Das Verhältnis des Sprechers zu Gott in John Donnes 'Batter My Heart' und George Herberts 'The Thanksgiving'


Hausarbeit, 2005

14 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. John Donne: “Batter My Heart“

3. Gerorge Herbert: “The Thanksgiving”

4. Zusammenfassung

5. Bibliographie

1. Einleitung

In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit der Analyse der beiden Gedichte “Batter My Heart” (1633) von John Donne[1] und “The Thanksgiving” (1633) von George Herbert[2], unter besonderer Berücksichtigung der Beziehung zwischen Sprecher und Gott. Bei beiden Verfassern handelt es sich um Vertreter der so genannten „metaphysical poets“.

Die Ausgangsproblematik ist in beiden Gedichten im Kern gleich: die Erbsünde, (lat. peccatum originalis), ausgelöst durch den Sündenfall Adam und Evas[3] und die Sühnung durch den Tod Jesu. Der Begriff der Erbsünde wurde in der christlichen Lehre begründet durch den Apostel Paulus von Tarsus, und zwar im „Brief an die Römer“[4]. Demnach ist der Sündenfall durch den Tod Jesu gesühnt worden, das heißt Jesus ist quasi für die Menschheit gestorben. Die Frage ist nun, wie der Mensch „in seiner Stellung zwischen Sünde und Gnade“[5] durch Gott erlöst werden kann. Diese Fragestellung wird, wenn auch auf unterschiedliche Aspekte dieser komplexen Frage akzentuiert, sowohl in „Batter My Heart“, als auch in „The Thanksgiving“ behandelt.

2. John Donne: „Batter My Heart“

John Donnes „Batter My Heart“ (1633) ist ein Sonett in Wyatt-Sidneyscher Form[6] und stammt aus den so genannten „Holy sonnets“, welche zwischen 1609 und 1611 nach den La Corona Sonetten entstanden sind[7]. „Batter My heart“ wurde im Jahre 1633 im Rahmen der „Holy sonnets“ veröffentlicht. John Donne hält sich nicht immer streng an die vorgegebene Sonettform sondern variiert diese gelegentlich, wie auch im Falle von „Batter my Heart“. Arno Esch bemerkt hierzu:

„Gelegentlich operiert Donne mit einer doppelten Spannung. In diesem Falle betrachtet er zwar die ‚volta’, läßt aber das Sestett nicht ausschwingen, sondern spannt es erneut.“[8]

Als weitere Variation des Sonetts nach Wyatt-Sidneyscher Form verwendet Donne Enjambements, so Beispielsweise in den Versen 1 und 2: „for you/as yet“ oder den Versen 3 und 4: „and bend/your force“.

Auch beim Versmaß hält sich Donne nicht an das strenge Sonettmodell, welches eigentlich einen durchgehenden Jambus vorschreibt. Dieses sind die augenscheinlichsten Abweichungen von der strengen Sonettform, auf weitere formelle Aspekte werde ich in der weiteren Interpretation eingehen.

Das Gedicht beginnt mit einer Aufforderung des Sprechers an den „three personed God“, womit die Dreifaltigkeit[9] gemeint ist, also die Einheit des göttlichen Wesens in Form der drei Personen Vater, Sohn (Jesus Christus) und heiliger Geist, sein Herz zu erstürmen („Batter my heart“ Vers 1). Der sündige Sprecher verlangt Reinigung durch den dreifaltigen Gott, der sich ihm annehmen soll. Diese Reinigung kann nicht geschehen durch eine Annäherung des Sprechers an Gott, da er sich selbst in einer sehr demütigen Verfassung gegenüber Gott befindet aufgrund seiner Sündhaftigkeit. Dies wird schon durch den gebetsartigen Stil des Gedichts deutlich, welcher gleichzeitig die Verzweiflung des Sprechers unterstreicht. Im Gegenteil muss Gott selbst sich dem Sünder annehmen und ihn durch Zerstörung neu erschaffen („make me new“). Auffallend ist die Reihung der Verben im zweiten und vierten Vers des ersten Quartetts. Die Verben „knock“, „breathe“, „shine“ und „seek“ (Z.2) beschreiben die bisherige Vorgehensweise Gottes, die zu einem gütigen Gott passt. Das genaue Gegenteil fordert ja der Sprecher von seinem Gott, einen strafenden Gott, dazu passend die in Vers vier parallel angeordnete Verbreihung „brake“, „blow“, „burn“ in Form einer Steigerung, gefolgt von der Aufforderung „make me new“. Verstärkt wird diese Steigerung noch durch die dreifache Alliteration der Verben[10] als auch der Schlussforderung[11]. Diese Parallelität der Verse zwei und vier korreliert nicht mit dem Reimschema des ersten Quartetts a – b – b – a, was den dritten Vers in den Vordergrund treten lässt. Die Aussage „That I may rise“ spielt meiner Meinung nach auf die Auferstehung Jesu an. So wie dieser nach seinem Tod auferstanden ist, will auch der Sprecher auferstehen, neu erschaffen[12] werden. Nur so glaubt der Sprecher seine Reinheit wieder erlangen zu können und frei von Sünde zu sein. Um eben dies zu erreichen bittet der Sprecher von Gott niedergeworfen zu werden: „o´erthrow me“[13]. Kerrigan zeigt den Zusammenhang mit der Erbsünde der Menschen auf:

“As a father god raises his son to a position of full equality. But as a father god also requires the sacrificial murder of his son to atone for our disobedience.”[14]

Ich sehe im ersten Quartett insgesamt auch ein typisches Paradoxon. Der Sprecher erbittet eine Neuerschaffung durch Zerstörung, eine Auferstehung durch Niederwerfung, durchgeführt von einem strafenden Gott, zu dem eigentlich das Bild des gütigen, liebenden Herrn passt, der vergibt anstatt zu bestrafen.

Im zweiten Quartett findet sich das Bild einer besetzten Stadt, mit der sich der Sprecher vergleicht:

[…] the second [quatrain] presents the poet as a town ‘usurpt’ from God, its rightful lord; […][15]

Es liegt nahe das die Stadt tatsächlich vom Teufel, der Personifizierung des Bösen und dem genauen Gegenspieler Gottes, besetzt ist. Der Sprecher möchte Gott zwar Einzug gewähren, was allerdings misslingt:

“Labour to admit you, but Oh, to no end!

Reason, your viceroy in me, me should defend, […]”[16]

Dem Sprecher wurde von Gott der Verstand, die Vernunft (reason) gegeben, welche ihn als Stellvertreter Gottes auf Erden (viceroy) vor den Bedrohungen durch den Teufel schützen sollte. Die Vernunft des Sprechers ist allerdings zu schwach, um sich gegen die Verführung durch den Teufel zur Sünde zu verteidigen. In Analogie zur „Erstürmung des Herzens“ aus dem ersten Quartett müsste also quasi die besetzte Stadt nun von Gott eingenommen, bestürmt werden. Spätestens jetzt wird auch die Verwendung von sexuellen Anspielungen Donnes in „Batter my Heart“ evident. Was im ersten Quartett nur leise Anklang wird nun im zweiten Quartett offensichtlicher und wird weiter gesteigert. Craig verweist zum Beispiel darauf, dass es sich bei „heart“ um einen Elisabethanischen Slangausdruck für die Vagina handelt:

“[…] ‚heart’ also being Elizabethan slang for the vagina [...]”[17]

[...]


[1] 1572-1631

[2] 1593-1633

[3] Gen 3

[4] Röm 5, 6-11

[5] Esch, Arno: Englische religiöse Lyrik des 17. Jahrhunderts. Studien zu Donne, Herbert, Crashaw, Vaughan. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1955 S. 46

[6] Inhaltlich ist jedoch auch durchaus der Surrey-Shakespeare Typ zu erkennen

[7] Esch 1955: S. 40

[8] Esch 1955 S.49

[9] auch Dreieinigkeit oder Trinität

[10] b rake, b low, b urn

[11]m ake m e new“

[12] vgl. Vers 4 „make me new“

[13] Vers 3

[14] Kerrigan, William: The Fearful Accomodations Of John Donne. In: English Literary Renaissance 4 (1974) S. 360

[15] Payne, Craig: Donne’s Holy Sonnet XIV. In: The Explicator Summer 1996 Vol. 54, Iss. 4. S. 209,5

[16] Verse 6/7

[17] Payne (1996) S. 209

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Verhältnis des Sprechers zu Gott in John Donnes 'Batter My Heart' und George Herberts 'The Thanksgiving'
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Veranstaltung
Metaphysical Poetry
Note
1-
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V38449
ISBN (eBook)
9783638375078
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine Untersuchung der beiden Gedichte "Batter My Heart" und "The Thanksgiving".
Schlagworte
Verhältnis, Sprechers, Gott, John, Donnes, Batter, Heart, George, Herberts, Thanksgiving, Metaphysical, Poetry
Arbeit zitieren
Tim Krappmann (Autor:in), 2005, Das Verhältnis des Sprechers zu Gott in John Donnes 'Batter My Heart' und George Herberts 'The Thanksgiving', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38449

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