Herausforderung für die Pflege im Seniorenheim mit Bewohnern anderer Glaubensgemeinschaften mit besonderer Berücksichtigung islamischer Bewohner


Hausarbeit, 2017

27 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Der Glaube Islam und Christentum
2.1 Der Islam
2.1.1 Die Religion
2.1.2 Krankheitsverständnis
2.1.3 Pflegerelevante Besonderheiten
2.1.4 Sterben
2.2 Das Christentum
2.2.1 Die Religion
2.2.2 Krankheitsverständnis
2.2.3 Pflegerelevante Besonderheiten
2.2.4 Das Sterben
2.3 Gegenüberstellung Islam und christlichem Glauben

3. Tabu
3.1 Definition Tabu
3.2 Tabus im islamischen Glauben
3.3 Interview mit einer Muslima

4. Was bedeutet Pflege
4.1 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt zu Pflege
4.2 Der Alltag im Seniorenwohnhaus
4.3 Probleme aus Sicht des Pflegepersonals
4.4 Probleme aus Sicht des islamischen Heimbewohners
4.5 Möglichkeiten aus der Sicht des Managements

5. Modell eines interkulturellen Seniorenhauses in Deutschland

6. Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit dieser Arbeit möchte die Autorin auf eine neue, noch ungewohnte und nicht alltägliche Pflegesituation im Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund im Seniorenwohnhaus eingehen.

Derzeit sind Bewohner mit Migrationshintergrund noch sehr selten im Seniorenwohnhaus. In den nächsten Jahren wird es immer öfter zu Heimaufnahmen kommen, bei denen die Bewohner nicht immer den großen Glaubensgemeinschaften, katholisch oder evangelisch, angehören. Aufgrund der „Gastarbeiterpolitik“ der 1960iger Jahre kam es zwischen 1969 und 1973 zu einer hohen Einwanderungsrate aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien (78,5%) und der Türkei (11,8%). Nach derzeitigen Schätzungen des Österreichischen Intergrationsfonds (ÖIF) gehören 2017 rund 700.000 Menschen in Österreich dem islamischen Glauben an. Genaue Zahlen sind nicht möglich, da die Religionszugehörigkeit seit 2001 nicht mehr erhoben wird.

Der Wandel der Zeit macht es erforderlich, dass auch muslimische Senioren nicht immer zuhause in der Großfamilie bleiben können. Anhand des nachfolgenden Rechenbeispiels wird verdeutlicht inwieweit der Bedarf an Pflegebetten steigen könnte.

Lt. Statistik Austria sind derzeit 18,5% der Bevölkerung in Österreich über 65 Jahre. Rund 10% der über 65-jährigen leben in stationären Einrichtungen wie Seniorenwohnhäusern. Bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist es ein Prozentsatz von 5,96%. Rechnet man dies auf die 700.000 Muslime in Österreich auf, sind es derzeit rund 41.000 über 65. Bezieht man diese Zahl auf jene Personen die in einer stationären Einrichtung leben, würden rund 4.100 Personen einen Platz im Seniorenwohnhaus benötigen. (vgl. Statistik Austria 2017)

Die Zahl der jetzt 20 bis 40-jährigen ist bei weitem höher und wird in ca. 20 Jahren einen noch deutlicheren Unterschied erkennen lassen.

Anhand dieses Rechenbeispiels lässt es sich gut erkennen, dass sich in den nächsten Jahren ein Bedarf an Pflegebetten im Seniorenwohnhaus ergeben wird, dem man Aufmerksamkeit schenken muss, um den Bedürfnissen dieser Menschen gerecht zu werden.

In der Medizin und Pflege kommt es zunehmend mehr zu Berührungspunkten mit anderen Kulturen und Religionen die nicht immer konfliktfrei verlaufen. Kommunikationsprobleme durch verschiedene Sprachen oder Gesten sorgen für falsches oder nicht Verstehen. Das nicht kennen sowie auch nicht beachten von Riten und Bräuchen erschweren das Miteinander in der Pflege. Es fällt uns nicht leicht einen anderen Glauben zu verstehen oder eine andere Kultur zu akzeptieren, welche nicht unseren entsprechen.

Ein Zitat von Bixa unterstreicht dies treffend:

„Fremde Länder, Menschen, Gerüche, Tänze, Brauchtum und Religiosität werden in der Regel als faszinierend erfahren, solange die Distanz zur Fremdheit kontrollierbar bleibt“ (Bixa, 2005: 8).

Somit stellt sich die Frage welche strukturellen Änderungen aus Sicht des Managements möglich und notwendig sind um den pflegerischen Alltag mit Bewohnern anderer Glaubensgemeinschaften, mit besonderer Berücksichtigung islamischer Bewohner und derer glaubensbedingter Einstellung zur Pflege, gerecht zu werden.

Diese Arbeit soll das Verständnis und die Akzeptanz von anderem Verhalten im Bereich der Pflege und des Managements fördern und ermutigen sich mit verschiedenen Kulturen auseinander zu setzen.

2. Der Glaube Islam und Christentum

Der islamische und christliche Glauben sind beide als abrahamitische Religionen eng miteinander verwandt und weisen auch eine Reihe an Gemeinsamkeiten auf. (vgl. Zielke-Nadkarni 2003a: 608)

„Von der Antike bis zur Neuzeit galt der religiöse Glaube als eine Form des Wissens, die durch Überlieferung erworben wird. Mit dem Empirismus der Neuzeit wurde der Begriff „Wissen“ auf die sichtbare Erfahrungswelt beschränkt, und der Glaube wurde zur Gefühlsentscheidung“ (Zielke-Nadkarni 2003a: 348).

Zielke-Nadkarni beschreibt, dass Religionen versuchen, die Beziehung zwischen Mensch, Kosmos und Welt zu erklären und den Sinn dahinter näher zu bringen. Der Glaube hilft dem Menschen, gegen Krankheit anzukämpfen, sowie Tod, Unglück oder Katastrophen zu verarbeiten. Sie geben dem Gläubigen innere Sicherheit und verleihen den Mitgliedern einer Glaubensgemeinschaft ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Einzelne Religionen sehen bestimmte Riten vor wie zum Beispiel die Taufe nach der Geburt, die Krankensalbung im katholischen Gauben bzw. die rituelle Reinigung oder das Fasten zu Ramadan im muslimischen Glauben.

Für viele Menschen bietet der Glaube in einer fremden Heimat eine Lebensorientierung. In dieser fremden Umgebung müssen sie ihre eigene Identität mit neuen kulturellen Werten vergleichen und gegebenenfalls neu überdenken. Kommen gläubige muslimische Einwanderer in ein christlich geprägtes Land, entwickeln sie Strategien um ihre kulturell-religiöse Identität bewahren zu können. Dies kann dazu beitragen eine psychische Stabilisierung des Migranten zu erreichen. (vgl. Wunn 2006: 61f.)

Im Folgenden werden die beiden Religionen vorgestellt und die Unterschiede herausgearbeitet.

2.1 Der Islam

Der Islam ist im Vergleich zu den anderen Religionen eine verhältnismäßig junge Religion und begründet sich auf den Lehren Mohammeds. Mohammed empfängt über einen Zeitraum von 22 Jahren die Nachrichten Allahs welche erst 23 Jahre nach Mohammeds Tod in den heute bestehenden Korantext aufgeschrieben wurden. Mohammed stirbt vermutlich 632. Einen Nachfolger hat Mohammed nicht bestimmt.

Bald nach seinem Tod spaltet sich die muslimische Gemeinde in zwei Gruppen, die Sunniten und die Schiiten - eine Spaltung, die bis heute andauert. Das Ursprungsgebiet des Islam ist die arabische Halbinsel und er hat sich über ganz Vorder- und Zentralasien, den Indischen Subkontinent und Südostasien bis zu den Philippinen ausgebreitet. In großen Teilen Afrikas sowie Teilen Europas (Europäische Türkei, Albanien, Bosnien und der Kosovo) ist der islamische Glaube vertreten.

Die wichtigsten jährlichen Feste des Islams sind der Ramadan, das Fastenbrechen und das Opferfest als wichtigstes Fest.

Die heilige Schrift des Islams ist der Koran. Er beinhaltet 114 Suren die wiederum aus unterschiedlich vielen Versen bestehen. Geistliches Oberhaupt und Leiter der jeweils selbständigen islamischen Gemeinde ist der Imam.

2.1.1 Die Religion

Die Begriffe Islam und Muslim leiten sich von dem arabischen Verbum „aslama“, übersetzt: übergeben, sich ergeben, sich hingeben, ab. Islam ist das Verbalnomen „sich“ dazu. Muslim ist das Partizip: der sich ergebende. (vgl. Halm 2007)

Halm erläutert in seinen historischen Grundlagen des Islam, dass die Verbindung der Muslime der Glaube an einen Gott und dessen Offenbarung durch den Propheten Mohammed ist. Diese Offenbarung wurde im Koran niedergeschrieben und daraus lässt sich laut Halm definieren: „Muslim ist, wer den Koran als Offenbarung des einen, einzigen Gott anerkennt.“

Der Koran ist die heilige Schrift der Muslime. Er beinhaltet 114 Suren, die in circa 6200 Verse unterteilt sind und gilt für alle Lebenslagen. Im Islam sind die Plichten der Muslime festgelegt, die alle Muslime einzuhalten haben. Diese Pflichten werden auch die fünf Säulen oder das Gebäude des Glaubens genannt.

1. Das Glaubensbekenntnis (Schahada)

„Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Sein Gesandter ist."

2. Die fünf täglichen Gebete (Salat)

Die Zeiten für die Gebete sind wie folgt festgelegt: vor Sonnenaufgang, zur Mittagszeit, am Nachmittag, nach Sonnenuntergang und in der Nacht. Die Gebete helfen dem Muslim sich der ständigen Gegenwart Allahs bewusst zu sein und helfen dem Betenden dabei nicht vom rechten Pfad abzuweichen.

3. Die Wohltätigkeit gegenüber den Mitmenschen (Zakat)

Großzügigkeit und Mildtätigkeit ist zur Läuterung der eigenen Seele und zur Annäherung Allahs ein wichtiger Bestandteil des Islam. Dem Muslim/der Muslima ist auferlegt freiwillig, wann immer es ihm möglich ist, Gaben zu verteilen. Mit einer Almosensteuer (Zakat) wollen muslimische Gemeinden gewährleisten, dass niemand des grundsätzlichen Rechts auf ein menschenwürdiges Dasein beraubt wird.

4. Das Fasten während des Ramadan (Saum)

Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Kalenders. Dieses Fasten ist allen Muslimen vorgeschrieben. Es gibt Ausnahmen, in welchen das Fasten nicht eingehalten werden muss, z.B. Reisende, Alte, Kranke, Frauen während der Menstruation, Schwangere oder Frauen die Stillen. Das Fasten beginnt vor Anbruch der Morgendämmerung und dauert bis nach Sonnenuntergang. Während dieser Zeit entbehrt sich der Muslim/die Muslima des Essens, Trinkens von Wasser oder anderen Getränken, des Geschlechtsverkehrs mit seinem Ehepartner und des Rauchens. Das Fasten lehrt den Muslim/die Muslima Selbstdisziplin und Beherrschung und läutert gleichzeitig Seele und Körper, und es stärkt das Gottesbewusstsein.

5. Die Pilgerfahrt nach Mekka (Haddsch)

Jedem Muslim sollte es möglich sein zumindest einmal in seinem Leben nach Mekka zu reisen. Diese Pilgerfahrt soll helfen Allah näher zu kommen.

Die fünf Säulen des Glaubens bilden den Rahmen des Lebens eines Muslims.

Die Ehre ist eines der wichtigsten Güter in der Familie (vgl. Wunn 2006: 132). Im Islam wird auch sehr großer Wert auf die alternden Eltern gelegt und dies ist im Koran festgehalten: „Dein Herr hat geboten: «Verehret keinen denn Ihn, und (erweiset) Güte den Eltern. Wenn eines von ihnen oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, sage nie “Pfui!” zu ihnen, und stoße sie nicht zurück, sondern sprich zu ihnen ein ehrerbietiges Wort.»“ (Sure Isrâ, 17:23)

In der Religion ist ebenfalls das Tragen von verhüllender Kleidung geregelt. Im Koran sagt Gott zu den gläubigen Männern und Frauen, dass sie ihre Blicke niederschlagen und sich anständig bekleiden sollen. Er (Gott) spricht besonders Frauen an wenn er sagt, sie sollen ihren Schmuck nicht zur Schau tragen, außer dem, was offensichtlich ist, und sie sollen ihre Tücher über ihre Körper ziehen. (vgl. Koran 24: 30-31)

2.1.2 Krankheitsverständnis

Blickt man auf das Krankheitsverständnis der Muslime, erkennt man schnell, dass die Krankheit immer als ganzheitlich gesehen wird. Ganzheitlich heißt: es erkrankt der ganze Mensch und nicht nur das einzelne Organ. Der islamische Patient ist der Ansicht Krankheit kommt von außen und umfasst den ganzen Körper. Krankheiten werden somit als Strafe Allahs verstanden wenn z.B.: Tabus übertreten oder missachtet werden, sowie religiöse Vorschriften nicht eingehalten werden. Der erkrankte Mensch fühlt sich als ausgeliefert und glaubt zur Gesundung nichts beitragen zu können. (vgl. Zielke-Nadkarni 2003a: 349f.). Zum ganzheitlichen Krankheitsverständnis kommt noch hinzu das hier auch die Familie mit eingebunden wird.

Weiters sind sie in dem Glauben, dass ihr Verhalten oder ihre Lebensweise keinen Einfluss auf ihren Gesundheitszustand haben. Im Islam gilt jedoch, dass der Muslim/die Muslima auf seine/ihre Gesundheit achten und diese bewahren soll, da diese eine Gabe Allas ist. Muslime haben jedoch auch die Einstellung, dass Allah das Schicksal der Menschen in der Hand hält und über Gesundheit oder Krankheit entscheidet. (vgl. Becker 2006).

2.1.3 Pflegerelevante Besonderheiten

Die Waschung vor dem Gebet ist obligatorisch, es wird empfohlen dabei mit der rechten Seite zu beginnen. Die Verwendung von kaltem oder warmen Wasser spielt keine Rolle jedoch ist es verboten, dass jemand das Wasser vorher berührt (vgl. Becker, Wunderer und Schultz-Gambard 2006: 14).

Im Koran steht geschrieben, dass Männer und Frauen nicht im selben Raum sein dürfen, außer es ist jemand aus der Familie. Daraus ergibt sich, dass in der Pflege immer darauf geachtet werden sollte, dass eine Frau eine Frau pflegt und ein Mann einen Mann. Zu beachten ist auch, dass sich Muslime nur unter fließendem Wasser waschen und im Intimbereich nur mit der linken Hand. Weibliche Muslime werden sich vor fremden Menschen nie nackt zeigen. Das sich auf die Bettkante setzten bedeutet bereits ein Eindringen in die Privatsphäre. Alleine das Beachten dieser wenigen Punkte kann das Miteinander in der Pflege schon erheblich erleichtern und die Würde des Menschen wahren.

2.1.4 Sterben

Auch im Sterbeprozess gibt es einiges zu beachten um die Möglichkeit zu schaffen nach dem islamischen Glauben sterben zu dürfen. Bei Muslimen ist es üblich den Sterbenden nicht alleine zu lassen. Auch sollte es möglich sein den Angehörigen die spirituelle Sterbebegleitung zu ermöglichen. Üblicherweise wird der Sterbende von einem Imam begleitet werden. Jede muslimische Gemeinde hat einen Imam der jederzeit gerufen werden kann.

Die Versorgung nach dem Tod darf unter keinen Umständen von einem unreinen (nicht muslimischen) Menschen durchgeführt werden. Der Leichnam sollte auf die rechte Seite gelagert und der Kopf leicht angehoben werden um danach in Blickrichtung Mekka begraben zu werden.

Die rituelle Waschung des Verstorbenen übernimmt eine gleichgeschlechtliche Person islamischen Glaubens oder der Ehepartner. Anschließend wird der/die Tote/Toter in ein weißes Tuch gewickelt. Gemäß dem Koran sollte der/die Verstorbene innerhalb von 24 Stunden bestattet werden. Ist es nicht möglich, dass der Verstorbene von einem Muslim versorgt wird, ist darauf zu achten den Leichnam nicht mit bloßen Händen zu berühren und bei der Versorgung Handschuhe zu tragen (vgl. Geschäftsstelle des Oö. Religionsbeirates 2017: 32)

2.2 Das Christentum

Das Christentum ist eine Religion die aus dem Judentum hervorging. Sie basiert auf den Lehren und Wundern Jesu. Jesus wird als der Sohn Gottes gesehen und wurde wahrscheinlich im Jahr 31 gekreuzigt. Die Lehren Jesu wurden von Aposteln und seinen Jüngern weiterverbreitet. Christen leben nach den 10 Geboten die von Gott an Moses am Berg Sinai weitergegeben wurden. Das Christentum war geprägt von Verfolgung und Machtkämpfen. Es entwickelten sich eine Reihe von Konfessionen die dem Christentum zugeordnet werden. Die am meisten vertretenen Konfessionen im deutschsprachigen Raum sind katholisch, orthodox und protestantisch.

Die wichtigsten jährlichen Feste im Christentum für alle Konfessionen sind Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten. Bei den Protestanten gilt der Karfreitag als höchster Feiertag. Der Sonntag, der Tag des Herrn, ist der wichtigste Tag der Christen. Er wird dazu verwendet in die Kirche zu gehen und die Arbeit ruhen zu lassen.

Die heilige Schrift ist die Bibel. Sie ist in das Alte und Neue Testament unterteilt. Im Alten Testament sind die altjüdischen Religionstexte zu finden, sowie die 10 Gebote. Das Neue Testament besteht aus den vier Evangelien die das Wirken und die Wundertaten von Jesus beschreiben und aus der sogenannten Apostelgeschichte. Der Papst ist das geistliche Oberhaupt.

2.2.1 Die Religion

Die Christen glauben an einen Gott. Jesus von Nazareth gilt bei den Christen als der Sohn Gottes und Messias. Jesus zog als Prediger durch das Land und setzte sich für Arme und Benachteiligte ein und heilte Kranke. Jesus forderte die Menschen dazu auf, sich an die Zehn Gebote zu halten und friedlich, fair und gerecht miteinander zu leben und füreinander zu sorgen.

Die zehn Gebote beruhen auf Nächstenliebe und gegenseitiger Fürsorge. Sie sollen dem Gläubigen eine Orientierung für ein christliches Leben sein. Der christliche Glaube gibt dem Gläubigen Halt in allen Lebenslagen und hilft ihm bei Krisen, Verlusten oder Katastrophen (vgl. Tovar 2017)

Die zehn Gebote:

1. Gebot: Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm dienen
2. Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren
3. Gebot: Du sollst den Tag des Herrn heiligen
4. Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren
5. Gebot: Du sollst nicht töten
6. Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen
7. Gebot: Du sollst nicht stehlen
8. Gebot: Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen
9. und 10. Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut

Neben den zehn Geboten sind auch die sieben Sakramente in der christlichen Kirche von großer Bedeutung.

Taufe: Sakrament der Neugeburt als Kind Gottes
Eucharistie: Sakrament der lebendigen Gegenwart Gottes
Firmung: Sakrament der Initiation und der Stärkung
Ehe: Sakrament der Gegenwart Gottes in der Liebe
Beichte: Sakrament der Vergebung und der Versöhnung
Krankensalbung: Sakrament der Heilung
Priesterweihe: Sakrament der verbindlichen Nachfolge

Das lateinische Wort „sacramentum“ bedeutet „Heilszeichen, Heilsmittel, Heilsweg, sichtbares Zeichen der verborgenen Heilswirklichkeit“ („sacer“ – „heilig, unverletzlich“). Die Sakramente gelten als sichtbares Zeichen um eine Verbindung mit der göttlichen Welt herzustellen. Sie stellen eine rituelle Handlung dar, zu der drei Dinge erforderlich sind: Die gültige Materie, die korrekte Formulierung und die Absicht des Spenders zumindest das tun zu wollen, was die Kirche durch den Ritus erreichen will. Das Wort Sakrament ist in der Bibel nicht zu finden, sie beschreibt nur was darunter zu verstehen ist.

Wird ein Gebot gebrochen so kann man durch das Sakrament der Beichte von seinen Fehlern befreit werden. Gerade bei älteren Menschen hat zum Beispiel die Beichte und die Krankensalbung im letzten Lebensabschnitt große Bedeutung.

