Der Umgang mit Prostitution in ausgewählten europäischen Ländern

Ein Vergleich anhand politischer und gesellschaftlicher Aspekte


Masterarbeit, 2017

166 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Begriffsdefinitionen

3. Soziale Realität

4. Vergleichsgruppen
4.1 Vergleichsgruppe Schweden
4.2 Vergleichsgruppe Frankreich
4.3 Vergleichsgruppe Deutschland

5. Vergleich
5.1 Politische Regelungen und Rechtslage
5.1.1 Schweden
5.1.1.1 Hintergrund
5.1.1.2 Gesetzeslage
5.1.1.3 Politischer Diskurs
5.1.2 Politische Rechtslage Frankreich
5.1.2.1 Hintergrund
5.1.2.2 Gesetzeslage
5.1.2.3 Politischer Diskurs
5.1.3 Politische Gesetzeslage Deutschland
5.1.3.1 Hintergrund
5.1.3.2 Gesetzeslage
5.1.3.3 Politischer Diskurs
5.1.4 Resümee
5.2 Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit
5.2.1 Schweden
5.2.1.1 Staatliche Arbeit
5.2.1.2 Freie Träger
5.2.1.3 Öffentlichkeitsarbeit und Darstellung
5.2.2 Frankreich
5.2.2.1 Staatliche Arbeit
5.2.2.2 Freie Träger
5.2.2.3 Öffentlichkeitsarbeit und Darstellung
5.2.3 Deutschland
5.2.3.1 Staatliche Arbeit
5.2.3.2 Freie Träger
5.2.3.3 Öffentlichkeitsarbeit und Darstellung
5.2.4 Resümee
5.3 Gesellschaftlicher Diskurs
5.3.1 Schweden
5.3.2 Frankreich
5.3.3 Deutschland
5.3.4 Resümee

6. Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Prostitution ist nicht zuletzt aufgrund der Emotionalität der Thematik ein strittiger Punkt im gesellschaftlichen und politischen Diskurs. Zwar gibt es teilweise Gemeinsamkeiten, primär weisen Diskussionen jedoch unterschiedliche Sichtweisen auf, die zu verschiedenen Gesetzeslagen führen. In den letzten Jahrzehnten differenzierte sich die Rechtsprechung im Bereich der Prostitution in einzelnen europäischen Ländern immer stärker. Anlass der vorliegenden Masterarbeit sind die erst kürzlich getroffenen Gesetzesänderungen in Frankreich 2016 und in Deutschland 2017, die gegenläufiger nicht sein könnten. Diese stellen ein Paradebeispiel für die Ambivalenz des Themas dar und zeigen, wie unterschiedlich Prostitution europaweit reguliert wird. In der Arbeit wird der Schwerpunkt auf die Staaten Deutschland, Frankreich und Schweden gelegt.

Um Zugang zu Entstehung und Entwicklung zu erhalten, muss Prostitution als solche in den jeweiligen Ländern betrachtet werden. Bereits in der anfänglichen Auseinandersetzung ergaben sich bezüglich der Forschung heterogene Standards. In Schweden wird an den Universitäten im Bereich ,,käuflicher Sex“ intensiv geforscht, explizit in der

Geschlechterforschung. Die skandinavischen Länder haben Ende des 20. Jahrhunderts in Anlehnung an die Gesetzesänderung zum Prostitutionsgesetz wissenschaftliche Studien in Auftrag gegeben, die sich mit der Haltung der Gesellschaft gegenüber Prostituierten und Prostitution im Allgemeinen beschäftigten. Hervorzuheben sind hierbei die Arbeiten von Niklas Jakobsson und Andreas Kotsdam. Die französische Forschung fokussiert sich - ebenso wie die deutsche - nicht auf diesen Bereich. Durch den Mangel an Forschungsarbeiten kann Prostitution daher auch als „randständiges wissenschaftliches Thema“ bezeichnet werden.[1] Iwan Bloch war einer der wenigen deutschen Wissenschaftler, der sich mit diesem Themengebiet auseinandersetzte. Seine Schwerpunkte lagen dabei auf dem Spannungsfeld zwischen Sexualität, Geld und Macht. Durch den unreflektierten Umgang der Gesellschaft mit der Thematik sei „Prostitution so zum integralen Bestandteil der gesellschaftlichen Produktion, Aneignung und Reproduktion von geschlechtlich codiertem Wissen über Sexualität und Geschlecht, aber auch über Geld und die gesellschaftliche Konstruktion von Raum und Zeit“ geworden.[2] Innerhalb der Devianzforschung wurde der Fokus noch bis in die 1980er-Jahre auf die sich prostituierende Person gelegt. Primär wurde untersucht, weshalb Frauen überhaupt der Prostitution nachgingen. Erst seit Ende des 20. Jahrhunderts wurde das Feld auch auf die Freier und deren Intention ausgeweitet. Es folgten Studien durch Hydra sowie Dieter Kleiber und Doris Velten, die primär untersuchten, inwieweit diese Form der Sexualität mit der Identität des heterogenen Mannes Zusammenhängen. Erschwerend für die immer noch schwache Forschung ist zudem die schlechte Zugänglichkeit, aber auch die Auseinandersetzung mit den Akteuren selbst. Frauen, die in der Prostitution tätig sind, sprechen selten Deutsch und kaum Englisch, dazu kommt die Angst vor Konsequenzen, da sie sich meist illegal im Land aufhalten.[3]

Damit bleibt bis heute ,,eine umfassende Analyse der Prostitution als ein soziales Phänomen, das sich in seiner je spezifischen Ausformung im Kontext [...] gesamtgesellschaftlicher Bedingungen, Regeln, Handlungsmuster, symbolische Bedeutung und Wahrnehmungsweise [erschließt]“, aus.[4] Innerhalb der Studie von Martina Löw und Renate Ruhne aus dem Jahr 2011, auf die im späteren Verlauf der Arbeit noch weiter eingegangen wird, heißt es: „Obwohl das Thema Prostitution in Deutschland bereits auf Interesse stößt, entzieht es sich der öffentlichen wie auch der wissenschaftlichen Wahrnehmung in besonderem Maße.“[5] Zu einem Vergleich hinsichtlich gesellschaftlicher und politischer Unterschiede kommt es länderübergreifend selten. Aufgrund der eingangs erwähnten rechtlichen Unterschiede befasst sich diese Masterarbeit mit der Frage, inwieweit sich die Gesetzgebung und der gesellschaftlich-politische Diskurs in Bezug auf Prostitution innerhalb der Vergleichsgruppen unterscheiden. Dabei soll herausgearbeitet werden, warum es diese starken Abweichungen der Gesetzeslagen gibt, obwohl die ausgewählten Länder ähnliche Gesetze in der Mehrzahl ethischer Fragen aufweisen. Warum entschied sich Deutschland für den liberalen Ansatz, während der Großteil der Nachbarländer Sexverkauf als Strafbestand versteht? Bedingt dadurch stellt sich ebenfalls die Frage, welche Einstellungen innerhalb der Gesellschaft und im politischen Diskurs zum Thema Prostitution vertreten werden. Darüber hinaus soll erörtert werden, welche Auswirkungen die liberale Gesetzgebung auf den öffentlichen Bereich und die Ausstiegschancen von Frauen in der Prostitution hat.

Ziel dieser akademischen Leistung ist eine deutliche Herausarbeitung der gesetzlichen und politischen Unterschiede sowie eine beispielhafte Darstellung der europäischen Einstellung zum Thema Prostitution. Dies wird als Grundlage für einen Erklärungsversuch genutzt, um mögliche Ursachen zu erörtern, warum es verschiedene Standpunkte, öffentliche Darstellungen und konträre Gesetzeslagen innerhalb europäischer Länder gibt, obwohl sich das politische und gesellschaftliche Klima in vielerlei Hinsicht ähnelt. Zudem soll versucht werden, ein Bewusstsein für Prostituierte und deren Lebenswelt zu schaffen. Es wäre wünschenswert, wenn diese Arbeit einen Anreiz für weitere Forschungsarbeit im Bereich

Prostitution schaffen könnte und das Potenzial des Themas in der Geschlechterforschung und der Erziehungswissenschaft erkannt würde. Der Aufbau der Arbeit kann wie folgt beschrieben werden: Zunächst werden die Grundbegriffe, die im Zusammenhang mit der Thematik der Prostitution aufkommen, definiert, um eine Grundlage und Eingrenzung für die Diskussion der Arbeit zu schaffen. Daran anknüpfend werden die sozialen Wirklichkeiten von Prostitution zusammengefasst. Im Anschluss werden die zu vergleichenden Länder in kurzen Abschnitten auf politischer und gesellschaftlicher Ebene vorgestellt und die Auswahl jener begründet. Es folgt die Umsetzung der komparativen Methodik, um anschließend die Forschungsfragen beantworten zu können. Hierzu wird in einem ersten Schritt die Gesetzeslage länderspezifisch und unter Berücksichtigung des historischen Hintergrundes erörtert und danach verglichen. Der zweite Aspekt des Vergleichs umfasst die deskriptive Behandlung der Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit der ausgewählten Länder. Zunächst werden staatliche, dann Nicht-Regierungsorganisationen und ihre Arbeit mit Betroffenen in den Vordergrund gestellt. Danach folgt die öffentliche Präsenz, die möglicherweise Einfluss auf die gesellschaftliche Wahrnehmung haben könnte. Anschließend wird der Erkenntnisgewinn der Gegenüberstellung beschrieben. Der letzte Aspekt beinhaltet die gesellschaftliche Haltung gegenüber Prostitution. In diesem Zusammenhang soll kritisch die Frage eingeworfen werden, welche Auswirkungen der Umgang mit Prostitution auf die Geschlechtergleichstellung in Deutschland haben könnte. In einem Ausblick ist es in erster Linie wichtig, auf mögliche Wechselwirkungen dieser Debatte aufmerksam zu machen.

2. Begriffsdefinitionen

Als Basis für den Vergleich wird an dieser Stelle zunächst der Begriff „Prostitution“ definiert. Um einen Konsens zu finden, ist es zwingend erforderlich, Prostitution auf einen gemeinsamen Ausgangspunkt zu bringen, da die ausgewählten Länder jeweils unterschiedliche Vorschriften und Regelungen in Bezug auf die Tätigkeiten haben. Prostitution wird in Frankreich als „gewinnbringender Sex mit diversen Partnern“ beschrieben; in Schweden gilt diese als „eine zeitweilige sexuelle Beziehung gegen Zahlung“.6,7 In Deutschland wird Prostitution als „Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt“ definiert.[6] [7] [8] Damit steht außer Frage, dass es sich bei Prostitution um eine sexuelle Tätigkeit an bekannten und unbekannten Personen handelt, die ausgeführt wird, wenn eine finanzielle Entschädigung stattfindet. Zudem kann von einem Charakter des Tauschhandels gesprochen werden.[9] Dass es sich bei der Prostitution um ein hochgradig geschlechtsspezifisches Phänomen handelt, wird im weiteren Verlauf der Arbeit deutlich. Im geschichtlichen Zusammenhang betrachtet, ist nicht nur eine Präferenz des Geschlechtes zu finden, sondern auch die einer bestimmten sozialen Schicht.[10]

Wie Anthropologen/Anthropologinnen und Historiker/Historikerinnen heute belegen können, entwickelte sich Prostitution aus der sozialen Unterordnung weiblicher Menschen und führte später im Leibeigentum und der Sklaverei zur fest verankerten, politisch geförderten Einrichtung der Prostitution.[11] In Abgrenzung zum Begriff der Zwangsprostitution sind folgende Überlegungen zu berücksichtigen: Aus sozialisationstheoretischer Perspektive und nach deren Vertreter Hurrelmann ist Freiwilligkeit immer als chaotisch-deterministisches Gesamtsystem zu verstehen, in dem das Individuum zwar frei zu handeln scheint, in dem jedoch keine tatsächliche innere Freiheit besteht. Stattdessen wird der Mensch immer durch sein Umfeld beeinflusst und handelt dementsprechend.[12] Laut Schmidt-Salomon hat der Mensch seine Entscheidungsmuster nicht beliebig konstruiert, sondern biographisch erworben.[13] „Entscheidungen werden demnach aus dem Kontext der bisherigen Lebensumstände und daraus resultierenden, sich dynamisch verändernden persönlichen Ansichten und Norm- und Wertorientierung getroffen.“[14] Demnach kann die Motivation für das eigene Handeln als eigene Entscheidung gelten, spiegelt jedoch unterbewusst den Druck der Notwenigkeit wider.[15] Aus diesen Schlüssen heraus wird mit dem Begriff Prostitution in der vorliegenden Arbeit umgegangen. Dies impliziert, dass mit der Bezeichnung Prostitution durchaus Zwang und Notlagen einhergehen, wie auch innerhalb des Kapitels 3 zu erkennen sein wird. Laut Sporer, Kriminaloberkommissar der Stadt Augsburg, ist demnach auch Menschenhandel untrennbar mit dem Begriff Prostitution verbunden.[16] Dies darf jedoch nicht pauschalisiert als Ursache für die Ausübung von Prostitution vorausgesetzt werden, was es im Verlauf der weiteren Arbeit noch zu differenzieren gilt. Ebenso sind neben Prostitution weitere Begriffe zu erläutern, die den thematischen Einstieg erleichtern.

Sexarbeit: In Deutschland etwa wird neben dem Begriff der Prostitution häufig die Bezeichnung „Sexarbeit“ synonym verwandt. Beide Begriffe weisen auf den Berufstand der Tätigkeit hin. In der folgenden Arbeit wird allerdings von Prostitution gesprochen und nicht etwa von Sexarbeit. Der Begriff der Sexarbeit stellt einen Widerspruch in sich dar und versachlicht die sexuelle Handlung als Form einer üblichen Dienstleistung.[17] Von der Tatsache, dass es sich beim Verkauf des Körpers und der sexuellen Penetration im Intimbereich um eine Dienstleistung handeln soll, wird sich in dieser Ausarbeitung distanziert und schließt damit an Arbeiten von Geisler et al. an.[18] Demnach wird in der Arbeit von Prostituierten in weiblicher Form und „Frauen in der Prostitution“ gesprochen, da es sich, wie bereits erwähnt, um einen geschlechtsspezifischen Zustand handelt und die Frau an sich weiterhin als Individuum wahrgenommen werden soll, als dass eine Symbiose zu ihrer Tätigkeit obliegt.

