Das Verhältnis von K. zu den Frauen in Kafkas Roman "Das Schloß"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Frauen im Roman „Das Schloß“ und ihr Verhältnis zu K.
2.1 Frieda
2.2 Die Schwestern des Boten Barnabas: Olga und Amalia
2.3 Pepi
2.4 Die Wirtin des Brückenhofes

3. Das Verhältnis Franz Kafkas zu Frauen

4. Vergleich von Kafkas Verhältnis zu Frauen mit dem Verhalten des K. aus „Das Schloß“ Frauen gegenüber

5. Resümee

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Seminararbeit behandelt den Roman „Das Schloß“ geschrieben von Franz Kafka, entstanden im Jahre 1922, welcher zu den rätselhaftesten Werken der Weltliteratur zählt. Hauptfigur ist der Protagonist K., der versucht sich in eine, in sich geschlossene Dorfgemeinschaft zu integrieren, um zu den dortigen Behörden im Schloss vorzudringen. Das Schloss und die Behörden, die in ihm residieren, haben einen sehr eigenartigen Status, der in einer Verbindung aus bürokratischer und feudaler Herrschaft besteht. Die Beamten üben bürokratische Tätigkeiten aus, verfügen aber über eine Macht, wie sie nur aus den feudalen und patriarchalischen Gesellschaftssystemen früherer Zeiten bekannt ist. Doch die Machtmittel, die dem Schloss zur Verfügung stehen, bleiben den Roman über unklar. Die Dorfbewohner leben in einer angstgeladenen, beklemmenden Atmosphäre und bringen den Beamten eine scheinbar völlig unangemessene Ehrfurcht entgegen, die für K., der mit den Verhältnissen nicht vertraut ist, höchst unverständlich ist. Eine wichtige Rolle in dieser Dorfgemeinschaft, spielen die Frauen, die für K. die offensichtlichste Möglichkeit darstellen, um in das rätselhafte Schloss zu gelangen. Im Laufe meiner Ausarbeitung werde ich zu Beginn auf die Frauen eingehen, die im Roman in der Beziehung zu K. eine wichtige Rolle spielen, allen voran Frieda, die sofort zu Beginn des Romans in K.s Leben tritt. Weiterhin werde ich die Beziehung zu Frauen des Autors Franz Kafka untersuchen, um gegebenenfalls Parallelen zum Protagonisten K. festzustellen. Die Ergebnisse des Vergleiches werde ich in meinem vorletzten Kapitel festhalten.

2. Frauen im Roman „Das Schloß“ und ihr Verhältnis zu K.

Als K. ins Dorf kommt, mit dem Bestreben ins Schloss zu kommen, merkt er sehr bald, dass die Frauen im Dorf einen besonderen Einfluss besitzen. Der Gemeindevorsteher wäre eine unbedeutende Person, wenn nicht seine Frau für ihn alles führen würde. Die beiden Gasthöfe von denen im Roman die Rede ist, werden von zwei Frauen geleitet, der Brückenhofwirtin und der Wirtin des Herrenhofs. Im Herrenhof ist es anfangs Frieda, das Ausschankmädchen, von dem gesagt wird, dass es die Bauern streng beherrscht und die Dienerschaft der Schlossherren mit Peitsche unter Kontrolle hält und wenn nötig in den Stall jagt.[1] In der Familie seines Boten Barnabas ist es Amalia, die in der Familie sozusagen die Leitung hat. K. benützt die Frauen die er trifft als Werkzeuge und versucht alles zu seinem Vorteil zu nutzen, das heißt er möchte über die Frauen und ihre Beziehungen zum Schloss, ins Schloss hineingelangen. Der Leser erfährt von den Frauen nichts, was nicht in funktionalem Zusammenhang von Bedeutung ist.

