Kinderarbeit. Vernichtung der Kindheit oder Vorbereitung auf das Leben?


Bachelorarbeit, 2017

49 Seiten, Note: 1


Leseprobe

1. Einleitung

2. Definitionen

2.1 Wer gilt als Kind?

2.2 Was ist Kinderarbeit?

2.3 Was ist gefährliche Kinderarbeit?

3. Kinderarbeiter weltweit

3.1 Zahlen und Fakten

3.2 Veränderungen über die Jahre

4. Arbeitsbereiche von Kindern

4.1 Landwirtschaft

4.2 Industrie

4.3 Straßenarbeit

4.4 Arbeit in der Familie

4.5 Häusliche Arbeit

4.6 Schuldknechtschaft und Zwangsarbeit

4.7 Kinder als Ware

5. Warum arbeiten Kinder?

5.1 Armut

5.2 Bildung

5.3 Familie

5.4 Kultur

6. Den Kindern eine Stimme geben

6.1 Die Perspektive der Kinder

6.2 Die Bedeutung eines Verbots

6.3 Die Rechte der Kinder

7. Mögliche Lösungen und eigene Meinung

7.1 Arbeitsaufsicht und Inspektionen

7.2 Bessere Schulbildung

7.3 Einkommen für die Eltern und Bekämpfung der Armut

7.4 Unternehmen übernehmen Verantwortung

8. Zusammenfassung

9. Literaturverzeichnis


1. Einleitung

 

Da ist der elfjährige Thaksin, der sich am Strand der thailändischen Insel Ko Phi Phi mit einer Machete in der Hand vor Touristen aufbaut, um Kokosnüsse aufzuhacken. […] Die kleine Rosita mit ihren Plastikbeutelchen voller gesalzener Erdnüsse kommt mir in den Sinn. Wie sie in dieser lauten Bar in Tegucigalpa völlig übermüdet an der Wand gegenüber dem Fernsehschirm lehnt. Wieder und wieder sackt ihr Kinn auf die Brust. Mit einem Ruck zieht sie es hoch und zugleich die schweren Augenlider. Da sind die ernsten Blicke der Halbwüchsigen Solom und Jallo, die in den Diamantenfeldern von Sierra Leone in Westafrika Schächte graben. Bevor sie auf einer Leiter wieder in die Tiefe klettern, erklären sie mir noch, dass es eigentlich sehr gefährlich sei, Diamanten zu finden. […] Ich sehe den zwölfjährigen Jamal und seinen Vater auf ihrem Kartoffelacker im marokkanischen Rif-Gebirge, wie sie am Ende des Tages verschwitzt und zufrieden das Maultier vom Pflug abspannen. Das ständig zugekniffene rechte Auge der Blumenverkäuferin Sadia Rocha fällt mir ein, das scheinbar signalisiert: Beim nächsten Mal schlage ich zurück! Wäre da nicht das helle Kichern und Glucksen, das jeden Satz der Dreizehnjährigen mit dem Pagenkopf begleitet.

 

(Wimmer, 2015, S.12)

 

Georg Wimmer, freier Journalist und Mitarbeiter der Plattform für Menschenrechte Salzburg, beschäftigt sich vorwiegend mit dem Thema Kinderarbeit und reiste dadurch in unterschiedliche Länder um Mythen, Fakten und Perspektiven auf den Grund zu gehen. In dieser vorliegenden Arbeit möchte ich hauptsächlich sein Buch „Kinderarbeit – Ein Tabu“ heranziehen, da er sich mit genau den Fragen beschäftigt, die auch mich brennend interessieren: „Soll ein Kind arbeiten dürfen, wenn es damit seinen Schulbesuch finanziert? Oder verbaut es sich so seine Zukunft? Ist es vertretbar, einen Dreizehnjährigen aus einem Steinbruch zu retten, ohne ihm eine andere Einkommensquelle zu bieten?“ (Ebd, S.314)

 

Denn viel zu wenig wird, meiner Meinung nach, das Augenmerk auf die Hintergründe der arbeitenden Kinder gelegt. Wir hören, lesen oder sehen nur Geschichten über Kinder, die gesundheitsschädigende Arbeiten, sei es körperlicher oder psychischer Art, verrichten, die Schule dadurch nicht besuchen können und keine Bildung erhalten, nur einen sehr geringen Tageslohn verdienen oder sogar von ihren Familien verschleppt werden.

 

Ich selbst lauschte gespannt ein Interview in einer Dokumentation von einer Mutter, die ihre Kinder an einen Mann verkaufte, der ihr versprach, monatlich Geld zu schicken und ihren Kindern ein besseres Leben bietet. Die Mutter willigte schweren Herzens ein, da sie das Gefühl hatte, ihren Söhnen ein schöneres Leben bereiten zu können, sah ihre Kinder viele Jahre nicht mehr und auch niemals Geld. Nach einer langen Zeit kehrten die Söhne nach Hause zurück: Der ältere der beiden hatte an einem Auge das Augenlicht verloren, der jüngere hatte schwere Verletzungen am Arm. Auch die beiden schilderten ihre Erlebnisse in den letzten Jahren: Sie wurden in eine Schweißerei gebracht, in der sie stundenlang mühevolle und gefährliche Arbeit verrichten mussten. Dem älteren Jungen flogen kleine Schweißstücke ins Auge, er bekam keine Behandlung und erblindete schließlich auf einer Seite. Sein jüngerer Bruder wurde zwischen zwei Eisenteilen eingeklemmt, sein Arm brach, auch er wurde niemals behandelt.

