Forschungsmethodische Analyse zur Dissertation "Sexualität und Partnerschaft bei Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung" von Susan Leue-Käding

Rehabilitationspädagogische Forschung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

17 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Anlage der empirischen Untersuchung

3 Forschungsmethodisches Instrumentarium der empirischen Untersuchung
3.1 Netzwerk des methodischen Zugangs
3.2 Vorbereitung der Interviews
3.3 Durchführung der Interviews

4 Methodische Darstellung der Ergebnisse
4.1 Textanalytische Darstellung
4.2 Themenanalytische Darstellung
4.3 Schilderung von Interviewsituationen

5 Fazit

1 Einleitung

Der Bereich der Rehabilitationspädagogik schließt viele Aufgaben und Zielsetzungen bei der Arbeit mit behinderten Menschen ein. Ob und wie diese Aufgaben unternommen und tatsächlich verwirklicht werden, ist mitunter Angelegenheit der rehabilitationspädagogischen Forschung. Durch Studien und Untersuchungen, welche durch ein großes Repertoire von Erhebungsmethoden gekennzeichnet sind, ermöglichen den Einblick in den Lebensalltag von Behinderten. Umfragen in Form von Fragebögen finden den häufigsten Anklang in der quantitativen Forschung. Interviews hingegen sind charakteristisch für den qualitativen Bereich der Forschung. Beide Forschungsbereiche haben einen wichtigen Anteil an der Verbesserung der Lebenssituation behinderter Menschen. So möchte auch Leue-Käding (2002), die Verfasserin der Dissertation "Sexualität und Partnerschaft bei Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung – Probleme und Möglichkeiten einer Enttabuisierung", einen Beitrag zur Aufklärung in diesem auf Grund seiner Brisanz, wenig diskutierten und oft in der Öffentlichkeit verdrängten Lebensbereich leisten.

Diese Arbeit wird sich ausschließlich der forschungsmethodischen Analyse der empirischen Untersuchung von Leue-Käding widmen, inhaltliche oder themenspezifische Schwerpunkte stehen nicht zur Debatte. Daher ist diese Arbeit wie folgt aufgebaut: Der erste Teil beschreibt kurz die Anlage der empirischen Untersuchung (2) von Leue-Käding, bevor es zum eigentlichen Hauptteil dieser Arbeit, der methodischen Vorgehensweise (3) und dessen Darstellung der Ergebnisse (4) der empirischen Untersuchung kommt. Das abschließende Fazit (5) wird diese Arbeit abrunden.

2 Anlage der empirischen Untersuchung

Die zu analysierende Untersuchung von Leue-Käding entstand aus ihrem Interesse und ihrer Eigeninitiative. Da sie selbst Lehrerin an einer Schule ist, „in der Kinder und Jugendliche sind, die … Hilfe beim Lernen benötigen" (Leue-Käding 2002, Anh. C, 3) und sie das Fach Partnerschafts- und Sexualerziehung unterrichtet, ist sie in diese Thematik stark involviert und kann daher durchaus "professionell" handeln.

Sie suchte sich für ihre Untersuchung Jugendliche im Alter von 14-19 Jahre, die eine Schule für Geistigbehinderte besuchten. Zwei Schulen, in K und O. wurden hierbei in nähere Betrachtungen einbezogen. Die Orte der Schulen wurden aus Gründen der Anonymität nur mit den Anfangsbuchstaben benannt. Die ausgewählten Jugendlichen wohnten entweder bei ihren Eltern, Pflegeltern, der Mutter, der Oma oder in einem Heim. Des Weiteren zog sie in ihre Untersuchung ein Geschwisterkind, Eltern/ Heimleiter und die Lehrer der geistig behinderten Jugendlichen zur Befragung/ Interview hinzu. Leue-Käding ging es insbesondere darum, die Lage geistig behinderter Jugendlicher im Bereich Sexualität und Partnerschaft zu erforschen.

Für die Untersuchung wurden verschiedene qualitative forschungsmethodische Mittel angewandt. Mit den Jugendlichen, den Eltern/ Heimleitern und dem Geschwisterkind wurden verschiedenartige Interviews[1] gemacht. Mit den Lehrern wurden Expertengespräche gehalten. Quantitative Untersuchungsmethoden kamen nicht zum Einsatz.

Leue-Käding gibt in ihrer Untersuchung nicht genau an, wie lange sie dieses Projekt durchgeführt hat, aber es ist durch vereinzelte Angaben zu schätzen, dass sie von Mitte 1997 bis Ende 1999, also ca. 2 bis 2,5 Jahre gebraucht hat diese Untersuchung durchzuführen. Auch, ob sie bei ihrer Untersuchung finanzielle Unterstützung erhalten hat, bleibt unklar.

3 Forschungsmethodisches Instrumentarium der empirischen Untersuchung

3.1 Netzwerk des methodischen Zugangs

Wie eingangs schon erwähnt arbeitete hier Leue-Käding in ihrer Untersuchung ausschließlich mit qualitativen Forschungsmethoden, da sie eine „mehrperspektivische Betrachtungsweise" (Leue-Käding 2002, 106) des Analyseschwerpunkts zulassen. Leue-Käding schließt sich hiermit der Meinung an, „dass sich ‚als methodologische Konzeption für die Erhebung von Daten zur subjektiven Wahrnehmung individueller Lebenswirklichkeiten′ (Pixa-Kettner; Bargfrede; Blanken 1996, 24) qualitative Ansätze geradezu anbieten" (Leue-Käding 2002, 106). So beschloss Leue-Käding individualbiographisch vorzugehen, d.h. die persönliche Lebens- und Alltagswelt jedes einzelnen Interviewten darzustellen. Dabei arbeitete sie mit dem narrativen und dem problemzentrierten Interview. Ursprünglich wollte Leue-Käding folgendermaßen vorgehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1. Netzwerk des methodischen Zugangs (Leue-Käding 2002, 109)

Das narrative Interview ist ein erzählendes Interview. Die zu untersuchenden Personen können in einem/ einer offenen ungebundenen Gespräch/ Erzählung ihren Gedanken und Erfahrungen freien Lauf lassen. Diese Erzählungen werden dann in einem weiteren Schritt einer Transkription und dann einer Interpretation unterzogen. „Ziel des narrativen Interviews ist es, ‚durch freies Erzählenlassen von Geschichten zu subjektiven Bedeutungsstrukturen′ (Mayring 1990, 50) zu gelangen" (Leue-Käding 2002, 110). In zwei Vorinterviews stellt Leue-Käding fest, dass aufgrund der Brisanz des Themas sich leider keine Gesprächssituation bei den Eltern entwickelte, daher entwarf sie einen Interviewleitfaden für die Eltern.

Das problemzentrierte Interview ist eine Mischung aus narrativem und halbstrukturierten Interview, wie es bei den Jugendlichen und den Geschwistern zum Einsatz kommen sollte. In dieser Interviewform wird mit einer bestimmten Problemstellung in das Thema eingeführt und mit Hilfe des Leitfadens verschiedene Problemkreise angesprochen, wobei darauf geachtet werden muss, dass dieser Gesprächsleitfaden durchaus „ergänzt und gegebenenfalls modifiziert" (Leue-Käding 2002, 109, zitiert nach Kruse; Schmidt 1998, 162) werden kann. Die Aussagen der Interviewten sind ausschlaggebend und bestimmen somit den Gesprächsverlauf. Leue-Käding entschied sich in ihrer Forschungsarbeit, aufgrund der Altersunterschiede der Jugendlichen für situationsabhängige, variable Leitfäden, wobei sie sich an ihnen mehr oder weniger stark orientierte.

