Psychische Gewalt innerhalb der Familie. Welche Folgen bringt psychisch erlebte Gewalt mit sich?

Prävention und Intervention


Hausarbeit, 2015

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Begriffe Gewalt und psychische Gewalt
2.1 Definition Gewalt
2.2 Definition psychische Gewalt

3. Rechtlicher Hintergrund

4. Formen von psychischer Gewalt
4.1 Verächtliches Abweisen
4.2 Terrorisieren
4.3 Isolieren
4.4 Ausnutzen/ Korrumpieren
4.5 Versagen des emotionalen Echos (Ignorieren)
4.6 Psychohygienische, medizinische und bildungsmäßige Vernachlässigung

5. Welche Folgen bringt psychisch erlebte Gewalt mit sich und wie kann präventiv und interventiv vorgegangen werden ?

6. Präventionsmöglichkeiten von psychischer Gewalt

1. Einleitung

Gewalt gegen Kinder[…] umfaßt mehr, als körperliche Kindesmißhandlung.“[1] - Dieser kurze Satz lässt darauf schließen, dass das Thema „ Gewalt innerhalb der Familie“ ein breit gefächertes Phänomen innerhalb unserer Gesellschaft ist, welches täglich aktuell und in allen Familienstrukturen vorzufinden ist. Doch was versteht der Einzelne unter Gewalt ? Vor Allem, unter Gewalt innerhalb der Familie? Wenn ein Elternteil das Kind schlägt, prügelt oder verletzt, dann sind dies oft sichtbare Gewaltanwendungen, die man als Außenstehender beispielsweise an blauen Flecken oder Striemen erkennen kann. Doch ist es nicht auch Gewalt, wenn die Eltern dem Kind keine Aufmerksamkeit schenken, oder ihm das Gefühl geben, nicht geliebt zu werden ? Denn auch wenn man diese Verhaltensweisen nicht direkt erkennen kann, sind sie allgegenwärtig und stellen neben den vielfältigen Arten von Gewalt, wie beispielsweise sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt oder Vernachlässigung einen präsenten Teil der Kindesmisshandlung dar.[2]

Kindesmisshandlung umfasst daher ein äußerst komplexes Thema, welches keinesfalls ein Ausnahmephänomen darstellt, sondern zur alltäglichen Lebenswirklichkeit gehört.[3] Auch, dass Gewalt überall auf der Welt gegenwärtig ist und eines der dominierenden Themen in unseren Medien darstellt, lässt auf die Aktualität dieses Begriffes schließen.

In meiner vorliegenden Hausarbeit werde ich mich daher mit dem Thema „Psychische Gewalt innerhalb der Familie“ auseinandersetzen. Schwerpunkt der Hausarbeit wird die Fragestellung „ Wie kann sich psychisch erlebte Gewalt in der Kindheit auf das eigene Erziehungsverhalten auswirken?“ sein. Da der Bereich der körperlichen und sexuellen Gewalt zunehmend erforscht wird, zählt die psychische Gewalt zu dem vernachlässigtem Bereich der Gewaltforschung. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, das Phänomen der psychischen Gewalt aufzugreifen, um Einblicke in diese Gewaltform zu geben, denn wie aus der Literatur hervorgeht, „ wird angenommen, dass psychische Misshandlung noch häufiger unentdeckt bleibt als andere Formen von Kindesmisshandlung […]“.[4]

Vorneweg ist es sinnvoll an diese Stelle zu erwähnen, dass ich nicht auf den geschichtlichen Hintergrund eingehen werde, inwiefern sich die Kindesmisshandlung über die Jahrzehnte entwickelt hat und inwieweit die Forschung auf diesem Themengebiet aktuell vorliegt.

