Der Tod im Mittelalter


Seminararbeit, 1998

14 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Die menschlichen Haltungen zum Tod
2. 1 „contemptus mundi“
2. 2 „carpe diem“
2. 3 „memento mori“
2. 4 Sorge um das Seelenheil
2. 5 Der große Wandel
2. 6 Die Zeit „danach“

3. „Hie vor dô wir kinder wâren“
3. 1 Der vordergründige Inhalt
3. 2 Allegorische Auslegung

4. Schluß

1.Einleitung

„Mors cert, hora incerta“ - Dieses lateinische Sprichwort gibt das wieder, was jedem von uns bewußt ist: Man weiß, daß der Tod ohne Ausnahme jeden ereilt. Wann genau das geschehen wird, weiß aber niemand.

Diese Tatsache war früher schon so und ist auch heute noch gültig. Die Erkenntnis des Sterben - Müssens ist empathisch gegeben.

So beschäftigten sich die Menschen auch schon immer mit der Notwendigkeit des Sterbens und mit dem Phänomen Tod ganz allgemein.

Wie die Menschen im Mittelalter, insbesondere die Künstler als „Sprachrohr“ derer, dem Tod begegneten und ihn verarbeiteten, ist Inhalt meiner Arbeit.

Dabei erläutere ich zuerst die unterschiedlichen Haltungen und Einstellungen der Menschen im Todesbewußtsein in der Zeit des 11. bis 14. Jahrhunderts.

Im zweiten Teil meiner Abhandlung werde ich speziell das Lied „Hie vor dô wir kinder wâren“ des Sangpruchdichters Der Wilde Alexander vorstellen, das sich mit dem Problem der Vorbereitung der Menschen auf den Tod beschäftigt.

2. Die menschlichen Haltungen zum Tod

Im Mittelalter ereilte einen der Tod schon sehr bald, durchschnittlich vielleicht im Alter von 30 Jahren.[1] Wesenszüge des Sterbens waren die Einfachheit und die Öffentlichkeit.[2]

Die Haltung der Menschen zum Tod war tief beeinflußt von christlichen Vorstellungen.

Die kirchlichen Verfasser, von denen die Texte und Bilder größtenteils stammten,

unterrichteten natürlich auch im Sinne ihrer Katechetik.

Die Vorstellung eines Weiterlebens der Seele nach dem Sterben wurde grundlegend für die

mittelalterliche Auffassung vom Tode.

2.1 „Contemptus mundi“

Aber mit der „Erwartung der kommenden Freude korrespondiert die Abwertung des diesseitigen Lebens. Sie erzeugt oder fordert sogar eine Haltung der Geringschätzung der Welt, die doch nur Elend, niederdrückende Last und Dunkelheit beinhaltet, eben die mittelalterliche Haltung des > Contemptus mundi <.“[3]

So bot man auch den Rittern ein neues Ideal an, das wie folgt lautet: „Der wahre Held stirbt nicht mehr für einen irdischen Gefolgsherren, sondern für den himmlischen“. Die Kreuzzüge z. B. schufen dieses Ideal des kämpfenden und tötenden Märtyrers (à miles christianus).[4]

Radikalere „Stimmen eines christlichen Welt - Defaitismus“ gab es zwar (beispielsweise in der italienischen Eremitenbewegung oder unter iroschottischen Wanderprediger), diese waren aber nur sehr wenig verbreitet.[5]

2.2 „carpe diem“

„Die christliche Grundüberzeugung, daß angesichts des Todes und des kommenden ewigen

Lebens letztlich unser Tun umsonst sei, verband sich aber durchaus mit dem nicht minder biblisch abzuleitenden Ethos der Weltgestaltung.“[6] Im Gegenteil: Viele „lebten“ ihr Leben umso intensiver im Bewußtsein, daß der Tod das Gewisseste ist, was dem Menschen zuteil wird. „Carpe diem“ - „Nutze den Tag“ war vor allem für die Ritter das Lebensmotto.

Aber gerade diese recht extreme weltbejahende Haltung wurde von vielen angeprangert.

2.3 „memento mori“

Immer wieder wurden Mahnungen ausgesprochen, die äußere Schönheit der Welt könne blenden und zur Verführung werden, so daß man nicht ernsthaft an die Todesverfallenheit denkt. Denn auf diese Weise bewertet man das Diesseits über und verhält sich nicht dem hohen Ziel eines „zweiten Lebens“ entsprechend.[7]

So zeigte auch Walther von der Vogelweide in seinen Versen

„ Owê wie uns mit süezen dingen ist vergeben!

ich sihe die gallen mitten in den honege sweben:

diu welt ist ûzen schoene, wîz, grüen unde rôt, ,

und innân swarzer varwe, vinster sam der tôt.“[8]

die verführerische Gestalt der Welt. Wie Galle unter dem Honig verborgen, zeigt sich hinter der schönen, bunten Fassade der schauererregende Anblick.

Den ekelerregenden Anblick der Frau Welt, wenn sie einem den Rücken zukehrt, weiß auch Konrad von Würzburg im folgenden Spruch durch treffende Worte auszudrücken:

„bestecket und behangen

mit würmen und mit slangen,

mit kroten und mit nâtern;

ir lîp was voller blâtern

und ungefüeger eizen ,

fliegen unde ômeizen.“[9]

Dem vergleichbar ist auch die Darstellung an Kirchenportalen, wo Frau Welt lächelnd den Apfel der Versuchung in ihrer Hand hält, inwendig aber ist die frohgemute Schöne bereits in Fäulnis und Verwesung übergegangen.[10]

Später (Ende des 14. Jahrhunderts) werden sogar die Toten selbst zu Mahnern für die Lebenden. So kommt auch die Ikonographie des „transi“ auf. Das heißt, der Tod ist durch den Leichnam im Stadium der Verwesung dargestellt.[11]

[...]


[1] Vgl. Dinzelbacher S.245.

[2] Vgl. Ariès: Geschichte des Todes. S. 30.

[3] Goez S. 117.

[4] Vgl. Dinzelbacher S. 249.

[5] Vgl. Goez S. 118.

[6] Goez S. 118.

[7] Vgl. Goez S. 118.

[8] Ranawake S. 62f

[9] Schröder: Der Welt Lohn. S. 9.

[10] Vgl, Goez S. 119.

[11] Vgl. Ariès: Bilder zur Geschichte des Todes. S.164.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Tod im Mittelalter
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Veranstaltung
Mediävistik-Sangspruchdichtung
Note
2,0
Jahr
1998
Seiten
14
Katalognummer
V38626
ISBN (eBook)
9783638376327
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mittelalter, Mediävistik-Sangspruchdichtung
Arbeit zitieren
Anonym, 1998, Der Tod im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38626

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