Die Darstellung der Liebe im Stummfilm "Twenty Minutes of Love" von Charlie Chaplin


Hausarbeit, 2017

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Historisch – gesellschaftlicher Hintergrund
1.2 Twenty Minutes of Love

2. Filmanalyse
2.1 Plot
2.3 Montage
2.4 Die Figuren
2.5 Die Gesellschaftskritik in Chaplins Twenty Minutes of Love
2.5.1 Komödie – Lachen als Zugang zur Kritik
2.5.2 Pärchen – Symbol für eine Gesellschaft im Wandel
2.5.3 Die „Neue“ Frau

3. Schluss – Die Liebe im Stummfilm

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Anfang des 20. Jahrhunderts vollzog sich ein Wandel, der die gesamte Gesellschaft beeinflusste. Es entstand die Medienkultur und damit das Medium Film. Bereits zu dieser Zeit wurde das Kino als eine neue und faszinierende Freizeitgestaltung wahrgenommen, die auch heutzutage anhält.

1914 drehte Charles Chaplin seinen ersten Film, in dem er zugleich Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler war. Seine Filme sollten Kritik üben und ein Zugang dazu gefunden werden. Dies gelang ihm durch die Komödie auf faszinierende Art und Weise. Auch in dem Stummfilm Twenty Minute of Love werden aktuelles gesellschaftliches Verhalten aufgenommen und kritisiert. In welcher Form diese präsentiert werden und was die Handlungen in dem Film zu bedeuten haben, ist Inhalt dieser wissenschaftlichen Arbeit.

Auf Grundlage des historischen Hintergrunds und aktuellen Geschehnissen in der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts wird dargelegt, welche Veränderungen sich vollziehen und wie man damit umgeht. Zuerst findet hierfür eine Filmanalyse statt, wo zuerst die Bauform analysiert wird und im Nachgang die Bedeutungen erläutert werden. Nicht zu vernachlässigen ist, wie es ermöglicht wird, über diese eigentlichen doch so ernsten Themen zu lachen und somit ein Zugang zu der Kritik ermöglicht wird. Thema des Films ist die Liebe und zu der Liebe gehörende Partnerwahl sowie Sexualität. Themen, die für die Menschen heutzutage selbstverständlich im öffentlichen Diskurs ohne Probleme behandelt werden können, es damals aber nicht der Fall war.

Anhand dieser Arbeit soll daher erläutert werden, welche Bedeutung die Liebe im Film hat und ganz besonders, welche Bedeutung Liebe in der Öffentlichkeit am Anfang des 20. Jahrhunderts einnahm.

1.1 Historisch – gesellschaftlicher Hintergrund

Für eine geeignete Filmanalyse ist es wichtig, zu wissen, welche Werte und Moralvorstellungen in der Gesellschaft aktuell waren. Dafür wird in diesem Abschnitt eine Übersicht über den Wandel, der sich mit der Jahrtausendwende vollzogen hat, dargestellt.

Das 19. Jahrhundert war durch große Veränderungen wie die Industrialisierung geprägt. Die industrielle Revolution führt zu einer Umgestaltung der Gesellschaft, die ein neues Weltverständnis entwickelte. Weitere große Veränderungen wie die Medienrevolution folgten, es entstand eine völlig neue Medienkultur (Vgl. Faulstich 2006, S. 12). In diesem Jahrhundert bildete sich die Grundlage des neuen Mediums Film, welches sich in allen gesellschaftlichen Schichten als Attraktionen entwickelte, besonders aber für die Mittelschicht. Prägend für die Filmgeschichte war auch der Erste Weltkrieg, der vor allem die Länder trifft, die bis dahin am meisten Filme produziert hatten, auch Frankreich, welches als Ursprung der Slapstick Komödie gilt. Bereits 1895 entstand der Kurzfilm Le Jardinier et le petit espiègle von den Brüdern Lumière (Vgl. Ellenbürger S. 7). Durch diese Schwächung konnte die amerikanische Filmindustrie expandieren und somit zur Filmmacht werden (Vgl. Giglio 2010, S. 177).

