Die Charakterisierung des Don Quijotes als Antiheld. Warum ist Don Quijote wahnsinnig?


Hausarbeit, 2014

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen
2.1 Held
2.2 Antiheld
2.1 Donquichotterie und Don Quijotte

3. Hinweise auf den Wahnsinn des Don Quijote und deren Bestandteile
3.1 Wandel des Alonso Quijada
3.2 Der Ritterschlag
3.3 Die vermeintliche Hilfe durch Don Quijote
3.4 Der Kampf gegen die Windmühlen
3.5 Die geraubte Prinzessin
3.6 Das Abenteuer mit den Schafherden
3.7 Der Helm des Mambrin
3.8 Das Abenteuer mit den Löwen
3.9 Zusammenfassung

4. Der Ursprung des Wahnsinns von Don Quijote
4.1 Traditionslinien
4.1.1 Wahnpsychose
4.1.2 Wahnsimulation
4.1.3 Lob der Torheit
4.2 Epocheneinteilung
4.2.1 Wissenschaftlicher Fortschritt der Neuzeit

5. Zweck des Wahnsinns

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Als Miguel de Cervantes Saavedra 1605 den Don Quijote veröffentlichte, wurde dieser ein „Bestseller“, er blieb es bis heute. Davon zeugen mehr als 220 Ausgaben in über 50 Sprachen.[1] In dem besagten Roman Don Quijote de la Mancha geht es um den Landadligen Alonso Quijano, der durch das Lesen von zahlreichen Rittergeschichten den Verstand verliert und selber beschließt Ritter zu werden um gegen das Unheil zu kämpfen. Bei seinen Abenteuern ist er in seiner eigenen Traumwelt. Er begeht eine gewisse Realitätsflucht, durch die er seine Schwächen und sein Scheitern nicht wahrnimmt. Die Handlungsunfähigkeit und Hilflosigkeit wird im Roman durch Hinweise auf die Diskrepanz zwischen dessen Einbildung und der Wirklichkeit von seinem Knappen deutlich, der stets versucht ihn von den Taten abzuhalten. Sein Scheitern wird mit einer Tracht Prügel von seinen Widersachern bestätigt.[2]

In meiner Hausarbeit möchte ich primär den Ursprung des Wahnsinns von Don Quijote erforschen sowie seine antiheroischen Züge herausarbeiten. Meine Arbeit basiert auf Literaturstudien sowie Internetquellen. Um meine Fragestellung zu beantworten werde ich methodisch vorgehen, indem ich relevante Kapitel des Romans analysiere und Kritik und Interpretation von Fremdautoren zu Rate ziehe.

Der Charakter des Don Quijotes, sein Wahnsinn einhergehend, verändern sich im zweiten Band des Romans, welcher zehn Jahre später veröffentlich wurde, extrem zum Gegenteil hin. Die Wandlung hat jedoch keine Auswirkungen auf sein Dasein als Antiheld, jedoch auf seine Wahrnehmung, die nun realer ist. Die Erforschung und die Prämissen des Charakterwandels sind nicht relevant für meine Fragestellung, deshalb grenze ich mein Forschungsgebiet ein und beziehe mich nur auf den Don Quijote des ersten Bandes um meine Fragestellung zu beantworten.

Die Hausarbeit baut sich wie folgt auf: Einleitend werde ich die Begriffe Held und Antiheld definieren, damit ich Don Quijotes Charakterzüge besser zuordnen kann und somit einen Bezugspunkt habe. Außerdem zitiere ich die Worterklärungen des Dudens für Donquichotterie sowie Don Quijotte, um erste Hinweise auf Don Quijotes Charakter zu geben.

Fortfolgend werde ich an den zahlreichen Abenteuern und Geschehnissen von Don Quijote und seinem Knappen beschreiben und untersuchen, warum Don Quijote so verrückt ist und seinen Wahnsinn belegen. Dabei beziehe ich mich nur auf einige Kapitel des Romans, die Don Quijotes Wahnsinn besonders hervorheben.

Anschließend möchte ich untersuchen, wo der Wahnsinn des Don Quijote seine Wurzeln trägt und inwiefern die Verweigerung gesellschaftlicher Zielsetzungen ihn im Bezug auf die damalige Epoche der Neuzeit berührt. Dazu versuche ich die Art des Wahns zu diagnostizieren, indem ich die Wahnformen, die in der Literatur existieren beschreibe. Versucht er das Erkenntnisparadigma der Neuzeit aufzulösen, indem seine Weltanschauung veraltet bleibt und er alle Situationen wie im Mittelalter und der Renaissance interpretiert? Warum identifiziert er sich so sehr mit zurückliegenden Epochen? Trägt er einen Kampf gegen Niemanden außer sich selbst aus, weil er in der Vergangenheit gefangen ist?