2.1 Frieda

Als K. Frieda auf der Suche nach Herrn Klamm, einem hohen Beamten aus dem Schloss, kennen lernt, arbeitet sie im Ausschank des Brückenhofes. Gleich bei diesem ersten Zusammentreffen wird klar, dass Frieda eine Geliebte von Herrn Klamm ist und sie wird für K. zu einem wichtigen Mittel, um ins Schloss zu gelangen. Sie wird als ein „ unscheinbares kleines blondes Mädchen mit traurigen Zügen und magern Wangen“[2], beschrieben, „das aber durch ihren Blick überraschte, einen Blick von besonderer Überlegenheit.“[3] Durch diesen Blick wird K. auf Frieda aufmerksam. Er ist der Meinung, dass Frieda nicht den Blick eines Ausschankmädchens hat sondern schon fast den Blick einer Wirtin.[4]

„Alles sah sie und dabei auch jeden Einzelnen und der Blick, der für den Einzelnen übrig blieb, war noch stark genug, um ihn zu unterwerfen. Was lag daran, dass sie vielleicht ein wenig mager, ein wenig ältlich war, dass man sich reicheres Haar vorstellen konnte, das sind Kleinigkeiten verglichen mit dem, was sie wirklich hatte und derjenige, welchen diese Mängel gestört hätten, hätte damit nur gezeigt, dass ihm der Sinn für Größeres fehlte.“[5]

K. erobert Frieda direkt vor Klamms Tür auf dem schmutzigen Boden der Schankstube. Doch es geht ihm nicht um das Mädchen Frieda, sondern er möchte über Frieda zu Klamm gelangen. Auffällig ist, wie Kafka die Liebe zwischen K. und Frieda beschreibt. Der Geschlechtsakt verleiht dem Leser das Gefühl einer verzweifelten und angestrengten Zwangshandlung. Gefühle sind fast vollständig ausgeschaltet.

„Sie suchte etwas und er suchte etwas, wütend, Grimmassen schneidend, sich mit dem Kopf einbohrend in der Brust des andern suchten sie und ihre Umarmungen und ihre sich aufwerfenden Körper machten sie nicht vergessen, sondern erinnerten sie an die Pflicht zu suchen, wie Hunde verzweifelt im Boden scharren, so scharrten sie an ihren Körpern und hilflos enttäuscht, um noch letztes Glück zu holen, fuhren manchmal ihre Zungen breit über des andern Gesicht.“[6]

Diese Liebe hat etwas tierhaftes, wildes, brutales ohne wirkliche Erfüllung. Detlef Kremer beschreibt dies in seinem Essay „Die Erotik des Schreibens“ mit diesen Worten:

„In ihrer Leidenschaft ist jede Form von Lebensfülle zur hilflosen, pflichtbewussten Wiederholungsgeste erstarrt, der sie selbst verständnislos gegenüberstehen. Ihre tierhafte Gewalttätigkeit ist nur noch Simulation eines intensiven Ereignisses, das längst zur leeren Dauer einer Wiederholung des Immergleichen verblasst ist.“[7]

Besonderen Widerwillen bringt Frieda der Dienerschaft der Beamten entgegen, in diesem Falle Klamms Dienerschaft, die ihre Abende in der Schanke verbringen und die sie sehr energisch aus der Schankstube hinaustreibt, als es ihr zu viel wird.

„Sie nahm eine Peitsche aus der Ecke und sprang mit einem einzigen hohen nicht ganz sicheren Sprung, so wie etwa ein Lämmchen springt, auf die Tanzenden zu. […] »Im Namen Klamms«, rief sie, »in den Stall, alle in den Stall«, nun sahen sie, dass es ernst war, in einer für K. unverständlichen Angst begannen sie in den Hintergrund zu drängen […].“[8]

Diese Textstelle, zeigt die Macht, die Frieda, eine Frau, über die Dienerschaft hat, von welcher K. sehr beeindruckt ist. Umso mehr hat K. das Gefühl, das Frieda in ihrer Beziehung zu dem Beamten Klamm wahrscheinlich auch einen gewissen Einfluss hat, der sich positiv für ihn auswirken könnte.

Frieda hingegen, die K. anscheinend echte Liebe entgegenbringt, hätte nichts dagegen den Brückenhof und somit auch Klamm Hals über Kopf über Nacht zu verlassen. „Mein Liebling! Mein süßer Liebling!“ flüsterte sie, aber rührte K. gar nicht an, wie ohnmächtig vor Liebe lag sie auf dem Rücken und breitete die Arme aus, die zeit war wohl unendlich vor ihrer glücklichen Liebe, sie seufzte mehr als sie sang irgendein kleines Lied“[9]. Frieda hat das Bedürfnis aus der Dorfgemeinschaft auszubrechen, ihr einziges Ziel ist es mit K. zusammen irgendwo einen neuen Anfang zu machen. K. im Gegensatz, sieht in Frieda die Chance, sich durch Familiengründung in die Dorfgemeinschaft einzugliedern. Frieda entpuppt sich als kleines Hausmütterchen, als sie mit K. in ihre vorläufige Behausung im Brückenhof zieht. Sie macht das Zimmerchen wohnlich und versorgt K. mit allem Nötigen. Sie macht Kaffee und heizt den Ofen, während K. die meiste Zeit im Bett bleibt und sich von ihr versorgen lässt.

