Chancen und Risiken des Tourismus in Bezug auf die Destination Malediven


Hausarbeit, 2017

23 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Länderkundlicher Hintergrund

2.1 Geografischer Hintergrund

2.2 Kultur und Bildung

2.3 Politik und Wirtschaft

3 Tourismus auf den Malediven

3.1 Definition Tourismus in Entwicklungsländern

3.2 Phasen des Tourismus

4 Potenziale und Risiken

4.1 Ökonomische Potenziale des Tourismus

4.2 Ökologische Risiken des Tourismus

5 Forderungen und Lösungsansätze

5.1 Das 1,5-Grad-Ziel

5.2 Orientierung am Leitbild nachhaltiger Entwicklung

5.2.1 Ökologische Nachhaltigkeit

5.2.2 Ökonomische Nachhaltigkeit

5.2.3 Soziale Nachhaltigkeit

6 Fazit

Literaturverzeichnis


1 Einleitung

 

Reiseanbieter versprechen weiße, palmengesäumte Sandstrände, türkisfarbene Lagunen und einzigartige Tauchmöglichkeiten in einer bunten Unterwasserwelt. Sie werben mit reiner Luft, unberührter Natur und der paradiesischen Atmosphäre der Malediven.[1] Mit diesem Luxus könnte jedoch schon in einigen Generationen Schluss sein. Eine Vielzahl der Inseln liegt nicht höher als einen Meter über dem Meeresspiegel, die höchste Erhebung liegt bei gerade mal 2,4 Meter. Der aufgrund der Erderwärmung stetig steigende Meeresspiegel bedroht die Existenz der Inselgruppe und würde im Falle des prognostizierten Anstiegs viele der Inseln unbewohnbar machen. Somit könnten die Malediven eines der ersten Länder sein, welche die Auswirkungen der Erderwärmung massiv zu spüren bekommen. Wissenschaftler befürchten, dass die Inselgruppe bis zum Jahr 2100 zum größten Teil überflutet sein wird, sollte der Meeresspiegel weiterhin steigen.[2],[3]

 

Auch der Massentourismus hinterlässt seine Spuren. So machen der Transportsektor, insbesondere der Flugverkehr, sowie touristische Aktivitäten einen großen Teil der CO2-Emission aus. Baumaßnahmen für neue touristische Einrichtungen (Hotels, Resorts und andere künstliche Strukturen, wie zum Beispiel Häfen), werden auf Kosten öffentlicher Güter wie den Korallenriffen und Lagunen geschaffen. Dies überbeansprucht die Korallenriffe und natürlichen Ökosysteme der Lagunen und trägt so im Namen des Tourismus seinen Teil zum Klimawandel bei.[4] Andererseits ist der Tourismus mit Abstand der größte Wirtschaftszweig der Malediven. Er erbringt mehr als 60 Prozent der Deviseneinnahmen, über 38 % aus Steuern und Abgaben, trägt ca. 28 % zum Bruttoinlandsprodukt bei und ist so von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung.[5] Vor diesem Hintergrund stellen sich die Fragen, welche konkreten Chancen der Tourismus für die Malediven bietet und auf der anderen Seite, welche Gefahren und Risiken er birgt. Welche Lösungsansätze gibt es weltweit und was können die Malediven für ihr Land dazu beitragen?

 

In der vorliegenden Hausarbeit wird nach den Auswirkungen gefragt, die der Tourismus auf die Malediven hat. Zu Beginn wird der allgemeine länderkundliche Hintergrund der Malediven näher beleuchtet, um ein allgemeines Hintergrundwissen zu schaffen. Darauf folgend wird im dritten Kapitel der Tourismus in Entwicklungsländern am Beispiel der Malediven definiert. Weiter geht es mit den unterschiedlichen Phasen, die durchlaufen wurden, um die Malediven touristisch zu erschließen. Anschließend werden im vierten Kapitel die wirtschaftlichen Potenziale dargestellt, die der Tourismus mit sich bringt, um darauffolgend die Risiken gegenüberzustellen, die er auf die Umwelt hat. Das fünfte Kapitel setzt sich damit auseinander, wie den negativen Auswirkungen entgegengewirkt werden kann, um abschließend im sechsten und letzten Kapitel ein Fazit zu geben.