Auch der Wandel der Gesellschaft und die Herauskristallisierung einer neuen Jugendkultur prägten dieses Jahrhundert. Es entstand die Lebensphase Jugend mit anderen Werten und neuem Stil (Vgl. Faulstich 2006, S. 14 f.). Individualisierung rückt in den Vordergrund und die bisherigen Traditionen und Normen wurden hinterfragt.

Die genannten Veränderungen führten zu einem neuen und veränderten Rollenverständnis der Geschlechter und auch der Diskurs um eine neue Geschlechterordnung wurde öffentlich, es entstand der Begriff die „neue Frau“. Frauen fingen an zu arbeiten und wurden unabhängig. Durch die sich daraus entwickelnde Frauenkultur bekamen Frauen mehr Rechte und Freiheiten, wie beispielsweise sich den Partner selbst wählen zu dürfen. Hierfür lernten Frauen, wie sie Männer beeinflussen können. Obwohl das Thema Liebe und Sexualität weiterhin ein Tabu-Thema war, war es aktueller denn je in der Gesellschaft. Entwicklung und ihre Bedeutung wird im späteren Verlauf der Analyse detaillierter aufgegriffen.

1.2 Twenty Minutes of Love

Folgend werden die wichtigsten Eckdaten zu dem Film Twenty Minutes of Love beschrieben. Der Film wurde von der Keystone Film Company produziert, Charlie Chaplin selbst war Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler und spielte seine Rolle als Tramp. Weitere Schauspieler waren Edgar Kennedy als Mann des Pärchens in der ersten Szene und die Frau gespielt von Minta Durfee. Der Taschendieb wurde von Chester Conklin gespielt und die Verehrte war Emma Clifton. Veröffentlich wurde der Film am 20. April 1914.

2. Filmanalyse

Dieser Stummfilm wird anlehnend zu Knut Hickethier analysiert. Dies folgt auf den drei Ebenen „Bildgestaltung“, „Tongestaltung“ und „Montage“, wobei die Tongestaltung für diese Analyse nicht relevant ist, da es sich um einen Stummfilm handelt. Die Analyse starte mit der Gestaltung vorwiegend während der Dreharbeiten, hierbei geht es um die Bildinhalte sowie die Bildgestaltung. Danach folgt die Montage bzw. der Schnitt. Es wird das Montagekonzept erläutert. Danach werden die Figuren betrachtet und abschließend wird der Bezug zur Gesellschaft und der hinter dem Film steckenden Kritik erläutert.

2.1 Plot

Twenty Minutes of Love, eine Komödie, findet in einem Park statt, in der ersten Szene wird ein Pärchen gezeigt, das sich auf einer Parkbank küsst. Charlie Chaplin entdeckt dieses und parodiert sie, indem er einen Baum küsst. Da er dadurch immer noch nicht die Aufmerksamkeit des Pärchens gewinnt, beginnt er diese zu stören, indem er sich zu ihnen auf die Bank setzt und versucht mit der Frau zu flirten.

In der nächsten Szene präsentiert sich ein weiteres Pärchen, dort möchte die Frau von dem Mann beschenkt werden. Dieser hat jedoch nichts und geht los. Er entdeckt einen Mann, der auf einer Parkbank schläft und eine Taschenuhr besitzt, diese wird von dem Verehrer nun geklaut. Die Frau steht auf und läuft durch den Park zu dem vorherigen Pärchen, wo sie Charlie Chaplin erblickt. Sie scheinen beide Interesse aneinander zu haben. Sie läuft davon und Charlie hinter her. Während Charlie die Frau sucht, stört ein weiteres Pärchen hinter einem Gebüsch und entdeckt den Verehrer mit der geklauten Uhr. Er schafft es ihm diese zu entwenden.

