Ein Basisschnittkonzept für Damenhosen und die Realisation von Modellvarianten


Bachelorarbeit, 2017

81 Seiten, Note: 2,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung derArbeit
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
1.4 Angesprochene Lesergruppe

2 Bekleidungsfertigung in der Bekleidungsindustrie
2.1 Schwierigkeiten der Bekleidungsfertigung
2.2 Reihenmessung Sizegermany
2.3 Die Maßtabelle
2.4 Vorgehensweise in der industriellen Schnittentwicklung

3 Entwicklung des Basisschnittkonzeptes mit anschließender Modellrealisation
3.1 Die drei Kategorien der Hosenpassformen
3.2 Grundschnitt der Standardhose
3.3 Bundfaltenhose
3.4 Hose mit Naht in dervorderen und hinteren Bruchlinie
3.5 Marlene-Hose

4 Anprobe
4.1 Das Anpassen von Hosen
4.2 Erste Anprobe
4.3 Zweite Anprobe

5 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Kurzfassung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Umsatzanteil Damenhosen an der gesamten DOB

Abbildung 2: Umsatzanteile von Jeans, Casual-Hosen und formellen Hosen

Abbildung 3: Berührungsloses vermessen mit modernster 3D- Scannertechnologie

Abbildung 4: Die Veränderungen der deutsche Durchschittsfrau im Vergleich zum Jahr 1994 der Reihenmessungen

Abbildung 5: Matrix mit den Neun Bereichen

Abbildung 6: Maßtabelle für Normalgrößen

Abbildung 7: Maßsatz für die Konstruktion einer Damenhose mit der Größe 40 und derZugabenstufe 1 (Angaben in mm)

Abbildung 8: Grundschnittzeichnung der Vorder- und Hinterhose einer Damenhose

Abbildung 9: Computerunterstütze Schnittkonstruktion mit der CAD-SoftwareGRAFIS

Abbildung 10: Konturengleiche Nähte an einer Hose erzielen (Angaben in mm)

Abbildung 11: Hosenpassformen der Marlene-Hose, Standardhose und engen-Hose

Abbildung 12: Grundschnitt Standardhose Gr

Abbildung 13: Technische Zeichnung einer Standardhose

Abbildung 14: Technische Zeichnung der Bundfaltenhose

Abbildung 15: Aufbau der Teilearbeit

Abbildung 16: VH Schnittlinien

Abbildung 17: Änderungen an derVH (Angaben in mm)

Abbildung 18: Detailansicht derVH (Angaben in mm)

Abbildung 19: Konstruktion Bund (Angaben in mm)

Abbildung 20: Untertrittbeleg (Angaben in mm)

Abbildung 21: Vorderhose links und rechts

Abbildung 22: HH

Abbildung 23: Bund

Abbildung 24: Taschenbeleg, untererTaschenbeutel und Schlitzbeleg

Abbildung 25: oberer Taschenbeutel

Abbildung 26: Schablone Obertrittschlitz

Abbildung 27: Technische Zeichnung einer Hose mit Naht in der vorderen und hinteren Bruchlinie

Abbildung 28: Aufbau Teilearbeit

Abbildung 29: Schnittlinien der Hose

Abbildung 30: Anlegen der Schnittteile (Angaben in mm)

Abbildung 31: auskopierte Schnittteile mit Reißverschlussbeleg (Angaben in mm)

Abbildung 32: Konstruktion Bund (Angaben in mm)

Abbildung 33: Schlitzbeleg Untertritt (Angaben in mm)

Abbildung 34: Inneres Hosenteil links und rechts

Abbildung 35. Äußeres Hosenteil

Abbildung 36: Bund

Abbildung 37: Schlitzbeleg Untertritt

Abbildung 38: Schablone Obertrittschlitz

Abbildung 39: Technische Zeichnung des Modells Marlene-Hose

Abbildung 40: Aufbau Teilearbeit

Abbildung 41: Konstruktion der Marlene-Hose (Angaben in mm)

Abbildung 42: Passen- und Taschenkonstruktion an derVH (Angaben in mm)

Abbildung 43: Passenkonstruktion an der HH (Angaben in mm)

Abbildung 44: Passe vorne und hinten (Angaben in mm)

