Anorexia nervosa. Theorie und Behandlungsansätze in der Therapie


Hausarbeit, 2016

25 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definition von Anorexia nervosa

3. Die psychoanalytische Theorie
3.1 Aussagen zur psychoanalytischen Theorie
3.2 Empfehlungen für die psychodynamische Therapie von Magersucht

4. sMUTje – Starthilfe für MUTige Jugendliche mit Essstörungen
4.1 Allgemeine Grundlagen für die Beratung und Therapie von Essstörungen
4.2 Ablauf eines Beratungsgesprächs bei sMUTje
4.3 Der Fall von Charlotte K.- ein Mädchen mit Essstörung
4.4 Die Behandlung und Therapie von Charlotte K.
4.5 Analyse und Bewertung des Falls

5. Der aktuelle Forschungsstand bei der Therapie von Anorexia nervosa

6. Resümee

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Verdacht auf eine Essstörung liegt gemäß der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) bei jedem fünften Jugendlichen vor. Die Essstörung Anorexia nervosa ist nach Bulemia nervosa, die zweit häufigste Essstörung in Deutschland (vgl. BZgA, 2010). Beide Störungen fallen in dem Klassifizierungssystem des ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) unter psychische und Verhaltensstörungen und beschreiben ein extremes und anormales Essverhalten. Anorexia nervosa ist dadurch gekennzeichnet, dass die betroffenen grundlegend zu wenig Nahrung aufnehmen. Menschen mit Bulimia nervosa dagegen nehmen bei Essattacken eine sehr großen Menge Nahrung zu sich und versuchen, durch ihr Verhalten der Gewichtszunahme entgegenzusteuern, und bedienen sich dabei an Mitteln wie z.B. herbeigeführtes Erbrechen. Zwar sind die Krankheitsbilder teilweise sehr verschieden, werden aber dennoch oftmals gleich oder ähnlich durch Therapie behandelt, aus diesem Grund beschränken wir uns der einfachheitshalber in dieser Arbeit auf Anorexia nervosa, wobei auch an einigen Stellen die Überschneidungen zu Bumilia nervosa deutlich werden. Zudem können Essstörungen ineinander übergehen, so wie es in 20 Prozent der Fälle aus Magersucht, beziehungsweise Anorexia nervosa Bumilie wird ( BzgA, 2010, 16)

Wir haben uns für die psychoanalytische Theorie entschieden, da sie uns am sinnvollsten für die Verbindung mit Anorexia nervosa erscheint. Im Folgenden stellen wir diese Theorie in Bezug auf die Essstörung Anorexia nervosa dar. Desweiteren werden wir mit der Einrichtung sMUTje exemplarisch darstellen, wie der erste Kontakt mit Personen, die an Essstörungen leiden aussieht. Im Anschluss zeigen wir mit dem Fallbeispiel von Charlotte K., wie eine teils stationäre sowie ambulante Therapie Betroffenen helfen kann.

Abschließend möchten wir konträr mit der Studie zu der dialektisch- behavioralen Therapie (DBT) einerseits einen Einblick auf ein anderes Behandlungskonzept geben und andererseits die Wirksamkeit dieser Therapieform zeigen.

2. Definition von Anorexia nervosa

Anorexia nervosa ist eine im Jugendalter gehäuft auftretende Essstörung, die auch später im Erwachsenenalter beginnen kann. Ähnlichkeiten erstrecken sich auf das gewichtskriterium, die Körperschemastörung , die Amenorrhö und die Gewichtsphobie. Hinsichtlich der Definition dieser kriterien unterscheiden sich diese beiden Systeme jedoch. Anorexia nervosa fällt unter das Klassifizierungssystem des ICD-10. Während beide Klasseifikationssysteme die Fälle der prepubertären Erkrankungen erwähnen, haben sie andererseits mehrere Besonderheiten aufzuweisen. Die ICD-10- Kriterien sind bei der Definition des selbst herbeigeführten Gewichtsverlustes präziser. Ferner verbindet die ICD-10 die Körperschemastörung mit dem Hauptthema der psychopathologie, nämlich der Angst vor dem Dicksein. Damit wird zugleich das Kriterium der Körperschemastörung als eines spezifischen Kriteriums für die anorexia nervosa relativiert. Eine derartige Betrachtungsweise steht im Einklang mit der Forschung zur Körperschemastörung, die recht uncharakteristisch sind und wenig spezifisches zum Verständnis der Psychopathologischen der Essstörung beitragen.

3. Die psychoanalytische Theorie

Um die Gründe von Essstörungen zu erklären, werden unterschiedliche und mögliche Ansätze angerissen. Diese sind: die Lerntheorie, psychoanalytische Theorie, humanistische, sowie kognitive- und systemische Theorie. Bei der Behandlung werden tiefenpsychologische, psychoanalytische und familientherapeutische, sowie Sucht- und Frauenspezifische Therapien und Selbsthilfegruppen angeboten. Für diese Hausarbeit wurde die psychoanalytische Theorie ausgewählt.

