Rational Choice - Eine kritische Betrachtung


Hausarbeit, 2005

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Der Rational-Choice-Ansatz
a. Grundannahmen
b. Entscheidungsmethodik

3. Die Kritik am Rational-Choice-Ansatz
a. En Gros
i. Der Vorwurf der Unmoral
ii. Der Vorwurf der Nutzlosigkeit
b. En Detail
i. Angefallene Kosten
ii. Die Präferenz der Sicherheit
iii. Vermeidung von Verlusten
iv. Umkehrung der Präferenzen
v. Entscheidungen in Low-Cost-Situationen
vi. Entscheidungen aus Gewohnheit

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wurde Bundeskanzler Gerhard Schröder die Frage gestellt, ob er glaube, dass die sich US-amerikanische Regierung bei ihren Entscheidungen zu sehr nach religiösen Wertvorstellungen richte. Worauf der Bundeskanzler antwortete, dass er sich sicher sei, dass auch die Bush-Administration ihre Entscheidungen rein rational treffe.[1]

Er wird es nicht so gemeint haben, trotzdem könnte man ihm unterstellen, er gehe davon aus, dass alle politischen Entscheidungen rationale sind – rationale im Sinne des Rational-Choice-Ansatzes. Dieser Rational-Choice-Ansatz beschreibt einen theoretischen Vorgang, nach welchem der dazu gehörig typologisierte Mensch, der sogenannte Homo Oeconomicus, Entscheidungen fällt.

Bei diesem Ansatz handelt es sich um den im Allgemeinen und in der Politikwissenschaft im Besonderen am meisten und heftigsten diskutierten. Wie es in der Natur viel diskutierter Themen liegt, haben diese nicht nur Befürworter, sondern auch Kritiker, die ihre Richtigkeit bezweifeln.

So verhält es sich auch mit dem Rational-Choice-Ansatz: Wie von Beyme erläutert, wird dem Ansatz vor allem vorgeworfen, sich empirisch schlecht belegen zu lassen und nur in Situationen mit sehr beschränkter Anzahl von Handlungsoptionen zufrieden stellende Aussagen liefern zu können. In Bezug auf Cox führt er an, dass sich die Kritik des Ansatzes vor allem gegen seine rigorosesten Verfechter wende und außerdem kein anderer Ansatz so scharfen Tests unterworfen werde wie der des Rational Choice.[2]

Doch es wird auch oft darauf hingewiesen wird, dass sich diese Auseinandersetzungen nicht durch Meinungsverschiedenheiten begründen, sondern vielmehr auf Missverständnissen beruhen.[3]

Aus diesem Grund möchte diese Hausarbeit einen objektiven Blick auf den Rational-Choice-Ansatz werfen; das heißt zunächst ohne jegliche Wertung und anschließend sowohl Gründe für seine Befürwortung als auch für seine Ablehnung. So sollen im ersten Teil zunächst die Grundannahmen und die Methodik des Rational-Choice-Ansatzes vorgestellt und anschließend im zweiten Teil dann die Hauptbefürwortungs- und -kritikpunkte angesprochen werden.

Obwohl es verschiedene Theoriezweige dieses Ansatzes gibt, wird im Rahmen der Arbeit der Rational-Choice-Ansatz dennoch als ein allgemeiner Überbegriff für die verschiedenen Teilbereiche verwendet, und der Auffächerung durch eine kurze Vorstellung dieser genüge getan sein.

2. Der Rational-Choice-Ansatz

Bevor die positiven als auch negativen Kritikpunkte des Ansatzes diskutiert werden können, muss der Stein des Anstoßes zunächst objektiv und ohne jegliche Wertung vorgestellt werden. Außerdem ist festzuhalten, dass im Folgenden immer davon ausgegangen wird, dass ein Akteur eine Handlungsalternative hat, also mindestens zwei Möglichkeiten, sich zu entscheiden, die Handlung des Nichthandelns mit eingeschlossen.

a. Die Grundannahmen

Es sind vor allem drei Grundannahmen, auf die in den Sozialwissenschaften der Rational-Choice-Ansatz fußt:

Das ist a) der methodologische Individualismus: Soziale Situationen begründen sich durch individuelle Handlungen. Das ist b) die Entscheidung nach rationaler Wahl: Die oben genannte individuelle Handlung beruht auf einer Entscheidung, die rational getroffen wurde. Und das ist c) die nutzenmaximierende Handlung: Die individuelle rational getroffene Entscheidung ist dann rational, wenn alle Handlungsalternativen unter Berücksichtigung aller dadurch auftretenden Vor- und Nachteilen mit den Präferenzen des Akteurs abgewogen wurden und sich der Akteur für diejenige Handlungsalternative entscheidet, die seinen Nutzen maximiert. Es wird angenommen, dass es mehrere grundlegende Präferenzen gibt, die die meisten Akteure aufweisen und die dadurch mehr oder weniger stabil sind.[4]

