Der Fall Alessandria - Wirkung einer ungewöhnlichen Stadtgründung


Seminararbeit, 2002

13 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gründung und Geschichte der Stadt Alessandria

3. Alessandria im Spiegel der Geschichtsquellen
Italienische Quellen
Päpstliche Quellen
Kaiserliche Quellen

4. Zusammenfassung

5. Quellen und Literatur

1. Einleitung

Die Italienpolitik des Kaisers Friedrich Barbarossa war im wesentlichen von zwei Faktoren bestimmt. Zum einen beschäftigte ihn das wechselhafte Verhältnis zu den römischen Päpsten, ein beständiges Ringen um Macht und Einfluss auf die christlichen Untertanen. Andererseits hatte er mit der erstarkenden städtischen Bewegung in Italien zu kämpfen. Die reichen oberitalienischen Städte, allen voran die Metropole Mailand, versuchten sich der Reichsgewalt immer mehr zu entziehen und eine unabhängige Stellung zu erringen. Die Geschichte der Italienzüge Barbarossas ist deshalb einerseits von Kriegen und Belagerungen, andererseits von großen Ausgleichsverhandlungen und Vertragsschlüssen geprägt. All diese Fakten erlauben jedoch nur wenig Rückschlüsse auf die emotionale Ebene der Ereignisse im Italien des 12. Jahrhunderts. Hier kann eine bemerkenswerte Episode dieser Zeit weiterhelfen, die Gründung und Entwicklung der Stadt Alessandria. Von der kürzlich ins Leben gerufenen Vereinigung der rebellierenden Städte, dem Lombardenbund, wider jeder damaligen Gepflogenheit gegründet und befestigt, benannt und eingeschworen auf seinen größten Gegner, Papst Alexander III., gereichte diese Stadt wie keine andere dem Staufer zum Ärgernis. Wie aber sahen die Zeitgenossen diesen propagandistischen Akt? War die Kurie direkt mit involviert? Gab es Reaktionen im fernen deutschen Kerngebiet des Reiches? All diese Fragen sollen im Folgenden angegangen werden. Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit der Stadtgeschichte Alessandrias zur Zeit Friedrich Barbarossa. Ein Blick auf die wichtigsten Geschichtsquellen Deutschlands und Italiens für diese Zeit soll dann die Wirkung des Falls Alessandria auf die verschiedenen Mächtegruppen des Konflikts, namentlich die päpstlichen, kaiserlichen und städtischen Kreise illustrieren.