Zwangsprostitution: Es ist bereits angeklungen, dass der Begriff „Zwangsprostitution“ innerhalb der Sozial- und Rechtswissenschaften in der Kritik steht, da er verharmlosend und pauschalisierend wirkt. Prostitution ist per se bereits in der Mehrzahl der Fälle mit äußeren Zwängen und einer Notlage verbunden.[19] In den internationalen Medien und der Politik wird dieser Begriff jedoch genutzt, um den Tatbestand der äußeren Zwänge innerhalb der Prostitution zu schildern. Zu verstehen ist unter dem Begriff die Nötigung der Person zur Prostitution mithilfe von Folter, Gewaltandrohung, Täuschung, Erpressung oder Ausnutzung von Zwangslagen wie absoluter Armut. Zwangsprostituierte sind Opfer des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Die Täter werden als Menschenhändler und/oder als Zuhälter deklariert. Auch Ruhne und Löw sind der Auffassung, dass die Prostitution immer auch Teil der Auseinandersetzung mit der Zwangsprostitution sei.[20]

Zuhälter: Der Begriff „Zuhälter“ wird im Verlauf der Arbeit genutzt, wenn von der Vermittlung von „Kunden“ an Prostituierte gesprochen wird, die im Gegenzug eine Entlohnung für diese Vermittlung erhalten. Diese Entlohnung kann bis zu 90 Prozent der Einnahmen der Prostituierten umfassen. In der Regel lebt ein Zuhälter von diesem Einkommen und beschäftigt mehrere Prostituierte. Einige Zuhälter beschützen Prostituierte vor gewalttätigen Freiern oder treiben Geld bei Zahlungsverweigerung von Freiern ein. „Oft müssen Prostituierte aber auch ohne solche Gegenleistungen Einnahmen an Zuhälter abtreten, weil sie sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befinden oder aus Furcht vor Gewaltandrohung. Weibliche Zuhälter/Bordellbesitzerinnen (derb: Puffmutter) sind oft selbst ehemalige Prostituierte.“[21]

Freier: Die Bezeichnung „Freier“ findet sich im umgangssprachlichen deutschen Wortgebrauch wieder und bezeichnet die Inanspruchnahme von käuflichem Sex. Der Begriff „freien“ stammt ursprünglich aus dem Althochdeutschen und wurde verwandt, um die Frau für die Ehe zu umwerben. Auch in der deutschen Literatur und Wissenschaft wird der Begriff Freier häufig verwendet, um einen männlichen Kunden von Prostitution zu beschreiben. Der offizielle Begriff für Deutschland laut Strafgesetzbuch ist jedoch „Kunde“ und verweist damit wieder auf die Dienstleistung der Prostitution. In Frankreich und Schweden ist dieser Begriff trotz unterschiedlicher Gesetzeslage ebenfalls geläufig. Jedoch wird - in Abgrenzung zur Anerkennung von Prostitution als Dienstleistung - der Begriff „Sexkäufer“ in Schweden und Frankreich wesentlich häufiger im umgangssprachlichen Gebrauch und der wissenschaftlichen Literatur verwandt.

Für die vorliegende Arbeit werden die Begriffe „Kunde“ und „Sexkäufer“ synonym zum Begriff „Freier“ genutzt, da er in den fokussierten Ländern als eingängige Bezeichnung bekannt ist. In Anlehnung an die genderspezifische Sprache wird demnach von Freiern und Zuhältern sowie Menschenhändlern in männlicher Form gesprochen, da auch hier ein Geschlechtsspezifität zu erkennen ist, wie im weiteren Verlauf der Arbeit erläutert wird. Diese Definitionen dienen als Grunddiskurs für die folgende Auseinandersetzung mit der Thematik.

3. Soziale Realität

Um eine Einsicht in die Situation von Prostitution als soziale Wirklichkeit zu erhalten, folgt eine bündige Bezugnahme. In Kapitel 4 wird sich zeigen, dass aktuell der überwiegende Teil der Frauen in der Prostitution aus Osteuropa stammt (75 bis90 Prozent). Erklären werden kann dieser Umstand zum einen durch die EU-Osterweiterung, aber auch durch die allgemeine wirtschaftspolitische Lage der östlichen europäischen Länder.

Zunächst einmal soll jedoch auf die Frauen verwiesen werden, die in der Tätigkeit ihre berufliche und sexuelle Erfüllung finden. So beschreibt etwa Ilan Stephanie, eine Sexualtherapeutin aus Berlin, ihre Zeit als Prostituierte neben dem Studium als gewinnbringende Erfahrung.[22] Die Sprecherin des Berufsverbandes für erotische und sexuelle Dienstleistungen e. V., Johanna Weber, spricht von abenteuerlichen und reizvollen Stunden, die in der Prostitution durchlebt werden.[23] Die freie Entscheidung für die Prostitution scheint dabei die Grundlage für die positive Bewertung des zeitweiligen Körperverkaufs zu bilden. Weber merkt in diesem Zusammenhang an, dass im Diskurs der Prostitution auch die Emotionalität eine große Rolle spiele. Die Mehrheit der Bevölkerung könne sich die Ausübung der Prostitution nicht vorstellen, daher würde Prostitution synonym mit Zwangsprostitution verwendet. Deswegen sei es wichtig, nicht nur auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu achten, sondern anzuerkennen, dass es Personen gibt, die Prostitution als sexuelle Dienstleistung anbieten können.[24] Die freie Wahl und andere mögliche berufliche Perspektiven scheinen demnach grundlegend für die positive Bewertung der Tätigkeit. So erzählt auch Marleen, in einem Interview mit der TAZ, von durchaus positiven Erfahrungen die sie in der Prostitution gesammelt hat: „Der Erste war ein Stammgast des Lokals, total süß. Es war für mich eine gespannte Selbstbeobachtung, was jetzt passiert. Wie ich damit umgehe. Aber ich habe mich danach bestärkt gefühlt. Für mich ist es ein Nebenjob, mit dem ich in erster Linie Geld verdiene. So wie Kommilitoninnen sagen: Ich arbeite als Kellnerin oder als Hilfskraft an der Uni. Steuerlich habe ich mich als Hostess angemeldet. Ich darf wegen meiner Krankenversicherung nur 400 Euro zum BaföG dazuverdienen - das entspricht ungefähr dreimal arbeiten im Monat. Wir nehmen in der Bar einheitliche Preise, um uns gegenseitig das Geschäft nicht kaputt zu machen.

Mir ist wichtig, mein Studium abzuschließen, eine Ausbildung zu haben. Aber Sexarbeit ist etwas, das ich zumindest zeitweise in mein Leben integriert haben will und von dem ich auch offen erzähle, ohne Zwang, es jedem auf die Nase zu binden.“[25]

Im Bewusstsein darüber, dass der geringerer Teil an Frauen in der Prostitution diese Tätigkeit als finanzielle Einkommensquelle präferiert, obwohl eventuell andere berufliche Perspektiven zur Verfügung stehen würden, wird sich nun den Frauen zugewendet, die aus anderen Gründen als der beruflichen Erfüllung den Weg in die Prostitution gehen. Diese Frauen sind in der Regel die eben erwähnten Zugewanderten.

Mit Beginn des Kapitalismus und dem Zusammenfall der Planwirtschaft der Ostblockstaaten um das Jahr 1989 wurde die Privatisierung des Kapitals vielen Bürgern/Bürgerinnen Osteuropas zum Verhängnis.[26] Diese beiden Aspekte führten die bereits benachteiligte Bevölkerungsgruppe mit geringem Bildungsstand oder Menschengruppen wie Roma, die bereits Ausgrenzung erfahren hatten, in die Armut.[27] Es fehlte ihnen an einem ausreichenden Einkommen, einer Altersvorsorge und gesundheitlicher Versorgung. Die Wege in illegale Tätigkeiten waren und sind bis heute vielfältig. Der Großteil der weiblichen Bevölkerung geht dabei den Weg in die Prostitution.[28] Der Einstieg in die Prostitution vor dieser Ausgangssituation lässt sich in zwei unterschiedliche Verläufe unterteilen. Ein Teil der Frauen wird direkt in den Städten oder Dörfern von Menschenhändlern angesprochen. Dabei werden ihnen entweder falsche Angaben bezüglich Jobangeboten gemacht, oder es wird offen über die Tätigkeit als Prostituierte gesprochen - dann jedoch ebenfalls unter Behauptung falscher Tatsachen. In der Regel wird den Frauen versprochen, in luxuriösen Bordellen zu arbeiten, in denen sie Verfügungsgewalt über die Kunden haben. Außerdem wird ihnen suggeriert, dass der Status der Prostituierten dem einer Geliebten gleichkommt und in der Gesellschaft große Beachtung findet.[29] Neben dem direkten Anwerben finden sich Anzeigen in Zeitungen und im Internet, die Jobs als Kellnerinnen oder Haushaltshilfen im Ausland versprechen. In einigen Fällen sind Menschenhändler, die als Zuhälter fungieren, auf der Suche nach Frauen, die bewusst getäuscht werden. Bei der Kontaktaufnahme mit den Menschenhändlern werden zunächst Einreisedokumente sowie die Fahrt in das jeweilige Land vom Zuhälter organisiert. Vor Ort wird die Frau vor die Wahl der freiwilligen Prostitution gestellt; bei nicht Kooperation werden ihr allerdings die Papiere, das Telefon und andere Dinge wieder entwendet. Zudem wird durch Einsperren, Drohungen, Vergewaltigungen ihr Wille gebrochen, bis sie schließlich bereit ist, der Prostitution nachzugehen. Laut Kriminalkommissar Paulus werden die Frauen in andere Städte gebracht, damit die Familien keinerlei Hinweise auf den Aufenthalt erhalten. Bei beiden Methoden entsteht eine hohe Verschuldung durch das Schleusen in die jeweiligen Zielländer.[30] Damit besteht bereits zu Beginn eine Abhängigkeit der Frauen gegenüber den Zuhältern. In den „osteuropäischen Ländern [gilt dabei] die Einschätzung, dass gehandelte Frauen aufgrund der Annahme, dass sie, wussten‘, was sie erwartete, und somit verdienten, was sie, bekamen‘, ihrer Rechte beraubt werden dürfen.“[31] Grund für die Tätigkeit als Prostituierte in Westeuropa ist demnach nicht nur die Bereitschaft, in der Prostitution zu arbeiten, um die finanzielle Perspektive zu verbessern, sondern überdies auch Täuschung. Neben der eigenen Unzufriedenheit mit der Lebenssituation und den Lebensbedingungen ist bei der Zustimmung zu Jobangeboten in Europa auch der Zuspruch seitens der Familie entscheidend. Die Frauen werden ermutigt, ein neues Leben in Westeuropa zu wagen und damit nicht nur sich, sondern auch der Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Junge Frauen und Mädchen der Familie werden jedoch auch als Märtyrerinnen für die Familien geopfert, mit dem Wissen darüber, dass sie sich in Westeuropa prostituieren. Sie verpflichten sich dazu, die Familien mit dem verdienten Geld in der Heimat zu unterstützen. Durch diese verantwortungsvolle Aufgabe fällt der Ausstieg aus der Prostitution umso schwerer.[32] Beispielhaft ist ein Interview mit einer Frau, die seit 15 Jahren auf der Reeperbahn in Hamburg arbeitet.

„,Wie bist du zur Prostitution gekommen?1 Naja, ich komme ursprünglich aus Rumänien und als ich jünger war, habe ich meinem Mann gesagt, ich gehe für zwei Wochen eine Cousine in Deutschland besuchen, in Wirklichkeit habe ich hier in Deutschland angeschafft. Der Grund war, dass ich hier in zwei Wochen mehr als mein Jahresgehalt in Rumänien als Fabrikarbeiterin verdient habe. Außerdem brauchte ich das Geld dringend, da mein Bruder schwer krank war und kein Geld für eine gerechte medizinische Behandlung hatte. Als ich in Deutschland meinen ,Ferienjob‘ erledigte, hat mich eine Kollegin bei meinem Mann in Rumänien verpetzt. Dieser drohte mir mit den schlimmsten Folgen, wenn er mich in die Finger bekommen würde. Zudem hat mein gesamtes Dorf davon gewusst. Eine Rückkehr in die Heimat war daher nicht mehr möglich. Wo sollte ich dann hin? Keine Sprache + keine Bildung - Heimat = Prostitution.“[33]

Durch die Notwendigkeit, den Familien finanzielle Unterstützung zu bieten, erklärt sich, warum ein Teil der Frauen über Jahrzehnte der Situation standhalten und legal oder illegal der sexuellen Dienstleistung nachgehen. Neben der Abhängigkeit vom Zuhälter und/oder der Verantwortung gegenüber der Familie ist es in erster Linie die Androhung von Gewalt, die Frauen abschreckt, sich aus dem Milieu zu lösen. Die Zuhälter stellen mithilfe von Drohungen wie der Vergewaltigung der kleinen Schwester oder dem Ermorden des Bruders sicher, dass die Frauen nicht über Flucht nachdenken.[34]

Die hohen finanziellen Schulden durch Ausreisedokumente, Reiseschulden, geringe Bezahlung der sexuellen Dienstleistung und hohe Mietpreise lassen die Abhängigkeit zu einer Zwangslage ausarten. Betreiber/Betreiberinnen von Wohnungsbordellen verlangen durchschnittlich eine Miete von 150 Euro pro Tag. Bei einer durchschnittlichen Entlohnung von 50 Euro pro sexuellen Kontakt muss eine Frau, um weiterer Verschuldung zu entgehen, am Tag mit drei Männern schlafen.[35] Ein finanzieller Gewinn, um die Lebensunterhaltskosten zu decken, ist darin nicht enthalten. Weitere Abhängigkeit kann durch den geringen Bewegungsradius verursacht werden. Frauen, die durch Schleuser/Schleuserinnen in ein Land gekommen sind, haben keinen legalen Aufenthaltsstatus und demzufolge auch kein Recht auf Sozialleistungen. Hinzu kommt die Erfahrung des korrupten Polizeiapparates innerhalb des Heimatslandes, durch die sie gehemmt sind, Hilfe bei der ortsansässigen Polizei zu suchen.[36] Darüber hinaus entsteht in vielen Fällen eine emotionale Abhängigkeit vom Zuhälter, der durch Manipulation versucht, die Frau in der Prostitution zu halten.[37] Statistiken zeigen, dass parallel zu den Zahlen der Prostituierten aus Osteuropa auch die Zahl der Zuhälter gestiegen ist.[38] Infolgedessen kann angenommen werden, dass Frauen mit Heimat in Osteuropa durch organisierte Gruppen oder Einzelpersonen in der Prostitution gemanagt werden. In Ermangelung der Sprachkenntnisse und dem illegalen Status findet sich nur schwer eine andere Art der Beschäftigung, um die Familie in der Heimat zu finanzieren. Daher bleibt aus Sicht der Frauen nur das Aushalten der Prostitution.[39] Durch die genannten Abhängigkeitsfaktoren werden bei objektiver Betrachtung die Notlagen, in der sich ein Großteil der Frauen in der Prostitution befindet, erkannt. In einem Gespräch mit Martina Niermann, Leiterin von SOLWODI Osnabrück, der Fachberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, habe diesbezüglich ein Umdenken bei Frauen in der Prostitution stattgefunden. Seit dem Einrichten der Beratungsstelle vor 16 Jahren habe sich das Klientel der zu betreuenden Frauen stark verändert. So seien es seit einigen Jahren vor allem sehr junge, unerfahrene, beinahe kindliche Frauen, die Schutz suchen. Ausschlaggebend für das Hilfegesuch sei aber immer seltener der Umstand des Prostituierens, sondern die zu hohen seelischen und körperlichen Belastungen. Laut Niermann sei den Frauen noch um 2000/2001 bewusst gewesen, dass ihnen in der Prostitution durch die schlechten Lebensbedingungen und falschen Versprechen Unrecht angetan wird. Die jungen Frauen, die heute SOLWODI aufsuchen, seien nicht in der Lage, dass ihnen zugefügte