Nach diesen Grundannahmen handelt der sogenannte Homo Oeconomicus; Esser beschreibt diesen in einem Satz: Er maximiert „seinen individuellen Nutzen auf der Grundlage vollkommener Information und stabiler Präferenzen im Rahmen gegebener Restriktionen“[5]. Im Allgemeinen wird jedoch nicht mit dem Homo Oeconomicus in Reinform argumentiert, sondern mit dem differenzierteren Modell des sogenannten RREEMM[6], mit einem „zwar über gewisse Ressourcen verfügenden, gleichwohl in seinen Handlungsmöglichkeiten beschränkten, aber immerhin zur Bildung von Erwartungen hinsichtlich künftiger Ereignisse sowie zur Bewertung alternativer Situationen fähigen und auf die Maximierung seines Nutzens bedachter“[7] Akteur.

Mit diesen Grundannahmen als Basis unterscheiden sich die Rational-Choice-Theoretiker des Weiteren in zwei strukturellen Entscheidungsannahmen: Zum einen die parametrische Wahl, bei der davon ausgegangen wird, dass ein Akteur mit seiner Umwelt als fester Parameter bei seiner Entscheidungsfindung rechnen kann. Zum anderen die strategische Wahl, bei der im Unterschied zu Vorausgegangenem die Umwelt des Akteurs nicht als fester Parameter, sondern als eine abhängige Variable verstanden wird. Die Entscheidungen des Akteurs rufen Rückwirkungen auf die Entscheidungen der Akteure in seiner Umwelt hervor. Im Bereich der Politikwissenschaft wird die strategische Wahl als wesentlich interessanter angesehen, gerade in Bezug auf Situationen strategischer Interaktionen in der Spieltheorie.[8]

b. Die Entscheidungsmethodik

Die Entscheidung wird determiniert a) durch die Präferenzen des die Entscheidung treffenden Akteurs und b) durch den Grad, mit welchem der Akteur erwartet, dass die mögliche Konsequenz eintritt: Nutzen und subjektive Wahrscheinlichkeit.[9] Die Präferenzen eines Akteurs wiederum werden durch eine weitere Determinante beeinflusst: Restriktionen – Beschränkungen, denen der Akteur unterworfen ist. Dies können – um nur ein paar Beispiele zu nennen – ein finanzieller Rahmen, Gesetze, Abstimmungsregulierungen oder mentale und körperliche Fähigkeiten sein.[10]

[...]


[1] vgl. Schröder, Gerhard 2005: „Schöder-Interview: Fischer bleibt Außenminister“, 18.03.2005: http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~EFDAF54C8F26C4E668745D2336E6ABAB8~ATpl~Ecommon~Scontent.html (18.03.2005)

[2] vgl. Beyme, Klaus von: „Die politischen Theorien der Gegenwart“, 8. überarb. Auflage, Wiesbaden 2000, S. 144 ff.

[3] vgl. Schmitt, Annette: „Ist es rational, den Rational Choice-Ansatz zur Analyse politischen Handelns heranzuziehen?“, in: Druwe, Ulrich / Kunz, Volker (Hrsg): „Handlungs- und Entscheidungstheorien in der Politikwissenschaft“, Opladen 1996, S. 102-126

[4] vgl. Zimmerling, Ruth: „’Rational Choice’-Theorien: Fluch oder Segen für die Politikwissenschaft?“, in Druwe, Ulrich / Kunz, Volker (Hrsg): „Rational Choice in der Politikwissenschaft. Grundlagen und Anwendungen“, Opladen 1994, S. 15ff.

[5] Esser, Hartmut: „Soziologie. Allgemeine Grundlagen“, Frankfurt - New York 1993, S. 236

[6] Abkürzung für: resourceful, restricted, expecting, evaluating, maximizing man.

[7] Zimmerling, Ruth: a.a.O., S. 16

[8] ebenda, S.17f.

[9] vgl. Opp, Karl-Dieter: „Die Entstehung sozialer Normen. Ein Integrationsversuch soziologischer, sozialpsychologischer und ökonomischer Erklärungen“, Tübingen 1983, S. 34f.

[10] vgl. ebenda, S. 33

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Rational Choice - Eine kritische Betrachtung
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Politikwissenschaft)
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V37972
ISBN (eBook)
9783638371735
ISBN (Buch)
9783640330324
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rational Chioce, Homo Oeconimicus
Arbeit zitieren
Tilman Scheipers (Autor:in), 2005, Rational Choice - Eine kritische Betrachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37972

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