Der Protagonist der psychoanalytischen Theorie ist Sigmund Freud, der ein bedeutender Psychologe und Wissenschaftler war. Das erste Mal wurde der Begriff der Psychoanalyse im Jahre 1896 verwendet und bedeutet "Zerlegung/Untersuchung der Seele". Weitere wichtige Pschoanalytiker­_Innen sind seine Tochter, Anna Freud, E.H Erikson, von dem das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung stammt, sowie F. Redl, der sich auf die Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern konzentrierte und bei Gründung des Konzeptes Milieutherapie mitgewirkt hat.

Alle drei haben sich auch näher mit der "Ich-Psychologie" beschäftigt.

Diese untersucht die Entwicklung, die Abwehrmechanismen und auch die Funktionen des “Ichs”. Ein wichtiger Gründer der Ich-Psychologie ist auch - H. Hartmann. In dieser Hausarbeit wird zudem auch mit J. Benjamins Aussagen gearbeitet, die eine weitere Psychoanalytikerin ist und sich mit Ansätzen der Intersubjektiven Theorie beschäftigt. (Psychoanalytikerinnen. Biographisches Lexikon, online)

In dieser Hausarbeit werden nur ein paar wichtige Ansätze von S. Freud beschrieben. Die Pyschoanalyse untersucht das Seelenleben von Menschen, das Bewusstsein, sowie das Unbewusstsein und auch die Triebpräsentanzen. Das Strukturmodell Freuds besteht aus drei Teilen: Sofortige Befriedigung der menschlichen Triebe und Stillung des Verlangens, sind das „Es“ und stellen den ersten Punkt dar.

Der Träger des bewussten Erlebens ist das „Ich“ und das „Über-Ich“ setzt sich aus den moralischen Normen und Werten zusammen, sowie dem Gewissen. Das „Ich“ kontrolliert die Impulse vom „Es“, ob die Wünsche des „Es“ für die Umwelt und die Realität, in der man lebt, akzeptierbar sind. Das „Über-Ich“ ist das eigene Gewissen und die moralischen Werte der Gesellschaft. (Klotter 2001, 62)

Das Ich lege nach Freud als einzige Instanz im Bewusstsein und müsse zwischen den Anforderungen des Es und des „Über-Ich“ abwägen, d. h. das Ich fungiert als eine Art Vermittler. Es hat die Aufgabe, Unlust (durch Über-Ich) bzw. Überbefriedi­gung der Triebe (durch Es) zu vermeiden. Die einzige unbewusste Handlung die das Ich tätigt, sind die Abwehrmechanismen gegen das „Es“.

Das „Es“ sage, dass es dies und möglichst jetzt haben möchte.

Das „Ich“ sage, es arbeite daran, aber das Ich solle sich nur gedulden.

Das „Über-Ich“ sage, dass sei nicht erlubt und wenn das Ich es trotzdem tue, werde es dafür sorgen, dass alle sich schuldig fühlen werden.

Um die Entstehung und Brandbreite von Essstörungen untersuchen zu können, muss man sich gründlich mit der Triebentwicklung (frühkindliche Sexualität) beschäftigen. Freud ging davon aus, dass jeder Mensch Triebe hat, die zur Lebens,- Art- und Selbsterhaltung dienen. Neben dem Selbsterhaltungs- und Sexualtrieb gibt es noch den Liebes- und Todestrieb. Demnach geht Freud davon aus, dass jeder Mensch von Natur aus, sowohl gute als auch böse Impulse hat. Es gibt verschiedene Phasen, die ein Kind bei der Entwicklung durchmacht, wie orale, anale oder phallisch-genitale Phasen. (Klotter 2007, 63)

In seinem bis heute umstrittenen Phasenmodell fasst Freud seine Erkenntnisse über die Entwicklung der kindlichen Sexualität zusammen.

Er unterschied die frühkindliche Triebentwicklung in verschiedene Phasen: die orale, die anale und die phallische Phase, sowie den Ödipuskomplex. Dabei ging Freud da­von aus, dass bei "...bestimmten Altersstufen verschiedene Tätigkeiten und Wünsche des Kindes Ausdruck des Trieblebens sind und von besonderer Bedeutung für die Entwicklung bestimmter Charaktereigenschaften. Je nach Art des "Triebschicksals", d.h. je nachdem, ob eine Frustration, Versagung der Befriedigung im Sinne der Ver­wöhnung vorliegt, entwickeln sich schon in den ersten Lebensjahren Tendenzen bzw. Bereitschaften für die Entwicklung von Neurosen im Erwachsenenalter und bei ange­messener Triebbefriedigung Frustrationstoleranz und Tendenz zur selbstständigen Bewältigung von Umweltanforderungen." (Keller/ Novak 1993: 289)

3.1 Aussagen zur psychoanalytischen Theorie

Die Psychoanalyse ist eine psychologische Theorie, die das menchliche Seelenleben als einen dynamischen Prozess sieht, der dauerhaft konfliktreich ist. Neben dem Bewusstsein wird auch das Unbewusstsein untersucht, was nur indirekt möglich ist. Meistens kann man dies durch Fehlleistungen, Träume und neurotische Symptome machen. Im Inneren eines Menschen gibt es unbewusste Widerstrebungen, die nicht miteinander vereinbar sind. (Klotter, 2007, 54).

