Aufnahme von Flüchtlingen als humanitäre Leistung der Schweiz im 19. Jahrhundert

Ein Beispiel auch für unsere Zeit


Fachbuch, 2017

13 Seiten


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der deutsch-französische Krieg 1870/71

3 Aufnahme der Ostarmee durch die Schweiz

4 Einordnung in die heutige Zeit

5 Zusammenfassung

6 Danksagung

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Mit der Flüchtlingswelle im September 2015 kamen nach der schrankenlosen Grenzöffnung durch die deutsche Regierung innerhalb weniger Tage unkontrolliert hunderttausende von Männern und Frauen, vornehmlich aus arabischen Ländern (Syrien, Afghanistan und dem Maghreb) in unser Land. Auffällig war in dieser Massenflucht die große Zahl junger Männer im wehrdienstfähigen Alter von guter bis sehr guter Konstitution und guter Kleidung. Soweit ersichtlich unverwundet. Neben diesen Männern kamen auch Jungen zwischen zwölf und 14 Jahren.

Dieses Faktum lässt an ein Beispiel in der deutsch-französischen Geschichte denken und zwar im Kriege 1870/71. Zu erinnern ist hier an den Übertritt der französischen Ostarmee unter dem Kommando von General Bourbaki im Februar 1871 in die Schweiz. Der Vorgang ist annähernd vergleichbar den Ereignissen vom Herbst 2015 in Deutschland.

Während des Krieges im Februar 1871 passierten mehr als 80.000 französische Soldaten von geringer militärischer Ausbildung, größtenteils in einem erbärmlichen Zustand, schlecht ernährt und unzureichend gekleidet, insbesondere was das Schuhwerk angeht, innerhalb von drei Tagen die Schweizer Grenze im Juragebiet.

Der Übertritt dieser französischen Armeen in die neutrale Schweiz ist nur verständlich, wenn man das Geschehen des gesamten Feldzuges berücksichtigt (Von Moltke 1895).

2 Der deutsch-französische Krieg 1870/71

Der deutsch-französische Krieg 1870/71 spielte sich in zwei Phasen ab. Frankreich hatte am 19. Juli 1870 nach Auseinandersetzungen um die spanische Thronkandidatur Deutschland den Krieg erklärt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass schon vorher erhebliche Spannungen zwischen Frankreich und dem Norddeutschen Bund unter Führung Preußens bestanden (Bichler und Shen 2009).

In einem ersten Abschnitt vom 19. Juli bis 4. September 1870 drangen die deutschen Trup- pen unter dem Kommando des Generalstabschefs Helmuth von Moltke rasch nach Frankreich vor (Abbildung 1). Die französischen Truppen gerieten in die Defensive. Insbesondere kam es zu Niederlagen bei Weißenburg und in anderen Gefechten. Die Festung Metz wurde von deut- schen Truppen eingeschlossen. Im August 1870 mussten sich die Franzosen aus Elsass-Lothringen zurückziehen. Nur die Festungen Straßburg, Breisach und Belfort blieben in französischer Hand.

Bei Sedan wurde am 1. September die französische Armee unter MacMahon (113.000 Mann) geschlagen und zur Kapitulation gezwungen (Abbildung 2). Dabei geriet Kaiser Napoleon III. in deutsche Gefangenschaft. Neben ihm kam eine größere Zahl französische Generäle und fast 100.000 Mann in Gefangenschaft. Damit war das französische Kaiserreich am Ende.

Am 4. September 1870 proklamierten Fabre und Gambetta daraufhin die dritte französische Republik und bildeten eine Regierung der nationalen Verteidigung. Die sich jetzt abzeichnende zweite Phase des deutsch-französischen Krieges dauerte vom 15. September 1870 bis 28. Januar 1871.

Die deutschen Truppen marschierten gegen Paris vor und begannen Mitte September mit der Belagerung der Stadt (Abbildung 3) (Fontane 1988, Russel 2000). Die Belagerung von Paris brachte für die Stadtbevölkerung erhebliches Elend: Hungersnot und eine hohe Kindersterb- lichkeit. Die neue republikanische Armee versuchte verzweifelt den Belagerungsring um Paris aufzusprengen. Die Republikaner baten um einen Waffenstillstand. Die Deutschen forderten für eine Zustimmung dazu, dass die Franzosen das Elsass aufgeben und die entsprechenden Festun-

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Abbildung 1: Französisch-Deutscher Krieg 1870/71. Erste Phase. Franzosen: Rot; Deutsche: Blau [Zeichnung: H. Prochazka]

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Abbildung 2: Schlacht bei Sedan (01. September 1870). [Zeichnung: H. Prochazka]

gen wie Straßburg und Toul kapitulieren. Die französischen Festungen Belfort und Metz blieben weiterhin belagert.