Unrecht als solches zu erkennen. Dieses Phänomen kann mit Hilfe des Habitus-Konzepts nach Bourdieu erklärt werden. Das generative Prinzip beschreibt Unterschiede in den Gewohnheiten des Individuums.[40] Die Erfahrungen, die ein Mensch in seinem Umfeld macht und die ihm durch die Erziehung vermittelt werden, beeinflussen beziehungsweise bestimmen das Verhalten und die Wahrnehmung jeder Person. Die Interaktion mit dem sozialen Umfeld führt bewusst oder unbewusst zu einer Kategorisierung in bestimmte Schichten.[41] Durch die Bestimmung der Anderen findet eine Selbstreflektion des Ichs statt, die eine Eigenbewertung entstehen lässt. Der Klassenhabitus bestimmt Lebensführungen und die Stellung im sozialen Raum, was wiederrum zur Annektierung der sozialen Position führt.[42] In der Regel empfinden die Frauen psychische und physische Schwäche und entscheiden sich daher bewusst für den Ausstieg. Dass sie jedoch in einigen Fällen Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung werden, scheinen viele nicht zu reflektieren. Ein Beispiel hierfür findet sich in einem Interview der Emma mit der Schriftstellerin Nora Bossong, die ein Jahr in deutschen Bordellen recherchiert hat und auf die Aussage „Am meisten aber, schreiben Sie, hat Sie das Gespräch mit Angelina und Bina berührt, zwei Prostituierten aus Ungarn, die in einem Stundenhotel an der Berliner Kurfürstenstraße anschaffen“[43], wie folgt antwortet:

„Was mich sehr erschüttert hat, war, dass die beiden kaum ein schlechtes Wort über Freier oder ihre aktuellen Zuhälter verloren haben. Sie haben diese Männer eigentlich immer in Schutz genommen. Von einem Mann etwa sprachen sie immer als ,gutem Mann‘. Und es stellte sich heraus, dass sie das deshalb fanden, weil er sie - im Unterschied zu früheren Zuhältern - nicht schlug. Einen Freier haben sie als ,wirklich tollen Kunden‘ gelobt, weil der immer nur Oralverkehr verlangt. Allerdings so heftigen, das sie davon noch am nächsten Tag Schmerzen hatten. Sie haben Sätze gesagt wie: ,Eigentlich möchte ich weinen, aber ich lache, denn wenn ich weine, gehen die Kunden an mir vorbei.‘“[44]

Niermann geht davon aus, dass es in den ärmsten Regionen der Herkunftsländer wie etwa Aninoasa[45] zur Normalität geworden ist, junge Frauen der Familien in die Prostitution nach Westeuropa zu schicken, damit diese von dort aus die Familien finanziell entlasten.[46] Wie eingangs erwähnt, ist das Wort Freiwilligkeit in vielen Fällen zu differenzieren. Vor allem bei Frauen aus Osteuropa müssen die erwähnten Faktoren in einer weiteren Diskussion über das Thema Prostitution berücksichtigt werden. Dass viele Personen determiniert in einer Zwangslage leben, entgeht der Definition der Prostitution und wird, wie bereits erwähnt, von den sozialen und rechtswissenschaftlichen Diskursen kritisiert.

Die hohe Fluktuationsrate in der Tätigkeit ist zum einen durch den Wunsch des Kunden bedingt, ein breitflächiges Angebot an Sexualpartnern vermittelt zu bekommen, beschreibt aber zum anderen auch eine Methode der Zuhälter, die Selbstorganisation der Frauen zu verhindern und damit auf die Organisationsstruktur des Betreibers/der Betreiberin oder Zuhälters angewiesen zu sein.[47] Die soziale Herkunft der Frau ist - anders als die geographische - vielfältig. Entgegen der stereotypischen Annahmen sind Frauen aus den unterschiedlichsten Bildungsschichten vertreten. Sowohl Frauen aus bildungsarmen gesellschaftlichen Schichten, als auch Frauen mit Hochschulreife und einer abgeschlossenen akademischen Ausbildung sind innerhalb der Prostitution beschäftigt. Dies liegt unter anderem an den schlechten Zukunftschancen in den jeweiligen Ländern.[48] Dass Prostitution für einen Teil der Frauen eine berufliche wie sexuell gewinnbringende Erfahrung darstellt, deren freiwillige Intention entscheidungsgebend war, ist eine Tatsache, die ungeachtet der Gesetzeslage der Länder zu berücksichtigen ist. Dennoch handelt ein Großteil der Frauen nicht auf dieser Basis, auch wenn formal kein Zwang wie etwa Verschleppung oder Folter besteht. „Kompetente, kriminalpolizeiliche Ermittler gehen davon aus, dass in Deutschland 96-98 % der Frauen in der Prostitution fremdbestimmt sind.“[49] In einer Studie des Bundesministeriums werden die gewonnenen Erkenntnisse aus Studien wie folgt differenziert.

„Unterschiedliche Ergebnisse von Forschung zu Prostitution basieren vor allem darauf, wen die jeweilige Studie in welcher aktuellen Lebenssituation erreicht beziehungsweise angesprochen hat. Erreichbar sind zuerst Sexarbeiter*innen, die mit der Stigmatisierung und Diskriminierung, die mit dieser Tätigkeit verbunden sind, umgehen können; die selbstbewusst zu ihrer Tätigkeit stehen und bereit sind, offen darüber zu sprechen. Dies ist nicht die Gesamtheit derer, die selbstbewusst zur Sexarbeit stehen, denn unter ihnen gibt es viele, die aus guten Gründen - zum Beispiel wegen ihrer Familie - nicht in die Öffentlichkeit gehen und auch den Zusagen der Wissenschaftler*innen über vollständige Anonymisierung misstrauisch begegnen. Des Weiteren erreicht werden Prostituierte, die sich aus der gesellschaftlich akzeptierten Perspektive der Opfer, der Getäuschten äußern beziehungsweise es bedauern, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben.“[50]

Dies zum Anlass wird in dieser Arbeit mit den eingebrachten Quellen umgegangen. Implementiert ist stets der Gedanke, dass der Grad zwischen Freiwilligkeit und Zwang auch in der sozialen Realität schmal ist und daher weder verharmlost noch pauschalisiert werden darf.

4. Vergleichsgruppen

Der Vergleich der Länder Schweden, Frankreich und Deutschland findet auf Basis verschiedener Faktoren statt. Nicht nur durch ihre gemeinsame geografische Lage, sondern auch durch weitere ähnliche Eigenschaften, ist es umso erstaunlicher, dass es in Bezug auf das Schwerpunktthema unterschiedliche Richtungen gibt.[51] Alle drei Länder liegen zentral in Europa und weisen einen ähnlichen Zustrom von Einwanderung und Migration auf.[52] Des Weiteren sind alle Demokratien ein Teil der Europäischen Union und obliegen damit gewissen einheitlichen Konventionen. So wurde beispielsweise im Mai 2005 ein Übereinkommen des Europarats zur Bekämpfung des Menschenhandels getroffen (Council of Europe Convention on Action against Trafficking in Human Beings), den alle Länder unterzeichneten. Einheitliche Grundwerte bestehen in der Gleichstellung von Mann und Frau - sowohl in gesellschaftlicher als auch in politisch-rechtlicher Struktur. Die Länder haben einen hohen HDI-Wert[53] und gehören zu den zwanzig bestentwickelten Ländern der Welt. Neben gleichberechtigten Bildungschancen und einem ausgebauten Bildungssystem bestehen ähnliche wirtschaftliche Verhältnisse, wie etwa die soziale Marktwirtschaft, der Export und landwirtschaftlich orientierter Gewinn.

In vielen ethisch zu bewertenden Fragen herrscht Einigkeit. So wird etwa durch das Embryonenschutzgesetz von 1991 die Leihmutterschaft mit der Begründung, „Leihmutterschaft verletzt die Würde des Kindes, da sie das Kind zum Gegenstand eines Vertrages, zu einer Ware macht []“, verboten. „Ebenso verletzt [die Leihmutterschaft] die Würde der Mutter, selbst wenn ihre Beteiligung freiwillig erfolgt“[54], da sie sowohl unter starker seelischer Belastung leidet, als auch der Körper der Frau instrumentalisiert wird.[55] Aus selbigem Grund wird sowohl in Schweden als auch in Frankreich Leihmutterschaft als nicht vereinbar mit den Menschenrechten und der Menschenwürde des ungeborenen Kindes und der austragenden Frau anerkannt.[56] Die Sterbehilfe ist ebenfalls ein Gesetz, das auf der Grundlage ethischer Perspektiven getroffen wird. Und auch hier sind die Richtlinien der unterschiedlichen Länder konform zueinander. Sowohl in Schweden, Frankreich als auch in Deutschland ist die aktive Sterbehilfe verboten, während der passive Eingriff der Sterbehilfe unter bestimmten Voraussetzungen legitim ist.57,58 Gleiche Wertvorstellungen liegen auch in den Verboten der Zwangsheirat, Genitalverstümmelung oder Todesstrafe zu Grunde. Auch in Bezug auf sexuell moralische Fragen wird ein Großteil der Aspekte ähnlich oder sogar identisch bewertet. In allen drei Ländern finden sich normative Gesetze im Bereich der Zoophilie, obwohl europaweit starke Abweichungen bezüglich der Reglungen herrschen. Sex mit Tieren wird in Schweden seit 2014 mit Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren verurteilt. In Deutschland gelten zoophilistische Handlungen als Ordnungswidrigkeit und werden wie auch in Frankreich unter Geldbuße gestellt.[57] [58] [59] Gesellschaftliche und politische Ächtung finden sowohl die Bereiche der Pädophilie sowie der Pädosexualität.[60] Inzestuöses Verhalten ist in Deutschland ebenso wie in Schweden seit Jahrzehnten strafbar. In Frankreich ist Inzest zwar seit 1801 unter Napoleon als legale Handlung eingestuft, in der Gesellschaft jedoch nie zu einem etablierten Bestandteil der sexuellen Neigungen geworden.[61] Nekrophilie wird sowohl in Deutschland als auch in Frankreich seit 2003 mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren belegt. In Schweden fordert die schwedische liberale Volkspartei (LUF) derzeit die Legalisierung, bisher ist aber auch in Schweden der Sex mit Leichnamen verboten.[62] Zweifelsohne die bekannteste Gemeinsamkeit von normativen Gesetzen in Bezug auf Sexualität ist die Legalisierung der Homosexualität in Schweden (seit 1944), Frankreich (1791) und Deutschland (1994).[63] Außerdem ist es in Schweden seit 2009, in Frankreich seit 2013 und in Deutschland ab dem 1. November 2017 möglich, die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft in Form der Ehe anerkennen zu lassen.[64] Exhibitionismus wird in Deutschland mit einer Freiheitsstrafe und/oder einer Geldstrafe nach § 183 des Strafgesetzbuches verhangen, während Männer in Schweden und Frankreich in der Regel mit Geldstrafen verurteilt werden.[65] Die angeführten Beispiele ähnlicher oder gleicher Gesetzgebungen in zentralen gesellschaftspolitischen Fragen geben einen Einblick in die

Werte und Normen der jeweiligen Staaten und begründen damit die Auswahl dieser Länder. Eine kurze Übersicht soll die Gesetzeslage Europas in Bezug auf Prostitution veranschaulichen. Innerhalb der Debatten um Prostitution lassen sich vier grundlegend unterschiedliche gesellschaftspolitische Zugänge und Einstellungen finden, die in weltweite existierten. Der Abolitionismus und dessen Anhänger vertreten die radikale Abschaffung von Prostitution und Sexarbeit. Abolitionsgründerin war die im 19. Jahrhundert geborene Josephine Butler. Die Grundlage hierfür bildet die Einstellung, dass Frauen in der Prostitution Opfer von Ausbeutung sind, die nicht rechtlich belangt werden sollten. Verboten und bestraft werden sollten Zuhälterei, Frauenhandel, Bordelle und der Kauf von sexuellen Handlungen. Vor allem feministische Gruppierungen und Verfechter/Verfechterinnen der Gleichstellung treten auch heute noch für diese Haltung gegenüber Prostitution ein. Aus Sicht der Prohibitionisten - unter anderem Alice Schwarzer - sollen alle in Verbindung mit Prostitution stehenden Menschen bestraft werden, darunter zählen auch die Frauen in der Prostitution selbst. Nur so lasse sich, nach Meinungen der Anhänger/Anhängerinnen, die Prostitution weitreichend bekämpfen.