Das Expertengespräch fand ausschließlich bei den Lehrern Anwendung. Charakteristisch für diese qualitative Forschungsmethode ist, dass es nicht um die befragte Person (hier: der Lehrer) und sein Dasein an sich geht, sondern diese Person einen Einfluss auf das eigentliche Untersuchungsobjekt (hier: die Jugendlichen) bewirkt. Durch die Befragung der Lehrer wird ein weiterer Lebensbereich (Schule) der Jugendlichen, neben dem der Familie, abgedeckt. Leue-Käding nutzt diese Expertengespräche, um zusätzliche Hinweise und Hintergrundwissen zu sammeln. Dadurch konnte sie mehr über die Lage der Jugendlichen erfahren und deren Situation besser verstehen.

Nach der Charakterisierung der Untersuchungsmethoden ist Leue-Käding bewusst geworden, dass sie ihre Forschung derart nicht durchführen könne, da die geistig behinderten Jugendlichen nicht ausreichende Kompetenzen zur Durchführung der Untersuchung mitbrachten oder besaßen. D.h. sie modifizierte ihre Methoden nochmals. Um dem oft komplizierten verbalen Faktor bei geistig behinderten Menschen entgegenzuwirken, setzte Leue-Käding wahlweise ergänzendes Bildmaterial, welches Spannungen abbauen sollte, in den Gesprächen ein. Nicht immer führte dies zum gewünschten Erfolg. Des Weiteren wurden die Jugendlichen im Voraus mit dem Aufnahmegerät vertraut gemacht.

Während der Durchführung der Interviews wurde immer deutlicher, dass die zuvor ausgewählten Untersuchungsmethoden in Bezug auf die Jugendlichen und auch einigen Elternteilen, durchaus ihre Schwierigkeiten aufzuweisen hatten. Als letzte mögliche Alternative wählte Leue-Käding zusätzlich noch die Befragung. Charakteristisch für die Befragung ist, dass die Fragen keinerlei Gliederung unterliegen. Das bedeutet die Reihenfolge der gestellten Fragen bestimmt der Gesprächsverlauf. Eine Umgestaltung und Ausdifferenzierung der Erhebungstechniken wurde so unumgänglich. Die Modifizierung und Umgestaltung der Untersuchungsmethoden ist der Abbildung 2 zu entnehmen.

Zwei Prinzipien der interpretativen Sozialforschung wurden in diesem Zusammenhang Leue-Käding bewusst, zum einen das Prinzip der Offenheit. Dieses kann mehrere Bedeutungen haben. Es bezieht sich einerseits auf die Interviewsituation, d.h. der Interviewte bestimmt den Gesprächsverlauf und Themenumfang, es werden seitens des Interviewers keine möglichen Antworten impliziert, der Interviewte soll freie Antwort- und Gesprächsmöglichkeiten haben. Andererseits machte sich das Prinzip der Offenheit bei Leue-Käding, durch Differenzierungen und Modifizierungen der Erhebungsmethoden auch auf der methodischen Ebene bemerkbar.

Das zweite Prinzip, welches Leue-Käding in ihrer Untersuchung berücksichtigen musste, ist das Prinzip der Kommunikation. Dieses stellte sich aufgrund der geistig behinderten Jugendlichen und einigen Elternteilen aus sozialen Randschichten, als sehr schwerwiegend dar. Sie versuchte dieses Problem durch das Verwenden einer einfachen und kurzen Satzstruktur und das Vermeiden von Fachbegriffen während der Interviews zu kompensieren.

[...]


[1] Mehr dazu in Punkt 3.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Forschungsmethodische Analyse zur Dissertation "Sexualität und Partnerschaft bei Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung" von Susan Leue-Käding
Untertitel
Rehabilitationspädagogische Forschung
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Erziehungswissenschaften)
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V381200
ISBN (eBook)
9783668578579
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Forschungsmethoden, Interwiew, empirische Untersuchung
Arbeit zitieren
M. A. Sabine Wolf (Autor:in), 2003, Forschungsmethodische Analyse zur Dissertation "Sexualität und Partnerschaft bei Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung" von Susan Leue-Käding, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381200

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