Einfluss der Digitalisierung auf das betriebliche Rechnungswesen


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2016

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Digitalisierung und das Rechnungswesen

3 Ausgewählte Entwicklungen der Digitalisierung
3.1 Transparenz im Financial Accounting
3.2 Disruptive Technologie im Management Accounting

4 Zusammenfassung und Ausblick

II Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Einen der wichtigsten Megatrends für Unternehmen, stellt die Digitalisierung dar.[1] Dabei ist Digitalisierung kein neues Phänomen, sondern war bereits Treiber der sogenannten dritten industriellen Revolution.[2] Im Zuge der sogenannten vierten industriellen Revolution verschwimmt die Grenze zwischen wertschöpfenden und unterstützenden Prozessen von Unternehmen jedoch zunehmend.[3]

Ziel dieser Arbeit ist folglich die wichtigsten vergangenen und zukünftigen Einflüsse der Digitalisierung auf das betriebliche Rechnungswesen darzustellen, um einen Überblick über die Strategien zur Trennung bzw. Integration von unterstützendem Rechnungswesen und wertschöpfenden Prozessen darzustellen.

Im Folgenden sollen daher zunächst die Begriffe Digitalisierung und Rechnungswesen definiert, sowie Ihre unmittelbare Abhängigkeit aufgezeigt werden. Im Anschluss werden ausgewählte Entwicklungen auf das Rechnungswesen in den Bereichen Financial und Management Accounting dargestellt, um diese abschließend in einem Ausblick zu betrachten.

2 Digitalisierung und das Rechnungswesen

Der Begriff der Digitalisierung wird in zweierlei Hinsicht verwendet. Erstere be- schreibt die technische Transformation von analogen in digitale Daten.[4] So werden im betrieblichen Kontext analoge Schriftstücke in digitale Informationen umge- wandelt. Seit Beginn der Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts sorgt die durch die Digitalisierung ausgelöste dritte industrielle Revolution zur Automation von Pro- zessen und Maschinen.[5] Mit dem Beginn der sogenannten vierten industriellen Re- volution, der Industrie 4.0, wird der Begriff der Digitalisierung immer häufiger um die Möglichkeiten des Internets erweitert. „Die Allzeitverfügbarkeit und Zugäng- lichkeit von Daten (Wegfall von zeitlicher und örtlicher Beschränkung bei Abru- fung, Weiterverarbeitung und Speicherung von Daten)“ sowie die intelligente Ver- netzung von Maschinen eröffnen hierbei neue Möglichkeiten für Unternehmen.[6]

Das Rechnungswesen wird als Inbegriff des betrieblichen Informationssystems verstanden, bei dem „die Erfassung, Speicherung und Verarbeitung von betriebs- wirtschaftlichen relevanten quantitativen Informationen über angefallene oder ge- plante Geschäftsvorgänge und -ergebnisse“[7] zur Planung, Kontrolle und Steuerung im Sinne des Management Regelkreises verwendet wird. Das Rechnungswesen be- steht hierbei aus der pagatorischen bzw. kalkulatorischen Rechnung, welche die Teildisziplinen des externen bzw. internen Rechnungswesens bilden. [8]

Da die Digitalisierung den Umgang und das Ausmaß der verfügbaren Informatio- nen drastisch verändert, liegt es nahe, dass diese ebenfalls Auswirkung auf das be- triebliche Informationssystem des Rechnungswesens hat. Im Weiteren sollen hierzu ausgewählte Trends auf das interne und externe Rechnungswesen kurz beschrieben und im anschließenden Ausblick zukünftige Implikationen abgeleitet werden.

3 Ausgewählte Entwicklungen der Digitalisierung

Durch den Einzug der Digitalisierung in Unternehmen, konnten erstmals eine Viel- zahl heterogener analoger Daten in Computern transferiert, verarbeitet und analy- siert werden. Durch die unternehmensinterne und -externe Nutzung von Netzwer- ken konnten ab den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts Nachrichten und Da- ten übertragen und abgerufen werden. [9] Die Menge dieser übertragenen betriebli- chen und privaten Informationen hat sich seither exponentiell entwickelt.[10] Für das betriebliche Rechnungswesen ergeben sich aus dieser zunehmenden Vernetzung und der Allzeitverfügbarkeit von Daten Chancen und Herausforderungen, die im Folgenden in den Teilbereichen des externen und internen Rechnungswesens kurz und zielorientiert dargestellt werden sollen. Da die Teilbereiche des Rechnungswe- sens grundsätzlich durch vielfältige Interdependenzen denselben Entwicklungen unterliegen, kann jedoch keine trennscharfe Abgrenzung stattfinden.