Eine weit verbreitete staatliche Einstellung, die immer wieder vermehrt Unterstützer/Unterstützerinnen im politischen Diskurs findet, besteht im sogenannten Regulationsprinzip. Dieses toleriert die Existenz von Freiern und Prostituierten und versucht Regelungen zu finden, um einen staatlichen Rahmen durch Eingrenzungen zu geben. Gesetze wie Genehmigungen für Bordelle und Gesundheitskontrollen bilden den Grundpfeiler. Die Entkriminalisierung ist die liberalste Haltung eines Staates in Bezug auf den Umgang mit Prostitution. Durch die Entkriminalisierung der Prostitution wird diese als Erwerbsarbeit anerkannt. Dadurch sind sowohl die sexuelle Handlung gegen Entgelt, Zuhälterei, und Inanspruchnahme sexueller Handlungen sowie gewerbliches Betreiben einer Prostitutionsstätte legal. Das Ziel der Entkriminalisierung besteht in der rechtlichen Stärkung der Frauen in der Prostitution und damit im Schutz vor Ausbeutung. Gesetzliche Regelungen sind in fünf unterschiedliche Richtungen einzuteilen (siehe Abbildung 1[66] ). Sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden, der Schweiz, sowie Griechenland, der Türkei und Österreich sind Prostitution sowie das Betreiben von Bordellen vom Staat legalisiert. Damit schließen diese Länder an den politisch-gesellschaftlichen Diskurs der Entkriminalisierung an. In Lettland und Ungarn sind zwar Prostitution und Sexkauf, nicht aber Bordelle legal. In Ländern wie Spanien, Portugal, Großbritannien, Finnland, Estland aber auch in Italien, Polen, Tschechien, der Slowakei, und Bulgarien sind Bordelle strafrechtlich verboten, die Prostitution ist gesetzlich nicht reguliert und nicht gesetzeswidrig und demnach auch

entkriminalisiert. Prostitution sowie das Betreiben von Bordellen sind in Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Serbien, Rumänien, Russland, der Ukraine, Weißrussland, Litauen, und Moldawien verboten und sowohl Freier, Zuhälter als auch Prostituierte machen sich nach dem Gesetz der Prohibition strafbar. In Island, Irland, Norwegen, Schweden und Frankreich ist der Sexkauf gesetzlich verboten. Dieser Ansatz greift die abolitionistische Bewegung auf und sowohl Freier, Zuhälter als auch das Führen eines Bordells sind illegal. Prostitution hingegen wird nicht bestraft und bleibt legal, um zu vermeiden, dass Prostituierte in die Illegalität getrieben werden und keine Hilfe annehmen. „Damit bilden Schweden [als auch Frankreich] und Deutschland, die sonst als kulturell sehr ähnlich gelten, zwei grundsätzlich verschiedene Gegenpole - und die grundsätzlich unterschiedlichen Ansichten, die ihren spezifischen Regelungen zugrunde liegen, sind einen genaueren Blick wert.“[67] Diese Unterschiede und deren Basis sollen im Folgenden erörtert werden.

4.1 Vergleichsgruppe Schweden

In Schweden leben circa 9,4 Millionen Menschen in einer parlamentarischen Demokratie. Der Staat liegt auf dem zehnten Platz der HDI-Liste und zählt demnach zu den bestentwickelten Ländern weltweit. Aus einer Untersuchung des County Administrative Boards Stockholm aus dem Jahr 2014 geht hervor, dass zusammengerechnet etwa 1.000 Prostituierte dieser Tätigkeit nachgehen.[68] Schweden hat im Jahr 1999 als erstes Land das Sexkaufverbot eingeführt. Zahlen aus einer staatlichen Untersuchung aus 1995 diagnostizierten eine Anzahl von 650 Frauen, die auf der Straße sexuelle Handlungen anboten. Die nachfolgende Erhebung aus 2008 offenbarte eine Halbierung der Zahlen. Zwischen 2008 und 2010 halbierte sich die Zahl erneut. Dem nationalen Gesundheits- und Wohlfahrtsamt zufolge stagniert die Zahl der Prostituierten auf öffentlichen Straßen bei etwa 200 Frauen seit dem Jahr 2011.[69] Dass diese Entwicklung im Zusammenhang mit der zunehmenden Verlagerung der Angebote von Prostitution ins Internet steht, ist unumstritten. Der Trend der Online-Prostitution beziehungsweise des Anwerbens der Freier über das Internet ist ein international zu betrachtendes Phänomen. Dennoch zeigen Vergleichsstudien, dass die Zahl der Straßenprostituierten in Schweden überdurchschnittlich stark gesunken ist. Stimmten die Zahlen von Straßenprostitution 1999 in Schweden noch mit Norwegen und Schweden überein, haben sich die Zahlen bis 2009 in den anderen beiden Ländern weiter gesteigert, während sie, wie eben erwähnt, in Schweden stark gesunken sind (siehe Abbildung 2).[70] Die Zahlen der Online-Prostitution müssen jedoch unter Vorbehalt behandelt werden. Im Jahr 2014 ergaben sich viele Anzeigen von Frauen, die auf mehreren Plattformen geschaltet wurden, sich jedoch, wie in Abbildung 3 zu sehen ist, auf ein und dieselbe Person bezogen. Es wurden 271 Websites aufgefunden, auf denen die sexuellen Dienstleistungen angeboten wurden. Zwanzig dieser Seiten richteten sich an Frauen. Die übrigen waren auf sexuelle Wünsche von Männern ausgelegt.[71] Nur durch eingehende Internetrecherchen und finanzielle Kapazitäten in diesem Bereich durch die Regierung ist es möglich, Online-Prostitution aufzudecken. Der Bericht des Gesundheits- und Wohlfahrtamtes von 2016 ergibt, dass die Opfer überwiegend Frauen zwischen 20 und 40 Jahren sind und zu 75 Prozent aus dem Ausland stammen - vornehmlich aus Ost- und Südeuropa. Die Nationalitäten der Frauen in der Prostitution stimmen meist mit der ethnischen Herkunft der Zuhälter überein. 78 Prozent der aufgedeckten Taten von Zuhälterei und Freiern werden über das Internet aufgeklärt. Vor allem in den Metropolen des Landes, wie Stockholm und Malmö, lässt sich das Phänomen der Prostitution noch erkennen.[72] Pauschalisiert kann behauptet werden, dass durch erhöhte Polizeiarbeit auch signifikant häufiger Fälle von Sexkauf aufgedeckt werden. Die Zahlen der ermittelten Fälle der Freier sind daher nicht repräsentativ für die Entwicklung von Prostitution im Land.[73]

4.2 Vergleichsgruppe Frankreich

Frankreichs Population liegt bei etwa 63 Millionen Einwohnern. In der HDI-Wertung belegt das Land den zwanzigsten Platz und gehört damit ebenfalls zu den am besten entwickelten Ländern der Welt.[74] Im April 2016 trat eine neue Gesetzgebung zur Freierbestrafung in Kraft. Bis Ende Juli 2017 war noch keine Evaluation dieses Gesetzes und dessen Auswirkungen von der Regierung veröffentlicht. Daher wird die Situation vor Inkrafttreten des Gesetzes mit in den Vergleich einbezogen. 2011 wird von der OCRTEH (Zentralstelle zur Bekämpfung des Menschenhandels) von 18.000 bis 20.000 Prostituierten und von etwa 10.000 Kindern und Jugendlichen in der Prostitution ausgegangen.[75] Schätzungen einer Studie von Mouvement du Nid gehen von 30.000 bis 44.000 Prostituierten aus. Die Prostitution in Frankreich setzt sich aus 12 Prozent Männern, 3 Prozent Transgender und 85 Prozent Frauen zusammen. 62 Prozent der Akquise von Freiern verläuft über das Internet, 30 Prozent der Frauen bieten sich auf der Straße an und 8 Prozent in Bars und Kneipen. Vergleichszahlen in den Städten und Landkreisen zeigen, dass sich das Anbieten und Kaufen sexueller Tätigkeiten stark um die größeren Provinzen zentriert (siehe Abbildung 4). Die Zahl der Online-Prostitution vervielfältigte sich Anfang des 21. Jahrhunderts. Im Sommer 2002 wurden landesweit 108 Webseiten registriert. 2003 stieg die Zahl auf 482 Seiten und verdoppelte sich im nächsten Jahr auf 812 Seiten. 2006 stieg diese Zahl auf 14.362 registrierte Webseiten.[76] 2010 wird von etwa 10.000 Seiten ausgegangen, davon 2.000 mit Sitz in den Niederlanden. Etwa 0,1 Prozent der Online-Akquise ist auf Frauen zugeschnitten, die sexuelle Dienste von Männern kaufen können.[77] Seit dem neuen Gesetz 2016 ist die Vermittlung von Frauen über das Internet verboten. Demnach werden alle gefundenen Seiten gemeldet und von der zuständigen Polizeibehörde gelöscht. Nach Untersuchungen mehrerer Landesuniversitäten sind etwa 2 bis 3 Prozent der Studenten/Studentinnen in der Prostitution aktiv. Neben der Umfrage an der Universitaire de Médecine Préventive de Poitiers und Université de Nantes gleichen diese Ergebnisse auch der Université Paul Valéry.

Die Zahl der Frauen mit Migrationshintergrund beziehungsweise Einwanderern in der Prostitution hat sich seit den 1990er-Jahren erheblich vergrößert (siehe Abbildung 5). 1994 waren 22 Prozent der Prostituierten Ausländerinnen und 78 Prozent Französinnen. 1999 waren bereits über 40 Prozent der Frauen mit Migrationshintergrund in dem Bereich tätig. 2001 übersteig die Anzahl der Frauen aus dem Ausland mit 56 Prozent erstmals die Zahl der aktiven Franzosen. Kontinuierlich entwickelte sich diese Tendenz weiter. Im Jahr 2002 lag der Wert der Ausländerinnen bei 63 Prozent. Erhebungen im Jahr 2013 zeigten, dass 85 Prozent der Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit tätig sind, von denen 70 Prozent durch Zuhälter organisiert wurden. Im Jahr 2010 ist der Anteil der Frauen auf 91,5 Prozent gewachsen, von denen etwa 80 Prozent mit Zuhältern zusammenarbeiten. Ausländische Staatsangehörigkeiten verteilen sich, wie in Abbildung 6 veranschaulicht, besonders auf Länder in Osteuropa (40 Prozent) und Afrika (38 Prozent). Etwa 13 Prozent der Frauen ausländischer Herkunft kommen aus Asien, hauptsächlich aus China. 3,5 Prozent haben ihre Heimat in Südamerika und Brasilien.

Auch in der französischen Studie zeigt sich ein hoher Anteil an Frauen, die Drogen konsumieren (siehe Abbildung 7). Von den 200 Befragten sind 58 bis 100 Prozent von Tabak oder Betäubungsmitteln wie Opiaten abhängig. Zudem nimmt jede fünfte Frau regelmäßig Medikamente ein. Neben Cannabis (16 Prozent) ist die häufigste Droge Kokain (18 Prozent). In einem Bericht von Janine Mossuz-Lavau, die Untersuchungen in Paris durchführte, zeigt sich die Lebensrealität der Frauen. Die Hauptursache, weshalb Frauen in Paris der Prostitution nachgehen, sind laut der Studie „Armut und die Hoffnung auf ein besseres Leben“.[78] Sie versuchen, ihren Kindern eine gute Bildung in ihren Heimatländern zu gewährleisten. Ähnliche Ergebnisse finden sich auch im Rapport d' Information.[79] Der Bericht der französischen Regierung aus dem Jahr 2009 beschäftigte sich mit der sozialen Realität von Prostituierten in Frankreich. Analysiert wurde die Situation von der internationalen Hilfsorganisation Medecins du Monde, die ihren Ursprung in Paris hat. Diese untersuchten und befragten 200 Prostituierte nach ihrem gesundheitlichen Zustand. Gewalttäter sind in der Häufigkeit der Fälle Freier und Zuhälter während Frauen beziehungsweise Prostituierte Opfer von Gewalt sind. Seitens der Zuhälter wird die Nötigung als Mittel der Macht genutzt, um Frauen gefügig zu machen. Ein Teil der Freier hat gewaltvolle sexuelle Wünsche, die ebenfalls zu Verletzungen bei Frauen führen können - sei es beabsichtigt oder unbeabsichtigt. In mehreren Gesprächen berichten Frauen davon, beleidigt oder als „Hunde“ bezeichnet und behandelt zu werden.[80] Bei ungewollten Schwangerschaften werde ein Abbruch vorgenommen. Frauen merken außerdem an, dass sie häufig von Zuhältern getreten und geschlagen würden, damit es zu einer Fehlgeburt kommt.[81] Neben der Gewalt durch Zuhälter und Freier kommt es auch immer wieder zu Übergriffen von Passanten, die Frauen auf der Straße verbal und körperlich angreifen. 7 Prozent der befragten Frauen geben an, dass sie mit Müll beworfen wurden.[82] Auch wenn diese Erfahrung von einem marginalen Teil der Prostituierten gemacht wurde, stellen sie dennoch einen hohen symbolischen Wert in Bezug auf die gesellschaftliche Stellung dar. Zudem kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Polizei Beschwerden und Anklagen von Prostituierten weniger priorisiert.[83] Frauen beschreiben gewalttätiges Verhalten auch untereinander, da sie Konkurrentinnen ängstlich und intolerant gegenüberstehen.[84] Der Bericht hält fest, dass Prostituierte zwischen 60- und 120-mal häufiger Opfer von Gewalt oder Mord sind als der allgemeine Teil der Bevölkerung.[85] Gesundheitlich stellte der Verband eindeutige Belastungen bei den Frauen fest. Laut der National AIDS Rate verlangt etwa die Hälfte der Kunden Sex ohne Kondom.

Durch finanzielle Notlagen und die Angst, Kunden an die Konkurrenz zu verlieren, sind die Prostituierten genötigt, einzuwilligen.[86] Dadurch sind die Frauen vor allem von Geschlechtskrankheiten wie Hepatitis B und C betroffen. Zwar seien in einer Probe von 173 Frauen nur 3 mit HIV infiziert, dennoch werde das Problem Aids trivialisiert. Besonders ausländische Frauen sind in der Regel schlecht über Geschlechtskrankheiten wie HIV informiert und besitzen geringfügige Kenntnisse über die Ansteckungsgefahren. Beispielsweise gehen etwa 15 Prozent der Befragten davon aus, dass Aids durch Küssen, Mücken oder durch Kondome übertragen wird.[87] Betont häufig seien in der Untersuchung Schlaflosigkeit, Gestresstheit und Angstzustände festgestellt worden, deren Ursache in der ausgesetzten Gewalt liegen dürfte.[88] Der Bericht der Studie von Farley et al. verdeutlicht, dass Frauen als Folgen der häufigen, harten und schutzlosen Sexualakte speziell unter Harnwegsentzündungen, Menstruations- und Fruchtbarkeitsstörungen sowie Eierstockschmerzen leiden. Oftmals wird auch eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert, die eine schwere psychische Einschränkung beschreibt.[89] Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass jede dritte Frau in der Prostitution Selbstmordgedanken hat.[90] Zudem ist eine leichte Erhöhung des Gebärmutterhalskrebses festzustellen.[91] Der Lotus- Bus ist ein überregional eingesetzter Bus im Rahmen einer Initiative von Doctors of the World, der als Anlaufstelle für die medizinische Versorgung für Frauen in der Prostitution dient. Dort wird primär von Lungenentzündungen bis hin zu Tuberkulose berichtet, von denen die Frauen im Winter betroffen sind.[92] Das soziale Leben der Prostituierten ist insbesondere von Isolation und Stigmatisierung geprägt. Neben Passanten seien die Freier diejenigen Personen, die ihnen in der Regel mit Aggressivität, Verachtung, Respektlosigkeit und Demütigung begegnen.[93] Neben der gesellschaftlichen Ausgrenzung sei jedoch die familiäre Ausgrenzung beziehungsweise Isolation für die Frauen in der Mehrzahl der Fälle als schlimm bis unerträglich beschrieben worden. Vorwiegend Frauen, die in ihrer Heimat Familie und Kinder zurückgelassen haben, leiden unter der Trennung.[94] Aber auch Ehen und Partnerschaften, die in der Heimat geführt werden, können in der Regel nicht aufrechterhalten werden.[95]

4.3 Vergleichsgruppe Deutschland

Deutschland ist ein föderaler Staat geführt von einer parlamentarischen Demokratie und umfasst mehr als 82 Millionen Einwohner. Auf Basis des HDI-Wertes liegt die Bundesrepublik auf Rang 9 von 187 Ländern und zählt damit zu einem der am weitesten entwickelten Länder der Erde.[96] Obwohl Prostituierte dazu verpflichtet sind, Steuern zu zahlen, liegen keine offiziellen Zahlen zum Ausmaß der Prostitution vor, weshalb es dem Staat nicht möglich ist, eine ungefähre Schätzung der Einnahmen vorzunehmen. Demnach muss auf Hochrechnungen verschiedener Organisationen zurückgegriffen werden.

Der Unternehmerverband Erotik Gewerbe Deutschland geht von etwa 200.000 Prostituierten im Jahr 2012 aus.[97] Das „Hurenprojekt“ Hydra stellte 1988 die Zahl 400.000 durch Berechnungen auf.[98] Diese Zahl scheint zwar veraltet, wird jedoch von der Fachliteratur noch immer als Richtwert genutzt. So bildet die Zahl auch die Grundlage von Rahel Gugels Arbeit über die Gleichstellungsproblematik durch Prostitution.[99] Alice Schwarzer spricht sogar von 400.000 bis 1.000.000 Prostituierten.[100] Die Zahl der Freier wird relativ unumstritten auf etwa 1,2 Millionen Männer deutschlandweit geschätzt, die, und das gilt zu verdeutlichen, täglich sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen.[101] Die starke Ambivalenz der Zahlen zeigt die Unkontrollierbarkeit der Prostitution des Staates. Durch das Prostituiertengesetz (im Folgenden ProstG genannt) hat sich die Zahl der Frauen in der Prostitution jedoch erhöht. Frauen aus Osteuropa stellen nun einen großen Teil der Gruppierung dar, während immer seltener deutsche Frauen der Tätigkeit nachgehen (siehe Abbildung 8). Der Erotikverband ging im Jahr 2000 noch von etwa 150.000 Prostituierten aus. Mit den EU-Osterweiterungen in den Jahren 2004 und 2007 stieg die Zahl bis heute um circa 33 Prozent an. Diese Größenordnung belegt auch der bereits erwähnte Kriminaloberkommissar Helmut Sporer aus Augsburg in seinem Vortrag über die Realität der Prostitution in Deutschland auf einem Kongress in Brüssel im Jahr 2013. Laut Sporer habe sich die Situation der Prostitution und auch die Lage der Frauen in der Prostitution erheblich verschlechtert.[102] Die dazu geänderte Gesetzeslage des ProstG habe das Land für Menschenhändler und Schlepper zunehmend interessanter gemacht. Mit dem Wegfall der Sittenwidrigkeit und der Anerkennung als Beruf seien die Arbeitsumstände für viele Frauen strapaziöser geworden. Die

Bordellbetreiber/Bordellbetreiberinnen wurden zu Vorgesetzten der Frauen und konnten nun über Kleidung, Arbeitszeiten, Sexualpraktiken und weitere Dinge bestimmen.[103] Sporer spricht in diesem Zusammenhang von „eine[r] neue[n] Form der Sklaverei unter staatlicher Aufsicht“.[104] Er sieht zudem zwei erschreckende Entwicklungen innerhalb Deutschlands. Zum einen werden Frauen bei Schleppern beziehungsweise Menschenhändlern regelrecht „bestellt“.[105] Die Betreiber/Betreiberinnen geben dabei an, welche Haar-/Hautfarbe, Größe, Gewicht und Figur die Frauen haben sollen und anhand dieser Angaben wird dann geliefert - mit einer Rücknahmegarantie.[106] Trends, denen durch das neue Prostituiertenschutzgesetz (im Folgenden ProstSchG genannt) Einhalt geboten werden soll, umfassen den sogenannten Flatratesex, das Werben von Sex mit Schwangeren und (Rape-) Gang-Bang-Partys. Deutschland ist weltweit bekannt für diese Arten der Prostitution. Dieses Angebot nutzen dementsprechend auch viele ausländische Freier und Zuhälter, die dafür nach Deutschland reisen. „Deshalb ist Deutschland inzwischen ein Eldorado für Zuhälter geworden.“[107] Paulus macht ebenfalls die geographische Lage des Landes dafür verantwortlich, dass „Deutschland [als das] unersättliche Abnehmerland der Ware Frau und als bedeutendes, europäisches Ausbeutungszentrum von Frauen, Kindern und in zunehmendem Maße auch von jungen Männern, die auf dem Schwulenstrich eingesetzt werden“[108] gilt. Bis Juli 2017 war es nicht nötig, dass Frauen sich bei Ämtern für die „Berufsausübung“ anmelden. Weder das Gesundheits- noch das Einwohnermeldeamt oder die Polizei waren im Bilde, wie viele Prostituierte sich in der Bundesrepublik aufhielten. Infolgedessen konnte auch nicht festgestellt werden, ob Frauen vermisst wurden - eine Tatsache, die das Sicherheitsgefühl in der Prostitution schwächt.[109] Eine weitere auffällige Entwicklung besteht darin, dass die Zahl der Sexualkontakte stetig steigt (siehe Abbildung 9). Im Jahr 2012 gab es fast 100 Millionen Sexualkontakte mit insgesamt 200.000 Frauen. Damit hatte jede Frau 500 Freier an durchschnittlich 187 Tagen. Neben der Steigerung der Arbeitszeit ist eine Wertminderung der Tätigkeit zu erkennen, was aus rein ökonomischen Aspekten auf die Angebot- und Nachfrageregelung hinzuführen ist oder auch auf mögliche verzweifelte Lage der Frauen hinweisen könnte.[110] Die Lebenswelt von Frauen in der Prostitution in Deutschland wird im Bericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend evaluiert. In Bezug auf Gewalterfahrungen zeigt sich, dass Frauen in der Prostitution etwa fünfmal so häufig sexuelle Gewalt erleben und generell ein sehr hohes Maß an psychischer und physischer Gewalt erfahren müssen, wie in Abbildung 10 zu sehen ist. Beinahe 30 Prozent der Befragten kreuzten alle auswählbaren Items zu Gewalterfahrungen als Antwort an (siehe Abbildungen 11 und 12). Die Hälfte der Frauen hat Erfahrungen mit versuchter Vergewaltigung und 46 Prozent der Frauen wurde einmal oder mehrfach vergewaltigt.[111] Dass ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der körperlichen und psychischen Gewalt und der Tätigkeit als Prostituierte besteht, zeigen die Nennungen der Frauen hinsichtlich der Tätergruppen (siehe Abbildung 13). Innerhalb der Beschreibung bezüglich der Verursacher von Gewalt werden überdurchschnittlich häufig Freier und unbekannte Personen aus dem Arbeitsfeld genannt.[112] Außerdem zeigt sich, dass auffällig viele Frauen, die der Prostitution nachgehen, bereits sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit erlebten. Bei der Art der körperlichen Gewalt ist ein breites Spektrum erfasst worden. Über 75 Prozent der Befragten hat im Laufe ihrer Tätigkeit als Prostituierte bereits ein- oder mehrmals Prellungen davon getragen. Rund die Hälfte der Befragten erleben Schmerzen innerhalb des Körpers und Unterleibsschmerzen. Beinahe 40 Prozent der Frauen erleiden vaginale Verletzungen, 27 Prozent offene Wunden sowie Verstauchungen und Kopfverletzungen. Jede elfte Frau erleidet ein oder mehrere Gehirnerschütterungen während ihrer Tätigkeit.[113] Bezüglich der Kontexte Gesundheit, Sicherheit und soziale Einbindung zeigen sich weitere Unterschiede zwischen Frauen aus der Hauptgruppe und Frauen aus der Prostitution. Mehr als die Hälfte der Prostituierten (53 Prozent) gibt an, kaum oder keinen Kontakt zu Freunden, Bekannten oder Familie zu haben. Im Vergleich trifft dies nur auf 17 Prozent der Frauen der repräsentativen Gruppe der Gesellschaft zu.[114] Des Weiteren zeigt sich eindeutig, dass etwa 60 Prozent mehr Frauen in der Prostitution Geborgenheit und enge Beziehungen vermissen als Frauen aus der allgemeinen Darstellung.[115] Im Hinblick auf die gefühlte Sicherheit am Arbeitsplatz gibt es auffällig viele Nennungen des Unsicherheitsgefühls. Mehr als ein Drittel der Befragten fühlt sich unsicher bis sehr unsicher.[116] Wie bereits erwähnt, ist der Freier die am häufigsten genannte Tätergruppe in Bezug auf körperliche Gewalt. Dadurch lässt sich erklären, dass rund 80 Prozent der Frauen in der permanenten Angst vor Gewalt von Fremden und Freiern leben.[117] Laut der Studie empfinden „Prostituierte das gesamte soziale Umfeld als potenziell bedrohlich [...]“.[118] Ein wichtiger Punkt in Bezug auf die Lebensrealität der Frauen ist neben ihren Ängsten und dem sozialem Umfeld auch der Gesundheitszustand. 49 Prozent der Frauen, die sexuelle Tätigkeiten anbieten, leiden unter Depressionen, Selbstmordgedanken, Angstanfällen oder Selbstverletzungsabsichten.[119] Außerdem leiden doppelt bis dreimal so viele Prostituierte an Überforderung, Gedächtnisstörungen und Schwächeanfällen wie die Personen der Vergleichsgruppe.[120] Zu den Begleiterscheinungen der hohen Depressionsrate gehört auch der erhöhte Medikamentenkonsum der Prostituierten. Sieben von zehn Frauen nehmen mehrere Medikamente, hauptsächlich Psychopharmaka. Renommierte deutsche Traumatherapeuten/Traumatherapeutinnen sprechen sich demnach für ein Sexkaufverbot aus, mit der Begründung der erheblichen psychischen Belastung, die der eines Kriegsopfers ähnelt. Der erhöhte Drogenkonsum sei eine Folge der starken Belastung und ein Ausweg, um die negativen Gefühle zu betäuben.[121] Etwas mehr als 40 Prozent konsumieren regelmäßig Drogen wie etwa Heroin, Haschisch oder LSD.[122] Bei 41 Prozent der Prostituierten könne in der Studie zur Doktorarbeit von Anna Wolff akute und schwer fortgeschrittene Infektionskrankheiten festgestellt werden.[123]

Anhand der aufgeführten Studien lässt sich zusammenfassen, dass Frauen in der Prostitution im Vergleich zum Rest der Bevölkerung signifikant häufiger an sexueller Belästigung und psychischer sowie körperlicher Gewalt leiden, die primär innerhalb des Arbeitsverhältnisses entstehen. Faktisch begründen lässt sich dadurch das mangelnde Sicherheitsgefühl, unter dem die Frauen leiden. Zudem leben sie häufig anonym und haben deutlich weniger oder gar keine Bezugsperson. Jede zweite Frau leidet an Depressionen oder hat Selbstmordgedanken und ähnlich viele Betroffene leben mit akuten unbehandelten Geschlechtskrankheiten. Neben einer Vielzahl von Psychopharmaka nehmen Frauen regelmäßig bewusstseinsverändernde oder betäubende Drogen ein.[124]

5. Vergleich

Wie bereits in der Vergleichsvorstellung zu sehen ist, weisen die Gruppen starke Abweichungen hinsichtlich des Umgangs mit Prostitution auf. Im nun folgenden Vergleich werden verschiedene Faktoren untersucht, die die Differenzen der Länder weiter erörtern.

5.1 Politische Regelungen und Rechtslage Zunächst wird der geschichtliche Hintergrund der jeweiligen Länder erläutert, um im Anschluss daran eine Überleitung zur aktuellen Gesetzeslage und dem politischen Diskurs des jeweiligen Landes zu finden.

5.1.1 Schweden

5.1.1.1 Hintergrund

Bis zum Jahr 1734 war Prostitution in Schweden legaler Bestandteil der öffentlichen Gesellschaft. Erst mit dem Zivilgesetz im 18. Jahrhundert, das die bürgerliche Rechtsprechung beinhaltete, wurde Prostitution in Bordellen und das Führen von Bordellen als Strafbestand festgelegt, jedoch von Polizei und Behörden toleriert. Diese Situation modifizierte sich um 1880, als sich die Frauenbewegung Svenska Federation bildete und aktiv gegen Prostitution einstand. Infolgedessen wurde die Gesetzesregelung von Seiten der Polizei konsequenter kontrolliert. Mit den Gesetzen Lex Veneris und Vagrancy law in den Jahren 1885 und 1918 wurde auch Prostitution außerhalb der Bordelle als illegal erachtet und unterlag Geld- und Gefängnisstrafen.[125] Dadurch verschlechterte sich die Lage der Frauen zunehmend und die ersten Abolitionsdiskurse wurden in der Frauenbewegung und im politischen Diskurs sichtbar. Um die Zeit ab 1930 wurde Prostitution als sittenwidrig und gesellschaftsgefährdend angesehen. Jahrzehnte später wurde es als männliche Gewalt gegenüber Frauen und demnach als ein geschlechtsspezifisches Phänomen anerkannt, dass zunehmend der Gleichstellung von Männern und Frauen in einer modernen Gesellschaft hinderlich schien. In den 1960er- und 1970er-Jahren - mit der Entwicklung der Bewegung der freien Sexualität - wurden vermehrt pornographische Filme gedreht und die ungehinderte und befreite Liebe proklamiert. Die mediale Entwicklung der offenen Körperkultur wurde seitens der schwedischen Regierung kritisch beobachtet. Als von den liberalen Parteien - speziell von

Sten Sjöholm - staatlich regulierte Bordelle gefordert wurden, mobilisierte sich die immer noch aktive Frauenbewegung und setzte sich gegen das Fortschreiten der Sexualisierung ein. Die schwedische Bevölkerung war seit Jahrzehnten von klar vorgeschriebenen sexualmoralischen Vorstellungen geprägt und auch die Politik hat sich gegen Bordelle und Prostitution als „schädliche Tätigkeit“ ausgesprochen. Die schwedische Regierung zog klare Fronten gegen den liberalen Ansatz und behielt trotz mehrerer Gesetzesänderungen den konservativen Ansatz bei, bis es 1999 zu dem noch heute geltenden Recht der Freierbestrafung kam.

5.1.1.2 Gesetzeslage

Das Gesetz gegen Prostitution bildet einen Teil der Verordnung Violence Against Woman, dem Kvinnofrid, das am 1. Juli 1998 verabschiedet wurde. Die Verordnung beinhaltet zum einen Gesetze gegen Prostitution und zum anderen gegen Gewalt gegenüber Frauen. Darin heißt es, „[i]n Sweden, it is understood that any society that claims to defend principles of legal, political, economic, and social equality for women and girls must reject the idea that women and children, mostly girls, are commodities that can be bought, sold, and sexually exploited by men“[126]

Der Kvinnofrid gründet auf den Menschenrechtsprinzipien. Demnach stelle Prostitution eine Hürde der Geschlechtergleichstellung dar und sei zudem eine schädigende Tätigkeit für Frauen. Prostitution werde laut Gesetzgebung als männliche sexuelle Gewalt angesehen, die gegen die internationalen Menschenrechtsprinzipien verstoße. Schweden erkenne an, dass in erhöhtem Maße Frauen Opfer der sexuellen Ausbeutung seien und erklärt Prostitution damit als geschlechterspezifisches Verbrechen. Um präventiv gegen Prostitution vorzugehen, solle die gesellschaftliche Situation von Frauen, Armut und Gewalt gegen Frauen bekämpft werden. Ein Grundsatz der schwedischen Gesetzgebung bestehe darin, dass nicht die Frauen kriminalisiert werden, die sich prostituieren, sondern dass Männer illegal handeln, wenn sie den angebotenen Sex annehmen. Zudem stünden Zuhälterei, Bordell-Stätten und das Betreiben eines Bordells unter Strafe.[127] Die Ausmerzung der Nachfrage als Grundursache für Prostitution bildet die oberste Priorität der Regelungen. Weiterhin wird angenommen, dass Menschenhandel und Prostitution Probleme sind, die untrennbar voneinander gesehen werden müssen.[128] Dort, wo es Prostitution gäbe, gäbe es Menschenhandel und andersherum.[129] Laut Kvinnofrid führt die Legalisierung der Prostitution zur Normalisierung der sexuellen Diskriminierung und zur Anerkennung von Geschlechterungerechtigkeit. Die Gesellschaft vor dieser Ungerechtigkeit zu schützen, begründe das Verbot von Prostitution.[130] Im schwedischen Strafgesetzbuch werden innerhalb des Kapitels 6 alle Sexualverbrechen genannt. Darunter fällt auch der Sexkauf.

„6 kap. 11 §1 Den som, i annat fall än som avses förut i detta kapitel, skaffar sig en tillfällig sexuell förbindelse mot ersättning, döms för köp av sexuell tjänst till böter eller fängelse i högst sex mänader. Den som, i annat fall än som avses förut i detta kapitel, skaffar sig en tillfällig sexuell förbindelse mot ersättning, döms för köp av sexuell tjänst till böter eller fängelse i högst ett är. Vad som sägs i första stycket gäller även om ersättningen har utlovats eller getts av nägon annan.“[131]

Personen, die sexuelle Leistungen im Austausch gegen Bezahlung beziehen, werden zu Geld oder Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr verurteilt. Am 1. Juli 2011 wurde das Gesetz von einer sechsmonatigen Haftstrafe auf bis zu 12 Monate Gefängnis modifiziert. Im Jahr 2014 wurde das Gesetz noch weiter verschärft, indem das Sexkaufverbot auf das Ausland erweitert wurde. Männer beziehungsweise Personen schwedischer Nationalität, die im Ausland sexuelle Dienste in Anspruch nehmen - auch wenn dies in den Ländern erlaubt ist - können in Schweden strafrechtlich verfolgt werden. Ziel dieser Verschärfung ist die internationale Bekämpfung des Menschenhandels. Im Juli 2013 wurde das Gesetz insofern geändert, dass eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren verhängt wird, wenn Sex gegen Bezahlung von unter 18-Jährigen in Anspruch genommen wird. Die schwedische Regelung - oder auch das nordisches Modell - wird von vielen weiteren Ländern als positiv bewertet und dient mithin direkt oder indirekt als Vorlage für Gesetzgebungen weltweit. Die etablierte Bezeichnung steht für den Grundgedanken des Gesetzes, dass Sexkauf verboten, Prostitution jedoch legal ist. Durch die Legalisierung der Prostitution soll verhindert werden, dass Frauen weiter in den Untergrund gedrängt werden und Angst vor Behörden haben.

Irland, Schottland und Finnland haben einige Gesetzesgrundlagen übernommen, ähnlich wie Südkorea bereits 2003, Südafrika 2007 und Norwegen und Island im Jahr 2009. Nordirland und Kanada haben die Gesetzgebung 2014 eingeführt. Und auch Frankreich, das im weiteren Verlauf der Arbeit ebenfalls näher beleuchtet werden soll, änderte sein Prostitutionsgesetz.

Im Sommer 2008 wurde von der Regierung in Schweden ein Aktionsplan gegen Menschenhandel verabschiedet, dessen Inhalt 36 Maßnahmen umfasste. Die Maßnahmen 19 bis 24 setzen sich explizit mit Prostitution auseinander. Unter anderem wurde dabei der schwedischen Polizeibehörde das Amt des nationalen Berichterstatters aufgetragen.[132] 2011 wurde der Aktionsplan evaluiert und weiter verbessert.[133] Im Brottsbalk, dem schwedischen Strafgesetzbuch, wird ebenfalls in Artikel 6 (6 Kap Om Sexualbrott 12§) das Koppleri - zu Deutsch: Zuhälterei - verboten. Laut Gesetz ist nicht nur das Beschäftigen von Personen in der Prostitution verboten, sondern auch das Entgegennehmen von Zahlungen sowie die Vermittlung von Prostituierten an Kunden. Eine Haftstrafe von mindestens sechs Monaten bis hin zu vier Jahren wird bei Missachten verhängt. Des Weiteren wird rechtlich verfolgt, wer ein Bordell führt oder Räumlichkeiten für den Sexkauf zur Verfügung stellt. Strafbar macht sich auch die Person, die davon Kenntnis besitzt, dass die eigenen Räume, wie beispielsweise Mietobjekte, zum Zweck der Prostitution genutzt werden. Für diese Art der Zuhälterei werden laut Strafgesetzbuch vier bis acht Jahre verhängt.[134] Seit 2011 werden lokale Polizeibehörden im Hinblick auf ihre Bemühungen zur Bekämpfung von Prostitution und Menschenhandel kontrolliert. Nach dem Zufallsprinzip werden jährlich fünf Einsatzstellen besucht und ausgewertet. Die Analysen fokussieren Verbesserungsvorschläge, um die Bekämpfung der Prostitution zu optimieren. Neben dem Berichterstatter/der Berichterstatterin existiert ein weiteres Amt, nämlich das Nationale Gesundheits- und Wohlfahrtsamt, das Informationen zur Prostitution in Schweden sammelt und die örtlichen Behörden bei der Entwicklung und Verbesserung von Maßnahmen gegen Prostitution unterstützt.[135] Auch hier wird ein jährlicher Bericht an die Regierung geschickt und auch dieses Amt wird von der Regierung finanziert. Aufgabe des Amtes ist seit 1997 die Bewertung kommunaler Dienstleistungen für Prostituierte und die Bewertung von Hilfsangeboten von Personen, die sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen.

Seit dem Jahr 2013 werden Entwicklungstrends im Bereich Prostitution untersucht, um mithilfe dieser Daten Hilfs- und Unterstützungsangebote für Prostituierte und Freier zu entwickeln, die die Ausbreitung der Prostitution weiter eindämmen sollen.[136] Seit Oktober 2015 ist das Amt dazu verpflichtet, halbjährliche Berichte über die Situation von Prostitution zu verfassen.

5.1.1.3 Politischer Diskurs

Die schwedische Politik und Gesetzeslage in Bezug auf Prostitution wurde durch die Frauenrechtsbewegung in den 1990er-Jahren in Gang gesetzt. Diese Initiative setzte sich in den Frauenverbänden der politischen Parteien für den Abolitionismus ein und führte zu der Gesetzgebung wie sie heute noch im Grundkonsens gültig ist. Antrieb der Frauenbewegung war die immer höher werdende Zahl von Frauen und Mädchen, die weltweit sexuell ausgebeutet wurden. Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung wird neben Drogenhandel und Armut von der schwedischen Regierung als das größte weltweite Problem benannt.[137] Das Land distanziert sich von den Begriffen der Sexarbeit und Sexarbeiterin, da es aus Sicht der schwedischen Regierung lediglich ein Zeichen politischer Schwäche sei, das Problem der Prostitution zu legalisieren und als eine Art Dienstleistung offiziell anerkennen zu lassen. Es sei eine verfehlte Form des Liberalismus.[138]

Innerhalb der EU gelten Richtlinien zur Bekämpfung von Frauenhandel und sexueller Ausbeutung. Diese Leitlinien wurden im April 1996 auf der Den Haager Ministerkonferenz verfasst und thematisierten seit Bestehen der EU zum ersten Mal die sexuelle Ausbeutung von Frauen. In diesen Überlegungen, die lediglich Empfehlungen darstellen, wird der Vorschlag unterbreitet, dass jedes Land einen nationalen Berichterstatter/ eine nationale Berichterstatterin zur Verfügung stellen sollte. Dessen/deren Aufgabe soll es sein, der Regierung über Ausmaß und Status des Frauenhandels und der Prostitution zu berichten. In dem durch ihm oder ihr verfassten Jahresbericht sollen dann Zustand und Umfang der Prostitution geschildert und Empfehlungen zur weiteren Bekämpfung aufgelistet werden.

In Schweden ist der Sitz der nationalen Berichterstatterstelle seit den Den Haager Empfehlungen 1997 innerhalb des schwedischen National Police Boards unter die Station Nationale Kriminalpolizei eingebunden. Die Berichterstatterin ist seit 1998 Detective Superintendent Frau Kajsa Wahlberg. Finanziert wird die Stelle durch die Regierung. Die Daten bezüglich Prostitution und Menschenhandel werden über sechs regional existierende Ermittlungseinheiten gesammelt.[139] Die ausgewerteten und analysierten Daten ergeben den zu veröffentlichenden Jahresbericht. Durch die enge Zusammenarbeit mit Europol, Interpol und NGOs kann sich Schweden nutzbringend an das internationale Netzwerk zur Bekämpfung von Menschenhandel anbinden. Überdies besteht innerhalb Schwedens eine starke Vernetzung zwischen Behörden, Organisationen und Vereinen, die Prostituierte betreuen. Durch den Austausch lassen sich Missstände und Verbesserungen besser kommunizieren.

Eine Sonderprüfungskommission wurde 2008 von der Regierung eingerichtet, um die Gesetzesvorlage von 1999 zu evaluieren. Die Kommission befragte (ehemalige) Freier und Prostituierte, Polizei und Sozialarbeiter/Sozialarbeiterinnen sowie ehrenamtliche Vereine, Hilfsorganisationen und Beratungsstellen. 2010 wurde der Bericht der Regierung von der Justizkanzlerin Anna Skarhed vorgelegt.[140]

Inhaltlich lässt sich zusammenfassen, dass sich die Zahl der Straßenprostitution von 1999 bis 2008 um die Hälfte reduziert hat. Zudem konnte der Rückgang an Prostituierten an der Zahl von Menschenhandelsopfer festgemacht werden, wodurch ein Zusammenhang zwischen Prostitution und Menschenhandel zu belegen ist.[141] Generell hat sich die Prostitution beziehungsweise das Anwerben von Freiern auf das Internet verlagert. Dadurch ist es zunehmend schwerer und mit wesentlich mehr Arbeitsaufwand verbunden, Prostitution aufzudecken. Diese Entwicklung sei jedoch nicht auf die Gesetzeslage zurückzuführen, sondern beschreibe eine grundlegende Tendenz, die weltweit festzustellen ist.[142] Dennoch ist die Zahl der Werbeanzeigen im Internet in Schweden deutlich höher als in anderen Ländern, in denen Prostitution öffentlich ist und legal beworben wird. Das Verbot zum Sexkauf führt zu weniger Ansiedlung von Zuhälterringen und zu einem Rückgang beim Sexkauf. Die Mehrzahl der befragten Freier hat nach der Einführung des Gesetzes weniger oder keine sexuellen Dienste gekauft.[143] Diesem Phänomen wird auch in internationalen Studien nachgegangen.[144]

In einer libanesischen Studie von Ghada Jabbour wurde die Nachfrage nach erkauftem Sex untersucht und hinsichtlich der Motive, die Männer in Bezug auf Sexkauf haben, analysiert. 69 Prozent der Befragten geben dabei an, dass nur eine Gefängnisstrafe sie abschrecken würde, Sex zu kaufen. 66 Prozent sagen, dass es abschreckend wäre, wenn die Frauen beziehungsweise die Familien davon erfahren würden. Als dritten Aspekt wird Strafzahlungen genannt und fast die Hälfte der Befragten würde bei Veröffentlichung der Sexkauftätigkeit den Konsum einschränken.[145] Eine schottische Studie von Jan Macleod offenbarte übereinstimmende Ergebnisse.[146] Dass etwa das Wissen um Nötigung und die Zwangslage der Frauen die Männer vom Sexkauf abhalten würde, wurde von der Studie des irischen Instituts für Migration nicht bestätigt. Im Auftrag der Europäischen Kommission wurde die Studie 2014 stichprobenartig in verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass rund 30 Prozent der Freier wussten, dass die Frauen ausgebeutet werden.