Der Taschendieb alias der Verehrer ist auf der Suche nach der Frau, als er sie entdeckt, möchte er sie mit der Uhr überraschen jedoch, ist die Uhr verschwunden. Die Frau schickt ihn weg und er sucht nach der Uhr im Park. Charlie nutzt seine Chance und zeigt der Frau die Taschenuhr, diese lässt sich davon beeindrucken und sogar zu einem Kuss überzeugen. Der Mann entdeckt Charlie und die Frau wieder und stellt diesen zur Rede und erklärt, dass die Uhr von ihm sei. Charlie verneint dies und will sich die Uhr wieder zurückholen, dies gelingt ihm, er schubst den Mann über die Bank und läuft davon. Die Frau hilft ihrem Verehrer. Chaplin versucht, die Uhr an den ursprünglichen Eigentümer zu verkaufen, dieser jedoch erkennt seine Taschenuhr und ruft die Polizei. Es kommt zum Streit der drei Männer und durch eine Rangelei, landen alle Personen, bis auf Chaplin und die Frau im See. In der letzten Szene geht er mit ihr im Arm aus dem Bild.

2.2 Bildgestaltung

Der Stummfilm hat lediglich zwei Einstellungsgrößen: Halbnahe und Halbtotale, dies bedeutet, der Film wird meistens auf Brusthöhe dargestellt. Die Personen stehen im Vordergrund und die Umgebung ist nicht ausschlaggebend. Durch die halbnahe Aufzeichnung wird die Situation in den Vordergrund gestellt, dennoch ist die unmittelbare Umgebung erkennbar. Bei dieser Einstellung soll die Figurenkonstellation gezeigt werden. Die Halbtotale soll körperbetonte Aktion darstellen, welche für den Film wichtig sind, da viel mit Pantomime gearbeitet wird, da es sich um einen Stummfilm handelt (Vgl. Hickethier 2007, S. 55). Der ganze Film wurde in Normalsicht gedreht, also auf Augenhöhe der Figuren (Vgl. ebd., S.59). Es ist keine Kamerabewegung vorhanden.

Zu erwähnen sind noch die schriftlichen Texte, die verdeutlichen, was genau gerade geredet wird und als Kommentare zu dem Geschehen dienen und wichtig für das Verständnis der ganzen Erzählungen sind. In Minute 2:38 wird der Text eingeblendet „If you love me, prove it with a gift“, dies ist ausschlagegebend für den Rest der Handlung, denn nur dadurch geschieht der Diebstahl der Taschenuhr. Weiterhin wird gezeigt, das Materielles wichtig ist als Beweis für Liebe und Emotionen allein nicht ausreichen. In den späteren Kapiteln wird auf diesen Aspekt näher eingegangen.

Diese sehr einfache Gestaltung des Filmes lässt sich darauf zurückzuführen, dass für die Produktion nur wenig Geld vorhanden war. Da die amerikanische Filmindustrie sich als weltführend etablierte, wurden die meisten Produktionen nun durch die Finanzindustrie kontrolliert und dadurch durften keine hohen Kosten entstehen (Vgl. Korte. In: Faulstich 2008, S. 200).

2.3 Montage

Aufgrund der relativen eintönigen Einstellungswechsel ist eine Montage der Einstellungen auszuschließen. Bei dem Film geht es um die Montage der Sequenzen.

Bei der Montage der Sequenzen ist die Aufgabe der Montage, als „organisierende Kraft“ (Hickethier 2007, S.141) zu wirken. In dem Film gibt es verschiedene Sequenzen, die wichtig für den gesamten Inhalt sind, sich jedoch auch darin unterscheiden, dass diese an verschiedenen Orten im Park geschehen. Zum Beispiel, dass das eine Paar auf der Bank sitzt, während ein anderes sich hinter einem Gebüsch niedergelassen hat. Außerdem geschehen manche Handlungen gleichzeitig. Wie zum Beispiel während Charlie bereits die junge Frau wiedergefunden hat und mit ihr rumturtelt, sucht der Taschendieb den Park immer noch nach der Uhr ab (Minute 7:26 – 8:21). Durch einen harten Schnitt wird hervorgehoben, dass es eine Einheit innerhalb der Gesamthandlung abgeschlossen ist und dadurch hebt sich dies deutlich ab. Aber auch die Einblendungen wie „Another Case“ (Minute 2:29) machen deutlich, dass eine Einheit abgeschlossen ist und die Nächste beginnt.