 

2 Länderkundlicher Hintergrund

 

In den folgenden zwei Unterkapiteln wird zunächst ein allgemeiner Überblick über den länderkundlichen Hintergrund der Malediven gegeben. Es wird der geografische Hintergrund, sowie die politische als auch wirtschaftliche Situation näher beleuchtet, um ein grobes Länderprofil und eine Grundlage für die nachfolgenden Kapitel zu schaffen.

 

2.1 Geografischer Hintergrund

 

Die Malediven sind ein Inselstaat im indischen Ozean, welcher sich etwa 600 Kilometer südwestlich der Südspitze des indischen Subkontinents im nördlichen Teil der tropischen Gewässer befindet. Sie bestehen aus insgesamt rund 1.190 Inseln, die gemeinsam eine Fläche von 298 km2 bilden und sich kettenförmig als Doppelreihe über eine Länge von rund 750 Kilometer und einer Breite von rund 120 Kilometer erstrecken.[6] Die Malediven sind eines der größten Korallenriffgebiete der Erde. Sie bestehen aus Korallenschutt und einer Sandauflage, sind überwiegend von Kokospalmen bewachsen und zu 99,97 % vom Meer eingenommen. Organisiert sind sämtliche Inseln ringförmig innerhalb einzelner Verbände, den sogenannten Atollen. Davon werden etwa 200 von Einheimischen bewohnt, während weitere 88 Inseln touristisch genutzt werden.[7],[8] Von den insgesamt rund 344.000 Einwohnern leben knapp 105.000 in der Hauptstadt Malé, welche auf der gleichnamigen Hauptinsel liegt. Es herrscht tropisches Klima, mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit, einem Jahresniederschlag von 2.100 mm und einer durchschnittlichen Mindesttemperatur von 25,5 °Celsius. Die durchschnittliche Höchsttemperatur liegt bei 30,4 °Celsius. Auf den Malediven gibt es keine Jahreszeiten, sondern Monsunzeiten, den Nordost-Monsun von November bis März und den Südwest-Monsun von Juni bis Ende August. Als beste Reisezeit gelten die Monate November bis April.[9]

 

2.2 Kultur und Bildung

 

Auf den Malediven ist die Amtssprache Dhivehi. Durch die zerstreute Lage der Inselgemeinschaften haben sich zahlreiche Dialekte gebildet, die sich in Aussprache und Vokabular teilweise stark voneinander unterscheiden. Geschrieben wird Dhivehi von rechts nach links in der aus dem Arabischen weiterentwickelten Thaana-Schrift. Als Handels- und Verkehrssprache in Malé und auf den Touristeninseln verbreitet spricht man Englisch, was auch in der Schule unterrichtet wird. Auf vielen der Inseln gibt es Moscheen angeschlossene Koranschulen, wo neben Grundkenntnissen in Lesen, Schreiben und Rechnen auch Koranlektüre vermittelt wird, denn die Staatsreligion ist der Islam. Es existieren neben den Koranschulen noch englischsprachige Grund- und Oberschulen und staatliche dhivehisprachige Schulen.[10] [11]

 

2.3 Politik und Wirtschaft

 

Nach knapp 80jähriger britischer Protektoratsherrschaft erlangten die Malediven am 26. Juli 1965 die volle Souveränität. Es entwickelte sich ein stark zentralisiertes präsidiales Regierungssystem mit dem Islam als Staatsreligion. Unterteilt sind die Malediven in 21 Verwaltungsbezirke. Die zentrale Verwaltung findet in der Hauptstadt Malé statt. Staatsoberhaupt der Malediven ist der Präsident, welcher für jeweils fünf Jahre per Referendum bestimmt wird.[12] Seit dem 17. November 2013 regiert Präsident Abdulla Yameen Abdul Gayoom als Staatsoberhaupt.[13] In seinem Wahlkampf versprach er unter anderem das Vorantreiben der Ölförderung und den Ausbau des Tourismus.[14]  

Dieser gilt als der mit Abstand größte wirtschaftliche Zweig der Malediven. Er trägt insgesamt rund 28 % zum Bruttoinlandsprodukt bei und erbringt über 60 % der Deviseneinnahmen, ebenso sind mehr als 90 % sämtlicher Zoll- und Steuereinnahmen auf den Tourismus zurückzuführen. Es werden allerdings nur wenig Einheimische im Tourismussektor beschäftigt. Der zweitgrößte Industriezweig ist die Fischerei, welche große Teile zu den Exporterlösen beiträgt. Die verarbeitende Industrie (Schiffsbau und Textilien), als auch die Landwirtschaft spielen wirtschaftlich eine eher untergeordnete Rolle, da die Böden der Inseln nicht besonders fruchtbar sind und aus diesem Grund viele Nahrungsmittel importiert werden müssen. Als wichtigste Nutzpflanze für den Export gilt die Kokospalme, da aus ihr Kokosnussöl und Kokosfasern gewonnen werden kann.[15]

 

Die kleine Volkswirtschaft der Malediven, die weitgehend vom Tourismus und der Fischerei abhängig ist, ist durch externe Schocks massiv gefährdet. Am Beispiel des Tsunami im Dezember 2004 und des darauffolgenden Wirtschaftsabschwungs lässt sich erkennen, dass die niedrig liegenden Inseln durch Naturgefahren stark bedroht sind. Besonders gravierend war die Naturkatastrophe für die Tourismus-, Fischerei- und Verkehrsinfrastrukturen.[16]

 

Sorgen macht sich die Regierung in den letzten Jahren auch über die stark zunehmende Staatsverschuldung, dem niedrigen Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung als auch über die Arbeitslosenquote, welche besonders bei Jugendlichen vergleichsweise hoch ist.[17]

 

3 Tourismus auf den Malediven

 

Nachfolgend wird zunächst der Begriff Tourismus erläutert, unter anderem in Bezug auf Entwicklungsländer. Weiterhin wird die Entwicklung des Tourismus auf den Malediven in Anlehnung an das Phasenmodell nach Karl Vorlaufer näher beleuchtet.

 

3.1 Definition Tourismus in Entwicklungsländern

 

Der Begriff Tourismus wird definiert als „die Tätigkeit von Personen, die zu Orten außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort höchstens ein Jahr lang zu Urlaubs-, geschäftlichen oder anderen Zwecken aufhalten.“[18] Entwicklungsländer werden definiert als „Staaten, die im Vergleich zu Industrieländern einen Entwicklungsrückstand aufweisen, (…).“ Indikatoren hierfür sind unter anderem ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen, eine hohe Arbeitslosenquote, eine unzulängliche Infrastruktur und das Leben großer Bevölkerungsgruppen am Existenzminimum.[19] Diese Länder haben einen relativ niedrigen Stand in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Entwicklung.[20] Sie können in Bezug auf kultureller Herkunft, politischen und wirtschaftlichen Strukturen und sozialer Schichtung untereinander sehr verschieden sein.[21]

 

Das Pro-Kopf-Einkommen wird von der Weltbank als Hauptkriterium betrachtet. Demnach lassen sich folgende Ländergruppen unterscheiden: Länder mit niedrigem Bruttonationaleinkommen bis 1.045 US-Dollar (USD) und Länder mit mittlerem Einkommen. Bei den letzteren unterscheidet man zwischen einer unteren (1.046 bis 4.125 USD) und einer oberen (4.126 bis 12.735 USD) Einkommenskategorie. Weiterhin gibt es Industrieländer (über 12.736 USD).[22] Es gibt von verschiedenen Quellen unterschiedliche Aussagen darüber, ob die Malediven noch zu den Entwicklungsländern gezählt werden können. Die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. zum Beispiel erläutert, dass die Malediven neben Botswana und den Kapverden nur eines von drei Ländern sind, die es seit 1971 aus der Liste der am wenigsten entwickelten Länder geschafft haben.[23] Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wiederum zählt die Malediven mit in der „Liste der Entwicklungsländer- und gebiete“ auf.[24] Die Malediven weisen ein Bruttonationalprodukt pro Einwohner von 9.247 USD auf, was sie ausgehend von den zuvor genannten Zahlen zu einem Entwicklungsland mit hohem Einkommen macht. Die Arbeitslosenquote für Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren liegt bei 11,6 %.[25] Trotz fortschreitender Modernisierung in Sachen Schulbildung, Gesundheits- und Kommunikationswesen, und trotz starken auf den Tourismus zurückzuführenden Wirtschaftswachstum, weisen die Malediven erhebliche sozioökonomische Defizite und einen niedrigen Lebensstandard der Bevölkerung auf.[26] Als Folge der räumlichen Zersplitterung, der Abgelegenheit der Inseln, fehlenden Infrastrukturen und unzureichenden sozialen Dienstleistungen auf den Atollen, lebt ein Großteil der Bevölkerung in Armut.[27] Trotz unterschiedlicher und zum Teil widersprüchlicher Aussagen folgt diese Hausarbeit dem Verständnis eines Großteils der offiziellen Quellen, die die Malediven als ein Entwicklungsland einstuft.