Dies hielt sie jedoch nicht vom Sexkauf ab.[147] Ferner gäbe es laut Sonderkommission keinen Grund zur Annahme, dass die Zahl der Wohnungsprostitution gestiegen sei und auch die Auswirkungen von Frauen, die weiterhin als Prostituierte arbeiteten, seien nicht negativ.[148] Der Berichterstatterin zufolge werden circa 400 Frauen jährlich als Opfer von Menschenhändlern für Prostitutionszwecke nach Schweden gebracht; eine eindeutige Senkung der Zahlen innerhalb der letzten Jahre sei damit bewiesen.[149] Der dritte Bericht des nationalen Gesundheits- und Wohlfahrtsamtes aus dem Jahr 2008 verdeutlicht die Auswirkungen auf die Prostitution seit der Gesetzgebung des Kvinnofrids. Die größte Opfergruppe von sexueller Gewalt bilden trotz des Gesetzes nachweislich Frauen in der Prostitution.[150] Grundlegend für die Berichte des Gesundheitsamtes sind Studien von Annika Eriksson und Anna Gavanas, die mit der Universität Malmö und der Universität Lund zusammenarbeiten. Die Arbeit setzt sich aus leitfrageorientierten Interviews für Polizeibeamte und Gemeindevorstände sowie aus offenen Interviews für ehemalige Sexkäufer zusammen. Zudem wird in Kooperation mit dem unabhängigen Umfrageinstitut Glykol eine Online­Recherche über Prostitution im Internet erarbeitet.[151]

Im Bericht des Gesundheits- und Wohlfahrtsamtes aus dem Jahr 2016 wird die aktuelle Lage des Landes in Bezug auf Prostitution deutlich. Das Phänomen des Sexhandels ist weiterhin im Land präsent, jedoch in deutlich geringerem Ausmaß wie noch vor 1999. Die Straftaten in Bezug auf Sexkauf sind jedoch im Jahr 2015 gestiegen. Für 2015 wurden allein in Stockholm 187 Fälle des Erwerbs von sexueller Dienstleistung registriert und strafrechtlich verfolgt. 50 Personen machten sich bei dem Versuch des Kaufs sexueller Dienstleistungen strafbar. Die Sexkäufer waren zwischen 18 und 71 Jahren alt. 170 Personen waren männlich, 145 Personen davon waren Schweden. Die restlichen 42 Männer hatten eine ausländische Nationalität. In 83 Prozent der Fälle wurde der Kontakt zu den Frauen über das Internet aufgenommen. Diese Entwicklung wird auf die Flüchtlingskrise zurückgeführt, während der 163.000 Menschen Asyl in Schweden beantragten, davon 35.369 Minderjährige ohne Begleitung.[152] Diese Gruppe wird als besonders gefährdet für sexuelle Ausbeutung eingestuft. Zudem sind europaweit im Jahr 2016 10.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge verschwunden, wofür das schwedische Gesundheitsamt mutmaßlich Menschenhandel verantwortlich macht.[153] Begründet wird die Wichtigkeit des Gesundheitsamtes und des/der nationalen Berichterstatters/Berichterstatterin mitunter durch diese Entwicklung. Für das Jahr 2017 werden zusätzliche finanzielle Unterstützungen für die Bekämpfung der Prostitution durch die Regierung gesichert. Unter anderem werden optimierte Schulungen für Polizeibeamte/Polizeibeamtinnen und Dolmetscher/Dolmetscherinnen sowie Sprachkurse zur Verfügung gestellt, um fortan besser mit möglichen Opfern und Tätern kommunizieren zu können.[154] Angesichts der Verschiebung des Anwerbens ins Internet ist eine stärkere Vernetzung und Arbeit in diesem Bereich gefragt, um Online-Portale aufdecken zu können. Die schwedische Polizei hat ein eigens eingerichtetes Intranet für die Bekämpfung der Prostitution und des Menschenhandels eingeführt. Dort werden Schulungen online zur Verfügung gestellt und eine überregionale Vernetzung wird erleichtert. Ein Teilbereich des Intranets ist überdies für hunderte von lokalen und internationalen NGO-Gruppen freigestellt, um eine bessere Zusammenarbeit zu gewährleisten. Außerdem können Zivilisten Hinweise zu möglicher Prostitution und Menschenhandel aufgeben.[155] Eine weitere Präventionsmaßnahme gegen sexuelle Ausbeutung wird durch polizeiliche Schulungen für Hotels geboten. Eine eigens eingerichtete Hotline steht Hotelangestellten zur Verfügung, um mutmaßliche Vergehen zu melden.[156]

5.1.2 Politische Rechtslage Frankreich 5.1.2.1 Hintergrund

Frankreichs Geschichte der Prostitution und der Bordelle ist lang und vielschichtig. Bereits unter Ludwig dem XIV wurde versucht, die Prostitution einzudämmen. Durch Privatgelände, die von wohlhabenden Kaufleuten zur Verfügung gestellt wurden und auf denen sich die Frauen mit ihren Freiern trafen, entstanden rechtsfreie Räume. Private Gebäude wurden im 18. Jahrhundert zum ersten Mal zum Zweck des Betreibens von Bordellen genutzt. Haupttreffpunkt war Paris und dort speziell die Seufzerallee, die weltweite Bekanntheit erreichte. In Anlehnung an Ruhne und Löw, deren Studie innerhalb des gesellschaftlichen Diskurses vorgestellt wird, kann bereits hier durch die Einrichtung bestimmter Areale von dem Feld der Prostitution als „das Andere“ gesprochen werden. Ein weiterer Beweis findet sich in der Kleiderordnung, die den Frauen in der Prostitution vorgeschrieben war. Sie mussten zur Erkennung als Dirne einen goldenen beziehungsweise vergoldeten Gürtel tragen. In Anlehnung daran vermieden Frauen wie auch Männer, auffällige und schmuckbesetzte Gürtel zu tragen, um sich bewusst von diesem Milieu abzugrenzen. Die Männer, die als Freier Frauen besuchten, taten dies ohne gesellschaftlicher Verachtung ausgesetzt zu sein. Ehemänner und wichtige Persönlichkeiten der Stadt - aber auch Geistliche - verkehrten in den Bordellen.[157] Im 19. Jahrhundert entstanden die ersten Massenbordelle, die auch als „Schlachthäuser“ bezeichnet wurden und in denen es an Feier- oder Sonntagen zu „Schlachtfesten“ kam.[158] Die Frauen mussten bereit sein, an diesen Tagen eine Vielzahl sexueller Kontakte zuzulassen. Teilweise mussten sie mit bis zu 100 Männern am Tag verkehren. Neben zahlreichen psychischen Schäden bei den Frauen verbreiteten sich auch Geschlechtskrankheiten in der Folge rigoros. Die Besucher der Bordelle waren speziell junge Männer aus den Kolonien, die als kostengünstige Arbeitskräfte im Zuge der Industrialisierung nach Frankreich gebracht wurden. Zwar bestand das Ziel der Bordelle in der Eindämmung von Geschlechtskrankheiten, allerdings war dies unter den genannten Umständen naturgemäß nicht umsetzbar. In den Bordellen mussten die Frauen Zimmer anmieten, um diese nutzen zu dürfen. Die Einnahmen ihrer Tätigkeit mussten zum Großteil an die Bordellbesitzer weitergeben werden. Bereits in dieser Zeit gab es feministische Gruppierungen, die ein Ende der Bordelle forderten. Mit Verlauf des Zweiten Weltkrieges mehrten sich neben den Großbordellen die Feldbordelle, die in der Regel für Soldaten und deren Vorgesetze zur Verfügung standen. Im Zweiten Weltkrieg waren es primär deutsche Soldaten, die diese nutzten.[159]

5.1.2.2 Gesetzeslage

Laut Präambel des Gesetzes zur Freierbestrafung (loi contre le système prostitutionnel in ACT No. 2016-444) wurde dieses verabschiedet, da es den Grundsätzen Frankreichs widerspreche, „die eine Verwertung des menschlichen Körpers als Quelle des Profits ausschließ[en]“.[160] Das Exposé des motifs - die Gesetzesbegründung zum loi contre le système prostitutionnel - beruft sich auf die UN-Konvention zu Menschenhandel und Prostitution aus dem Jahr 1949, in der die drei Grundgedanken vorhanden sind, die im Folgenden erörtert werden. Das loi contre besteht aus 23 Artikeln, die sich auf unterschiedliche Teilbereiche des Gesetzbuches in Frankreich beziehen. Durch das neue Gesetz mussten Artikel des Familien- und Sozialgesetzes, des Wohnungsgesetzes sowie die Asyl- und Aufenthaltsrechte, der Arbeitsschutz, die Strafprozessordnung, das Digitale Wirtschaftsgesetz, das Sozialversicherungsgesetzbuch, die Gesundheitsverordnung und das Bildungsgesetz abgeändert werden, damit sämtliche Regelungen in Kraft treten konnten. Neben der Freierbestrafung liegt der Schwerpunkt des Gesetzes vorrangig in der Unterstützung und dem Schutz der Prostituierten. Demnach ist die erste Basis des Gesetzes die Sicherheit der Prostituierten. Um dies bestmöglich zu gewährleisten, wird in den Artikeln 15 und 16 des loi contre festgehalten, dass die Frauen entkriminalisiert werden. Das bedeutet auch, dass die passiven Anwerbeverbote - das loi Sarkouzy - aufgehoben wurde. In den Artikeln 5,6 und 10 wird die Umstrukturierung der Polizei erfasst. Mit Inkrafttreten des Gesetzes müssen Beratungsstellen für Prostitutionsopfer in jedem Landkreis zur Verfügung gestellt werden, deren Ziel die Unterstützung der Frauen beim sozialen und beruflichen Wiedereinstieg ist. Von dort werden die Frauen in Wiedereingliederungswohnungen oder andere Unterkünfte vermittelt. Betroffenen aus dem Ausland werden Aufenthaltsgenehmigungen von mindestens einem halben Jahr ausgehändigt. Die Schaffung einer finanziellen Beihilfe auch für Menschen, die nicht durch die finanzielle Unterstützung durch das Asylgesetz abgesichert sind, soll eine Grundsicherung gewährleisten. Die Opfer der Zuhälterei stehen überdies an der Spitze der Liste von Personen, die vorrangig Zugang zu Sozialwohnungen erhalten. Die Wiedereingliederungswohnungen standen bis dato in erster Linie Personen aus Menschenhandel zu Verfügung, werden nun jedoch auch an Opfer von Prostitution vergeben. Mit den Artikeln 7, 8, 9 und 17 werden gesetzliche Ausstiegsmöglichkeiten und Reintegrationsprogramme ermöglicht. Neben den bereits bestehenden Hilfen, die in Artikel 5 aufgelistet sind, wird speziell die geldliche Unterstützung der Frauen gesichert, indem ein vom Staatshaushalt finanzierter Fond eingerichtet wird. Mehr als 4 Millionen Euro jährlich werden für die soziale und berufliche Unterstützung bereitgestellt. Außerdem werden von diesem Geld Initiativen subventioniert, die das öffentliche Bewusstsein für die negativen gesundheitlichen und psychischen Auswirkungen schärfen. In den Fond fließen zudem Vermögenswerte und Beschlagnahmungen von Zuhältern oder Menschenhändlern ein, die strafrechtlich verurteilt wurden. Die Bestrafung der Freier bildet die zweite Grundbasis des loi contre. Deren Bestrafung ist in den Artikeln 20 und 21 geregelt, in denen Sexkauf als Straftrat manifestiert und mit einer Geldstrafe von 1.500 Euro bei erstmaligem Verbot belegt wird. Bei einer Wiederholungstat werden 3.750 Euro Bußgeld verhängt. Bei Sexkauf von Minderjährigen liegt die Strafe weitaus höher, nämlich bei bis zu drei Jahren Gefängnis. Zudem gibt es einen Bewusstseinskurs, der den Freiem das Thema Prostitution und dessen negative Auswirkungen für die Prostituierten illustrieren soll. Wiederholungstäter sind dazu verpflichtet, an diesem Kurs teilzunehmen. Im Strafgesetzbuch ist verankert, dass Zuhälter zu einer siebenjährigen Haftstrafe und einer Geldstrafe in Höhe von 150.000 Euro bis hin zu 20 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe in Höhe von 3 Millionen Euro verurteilt werden können.[161]

Hinzu kommen die Artikel 1, 2, 3, 4, 12, 13 und 14, die die Bekämpfung der Zuhälterei thematisieren. Eigens zur Kontrolle des Internets werden Dienstleister eingesetzt, um nach Artikel 1 des Gesetzes zur Freierbestrafung Behörden von Verstößen der Internetwerbung oder Online-Foren Bericht zu erstatten. Artikel 2 hält fest, dass die Ausbildung des/der Sozialarbeiters/Sozialarbeiterin um ein Modul - das der Arbeit mit Prostituierten - ergänzt wird. Im Zuge des Zeugenschutzprogrammes werden die Umstände und die Anonymität verbessert, wenn Menschen gegen Menschenhändler oder Zuhälter aussagen (Artikel 3). Auch Arbeitsinspektoren sind nach dem neuen Gesetz befugt, den Zustand von Menschenhandel festzulegen. Dies war bisher nur Polizeibehörden vorbehalten. Sollte der Zuhälter beziehungsweise Menschenhändler keine finanzielle Mittel zur Entschädigung der Opfer leisten können, verfällt diese Aufgabe an den Staat (Artikel 12). Sollte das Opfer nicht bereit sein, den Menschenhändler oder den Zuhälter anzuzeigen, kann dies nach Artikel 13 stellvertretend von einer gemeinnützigen Organisation vollzogen werden. Opfer von Menschenhandel sind durch das neue Gesetz nicht mehr gezwungen, vor Gericht auszusagen; stellvertretend kann ein Videointerview unter Aufsicht des Anwalts durchgeführt werden (Artikel 14).[162] Der dritte wichtige Grundstein des Gesetzes besteht in der Öffentlichkeits­und Präventionsarbeit. Das Gesetz nimmt Bezug auf die Bildungspolitik, indem in der nationalen Informationspolitik in Schulen über die Gefahren von Prostitution aufgeklärt und in der Sexualpädagogik die Gleichstellung von Mann und Frau vermittelt wird (Artikel 18 und 19). Artikel 23 schließt damit, dass das Gesetz der Freierbestrafung auf französischem Staatsgrund rechtsgültig ist. Zusammenfassend zeigen sich drei Grundgedanken des loi contre. Zum einen ist in der Prostitution durch die erhöhte Gewalteinwirkung und die sexuellen Akte die Unversehrbarkeit des Menschen nicht gesichert. Zum anderen ist es nicht im Sinne des Staates und der Gesellschaft, dass der Körper als ökonomische Quelle genutzt werden soll.

[...]


[1] Grenz (2006), Verhandlungen im Zwielicht, S.10.

[2] Ebd. S.11.

[3] Vgl. Ebd. S.12.

[4] Löw (2011), Prostitution- Herstellungsweisen einer anderen Welt, S. 45.

[5] Ebd. S.21.

[6] La définition de prostitution (o.D.), http://en.dictionnaire.education/fr/prostitution

[7] Strafgesetzbuch Kapitel 6 Abschnitt 11 Sexualstraftaten.

[8] Vgl. Jura Forum, Erklärung zum Begriff Prostitution. Abgerufen von http://www.juraforum.de/lexikon/prostitution.

[9] Vgl. Grenz ( 2006), Verhandlungen im Zwielicht, S.15.

[10] Vgl. Gugel (2010) , Das Spannungsverhältnis zwischen Prostitutionsgesetz und Art. 3 II Grundgesetz, S.5

[11] Vgl. ebd. S.16.

[12] Vgl. Albert (2015), Soziale Arbeit und Prostitution, S.198.

[13] Vgl. ebd. S.198.

[14] Albert (2015), Soziale Arbeit und Prostitution, S.198.

[15] Vgl. ebd. S.198.

[16] Vgl. Sporer (2013), Vortrag zum Seminar der European Women's Lobby „ Reality in Prostitution“ , S. 6, file:///C:/Users/User/Downloads/vortrag_ewl_brussel_01_10_2013_final_version.pdf.

[17] Vgl. Geisler (2005), Gehandelte Frauen, S.17.

[18] Vgl. ebd.

