Die Repatriierung der Wlassow-Soldaten


Hausarbeit, 2004

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

[1] Vorwort

Einleitung

1. General Wlassow (Vlassov)
1.1. Der Werdegang zum Befehlshaber der ROA
1.2. Des Generals Schicksal

2. Die Wlassow-Armee
2.1. Propagandamissbrauch einer Armee
2.2. Die Motive der Soldaten
2.3. Einsatz an der Front

3. Die Abkommen
3.1. Jalta: Rechtliche Grundlagen der Rechtlosigkeit
3.2. Das Abkommen von Halle

4. Die Vorbereitung der Rückführungen
4.1. Die Befehle zur Durchführung der Maßnahmen
4.2. Das Wirken der sowjetischen Repatriierungsorgane

5. Die Rückführungen der Kollaborateure
5.1. Der Vorhof zum GULAG
5.2. Im Archipel GULAG

Literatur

Wlassow und seine Soldaten

„ Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Sie lässt sich nicht nachträglich ändern. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“

Richard von Weizsäcker, 8. Mai 1985

Vorwort

Der Zweite Weltkrieg ist wohl als das global einschneidendste Ereignis des abgelaufenen Jahrhunderts zu betrachten. Unzählige Tragödien und Schicksale sind durch ihn heraufbeschworen worden. Noch heute, fast 60 Jahre nach Ende, ist diese Thematik noch präsent und beschäftigt Historiker wie Weltöffentlichkeit.

Dieses Referat betrachtet eine Tragödie, die im Zweiten Weltkrieg und in den Annalen des 20. Jahrhunderts ihres gleichen sucht. Ein Drama, das den Leidensweg von ca. 2 Millionen osteuropäischer Menschen erzählt, die im zweiten Weltkrieg an der Seite der deutschen Wehrmacht gegen Stalinismus und kommunistische Zwangsherrschaft kämpften. 1945 gerieten sie in die Hände der westlichen Siegermächte und wurden von den Alliierten an die sowjetischen Behörden ausgeliefert. Dies bedeutete für viele unter ihnen den sicheren Tod oder Repressalien wie Zwangsarbeit in den GULAGs und oder Ächtung in der Bevölkerung sowie politische Verfolgung.

Einleitung

Die Zahl der dem Thema Repatriierung ehemaliger Kriegsgefangener des Zweiten Weltkriegs gewidmeten wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist beträchtlich. Eine Besonderheit innerhalb dieser Thematik, stellt die Rückführung der als Kollaborateure bezeichneten sowjetischen Kriegsgefangenen, insbesondere der ehemaligen Kämpfer der ROA (Russkaja Osvoboditel`na ja Armija = Russische Befreiungsarmee). Zu dieser sehr speziellen Thematik findet sich kaum Literatur. Zwei Autoren allerdings haben sich hiermit intensiver auseinandergesetzt und stellen damit auch das Grundgerüst dieser Arbeit dar. Es sind zum einen Pavel Polian und im besonderen Nikolai Tolstoy. Darüber hinaus lassen sich aber durchaus noch weitere Autoren finden.

Die Soldaten dieser russischen Befreiungsarmee, die unter General Wlassow an der Seite der deutschen Wehrmacht kämpfte, standen einem besonderen Schicksal gegenüber. Ihre Betrachtung teilt sich in zwei Lager. Das eine Lager hält sie für Kollaborateure und Vaterlandsverräter, das andere für Kämpfer für ein freies Vaterland.

Auch heute noch ist es kaum möglich detaillierte Informationen über ihr Schicksal zu bekommen. Erst langsam, seit Wegfall des Eisernen Vorhangs, setzt sich die russische Bevölkerung kritisch mit diesem Teil ihrer Geschichte auseinander.

1. General Wlassow (Vlassov)

Andrei Andrejewitsch Wlassow, geboren am 01.09.1901 als jüngstes von 8 Kindern, gestorben am 01.08.1946 in Moskau stammte aus einer armen Bauernfamilie in Nischni-Nowgorod. Er kam 1919 zur Roten Armee (Rote Garde), wurde 1930 KPdSU-Mitglied und erhielt 1938 seine Ernennung zum Chef des Stabes beim sowjet. Militärberater in China. Im März 1942 wurde er zum sowjet. Generalleutnant ernannt.

Im Dezember 1941 brachte er vor Moskau mit der von ihm geführten 2. sowjet. Stoßarmee der Deutschen Wehrmacht die erste Niederlage bei und zerstörte damit als erster deren Unbesiegbarkeitsstatus. In einer Kesselschlacht im Sommer 1942 (am 12.07.) am Wolchow wurde die 2. Armee vernichtet, General Wlassow von der deutschen Wehrmacht gefangen genommen und am 13. Juli in Kriegsgefangenschaft überführt. (Vgl. Moewe „Der Russlandfeldzug“ S.24 und 32)

In Gefangenschaft gelingt ihm die Gründung der russischen Befreiungsarmee ROA zur Befreiung Russlands von der Stalin-Diktatur (800 000 – ca. 1 Mio. Soldaten, darunter Russen, Ukrainer, Balten, Kaukasier, Tataren und andere) (Vgl. S. Tolstoy „Die Verratenen von Jalta; S. 385 ff.) unter seinem Oberbefehl. Diese Aufstellung erwies sich zunächst als rein propagandistische Aufstellung. Später, Anfang 1945 und damit für Hitler-Deutschland zu spät, fand sie ihren Einsatz.