Viele junge Mädchen fühlen sich beispielsweise auf Grund fehlender Kontakte, emotionalen Gefühlen oder Depressionen in ihrem Inneren leer.

Sie haben ein Gefühl in einem tiefen schwarzen Loch fest zu sitzen oder empfinden abstoßende Gefühle, sowie Angst. Die Betroffenen versuchen diese Aspekte mit Nahrung zu stopfen.

"Während der relativ kurzen Zeit des Anfüllens mit Essen verschwinden die unangenehmen, angstmachenden Gefühle vorübergehend, um dass in Form von Scham und schweren Selbstschuldigungen wieder aufzutauchen. Erneut unternimmt die Esssüchtige den gewohnten oralen Bewältigungsversuch und gerät so in einen elenden Kreislauf von Essen, Hungern, Selbstvorwürfen, empfindet sich als willensschwach, schuldig, unmässig gierig, unfähig zur Disziplin und welche der negativen Attribute mehr sind."(Schneider-Henn 1988, 18)

In dem aus dem „Es“, dem „Ich“ und dem „Über-Ich“ bestehenden Strukturmodell spielt das „Über-Ich“ eine wichtige Rolle bei Essstörungen. Bei Anorexia nervosa tauchen Probleme meistens auf, wenn das „Über-Ich“ zu rigide, sowie zu kontrollierend ist und das normale Handeln von den Betroffenen sehr beschränkt wird. Deswegen ist eine unter Essstörungen leidende Person sehr streng zum eigenem Körper und nimmt nur kleine Nahrungsmengen zu sich. Unter Anorexia nervosa leidende Mädchen beschäftigen sich viel mit dem Kochen und vorbereiten, essen aber sehr wenig oder gar nichts davon. Wegen strengen „Über-Ichs“ können sie sich sehr gut kontrollieren.

Nach Freud, durchläuft jedes Kind psychosexuelle Phasen. In diesen sind spezifische Körperrregionen lusterzeugend auch erogene Zonen genannt. In der oralen Phase ist der Mund die zentrale erogene Zone und die Lust wird durch Stillen empfunden. Durch das Stillen bekommt das Kleinkind Sicherheit, Zuwendung und Wärme, sowie die benötigte emotionale Unterstützung. Wenn die Mutter beim Stillen entspannt ist und sich dem Kind zuwendet, werden Wohlbefinden und Nahrungsaufname für das Kind zu einen Synonym. Ist dies nicht der Fall, kann die die Situation zwiespältig von dem Kind erlebt werden und das Risiko einer Essstörung wird größer, da mit der Nahrungsaufname keine positiven und schönen Gefühle verbunden sind. Eine nicht ausreichende Befriedigung der Bedürfnisse in der oralen Phase, führt häufig zu Essstörungen. (Klotter 2007, 62).

3.2 Empfehlungen für die psychodynamische Therapie von Magersucht

"Die Psychodynamische Psychotherapie (PP) gründet auf der Psychoanalyse und ihren Weiterentwicklungen. Die Behandlungsprinzipien der PP bestehen in einer Bearbeitung lebensgeschichtlich begründeter unbewusster Konflikte und krankheitswertiger psychischer Störungen in einer therapeutischen Beziehung unter besonderer Berücksichtigung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand. Dabei wird je nach Verfahren stärker im Hier und Jetzt oder im Dort und Damals gearbeitet, die Stundeninhalte sind je nach Verfahren strukturierter (Technik: Fokussierung) oder unstrukturierter (Technik: freie Assoziation) und der Therapeut greift jeweils auf eine stärker aktive oder eher zurückhaltendere Interventionstechnik zurück." (Stellungnahme zur Psychodynamischen Psychotherapie bei Erwachsenen, online)

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Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Anorexia nervosa. Theorie und Behandlungsansätze in der Therapie
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Note
2.0
Autor
Jahr
2016
Seiten
25
Katalognummer
V384189
ISBN (eBook)
9783668599130
ISBN (Buch)
9783668599147
Dateigröße
770 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Magersucht, Anorexia Nervosa, Anorexie, Bulimie, Pädagogik, Soziale Arbeit, Sozialpädagogik, Gesundheitswissenschaften, Erziehungswissenschaften
Arbeit zitieren
Alihaydar Akbas (Autor:in), 2016, Anorexia nervosa. Theorie und Behandlungsansätze in der Therapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/384189

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