 

Solche Geschichten sind natürlich tragisch und sollten nicht ignoriert werden. Doch dabei handelt es sich um eine extreme, gefährliche und ausbeuterische Form von Kinderarbeit, die ich in dieser Arbeit auch behandeln möchte. Generell ist es mir ein Anliegen, die verschiedenen Formen dieses Themas zu analysieren, konkrete Fakten aufzustellen und mehr über die Hintergründe von Kinderarbeit zu erkennen. Ich möchte das Thema, sofern es der Umfang dieser Arbeit zulässt, von unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachten und genauer in dieses Thema eintauchen.

 

Zusätzlich möchte ich versuchen, diese Dinge auch aus den Augen der Kinder zu betrachten.

 

Welche Kinder arbeiten freiwillig, weil sie wissen, ihre Familie dadurch ernähren zu können? Was sagen sie selbst zu diesem Thema und zu einer Abschaffung von Kinderarbeit?

 

Ich hoffe, nicht dazu verurteilt zu werden, Kinderarbeit als richtig und gut geltend machen zu wollen, doch möchte ich einfach versuchen, den Mythen auf den Grund zu gehen und, wie bereits erwähnt, die Kehrseite der Medaille zu betrachten und nicht nur das Augenmerk auf Meinungen von Spezialisten, Journalisten und oft Unwissenden zu legen, sondern auch den Blickwinkel der betroffenen Kinder miteinzubeziehen.

 

Beginnen möchte ich in dieser Arbeit mit drei verschiedenen Definitionsbegriffen:

 

Wer gilt als Kind?

 

Was ist Kinderarbeit?

 

Was ist gefährliche Kinderarbeit?

 

Nachdem geklärt wurde, worüber wir uns eigentlich unterhalten, möchte ich die Zahlen und Fakten zu diesem Thema aufzeigen und zusätzlich auch angeben, wie sich diese im Laufe der Jahre verändert haben. Danach betrachte ich die unterschiedlichen Arbeitsbereiche, in denen Kinder weltweit tätig sind. Ich werde angeben, welche Tätigkeiten sie in den unterschiedlichen Bereichen bewältigen müssen, aber auch, welche körperlichen, psychischen und seelischen Folgen manche Arbeit mit sich bringt. Dazu werde ich immer wieder Geschichten von Kindern bringen, die in den gerade besprochenen Bereichen tätig sind.

 

Nach dieser Schilderung möchte ich den Kindern das Wort geben und mir ihre Perspektive genauer betrachten.

 

Was sagen sie zu den Geboten und Verboten?

 

Stimmen sie damit überein, dass Kinderarbeit abgeschafft werden soll?

 

Welche Rechte haben Kinderarbeiter überhaupt?

 

Nachdem diese Perspektiven näher betrachtet wurden, möchte ich mögliche Lösungsvorschläge geben, wie diesem Problem entgegengewirkt werden kann und auch meine eigene Meinung zu diesem Thema einbringen. Den Schluss der Arbeit gestaltet eine Zusammenfassung über die ganze Arbeit und ein Fazit aus dem Besprochenen.

 

„Zu Hause ist es langweilig. Wir haben keine Spielsachen und keinen Fernseher. Da gehe ich lieber auf den Markt arbeiten.‘ Berta, 11 Jahre, Sucre/Bolivien“ (Ebd, S.12)

 

2. Definitionen

 

2.1 Wer gilt als Kind?

 

Eine einheitliche und strikte Definition von „Kind“ zu erhalten, erweist sich als sehr schwierig. Je nach Land oder sogar Bundesland wird unterschiedlich mit diesem Begriff umgegangen. In Österreich gibt es zum Beispiel keine einheitliche Legaldefinition der Begriffe „Kind“ und „Jugendlicher“. Hier gilt: Personen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, werden als Minderjährige angesehen. In den Bundesländern Steiermark, Kärnten, Tirol und Vorarlberg gelten laut den Jugendschutzgesetzen Personen bis zum 14. Lebensjahr als Kinder und danach bis zum 18. Lebensjahr als Jugendliche. In den restlichen Bundesländern wird dies abermals anders gehandhabt: Das zu vollendende Lebensjahr wird von 14 auf zwölf hinuntergesetzt oder der Begriff „Kind“ wird durch „junger Mensch“ ersetzt. (vgl. Jugendschutz in Europa)

 

In Deutschland zum Beispiel gilt man ab dem 13. Lebensjahr offiziell nicht mehr als Kind.