Gambetta war die Flucht aus Paris gelungen. Er bemühte sich um die Aufstellung neuer Armeen. Die Republikaner schreckten nicht vor der Mobilisierung eines sogenannten Volkskrieges zurück und ermutigten zum Partisanenkampf.

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Abbildung 3: Die Belagerung von Paris (September 1870 bis Januar 1871). [Zeichnung: H. Pro- chazka]

3 Aufnahme der Ostarmee durch die Schweiz

Die neu aufgestellten französischen Armeen waren schlecht bewaffnet. Sie bestanden zum Teil aus jungen, nicht im Wehrdienst ausgebildeten Männern, älteren Soldaten und Kolonialtruppen. Einer der neuen Einheiten der Ostarmee unter dem Kommando des Generals Bourbaki kam die Aufgabe zu, möglichst rasch nach Südosten zu marschieren (zum Teil mit Bahntransport). Die Armee sollte die von den Deutschen belagerte Festung Belfort befreien und davon ausgehend die rückwärtigen Verbindungen der deutschen Truppen abschneiden.

Die Ostarmee bestand aus 140.000 Mann (Infanterie, Kavallerie und Artillerie). Nationalgarde und Kolonialtruppen bildeten einen Teil. Hervorzuheben ist, dass die Truppen schlecht aus- gerüstet waren und insbesondere für die jahreszeitlichen Witterungsbedingungen unzureichende Kleidung besaßen. Insbesondere herrschte ein großer Mangel an Schuhwerk. Bourbaki geriet mit deutschen Truppen unter General Werder vor der Festung Belfort ins Ge-

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Abbildung 4: Kämpfe der französischen Ostarmee vor Belfort und Besançon.Übertritt in die Schweiz bei Pontarlier. [Zeichnung: H. Prochazka]

fecht (Abbildung 4). Die deutsche Heeresleitung hatte, nachdem sie die Bedrohung für das Korps Werder (70.000 Mann) erkannte, eine deutsche Südarmee unter dem Kommando des Feldmarschall Edwin von Manteuffel in Marsch gesetzt. Diese Truppen gelangten in Eilmärschen gegen die Flanke der französischen Einheiten.

Nach ergebnislosen Versuchen den Werderschen Sperrriegel vor Belfort zu durchbrechen und die Festung zu befreien, zog sich Bourbaki aufgrund des Anmarsches der deutschen Südarmee in seinem Rücken gegen Besançon zurück (Abbildung 4). Die Kämpfe der französischen Ostarmee mit den deutschen Verbänden: Werder und von Manteuffel verliefen zwischen dem 15. und 29. Januar 1871. Paris hatte am 28. Januar kapituliert, ein Waffenstillstand wurde vereinbart. Wegen der drohenden Umfassung durch die deutschen Truppen Werders und von Manteuffels entschloss sich Bourbaki bzw. sein inzwischen ernannter Nachfolger General Clinchant zum Übertritt in die Schweiz bei Pontarlier um der deutschen Gefangenschaft zu entgehen (Abbildung 4) (Strässle 2002, Fontane 1988). Die helvetische Konföderation hatte der Aufnahme zugestimmt und Gene- ral Herzog mit der Durchführung bzw.Überwachung betraut. Am 1. und 2. Februar 1871 traten über 80.000 französische Soldaten und Offiziere über die Schweizer Grenze ins Asyl.

Die Schweiz hatte unter dem Kommando von General Herzog zur Sicherung seiner Grenzen im Jura ca. 20.000 Soldaten in der Übertrittsregion zusammengezogen. Wegen der sich als bedroh- lich entwickelnden Situation, kurz vor der Passage der französischen Truppen im Bereich von Les

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Abbildung 5: Entwaffnung der französischen Ostarmee nachÜbertritt in die Schweiz (Bourbaki Panorama Luzern, Foto: Emanuel Ammon).

Verrieres, brachten die Schweizer feuerbereite Artilleriegeschütze in Stellung und verstärkten ih- re Infanterieposten. Es bestand die Gefahr gewaltsamer Aktionen der Franzosen (Strässle 2002). Ein erster Transport von 400 verwundeten bzw. an Typhus oder Pocken erkrankten französischen Soldaten, darunter auch nichtverwundete Deserteure, passierten am 30. Januar ohne ausreichen- de Papiere die Schweizer Grenze. Am 1. Februar kam dann die Masse der französischen Ostarmee in die Schweiz. Die Passage der über 80.000 französischen Soldaten dauerte vier Tage. Sie wurden sofort nach Betreten Schweizer Bodens entwaffnet (Abbildung 5). Auffällig war bei den Solda- ten die für die Winterzeit mangelhafte Kleidung und das Schuhwerk. Der körperliche Zustand des überwiegenden Teils der Truppe war schlecht. Ursächlich dafür waren die Strapazen und der Nahrungsmangel. Dadurch waren insbesondere die älteren Reservisten der Nationalgarde überfordert. Offenbar war die Ernährung der Soldaten seit Wochen unzureichend.