1.1. Der Werdegang zum Befehlshaber der ROA

Das erste bedeutende Überlaufen sowjetischer Soldaten zur deutschen Wehrmacht fand am 22. August 1941 statt, als der Krieg zwischen Deutschland und Russland gerade zwei Monate dauerte. An der Front, in der Nähe der weißrussischen Stadt Mogilew, empfing Generalleutnant Graf von Schenckendorff einen Kosakenunterhändler, der ihm die Kapitulation seiner Einheit anbot. Es handelte sich um das 436. sowjetische Infanterieregiment, das unter dem Befehl des Majors Ivan Nikititch Kononov stand. Nachdem ihm Schenckendorff Geleit zugesichert hatte, versammelte Kononov seine Truppen und teilte ihnen seine Absicht mit. Er erklärte: „... nun sei endlich die Gelegenheit gekommen, den Kampf gegen Stalin und das verhasste kommunistische System aufzunehmen...“. (Vgl. Hoffmann, Joachim: „Die Geschichte der Wlassow-Armee“) Er ließ seinen Soldaten die Wahl, ob sie sich ihm anschlössen oder nicht. Alle Mann stellten sich auf seine Seite und wenige Stunden später war Generalleutnant von Schenckendorff um ein Regiment reicher geworden. In Kononovs Unkenntnis der wahren Russlandpolitik der Nazis, hatte er geglaubt, seine Einheit werde den Kern einer russischen Befreiungsarmee bilden. Er glaubte, dass Millionen seiner leidenden Landsleute zu ihm stoßen und Stalin mit seinen NKWD-Genossen allein zurückbleiben werde. Graf Schenckendorff, ein ehrlicher und kluger Offizier, teilte Kononovs Ansicht. Doch er wusste auch einiges über Hitlers Pläne, Russland als Staat vollständig zu vernichten. Für den Augenblick behielt er jedoch seine Befürchtungen für sich. Kononov und seine begeisterten Kameraden bildeten das 102. Kosakenregiment. In dieser Rolle kämpften sie tapfer gegen die Rote Armee und die Partisanen. (vgl. Polian, Pavel: „Deportiert nach Hause“)

Im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges liefen viele Hunderttausend Russen über, um beim Sturz Stalins mitzuhelfen. Und mit der Zeit fand sich auch ein Anführer: General Andrei Andrejewitsch Wlassow.

1.2. Des Generals Schicksal

Nachdem eine seiner Einheiten, die 1. Division, die Stadt Prag am 6. Mai 1945 von der deutschen SS befreit hatte, machten sich General Wlassow und eine Gruppe seiner Gefolgsleute, nach bekannt werden der Deutschen Kapitulation, auf dem Wege nach Pilsen, um sich den Amerikanern zu ergeben. Diese nahmen ihn und seine Truppen freundlich auf. Bei einer Überfahrt zu einem anderen Lager allerdings, wurde der Konvoi von einer russischen Kontrolle gestoppt und der General verhaftet. Nach seiner Gefangennahme wurde Wlassow in das SMERSCH-Büro (SMERSCH= übersetzt etwa: Tod den Spionen; Hauptverwaltung für Gegenspionage des Volkskommissariats für Verteidigung der UDSSR) in Dresden gebracht, dort verhört und dann nach Moskau geflogen. Am 12. August 1946 sendet Radio Moskau einen Bericht, in dem Wlassows Name zum ersten Mal nach seiner Gefangennahme in der UDSSR erwähnt wurde. Darin heißt es:

„ Innerhalb der letzten Tage hat das Militärkollegium des obersten Gerichtshofes der UDSSR die Anklagen gegen Andrei Andrejewitsch Wlasso (...)gehört.“ Er sei des Hochverrats, der Spionage und der Terroraktionen (...) angeklagt. Wlassow habe seine Schuld gestanden und wurde nach Punkt 1 des Befehls des Obersten Sowjet vom 19. April 1943 zum Tode verurteilt worden. „Die Urteile sind vollstreckt worden.“ (Vgl.: Tolstoy, Nikolai: „Die Verratenen von Jalta“)

Er wurde am 12. Mai unweit von Schloss Schlüsselburg verhaftet. Zusammen mit einer Reihe hochrangiger Offiziere wurde Wlassow Anfang August 1946 nach fürchterlichen Folterungen in Moskau hingerichtet durch den Strang.

(s. Pavel Polian : « Deportiert nach Hause » S.114)

[...]


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Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Repatriierung der Wlassow-Soldaten
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Veranstaltung
Internationale Politik
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V38616
ISBN (eBook)
9783638376228
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Repatriierung, Wlassow-Soldaten, Internationale, Politik
Arbeit zitieren
Gerhard William (Autor:in), 2004, Die Repatriierung der Wlassow-Soldaten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38616

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