Abbildung 45: Konstruktion Gürtel und Gürtelschlaufe (Angaben in mm)

Abbildung 46: Vorderhose und Hinterhose

Abbildung 47: Schnittteile der vorderen und hinteren Passe

Abbildung 48: Taschenbeleg und TB unten

Abbildung 49: Gürtel

Abbildung 50: Gürtelschlaufe

Abbildung 51: TB oben

Abbildung 52: Bestimmung der Seitenlange

Abbildung 53: Probeteil der Bundfaltenhose

Abbildung 54: Probeteil der Hose mit Naht in der vorderen und hinteren Bruchlinie

Abbildung 55: Probeteil der Marlene-Hose

Abbildung 56: Modellvariation der Bundfaltenhose

Abbildung 57: Modellvariation der Hose mit Naht in dervorderen und hinteren Bruchlinie

Abbildung 58: Modellvariation der Marlene-Hose

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Produktplanung in der Bekleidungsindustrie

Tabelle 2: Maßsatz für eine Hose mit der Größe 40 (Angaben in mm)

Tabelle 3: Globale X-Werte (Angaben in mm)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Danksagung

Die vorliegende Bachelorarbeit „Entwicklung eines Basisschnittkonzeptes für Da­menhosen mit anschließender Realisation von Modellvarianten" entstand zum Abschluss meines Studiums im Sommersemester2017.

Ganz herzlich möchte ich mich bei meiner Referentin Dipl.-Ing. Heike Kienow aus dem Bereich Schnittgestaltung bedanken. Ihre Unterstützung mit der sorgfältigen und kritischen Durchsicht sowie den wertvollen Hinweisen hat wesentlich zum Gelingen der Arbeit beigetragen.

Prof. Dipl.-Kff. Dipl.-Ing. Ute Detering-Koll aus dem Bereich CAD Bekleidungs­konstruktion danke ich ganz herzlich für die Übernahme des Korreferats.

Ganz besonders danken möchte ich meiner Familie für ihre vielfältige Unterstüt­zung, ihr großes Verständnis und die liebevolle Geduld.

1 Einleitung

1.1 Problemstellung der Arbeit

Die Inbesitznahme der Hose durch die Frauen ist als ein entscheidender Schritt in Richtung Auflösung hierarchischer und geschlechtlicher Differenzierung zu werten. Dadurch wurde die strenge Grenzziehung zwischen männlichem und weiblichem Kleidercode aufgehoben. Die Annäherung weiblicher und männlicher Silhouetten ist weniger eine Frage der Kleidung als vielmehr eine der in ihr ein­genommenen Haltung. Das Tragen von Hosen beeinflusste und veränderte die weibliche Körpersprache. Sie wurde raumgreifender, natürlicher und ausdrucks­voller. Durch die Hose gewann die weibliche Kultur an Stärke.1 Dies zeigt, dass die Hose für die Frauen bereits in der Geschichte eine entscheidende Rolle hatte.

Die Hosen sind heute die wichtigste Produktgruppe in der Damenoberbeklei­dung, denn sie machen den größten Anteil am DOB-Umsatz aus. Ihr Anteil steigt seit Jahren zusammen mit dem DOB-Umsatz an. Damit hat auch der modische Stellenwert der Hose am Gesamtoutfit zugenommen. In der DOB ist das Ge­schäft mit der Hose eines der schwierigsten. Hier findet man eine große Formen­vielfalt vor, denn man muss nicht nur mit den klassischen Leistungen wie Qualität, Mode und Distribution überzeugen. Vor allem muss man eine gute Passform bie­ten. Hosenspeziallisten dominieren das Hosengeschäft.2

Denn Hosenmodelle lassen sich in geringen Preislagen nicht passgenau arbei­ten. Damit eine Hose mit der Größe 38 immer exakt dieselben Maße hat, muss jeder Stoff und zuvor auch jeder Stoff-Ballen auf seine Einlaufwerte getestet wer­den. Denn jeder Stoff reagiert bei heißen Temperaturen und Feuchtigkeit anders. Das heißt, dass Stoffe mehr oder weniger nach dem Waschen oder Bügeln ein­laufen können. Deshalb müssen Stoffe, bevor sie zugeschnitten werden, auf ihre Einlaufwerte getestet werden. Daher hat man später keine überraschenden Ver- 1 Einleitung2 änderungen bei der Passform zu befürchten. Diese Tests sind kosten-und zeit­aufwändig, aber für eine gute Passform unentbehrlich. Denn nur wenn Hosen an den Käuferinnen gut sitzen, werden sie auch gekauft.3