Don Quijote stellt sich diversen technischen Fortschritten und Revolutionen mit Skeptizismus entgegen, obwohl er von ihnen profitiert. Dazu werde ich auf die wissenschaftlichen Fortschritte der Neuzeit eingehen. Hierbei werde ich besonders der Frage nachgehen, ob Don Quijote ohne die Technischen Fortschritte seiner Zeit überhaupt verrückt geworden wäre, denn auf Grund des Buchdruckes war er erst in der Lage seine Sucht nach Ritterromanen zu entwickeln und zu stillen. Bevor ich abschließend in meinem Fazit die Fragestellung meiner Hausarbeit beantworten werde, warum Don Quijote wahnsinnig ist, setzte ich mich mit dem Zweck des Wahns auseinander.

2. Definitionen

2.1 Held

Ein Held definiert sich durch große und kühne Taten, er stellt einen sich auszeichnenden Mann edler Abkunft dar. Jemand, der sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellt, eine ungewöhnliche Tat vollbringt, die ihm Bewunderung einträgt, ist ein Held. Klugheit, soziales Engagement sowie die Verpflichtung gegenüber kollektiven Idealen zeichnet den Helden aus.[3] Ein Held wird als positiv bewertete Figur angesehen, dessen Verhalten als wertvoll angedacht ist. Die Qualität der Handlung zeichnet einen Helden aus. Laut Hans J. Wulff überwindet ein Held das Allzumenschliche und überschreitet Grenzen, er besitzt eine Vorbildfunktion. Das Gegenbild des Helden stellt der Antiheld dar.[4]

2.2 Antiheld

Der Antiheld isoliert sich oftmals von seiner Außenwelt und hegt ein einsames Außenseiter-Dasein. Sein Leben ist von Passivität, Antriebslosigkeit und Langeweile geprägt. Im Gegensatz zum aktiven, eingreifenden Helden, handelt er nicht. Der Gesellschaft gegenüber hält er eine kritische Haltung inne, zusätzlich verweigert er gesellschaftliche Zielsetzungen. Oftmals suchen Melancholie und Resignation, die durch stetiges Scheitern und Verlieren hervorgerufen wurden, den Alltag eines Antihelden heim. Sie scheitern allerdings nicht nur an ihrem Umfeld, sondern vor allem an sich selbst. Um seine Träume und Ideale zu verwirklichen flüchtet der Antiheld oft vor der Realität und wirkt dadurch wahnsinnig. Das Fliehen in die bessere Wirklichkeit unterstreicht seine Handlungsunfähigkeit.[5] Antihelden und Helden unterscheiden sich hauptsächlich darin, dass der Antiheld im Gegensatz zum Helden zum Scheitern verurteilt ist und somit seine Geschichte kein gutes Ende nimmt. Antihelden werden auch als gebrochene Helden bezeichnet, sie zerbrechen am Anspruch des Wertesystems der Gesellschaft.4

2.1 Donquichotterie und Don Quijotte

Ein törichtes, von Anfang an aussichtsloses Unternehmen aus weltfremdem Idealismus wird laut Duden Donquichotterie genannt.[6] Don Quijotte wird als lächerlich wirkender Schwärmer, dessen Tatendrang an den realen Gegebenheiten scheitert definiert.6

3. Hinweise auf den Wahnsinn des Don Quijote und deren Bestandteile

Don Quijotes Verrücktheit lässt sich anhand drei Symptomen feststellen: er glaubt ein Ritter zu sein er glaubt, dass die gelesenen Ritterromane auf historischen Wahrheiten und Begebenheiten beruhen er glaubt, zu seiner Zeit, im Spanien Phillips III. könne das Ritterleben von damals mit den mittelalterlichen Idealen von Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit wieder aufblühen.[7] Das erst angeführte Symptom wird im ganzen Roman deutlich, als fahrender Ritter muss er stets Mut und Tapferkeit beweisen, den Tugenden des Rittercodex ist er treu. Don Quijote agiert als Verteidiger seiner Ehre, als Schutzherr bedrängter Jungfrauen sowie als Bekämpfer des Unrechts und der Zauberei. In seiner Scheinwelt ist er ein vorbildlicher Ritter, weil er die Zeit des Mittelalters für allgegenwärtig hält.[8] Codiert durch die Ritterromane des 15. Und 16. Jahrhunderts geht er an seine Alltagswelt heran und versieht gewöhnliche Dinge aufgrund minimaler Ähnlichkeiten mit einem Rittersinn.[9] Das zweite und dritte Symptom, die auf die Interpretierung wie im Mittelalter hinweisen, bringen die Untersuchung zur Beantwortung meiner Fragestellung auf den Ursprung der Verrücktheit im Kapitel 4.