 

 Gemäß der ILO Kinderarbeits-Konventionen, Nr. 138 und 182, und der „Konvention der Rechte von Kindern“ (CRC) der Vereinten Nationen, zieht man mit dem Alter von 18 Jahren die Trennlinie zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Obwohl viele kulturelle Traditionen und persönliche Merkmale für ein höheres bzw. niedrigeres Alter sprechen, hat die internationale Gemeinschaft beim Erarbeiten und Verabschieden dieser Konventionen beschlossen, dass Personen unter 18 Jahren Kinder sind, denen besondere Schutzrechte zustehen. (International Labour Office, 2012, S.22)

 

Auch UNICEF setzt die Altersgrenze, nach der ein Kind nicht mehr als solches bezeichnet wird, ebenfalls bei 18 Jahren.

 

In einem Punkt sind sich jedoch die meisten Länder und Institutionen und ihre Gesetze einig: Ab dem 18. Lebensjahr tritt das Kind, der Jugendliche oder der junge Mensch in den Kreis der Erwachsenen ein.

 

 2.2 Was ist Kinderarbeit?

 

Wie bereits erwähnt wohnt dem Thema Kinderarbeit, ohne bereits eine konkrete Definition davon zu nennen, durchwegs ein sehr negativer Charakter inne. Wir sehen automatisch junge Kinder vor uns, die schwere Arbeit verrichten und von Leid geplagt sind.

 

Logischerweise verstehen wir unter Kinderarbeit Arbeit, die von jungen Menschen bis zu einem bestimmten Alter regelmäßig durchgeführt wird. Wo hier die Altersgrenzen liegen, legte die ILO in ihrer Konvention Nr. 138  fest. Demnach gibt es gesetzliche Mindestalter für die unterschiedlichen Arten von Beschäftigungen: Für leichte Arbeit liegt die Mindestgrenze bei 13 Jahren, für gewöhnliche Arbeit bei 15 und für gefährliche bei 18 Jahren. (vgl. Ebd.)

 

Laut Artikel sieben heißt es zum Beispiel:

 

1. Die innerstaatliche Gesetzgebung kann zulassen, daß [sic!] Personen im Alter von 13 bis 15 Jahren bei leichten Arbeiten beschäftigt werden oder solche Arbeiten ausführen, sofern diese Arbeiten a) für ihre Gesundheit oder Entwicklung voraussichtlich nicht schädlich sind; und b) nicht so beschaffen sind, daß [sic!] sie ihren Schulbesuch, ihre Teilnahme an den von der zuständigen Stelle genehmigten beruflichen Orientierungs- oder Ausbildungsprogrammen oder ihre Fähigkeit beeinträchtigen, dem Unterricht mit Nutzen zu folgen. (ILO Konvention 138, 1976)

 

 

Eine weitere Definition gibt Beermann in seiner Dissertation „Kinderarbeit und Kinderschutz“ an:

 

Kinderarbeit ist jede gewerbliche, körperliche Arbeit, sowie jede sonstige Betätigung, die aus Erwerbsgründen jeglicher Art und Personen unter 14 Jahren (Kinder) ausgeführt wird… die körperliche Arbeit ist aber nur insofern als unter Begriff Kinderarbeit fallend anzusehen, als sie im gewerblichen Betrieb ausgeführt oder außerhalb der Betriebe aus Erwerbsgründen vorgenommen wird. Gleichgültig ist, ob es sich um Arbeit im Elternhaus für Dritte oder für Erziehungsberechtigte handelt, oder ob das Feld der Tätigkeit in einem fremden Betrieb liegt. Auch ist belanglos, ob das Kind zu seinem Unterhalt arbeitet oder ob dritte Personen, z.B. seine Eltern, den Erlös aus der Tätigkeit in Anspruch nehmen. (Beermann, 1934, S.1)

 

Beermann hat, wie wir sehen, eine andere Vorstellung vom Begriff „Kind“. Er bezeichnet Personen unter 14 Jahren mit diesem Wort.

 

Meiner Meinung nach ist es bei der Definitionsfindung von Kinderarbeit das Alter, in der eine Person als Kind bezeichnet wird, sehr wichtig. Denn keiner käme auf die Idee, einem Mann mit 30 Jahren zu sagen, dass er Kinderarbeit verrichtet.

 

Für mich liegt die Altersgrenze eines Kindes, und somit in Überreinstimmung mit vielen Organisationen und Gesetzen, bei 18 Jahren, denn hier sitzt die Grenze zum Erwachsenenalter.

 

Ich möchte eine abschließende Definition von Guevara heranziehen, die ich in leichter Form abgeändert habe:

 

Kinderarbeit ist die Beschäftigung von Kindern bis zum 18. Lebensjahr [Herv. d. Verf.] zum Zweck des materiellen / oder physischen Profits eines anderen Individuums oder einer Gruppe. Eventuell kann das Kind dadurch ein Einkommen oder eine andere Gegenleistung empfangen. (Guevara, 1999, S.9)

 

2.3 Was ist gefährliche Kinderarbeit?

 

Eigentlich scheint klar zu sein, was unter gefährlicher Kinderarbeit zu verstehen ist. Arbeit die von Kindern verrichtet wird, die gesundheitsschädigend und/oder gefährlich in vielerlei Hinsicht ist.