Außerdem befinden sich viele etablierte Kollektionen im Wandel. Denn die Kun­dinnen zeigen immer deutlicher, dass sie mehr Mode und Veränderungen für ihre Hosen wünschen. Im Rahmen der TW-Markt- und Markenanalyse Damenhose 2006 sagten 70 % der befragten Händler, dass sie sich ständig nach neuen Ho­senlabels umsehen, damit sie ihr Sortiment attraktiv und unverwechselbar ge­stalten können.4

Der Umsatz von Damenhosen an der gesamten DOB beträgt 33 % (siehe Abbil­dung 1). In zwei Jahren soll der Umsatz nochmals um 2 % steigen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Umsatzanteil Damenhosen an der gesamten DOB

Quelle: online: Textilwirtschaft (2009), S.9.

In Abbildung 2 kann man die Aufteilung der Hosenumsätze auf drei Hosentypen sehen. Die Jeans hat dabei den größten Umsatz von 39 %. Danach folgt die 1 Einleitung3 Casual-Hose mit einem Umsatz von 31 %, dicht gefolgt von der formellen Hose mit einem Umsatz von 30 %.5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Umsatzanteile von Jeans, Casual-Hosen und formellen Hosen.

Quelle: online: Textilwirtschaft (2009). S. 21.

1.2 Zielsetzung

Ziel dieser Arbeit ist es, von dem Grundschnitt der Standardhose ausgehend ein Basisschnittkonzept für Damenhosen mit anschließender Realisation von Modell­varianten zu entwickeln. Dabei werden drei unterschiedliche Basisschnitte für Damenhosen entwickelt, die anschließend als Hosenmodelle realisiert werden. Dies soll unter Berücksichtigung der schnitttechnischen Grundlagen erfolgen. Dabei sollen alle schnitttechnischen Schritte dokumentiert werden. Die Schnitt­konstruktion wird mit dem CAD-Software-Programm GRAFIS erstellt. Es wird das Maß- und Konstruktionssystem CONTEC verwendet. Die Schnitte werden für die Konfektionsgröße 40 konstruiert. Nachdem die Basisschnitte erstellt wurden, werden Probeteile genäht. Anschließend werden diese von einem Modell mit der Größe 40 anprobiert. Nach einer erfolgreichen Anprobe können dann die Hosen­modelle entwickelt werden. Für die Modellentwicklungen wird unelastischer Oberstoff verwendet. Denn so bleiben die Hosen bei der Anprobe stabil in ihrer 1 Einleitung4 Form und man kann sie besser miteinander vergleichen. Die Arbeit beschränkt sich auf die Entwicklung formeller Hosen. Formelle Hosen stehen für elegante Hosen und Business-Hosen. Danach folgt eine zweite Anprobe der Hosenmo­delle. Die Anproben werden fotografisch dokumentiert, um das Ergebnis festzu­halten.

1.3 Aufbau der Arbeit

Zur Erreichung der Zielsetzung wird im zweiten Kapitel derArbeit auf die Beklei­dungsfertigung innerhalb der Bekleidungsindustrie eingegangen. Im nächsten Kapitel folgt die Entwicklung der Basis- und Modellschnitte. Im vorletzten Kapitel wird die Anprobe der Hosen fotografisch dokumentiert. Im fünften und letzten Kapitel werden die wesentlichen Aspekte dieserArbeit zusammengefasst.

1.4 Angesprochene Lesergruppe

Diese Arbeit richtet sich an Personen aus der Bekleidungstechnik mit dem Schwerpunkt Produktentwicklung. Natürlich auch an Personen, die Interesse an der Entwicklung von Bekleidung haben, in diesem Fall an Damenhosen. Dabei sollte ein Grundverständnis in der Schnitttechnik vorhanden sein. Im Speziellen sollen Leser angesprochen werden, die sich Kenntnisse über die Schnittentwick­lung von verschiedenen Basisschnitten der Hose aneignen möchten.