3.1 Transparenz im Financial Accounting

Die Divisionalisierung von Konzernen in selbstständige Einheiten führte zur Ent- stehung von ausgelagerten Shared-Service-Centern. Diese konzernweit geteilten Dienstleistungszentren umfassen in erster Linie Unterstützungsfunktionen wie das Rechnungswesen. Die Allzeitverfügbarkeit konzerninterner und externen Daten macht diese räumliche Trennung möglich. Die Allokation von Ressourcen sowie Integration von Daten führt in erster Linie zu Kosteneinsparungen bei gesteigerter Transparenz. Um diese Potentiale zu heben, ist jedoch die Integration von hetero- genen Daten aus möglicherweise vielen unterschiedlichen Systemen notwendig. [11]

Während die Digitalisierung zunehmend die Arbeit in sowie die Geschäftsmodelle von Unternehmen verändert, blieben die handelsrechtlichen Grundlagen lange Zeit unverändert. So sind erst seit dem Jahr 2011 elektronische Rechnungen vor dem deutschen Gesetz den physischen gleichgestellt. Hierdurch findet eine Vereinfa- chung und Beschleunigung von Prozessen statt. [12] Mit demselben Ziel beschloss die amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) im Jahre 2009 die Ver- einheitlichung der Rechnungslegungsdaten als eXtensible Business Reporting Language (XBRL) für Unternehmen, die der Bilanzierung gemäß US GAAP bzw. IFRS unterliegen.[13] Die Analyse von standardisierten Abschlussdaten vereinfacht und beschleunigt Analysten und Anlegern die Informationsgewinnung und -verar- beitung und reduziert die Informationsasymmetrie. Die unmittelbare Folge ist eine erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit der Finanzmärkte durch computerbasierte Ana- lysen sowie eine höher wahrgenommene Rechnungslegungsqualität mit der Folge sinkender Eigenkapitalkosten.[14]

Digitalisierung beeinflusst ebenfalls die Unternehmenskommunikation. Dort wo früher Pressekonferenzen und -mitteilungen dem Accounting die Möglichkeit bot Ergebnisse aus Firmenperspektive darzustellen, werden sowohl falsche als auch richtige Informationen innerhalb weniger Sekunden einer breiten Masse an Adres- saten im Internet, insbesondere durch Social Media, zugänglich. Einerseits hat diese Form der kostenlosen Kommunikation Kosteneinsparungseffekte. Anderer- seits jedoch, werden negative Informationen schneller einer breiteren Masse an Ad- ressaten zugänglich und können somit negative Auswirkungen auf die Reputation und den Aktienkurs verstärken.[15] Setzen Unternehmen diese Kanäle dagegen ge- zielt zur Kommunikation ein, können negative Auswirkungen reduziert werden. So konnte in einer Studie ein weniger schädlicher Einfluss von Rückrufaktionen auf den Aktienkurs gegenüber Unternehmen ohne Social Media festgestellt werden, so- fern diese ihre Rückrufaktionen vorzeitig über diese Kanäle bekannt gaben. [16]

Digitalisierung im Financial Accounting, bedeutet neben erheblicher Kosteneinsparungen über die letzten Dekaden, folglich vor allem interne und externe Transparenz der Rechnungslegung.

3.2 Disruptive Technologie im Management Accounting

Spätestens seit der Vorstellung der bevorstehenden sogenannten vierten industriel- len Revolution hat der Stellenwert von Informationen für Unternehmen zugelegt.