Hierbei ist zu unterscheiden, um welche Form filmischer Sequenzen es sich handelt. Zu einem sind es ganz klar chronologisch gegliederte Einheiten, denn es erkennbar, dass die Handlungen nacheinander ablaufen, aufeinander aufbauen aber auch gleichzeitig passieren. Daher handelt es sich hierbei auch um alternierte Einheiten, denn wie bereits erwähnt, spielen zwei Handlungen nebenbei und werden miteinander verbunden. Um dies am oberen Beispiel fortzuführen, erfolgt die Verbindung miteinander, als der Mann entdeckt, dass seine Angebetete mit Charlie auf der Bank sitzt (Minute 8:55). Die Parallelmontage ist hierbei ein wichtiger Begriff, denn dieser sagt aus, das zwei Handlungsstränge im Wechsel nacheinander montiert werden, um das Gefühl zu erzeugen, dass diese Handlungen gleichzeitig erfolgen und auch das Verlaufen in einen Schnittpunkt ist gegeben, welches ein weiteres Merkmal der Parallelmontage darstellt.

Weiterhin ist zu erwähnen, dass in Twenty Minutes of Love auch sogenannte Jump Cuts erfolgen. Diese sogenannten Bildsprünge erzeugen einen Sprung während der Handlung, sind aber in ihrer Kameraeinstellung und -distanz identisch. Jump Cuts wirken irritierend, da sie meistens sprunghaft erfolgen, ein Beispiel hierfür ist als am Anfang Charlie die Frau antippt (Minute 1:18). Dies zieht die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich.

2.4 Die Figuren

Innerhalb des Filmes treten 6 Hauptdarsteller auf. Dazu gehört das Pärchen, welches am Anfang durch Charlie Chaplin gestört wird. Eine tragende Rolle für den Film haben sie nicht. Auch das andere Pärchen, welches hinter dem Gebüsch ist und gestört wird, ist nicht ausschlaggebend für den Film. Dennoch gibt es einen Grund, warum diese im Film dargestellt werden, denn an ihnen wird ebenfalls etwas an der Gesellschaft kritisiert. Sie zeigen, dass es nun die Freiheit gab, sich den Partner auszuwählen. Der Park schien ein Ort zu sein, wo sich diese gerne getroffen und auch versteckt haben, um Zeit gemeinsam zu verbringen. Hieran lässt sich erkennen, dass trotz der freien Partnerwahlen, gewisse Moralvorstellungen galten und Liebe bzw. Sexualität zu dieser Zeit nicht frei ausgelebt werden durften.

Charlie Chaplin selbst ist in seinem unverkennbaren Kostüm zu erkennen, welches er als Tramp immer trägt. Dazu gehören die zu großen Hosen und Schuhe, seinen Mantel, die Melone, den Gehstock und sein Schnurrbart. Elemente, die ihn unverkennbar machen. In dem Film legt er seine provozierende und naive Art an den Tag, welchen ihn als Sympathieträger ausmacht. Er stört das Pärchen, stiehlt und schreckt auch nicht vor Gewalt zurück, dennoch durch seine immer wieder tollpatschige Art wird das Publikum zum Lachen gebracht. Zum Schluss geht Charlie als Held aus der Erzählung, denn er geht mit der Frau im Arm aus dem Bild. Daher kann man hier von einer Geschichte eines Helden sprechen, der sich durchsetzt gegen einen anderen Verehrer, aber auch gegen Autoritäten, da er für seinen Diebstahl, keine Konsequenzen befürchten muss.

Das Pärchen, welches immer wieder von Chaplin gestört wird, scheint sehr verliebt zu sein und möchte nicht gestört werden. Um dies durchzusetzen, ist der Mann auch bereit dazu, Gewalt anzuwenden, was man daran erkennt, dass er die Ärmel hochkrempelt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Darstellung der Liebe im Stummfilm "Twenty Minutes of Love" von Charlie Chaplin
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V380241
ISBN (eBook)
9783668572102
ISBN (Buch)
9783668572119
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Liebe, Charlie Chaplin, Stummfilm
Arbeit zitieren
Jennifer Hake (Autor:in), 2017, Die Darstellung der Liebe im Stummfilm "Twenty Minutes of Love" von Charlie Chaplin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/380241

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