2.2.2 Krankheitsverständnis

Alban betont, dass im deutschsprachigen Raum Gesundheit nicht unbedingt mit Glück gleichgesetzt wird. Erkrankt der Mensch, beteiligt er sich zum größten Teil aktiv am Heilungsprozess. (vgl. Alban 2000: 175f.) Zielke-Nadkarni erläutert, dass nach christlichem Denken Krankheit ein von Gott gesandtes Mittel zur Besinnung ist, mit dem Ziel aufmerksam zu machen. (Zielke-Nadkarni 2003a: 619).

Im Gegensatz zum Islam wird im europäischen Raum die Krankheit vom Patienten nicht als ganzheitlich gesehen, sondern von der Medizin.

2.2.3 Pflegerelevante Besonderheiten

Generell gibt es bei Christen aufgrund der Religion keine pflegerelevanten Besonderheiten die mit dem Islam vergleichbar wären. Dennoch sollte man mit den christlichen Riten vertraut sein und die wichtigsten davon beachten.

Bei der Nahrung ist bei christlichen Patienten kein besonderes Speisegebot zu beachten. Es soll höchstens beachtet werden ob ein gläubiger Christ an Freitagen, dem Todestag Jesu, auf Fleisch verzichten möchte. Die Fastenzeit vor Ostern muss sich nicht immer auf Ernährung beziehen. Es kann auch auf etwas anderes verzichtet werden.

Im Bereich der letzten Lebensphase sollte vor allem bei orthodoxen und römisch-katholischen Gläubigen an das Sakrament der Krankensalbung als rituelle Stärkung gedacht werden und diese auch angeboten werden. Wenn es gewünscht wird sollte das Ritual von einem Pfarrer durchgeführt werden.

Aus eigener Erfahrung ist es dem/der Bewohner(in) zum Teil unangenehm von einem anderen Geschlecht gepflegt zu werden. Bei älteren Bewohnern kann diese Ablehnung in der Biographie verankert sein. Hier wäre gute Biographiearbeit oder Validation eine Möglichkeit die Bedürfnisse und Ängste der Bewohner zu erfassen und darauf zu reagieren.

2.2.4 Das Sterben

Der gläubige katholische Christ möchte gerne im Sterbeprozess von einem Pfarrer begleitet werden. Auf jeden Fall soll hinterfragt werden, bei Angehörigen oder bei Aufnahme vom Patienten selber, ob ein geistlicher Beistand gewünscht wird.

Im Sterbefall gilt in vielen christlichen Kirchen „die letzte Ölung“ als Ritus, der von einem Pfarrer oder einer Pfarrerin durchgeführt werden kann. Im Aufbahrungsraum sollte ein Kreuz hängen und es sollten Kerzen aufgestellt werden.

Manche gläubige Christen besitzen einen Rosenkranz, den man dem/der Verstorbenen um die Hände legen soll.

2.3 Gegenüberstellung Islam und christlichem Glauben

Bei oberflächlicher Betrachtung erkennt man viele Gemeinsamkeiten zwischen Islam und christlichem Glauben. Man findet im Ursprung der Religionen, dass sie beide abrahamitische Religionen sind. In beiden Religionen wird berichtet, dass die Botschaft Gottes in einem Buch niedergeschrieben wurde. Koran und Bibel sprechen von dem einen unendlichen Gott der ewig lebt.

Nennt man im Islam die Lebensregeln des Glaubens „Die fünf Säulen“, werden sie bei den Christen „10 Gebote“ genannt. Beides sind von Gott verkündete Regeln die den Gläubigen helfen sollen, ein ehrbares Leben zu führen. Sowohl Christen als auch Muslime glauben, wenn sie nach den Regeln Gottes leben, ins Paradies zu kommen. Beide Religionen sprechen auch vom Leben nach dem Tod und dem jüngsten Gericht. So lassen sich beliebig viele Beispiele beim Vergleich der Religionen finden.

