenmarkt, Internationalisierung und die zunehmende Förderung von Eigenkapital bewegen jedoch immer mehr Unternehmer dazu, sich für eine Eigenkapitalfinanzierung zu entscheiden.[8]

4 Gründe für ein Going Public

Dem Unternehmen stehen in der Praxis die verschiedensten Finanzierungsformen zur Wahl. Für welche Alternative sich das Management schlussendlich entscheidet, hängt zunächst von der Ausgangssituation des Unternehmens ab als auch von den Zielen, die sich eine Gesellschaft gesteckt hat. Im folgenden sollen nun einige der bedeutendsten Beweggründe aufgezeigt werden, die Unternehmen dazu veranlassen, sich für eine Kapitalaufnahme über die Börse zu entscheiden.

4.1 Wachstum

Primäres Motiv für ein IPO ist die Finanzierung von Wachstumsabsichten oder spezifischen Investitionen. Insbesondere für Unternehmensakquisitionen, Expansion des Absatzes, die Erschließung neuer Märkte sowie die Förderung des Forschungs- und Entwicklungsbereiches wird das von außen zugeflossene Kapital zumeist verwendet.[9] Banken sind oft nicht in der Lage den auf Wachstum ausgerichteten Unternehmen Kapital in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen. Oder sie tun dies nur zu sehr schlechten Konditionen. Aus diesem Grund bietet der Börsegang gerade für solche Unternehmen gute Rahmenbedingungen ihre Expansionsvorhaben zu realisieren.[10]

4.2 Stärkung der Eigenkapitalausstattung

Viele Unternehmen verfolgenden mit der Emission von Unternehmensanteilen das Ziel ihre Eigenkapitalbasis zu stärken. Und dies aus gutem Grund. Eigenkapital steht der Gesellschaft unbefristet zur Verfügung und ist ergebnisabhängig. Dadurch dient dieses besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als Risikopuffer. Im Falle eines Konkurseintritts fällt diesem Haftungsfunktion zu.[11] Außerdem ermöglicht ein hoher Eigenkapitalanteil den Zugang zu weiteren Finanzierungsquellen. Eine Fremdfinanzierung durch Anleihen oder Bankkredite wird mit zunehmender Eigenmittelausstattung wahrscheinlicher sowie günstiger.[12]

Mit einem Going Public wird folglich der Finanzierungsspielraum von Gesellschaften entscheidend erhöht. Das Management ist in der Lage flexibler zu agieren, da die Liquiditätssituation nachhaltig verbessert wird und die Abhängigkeit von Gläubigern abnimmt. Aus diesem Grund besteht auch großes Interesse an einem hohen Verkaufskurs der Unternehmensanteile, da auf diese Weise große Mengen an Kapital zufließen können.[13]

4.3 Nachfolgeproblematik

Die Problematik einen geeigneten Nachfolger für das Unternehmen zu finden, betrifft vor allem Familienunternehmen aus dem mittelständischen Bereich, die zumeist in Form von Personengesellschaften organisiert sind. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland rund ein Viertel derartiger Unternehmen ohne Nachfolger bleiben wird. Zumeist liegt die Ursache darin, dass es keine geeigneten oder gewillten Personen im näheren Verwandtschaftskreis gibt. Die negativen Konsequenzen betreffen dabei nicht nur das Unternehmen allein sondern wirken sich auch auf Arbeitnehmer, Zulieferer und Kunden aus. Die Aktiengesellschaft bietet für derartige Problemfälle eine gute Lösungsmöglichkeit, da hier jede natürliche, unbeschränkt geschäftsfähige Person die Leitung übernehmen kann. Es existiert eine Trennung zwischen Eigentümern und Unternehmensleitung, die es ermöglicht externe Personen die Geschäftsführung des Familienbetriebes zu übertragen.[14]

[...]


[1] IPO steht für Initial Public Offering.

[2] Vgl. Grupp [Börseneintritt 1995], S.11.

[3] Vgl. Edelmann [Going Public 2003], S.1.

[4] Vgl. Edelmann [Going Public 2003], S.1.

[5] Vgl. Engelmann [Unternehmensfinanzierung 2000], S.147.

[6] Vgl. Bösl [Indirekter Börsegang 2003], in: Finanz Betrieb, S.297.

[7] Vgl. o.V. [Der Österreichische Kapitalmarkt 2003], S.8.

[8] Vgl. Waschiczek et al. [Österreichischer Aktienmarkt 2000], S.117.

[9] Vgl. Zacharias [Börseneinführung 2000], S.49.

[10] Vgl. Bernegger [Beste Börse 2000], o.S.

[11] Vgl. Edelmann [Going Public 2003], S.9f.

[12] Vgl. Zacharias [Börseneinführung 2000], S.51.

[13] Vgl. Grupp [Börseneintritt 1955], S.54f.

[14] Vgl. Zacharias [Börseneinführung 2000], S.52f.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Going Public - Eine kritische Beurteilung der Eigenkapitalbeschaffung österreichischer Unternehmen über die Börse
Hochschule
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt  (Abteilung Betriebliche Finanzierung, Geld- und Kreditwesen)
Veranstaltung
Seminar: Corporate Finance
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V38979
ISBN (eBook)
9783638378895
Dateigröße
871 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Going, Public, Eine, Beurteilung, Eigenkapitalbeschaffung, Unternehmen, Börse, Seminar, Corporate, Finance
Arbeit zitieren
Bettina Hofmeister (Autor:in), 2004, Going Public - Eine kritische Beurteilung der Eigenkapitalbeschaffung österreichischer Unternehmen über die Börse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38979

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