[19] Vgl. Gerheim (2013) , Der Freier, das unbekannte Wesen, http://www.taz.de/!5053744/. 5

[20] Vgl. Löw ( 2011), Prostitution- Herstellungsweise einer anderen Welt, S. 34.

[21] Kluge (2002), Zuhälter , S. 1018.

[22] Vgl. Iian (2017), Lieb und Teuer, Einband.

[23] Vgl. Deutschlandfunk (2015), Moderator: Horn, Dennis; Gesprächspartnerin: Johanna Weber: Ich bin eine Hure, https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/prostitution-amnesty-fordert-legalisierung.

[24] Vgl. 140 Sekunden- Online Magazine: Tabuthema Sexarbeit, https://www.youtube.com/watch?v=bLfD3nQZpgQ.

[25] Taz-online (2012), Ich will das so, http://www.taz.de/!5077215/.

[26] Vgl. Geisler, Gehandelte Frauen, S.11.

[27] Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2014): 25 Jahre 1989- Osteuropa zwischen Euphorie und Ernüchterung, http://www.bpb.de/apuz/185594/25-jahre-1989-osteuropa-zwischen-euphorie-und- ernuechterung?p=all.

[28] Vgl. Geisler (2008) , Aus Politik und Zeitgeschichte, S. 27 ff.

[29] Vgl. Geisler, S. 24.

[30] Vgl. Paulus (2014), Menschenhandel, S.39.

[31] Geisler (2004),Hintergründe des Menschenhandels in die Prostitution mit Frauen aus Osteuropa, S.28.

[32] Geisler (2005), Gehandelte Frauen, S.25.

[33] Fratelli, Carlos (2014), Interview mit einer Prostituierten, https://der-anna-code.com/2014/06/25/interview-mit- prostituierte/.

[34] Vgl. Kaye, Mike (2003), The Migration-trafficking Nexus, S.6.

[35] Vgl. Hochschule Mannheim, Fakultät Sozialwesen (2016), Lebens und Arbeitsbedingungen in der Prostitution.

[36] Vgl. Kaye, Mike (2003), The Migration-trafficking Nexus, S.6.

[37] Vgl. Danna,(2007), Prostitution and Public Life in Four European Capitals, S. 19.

[38] Vgl. L'Assemblee nationale (2015), Rapport nationale, http://www.assemblee-nationale.fr/13/pdf/rap- info/i3334.pdf, S.33.

[39] Vgl.: Ebd.

[40] Vgl. Krais et al. (2017), Habitus, S.31 ff.

[41] Vgl. Krais et al. (2017), Habitus, S.37.

[42] Vgl. Krais et al. (2017), Habitus, S.40.

[43] Louis (2017), Es geht um Macht, http://www.emma.de/artikel/nora-bossong-uber-prostitution-334381.

[44] Ebd.

[45] Aninoasa ist eine Kleinstadt im Kreis Hunedoara in Siebenbürgen, Rumänien.

[46] Vgl. Niermann (2017) , Solwodi, mündliche Mitteilung.

[47] Vgl.: Löw( 2011), S.13.

[48] Vgl.: Löw (2011), S.41.

[49] Paulus (2014), Menschenhandel, S.109.

[50] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2015), Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung zum Bundesmodellprojekt, S.6.

[51] Vgl. Jonsson (2017), Is buying sex moraly wrong? S. 58.

[52] Vgl. Das Gelde Forum- Börse und Wirtschaft (2011) Einwanderung, http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=390818.

[53] englisch Human Development Index, abgekürzt HDI.

[54] Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft (2012), Wie Leihmutterschaft die Würde des Menschen verletzt, http://www.dijg.de/menschenrechte-grundrechte/leihmutterschaft-verletzt-menschenwuerde/.

[55] Vgl. ebd.

[56] Vgl. Welz, Joachim (2017), Leihmutterschaft und Eizellenspende, http://www.leihmutter.de/pages/gesetzliche- regelungen/leihmutter-schweden.php.

[57] Vgl. Ärzteblatt (2017), Schweden erlaubt passive Sterbehilfe, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/40990/Schweden-erlaubt-passive-Sterbehilfe.

[58] Vgl. Welche Länder erlauben Sterbehilfe?(2008), https://www.welt.de/politik/article2167135/Welche- Laender-erlauben-aktive-Sterbehilfe.html.

[59] Vgl. Peta: Zoophilie, http://www.peta.de/zoophilie-sodomie-oder-der-sexuelle-missbrauch-von- tieren#.WVuNXClpyUk.

[60] Vgl. Hinz, Linda; Fokus online (2014), Diese Sex-Gesetze gibt es in Europa,

http://www.focus.de/politik/deutschland/ethikrat-will-inzest-erlauben-geschwister-tiere-prostituierte-welche-sex- gesetze-gibt-es-in-europa_id_4161004.html.

[61] Vgl.: Ebd.

[62] Vgl.: Ivits (2016), Inzest und Nekrophilie, http://www.stern.de/politik/ausland/schweden--liberale-fordern- legalisierung-von-inzest-und-ne-k-ro-phi-lie--6717384.html.

[63] Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2014), Vor 20 Jahren- Homosexualität nicht mehr strafbar, http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/180263/20-jahre-homosexualitaet-straffrei-10-03-2014.

[64] Vgl. Beck, Volker (2017), Ehe für alle nimmt letzte parlamentarische Hürde, http://www.volkerbeck.de/kategorie/politik/lgbt/.

[65] Vgl. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Strafgesetzbuch (StGB), § 183 Exhibitionistische Handlungen, https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/________________ 183.html.

[66] Alle Abbildungen, auf die im Verlauf der Arbeit verwiesen wird, befinden sich im Anhang. 15

[67] Kailitz (2016), Zwischen Moral und Gesetz, http://www.das-parlament.de/2016/23/thema_der_woche/- /426084.

[68] Vgl. Mujaj (2015), Prostitution in Sweden 2014, S.16f.

[69] Vgl. Ebd.

[70] Vgl. Ahlin, The Swedish Law, http://www.antiprostitutie.ro/docs/The%20Swedish%20Law.pdf, S.8f.

[71] Vgl. Widén Cederberg (2008), Prostitution in Sweden 2007, S.53.

[72] Vgl. Eliasson, Dan; Polismyndigheten(2016), Människohandel för sexuella och andra ändamål- Lägesrapport 17, 2016,

file:///C:/Users/User/Documents/Uni%20Master/Masterarbeit/Datengrundlagen%20Prostitution/Schweden/Geset z%20Politik/Berichterstatter%20Bericht%202015.pdf , S.10.

[73] Vgl. ebd. S.9.

[74] Vgl. Charpenel (2012), Sexual Exploitation, S.116.

[75] Vgl. ASSEMBLÉE NATIONALE (2011), RAPPORT D’INFORMATION, S.25. 17

[76] Vgl. Danna (2007), Prostitution and Public Life in Four European Capitals, S.14.

[77] Vgl. L'Assemblée nationale (2015), Rapport nationale, http://www.assemblee-nationale.fr/13/pdf/rap- info/i3334.pdf, S.33.

[78] Vgl. Danna (2007), Prostitution and Public Life in Four European Capitals, S.18.

[79] Vgl. L'Assemblee nationale (2015), Rapport nationale, http://www.assemblee-nationale.fr/13/pdf/rap- info/i3334.pdf, S.88.

[80] Vgl. ebd. S.89.

[81] Vgl. ebd. 68 f.

[82] Vgl. ebd. S.68 f.

[83] Vgl. ebd. S. 75 f.

[84] Vgl. ebd.

[85] Vgl. ebd. S. 68f.

[86] Vgl. ebd. S.73.

[87] Vgl. ebd. S.70 f.

[88] Vgl. ebd. S.72.

[89] Vgl. ebd. S.76.

[90] Vgl. Commission européenne (2015), PROSTCOST- Estimation du coût économique et social de la prostitution en France, https://prostcost.files.wordpress.com/2015/05/prostcost-synthc3a8se-ok.pdf, S. 12

[91] Vgl. L'Assemblée nationale (2015), Rapport nationale, http://www.assemblee-nationale.fr/13/pdf/rap- info/i3334.pdf , S.75.

[92] Vgl.: Ebd. S.75.

[93] Vgl. Ebd. S.75.

[94] Vgl. ebd. S.76.

[95] Vgl. ebd. S.77.

[96] Vgl. Charpenel (2012), Sexual Exploitation-Prostitution and Organized Crime, S.121.

[97] Vgl. Unternehmerverband Erotik Gewerbe Deutschland (2012), Daten zur Sexarbeiterbranche 2000-2012, S.2.

[98] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (1997), Dokumentation zur rechtlichen und sozialen Situation von Prostituierten, S.7.

[99] Vgl. Gugel (2010), S.6.

[100] Vgl. Schwarzer (2013) , Prostitution- Ein deutscher Skandal, S.8.

[101] Vgl. Gugel (2010) , S.6.

[102] Vgl. Sporer (2013), S.3.

[103] Vgl. ebd. S.3.

[104] Ebd. S.3.

[105] Ebd. S.3.

[106] Vgl. ebd. S.5.

[107] Ebd. S.5.

[108] Paulus (2014) , S. 38.

[109] Vgl. Paulus (2014), S.5.

[110] Vgl. Unternehmerverband Erotik Gewerbe Deutschland (2012), Daten zur Sexarbeiterbranche 2000-2012, S.2.

[111] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2004), Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland, S.34.

[112] Vgl. ebd. S.71.

[113] Vgl. ebd.

[114] Vgl. ebd. S.51.

[115] Vgl. ebd. S.51.

[116] Vgl. ebd. S.55.

[117] Vgl. ebd. S.56.

[118] Ebd. S.56.

[119] Vgl. ebd. S.64.

[120] Vgl. ebd. S.64.

[121] Vgl. Linke gegen Prostitution, Gewalt und Trauma, http://linke-gegen-prostitution.de/gewalt-trauma-und- prostitution/.

[122] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2004), Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland, S.65.

[123] Vgl. Wolff (2007), Untersuchung zum Infektionsstatus von Prostituierten in Lübeck, S.34.

[124] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2004), Lebenssituation - Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland,S.85 ff.

[125] Vgl. Bohler-Muller (2011), Critical Legal Thinkings, Regulating Intimacy (again), http://criticallegalthinkmg.com/2011/02/01/regulatmg-mtimacy-agam-sex-workers-as-vixens-and-victims/. 25

[126] Ekberg (2004), The Swedish Law That Prohibits the Purchase of Sexual Services, S.1189.

[127] Vgl. ebd. S.1190.

[128] Vgl. ebd S.1189.

[129] Vgl. ebd.

[130] Vgl. ebd. S.1182.

[131] Berglund (2011), Lagrådsremiss 1 Skärpt straff för köp av sexuell tjänst, S.4.

[132] Vgl. Ekberg (2016), S.10.

[133] Vgl. Brå - centrum för kunskap om brott och åtgärder mot brott (2011), Prostitution och människohandel för sexuella ändamål Slutredovisning av regeringens handlingsplan, Brottsförebyggande, S. 101 ff.

[134] Vgl. Lagboken (2015), https://www.lagboken.se/dokument/Lagar-och-forordningar/903/Brottsbalk- 1962_700?pageid=64855&search=koppleri.

[135] Vgl. Ekberg (2016), S.11.

[136] Vgl. ebd. S.12.

[137] Vgl. Ekberg (2004), S.1187.

[138] Vgl. ebd. S.1188.

[139] Vgl. Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e.V. (2013), Nationale Berichterstatter oder vergleichbare Einrichtungen zu Menschenhandel, S.16. 29

[140] Vgl. Ekberg (2004), S.7.

[141] Vgl. Widen Cederberg (2008), S.63.

[142] Vgl. Ekberg (2004), S.7.

[143] Vgl. ebd. S.8.

[144] Vgl. ebd. S.15.

[145] Vgl. Jabbour (2014), Exploring the demand of Prostitution, S.57.

[146] Vgl. ebd. S15.

[147] Vgl. Immigrant Council of Ireland (2013), Stop Traffick! Tackling demand for sexual services of trafficked women and girls, http://www.stoptraffick.ie/wp-content/uploads/2013/03/STOP-TRAFFICK-full-report.pdf, S. 75.

[148] Vgl. Ekberg (2004) , S.8.

[149] Vgl. ebd. S.16.

[150] Vgl. Eliasson (2016), Människohandel för sexuella och andra ändamäl, file:///C:/Users/User/Documents/Uni%20Master/Masterarbeit/Datengrundlagen%20Prostitution/Schweden/Geset z%20Politik/B erichterstatter%20B ericht%202015.pdf, S.103.

[151] Vgl. Widen Cederberg (2008), S.7.

[152] Vgl. Eliasson (2016), Människohandel för sexuella och andra ändamäl, file:///C:/Users/User/Documents/Uni%20Master/Masterarbeit/Datengrundlagen%20Prostitution/Schweden/Geset z%20Politik/B erichterstatter%20B ericht%202015.pdf, S.7.

[153] Vgl. ebd. S.7.

[154] Vgl. ebd. S.49.

[155] Vgl. ebd. S.50.

[156] Vgl. ebd. S.64.

[157] Vgl. Boudard (1992), Das goldene Zeitalter des Bordells, S.56ff.

[158] Vgl. ebd. S.76f.

[159] Vgl. ebd. S.78.

[160] “RÉPUBLIQUE FRANÇAISE- Ministère de l’égalité des territoires et du logemen (2016), PROJET DE LOI, S.1.

[161] Vgl. Prostitution et societe- site de la revue trimestrielle du Mouvment du Nid-France (2017), La loi en France, http://www.prostitutionetsociete.fr/politiques-publiques/legislations-nationales/la-loi-en-france.

[162] Vgl. Consulate General of France in Cooperation with Scelles Foundation (2017), Strategies to address Prostitution and Sex Trafficking, S.9f.

Ende der Leseprobe aus 166 Seiten

Details

Titel
Der Umgang mit Prostitution in ausgewählten europäischen Ländern
Untertitel
Ein Vergleich anhand politischer und gesellschaftlicher Aspekte
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
166
Katalognummer
V388188
ISBN (eBook)
9783668650725
ISBN (Buch)
9783668650732
Dateigröße
6235 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ein randständiges Themengebiet der Soziologie und Pädagogik welches in dieser Arbeit in den Fokus gerückt wird. Mit Studien von Niklas Jakobsson, Martina Löw und Renate Ruhne.
Schlagworte
Prostitution, Zwangsprostitution, Ländervergleich, Deutschland, Menschenhandel, Geschichte der Prostitution, Rechtslage Prostitution, Soziale Realität, ProstG, ProstSchG, Prostitutionsgesetzt, Prostitutionsschutzgesetz
Arbeit zitieren
Carolien Schröder (Autor:in), 2017, Der Umgang mit Prostitution in ausgewählten europäischen Ländern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388188

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