 

1998 fand ein weltweiter Marsch gegen Kinderarbeit, Global March against Child Labour genannt, statt. Zeitgleich fanden Verhandlungen der ILO zu einem verbindlichen Vertragswerk gegen Kinderarbeit in Genf statt. Ziel des Marsches war, Druck auf die Verhandlungen in Genf auszuüben, um sie dazu zu bringen, das Wohl der Kinder nicht aus den Augen zu verlieren. Zusätzlich wurde dabei festgelegt, was unter „gefährlicher Kinderarbeit“ zu verstehen sei. (Pütter, 2017, S.105f)

 

Demnach hieß es:

 

a) Arbeit, die Kinder einem körperlichen, psychologischen oder sexuellen Missbrauch aussetzen; b) Arbeit, unter Tage, unter Wasser, in gefährlichen Höhen oder in engen Räumen; c) Arbeit mit gefährlichen Maschinen, Ausrüstungen und Werkzeugen oder Arbeit, die mit der manuellen Handhabung oder dem manuellen Transport von schweren Lasten verbunden ist; d) Arbeit in einer ungesunden Umgebung, die Kinder beispielsweise gefährlichen Stoffen, Agenzien oder Verfahren oder gesundheitsschädlichen Temperaturen, Lärmpegeln oder Vibrationen aussetzen kann; e) Arbeit unter besonders schwierigen Bedingungen, beispielsweise Arbeit während langer Zeit oder während der Nacht oder Arbeit, bei der das Kind ungerechtfertigter Weise gezwungen ist, in den Betriebsräumen des Arbeitgebers zu bleiben. (Ebd., S.106f)

 

Kurz gesagt, als gefährlicher Kinderarbeit werden solche Arbeiten bezeichnet, die für Kinder aus gesundheitsschädigenden und ihrem Alter nicht angemessenen Gründen nicht durchgeführt werden sollten und viele Menschenrechte verletzen.

 

Georg Wimmer gibt dazu jedoch an, dass man sich laut diesen Definitionen vor einer Reihe von Fragen sieht, die dadurch aufgeworfen werden. Welche Arten von Arbeiten sind ab welcher Höhe nicht mehr erlaubt? Was verstehen wir unter einem engen Raum? Ab wann ist eine Last zu schwer und was gilt als ungesund und was als gesund? Ab wann ist eine Arbeitszeit als lang zu verstehen? Hier sieht er keine solide Basis an Gesetzen und Bestimmungen. (Wimmer, 2015, S.211f)

 

Durch der Genfer Verhandlung, aus der die Konvention Nr. 182 hervorging, wurden zusätzlich die schlimmsten Formen (worst forms of child labour) von Kinderarbeit definiert, die natürlich unter die Kategorie „gefährliche Kinderarbeit“ fallen.

 

alle Formen von Sklaverei und sklaverei-ähnlichen, ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen. Dazu gehören auch Kinderhandel und der Einsatz von zwangsrekrutierten Kindersoldaten; das Anbieten und das Inanspruchnahmen von Kinderprostitution sowie die Produktion von Kinderpornografie; die Verwendung oder das Anbieten von Kindern für illegale Aktivitäten, wie beispielsweise Drogenanbau, -verarbeitung und –schmuggel; das allgemeine Einstiegalter für Arbeit muss mit dem Ende der allgemeinen Schulpflicht zusammenfallen. Die ILO legt hier das Mindestalter auf 15 Jahre (bzw. 14) fest; jegliche Form von Gesundheit, Psyche oder Moral gefährdende Arbeit darf erst ab 18 Jahren durchgeführt werden, unter sehr strengen Auflagen auch ab 16 Jahren. Hier gibt es keine Unterscheidung zwischen Entwicklungsländern und industrialisierten Ländern. Arbeit, die durch ihr Wesen oder die Umstände die mentale und physische Gesundheit der Kinder aufs Spiel setzt. (Pütter, 2017, S. 105)

 

 

Alle Arbeiten, die dieser Kategorie der schlimmsten Formen entsprechen, sollten niemals von Kindern verrichtet werden müssen. Sie sollten effektiv und nachhaltig bekämpft und abgeschafft werden, wobei die grausame Realität leider meist anders aussieht und viel schwieriger zu bewältigen ist, denn viele dieser Arbeiten werden im Hintergrund und im Untergrund durchgeführt. Wie können diese Kinder also am besten geschützt werden?

 

3. Kinderarbeiter weltweit

 

3.1 Zahlen und Fakten

 

Es ist sehr schwer eine genaue Anzahl an Kindern anzugeben, die weltweit Arbeiten verrichten müssen. Viele Aktivitäten finden im Verborgenen, im Untergrund und im Schatten statt und können deshalb in Statistiken nicht berücksichtigt werden. Es gibt zwar mittlerweile sehr viele Studien und Forschungen über die Menge an Kinderarbeitern, ihre Verteilung in den unterschiedlichen Ländern, die Aufteilung nach Geschlecht und vieles mehr, doch wie verlässlich diese Studien sind, steht zur Debatte. Gehen diese Messungen allesamt von einer einheitlichen Definition aus, wer als Kinderarbeiter angesehen wird?

 

Wimmer gibt an, dass die Zahlen von jungen Arbeitern in unterschiedlichen Ländern verschieden berechnet werden. Manche Länder zählen nur Kinder, die für ihre Tätigkeiten auch wirklich bezahlt werden, wobei dies nicht immer auf jedes arbeitende Kind zutrifft. Andere Länder wiederrum definieren Kinder, die keine Schule besuchen, als Kinderarbeiter, doch dass eine Person die Schule nicht besucht heißt nicht automatisch, dass sie stattdessen arbeitet. Deshalb kann dies zu höheren Zahlen, als die Realität es bestimmt, führen. Zusätzlich gibt es auch Kinder, die neben der Schule auch zur Arbeit gehen. Abermals können hier Fehlinterpretationen entstehen. (Wimmer, 2015, S.91)

 

Nichtdestotrotz werden immer wieder Schätzungen abgegeben.

 

Laut UNICEF, der Internationalen Arbeitsorganisation und der Weltbank Kinderarbeiter heißt es, dass schätzungsweise 168 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren, das entspricht elf Prozent, Arbeiten verrichten müssen, die sie ihrer elementaren Rechte und Chancen berauben. 120 Million von ihnen sind jünger als 15 Jahre und mehr als die Hälfte der allgemeinen Schätzung, also 85 Millionen, leiden unter Arbeitsbedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, sprich gefährliche und schlimme Formen der Kinderarbeit. Die Zahl der verborgen ausgeführten Arbeiten wird auf 15 Millionen Kinder und Jugendlichen geschätzt. (vgl. www.UNICEF.de – Wie viele Kinderarbeiter gibt es und was tun sie?)

 

Laut Schätzungen der ILO schuften 12,5 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren in Lateinamerika und der Karibik, 9 Millionen im Mittleren Osten Nordafrikas, 59 Millionen in Afrika südlich der Sahara, 78 Millionen in Asien und Pazifik und weitere 9,5 Millionen Kinderarbeiter gibt es in anderen Regionen. (vgl. Pütter, 2017, S.114)

 

Auch die Anzahl der gefährdeten Kinder sollte nicht außer Achte gelassen werden:

 

Die Gesamtzahl von Kindern, die gefährliche Arbeit verrichten, beträgt 115 Millionen (Schätzung von 2008 […]). Das sind über 7% aller Kinder im Alter von 5-17 Jahren. Das Verhältnis zwischen den Altersgruppen variiert erheblich. Während weniger als ein Drittel der jüngeren beschäftigten Kinder (5-14 Jährigen) gefährliche Arbeit verrichten, sind fast die Hälfte aller 15-17 Jährigen in einer Arbeit beschäftigt, die als gefährlich eingestuft wird! (International Labour Office, 2012, S.29)

 

3.2 Veränderungen über die Jahre

 

Sehr interessant ist die Veränderung der Zahlen im Laufe der Jahre. Nahm die Anzahl an Kinderarbeiter ab oder müssen wir einen Zuwachs dieser beobachten?

 

„Nahezu alle Experten gehen davon aus, dass Kinderarbeit in den letzten 50 Jahren gesunken ist.“ (Wimmer, 2015, S.93)

 

Wimmer gibt Gründe an, warum er und zahlreiche Experten zu diesem Schluss gekommen sind: Zum einen nennt er die größere öffentliche Aufmerksamkeit und auch das höhere Bewusstsein, besonders für gefährliche Formen von Kinderarbeit. Internationale Konzerne wissen darüber Bescheid, dass Kinderarbeit in ihren Zulieferbetrieben nicht toleriert werden darf. Zusätzlich bewirkt die Zunahme am technischen Fortschritt eine Abnahme an der Nachfrage von arbeitenden Kindern. Auch hat der wirtschaftliche Aufschwung in einigen Gegenden die Folge, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr arbeiten schicken müssen, um die Familie über Wasser zu halten. (vgl. Ebd.)

 

Der heutige Stand von geschätzten 168 Millionen arbeitenden Kindern klingt beängstigend und erschreckend, doch betrachtet man die Zahlen im Jahr 2008, lässt sich ein positiver Schwund sehen. Damals waren es noch geschätzte 215 Millionen arbeitende Kinder.

 

Laut UNICEF profitieren besonders Mädchen von der sinkenden Anzahl an Kinderarbeitern. 40 Prozent weniger Mädchen müssen heutzutage arbeiten als noch vor 17 Jahren. Bei den Jungen kann ein 25-prozentiger Rückgang beobachtet werden. Besonders in den Regionen Asien und Pazifik und auch im südlichen Afrika und in Lateinamerika ist die Zahl der Kinderarbeiter gesunken. (vgl. www.UNICEF.de – Welche Trends gibt es bei Kinderarbeit?)

 

Die ILO gibt an, dass ein Fortschritt bei der Eindämmung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit eher ungleichmäßig ausfällt. Ein Anstieg von 20% bei Kindern zwischen 15 und 17 Jahren, die gefährliche Arbeiten verrichten, und die Zunahme von 51,9 Millionen Kinder auf 62,4 Millionen zwischen den Jahren 2004 und 2008 konnte beobachtet werden. Innerhalb der jüngeren Altersgruppen fand jedoch ein Rückgang statt. 2000 wurde die Anzahl an Kinder im Alter von 5-14 Jahren, die unter gefährlichen Bedingungen arbeiten, auf 111,3 Millionen geschätzt, 2004 auf 76,5 Millionen und 2008 sogar auf 53 Millionen. (vgl. International Labour Office, 2012, S.30f)

 

4. Arbeitsbereiche von Kindern

 

4.1 Landwirtschaft

 

Wie so viele palästinensische Kinder und Jugendliche aus dem Dorf Fasa’il im Jordantal arbeitet der fünfzehnjährige Mohammed für einen israelischen Landwirtschaftsbetrieb. Ohne Rechte und ohne Versicherung. Für 13 Euro am Tag pflanzt und erntet er Paprika und anderes Gemüse. „Die Arbeit ist hart, aber es gibt hier keine anderen Jobs“, sagt Mohamed [sic!], dessen Tag um 06:00 Uhr morgens beginnt und um 01:00 Uhr mittags endet. „Eigentlich würde ich gerne eine Ausbildung zum Automechaniker machen. Aber das geht nicht“. Das Haus von Mohammeds Familie ist so gut wie ohne Einrichtung, nur ein Fernseher steht im Wohnzimmer. Mohameds Vater Khalid meint, dass er seinen Sohn nicht ins nahe gelegene Jericho schicken kann, um dort eine Ausbildung zu machen. „Ich verdiene als Angestellter in einer Schule 350 Euro. Nur mit Mohammeds Einkommen schaffen wir es, über die Runden zu kommen“, sagt er. (Wimmer, 2015, S. 78f)

 

Laut Angaben der UNICEF sind die meisten Kinder, geschätzte 98 Millionen, in landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen Betrieben oder in der Fischerei tätig.  Sie arbeiten zum Beispiel auf unterschiedlichen Plantagen und Farmen um Zuckerrohr, Tee, Kaffee, Baumwolle, Tabak, etc.  zu ernten.

 

Die gesundheitlichen Schäden, die die landwirtschaftliche Arbeit mit sich bringt, dürfen nicht unterschätzt werden. Das Verletzungsrisiko durch auf Plantagen verwendete Macheten sind sehr hoch und an über 40% der Arbeitsunfälle sind Kinder beteiligt. Vor Schlangenbissen und Insektenstichen sind die kleinen Arbeiter ebenfalls nicht geschützt und sehr oft kommen sie mit Pestiziden in Berührung, die zwar längst verboten sind, aber in einigen Industrieländern trotzdem noch verwendet werden. (vlg. Guevara, 1999, S.20)

 

Jedoch, so die ILO, wäre die Landwirtschaft der Bereich, in dem die meisten Verbesserungen erzielt werden könnten. Die Chancen auf menschenwürdige Arbeit für Kinder, die das gesetzliche Mindestalter erreicht haben, sind nämlich auf dem Land am größten. Viele Arten der landwirtschaftlichen Tätigkeiten könnten sich sehr positiv auf Kinder auswirken und sie wären in der Lage, Erfahrungen zu sammeln und technische Fähigkeiten zu entwickeln. Jedoch sieht die ILO ebenfalls die zahlreichen Gefahren, die mit der Arbeit in der Landwirtschaft einhergehen und dass es sich als sehr schwierig erweist zu unterscheiden, welche Aufgaben, Arbeitsbedingungen und welche Produkte und Werkzeuge als gefährdend einzuordnen sind. (vgl. International Labour Office, 2012, S.51)

 

4.2 Industrie

 

Priya (13) lebt in Indien und hat drei ältere und zwei jüngere Brüder. Nur der Jüngste kann zur Schule gehen. Priya arbeitet von morgens bis abends in einem Steinbruch, wo sie Felsbrocken zerkleinert und die Stücke dann in Kübeln auf dem Kopf zur Halde trägt. Das Mädchen erzählt, dass es kaum einen Tag gibt, an dem es nicht zumindest leichtere Verletzungen davonträgt. Es hat Blasen an Händen und Füßen und viele Abschürfungen. „Als die Blasen eines Tages völlig blutig waren, sagte mein Vater ich solle aufhören. Ich sagte okay und arbeitete eine ganze Woche nicht. Aber dann machte ich mir Sorgen um das Einkommen meiner Familie, weil ich wusste, dass es so nicht reichte. Ich fragte mich, wie wir überleben sollten, wenn ich nicht arbeite.“ (Wimmer, 2015, S.78)

 

Auch im Industriebereich sind zahlreiche Kinder und Jugendliche beschäftigt: Sie arbeiten in der Teppichindustrie in kleinen Hütten bei enormer Hitze und mit gefährlichen Werkzeugen, sie schuften in der Glas-, Schiffsabwrackungs- und Ziegelsteinindustrie und kommen dabei mit heißen Schmelzöfen und giftigen Gasen in Berührung, in der Textilindustrie sind sie Infektionen und starken körperlichen Belastungen ausgesetzt, in den Steinbrüchen und Bergwerken müssen sie schwer schleppen, kommen mit Steinstaub, großer Hitze und spitzen und gefährlichen Arbeitsgeräten in Berührung. In unterschiedlichen Fabriken stellen sie Fußbälle, Feuerwerkskörper, Schmuck, Streichhölzer, Spielzeuge und vieles mehr her. Der Bereich der Industrie, in denen Kinderarbeiter tätig sind, ist sehr groß und so auch die damit einhergehenden Gefahren.

 

Viele Kinder leiden an Tuberkulose, Bronchitis und Asthma. Sie sind schädlichen Farb- und Lösungsmittel, chemischen Dämpfen, scharfkantigen Werkzeugen, Chemikalien, Staub und Klebstoffen schutzlos ausgeliefert. (vgl. Guevara, 1999, S.19)

 

Meist arbeiten sie unter Bedingungen, die selbst für Erwachsene unzumutbar sind und bekommen noch dazu sehr geringen Lohn, der sie und ihre Familie kaum über Wasser halten kann.

 

Wie bereits zu Beginn erwähnt, wurde in einer Dokumentation gezeigt, wie zwei Kinder in einer Schweißfabrik große körperliche Schäden erlitten, da sie von den Fabrikaufsehern schlecht behandelt wurden und keine Gesundheitsversorgung vorhanden war. Ein Junge brach sich den Arm und wurde nur geschlagen, da er zu tollpatschig war. Behandelt wurde er nicht. Der zweite erblindete durch Schweißstücke an einem Auge und wurde ebenfalls nicht versorgt. Gefährliche Arbeiten und Werkzeuge, arbeiten ohne Schutzbekleidung und keine Gesundheitsvorsorge stehen in der Industrie und in Fabriken an der Tagesordnung.

 

4.3 Straßenarbeit

 

Marvin Josè Maradiaga (36) und seine Frau Rosa (32) haben an einer Straßenecke unweit der Kathedrale in Leòn ihren Standplatz, wo sie am Abend Hot-Dogs, Zigaretten und Süßigkeiten anbieten. An den Wochenenden auch unter Mithilfe der Kinder. Sechs ihrer insgesamt acht Kinder schwärmen in den umliegenden Straßen aus und verkaufen Kaugummis in kleinen Päckchen. […] In einem dünnen Kleidchen ohne Sandalen saß ihre Tochter Margarita [Herv. d. Verf.] in der stockdunklen Nacht auf den Stufen zu einem Hauseingang und war völlig verzweifelt. Sie hatte umgerechnet 30 Cent verloren, nachdem sie ein vorbeilaufender Junge umgestoßen hatte. So wäre es ein guter Abend gewesen, doch jetzt war das Geld weg. […] Später erzählte mir Margarita, dass sie die Arbeit überhaupt nicht mag. Besonders nicht nachts an den Wochenenden, wenn es in den Bars und auf den Straßen viel Geschrei und Streit gibt. Als ich sie fragte, was in ihrem Leben anders wäre, wenn sie nicht arbeiten würde, lautete ihre Antwort: „Wenn wir nicht alle arbeiten würden, dann würden wir vor Hunger sterben.“ (Wimmer, 2015, S.177)

 

Sehr wichtig ist zwischen zwei Begriffen zu differenzieren: Kinder der Straße und Kinder auf der Straße, das heißt, zwischen Straßenkindern und arbeitenden Kindern auf der Straße.

 

Die Unterscheidung rührte nicht zuletzt daher, daß [sic!] viele Kinder, die auf der Straße in einer relativ ‚geregelten‘ Art und Weise arbeiten und leben, sich durch die Etikettierung mit dem Begriff ‚Straßenkinder‘ diskriminiert und in ihrer Würde als arbeitendes Kind verletzt sahen. (Guevara, 1999, S.21)

 

Arbeitende Kinder auf der Straße bieten Dienste als Busbegleiter, Bote, Warentransporter, Verkäufer, Händler, Schuhputzer, Autowäscher, Müllsammler etc. an. Alle Tätigkeiten, die auf den Straßen verrichtet werden können und müssen. Hier versteht sich ein gewisses Risiko und die Gefährlichkeit der Arbeiten von selbst: Die Kinder sind den Gefahren der Straßen schutzlos ausgeliefert.

 

Viele der jungen Erwachsenen leiden an Unterernährung und Krankheiten wie Tuberkulose. Die meisten der Kinder, die ihre Arbeit auf der Straße verdienen müssen, kommen aus den Elendsvierteln und den Slums und sind oft häuslicher Gewalt ausgesetzt und ausgeliefert. Doch das Selbstbewusstsein, trotz dieses Schicksals, spielt eine wesentliche Rolle. Die Kinder täuschen übersteigertes Selbstbewusstsein vor, um auf der Straße überleben zu können. Tatsächlich besitzen die meisten ein sehr geringes Selbstwertgefühl, wodurch sie oft zu Opfern von kriminellen Organisationen und skrupelloser Menschen werden. (vgl. UNICEF, 2008, S.6)

 

Die Gefahren auf der Straße sind enorm: Kinder werden als Drogenhändler eingesetzt, zur Prostitution gezwungen, müssen oft zu gefährlichen Zeiten anstrengende Arbeiten verrichten und sind Kriminalität und Vergewaltigungen ausgesetzt.

