Die Entwicklung der Fegefeuerlehre und ihre Bedeutung für die heutige Zeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2016

14 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition des Begriffs Fegefeuer

3. Biblische Grundlagen der Fegefeuerlehre

4. Kirchengeschichtliche Konzeptionen und Verlautbarungen zum Fegefeuer

5. Theologische Bedeutung des Fegefeuers in der Gegenwart

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Bald hat es in erster Linie läuternde, bald strafende, bald prüfende Funktion, bald scheint es in der Jetztzeit, bald in der Zukunft zu wirken, meist wird es als konkret, gelegentlich aber auch als geistig dargestellt, einmal betrifft es nur eine Minderheit von Sterblichen, ein andermal alle. Es handelt sich dabei aber sehr wohl immer um das gleiche Feuer, um dieses Feuer des Purgatoriums[…].“1

Wenn man an das Fegefeuer denkt, stößt man zunächst auf viele unterschiedliche Deutungen. Vor allem denken viele Menschen noch heute dabei hauptsächlich an die Begriffe Ablasshandel, schmerzende Feuerqualen, „Flammenseen“ und Druckmittel seitens der mittelalterlichen Kirche.2 Doch diese Vorstellung erscheint mir zu negativ und einseitig belastet. Aus diesem Grund möchte ich das Phänomen Fegefeuer näher untersuchen und verstehen, warum sich dieser „dritte Ort“, wie Martin Luther ihn bezeichnet, überhaupt erst ausgebildet hat und welche Bedeutung das Fegefeuer noch heute hat. Es soll den verschiedenen Deutungen auf den Grund gegangen werden und Klarheit in die eigentliche Bedeutung des Wortes „Fegefeuer“ gebracht werden.

In dieser Arbeit wird daher zuerst kurz der Begriff Fegefeuer definiere, um deutlich zu machen, um welchen Gegenstand sich diese Arbeit dreht. Dann wird nach biblischen Belegen gesucht, die die Entstehung des Fegefeuers belegen können. Anschließend werden die Entwicklung der Fegefeuerlehre in der kirchengeschichtlichen Tradition und dazu aufkommende kirchliche Verlautbarungen untersucht, die seine Existenz bezeugen. Dabei möchte ich aufzeigen, woher der Glaube an das Fegefeuer stammt.

Am Ende wird das heutige Bild vom Fegefeuer dargelegt und bestimmt, welche Relevanz es noch für den katholischen Glauben hat.

2. Definition des Begriffs Fegefeuer

Das Fegefeuer wird im Lateinischen als „Purgatorium“ bezeichnet und gilt in der katholischen Lehre als ein vorübergehender Zustand der Läuterung und Reinigung für die Seelen Verstorbener, um noch lässliche und zeitliche Sündenstrafen abzubüßen.3 Im Fegefeuer entscheidet sich, wer in die ewige Seeligkeit eintritt. In der heutigen Zeit wird das Fegefeuer als ein Reinigungsgeschehen gesehen, welches einen „Aspekt der Gottesbegegnung“ darstellt.4 Somit stellt es ein Bild der Hoffnung auf Reinigung nach dem Tod für die Menschen dar.

Die Menschen auf der Erde haben die Möglichkeit für die Seelen im Fegefeuer zu beten und stellvertretende Buße zu leisten, um eine Reinigung der Sünder zu beschleunigen.5 Eng zusammen mit der Fegefeuerlehre, hängt die Ablasslehre, die zeitliche Sündenstrafen abmildert und somit die Zeit der Seelen im Fegefeuer verkürzt.6

3. Biblische Grundlagen der Fegefeuerlehre

In der heutigen Zeit ist sich die katholischen Kirche bewusst, dass es keinen eindeutigen Nachweis für das Fegefeuer in der heiligen Schrift gibt. Dennoch finden sich einige Passagen, die zum Belegen der Fegefeuerlehre herangezogen werden.

Eine dieser Textstellen befindet sich im zweiten Buch der Makkabäer (12,40-46), denn dort ist die Rede von einem möglichen Ablass der Sünden nach dem Tod und „[…]der Wirksamkeit der Gebete der Lebenden für die Toten, für die ein Sündennachlaß in Frage kommt.“7 Dies stellt allerding eher ein Zeugnis für den Auferstehungsglauben dar, keine explizite Läuterung.

Eine weitere wichtige Textgrundlage bildet das Lukas-Evangelium (16,19-26), denn in dieser Geschichte wird einerseits die Hölle und eine weitere Stätte, „Abrahams Schoß“ erwähnt, „[…]an der die Gerechten das Jüngste Gericht erwarten[…].“8 Somit wurde hier „Abrahams Schoß“ als eine Art Fegefeuer bezeichnet.

In LK 16,24 wird eine Peinigung durch Feuer beschrieben, aber es ist keine Rede von einer reinigenden Wirkung des Feuers.