ÜbermehrereRoutenzogendiefranzösischen Truppenkolonnen größtenteils observiert vom

Militär und Polizei in die Schweizer Kantone (Abbildung 6). Der bedenkliche Zustand der meis- ten Soldaten erforderte sofortige pflegerische bzw. ärztliche Hilfe. Insbesondere das mangelhafte bzw. fehlende Schuhwerk hatte bei vielen Soldaten auf dem Marsch durch das tief verschneite Gelände zu schweren Erfrierungen geführt (Abbildung 7). Die Schweizer Militärärzte hatten alle Hände voll zu tun um wenigstens die schlimmsten Wunden zu versorgen (Abbildung 8). Hervor- zuheben ist der enorme karitative Einsatz der Schweizer Landbevölkerung (Abbildung 9). Neben der sofort einsetzenden staatlichen Organisation zum Erhalt der Kontrolle über den enormen Einstrom an französischen Soldaten war die Hilfsbereitschaft der Schweizer Bevölkerung und zahlreicher Hilfswerke, zum Beispiel des Roten Kreuzes, von großer Bedeutung (Deicher 2009).

Die Übernahme der Männer lag von der 1. Stunde an in den Händen von Polizei und Militär.

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Abbildung 6: Von Militär eskortierte Flüchtlingskolonnen in der Schweiz. (Quelle: Fehleisen 1893)

Die Flüchtlinge wurden nach ihrer Aufnahme und ersten Hilfsmaßnahmen auf die verschiedenen Kantone verteilt, die Unterkunft, Verpflegung sowie Krankenbetreuung übernahmen. Die Verteilung der verschiedenen Flüchtlingskolonnen wurde von den Sicherheitskräften durchgeführt. Ein unkontrollierter Eintritt wurde von Anfang an so gut es ging verhindert.

Natürlich gab es bei dem enormen Ansturm in kürzester Zeit Probleme mit den Franzosen. So verursachten bei einer deutschfreundlichen Siegesfeier in der Züricher Tonhalle französische Offiziere, die sich in der Schweiz im Gegensatz zu den Soldaten frei bewegen konnten, einen Streit. Aber insgesamt hatte das neutrale Land den enormen Flüchtlingsstrom fest im Griff. Das alles geschah unter herzlicher Anteilnahme und Hilfe der Schweizer Bevölkerung. Möglich wurde diese übermenschliche Leistung aber nur im Zusammenspiel von Militär, Polizei, Verwaltung und Zivilbevölkerung. Die in unserer Zeit so verschriene Militarisierung der Schweizer Gesellschaft hat letztlich die Leistungen ermöglicht. Die Kräfte des Landes waren allerdings auf dasÄußerste angespannt.

Die plötzliche Aufnahme von 80.000 bis 85.000 Soldaten erhöhte die Zahl der Schweizer Bürger um 3% (Deicher 2009). Damit war auch die Versorgungslage insbesondere in der kalten Jahreszeit (Februar!) kritisch.

Die Schweizer Gemeinden, die nahezu gleichmäßig mit den Fremden belastet wurden, gerieten mit deren Versorgung teilweise in finanzielle Nöte.

Die französischen Soldaten wurden in den Kantonen in Schulen, Kirchen, Remisen, Kapellen und größeren Sälen untergebracht. Die Gemeinden wurden verpflichtet in diesen Lokalitäten für ausreichend Stroh und Wärme zu sorgen (Deicher 2009). Das Ausmaß der humanitären Hilfe der Schweiz, die damals noch nicht so wohlhabend war wie heute kann mit folgenden Zahlenverglei-

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Abbildung 7: Viele Soldaten erlitten wegen des unzureichenden Schuhwerkes im tiefen Schnee schwere Erfrierungen. (Bourbaki Panorama Luzern)

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Abbildung 8: Schweizer Militärärzte waren um die vielen Erkrankten und Verwundeten bemüht. (Bourbaki Panorama Luzern)

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Abbildung 9: Enormer karitativer Einsatz der Schweizer Landbevölkerung. (Bourbaki Panorama Luzern)

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Abbildung 10: Vergleich der Flüchtlingszahlen 1871 in der Schweiz und 2015 in Deutschland pro 1000 Einwohner und insgesamt.

chen ermessen werden. Bei einer Bevölkerung von 2,7 Millionen (Stand 1870) kamen auf 1000 Schweizer Bürger 30 Flüchtlinge. Vergleichsweise betrug die Relation für Deutschland 2015 bei 80 Millionen Bewohnern und 1 Million Migranten 15 Flüchtlinge auf 1000 Einwohner (Abbildung 10).