3.1 Wandel des Alonso Quijada

Alonso Quijada, ein armer, magerer Landjunker von 50 Jahren, liest so viele Rittergeschichten, dass er die beschriebenen, phantasiereichen Abenteuer für wahr hält und sie für ihn des Nacheiferns wert sind. Das übertriebene Lesen führt zum krankhaften Schlafmangel. Er verliert vollkommen seinen Verstand und hält es für notwendig selbst als fahrender Ritter umherzuziehen, damit möchte er seinem Namen alle Ehre machen und für das Allgemeinwohl der Menschheit einstehen. Um dem Codex eines echten Ritters gerecht zu werden, reinigt er seine unvollständigen, alten Rüstungsstücke, tauft sein altes Pferd Rosinante und will sich von nun Don Quijote von der Mancha nennen. Ein fahrender Ritter ohne Liebe wäre wie ein Baum ohne Blätter, deshalb musste er eine Dame zum Verlieben finden. Ihm fällt ein Bauernmädchen ein, in das er einst verliebt war. Doch auch sie braucht einen Namen, der dem Rittertum gerecht würde und der auf die Abstammung einer Prinzessin hinweise. So nennt er sie Dulcinea von Toboso, da sie aus diesem Dorf stammt.[10]

Dieser Abschitt zeigt wie der Wahnsinn des Don Quijotes beginnt, indem er durch eine Selbsterfindung vom Landadligen zum Ritter transformiert. Er legt sein normales Leben ab und konstruiert sich die heroische Identiät des Don Quijote. Er schafft sich alles an, was einen Ritter ausmacht. Dulcineas Funktion ist hierbei wichtiger als ihre reale Existenz. Sie bildet den Kern, durch den die Ritterexistenz legitimiert wird, da er die Abenteuer zu ihrem Lobpreis ausführt.

3.2 Der Ritterschlag

Als Don Quijote einfällt, dass er noch nicht zum Ritter geschlagen wurde, beschließt er diese Gunst vom Nächstbesten zu erbitten. Als er eine Schenke erreicht, die er für eine Burg und deren Wirt für einen Kastellan hält, bittet er den Wirt ihn zum Ritter zu schlagen. Sein Wunsch geht am nächsten Tag in Erfüllung, jedoch nur weil der Wirt den träumerischen Don Quijote zum Narren hält und es ihn belustigt. Durch den Ritterschlag wird sein Ritterdasein offiziell, sein Irrsinn tut es ihm gleich. Zu dieser Zeit gibt es keine fahrenden Ritter mehr und schon bei seinem Ritterschlag wird er vom Wirt für verrückt gehalten.[11]

3.3 Die vermeintliche Hilfe durch Don Quijote

Ein jugendlicher Knecht wird auf offener Straße von seinem Herrn ausgepeitscht, weil er schlecht auf das Vieh aufgepasst hat. Das ist die erste Gelegenheit für Don Quijote als Ritter zu handeln. Er möchte das angebliche Unrecht aus der Welt schaffen und lässt sich vom Herren des Knechts versprechen, dass er das Schlagen zukünftig unterlässt. Dieser willigt ein und wartet bis Don Quijote von dannen zieht, um die Prügel des Knechts zu verdoppeln. In einem späteren Kapitel trifft Don Quijote erneut auf den verprügelten Jungen. Dieser gibt ihm die Schuld an den erneuten Schlägen, die er erleiden musste. Auf dem Weg in sein Heimatdorf begegnet Don Quijote einigen Kaufleuten, denen er sich abenteuergierig in den Weg stellt. Er verlangt von ihnen zu schwören, dass Dulcinea von Toboso die schönste Frau der Welt sei. Die Kaufleute lachen ihn aus und denken nicht daran ihm den Gefallen zu tun, daraufhin will er sie angreifen.

[...]

[1] Vgl. Dieterich, Miguel de Cervantes (1984) S.7 f.

[2] Vgl. Cervantes, Don Quijote von der Mancha I (2011).

[3] Vgl. Krah, Ort, Weltentwürfe in Literatur und Medien (2002) S. 431 ff.

[4] Vgl. Kainz, Der Antiheld hat viele Gesichter (2008) S.13 ff.

[5] Vgl. Brombert, In Praise of Antiheroes (1999) S. 1-9.

[6] Vgl. Bibliographisches Institut: Duden, Online: www.duden.de.

[7] Vgl. Cervantes, Kampf gegen die Windmühlen (2007) S.127.

[8] Vgl. ebd.

[9] Vgl. Weich, Don Quijote im Dialog (1989) S. 104.

[10] Vgl. Strosetzki, Miguel de Cevantes (1991) S. 84 f.

[11] Vgl. Strosetzki, Miguel de Cevantes (1991) S. 85 f.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Charakterisierung des Don Quijotes als Antiheld. Warum ist Don Quijote wahnsinnig?
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg  (Die Moderne zwischen Heroismus und Antiheroismus)
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
20
Katalognummer
V380525
ISBN (eBook)
9783668571426
ISBN (Buch)
9783668571433
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Quichotterie, Wahn, Wahnform, Erkenntnisparadigma, technischer Fortschritt
Arbeit zitieren
Kim Linda (Autor:in), 2014, Die Charakterisierung des Don Quijotes als Antiheld. Warum ist Don Quijote wahnsinnig?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/380525

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