Jedoch sind auch einige große Unterschiede finden. So ist im Islam Jesus nur ein Prophet und nicht Gottes einziger Sohn und darf auch nicht als solcher verehrt werden. Die Christen begehen mit ihrer Dreieinigkeit, die im Koran Vater, Sohn und Mutter umfasst, die größte Sünde überhaupt: die Vielgötterei. Die Eckpfeiler biblischer Dogmatik Kreuzigung, Erlösung, Gottesbotschaft und Dreieinigkeit, sind aus Sicht des Korans Gotteslästerung.

3. Tabu

Der Begriff Tabu ist mittlerweile so selbstverständlich, dass niemand mehr nach seiner Herkunft fragt. Die Karriere dieses Begriffes begann um die Wende des 20. Jahrhunderts.

Der Tabubegriff fand vermutlich durch Kapitän James King eine erste Würdigung. Er gab den Lesern erklärende Hinweise über die Ernährungsgewohnheiten und vielfältigen Verbotsregeln der Polynesier an die Hand, welche dann von James Cook detailliert beschrieben und unter einem Oberbegriff subsumiert wurden. Entscheidende Bedeutung für die weitere Befassung mit dem Tabubegriff dürften die in der Südsee tätigen Missionare im 19. Jahrhundert gehabt haben. Carl E. Meinicke schrieb: „Tabu ist eine »dem göttlichen Wesen einwohnende Kraft, welche sich darin äußert, daß [!] alles, worauf sie sich ausdehnte, dem Gebrauch des gewöhnlichen Menschen entzogen wurde«“ (vgl. Krecht 2002, Zit. n. C.E. Meinicke 1844: 22).

3.1 Definition Tabu

Das Tabu, ist laut Duden folgend definiert: Es ist das Verbot eine bestimmte Handlung auszuführen, besonders geheiligte Personen oder Gegenstände zu berühren, anzublicken, zu nennen und bestimmte Speisen zu genießen.

Bildersprachlich definiert Duden das Tabu als ungeschriebenes Gesetz, das aufgrund bestimmter Anschauungen innerhalb einer Gesellschaft verbietet, bestimmte Dinge zu tun.

„Ursprünglich verbot das Tabu, bestimmte Handlungen auszuführen, geheiligte Personen bzw. Kultgegenstände zu berühren. Wer es durchbrach, wurde außerhalb der Gruppe gestellt“ (Kuhlmey 2005: 11).

3.2 Tabus im islamischen Glauben

Das Wort Haram bedeutet, nach islamischem Glauben, verboten. Es ist mit dem Wort Tabu gleichzusetzen, es drückt aus was verboten ist und beide Worte finden sich in der jeweiligen Religion wieder.

„In vielen Ländern, aus denen unsere Klientinnen stammen, stellt öffentliche Nacktheit ein Tabu dar. Dieses wurzelt im islamischen Recht, das Nacktheit und Scham eindeutig definiert“ (Schediwy 2005: 67).

Im islamischen Glauben sind jegliche Genitalien ein stark schambesetzter Tabubereich, der meistens nur mit Gleichaltrigen gleichen Geschlechts oder mit „Experten“ besprochen wird. Oft bereitet schon das Benennen der Geschlechtsteile in der Öffentlichkeit große Probleme (vgl. David 2001: 154f.).

Ein weiterer großer Tabubereich ist auch der Körperkontakt zwischen Männern und Frauen. Selbst das Händeschütteln stellt schon ein Problem dar, wenn es sich um strenggläubige Muslime handelt. Ebenso sind intensive Blickkontakte zwischen Mann und einer verheirateten Frau nicht erlaubt, da dieser ein eindeutiger Annäherungsversuch ist. Tabu sind ebenfalls Gespräche über die Intimsphäre zwischen Angehörigen unterschiedlichen Geschlechts, auch innerhalb der Familie.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Herausforderung für die Pflege im Seniorenheim mit Bewohnern anderer Glaubensgemeinschaften mit besonderer Berücksichtigung islamischer Bewohner
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Note
3,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
27
Katalognummer
V382573
ISBN (eBook)
9783668585003
ISBN (Buch)
9783668585010
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Migration, Muslime, Pflege Seniorenheim
Arbeit zitieren
Brigitte Blechinger (Autor:in), 2017, Herausforderung für die Pflege im Seniorenheim mit Bewohnern anderer Glaubensgemeinschaften mit besonderer Berücksichtigung islamischer Bewohner, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/382573

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