Die große Zahl der Erkrankten stellte eine Herausforderung fürÄrtze, Pfleger und Kommu- nen dar. Als Folge der Kälteschäden und der Entbehrungen waren viele Franzosen an Fußleiden (Erfrierungen) und Infektionskrankheiten z.B. Lungenentzündungen erkrankt. Die Kriegsverletzungen machten nur einen kleinen Teil der zu versorgenden Flüchtlinge aus. Während des Aufenthaltes in der Schweiz starben 1700 Migranten mehrheitlich an mitgebrach- ten Erkrankungen wie Typhus (900) bzw. Pocken (156) und Lungenentzündungen (178) (Deicher 2009). 40 Solden erlagen ihren Verwundungen aus den Kriegshandlungen. Die Aufenthaltskosten der französischen Kriegsflüchtlinge in der Schweiz betrugen für Versor- gung, Unterkunft, ärztliche Behandlung und Wundversorgung sowie Observation 12 Millionen Franken. Von vornherein war jedoch klar, dass diese Männer nach Friedensschluss nach Frank- reich repatriiert werden. Eine Integration war von Anfang an nicht vorgesehen, aber große menschliche Hilfe!

4 Einordnung in die heutige Zeit

Berücksichtigt man dieses historische Beispiel einer großen humanitären Leistung der Schweiz, so ist festzuhalten, dass bei entsprechender Organisation, d.h. Einsatz aller verfügbaren mi- litärischen und polizeilichen Kräfte, des Roten Kreuzes und des technischen Hilfswerkes sowie selbstverständlich der freiwilligen Hilfe der Bürgerschaft eine bis in die heutigen Tage währende Unsicherheit durch 1 Million unbekannter Zuwanderer im Herbst 2015 in unserem Lande ver- meidbar gewesen wäre.

Auch ist die Aussage unserer Regierung, dass ihre Entscheidung im September 2015 ”alternativ- los“ war, nicht stichhaltig. Bei der notwendigen unabdingbaren Zusammenarbeit mit Österreich, aber vor allem den Balkanstaaten wären zumindest nach der ersten Migrationswelle vorübergehend große Auffanglager im Balkanraum möglich gewesen, um einige Tage oder auch Wochen Zeit zu gewinnen zur Organisation der notwendigen Schritte.

Der Übertritt so vieler junger Menschen ohne alle verfügbaren militärischen und polizeilichen Mittel anzuwenden, um vom ersten Tag, so weit eben möglich, Herr der Lage zu sein (siehe vergleichsweise die Schweiz im Winter 1871) war ein Versagen, auch wenn jetzt die Verantwortlichen den humanitären Imperativ zu Hilfe nehmen.

Aufgrund der gemachten Erfahrungen müssen wir feststellen, dass die Gruppe der Jugendlichen und jungen Männer einer intensiven Betreuung und Observation bedarf. Es sind Männer aus Kriegsgebieten, die zum Teil Gewalt und schwerste Entbehrungen ertragen haben. Sie sind mit ihren Altersgenossen im ”Biedermeier-Deutschland“nichtvergleichbar.Aufgrundihrereigenen Erfahrungen im Kriegsgebiet, aber auch unter Berücksichtigung der völlig anderen wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse ihrer Heimatländer sind sie besonders schutzbedürftig bzw. mit Achtsamkeit zu behandeln.

Fragt man Verantwortliche in Flüchtlingsheimen für Jugendliche, so haben sie leider oftmals keine Ahnung wo sich einzelne Schutzbefohlenen aufhalten. Ohne Präsenzpflicht, d.h. Observation, ist ein Überblick unmöglich.