2 Bekleidungsfertigung in der Bekleidungsindustrie

2.1 Schwierigkeiten der Bekleidungsfertigung

Wie jede andere wirtschaftliche Tätigkeit, erfordert erfolgreiche Bekleidungsferti­gung planvolles, systematisches und vorausschauendes Vorgehen in allen invol­vierten Zweigen. Das Bekleidungsprodukt ist einer der wichtigsten Planungsbe­reiche neben dem Betriebsablauf. Dabei wird die Produktgestaltung von der Idee bis zur Herstellung von der Produktplanung begleitet.

Die Voraussetzungen und Grundlagen sind in der Bekleidungsindustrie andere als im Bekleidungshandwerk. Deshalb verläuft auch die Produktplanung anders. Bei der Maßkonfektion ist der spätere Träger der Kleidung bekannt. Dagegen ist der potenzielle Träger bei der Bekleidungsindustrie nicht bekannt. Dies bringt ge­wisse Probleme mit sich, die spezielle Lösungen erfordern (siehe Tabelle 1).6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Produktplanung in der Bekleidungsindustrie

Quelle: In Anlehnung an Fontaine (2008), S. 306.

Eine gängige Fertigungsart in der Bekleidungsindustrie ist die Serienfertigung. Hier produziert man größere Stückzahlen, die aber begrenzt sind. Wenn die Stückzahlen nicht von Anfang an begrenzt sind, spricht man von Massenferti­gung. Ein Vorteil der Serienfertigung ist, dass die Kosten für das Endprodukt ge­senkt werden können. Dies geschieht durch Einsparen von Material- und Ferti­gungszeitkosten. Die Nachteile sind, dass trotz vieler Größen Passformprobleme vorhanden sind. Außerdem bleiben trotz vieler Modelle Wünsche nach Individu­alität offen.

Dann gibt es noch die Einzelfertigung, sie kommt im Bekleidungshandwerk sowie in der Bekleidungsindustrie zur Herstellung von Kollektionsmodellen und bei Maßkonfektion vor. Die Vorteile dieser Fertigung sind: Individuelle Gestaltung der Kleidung; Berücksichtigung körperlicher Besonderheiten und Anfertigung spezi­eller und seltener Kleidung. Ein Nachteil ist die große Fertigungszeit und der große Materialaufwand. Dies erzeugt hohe Kosten und einen hohen Endpreis.7

2.2 Reihenmessung SizeGERMANY

Möglichst vielen Menschen gut passende Kleidung anbieten zu können, ist das Ziel der Bekleidungshersteller und des Handels. Schnittkonstruktionen müssen deshalb den ständigen Veränderungen in den Körperproportionen angepasst werden. Körpermaßtabellen bieten dafür die Basis. Diese werden anhand von repräsentativen Reihenmessungen erstellt. Seit 1957 werden diese in Deutsch­land von den Hohenstein Instituten in Bönnigheim regelmäßig durchgeführt.

Die letzte repräsentative Reihenmessung SizeGERMANY wurde 2009 durchge­führt. Sie ist die erste Reihenmessung mit 3D-Scannertechnologie. Diese wurde von den Hohenstein Instituten (Bönnigheim) und der Human Solution GmbH (Kai­serslautern) in Kooperation mit Industriepartnern durchgeführt. Dafür wurden an 31 Messstandorten im gesamten Bundesgebiet die Körpermaße von 13.362 Männern, Frauen und Kindern im Alter von 6 bis 87 Jahren ermittelt. Die Teilneh­mer wurden berührungslos mit modernster 3D-Scannertechnologie vermessen (siehe Abbildung 3). Dies erfolgte in einer sitzenden und drei stehenden Positio­nen. Pro Durchlauf wurden rund 400.000 Messpunkte erfasst. Daraus wurde ein elektrischer Zwilling beziehungsweise Scan der Teilnehmer am PC erstellt. An dem Zwilling wurden 44 Körpermaße wie Hüft- und Brustumfang für die Beklei­dungsindustrie sowie 53 Körpermaße für die technische Ergonomie abgenom­men. Die Körpermaße sind anonymisiert, jedoch mit soziografischen Daten wie Geschlecht und Alter verknüpft. Diese Daten stehen über ein spezielles Daten­portal den Industriepartnern von SizeGERMANY für zusätzliche Auswertungen zur Verfügung. Außerdem können die beteiligten Unternehmen für zielgruppen- und unternehmensspezifische Analysen auf die Daten zugreifen.5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Berührungsloses Vermessen mit modernster 3D-Scannertechnologie

Quelle: online: Scharrenbroch (2009).