Der erste Teil der Hausarbeit wird sich der Definition von Gewalt allgemein und anschließend daran der Definition von psychischer Gewalt widmen. Darauf aufbauend wird der zweite Teil kurz rechtliche Grundlagen beleuchten, indem aufgezeigt wird, welche Rechte das Kind hat. Im Fokus des dritten Teils stehen dann verschiedene Formen von psychischer Gewalt, bevor ich konkret auf den Schwerpunkt der Hausarbeit eingehen werde. Dieser befasst sich im ersten Teil mit den Folgen psychisch erlebter Gewalt und darauf aufbauend wird im zweiten Teil die Resilienztheorie miteinbezogen, im Hinblick auf präventive und interventive Angebote. Im vierten und somit auch letzten Teil der Hausarbeit werde ich abschließend auf pädagogische Präventions- und Interventionsmöglichkeiten eingehen.

2. Die Begriffe Gewalt und psychische Gewalt

2.1 Definition Gewalt

Zu Beginn ist es hilfreich, darauf hinzuweisen, dass der Begriff Gewalt mehrdimensional verwendbar ist, und somit mit verschiedenen Bedeutungen verbunden ist. So lässt sich beispielsweise auf die Naturgewalt, staatliche Gewalt, geistliche Gewalt und auf menschliche Gewalt hinweisen.

Gewalt bezeichnet die Macht, das Recht oder die Befugnis, über etwas oder jemanden zu bestimmen oder zu herrschen. Des Weiteren lässt sich unter Gewalt die sehr starke körperliche Kraft, aber auch das unrechtmäßige und brutale Vorgehen definieren. Auch lässt sich der Ausdruck „ unter Kontrolle haben“ vermehrt im Zusammenhang des Gewaltbegriffs auffinden.[5] Die vielen unterschiedlichen Definitionen lassen bereits auf die Uneindeutigkeit des Phänomens „ Gewalt“ schließen und so definiert etwa die „ Unabhängige Regierungskommission zur Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt“ den Begriff Gewalt als „die zielgerichtete, direkte physische Schädigung von Menschen durch Menschen“.[6]

2.2 Definition psychische Gewalt

„Besonders krass treten […] Definitionsschwierigkeiten allerdings zutage, wenn es um psychische Misshandlung geht.“ Psychische Misshandlung ist aus verschiedenen Gründen schwer zu definieren: Denn die psychische Misshandlung kann aktiv, also verübend, aber auch passiv, in diesem Falle vernachlässigend ausgeübt werden. Des Weiteren kann diese Gewaltform als ein momentanes Geschehen auftreten, indem beispielsweise gegenüber dem Kind eine spezifische Drohung ausgesprochen wird. Im Gegensatz dazu steht die chronische Ausübung, welche sich beispielhaft in der ständigen Kritik am Kind äußert. Als letzteres Merkmal kann unterschieden werden, ob sich die psychische Gewalt in bestimmten Verhaltensweisen, beispielsweise in einer emotionalen Unnahbarkeit eines Elternteils äußert, oder in einem extremen Verhaltensakt, einer verbalen Attacke, äußert.

Psychische Misshandlung lässt sich also wie folgt verstehen: „ ein wiederholtes Verhaltensmuster der Pflegeperson oder ein wiederholtes Muster extremer Vorfälle, das dem Kind zu verstehen gibt, es sei wertlos, mit Fehlern behaftet, ungeliebt, ungewollt, gefährdet oder nur dazu nütze, die Bedürfnisse eines anderen Menschen zu erfüllen.“[7]

3. Rechtlicher Hintergrund

Da die Existenz von häuslicher Gewalt in den letzten Jahren zunehmend erkannt und diskutiert wurde, bildete sich aus den früheren unterschiedlichen Perspektiven auf häusliche Gewalt eine institutionsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Hilfesystem, Justiz und Polizei. Inzwischen gibt es deshalb ein Gesetz, das Kindern ein Recht auf Gewaltfreiheit in der Erziehung anerkennt.[8]

Aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch geht hervor, dass die Personensorge insbesondere die Pflicht und das Recht umfasst, das Kind zu pflegen, zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt zu bestimmen. Des Weiteren geht, für diese Hausarbeit sehr unterstützend daraus hervor, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben. Daher sind körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen unzulässig. Wenn „die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen“, dürfen die betroffenen Kinder „gegen den Willen der Erziehungsberechtigten[..] von der Familie getrennt werden, so steht es im Grundgesetz.[9]

Gesetze, die solche Eingriffe in das elterliche Sorgerecht regeln, finden sich im Bürgerlichen Gesetzbuch, insbesondere im 8. Sozialgesetzbuch, dem Kinder- und Jugendhilfegesetz. Abschließend lässt sich vor dem rechtlichen Hintergrund aufführen, dass das Familiengericht die Eltern auf Antrag bei der Ausübung der Personensorge in geeigneten Fällen zu unterstützen hat.[10]

4. Formen von psychischer Gewalt

4.1 Verächtliches Abweisen

Unter feindseliger Ablehnung und dem Zurückweisen lassen sich verbale und nonverbale[11] Handlungen der Pflegeperson verstehen.

Diese Form der psychischen Gewalt kann sich im Niedermachen und Herabsetzen des Kindes äußern. Diese nichtkörperlichen Formen zeigen sich in einer feindseligen Haltung und dem zurückweisenden Umgang gegenüber dem Kind. Des Weiteren lässt sich das Beschämen und „Lächerlichmachen“ zu dieser Form zählen. Hierbei wird das Kind lächerlich gemacht, wenn es beispielsweise normale Emotionen wie Trauer, Kummer oder ein Bedürfnis nach Zuneigung gezeigt hat. Andererseits kann sich die feindselige Ablehnung gegenüber dem Kind dadurch bemerkbar machen, dass wenn mehrere Geschwister in einer Familie leben, ein Kind ständig bestraft oder kritisiert wird. Dieses Bestrafen kann sich beispielhaft darin äußern, dass dieses bestimmte Kind die meisten Aufgaben im Haushalt erledigen muss oder das Kind weniger Belohnungen für getane Aufgaben erhält als die Geschwisterkinder.

Ständiges Kritisieren äußert sich dagegen darin, dass das Kind keinerlei Erwartungen erfüllen kann und somit der ständigen Kritik der Pflegeperson ausgesetzt ist.

Dadurch, dass die Pflegeperson das Kind niedermacht, herabsetzt oder öffentlich demütigt, kann als Konsequenz sichtbar werden, dass das Kind nicht lernt, sich selbst wertzuschätzen. Es bekommt kein Gefühl, gebraucht zu werden und das Selbstwertgefühl leidet stark unter diesen Erniedrigungen.

[...]

[1] Sommer, 2002, S.125

[2] Weiterführend: Mertens& Pankofer, 2011

[3] Vgl. Wegner, 1997

[4] Brassard & Hardy, 2002, S.591

[5] Vgl. Bünting, 1996, S.453

[6] Heitmeyer, 2006, S.15

[7] Brassard& Hardy, 2002, S.585

[8] Vgl. Rabe, H. in Kavemann,B. & Kreyssig,U.( Hrsg.) (2006): Handbuch Kinder und häusliche Gewalt. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 1. Auflage

[9] Tsokos, 2014, S.84

[10] Bürgerliches Gesetzbuch, Viertes Buch 4. Familienrecht § 1631 BGB Inhalt und Grenzen der Personensorge

[11] Verbal meint mithilfe der Sprache, wobei Nonverbal meint durch Gestik, Mimik oder optische Zeichen

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Psychische Gewalt innerhalb der Familie. Welche Folgen bringt psychisch erlebte Gewalt mit sich?
Untertitel
Prävention und Intervention
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
17
Katalognummer
V380553
ISBN (eBook)
9783668571303
ISBN (Buch)
9783668571310
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
psychische, gewalt, familie, welche, folgen, prävention, intervention
Arbeit zitieren
Johanna Jacob (Autor:in), 2015, Psychische Gewalt innerhalb der Familie. Welche Folgen bringt psychisch erlebte Gewalt mit sich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/380553

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