 

Missbrauch ist wahrscheinlich die häufigste Bedrohung, die Kinderarbeitern auf den Straßen begegnet: Eine Studie aus Indien berichtet von Missbrauch an 62% Prozent der Kinderarbeiter, wobei Jungs eher missbraucht werden als Mädchen. Eine zweite Studie aus der Türkei meldet eine Rate von 50%, wobei über die Hälfte der Missbrauchsfälle von mitarbeitenden Kinder verübt wurden. Eine großangelegte Umfrage unter Straßenkindern bewies, dass bei 10 Arbeitsstunden mehr pro Woche, sich die Wahrscheinlichkeit eines Missbrauchs um 8% erhöhte. (International Labour Office, 2012, S.91f)

 

Hier wird deutlich gezeigt, wie groß das Risiko ist, dass arbeitende Straßenkinder missbraucht werden. Die jungen Erwachsenen befinden sich in ständiger Berührung mit Gewalt, Missbrauch und Sex, Drogen, Kriminalität, gewalttätigen Menschen und gefährlicher Arbeit, was schließlich zu großer körperlicher und seelischer Belastung führt. Auch als Drogenkuriere sind sie den in diesen Kreisen arbeitenden Menschen schutzlos ausgeliefert und nicht selten konsumieren die Kinder selbst die zu verkaufenden Rauschgiftmittel.

 

Doch auch mit legalen und weniger gefährlichen Tätigkeiten haben es die Kinderarbeiter nicht leicht. Das Ansehen der arbeitenden Straßenkinder ist sehr gering. In größeren Städten werden die Kinder als Ärgernis, als ungebildet, schmutzig und als Schande angesehen. Sie halten sich vor Ampeln in der prallen Hitze auf, verkaufen Wasser, Süßigkeiten oder putzen Schuhe und schieben sich durch die Menschenmenge, um ihre Waren anzubieten. Die meisten Leute sehen in ihnen nur Armut und Schande, die ihnen auf Schritt und Tritt folgen. Vor vielen Geschäften dürfen sich die Kinderarbeiter nicht aufhalten, da sie stören und die Händler sie als lästige Konkurrenz ansehen. (vgl. Wimmer, 2015, S.19)

 

So wird die Straße, obwohl einige Millionen Kinder dort Arbeit verrichten, zu einer der gefährlichsten Orte für sie.

 

4.4 Arbeit in der Familie

 

Abel (12) aus Nicaragua schneidet mit seinen Eltern Stroh, kümmert sich um die Schafe und säubert den Boden für den Anbau. „Ich bin Bauer“, sagt er. „ich stehe jeden Tag um sechs Uhr auf und helfe meiner Familie auf dem Feld und im Haus. Wir ernten Mais, Sorgo und Bohnen, und manchmal pflanzen wir Sprösslinge. Nachmittags gehe ich in die Schule, ich bin jetzt in der vierten Klasse und in der sechsten endet die Schule. Ich könnte in der Stadt weiter zur Schule gehen, aber das wird schwierig, weil uns das Geld fehlt, die Schule kostet viel Geld.“ (Ebd. S.78)

 

Arbeit in der Familie ist weltweit wohl am häufigsten zu finden. Auch bei uns ist es meist üblich, dass Kinder ihren Eltern beim Familienbetrieb oder im Haushalt helfen. Sei es auf dem Bauernhof, um die Tiere zu versorgen, auf dem Feld mitzuarbeiten oder auf Geschwister aufzupassen, einzukaufen oder andere Tätigkeiten im Haus zu verrichten.

 

Diese Arbeiten können sich durchaus positiv auf geistige und körperliche Entwicklung der Kinder auswirken, wichtig ist dabei nur, dass ihnen noch genügend Zeit für Schule, Freizeit und Entspannung bleibt. (vgl. UNICEF, 2008, S.6)

 

Die Kinder werden auf das Erwachsenenleben vorbereitet, der Zusammenhalt in der Familie wird gestärkt und besonders für die Mädchen ist es eine Übung für ihr zukünftiges Leben als Ehefrau und Mutter.

 

Doch auch hier gilt es, nicht nur die positiven Aspekte zu betrachten, denn auch die Arbeit in der Familie kann belastend, herausfordernd und gefährlich werden. Viele Kinder bekommen die Aufgaben, Brennholz zu schleppen, stundenlange Fußmärsche auf sich zu nehmen, um Wasser besorgen zu können oder müssen den ganzen Tag am Feld des Familienbetriebs schuften. (vgl. Ebd.)

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Kinderarbeit. Vernichtung der Kindheit oder Vorbereitung auf das Leben?
Hochschule
Universität Salzburg
Note
1
Autor
Jahr
2017
Seiten
49
Katalognummer
V387834
ISBN (eBook)
9783668622012
ISBN (Buch)
9783668622029
Dateigröße
705 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Philosophie, Kinderarbeit, Kinder
Arbeit zitieren
Marlene Untersteiner (Autor:in), 2017, Kinderarbeit. Vernichtung der Kindheit oder Vorbereitung auf das Leben?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387834

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