Die intelligente Vernetzung und Nutzung von Daten durch vernetzte Maschinen, den sogenannten Cyber Physical Systems, sowie neue Möglichkeiten der Analyse, bieten vielfältige Möglichkeiten für das Controlling.[17]

Die neuen Möglichkeiten des Reportings verändern zunehmend das Aufgabenspek- trum des Controllings. Dort wo vor einigen Jahren noch eine zentrale Controlling- stelle bzw. ein Shared Service Center das abteilungsspezifische Reporting von Kennzahlen übernahm, steht heute der dezentralisierte Self-Service Reporting- Ansatz im Mittelpunkt. Im Idealfall können Manager in Echtzeit wichtige Kenn- zahlen und Maschinendaten ohne Zutun von IT- oder Controllingabteilung überwa- chen und steuern.[18] In der Literatur spricht man im Zusammenhang der Automati- sierung der Überwachungs- und Steuerungsprozesse häufig vom Wandel des Con- trollings von reaktiv-analytisch zu proaktiv-prognostizierend, wobei Planungshori- zonte aufgrund steigender Komplexität und Dynamik immer kürzer werden.[19]

Folglich wundert es kaum, dass durch die intelligente Vernetzung von Systemen und Umweltdaten unter dem Schlagwort Big Data ebenfalls die Unternehmenspla- nung und Forecasts weitgehend automatisiert berechnet werden können. Erste Er- gebnisse aus der Praxis zeigen, dass die Prognosegüte von sogenannten Predictive Analytics eines Computers im Bereich des Forecastings, nicht hinter der Güte des Controllings zurückzuliegen.[20]

Die Literatur spricht daher bewusst von einer disruptiven Technologie, welche die Anforderungen an Controller, ihre Aufgaben, Fähigkeiten und ihr Selbstverständnis nachhaltig verändern wird. Das Business Partnering im Sinne eines Controllers als Sparring Partner mit den Kernkompetenzen des Rechnungswesens, wird hierbei als größte Chance des klassischen Controllers gesehen.[21]

[...]


[1] Vgl. Schäffer/ Weber (2016a), S. 16.

[2] Vgl. Forschungsunion/ acatech (2013), S. 17.

[3] Vgl. Leyh/ Bley (2015), S. 1.

[4] Vgl. Duden (o. J.), www.duden.de/rechtschreibung/digitalisieren.

[5] Vgl. Forschungsunion/ acatech (2013), S. 17.

[6] Wirtschaftskammer Österreich (2015), https://www.wko.at/.../2015-05-Dossier-Digitalisierung- der-Wirtschaft.pdf, S. 5.

[7] Schierenbeck/ Wöhle (2008), S. 587-588.

[8] Vgl. Kern (1971), S. 716-717; Caduff (1981), S. 45 ff.; Schierenbeck/ Wöhle. (2008), S. 177, 587-588; Horváth et al.(2011), S. 16-17; 535, Gänßlen et al. (2012), S. 2-3; Küpper et al. (2013), S. 47.

[9] Für dies und im Folgenden vgl. Dressler (2007), S. 20-24.

[10] Vgl. CISCO (2016), http://www.cisco.com/c/en/.../complete-white-paper-c11-481360.pdf, S. 10.

[11] Vgl. Weißenberger/ Angelkort/ Göbel (2012), S. 85.

[12] Vgl. Freitag (2016), S. 56; BMF (2012), www.bundesfinanzministerium.de/… /Vereinfachung- der-elektronischen-Rechnungsstellung.pdf, S. 1.

[13] Vgl. SEC (2009), https://www.sec.gov/rules/final/2009/33-9002.pdf, S. 1.

[14] Vgl. Songsheng et al. (2015), S. 140-141.

[15] Vgl. Miller/ Skinner (2015), S. 226-228.

[16] Vgl. Lee/ Hutton/ Shu (2015), S. 400-401.

[17] Vgl. Forschungsunion/ acatech (2013), S. 17.

[18] Vgl. Weber/ Strauß/ Spittler (2012), S. 106.

[19] Vgl. Mehanna/ Tobias/ Zierhofer (2015), S. 8, Schäffer/ Weber (2016b), S. 12.

[20] Vgl. Weichel/ Hermann (2016), S. 10-11; Schäffer/ Weber (2016a), S. 14.

[21] Vgl. Kloß (2016), S. 33; Freitag (2016), S. 58; Hillmer (2016), S. 309; ICV (2015), www.icv-controlling.com/…/Dream_Car_Industrie4.0_DE.pdf, S. 24.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Einfluss der Digitalisierung auf das betriebliche Rechnungswesen
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
12
Katalognummer
V388702
ISBN (eBook)
9783668628328
ISBN (Buch)
9783668628335
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, digitalisierung, rechnungswesen
Arbeit zitieren
Mario Schwenne (Autor:in), 2016, Einfluss der Digitalisierung auf das betriebliche Rechnungswesen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388702

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