Fachleute wie Ahmad Mansour machen verständlich mit wem man es bei den jungen Flüchtlingen zu tun hat (Mansour2016). Intensive, fachkundige Betreuung durch islamkundige Mitarbeiter und einer aus vielerlei Gründen notwendigen Observation würde den jungen Männern die Adap- tation in unsere Gesellschaft erleichtern und sicherlich unseren Bürgern mehr Sicherheit geben. Es ist zu Herzen gehend von einer mittelfränkischen Familie zu hören wie sehr man sich um den späteren Attentäter von Würzburg gekümmert hat, aber die guten Leute waren eben einem solchen Fanatiker gegenüber hilflos überfordert (Verweis auf die warnenden Hinweise: Mansour 2016). Nur eine fachkundige stringente Führung d.h. mit Wissen um den Islam und den Umgang mit Kriegsflüchtlingen kann für beide Seiten zum Erfolg führen. Auch darf bei aller Mühe um die Adaptation der Flüchtlinge an unser Leben nicht vergessen werden, dass wir den Ländern wie Syrien ihre Jugend nicht in Beschlag nehmen dürfen um unsere Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu füllen (Lama2006).

Eine Rückkehr in ihre Heimatländer nach Friedensschluss, bei erträglichen Lebensbedingungen, sollte noch immer das Ziel sein und nicht eine milliardenschwere Integration. Immerhin ist zu bedenken, dass die Kräfte der jungen Männer für den Wiederaufbau ihrer Heimat notwendig gebraucht werden.

So ist das vom Bundesverteidigungsministerium angestoßene Projekt zu loben mit dem, wenn auch nur einer begrenzten Zahl von Migranten, die Möglichkeit gegeben wird, handwerkliche Erfahrungen zu sammeln, die sie bei ihrer Rückkehr verwenden können.

5 Zusammenfassung

Zusammengefasst ist festzustellen, dass die Aufnahme von 1 Million Flüchtlinge in Deutschland möglich war, aber die Kompetenz aller Führungskräfte erforderlich machte, die in der Lage waren aufgrund organisatorischer Fähigkeiten den Einsatz der verfügbaren Ordnungskräfte, eben auch des Militärs (nicht nur zur Verwaltung!) und der Polizei einzusetzen um von Anfang an Herr der Lage zu bleiben. Erfassung der Flüchtlinge und die Kontrolle über sie, Betreuung und Verteilung waren über Wochen und Monate das Entscheidende, nicht Integrationspläne.

Natürlich war die Bereitschaft zur Aufnahme einer so großen Zahl von Menschen aus einem völlig anderen Kulturkreis eine humanitäre Leistung, die aber nicht kopf- und ahnungslos dem Land verordnet werden durfte ( ”wirschaffendas“).

Wie man mit gewaltigen Herausforderungen einer derartigen Migrationswelle innerhalb weniger Tage fertig wird und sie beherrscht, hat die Schweiz Ende des19. Jahrhunderts überzeugend praktiziert.

6 Danksagung

Wir danken der Stiftung Bourbaki Panorama Luzern und der Museumsleiterin Frau Irène Cramme für dieÜberlassung von Bildmaterial.

Literatur

Bichler, K.-H. und R. Shen (2009). Der Preußisch- Österreichische Krieg in Böhmen 1866. Trafo Berlin.

Deicher, Patrick (2009). Die Internierung der Bourbaki-Armee. Deicher Luzern.

Fehleisen, E (1893). Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Enßlin und Laiblin Reutlingen. Fontane, Theodor (1988). Der Krieg gegen Frankreich 1870/71. Manesse Zürich.

Lama, Dalai (2006). Zeitung 5.

”BegrenzungvonFlüchtlingszahlenlegitim“.In:FrankfurterAllgemeine Mansour, A (2016). Generation Allah. Fischer Frankfurt.

Russel, H.W. (2000).

”MeinesiebenKriege“.In:Hrsg.vonH.W.Russel.EichbornFrankfurt.

Kap. Der Deutsch-Französische Krieg1870/71.

Strässle, P. M. (2002).

”MilitärischeFührungsschule“.In:Hrsg.vonH.R.Fuhrer.Au.Kap.Grenz- besetzung1870/71und Internierung der Bourbaki-Armee.

Von Moltke, H. (1895). Geschichte des deutsch-französischen Krieges1870/71. Mittler Berlin.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Aufnahme von Flüchtlingen als humanitäre Leistung der Schweiz im 19. Jahrhundert
Untertitel
Ein Beispiel auch für unsere Zeit
Autoren
Jahr
2017
Seiten
13
Katalognummer
V379749
ISBN (eBook)
9783668571587
ISBN (Buch)
9783668571594
Dateigröße
3050 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Flüchtlinge, Schweiz, Bourbaki, Deutsch-Französischer Krieg
Arbeit zitieren
Prof. Dr. Karl-Horst Bichler (Autor:in)Heinz Prochazka (Autor:in)Andreas Ray (Autor:in), 2017, Aufnahme von Flüchtlingen als humanitäre Leistung der Schweiz im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379749

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