2. Gründung und Geschichte der Stadt Alessandria

In dieser Zeit kaiserlicher Schwäche, nach dem großen Unglück Friedrichs vor Rom, entschloss sich der neue Bund der Lombarden zu einem gewagten Schritt. Am Zusammenfluss von Tanaro und Bormida in der Nähe von Curtio Roverto[1] westlich von Tortona, gab es wohl schon vorher einige florierende kleinere Ortschaften, die mit der Lega Lombarda in Kontakt standen und sowohl wirtschaftliche, als auch gewisse strategische Bedeutung besaßen. Das Gebiet unterstand eigentlich der Herrschaft der Markgrafen von Montferrat, die damit per Kaiserdiplom 1164 von Friedrich belehnt wurden.[2] Aus diesen acht Ortschaften entstand dann eine Stadt, die am 3.5.1168 als „Alexandrinae novae civitatis“ dem Lombardenbund beitrat[3]. Nicht nur, dass diese lombardische „Bundesfestung“[4] widerrechtlich gegründet wurde, denn Stadtgründungen waren seit jeher Privileg des Königs, sie war auch noch nach Papst Alexander III., dem Hauptgegner Friedrichs in Italien, benannt. Darüber hinaus leistete die Stadt 1170 den Treueeid an ihren Namenspatron und stiftete den Baugrund für eine Kathedrale. 1172 muss sich das kaisertreue Pavia dem Bund anschließen und auch der Markgraf von Montferrat muss sich beugen. Friedrich Barbarossa nahm diese Provokationen zum Anlass, für seinen Italienzug 1174 Alessandria zum Hauptangriffsziel zu machen. Doch die Stadt war wohl ausreichend befestigt und das Kriegsglück wieder einmal nicht bei Friedrich, so dass die Belagerung 1175 erfolglos abgebrochen werden musste. Im Abkommen von Montebello unterzeichnete der Kaiser schließlich einen vorläufigen Friedensvertrag mit dem Lombardenbund, Alessandria wurde jedoch namentlich davon ausgenommen und nur ein Waffenstillstand kam zustande. Da die Lega Lombarda einen Friedensschluss zwischen Kaiser und Papst Alexander forderte, kam es zu Verhandlungen mit der Kurie, die jedoch an der Frage Alessandria scheiterten, da Barbarossa die Vernichtung der Stadt vehement forderte. 1175 wurde die Stadt zum Bischofssitz, der Krieg zwischen Bund und Kaiser brach schließlich wieder aus. Bei Legnano erlitt Friedrich 1176 eine Niederlage und entschloss sich, wieder in Verhandlungen einzutreten. Im Vertrag von Anagni 1176 und schließlich im Frieden von Venedig 1177 wurden die Konflikte beigelegt. Friedrich erkannte Alexander als rechtmäßigen Papst an und garantierte den Frieden mit dem Lombardenbund für sechs Jahre. Alessandria trat in Venedig als Mitglied des Bundes auf und unterzeichnete auch den Vertrag. Noch hatte Friedrich jedoch den Stadtstatus Alessandrias nicht anerkannt. Zu diesem Schritt konnte der Markgraf von Montferrat am 13.6.1178 bewegt werden. Er forderte den Kaiser auf, sich anzuschließen. Trotzdem war auch mit Montferrat noch kein endgültiger Ausgleich herbeigeführt. Mit der wachsenden Macht des Kaisers, der in Deutschland nach dem Sturz Heinrichs des Löwen wieder für Einheit gesorgt hatte, sank der Stern des Lombardenbundes. Abgesandte aus Alessandria und anderen italienischen Städten kamen zum Ablauf des Friedensvertrages von Venedig nach Nürnberg und suchten nach Aussöhnung mit dem Kaiser. Nach zähen Verhandlungen, bei denen wiederum Alessandria den kritischen Punkt bildete, kam es 1183 zum Frieden von Konstanz, in dem der Lombardenbund vom Kaiser anerkannt und zugleich ins Reich eingegliedert wurde. Für Alessandria wurde eine Sonderregelung gefunden. Die Stadt wurde unter dem Namen Cesaria fiktiv vom Kaiser neu gegründet und konnte sich noch einige einträgliche Rechte sichern.[5] Trotz dieser kreativen Idee, die sowohl die Schmach des Namens, als auch die Verletzung des Stadtgründungsrechtes beseitigte, wurde Friedrich nie wieder in dieser, jetzt seiner, Stadt bezeugt.

[...]


[1] R. Bautier, C. Bretscher-Gisiger (hg.), Lexikon des Mittelalters, Bd. 1, München 1980.

[2] Bautier, Lexikon des Mittelalters.

[3] F. Opll, Stadt und Reich im 12. Jahrhundert, 1125-1190 (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters, Beihefte zu J. F. Böhmer Regesta Imperii), Wien 1986, S. 183ff.

[4] Alessandria trug dasselbe Siegelbild wie die Lega Lombarda. Opll, Stadt und Reich, S. 184.

[5] B. Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, Band: 1 Frühzeit und Mittelalter, Stuttgart 81954, ND Stuttgart 71964, S.325

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Details

Titel
Der Fall Alessandria - Wirkung einer ungewöhnlichen Stadtgründung
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Mittlere und Neuere Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar: Die frühen Staufer
Note
1.3
Autor
Jahr
2002
Seiten
13
Katalognummer
V3897
ISBN (eBook)
9783638124164
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fall, Alessandria, Wirkung, Stadtgründung, Proseminar, Staufer
Arbeit zitieren
Stephan Geier (Autor:in), 2002, Der Fall Alessandria - Wirkung einer ungewöhnlichen Stadtgründung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3897

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