Die letzten Reihenmessungen in Deutschland bei den Damen vor SizeGER­MANY fanden im Jahr 1994 statt. Es wurden Änderungen im Vergleich zu den Durchschnittswerten für die weibliche Bevölkerung zwischen 14 und 70 Jahren festgestellt. Diese Änderungen sind unabhängig von den Konfektionsgrößen und wurden für die Damenoberbekleidung ermittelt. Bei den Damen ergibt sich damit eine Verlagerung hin zu größeren Konfektionsgrößen. Wie man in Abbildung 4 sehen kann gibt es bei der Körperhöhe eine Zunahme um ca. 1,0 cm, beim Brust­umfang eine Zunahme um 2,3 cm, beim Taillenumfang eine Zunahme von 4,1 cm und beim Hüftumfang eine Zunahme von 1,8 cm.6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Die Veränderungen der deutschen Durchschnittsfrau im Vergleich zum Jahr 1994 der Reihenmessungen

Quelle: online: Gortan (2014), S. 7.

2.3 Die Maßtabelle

Um die Vielzahl an Körpermaßen zu ordnen und übersichtlich zu machen, wer­den diese in Maßtabellen gegliedert. Eine Maßtabelle beinhaltet folgende Kör­perkennmaße, die für eine Konstruktion benötigt werden: Brustumfangsmaßklas­sen, Körpermaßklassen und Gesäßumfangsmaßklassen/Figurtypmaßklassen. Kombiniert man diese Maßklassen, so entsteht eine Matrix mit neun Bereichen, in denen jeweils andere Größenbezeichnungen auftreten (siehe Abbildung 5).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Matrix mit den neun Bereichen

Quelle: Detering/Schierling (2013).

Im Feld der normalhüftigen Normalgrößen (34-56) befindet sich der größte Anteil mit ca. 21% der potenziellen Käuferinnen. Deshalb wird in der Bekleidungskon­fektion der Damen hauptsächlich dieser Bereich bedient. Hier befinden sich die gängigen Größen von 34-56. In Abbildung 6 ist eine CONTEC-Maßtabelle für Normalgrößen zu sehen. Hier sind die Konfektionsgrößen mit den dazugehören­den Körperkennmaßen aufgeführt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Maßtabelle für Normalgrößen

Quelle: Detering/Schierling (2013).

Für die Wahl der passenden Bekleidungsgröße werden der Brustumfang, die Körperlänge und der Gesäßumfang benötigt. Deshalb bezeichnet man diese Maße auch als Primärgrößen.

Unter anderem können Größentabellen unterschiedliche Strukturen aufweisen. Dies ist auf die unterschiedlichen Größensysteme zurückzuführen. Hier gibt es das geläufige deutsche Größensystem, das neue europäische Größensystem und das amerikanische Buchstabensystem.10 Zu beachten ist, dass die Körpermaße aus den Größentabellen keine Fertigmaße eines Bekleidungsstücks sind.7 Die entnommenen Maße aus einer Größenta­belle sind reine Körpermaße. Einige dieser Maße erhalten bei der Schnittkon­struktion von Bekleidung Auflockerungszugaben. Zudem werden zunächst alle Schnittteile ohne Nahtzugaben gezeichnet. Sie werden nachträglich in ge­wünschter Breite zugegeben.8

2.4Vorgehensweise in der industriellen Schnittentwicklung

Die dreidimensionale Bekleidung entsteht durch das Zusammenfügen von zwei­dimensionalen Teilen. Diese nennt man Schnittteile. Die Schnittteile müssen so entwickelt werden, dass sie beim Zusammenfügen die Modellabsicht erfüllen. Deshalb bestimmt das Modell des Kleidungsstückes Form, Zahl und Größe der Schnittteile.

Die Schnittentwicklung ist ein technischer Vorgang, bei dem man drei Verfahren kennt: das Abformen, die herkömmliche Schnittkonstruktion und die EDV-ge- stützte Schnittgewinnung.

Das Abformen der Schnittteile ist ein Verfahren, das am Körper des Kunden durchgeführt werden muss. Dies erfordert viel Geschicklichkeit und Erfahrung und wird eher bei leichten Modellen und Bekleidungsformen verwendet. Dieses Verfahren wird bei der industriellen Fertigung nicht angewendet.

Bei der herkömmlichen Schnittentwicklung gewinnt man die einzelnen Schnitt­teile durch die Schnittzeichnung. Dabei beruht die Konstruktion der Schnittteile auf dem Können und der Interpretation der Schnittmacherin/des Schnittmachers. Als Ergebnis erhält man eine Schnittzeichnung und eine Darstellung der einzel­nen Schnittteile.9 Als Grundlage für jede Konstruktion dient ein Maßsatz (siehe Abbildung 7). In ihm sind alle relevanten Körperkennmaße zu finden. Alle Quer­maße, deren Messtrecken nur einmal auftauchen, werden mit dem halben Betrag eingetragen. Durch Weitenzugaben oder andere Verrechnungswerte entstehen Konstruktionskennmaße. Diese werden dann in den jeweiligen Konstruktionen eingesetzt.14

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Detering/Schierling (2013).

Mithilfe von Konstruktionsmaßen, Konstruktionslinien, Konstruktionspunkten und Schnittlinien erfolgt die Zeichnung (siehe Abbildung 8). Die Konstruktionslinien sind waagerechte, senkrechte und schräge Hilfslinien. Auf diesen werden die be­rechneten Konstruktionskennmaße abgetragen. Die Anfangs-und Endpunkte der Konstruktionsmaße werden auf den Konstruktionslinien markiert. Diese werden Konstruktionspunkte genannt. Sie werden mit Zahlen versehen. Schnittlinien er­hält man, in dem man Konstruktionspunkte durch gerade oder geschwungene Linien miteinander verbindet. Sie sind auch die Umrisslinien der einzelnen Teile, nach denen später ausgeschnitten wird. Schnitt- und Konstruktionslinien können in einigen Fällen auch identisch sein.15

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Grundschnittzeichnung der Vorder-und Hinterhose einerDamenhose

Quelle: Detering/Schierling (2013).

Die EDV ermöglicht eine computerunterstützte Schnittkonstruktion (siehe Abbil­dung 9). Diese wird in der industriellen Bekleidungsfertigung genutzt. Die ausfüh­renden CAD-Programme basieren auf Proportionssystemen und ermöglichen Folgendes:

- Neue Schnitte können am Computer konstruiert und auf einem Datenträ­ger gespeichert werden. Jedes Teil hat eine eigene Nummer und kann seinem Modell zugeordnet werden. Es kann aus dem Speicher auf den Bildschirm geladen und über eine elektronische Größenzeichenmaschine (Plotter) ausgedruckt werden. Man kann die Schnittteile im Originalmaß oder im verkleinerten Maßstab ausdrucken. Alle zusammengehörenden Teile werden unter einem Modellnamen abgespeichert und erscheinen nach Aufruf des Namens auf dem Computerbildschirm.
- Auf dem Datenträger gespeicherte Grundschnitte können zu Modellschnit­ten ausgebaut werden.
- Vorhandene Grund- und Modellschnitte können abgewandelt werden. Zum Beispiel können Falten eingelegt werden, Abnäherund Nähte verlegt werden. Arm- und Halslöcher können verändert werden. Außerdem kön­nen die Schnittteile verschoben und gedreht werden.
- Des Weiteren ist es möglich, schon hier eine Musterabstimmung der Schnittteile vorzunehmen. Hierbei werden entweder Stoffmuster einge­scannt oder sie liegen schon digital vor und werden anschließend in das CAD-Programm übertragen.
- Die Entwicklung einer Modellveränderung kann jederzeit nachvollzogen werden, da jeder Schritt dokumentiert wird. Dies ist bei manuell erstellten Schnitten meistens nicht möglich. Um eine gute Passform zu erzielen, ist die Orientierung an einem Grundschnitt bei modischen Veränderungen sehrwichtig.16

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Computerunterstütze Schnittkonstruktion mit derCAD-Software GRAFIS

Quelle: Eigene Darstellung.

In der Schnittkonstruktion unterscheidet man zwischen einem Grundschnitt, ei­nem Modellschnitt und einem Konfektionsschnitt. Der Grundschnitt zeigt ein Be­kleidungsstück in seiner Grundform. An ihm können zahlreiche Änderungen vor­genommen werden. Zum Beispiel bei speziellen Kleidungsstücken, bei besonde­ren Körperformen oder bei modischen Entwürfen. Werden diese Abwandlungen in den Grundschnitt eingearbeitet, so entsteht ein Modellschnitt. Der Grundschnitt ist demnach eine Vorstufe zum Modellschnitt. Passformprobleme können mit der Verwendung eines bewährten Grundschnittes verringert werden.

Der Konfektionsschnitt wird bei der industriellen Fertigung eingesetzt. Hierbei wird Rücksicht auf die Bedingungen der Industrie genommen, indem man ver­sucht, den Fertigungsaufwand möglichst gering zu halten. Zum Beispiel werden Nähte reduziert und deckungsgleiche Nähte angestrebt.10 Deckungsgleiche Nahtlagen haben eine gleiche Form an einer Naht bei zwei Schnittteilen, die an­einander genäht werden. Dabei kann es sich zum Beispiel um die Seitennähte von einem Kleid oder um Ärmelnähte handeln. Es kann sich aber auch um die Seiten- oder Schrittnähte einer Hose handeln. Die Umstellung auf deckungsglei­che Nähte ist erforderlich, wenn harte oder spröde Stoffe verwendet werden. Au­ßerdem ist sie auch notwendig, wenn bei der industriellen Fertigung Langnahtau­tomaten angewendet werden. Dabei werden die beiden Teile mithilfe einer lan­gen Streckenführung zusammengenäht. Hierbei sind gleiche Nahtkonturen un­abdingbar. Bei der Änderung zum Beispiel an einer Hose, wird an einem Teil an der Hüfte etwas abgeflacht und am anderen Teil der Hüfte wird der gleiche Betrag ergänzt. Das Gleiche wird auch an der Schrittnaht gemacht (siehe Abbildung 10). Eine Änderung ist aber nur dann möglich, wenn die Passform es erlaubt. Dabei ist auch zu beachten: wenn Modelllinien verändert werden, verändert sich dadurch auch die Optik. Bei einem Damenhosengrundschnitt sind bereits die Vorder- und Hinterhose bis zur Knielinie deckungsgleich. Ab der Knielinie erge­ben sich Differenzen im Hüft- und Schrittbereich.11

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Konturengleiche Nähte an einer Hose erzielen (Angaben in mm)

Quelle: Eigene Darstellung.

[...]


1 Vgl. Wolter (1994), S.294.

2 Vgl. Textilwirtschaft (2009), S. 2.

3 Vgl. Wickerath (2006), S. 68.

4 Vgl. Wickerath (2006), S. 74.

5 Vgl. online: Gortan (2014), S. 1.

6 Vgl. online: Gortan (2014), S. 1 f.

7 Vgl. Fontaine (2008), S. 417.

8 Vgl. Stiegler/Krolopp (2012), S. 12.

9 Vgl. Fontaine (2008), S.425.

10 Vgl. Fontaine (2008), S. 426 f.

11 Vgl. Deutsche Bekleidungs-Akademie (2015), S 22 f.

Ende der Leseprobe aus 81 Seiten

Details

Titel
Ein Basisschnittkonzept für Damenhosen und die Realisation von Modellvarianten
Hochschule
Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach
Veranstaltung
Bekleidungstechnik
Note
2,7
Jahr
2017
Seiten
81
Katalognummer
V389061
ISBN (eBook)
9783668631182
ISBN (Buch)
9783668631199
Dateigröße
3742 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entwicklung, basisschnittkonzeptes, damenhosen, realisation, modellvarianten
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Ein Basisschnittkonzept für Damenhosen und die Realisation von Modellvarianten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/389061

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