Das Markus-Evangelium beinhaltet eine Passage, die für die Fegefeuerlehre bedeutsam ist. MK 12,31/32 setzte die Möglichkeit der Sündenvergebung im Jenseits voraus und bestätigt diese.9 Somit lässt sich annehmen, dass es einen Ort für die jenseitige Sündenvergebung geben muss.

Die am meisten verwendete Biblische Grundlage findet sich allerdings in einem Paulusbrief. Hier verweist Paulus im 1. Korintherbrief auf ein Feuer, das zur Rettung durchlaufen werden muss. Es heißt in 1 Kor 3,10-17: „Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer zeigen.“ An dieser Passage machte man fest,

„[…]dass den Menschen im Jenseits ein unterschiedliches Schicksal bestimmt sei, je nachdem, wie gut oder schlecht sie waren, dass Verdienste und Sünden einerseits, Lohn und Strafen andererseits in einem Verhältnis zueinander stehen und jeder im Jenseits eine für sein weiteres Schicksal entscheidende Prüfung zu bestehen habe[...].“ 10

Außerdem wurde hier der Zwischenzustand erstmals als ein Feuer bezeichnet.11 Jedoch bezieht sich diese Textstelle wohl eher auf den Jüngsten Tag und nicht auf das Fegefeuer.

Obwohl man aus heutiger Sicht diese Textstellen der Bibel nicht eindeutig auf das Fegefeuer hin deuten können, muss dennoch beachtet werden, dass diese die Entfaltung des Fegefeuerlehre bewirkt haben.12

4. Kirchengeschichtliche Konzeptionen und Verlautbarungen zum Fegefeuer

Das Fegefeuer beruht auf sehr alten Motiven, wie Finsternis, Feuer, eine Brücke zum Überlaufen und Qualen, die vor allem im Mittelalter stark präsent waren. Aber auch die Jenseitsvorstellungen der Ägypter haben die Vorstellung von höllenartigen Dingen geprägt.13 Das Christentum hat demnach eine „Geographie des Jenseits ererbt.“14 Zwischen dem zweiten und vierten Jahrhundert beginnen die Christen schließlich in Auseinandersetzung mit den ungläubigen Heiden darüber nachzudenken, was zwischen dem Tod eines Menschen und dem Tag des Jüngsten Gerichts geschieht. Dabei greifen sie das dualistische Modell von Himmel und Hölle der Griechen auf.15 Es folgte danach die Frage, nach der Konstruktion des Menschen, der in Leib und Seele aufzugliedern ist und was nach dem Tod mit der Seele des Sünders geschieht.16 Es wurde häufig diskutiert, unter welchen Bedingungen ein Sünder wieder in die Gemeinde aufgenommen wird. In solchen Zusammenhängen, wo von der Kirchenbuße die Rede ist, begegnet man bei Tertullian ( 220 n. Chr.) den Fegefeuervorstellungen. Zu dieser Zeit werden schon Totenmessen und Fürbitten für die Verstorbenen abgehalten. Es zeichnete sich ab, dass die Lebenden mit den Toten in gewisser Verbindung stehen.17

„Der breiten Masse der Christen ist der Himmel versprochen und die Gemeinschaft der Heiligen. Ermöglicht wird dies unter Aufrechterhaltung des philosophischen Gerechtigkeitsprinzips durch den Gedanken der jenseitigen Buße und Läuterung, anders gesagt: durch das Fegefeuer.“18

Diese immer weiterführende Bußpraxis stellt eine wichtige Grundlage für die Entstehung der Fegefeuerlehre dar.

Die Texte der Bibel wurden anschließend von vielen Kirchenvätern und Theologen interpretiert. Aus der Bibel übernahm zum Beispiel der Kirchenvater Origenes ( 254 n. Chr.) die Vorstellung vom Feuer als „göttliches Werkzeug“19

[...]


1 Le Goff 1984, 21.

2 Ebd., 17.

3 Vgl. Duden 1991, 1142.

4 Raster 2005, 28.

5 Vgl. Raster 2005, 28.

6 Vgl. Taschenlexikon 2002, 992.

7 Le Goff 1984, 60.

8 Ebd., 61.

9 Vgl. Ebd.

10 Le Goff 1984, 61.

11 Vgl. Ebd.

12 Vgl. Beinert 1991, 428.

13 Vgl. Le Goff 1984, 29.

14 Ebd., 10.

15 Vgl. Le Goff 1984, 11.

16 Vgl. Schneider 1992, 440.

17 Vgl. Merkt 2005, 66 ff.

18 Ebd., 87.

19 Le Goff 1984, 73.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der Fegefeuerlehre und ihre Bedeutung für die heutige Zeit
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
1,5
Autor
Jahr
2016
Seiten
14
Katalognummer
V381139
ISBN (eBook)
9783668576292
ISBN (Buch)
9783668576308
Dateigröße
762 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entwicklung, fegefeuerlehre, bedeutung, zeit
Arbeit zitieren
Johanna Lauer (Autor:in), 2016, Die Entwicklung der Fegefeuerlehre und ihre Bedeutung für die heutige Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381139

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Entwicklung der Fegefeuerlehre und ihre Bedeutung für die heutige Zeit



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden