Henrik Ibsens: Nora - Die Demaskierung einer Ehe


Seminararbeit, 2004

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Inhalt des Stücks

3. Die Form des Stücks

4. Charakterisierung der Eheleute
4.1. Nora
4.2. Helmer

5. Die Ehe der Helmers

6.1. Noras Wandlung
6.2. Die Bedeutung der Tarantella

7. Fazit

8. Quellenangaben

1. Einleitung

Das Schauspiel Nora (Ein Puppenheim) ist das berühmteste des Norwegers Henrik Ibsen, es bescherte ihm Weltruhm und machte ihn und Norwegen somit in der ganzen Welt bekannt. Das Stück wurde in sämtliche Weltsprachen übersetzt, auch wenn es zur damaligen Entstehungszeit viel Aufruhr und Unmut verursachte, da es als eines der bekanntesten Dramen der Frauenemanzipation angesehen wurde, und das obwohl Ibsen dieses niemals explizit angestrebt hätte[1].

Dennoch ist bekannt, dass Ibsen sich stets für die Rechte der Frauen einsetzte und mit Aussagen, wie: „ die Frauen sollen sie selbst, sollen Menschen sein, nicht nur Frauen ihrer Männer und die Mütter ihrer Kinder.“[2] machte er sich nicht nur Freunde.

Die vorliegende Arbeit versucht nun dieses bemerkenswerte Stück zu untersuchen und zwar in Bezug auf die Ehe Noras und Helmers. Eine Ehe, die anfangs so glücklich wirkte und in Wirklichkeit nur eine aufgesetzte Maskerade war, ein Puppenheim für Helmers Gattin Nora, aus dem sie sich zuletzt befreit – die Demaskierung einer Ehe!

2. Inhalt des Stücks

Wie der Titel schon besagt, heißt die Hauptfigur des Stückes Nora. Sie ist eine junge Frau, die mit ihrem Mann Helmer und ihren drei gemeinsamen Kindern in gut bürgerlichen Verhältnissen zusammenlebt.

Das Familienglück scheint perfekt, und es ist sogar noch eine Besserung in Sicht, wurde doch Helmer vor kurzem zum Bankdirektor befördert und die finanzielle Situation der Familie scheint gesichert. Nora kümmert sich ganz um die Erziehung der Kinder, unterstützt von dem Kindermädchen Anne-Marie.
Das außerfamiliäre Leben der Beiden in der Gesellschaft wird zunächst durch den allseits angesehenen, doch stark kränkelnden Doktor Rank dargestellt, der ein alter Freund Helmers ist und zudem ein gerne und häufig gesehener Gast im Haus der Familie.

Zunächst erfährt der Leser wenig über die Vergangenheit Noras und Helmers, aber nach und nach kommen immer mehr Details ans Licht. Unter anderem auch durch Frau Linde, eine alte Jugendfreundin von Nora, die überraschend zu Besuch kommt. Nach dem Tod ihres Mannes sucht diese dringend nach Arbeit und bittet Nora ein gutes Wort bei Helmer für sie einzulegen und ihn für sie um eine Anstellung bei der Bank zu bitten.

Nora tut ihrer alten Bekannten diesen Gefallen sehr gerne und Helmer kann ihr diese Bitte nicht abschlagen, allerdings muss es dadurch zwangsläufig zu einer Entlassung eines anderen Angestellten kommen.
Hiervon ist ein gewisser Krogstad betroffen, der durch eine ehemalige Straftat (Urkundenfälschung) gesellschaftlich in Ungnade gefallen ist. Gerade hat er sein Leben wieder neu geordnet, hat einen neuen Anfang gemacht, als nun die Entlassung droht. Um seinen Arbeitsplatz zu retten ist ihm jedes Mittel recht und er erpresst Nora mit einem Geheimnis, das sie seit Jahren in sich trägt.

Nora hatte vor langer Zeit Geld von Krogstad geliehen, um Ihrem damals schwer kranken Mann einen dringend nötigen Urlaub in Italien zu ermöglichen. Da ihr Mann dem nie zugestimmt hätte, fälschte sie die Unterschrift ihres schwer erkrankten Vaters und erzählte Helmer, dieser hätte ihr das Geld geliehen. Jahrelang sparte sie jeden noch so kleinen Geldbetrag, um das Darlehen wieder zurückzahlen zu können und lebte dabei in ständiger Angst, Helmer könne hinter ihr Geheimnis kommen. Als nun Krogstad droht Alles aufzudecken gerät Nora somit in eine schier ausweglose Situation, der das arme kindlich und so behütet wirkende junge Mädchen nicht gewachsen scheint.

Nachdem sie sämtliche Möglichkeiten, abgewägt hat, vertraut sie sich Frau Linde an, die versucht eine Lösung für sie zu finden.

Diese scheint endlich gefunden, als Frau Linde und Krogstad zueinander finden, beide verwitwet und schon vor langer Zeit einmal ein Liebespaar. Krogstad erklärt sich bereit das belastende Material zurückzuziehen und somit Noras Geheimnis zu bewahren, aber zu diesem Zeitpunkt liegt besagter Brief schon in Helmers Briefkasten und die Katastrophe geschieht:

Nach einem Maskenball öffnet Helmer den Brief, fürchtet um seine Karriere und macht Nora die schwersten Vorwürfe.

Als Krogstad ihm den Schuldschein auf einmal überlässt und damit kein Beweis für die Noras Urkundenfälschung mehr existiert, ist der aufbrausende Gatte Noras mit einem Mal wieder besänftigt, er vergibt Nora großzügig und will einen neuen Anfang mit ihr machen.

Die bis dorthin behütet in ihrem Puppenheim lebende Nora beschließt jedoch dieses Leben nicht mehr weiterführen zu wollen, sie verlässt ihren Mann und die Kinder und beginnt ein neues Leben.

3. Die Form des Stücks

Das Schauspiel Ibsens besteht aus drei Akten, die jedoch nicht mehr in Szenen unterteilt sind und Bernhardt zeiht den Vergleich mit Boulevardstücken, wie zum Beispiel von Alexandre Dumas:

„Die Konzentration auf die bürgerliche Wohnung, Alltag und Familie, die Beschränkung der Personenzahl, die deutlich typisierten Figuren, die Handlung als Folge von Erfindung, gezielter Durchführung und bis ins Detail erfolgender Verknüpfung, die Organisation der Handlung ausnahmslos durch Dialoge und in schneller Szenenfolge weisen auf diese Stücke hin.“[3]

Er bezeichnet das Schauspiel überdies als ein analytisches Enthüllungsdrama, da auf der Bühne selbst nur eine Handlung abgeschlossen wird, die anderen Handlungsstränge liegen in der Vergangenheit und müssen vom Leser oder Zuschauer selbst erschlossen werden. Spannend wird es dann vor allem am Ende des Stückes, denn neben der analytischen Handlung, die das ganze Stück durchläuft, ereignet sich im letzten Akt noch eine weitere, in sich geschlossene und aristotelische Handlung. Diese beginnt mit Helmers Entdeckung des Briefes, den Krogstad geschrieben hat und endet mit der Trennung des Paares. Somit überlagert Ibsen in seinem Schauspiel geschickt zwei unterschiedliche Dramaturgien, was dem Stück seine besondere Spannung verleiht.[4]

Auch zwei weitere Komponenten weisen laut Bernhard darauf hin, dass es sich bei Nora um ein analytisches Drama handelt: Der Verfasser hält sich sehr genau an die Einheit des Ortes und die Einheit der Zeit. Die gesamte Handlung spielt sich im Wohnzimmer der Familie ab und das ganze innerhalb einer Zeitspanne von etwa 60 Stunden.[5]

Das bemerkenswerteste an der Form des Dramas dürfte wohl der dritte Akt sein, denn hier hat Ibsen, wie bereits erwähnt, einen weiteren Handlungsstrang in das Geschehen integriert. Er hat statt des retardierenden Momentes ein selbstständiges aristotelisch organisiertes Drama eingebaut.

Am Ende des Stücks verschwimmen beide Handlungen erneut ineinander: Das analytische Drama erreicht seinen Endpunkt, als Helmer seiner Gattin die Versöhnung anbietet, das klassische Drama endet damit, dass diese nicht darauf eingeht, sondern sich entschließt ihre Familie zu verlassen.[6]

[...]


[1] Vgl.: Bernhard: Nora (Ein Puppenheim), S. 5.

[2] Bernhard: Nora (Ein Puppenheim), S. 5.

[3] Bernhardt: Henrik Ibsen: Nora (Ein Puppenheim), S. 38.

[4] Vgl.: Bernhard: henrik Ibsen: Nora (Ein Puppenheim), S. 40.

[5] Vgl.: Bernhard: Nora (Ein Puppenheim), S. 42.

[6] Vgl.: Bernhard: Nora (Ein Puppenheim), S. 42 f.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Henrik Ibsens: Nora - Die Demaskierung einer Ehe
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Veranstaltung
Literatur um 1900
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V38713
ISBN (eBook)
9783638377003
Dateigröße
625 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Henrik, Ibsens, Nora, Demaskierung, Literatur
Arbeit zitieren
S. Lauterbach (Autor:in), 2004, Henrik Ibsens: Nora - Die Demaskierung einer Ehe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38713

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