 

3.2 Phasen des Tourismus

 

Das Ziel touristischer Erschließung besteht einerseits darin, den Wirtschaftswachstum anzukurbeln, andererseits dient es dem Abbau von Disparitäten. „Durch den Tourismus erfolgt in vielen Peripherien zunächst eine intraregionale Polarisation, eine Konzentration des Wachstums auf ein Zentrum. (…) Im weiteren Verlauf wird diese Polarisation jedoch durch Ausbreitungseffekte relativiert.“[28] Die folgende Abbildung 1 stellt die Phasen der touristischen Entwicklung auf den Malediven anhand einer Zeitleiste dar.

 

 

Abbildung 1: Phasen der touristischen Entwicklung auf den Malediven[29]

 

Auf den Malediven selbst ist der Tourismus erst 45 Jahre alt. 1972 wurden auf den Inseln Kurumba und Bandos mit einem einfachen Konzept die ersten Resorts eröffnet. Die Zimmer bestanden aus Korallen und Strohdächern, sowie aus Sand als Fußboden. Da es keinen geregelten Transport und oft wenig Möglichkeiten zur Verständigung gab, machten sich die Touristen selbstständig auf die Suche nach touristischen Attraktionen.[30]

 

Nach Karl Vorlaufer, einem Professor der Geographie, fällt diese erste Phase der touristischen Erschließung unter die sogenannte Initialphase, welche den Weg für den späteren Massentourismus vorbereitete. Während der Initialphase bildet die noch zu entfaltende touristische Destination in der Peripherieregion einen Wachstumspol, welcher noch stark von dem dominanten Zentrum abhängig ist.[31] In der Wachstumsphase, auf den Malediven von 1978 bis 1998, wird die touristische Infrastruktur des peripheren Tourismusortes ausgebaut, Verflechtungen mit dem Ausland werden intensiviert und die Abhängigkeit zu der Kernregion sinkt. 1981 wird der internationale Flughafen auf dem Malé-Atoll eröffnet. Mit dem Ziel sich die Industrie für nationale Ziele und die Umwelt zunutze zu machen, brachte die Regierung ein Jahr später ihren ersten Tourismus-Masterplan heraus. Der Zweite folgte im Jahr 1996 und sollte die regionale Dezentralisierung der Resort-Inseln auf Außenatolle bewirken. In der letzten Phase des Modells nach Vorlaufer, der Konsolidierungsphase, welche auf den Malediven seit 1999 stattfindet, kommt es zu einer großen Abschwächung der Abhängigkeit von der Peripherie zu der Kernregion. Die Verflechtungen zwischen dem Tourismusort und seinem Umland verstärken sich und die steigende Nachfrage nach Gütern und Waren in der Tourismusdestination, in der sowohl Gäste als auch eine wachsende Wohn- und Arbeiterbevölkerung zu ernähren sind, steigt.[32], [33]

 

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Chancen und Risiken des Tourismus in Bezug auf die Destination Malediven
Hochschule
Hochschule Fresenius; Hamburg
Note
1.3
Autor
Jahr
2017
Seiten
23
Katalognummer
V385863
ISBN (eBook)
9783668613454
ISBN (Buch)
9783668613461
Dateigröße
682 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
chancen, risiken, tourismus, bezug, destination, malediven
Arbeit zitieren
Laura Ortmeyer (Autor:in), 2017, Chancen und Risiken des Tourismus in Bezug auf die Destination Malediven, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385863

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