In einem Gespräch mit der Wirtin des Brückenhofes versuchen ihm die Wirtin und auch Frieda verständlich zu machen, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, mit Klamm zu sprechen. Selbst hier schiebt K. Frieda als Vorwand vor, als ihm die Frage gestellt wird, worüber er mit Klamm sprechen möchte, nämlich, dass er über sie, Frieda, mit Klamm reden möchte.[10] Die Wirtin beschreibt ihre Sicht der Dinge zwischen Frieda und K. mit diesen Worten:

„Sie haben Frieda aus dem glückseligsten Zustand gerissen, der ihr je beschieden war […] Sie hat Sie gerettet und sich dabei geopfert. Und nun da es geschehen ist und Frieda alles was sie hatte eingetauscht hat für das Glück auf ihrem Knie zu sitzen, nun kommen Sie und spielen es als ihren großen Trumpf aus, dass Sie einmal die Möglichkeit hatten, bei Barnabas übernachten zu dürfen.“[11]

Andererseits verteidigt K. Frieda jedoch aufs Stärkste, wenn ihre Beziehung angegriffen wird. „Sollten sie es darauf angelegt haben, Frieda von mir oder mich von Frieda abzubringen […] wird es ihnen doch glaube ich nicht gelingen und wenn es ihnen gelingen sollte, so werden sie es […] bitter bereuen.[12] Frieda scheint für ihn den einzigen Weg zu verkörpern, um zu Klamm zu gelangen. „Er will durch Frieda eine fast körperliche, bis zur flüsternden Verständigung nahe Beziehung zu Klamm schaffen.“[13] In dem Augenblick, in dem Frieda Klamm verlässt, verändert sie sich selbst, sogar ihr Aussehen verändert sich. Hatte vorher die Nähe Klamms

sie unsinnig verlockend gemacht, verliert sie in K.s Händen alles. Von der Frische und Entschlossenheit, die sie vorher ausstrahlte und durch die sie verschönert wurde, bleibt nichts mehr übrig, nachdem sie sich auf K. einlässt. Sie wird wieder das, was sie war, bevor sie Klamms Geliebte wurde: ein unscheinbares kleines Mädchen mit traurigen Augen und mageren Wangen. Doch auch Frieda durchschaut letztendlich K.s Absichten. „Mein einziger Wert für dich ist, dass ich Klamms Geliebte war.“[14] Am Ende der Romanhandlung wird klar, dass Frieda zu Klamm zurückkehrt.

[...]


[1] Vgl. Kafka, Franz: Das Schloß. 8.Auflage. Frankfurt a. Main: Fischer Taschenbuch Verlag 2001, S.53

[2] ebd. S.48

[3] ebd.

[4] ebd. S.371

[5] Kafka, S.371

[6] ebd. S.59-60

[7] ebd. S.105

[8] ebd. S.53

[9] Kafka, S.55

[10] vgl. ebd. S.65

[11] ebd. S.69

[12] ebd. S.70

[13] Walser, Martin: „Beschreibung einer Form“. Versuch über Franz Kafka. München: Carl Hanser Verlag 1961, S.45

[14] Kafka, S.156

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Das Verhältnis von K. zu den Frauen in Kafkas Roman "Das Schloß"
Hochschule
Universität Paderborn
Veranstaltung
Die Verfilmungen von Kafkas Romanen
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V38403
ISBN (eBook)
9783638374774
ISBN (Buch)
9783638762373
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verhältnis, Frauen, Kafkas, Roman, Schloß, Verfilmungen, Kafkas, Romanen
Arbeit zitieren
Evelyn Fast (Autor:in), 2004, Das Verhältnis von K. zu den Frauen in Kafkas Roman "Das Schloß", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38403

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